Dr. Quinn — Ärztin aus Leidenschaft

1993—1999 (RTL 2). 146-tlg. US-Westernserie von Beth Sullivan („Dr. Quinn, Medicine Woman“; 1993–1998).

Colorado Springs im Jahr 1880: Die junge Ärztin Michaela „Mike“ Quinn (Jane Seymour) hat gerade ihren Vater verloren und eröffnet nun ihre eigene Praxis im Haus des jungen Witwers Byron Sully (Joe Lando). Zunächst hat sie gegen Widerstand in der Bevölkerung zu kämpfen, sie setzt sich aber durch. Als einer ihrer Patienten stirbt, nimmt sie dessen Kinder Matthew (Chad Allen), Colleen (Erika Flores, ab der dritten Staffel: Jessica Bowman) und Brian Cooper (Shawn Toovey) bei sich auf. Am Ende der dritten Staffel heiraten Dr. Quinn und Sully, und sie bringt ein Jahr später Tochter Katie (Megan, Alexandria und McKenzie Calabrese) zur Welt.

Weitere Einwohner von Colorado Springs sind: Ladenbesitzer Loren Bray (Pilotfilm: Guy Boyd; dann: Orson Bean), der Friseur und spätere Bürgermeister Jake Slicker (Pilotfilm: Colm Meaney; dann: Jim Knobeloch), Lorens Schwägerin Dorothy Jennings (Barbara Babcock), die die Zeitung herausgibt, Saloonbesitzer Hank Claggerty (William Shockley), seine Bedienung Myra (Helene Udy), Myras späterer Ehemann Horace Bing (Frank Collison) vom Telegrafenamt, der schwarze Schmied Robert E. (Henry G. Sanders) und der indianische Medizinmann Cloud Dancing (Larry Sellers). Matthew verlobt sich mit Ingrid (Ashley Jones; ab Folge 3: Jennifer Youngs), die in der vierten Staffel durch den Biss eines tollwütigen Wolfs stirbt.

Die Zeit der Westernserien war eigentlich schon 30 Jahre vorbei, als diese neue zur allgemeinen Überraschung ein Publikumserfolg wurde. In Deutschland landete der noch junge und kleine Sender RTL 2 einen Glücksgriff: Ausgestrahlt sonntags um 19.00 Uhr wurde die Serie jahrelang die mit Abstand meistgesehene Sendung der Woche bei RTL 2. Im Laufe der Zeit ließ das Interesse von Zuschauern und Sender jedoch nach, und die letzte Staffel wurde nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit samstagmorgens gegen 7.00 Uhr versendet.

Ein Mountie in Chicago

1995 (RTL 2); 1997–2001 (Pro Sieben). 67 tlg. US kanad. Krimi-Comedyserie von Paul Haggis („Due South“; 1994–1998).

Der naturverbundene Benton Fraser (Paul Gross) war eigentlich Polizist in den kanadischen Bergen. Dann kam er nach Chicago, um den Mörder seines Vaters zu suchen. Seitdem arbeitet er mit dem zynischen Großstadtpolizisten Ray Vecchio (David Marciano) zusammen. Gemeinsam bekämpft das ungleiche Paar das Verbrechen und wird dabei stets von Frasers altersschwachem und taubem Wolfshund Diefenbaker begleitet. Auf dem Polizeirevier arbeiten noch Captain Welsh (Beau Starr), Louis Guardino (Daniel Kash), Jack Huey (Tony Craig) und Elaine Besbriss (Catherine Bruhier). Der Geist seines toten Vaters Robert (Gordon Pinsent) erscheint Fraser immer wieder und gibt ihm Ratschläge. In der zweiten Staffel wird Margaret Thatcher (Camilla Scott) die neue Chefin auf dem Revier. Eines Tages verschwindet Ray spurlos, und Stanley „Ray“ Kowalski (Callum Keith Rennier) wird ab der dritten Staffel Frasers neuer Partner.

Die Serie erreichte in Deutschland nie die Popularität, die sie verdient hätte. Sie spielt nicht nur mit dem Kontrast der nüchternen Großstadtpolizisten mit dem Mountie, der vom Land kommt, über erstaunliche Fähigkeiten und Instinkte verfügt sowie von einem Hund begleitet wird, der ein Wolf sein soll. Sie ist in weiten Teilen auch eher eine Parodie auf das Krimigenre als ein echter Krimi. Vielleicht war auch der Humor, z. B. einer taffen, karrieregeilen Chefin den Rollennamen Margaret Thatcher zu geben, zu subtil.

RTL 2 zeigte die 23 Folgen der ersten Staffel immer am Sonntagabend unter dem Titel Ausgerechnet Chicago. Die anderen beiden Staffeln liefen später unter dem neuen Titel am Sonntagnachmittag auf Pro Sieben.

Die verrückte Vampy-Show

1996–1997 (RTL 2). Halbstündige nachmittägliche Spielshow für Kinder mit Anna Bosch und der Puppe Vampy, bekannt aus ihrer eigenen Show Vampy.

Vampy

1993–2002 (RTL 2). Kindersendung und Rahmenprogramm für Zeichentrickserien.

Der putzige Puppenvampir Vampy von der Insel Hiermoonikloog wohnt jetzt in der Werkstatt der Erfinderin Thea (Dorothea Riemer). Gemeinsam mit ihr moderiert Vampy das Kinderprogramm, erklärt Wissenswertes aus dem Alltag und der Welt der Erwachsenen und schlüpft in verschiedene Rollen. Im Lauf der Zeit kommen weitere Puppen dazu: DJ, Schulz und Lilly; Thea verschwindet.

Hinter Vampy steckte das Team, das zuvor schon für Bim Bam Bino zuständig gewesen war; Vampys Sprecher war Binos ehemalige Stimme Siegfried Böhmke. Auch der Trick zur Umgehung der Werberichtlinien war der gleiche. Weil Kindersendungen nicht unterbrochen werden dürfen, wurden die nur wenige Minuten langen Vampy-Szenen als eigenständige Sendungen deklariert. Von diesen gab es bis zu elf am Tag, das Kinderprogramm dauerte zeitweise acht Stunden. Vampy tauchte auch in einigen anderen und längeren Sendungen auf, z. B. in Die verrückte Vampy-Show.

Bitte lächeln

1990–1992 (Tele 5); 1993 (DSF); 1993–1998 (RTL 2). Amateurvideoshow.

Täglich plumpsen irgendwo auf der Welt Kinder von Schaukeln, rutschen Männer aus Hängematten, glitschen Frauen in Schwimmbecken und scheppern Hunde gegen Glastüren. Und immer öfter stand ein Familienmitglied mit der Videokamera daneben und schickte die Aufnahmen des Missgeschicks freundlicherweise an einen Fernsehsender. Noch Jahre später liefen diese Aufnahmen irgendwo anders auf der Welt in Sendungen wie Bitte lächeln. Vom Klassiker Pleiten, Pech und Pannen unterschied sie sich, indem sie sich auf Heimvideos beschränkte und nicht auch Pannen aus Funk und Fernsehen zeigte – vor allem jedoch dadurch, dass man einigermaßen ambitioniert versuchte, das Geschehen schadenfroh und am liebsten gereimt zu kommentieren. Zu den Aufnahmen von zwei Jungs, die sich während einer chinesischen Prozession prügeln, hieß es aus dem Off: „Es war einmal gewesen / in einer Schule der Chinesen, / da kam’s mit großer Vehemenz / zu einer Fäusteturbulenz. / Der eine schlug so ganz pauschal / dem anderen in sein Oval. / Doch dort ist’s eine Spur sozialer, / in China sind die Veilchen schmaler.“

Anfangs moderierten Mike Carl und Gundis Zámbó die 50-minütige Abendshow sonntags um 20.15 Uhr. Als das Format 1993 mit Einstellung des Senders Tele 5 zum Deutschen Sportfernsehen DSF wechselte, wurden Manfred Erwe und Jessica Stockmann für kurze Zeit neue Moderatoren. In der zweiten Jahreshälfte griff RTL 2 die Sendung auf, und es übernahm wieder Mike Carl, diesmal gemeinsam mit Martina Menningen – das „TV-Dream-Team“, wie der Sender fand (derweil liefen im DSF noch ein paar zuvor konservierte Folgen mit dem alten Team). Die Show war jetzt nur noch eine halbe Stunde lang, wurde aber täglich ausgestrahlt. Carl und Menningen wurden 1997 durch Matthias Opdenhövel und Aleksandra Bechtel ersetzt, um jüngere Zuschauer zu gewinnen (beide hatten vorher zusammen „Was geht ab?“ auf VIVA moderiert). Bitte lächeln wurde wieder zur Wochenendshow, bis RTL 2 sie 1998 einstellte.

Doch im Fernsehen gibt es, gerade für solche Sendungen, ein Leben nach dem Tod. Schwupps! hieß das gleiche Format mit – na? – Mike Carl auf tm 3, von Hunderten ähnlichen Formaten auf allen Sendern ganz zu schweigen. Eine ähnlich beschwerliche Reise durch verschiedene Sender machte nach der Einstellung von Tele 5 die Spielshow Ruck Zuck durch.

Schwupps!

1999–2000 (TM3). Eine der zahlreichen Shows, in der lustige Pannen auf Heimvideos gezeigt wurden. Direkter Nachfolger von Bitte lächeln — mit dessen erstem Moderator: Mike Carl. Später übernahm Giulia Siegel.

Lief werktags um 19.45 Uhr.

Ruck Zuck

1988–1992 (Tele 5); 1993–1995 (RTL 2); 1997–2000 (tm3); 2004–2005 (Tele 5). Halbstündige Vorabend-Gameshow.

Je ein fünfköpfiges Männer- und Frauenteam treten gegeneinander an. Die Kandidaten eines Teams müssen einander Begriffe umschreiben. Der Erklärende darf dabei keine entscheidende Umschreibung und kein Schlüsselwort benutzen, das vor ihm schon ein anderer Erklärender gebraucht hat. Auch Gesten und Geräusche sowie Ausdrücke mit dem gleichen Wortstamm wie das gesuchte Wort sind tabu.

Nacheinander müssen die Kandidaten eines Teams den gesuchten Begriff erraten. Bis sie an der Reihe sind, tragen sie Kopfhörer, können also nichts hören, und haben dem Mitspieler, der vor ihnen an der Reihe ist, den Rücken zugewandt. Sie haben also keine Ahnung, welche Formulierungen schon gefallen und damit verboten sind. Der Hintermann schlägt ihnen, wenn sie dran sind, auf die Schulter, gern wiederholt mit voller Wucht, brüllt ihnen dann mit 200 Dezibel seine Umschreibungen ins Gesicht und wird ungehalten, wenn sie nicht sofort erraten werden. Benutzt ein Kandidat ein vorher genanntes Schlüsselwort, ertönt die Hupe, und Schiedsrichter Günther greift ein.

In der Schlussrunde nennt der Teamführer der Siegermannschaft vier Begriffe, die ihm zu einem Oberbegriff einfallen, während die anderen Mannschaftsmitglieder wieder mit Kopfhörern taub gemacht werden. Kommen sie innerhalb von je fünf Sekunden auf alle genannten Wörter, gewinnen sie Geld. Insgesamt drei Runden werden nun gespielt, mit einem höchsten Tagesgewinn von 4800 DM. Das Siegerteam kann bis zu sechsmal an der Show teilnehmen. Kommt es bei diesem sechsten Auftritt wieder ins Finale, spielt es dort – egal, wie viel vorher zusammengekommen ist — um 100 000 DM.

Moderator der ersten 1032 Sendungen war Werner Schulze-Erdel. 1992 hatte er es wohl satt, für Tele 5 den Fließband-Showmaster zu geben, und gab ihn stattdessen im Familienduell für RTL. Sein Nachfolger wurde Jochen Bendel.

Als der Sender Tele 5 seinen Betrieb einstellte, begann für die Show eine lange Odyssee mit langen Pausen, vergleichbar nur mit der von Bitte lächeln. Zunächst wechselte sie nahtlos mitsamt Bendel als Moderator zu RTL 2, wo sie 533-mal lief, später zu tm3, wo es allerdings nur noch die Hälfte zu gewinnen gab. tm3 stellte die Show nach mittlerweile mehr als 2500 Sendungen Ende 2000 ein, wiederholte sie aber noch ein halbes Jahr lang. Drei Jahre später kam Ruck Zuck zurück zum inzwischen wiederbelebten Sender Tele 5, jetzt als deutsch-österreichische Koproduktion mit je einem Team aus jedem Land, und diesmal noch billiger produziert: Außer an den nach wie vor halbierten Gewinnen war auch am Studiopublikum gespart worden. Erstmals durften die Mannschaftsmitglieder unterschiedlichen Geschlechts sein. Bendel war wieder dabei. Er moderierte ab der 60. neuen Folge im Wechsel mit dem Österreicher Matthias Euler-Rolle. Gleich mit der zweiten Ausgabe konnte er ein Jubiläum feiern: seine 1500. Sendung.

Ruck Zuck basiert auf dem amerikanischen Format „Bruce Forsyth’s Hot Streak“. Es überlebte in den USA zwar nicht einmal ein Vierteljahr, wurde aber in viele Länder im Ausland verkauft. Nirgends war es allerdings so langlebig wie in Deutschland. Ruck Zuck ist die ideale Vorabend-Gameshow: billig zu produzieren, ohne ermüdende Fragen nach Allgemeinwissen und immer wieder unterhaltsam, egal ob die Teams den Geschlechterstreit nun verbissen ernst sahen oder die Show einfach zur albernen Selbstdarstellung nutzten. Manche Teams aus Firmen oder Vereinen hatten offensichtlich wochenlang für die Sendung geübt.

Weder Schulze-Erdel noch Bendel gaben sich besondere Mühe, den repetitiven Charakter der Sendung und ihrer Moderation zu verbergen. Zum Ritual gehörte es auch, dass ein Team, das zum sechsten Mal dabei ist, dem Moderator vor jeder Spielrunde Fragen stellen darf statt umgekehrt.

Familienduell

1992–2003 (RTL); 2003 (Vox). Halbstündige Vormittags-Gameshow mit Werner Schulze-Erdel.

Grundlage für die Sendung sind Umfragen, bei denen im Vorfeld der Sendung jeweils 100 Teilnehmer angeben, was ihnen zu einer bestimmten Vorgabe einfällt. Gesucht werden z. B. Säugetiere, Städte mit dem Anfangsbuchstaben D, fahrbare Untersätze … – eben alles, woraus man eine hübsche Liste von Begriffen zusammenstellen kann, die die Leute spontan angegeben haben. Zwei fünfköpfige Familienteams spielen gegeneinander und müssen diese Begriffe raten.

Zu Beginn jeder Runde tritt je ein Familienmitglied an einen Tisch in der Mitte, und Schulze-Erdel stellt die Aufgabe („Wir haben 100 Leute gefragt …“). Wer schneller den Buzzer betätigt, darf zuerst antworten. Anschließend spielt die Familie, deren Vertreter die häufiger genannte Antwort gegeben hat. Der Reihe nach muss jedes Mitglied eine Antwort raten. Wurde sie in der Umfrage genannt, erscheint sie zusammen mit der Angabe, wie häufig das der Fall war, auf einer großen Anzeigetafel. Diese Häufigkeitszahl wird der ratenden Familie als Punktzahl gutgeschrieben. Nennt sie zum dritten Mal einen Begriff, der nicht auf der Liste steht, kann ihr die gegnerische Familie mit nur einer richtigen Antwort die bisher erzielten Punkte abnehmen. So geht das insgesamt vier Runden lang; in der dritten wird um die doppelte, in der vierten um die dreifache Punktzahl gespielt. Das Verliererteam wird anschließend mit einem Trostpreis nach Hause geschickt: eine Mini-Werner-Statue.

Die Siegerfamilie entsendet zwei Vertreter ins Finalspiel. Beide müssen nun getrennt voneinander zu denselben fünf Fragen die meistgenannten Begriffe erraten und zusammen mindestens 200 Punkte erreichen. Der erste Spieler hat 20, der zweite 25 Sekunden Zeit. Nennt er einen Begriff, den sein Partner schon genannt hat, muss er einen anderen finden. Werden die erforderlichen Punkte erreicht, gewinnt die Familie 10 000 DM (seit 1. Januar 2002: 5000 €) und ist beim nächsten Mal wieder dabei. Wer zum fünften Mal in Folge gewinnt, spielt um 100 000 DM (bzw. 50 000 €), und in der folgenden Sendung treten zwei neue Familien gegeneinander an. Werden die 200 Punkte im Finale nicht erreicht, gewinnt die Familie lediglich die bisher erspielten Punkte in Mark bzw. Euro.

Die Show funktionierte ganz ähnlich wie Ruck Zuck, dessen Moderation Schulze-Erdel dafür aufgegeben hatte: Da in dem Wettkampf keine Bildung abgefragt wurde, konnte jeder mitmachen. Es war die ideale anspruchslose Fließbandunterhaltung für den Mittag mit dem perfekten Fließbandmoderator, der sich selbst „Unterhaltungsfuzzi“ nannte und als Markenzeichen immer weiße Socken trug. Aus Ruck Zuck wurde auch das Ritual übernommen, dass eine Familie, die zum fünften Mal dabei ist, dem Moderator Fragen stellen darf.

Zwischendurch gab es immer wieder Sonderausgaben des Spiels, in denen die Kandidatengruppen keine Familienmitglieder waren, sondern in einer anderen Verbindung zueinander standen. Diese Shows hießen entsprechend Vereinsduell, Promi-Duell, Radio-Duell, Schüler-Lehrer-Duell usw.

Das Familienduell lief — nach einer Premierensendung am Sonntagnachmittag — jeden Werktag, anfangs für kurze Zeit um 12.00 Uhr, dann dauerhaft um 11.30 Uhr, und war extrem erfolgreich. Ab März 2001 zeigte RTL jeden Vormittag ab 11.00 Uhr sogar zwei Folgen hintereinander, die erste war jeweils eine Wiederholung. Im Frühjahr 2003 wollte Vox die generelle Akzeptanz einer Gameshow am frühen Abend testen und entschloss sich, statt einer teuren Neuentwicklung einfach zwei Wochen lang das ohnehin in Produktion befindliche Familienduell des Muttersenders RTL zu zeigen, jedoch mit eigens für Vox produzierten neuen Folgen. Der Versuch scheiterte.

Im Herbst desselben Jahres kam auch bei RTL das Aus nach fast zwölf Jahren. Die Quoten waren zwar insgesamt weiterhin gut, doch ein Boom an Doku-Soaps hatte in RTL die Hoffnung geweckt, durch die Heimwerkershow Einsatz in 4 Wänden das Publikum deutlich verjüngen zu können – was gelang. In den USA lief die Originalversion „Family Feud“ weiterhin und wurde von Richard Karn aus der Heimwerker-Sitcom Hör mal, wer da hämmert moderiert. In der Pilotsendung zur britischen Version („Family Fortunes“) sollen sieben der 100 Befragten auf die Aufforderung „Name a dangerous race apart from the Grand Prix“ geantwortet haben: „Arabs.“

Würden Sie für 200.000 Dollar Ihre Ehe zerstören?

„Ich habe mich in meinem ganzen Leben im Fernsehen noch nicht so unwohl gefühlt“, sagt der Moderator, bevor die Show gezeigt wird, was natürlich der Gipfel der Heuchelei ist. Überhaupt, sagt er, hätte man lange diskutiert, ob man die Folge ausstrahlen soll. Dann hat wohl auch der letzte kapiert, dass es sich lohnt dranzubleiben.

Die Fox-Show „Moment of Truth“ (die deutsche Variante läuft als „Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit“ auf RTL2) ist ein Spiel mit dem Lügendetektor. Wer zunehmend unangenehme Fragen wahrheitsgemäß beantwortet, kann viel Geld gewinnen. Eine Lüge — und es gibt nichts.

Die Kandidatin am Dienstagabend heißt Lauren Cleri und ist 26. Ihre Familie und ihr Ehemann Frank sitzen in der ersten Reihe vor dem Publikum. Bislang hat sie wahrheitsgemäß unter anderem die Fragen beantwortet:
 

  • „Würden Sie Essen eher einem streunenden Hund geben als einem Obdachlosen?“ (Ja)
  • „Hatten Sie schon einmal Vergnügen daran, wenn eines Ihrer Geschwister in Schwierigkeiten geriet?“ (Ja)
  • „Haben Sie schon einmal eine Stelle verloren, weil Sie Geld gestohlen haben?“ (Ja)
  • „Haben Sie, seit Sie verheiratet sind, schon einmal so getan, als würden Sie schlafen, um nicht mit Ihrem Ehemann Frank Sex haben zu müssen?“ (Ja)
  • „Geben Sie Ihrem Ehemann die Schuld daran, dass Sie kaum gute Freunde haben?“ (Ja)
  • „Haben Sie schon einmal Ihren Ehering abgenommen, um als Single zu erscheinen?“ (Ja)
  • „Glauben Sie, dass Sie an Ihrem Hochzeitstag in einen früheren Freund verliebt gewesen sein könnten?“ (Ja)

Dann kommt ihr Ex-Freund als Überraschungsgast auf die Bühne. Er fragt sie: „Glaubt du, dass ich der Mann bin, mit dem du verheiratet sein solltest“, und sie sagt: „Ja“, was laut Lügendetektor die ehrliche Antwort ist. Hätte Laura hier aufgehört, hätte sie 100.000 Dollar gewonnen.

Aber sie spielt weiter und bekommt als nächstes die Frage: „Hatten Sie, seit Sie verheiratet sind, jemals Geschlechtsverkehr mit jemand anderem als Ihrem Ehemann?“ Und Laura beantwortet auch diese Frage wahrheitsgemäß. Mit Ja.

Laura ist am Ende trotzdem ohne einen einzigen Dollar nach Hause gegangen. Und das ist eine so wunderbare Ironie der ganzen Geschichte, dass man es selbst gesehen haben muss:

(Auf fox.com kann man sich übrigens praktischerweise eine Drei-Minuten-Version der ganzen Show ansehen. Die letzten zehn Minuten in voller Länge finden sich natürlich auf YouTube.)

[via Gawker]

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Stefan, 28. Februar 2008, 00:35.

Olli, Tiere, Sensationen

2000–2001 (ZDF). Halbstündige Comedyshow von und mit Olli Dittrich.

In den unterschiedlichsten Verkleidungen parodiert der Verwandlungskünstler Prominente und kreiert eigene Figuren, darunter den prolligen St.-Pauli-Zuhälter Mike Hansen, den superdämlichen Boxer Butsche Roni und den Arbeitslosen Dittsche, der in einer Imbissbude vor sich hin philosophiert. Dittrichs Partnerin in vielen Szenen war Mona Sharma, zu den Gaststars gehörten Inge Meysel und Anke Engelke, in Musikeinlagen traten Susi Frese und Ralf Rüdiger Maria Hartmann als Die Affen auf.

Olli, Tiere, Sensationen war keine 08/15-Sketchcomedy, sondern eine ambitionierte und polarisierende Personalityshow. Sie setzte vor allem auf das fast beängstigende Talent Dittrichs, sich in andere Menschen zu verwandeln, das er vorher im Fernsehen vor allem in den „Zwei Stühle, eine Meinung“-Sketchen mit Wigald Boning in RTL Samstag Nacht gezeigt hatte. Viele Szenen waren improvisiert, entstanden ohne Drehbuch und verzichteten zugunsten der genauen Alltagsbeobachtung auch mal auf jede Pointe, andere waren schlicht von unfassbarer Albernheit — keine war auf den Massenerfolg hin kalkuliert, der entsprechend ausblieb. Das ZDF gab trotzdem immerhin eine zweite Staffel in Auftrag. Danach war Schluss, zwei Elemente der Sendung überlebten jedoch in eigenen Reihen: Blind Date und Dittsche.

Die Reihe lief sonntags gegen 22.00 Uhr.

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