Grenzenlos verliebt

2008 (Vox). Einstündige Doku-Soap, die Menschen begleitet, die ihre Heimat Deutschland verlassen, um mit ihrem Partner aus einem fernen, fremden Land zusammenzuleben. Bei dieser Variante der ungezählten Auswanderer-Doku-Soaps weigerte sich die Quote allerdings beharrlich, den heimischen Keller zu verlassen, so dass Vox die Beziehung nach zehn Ausgaben, die dienstags um 21.15 Uhr liefen, beendete.

Sketch News

2008 (Sat.1). Sketch-Show mit Axel Stein.

Nach dem Muster von Rudis Tagesshow und der Wochenshow, nur viel liebloser und unmotivierter, bildet eine Nachrichtensendung den Rahmen für Witze über das Tagesgeschehen, zeitlose Sketche und lustig gemeinte Montagen von Fernsehausschnitten. Steins Partner sind Tanya Neufeldt, Daniel Drewes, Stephanie Berger, Arnd Cremer, Yunus Cumartpay und Andree Solvik.

Sat.1 versteckte elf halbstündige Folgen am Samstagabend kurz vor Mitternacht, wo sie zu Recht kaum jemand sah.

Singing Bee

2008 (Pro Sieben). Einstündige Karaokeshow mit Senna Guemmour und Oliver Petszokat. Guemmour hatte zwei Jahre zuvor in der Castingshow Popstars die Mitgliedschaft in der Girlgroup „Monrose“ gewonnen.

Mehrere Kandidaten singen bekannte Hits von früher und heute nach und kämpfen so um den Preis von bis zu 50.000 Euro. Entscheidend ist nicht, die Töne zu treffen, sondern ausschließlich, die Texte exakt zu kennen, weshalb Pro Sieben die Sendung als „die unfairste Musikshow der Welt“ anpries. Die bizarre Mischung aus Ballermannstimmung (öy, geil, Party, alles egal) und Buchstabierwettbewerb (nein, es heißt nicht „eins auf die Fresse verdient“, sondern „was auf die Fresse verdient“, leider ausgeschieden) stammt aus den USA, war aber in Deutschland kein Erfolg. Auch verstand hierzulande niemand, warum die Sendung „Singende Biene“ hieß. Pro Sieben zeigte dienstags um 20.15 Uhr zwölf Folgen.

Die Niels Ruf Show

2006–2008 (Sat.1 Comedy); 2008 (Sat.1). Wöchentliche Late-Night-Show mit Niels Ruf.

Niels Ruf gab einen Westentaschen-Harald-Schmidt in einer preisgünstigen Version des klassischen Late-Night-Formats mit Stand-Up, aktuellen und zeitlosen Witzen, Aktionen, Live-Band und Small-Talk. Nach eineinhalb Jahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf dem Pay-TV-Ableger Sat.1-Comedy, der die Show untypischerweise um 20.15 Uhr zeigte, wechselte sie im April 2008 zum Hauptsender Sat.1. Die Quoten auf dem Sendeplatz am Freitag um 23.15 Uhr waren allerdings miserabel, so dass Sat.1 die Sendung erst tief in die Nacht zum Samstag, dann zum Sonntag verschob und im Oktober 2008 einstellte.

Lesen!

2003–2008 (ZDF). Halbstündiges Büchermagazin mit Elke Heidenreich.

Heidenreich sitzt hinter einem Schreibtisch auf der Bühne der Kölner Kinderoper und erzählt, welche Bücher ihr im Moment gut gefallen – vor einem Live-Publikum im Studio! Pro Sendung begrüßt sie außerdem einen prominenten Gast, mit dem sie für ein paar Minuten plaudert und der verrät, welche Bücher ihm im Moment gut gefallen. Harald Schmidt, Joschka Fischer und Literatur-Papst Marcel Reich-Ranicki gehörten zu den ersten Gästen.

Die schlichte Form und das Konzept, ausschließlich Empfehlungen und niemals Verrisse in die Sendung aufzunehmen, bescheren der Reihe gleich bei der Premiere mehr als zwei Millionen Zuschauer – eine sensationelle Quote für eine Literatursendung im Fernsehen. Alle empfohlenen Bücher stehen nach der Sendung ganz oben auf den Bestsellerlisten, und die Literaturwelt rätselt, was das Geheimnis des Erfolges ist. Es muss an Frau Heidenreich liegen: Das kurz vorher gestartete, viel aufwendigere Büchermagazin Druckfrisch mit Denis Scheck, mit dem Heidenreich eine kleine öffentliche Schlammschlacht anfing, schaffte ebenso wenig eine ähnliche Aufmerksamkeit wie Hans-Joachim Kulenkampff, der Heidenreichs schlichtes Konzept Anfang der 90er Jahre als Kulis Buchclub schon ausprobiert hatte.

Die Sendung lief sechsmal jährlich, zunächst dienstags nach 22.15 Uhr. Sie wechselte 2007 aber auf den Freitag gegen 22.30 Uhr, was sie rund ein Drittel ihrer Zuschauer kostete. Heidenreich war unzufrieden, dass das ZDF — entgegen angeblicher früherer Zusagen — trotzdem nicht an eine Rückkehr auf den alten Sendeplatz dachte. Als Marcel Reich-Ranicki es im Oktober 2008 ablehnte, den Deutschen Fernsehpreis anzunehmen, veröffentlichte Heidenreich in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ eine wütende Abrechnung mit dem Fernsehen insgesamt und dem ZDF insbesondere, die in den Sätzen gipfelte: „Man schämt sich, in so einem Sender überhaupt noch zu arbeiten. Von mir aus schmeißt mich jetzt raus, ich bin des Kampfes eh müde.“ Das ZDF tat ihr schließlich den Gefallen.

Heidenreich setzte ihre Sendung unter gleichem Namen und mit gleichem Konzept im Internet fort, auf der Videoplattform des Kölner Literaturfestivals „Litcologne“.

Kulis Buchclub

1990–1991 (RTL). Monatliches Literaturmagazin mit Hans-Joachim Kulenkampff.

Durch seinen neuen Starmoderator fühlte sich RTL beflügelt, eine Literatursendung in der Primetime unterbringen zu können, und hoffte auf viele Zuschauer, die wegen Kuli einschalteten. Das war nicht der Fall. Was vielleicht Kuli selbst am wenigsten überraschte, der in der Sendung über sich staunte: „Der hat karierte Socken an, keine Krawatte um und tut so, als ob Bücher was ganz Normales wären.“ Er plauderte ein wenig mit Studiogästen, las Auszüge vor und zeigte gelegentlich einen Filmausschnitt. Er wollte nur etwas neugierig machen auf gute Bücher. Eineinhalb Jahrzehnte später war das gleiche Konzept mit Elke Heidenreich und dem Titel Lesen! plötzlich ein Knaller.

Nach dem Start auf einem Sendeplatz am Samstagabend um 21.05 Uhr wurde die Reihe zunächst auf nach 22.00 Uhr verlegt und nach zehn Sendungen abgesetzt.

Druckfrisch

Seit 2003 (ARD). Monatliches halbstündiges Literaturmagazin, in dem der Kritiker Denis Scheck am späten Sonntagabend neue Bücher vorstellt und ihre Autoren trifft. In jeder Sendung geht er außerdem die aktuelle Bestsellerliste durch, gibt kurze, bissige Kommentare zu den Büchern ab — und wirft sie weg oder nicht.

Anders als die wenig später gestartete ZDF-Sendung Lesen! blieb es trotz des Bemühens um Popularität und Pointen eine Minderheitenveranstaltung.

Zum Stanglwirt

1993–1995 (RTL); 1995–1997 (Super RTL). 41-tlg. dt. Sitcom.

Der grantige Urbayer Peter Stangl (Peter Steiner sen.) ist der Besitzer des Wirtshauses „Zum Stanglwirt“. Zu dem Familienbetrieb gehört auch eine Metzgerei. Die Großfamilie besteht neben Peter aus seiner Frau Erna (Erna Wassmer), dem ältesten Sohn Stefan (Egon Biscan), dessen Frau Christa (Christiane Blumhoff), ihren Kindern Steffl (Winfried Frey) und Silvie (Petra Auer), Peters und Ernas Sohn Thomas (Rudi Decker) sowie Peters Schwester Leni (Gerda Steiner-Paltzer), die ebenfalls bei Stangls wohnt. Im Betrieb arbeiten die vorlaute Gerdi (Gerda Steiner jun.) und Kellner Toni (Frank Schröder), auf den Silvie ein Auge geworfen hat. Mit dem Bürgermeister (Manfred Maier), dem Pfarrer (Wolfgang Völz), dem Kaplan (Hansi Kraus) und anderen Bewohnern des Orts legt sich Peter Stangl regelmäßig an, weil er sich immer wieder gegen Vorhaben der Gemeinde, etwa Baumaßnahmen, stellt.

Das komplette Ensemble aus Peter Steiners Theaterstadl spielte die Hauptrollen in dieser Serie, die als Kurzaufführungen auch in dem Theater aufgezeichnet wurden. Die halbstündigen Folgen liefen mit sensationellem Erfolg freitags um 21.15 Uhr bei RTL. Steiners Truppe erreichte fantastische neun Millionen Zuschauer und damit die doppelte Quote der regulären Aufführungen des Theaterstadls. Dennoch setzte RTL im Zuge einer Programmreform 1995 alle Sendungen mit Steiner ab. Zehn noch nicht gesendete Folgen liefen etwas später erstmals bei Super RTL, wo die Serie auch mehrfach wiederholt wurde.

Unser kleines Theater

1989–1991 (Sat.1); 1989–1991 (RTL). Dachmarke für bayerische Volkstheaterschwänke, die von der Produktionsfirma Unser kleines Theater parallel für RTL und Sat.1 hergestellt wurden. RTL zeigte Komödien aus dem Berchtesgadener Bauerntheater, Sat.1 aus Peter Steiners Theaterstadl. Beide Reihen liefen ungefähr monatlich.

1992 kaufte RTL der Konkurrenz Peter Steiners Theaterstadl weg, und Sat.1 zeigte stattdessen das Chiemgauer Volkstheater. Die Dachmarke verschwand auf beiden Sendern.

Peter Steiners Theaterstadl

1989–1991 (Sat.1); 1992–1994 (RTL); 1995–2000 (Super RTL). Bayerisches Volkstheater.

Die Bauernschwänke setzten sich aus den Grundbausteinen Liebe, Verwechslungen, Schadenfreude und Hochzeiten zusammen und beinhalteten grundsätzlich einen hinterlistigen alten Grantler (Peter Steiner sen.), ein fesches Maderl (typische Besetzung: Manuela Denz), eine vorlaute Resolute (Gerda Steiner jun.) und einen Hausdeppen (Erich Seyfried). Weitere Mitglieder des Ensembles waren Erna Wassmer, Gerda Steiner-Paltzer, Egon Biscan, Rudi Decker, Winfried Frey, Petra Auer, Peter Steiner jun. und Franz Huber.

Peter Steiner sen., ein kleiner Mann mit Bäuchlein, schütterem grauem Haar und Schnauzbart, ließ die Stücke im hauseigenen Theater aufführen, spielte selbst die Hauptrolle, führte Regie und bearbeitete die Textvorlagen, indem er z. B. alle Probleme herausstrich, denn: „Probleme haben im Volkstheater nichts verloren.“

In früheren Jahren war Steiner sen. bereits im späteren Abendprogramm von Sat.1 und RTL zu sehen gewesen: In 70er-Jahre-Bumsklassikern wie „Liebesgrüße aus der Lederhose“, „Zum Gasthof der spritzigen Mädchen“ oder „Lass jucken Kumpel 5“ hatte er meist den Bürgermeister, den Wirt oder den Sepp gespielt.

Unter der Dachmarke Unser kleines Theater liefen die Stücke des Theaterstadls mit beachtlichem Erfolg montags um 21.00 Uhr in Sat.1, doch erst der Wechsel zu RTL machte Steiner zum Star. RTL zeigte jeden Samstag um 20.15 Uhr eine Aufführung, und zwar einmal im Monat eine neue und dazwischen Wiederholungen. Der Sender erreichte damit bis zu sechs Millionen Zuschauer.

RTL war derart von den Steiners begeistert, dass man mit ihnen weitere Sendungen produzierte. Mit dem kompletten Ensemble wurde die Comedyserie Zum Stanglwirt gedreht, die sogar noch höhere Einschaltquoten erreichte. Außerdem wurden Peter Steiner sen. und seine Tochter Gerda Steiner jun. Moderatoren der Volksmusiksendung Heimatmelodie. Beigeistert war der Sender auch von den Produktionskosten, die laut RTL-Redakteur Friedemann Beyer „lächerlich niedrig“ waren, was sie nach Meinung vieler Kritiker mit dem Niveau der Schwänke gemeinsam hatten. Eine Minute Theaterstadl kostete 3000 DM, eine Minute Fußball beispielsweise 20 000 DM.

Nach knapp drei Jahren setzte RTL alle Sendungen mit den Steiners ab. Die Quoten waren zwar noch gut, aber dem Sender das Publikum zu alt. Der Theaterstadl eröffnete nun im Schwestersender Super RTL.

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