Liebe Sünde

1993-1994 (Vox); 1994-2000 (Pro Sieben). Einstündiges Aufklärungsmagazin, das sich in Gesprächen und Beiträgen mit erotischen Themen befasst, ohne dabei voyeuristisch zu werden. Es geht mal ernst, mal ironisch, aber vergleichsweise journalistisch um Prostitution, Gruppensex oder Voyeurismus.

Erster Moderator war Matthias Frings, der das Magazin auch entwickelt hatte. Es wurde zur erfolgreichsten Sendung des jungen Senders Vox. Als der vorübergehend vor dem Konkurs stand, wechselte das Magazin mitsamt Moderator Frings zu Pro Sieben. Im Juli 1995 übernahm Andrea Thilo die Moderation, im Oktober 1997 Mo Asumang. Es wurde allmählich dann doch voyeuristisch.

Im April 1995 beanstandete die zuständige Landesmedienanstalt zwei Sendungen des Vorjahres. Es ging zum einen um einen Verstoß gegen den Jugendschutz: Mehrere Beiträge hätten nicht vor 22.00 Uhr gezeigt werden dürfen. Gewichtiger noch war die Kritik an einem Beitrag über Aids bei Pornodarstellern. Liebe Sünde habe Ausschnitte aus Pornos „nicht nur als sinnvoll-veranschaulichende Ergänzung der Wortbeiträge“ eingesetzt, sondern den ganzen Beitrag „pornografisch unterlegt“ und damit gegen das Pornografieverbot im Rundfunk verboten. Die Aufseher forderten Pro Sieben auf, Liebe Sünde erst ab 23.00 Uhr zu zeigen — der Sender ignorierte dies. Bis zur Einstellung der Sendung blieb Mittwoch, 22.15 Uhr, der reguläre Termin. 1996 kam es zu einem Strafprozess wegen verschiedener angeblich pornografischer Szenen, der gegen die Zahlung eines Bußgelds eingestellt wurde.

NachmitTalk

1993-1994 (Vox). Tägliche Nachmittags-Talkshow mit Thomas Wilsch.

In 45 Minuten wurden um 17.15 Uhr je drei meist ziemlich staatstragende Themen behandelt. Gleich am Anfang kam es zum Skandal: Ein Rentner aus dem Publikum beschimpfte Asylanten, und der Moderator schritt nicht ein.

Link: Nachmittalk

Canale Grande

1993-1994 (Vox). Wöchentliches einstündiges Medienmagazin mit Dieter Moor, das hinter die Kulissen der Presse und des Fernsehens blickte.

Die Show war eine der ersten — und langfristig auch einzigen — Sendungen, mit denen der noch junge Sender Vox Aufsehen erregte. Kritiker lobten und liebten das Magazin und seinen Moderator Moor, der die Zuschauer stets mit „Liebe Zielgruppe“ begrüßte. In die Schlagzeilen geriet er, als er sich in einer Sendung vor laufender Kamera komplett auszog, um mal zu testen, was eigentlich passiert, wenn sich ein Moderator während einer Anmoderation komplett auszieht. Nämlich nichts. Nur nachträglich eine Debatte in den Zeitungen.

Die Reihe brachte es auf 66 Ausgaben. Nach dem Umkrempeln des Senders wurde das Konzept in ähnlicher Form bei Premiere weitergeführt, unter dem Namen „studio/moor“. Spätere Medienmagazine waren Parlazzo und Zapp.

Neues aus Maden-Maden (9)

Das Schönste an der 13. Folge war wieder die Anti-Werbung für die RTL-CD zur Sendung.

Zietlow: 15 Knallerhits drauf für ein Publikum, das nicht weglaufen kann.

Bach: Lauter Kracher. Mit denen kriegen sie jedes Festzelt voll — gesetz den Fall natürlich, dass Sie ein paar Hundert Stück kaufen.

(Sie werfen die CD wieder in den Dschungel und schauen ihr hinterher.)

Bach: Jetzt müssen wir schon wieder ’ne Neue kaufen! — Naja gut, sind wenigstens drei verkauft.

Und sonst? Ich weiß nicht, ob es an mir liegt oder an der Show, aber irgendwie ist die Luft ist raus. Zu wenig Konflikte, zuviel Routine. Im Camp ist es zu leise, außenrum viel zu laut.

Eike Immel musste für die Dschungelprüfung in eine Art Sarg, sich von Ratten bekrabbeln lassen, und fand hinterher noch eine vorne in seiner Hose. Tja. Aber dann sang er für seine Michaela Schaffrath „Zu nah am Feuer“ von Stefan Waggershausen & Alice:

Eike: Zu nah am Feuer /
Zu nah am Tabu /
Wir küssen die Nacht…

Michaela: Nur ich und du!

Stefan, 24. Januar 2008, 01:30.

Noch ein DJ-Tomekk-Video aufgetaucht!

Stefan, 23. Januar 2008, 00:50.

In Memoriam: The Blobs

BBC Three hat seinen sensationell sympathischen Pausenfüllern, den Blobs, gekündigt. Die Blobs sind rotbraune, gummiartige, angenehm adipöse Wesen, die zwischen den Sendungen auftauchten. Sie haben weder Nasen noch Arme und Beine, weil sie ursprünglich von Aardman Animations („Wallace & Gromit“) entwickelt wurden, um allein mit Augen- und Mundbewegungen möglichst genau und aussagekräftig gesprochene Texte nachzubilden. Die Agentur Lambie-Nairn machte aus ihnen die Idents für BBC Three, für die vorhandene Tonschnipsel verwendet wurden.

Ja, sehr merkwürdig. Und so toll:

Nach fünf Jahren hat die Marktforschung nun angeblich ergeben, dass Menschen, die keine Stammzuschauer des jungen und vergleichsweise radikalen BBC-Three-Programms waren, die Blobs verwirrend, kalt und krakeelerisch fanden. Deshalb verschwinden sie jetzt skandalöserweise im Rahmen eines größeren Relaunches des Senders, dürfen sich aber vorher wenigstens noch mit Stil verabschieden — unter anderem mit „So long, Farewell“, „Bye Bye Baby“ und „I will survive“.

(Und das „Organgrinder“-Blog des „Guardian“ hat schon die notwendige Kampagne gestartet: „Save the BBC3 blobs“.)

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Stefan, 22. Januar 2008, 19:39.

RTL macht mit den Anwälten kurzen Prozess

Im Grunde ist die Sache einfach: Wenn man an eine Serie glaubt, die man produziert hat, lässt man sie nicht ein Jahr ungesendet rumliegen. Und man setzt sie nicht nach einer einzigen Folge ab, ohne wenigstens abzuwarten, ob vielleicht die (wenigen) Menschen, die die erste Folge gesehen haben, ihren Freunden sagen, wie gut sie war, und die zweite Folge deshalb schon von mehr Menschen gesehen wird.

Es spricht nichts dafür, dass RTL je an Die Anwälte geglaubt hat, die Anwaltsserie mit Kai Wiesinger, die der Sender nun bereits nach der Premiere abgesetzt hat. Und wenn man die Pressemitteilung liest, in der RTL diese Entscheidung bekannt gibt, ahnt man auch, warum der Sender selbst mit seiner Produktion nie warm wurde:

Die qualitativ hochwertige Serie „Die Anwälte“, die am 14.01. gestartet ist, blieb mit 10,8 Prozent Marktanteil beim jungen Publikum deutlich unter den Erwartungen des Senders und wird deshalb nicht fortgesetzt.

Vielleicht war die Serie Die Anwälte einfach zu qualitativ hochwertig. Für RTL. Ob sie es auf Dauer auch für das Publikum gewesen wäre, werden wir vermutlich nie erfahren.

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Stefan, 22. Januar 2008, 14:38.

Neues aus Maden-Maden (8)

Sie sind die wahren Helden von Ich bin ein Star — holt mich hier raus: Die Menschen, die die Musik aussuchen, mit denen die Szenen unterlegt sind, und natürlich die Cutter, die sie dann passend schneiden. DJ Tomekk hat sich möglicherweise bei der Dschungelprüfung verletzt, jedenfalls bewegt er sich nur noch mit schmerzverzerrtem Gesicht oder gar nicht. Und während wir sehen, wie er sich theatralisch an einem Stock aufrichtet und am Lagerfeuer vorbeihumpelt, sich ausziehen und zudecken lässt, hören wir: „Was hat dich bloß so ruiniert“ von den Sternen. Sie haben sogar auf die Stelle, als es heißt: „… mit Papa und Mama [streiten] …“ Bilder von Björn-Hergen Schimpf und Barbara Herzsprung gelegt. Und als Tomekk sich dann unter Schmerzen auf sein Lager fallen lässt, erklingt anstelle eines Schreis dies hier.

Andererseits haben die Moderatoren Sonja und Dirk erklärt, „Tomekk“ sei das polnische Wort für „Simulant“, und sich zu folgender Schmerzimprovisation inspirieren lassen:

Zietlow: Mist, hey, ich bin voll auf ’ne Ameise getreten. Das geht vielleicht in den Rücken! (…) Und was hast du? Also, mir hat meine Make-Up-Stylistin vorhin ganz feste mit nem kleinen Propeller ins Gesicht gepustet!
Bach: Ich hab mir gerade die Hand in den Rücken gedrückt!

Trotzdem sei nicht zu befürchten, dass Tomekk vorzeitig das Camp verlasse, schließlich sei er Rapper. Und mit Rappern ist das ja so:

Bach: Wenn die ’ne Kugel in den Bauch bekommen, dann gehen die nicht zum Arzt, sondern zum Klempner. Wenn die Liegestütze machen, drücken die sich nicht hoch, sondern die Erde runter. Wenn man denen beide Beine bricht, dann stört die eigentlich nur das Geräusch beim Laufen. Die lernen erst fluchen und dann sprechen. Die kommen nicht auf die Welt, sondern die Welt kommt auf ihnen. Wenn die ein Tiger beißt, dann hat der Tiger hinterher Zahnschmerzen. Wenn die Sex haben…

Hier brach die Übertragung ab.

Julia wurde als erste aus dem Dschungel gewählt, was beweist, dass man keine langweilige Zwei-Stunden-Show veranstalten muss, um die Theorie von der „Weisheit der vielen“ zu beweisen.

Ach, und vielleicht könnte ich bei der Gelegenheit noch erzählen, dass es, wenn ich für jemanden anriefe, Ross wäre. Er hat in den letzten Tagen mein Herz erobert. Er ist auch der einzige, der einen in fast jeder Situation doppelt unterhält. Erst, wenn er panisch im Wald steht, „SNAKE!“ ruft und so tut, als würde die sympathische Python, die sich da durchs Unterholz schlängelt, gleich mit einem Haps das gesamte Lager samt Insassen verschlingen. Und dann, wenn er die Szene hinterher mit seiner rechten Hand als sprechender Schlange selbstironisch nachspielt. Ross for Dschungelkönig!

Stefan, 21. Januar 2008, 00:15.

Neues aus Maden-Maden (7)

Ich frage mich, ob die einzelnen Folgen von Ich bin ein Star — holt mich hier raus hinterher wissenschaftlich ausgewertet werden. Als Anschauungsmaterial für ein Psychologie-Hauptseminar zum Beispiel, das sich mit der Frage beschäftigt, wie verschieden Menschen unter großem Druck reagieren.

Da war zum Beispiel Isabel Edvardsson, die am Freitag eine Prüfung machen musste, die für sie besonders unerträglich war: Sie, die offenbar einen größeren Teil jedes Tages damit verbringt, sich um ihr makelloses Aussehen zu kümmern, musste den Kopf in allerlei Schleim und Getier halten und hatte am Ende den ganzen Körper voller Insekten und undefinierbarem Dreck. Und faszinierend war, dass sie diese Prüfung scheinbar fast unbewegt absolvierte, mit höchster Disziplin eine Zumutung nach der anderen ertrug — und hinterher, als sie wieder zu den anderen ins Lager kam, umso massiver zusammenbrach. Es war eine der erschütterndsten Szenen, wie sie verzweifelt, hysterisch, weinend im Teich badete und dabei wirkte, als wollte sie nicht nur die Überreste der Prüfung von ihrem Körper entfernen, sondern auch jede Erinnerung daran.

War das nur die Überreaktion einer Frau, die bessesen ist von ihrem makellosem Aussehen? Die es schlimmer findet, von anderen in dreckigem Zustand gesehen zu werden, als den Kopf in Insekten zu stecken? Oder ist ihr Verhalten ganz normal für einen professionellen Sportler, der es mit seiner antrainierten Disziplin schafft, eine Weile lang die Unerträglichkeit einer Situation auszublenden (und hinterher, in diesem Fall zumindest, erst recht von ihr eingeholt zu werden)?

Im Gegensatz dazu Julia, die die Aussicht, in 40.000 Kakerlaken zu baden, nur so lange ausblenden konnte, bis sie die Tiere unmittelbar über sich sah. Natürlich kann man streiten, ob das für oder gegen sie spricht: dass sie die Prüfung noch vor dem Beginn abbrach (insbesondere weil Julia ungefähr jeden Belastbarkeitstest in der Sendung nicht bestanden hat). Aber ich fand es sehr beruhigend, dass es da auch Kandidaten gibt, die reif genug sind, Nein zu sagen, und es nicht demütigender finden als zigtausend Insekten über sich gekippt zu bekommen.

Und dann Lisa, die das Camp wegen einer Entzündung der Magenschleimhaut verlassen musste. Ein paar Stunden vorher hatte sie noch die meisten Mitstreiter verdächtigt, falsch zu sein und sie hinter ihrem Rücken zu verraten. Nun umarmte sie jeden und nannte sie alle, alle „ganz tolle Menschen“, und ich glaube nicht mal, dass das bewusst geheuchelt war. Am traurigsten war der Moment, als sie mit ihrer Mutter telefonierte und ihr sagte, dass sie aufgeben musste, und immer wieder betonte, wie unbedingt sie durchhalten und stark sein wollte: „Du weißt, ich bin so stark gewesen, du hast es selber gesehen.“ Ich glaube, Starksein wird überschätzt.

Schön war Lisas Komplimentversuch für Barbara Herzsprung:

Mit der könnte man heute noch in die Disco gehen, und die würde abgehen wie ein… wie ein… nasser Turnschuh.

Aber natürlich nicht so schön wie diese Synonyme von Sonja Zietlow und Dirk Bach für die Kandidaten:

„tag- und nachtaktiver Tanzbär“
(Ross Antony)

„Gottesanbeterin, die sogar ihre Farbe wechseln kann“
(Barbara Herzsprung)

„Zauberpony“
(Barbara Herzsprung)

„gefährliches Aggro-Äffchen“
(DJ Tomekk)

„singender Schlafsack“
(Bata Illic)

„das Innenfutter von Karlchen“
(Björn-Hergen Schimpf)

Über Schimpf verrieten die Moderatoren noch, dass er der einzige gewesen sei, der sich selbst um eine Teilnahme an der Show beworben habe. Weitere Moderations-Höhepunkte:

(nachdem Julia die Dschungelprüfung abgebrochen hat)
Zietlow: Und ich hab die ganze Nacht hier gesessen und 40.000 Kakerlaken abgezählt…

Bach: Ein trauriger Tag im Dschungel. Neun hungrige Mägen und 40.000 enttäuschte Kakerlaken. Wir hätten denen nicht vorher noch den „Playboy“ zeigen sollen.

Bach: Medizinisch sieht es im Camp folgendermaßen aus. Babba hat offene Füße vom Barfußlaufen, der Bata Liegeschwielen und der Rest hat Hornhaut an den Ohren vom Eike Immel.

Zietlow: Ich finde es total süß, dass sich da unten im Camp ein zartes Pflänzchen entwickelt zwischen Eike und Michaela.
Bach: Die passen aber auch einfach gut zusammen. Beide sind Singles, beide hatten früher die gleiche Zielgruppe, beide waren sehr erfolgreich in ihrem Beruf…
Zietlow: Eike Immel zum Beispiel hat in 147 Partien keinen reingelassen!
Bach: Ja, gut, es gibt Unterschiede…

Und schließlich die vielleicht ehrlichste Eigenpromotion einer RTL-CD überhaupt:

Beide (machen nach einem Gesangswettbewerb unter den Kandidaten Michaelas Lied nach und singen): Ich habe Zwiebeln auf dem Kopf, ich bin ein Döner…
Zietlow: Ja, meine Damen und Herren, auch dieser Song ist nicht auf dieser CD, die ab sofort im Handel erhältlich ist (zeigt die offizielle CD zur Sendung).
Bach: Und auch Eikes Rap-Versuche sind nicht auf dieser CD. Für mich zwei wichtige Gründe, diese CD zu kaufen — wenn nicht sogar die einzigen.
(Er wirft die CD von einer Brücke in den Dschungel. Als Sonja protestiert, beruhigt er sie:)
Bach: Schatz, was gut ist, kommt auch wieder zurück. (Beide schauen der CD hinterher in die Tiefe.) — Komisch, bleibt unten.

Stefan, 20. Januar 2008, 18:17.

Michaela Schaffrath wird Dschungelkönigin

Gut, die Überschrift ist schwer übertrieben und wird sich womöglich schon in wenigen Tagen zudem als falsch herausstellen. Aber das Ergebnis der Dschungelwette von fernsehlexikon.de ist eindeutig, um nicht zu sagen: sensationell.

217 Leser haben mitgetippt, und sie sehen Michaela Schaffrath mit einem gewaltigen Vorsprung an erster Stelle. Sie erreicht auf der Skala von 1 (Dschungelkönig) bis 9 (muss als erster das Camp verlassen) einen Durchschnittswert von 2,4. Mit weitem Abstand folgen Ross Anthony (4,41) und DJ Tomekk (4,44) auf den Plätzen zwei und drei. Das Mittelfeld liegt eng beieinander; nur die beiden letzten Plätze sind dann wieder sehr eindeutig: Die „Fernsehlexikon“-Tippgemeinschaft glaubt, dass Julia Biedermann (7,0) und Bata Illic (6,7) als erstes aus Ich bin ein Star — holt mich hier raus rausgewählt werden.

Stefan, 20. Januar 2008, 00:09.
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