Wied — Kleine Geburtstage unter Freunden

Heute gratulieren wir Thekla Carola Wied zum Geburtstag. Sie wird 65 und ist für mich eine sympathische Ausnahmeerscheinung unter den deutschen Schauspielerinnen, weil ich sie weder in die Kategorie der Witta Pohls und Marie-Luise Marjans dieser Welt als dauergutmenschelnde Fernsehmütter einordne, noch bei den Iris Berbens und Hannelore Elsners, die immer wieder Fernsehpreise in der Kategorie „Iris Berben“ gewinnen.

Nachdem sie schon in etlichen Filmen und Serien mitgewirkt hatte, wurde Thekla Carola Wied 1983 endlich durch Ich heirate eine Familie ein Star und steckte ganz Deutschland mit ihrer Herzlichkeit an, weshalb sie anschließend immer wieder Titelrollen in Serien erhielt. In Alles was Recht ist, Wie gut, dass es Maria gibt und Auf eigene Gefahr spielte sie das Recht, die Maria und die Gefahr, und ihre ehrliche Herzlichkeit blieb.

Auch heute steckt sie damit noch an, wenn sie auftritt, oder wenn man noch einmal Szenen aus Ich heirate eine Familie sieht. 

 

Michael, 5. Februar 2009, 09:28.

Die Gerichtsvollzieher — Klingeln, Klopfen und Kassieren

Ab 4. Februar 2009 (Sat.1). Vorführ-Doku, die die Gerichtsvollzieher Heidrun Kunze, Walter Horz, Uwe Naumann und Holger Schwarzenberg bei der Arbeit zeigt.

Während RTL mittwochs in Raus aus den Schulden erläutert, wie man, nun ja, aus den Schulden rauskommt, zeigt Sat.1 am gleichen Wochentag , wie die Gläubiger an ihr Geld rankommen. Das ist zwar eher voyeuristisch als nützlich, hat dafür aber diesen schönen RTL2-Gedenkstabreim im Titelzusatz.

Die einstündigen Folgen laufen um 22.20 Uhr.

Die Axt im Haus hätte ihn erspart

Noch ahnt der Rentner Eduard Z. nicht, dass er im nächsten Augenblick Opfer eines Geburtstagstexts werden wird. Dies ist kein Einzelfall.

Eduard Zimmermann wird heute 80 Jahre alt, und eigentlich ist er ja doch ein Einzelfall. Generationen von Fernsehzuschauern hat er verstört. Wenn Zimmermann in Aktenzeichen XY… ungelöst vor die Kamera trat, wusste man: Gleich kommen schlechte Menschen, dargestellt von schlechten Schauspielern. Und die echten wie die falschen laufen frei herum. Sah man ihn in Vorsicht, Falle!, erfuhr man, dass spätestens morgen jedermanns Oma Opfer hinterhältiger Juwelendiebe werden würde.

Lieber Ede, zum Geburtstag haben wir ein ganz besonderes Präsent von hohem materiellen und ideellem Wert für Sie, das wir Ihnen gern schicken möchten. Es ist etwas sperrig, weshalb wir Sie bitten möchten, uns 20 Euro für Versand und Bearbeitung zu überweisen, und das Präsent ist Ihnen gewiss! Dieses fantastische Angebot gilt nur für Sie.

Allen anderen zeigen wir zu Eduard Zimmermanns Geburtstag noch einmal den Anfang der XY-Premiere aus dem Jahr 1967.

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Michael, 4. Februar 2009, 08:19.

Der Club der nicht ganz Dichten

2009 (ProSieben). 13-tlg. US-Sitcom von Victor Fresco („The Trouble With Normal“; 2000).

Die Freunde Bob (David Krumholtz), Max (Brad Raider), Zack (Jon Cryer) und Stansfield (Larry Joe Campbell) haben alle einen an der Waffel, deshalb sind sie ja in psychologischer Behandlung. Ihre Therapeutin Claire Garletti (Paget Brewster) ist zuversichtlich, die Paranoia der Verschwörungsgläubigen behandeln zu können, und die  Freunde vertrauen ihr sehr. Das ist im Grunde toll für eine Therapeutin. Nicht so toll ist, dass die Bekloppten auch gern mal vor Claires Wohnungstür stehen und ihr Privatleben auf den Kopf stellen.


Foto: ProSieben

Die Serie floppte 2000 in den USA, und als ihr natürlicher Verwesungsprozess fast abgeschlossen war, grub ProSieben sie aus und zeigte sie Anfang 2009 werktags am frühen Morgen.

Gewinnen Sie Günther Jauchs Geld!

DWDL berichtet exklusiv über ein eine gemeinsame Show von Günther Jauch und Oliver Pocher, die gerade pilotiert wird, in der Pocher der Moderator wäre und Günther Jauch ein Quizkandidat, gegen den vier andere antreten müssten.

Das klingt ein bisschen nach Win Ben Stein’s Money. Aber nur ein klitzekleines bisschen.

Von 1997 bis 2003 zeigte der US-Sender Comedy Central diese höchst originelle und mehrfach ausgezeichnete Show. Moderator war über mehrere Jahre der Komiker Jimmy Kimmel, der heute eine eigene tägliche Late-Night-Show beim großen Network ABC moderiert, Star der Show war aber der Anwalt, Autor, Schauspieler und Wirtschaftsexperte Ben Stein, gegen den Kandidaten antraten und Wissensfragen beantworten mussten. Das Konzept folgte grob dem Jeopardy! , mit einer großen Ratewand, auf der verschiedene Kategorien mit Quizfragen von unterschiedlichem Wert standen. Der Gag war aber natürlich, dass die Kandidaten gegen einen Prominenten spielten und vorgeblich um dessen eigenes Geld.

Eine solche Idee wirkt wie geschaffen wie Günther Jauch, den die meisten Deutschen für steinreich und allwissend halten. Das genaue Konzept von Win Ben Stein’s Money würde mit Günther Jauch allerdings nicht funktionieren. Stein spielte den überheblichen, arroganten Schnösel, und die Kulisse untermauerte das. Wenn in der Finalrunde Stein und der verbliebene Kandidat in schalldichten Kabinen saßen und dieselben Fragen gestellt bekamen, war Steins Kabine ein luxuriös mobliertes Palastzimmer mit allerlei goldenem Geschnörkel und die des Kandidaten eine karge Gefängniszelle.

Diese Rolle würde dem netten Onkel Jauch natürlich niemand abnehmen. Das wäre eher etwas für Harald Schmidt. Aber erstens wäre das ein neues Projekt, bei dem er vielleicht nicht nur einfach seine Zeit absitzen könnte, und zweitens: Wer würde eine Show mit Schmidt und Pocher sehen wollen?

Michael, 3. Februar 2009, 10:22.

Risse im House

Die ersten Journalisten Medieninteressierten haben begonnen, der Erfolgsserie Dr. House eine Krise anzudichten. Das ist nachvollziehbar. Auch in den vergangenen Wochen erreichten die Dr.-House-Wiederholungen zwar Marktanteile, die dieselben Medieninteressierten bei anderen Serien als „sensationell“ bezeichnen würden, aber in der Tat weit hinter den sonst beinahe utopischen Werten zurückblieben, an die man sich in den vergangenen Jahren als Normalfall gewöhnt hatte. So niedrig wie zurzeit waren die Zuschauerzahlen von Dr. House zuletzt zu Beginn der ersten Staffel, als die Serie noch eine Stunde später gezeigt wurde.

Der Zuschauerschwund ist keine Überraschung und schnell erklärt.

Die Serie war zwar von Beginn an populär, hatte sich aber erst allmählich zu dem Sensationserfolg entwickelt, der sie seit der dritten Staffel ist. Diese dritte Staffel war die (bisher) erfolgreichste der Serie, und genau diese dritte Staffel wiederholt RTL momentan. Sprich: So viele Menschen wie bei keiner vorherigen Staffel, die wiederholt wurde, kennen die Episoden bereits. Dazu kommt, dass die Serie ab der dritten Staffel immer mehr von dem strengen Schema abkam, das die ersten Staffeln auszeichnete. Anfangs war jede Episode in sich abgeschlossen, die Handlung erledigt und die Reihenfolge der Episoden damit im Grunde beliebig. Inzwischen gibt es diverse episodenübergreifende Handlungsstränge, die die Serie zwar interessanter und weniger vorhersehbar machen, aber auch schlechter wiederholbar. Die meisten Zuschauer haben keine Probleme damit, sich eine Stunde lang eine abgeschlossene Geschichte ein zweites Mal anzusehen, investieren aber nicht so gern eine Stunde in einen Bruchteil eines größeren Handlungsbogens, dessen Fortgang sie bereits kennen. CSI, Criminal Intent und Navy CIS erreichen deshalb auch mit Wiederholungen noch hervorragende Einschaltquoten, Desperate Housewives, Grey’s Anatomy und 24 nicht.


Foto: RTL

Dennoch kann diese Entwicklung dazu führen, dass auch die neuen Folgen der fünften Staffel, die schon in vier Wochen beginnt, nicht mehr so viele Zuschauer erreichen werden wie die der dritten und vierten Staffel. Denn von all jenen, die sich zwischenzeitlich von der Gewohnheit verabschiedet haben, dienstags um 21.15 Uhr RTL einzuschalten, werden vielleicht ein paar die Gewohnheit nicht wieder aufnehmen.

Allerdings wird auch dann das Schlimmste, das der erfolgreichsten US-Serie im deutschen Fernsehen passieren kann, vermutlich allenfalls sein, dass der Abstand zur Zweitplatzierten kleiner wird.

Michael, 3. Februar 2009, 06:26.

Solo für Morse-Harry

Morse: „Du weißt, wo die Drinks sind, Lewis. Mach uns einen Sherry.“
Lewis: „Macht’s Ihnen was aus, wenn ich ein Bier trinke?“
Morse: „Wenn du jemals die schwindelnde Ranghöhe eines Inspektors erreichen willst, musst du lernen zu tun, was man dir sagt. Sherry, Lewis.“

(Aus Inspektor Morse, Episode „Die stille Welt.“)


Damals: Alter Morse und junger Lewis.
Screenshot: ITV

Inspektor Morse war eine tolle 33-teilige britische Krimiserie, von der in der DDR nur sieben und in der Bundesrepublik nur gar keine Folgen gezeigt wurden. Morse war ein starker Charakter: Unorthodox, eigensinnig, trinkfest, intelligent, aber nicht unfehlbar, er liebte klassische Musik, schwere Kreuzworträtsel und seinen roten Jaguar und hasste seinen Vornamen, den er niemandem verriet. Im Gegensatz dazu war sein Partner Sergeant Lewis ein unwissendes Würstchen, ein kuschender Streber, der schon mal den Wagen vorfuhr. Aber offenbar hat er gelernt zu tun, was man ihm sagte, denn jetzt ist er Inspektor und hat seine eigene Serie Lewis.

Aus gutem Grund wurde Harry Klein nach dem Ende von Derrick nicht zum Hauptdarsteller befördert und ebenso wenig Gerd Heymann zum neuen Alten. Die Figuren waren nicht interessant genug, um eine eigene Serie tragen zu können. So ist leider auch Robert Lewis in seiner eigenen Serie immer noch farblos, aber wenigstens kein unwissendes Würstchen mehr. Er hat viel von Morse gelernt und jetzt einen eigenen jungen Polizisten an seiner Seite, der aber viel forscher auftritt als Lewis vor zwanzig Jahren.


Heute: Junger Hathaway und alter Lewis.
Foto: ZDF

Der erste Film ist voller Anspielungen auf Inspektor Morse, die fast niemand in Deutschland erkennen oder verstehen wird, wenn das ZDF ab diesem Wochenende Lewis im Gegensatz zur Vorgängerserie zeigt. Gleich zu Beginn wird Lewis, der gerade nach zwei Jahren aus dem Ausland zurück nach Oxford kommt, beinahe von einem alten roten Jaguar angefahren, der wie der von Morse aussieht, und guckt, als habe er ein Gespenst gesehen. Später folgen Anspielungen auf Morses Trinkgewohnheiten, seine Liebe zu Kreuzworträtseln und seinen ungeliebten Vornamen. Entweder wollte der Autor die vielen Fans der früheren Serie mit Gewalt bei der Stange halten, oder es fiel ihm schlicht leichter, den verstorbenen Morse noch präzise zu charakterisieren als den jetzigen Protagonisten Lewis, der irgendwie immer noch keine richtigen Eigenschaften hat und sich statt von Morse jetzt von seinem jungen Assistenten über Shakespeare, Sport, Computer und alles belehren lässt.

Trotzdem ist die Reihe nicht schlecht. Die Fälle und das Tempo halten fast jedem Tatort stand, und Stil und Umsetzung fügen sich in die Reihe der Britenkrimis, die das ZDF sonst sonntags zeigt, prima ein. Dass man Lewis nicht plötzlich zum belesenen Rabauken gemacht hat, um ihm die alte Morse-Rolle zuzuteilen, macht die Figur zudem glaubwürdig. Und wer Morse nicht kennt, also die große Mehrheit, wird Lewis womöglich für gar nicht so blass halten. Und wer den durchschnittlichen Tatort-Ermittler für charismatisch hält, sowieso nicht.

Lewis, sonntags um 22.00 Uhr im ZDF.

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Michael, 31. Januar 2009, 13:43.

Lewis

Seit 2009 (ZDF). „Der Oxford Krimi“. Brit. Krimireihe von Russell Lewis („Lewis“; seit 2006).


Foto: ZDF

Robert „Robbie“ Lewis (Kevin Whately) ist Inspektor in Oxford und klärt Mordfälle auf. Er ist Witwer, trägt zu bunte Hemden („Kann man das Hemd auch leiser stellen?“) und hat mit James Hathaway (Laurence Fox) einen jungen, klugen Kollegen zur Seite, der Theologie studiert hat. Jean Innocent (Rebecca Front) ist die strenge Chefin und Dr. Laura Hobsen (Clara Holman) die Gerichtsmedi­zinerin.

Die Serie ist eine Fortsetzung der langjährigen Reihe Inspektor Morse, die in Deutschland so gut wie nicht gezeigt wurde. Lewis war darin der Assistent der Hauptfigur. Auch die neue Reihe ist laut Vorspann noch von den „Inspektor Morse“-Romanen von Colin Dexter inspiriert. Die spielfilmlangen Folgen laufen sonntags um 22.00 Uhr.

Mister Schiller — Der Aufwärmtest

Natürlich ist es gemein, eine Sendung, in der Frauen einen „Mister Perfect“ küren sollen, von dem Schönling Alexander Mazza moderieren zu lassen, neben dem jeder andere Mann aussieht wie Catweazle. Das ist aber nicht das einzige Problem der neuen Sat.1-Show Mister Perfect – Der Männertest.

Sechs Männer treten vor einem komplett weiblichen Publikum in mehr oder weniger albernen Spielchen gegeneinander an und müssen Männlichkeit, Charme und Grips beweisen, nach jeder Spielrunde wird ausgesiebt, und wer rausfliegt, wird nass gemacht. Leider liest sich das nur auf dem Papier oder dem Computerbildschirm wie der Spielshow-Klassiker Mann-O-Mann, auf dem Fernsehbildschirm sieht es aus wie langweilig. Die Wasserspielchen sind gewollt witzig, der Rest ungewollt belanglos, und Alexander Mazza hat zwar lichte Momente, aber ja auch nicht grundlos jahrelang lediglich Beiträge in Boulevardmagazinen angesagt.

Wäre die Sendung unterhaltsamer, hätte man vielleicht nicht so viel Zeit darüber nachzudenken, wie albern es ist, dass die einzige Teilnahmevoraussetzung ist, ein Mann zu sein. Sie ist aber nicht unterhaltsamer, weshalb man in einer der nächsten neuen Shows vielleicht einfach mal den besten Telefonanschlussinhaber, den besten Lebensmittelkonsumenten oder den besten Fußgänger küren sollte. Das würde bestimmt genauso aufregend.

Nachdem Sat.1 gestern bereits mit dem gefloppten Neustart Klinik am Alex den Eindruck erweckt hatte, irgendeine alte Krankenhausserie schlicht neu aufgelegt zu haben, zeigte sich wenigstens in Mister Perfects Vorprogramm, dass man totgelaufene Sendereihen durchaus unter gleichem Namen und ohne wesentliche personelle Veränderungen aufwärmen kann. Nach eineinhalb Jahren Sommerpause kehrte die Schillerstraße zurück, man hat lediglich Cordula Stratmann die Haare ausgerissen und die Zähne eingeschlagen.

Wenn man den neuen Hauptdarsteller Jürgen Vogel und seinen Co-Star Maddin Schneider addiert und durch zwei teilt, kommt dabei immerhin ein durchschnittliches Gebiss heraus.

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Michael, 30. Januar 2009, 23:15.

Mister Perfect — Der Männertest

2009 (Sat.1). Spielshow, für die sich Frauen interessieren sollen, mit Alexander Mazza.

Sechs Männer müssen sich präsentieren und von einem Saal voller Frauen bewerten lassen. In vier Spielrunden zeigen Sie ihre Talente, ihren Charme und ihre Körper, und anschließend geben die „Alphamädchen“ Kim Fisher, Britt Hagedorn, Jana Ina Zarella ihren Senf. Das 400-köpfige komplett weibliche Publikum wählt nach jeder Runde jemanden raus. Auf das Urteil warten die Kandidaten unter Wasserkübeln, die über den Losern ausgeleert werden. Am Ende bleibt ein „Mister Perfect“ übrig, der sich davon auch nichts kaufen kann. Am Ende der Staffel treten die bisherigen Sieger gegeneinander an.

Die einstündige Show bemühte zwar viele Ideen der Kultshow Mann-O-Mann, hatte aber weder deren Charme, noch deren Witz. Sie lief einen Monat lang ausgesprochen erfolglos freitags um 21.15 Uhr, dann wurden die restlichen Folgen ins Frühprogramm am Wochenende abgeschoben.

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