Pinkelpause

Wir unterbrechen für eine Eilmeldung über die Häufigkeit, mit der Menschen zum Urinieren nicht die Toilette benutzen, im Verhältnis zu ihrem Lebensalter.

(Aus der neuen Show Important Things with Demetri Martin, die hier bereits angekündigt wurde und heute in den USA Premiere hat.)

Michael, 11. Februar 2009, 07:20.

Robert Stromberger ist tot

Die größte Bekanntheit, vor allem bei Menschen, die heute noch fernsehen, erlangte der Drehbuchautor Robert Stromberger durch Diese Drombuschs, einen der größten Erfolge der deutschen Seriengeschichte.

Die meisten Diskussionen verursachte seine Serie Tod eines Schülers.

Die meisten Serien aus einem Stoff schuf er mit PS, PS —  Brodzinski und PS — Feuerreiter

Aber wir haben Robert Stromberger auch zu verdanken, dass Inge Meysel die Mutter der Nation wurde. Schon 1965 schuf er Die Unverbesserlichen, die zwar jährlich mit nur einer Folge zu sehen waren, aber ebenfalls TV-Geschichte schrieben.

Robert Stromberger starb im Alter von 78 Jahren in Darmstadt.

Michael, 10. Februar 2009, 12:02.

Die Unverbesserlichen

1965–1971 (ARD). 7-tlg. dt. Familienserie von Robert Stromberger, Regie: Claus Peter Witt.

Familie Scholz hat weder Geld noch Manieren. Ständig hängt der Haussegen in der Berliner Mietwohnung schief, weil die Bewältigung der Alltagsprobleme nicht so einfach ist, die Interessen der einzelnen Familienmitglieder auseinandergehen, es hinten und vorne nicht reicht und sich jeder im Zweifelsfall selbst der nächste ist. Baukostenzuschüsse, Ratenzahlung, Taschengeld, Schulgebühr, Krankenversicherungsbeiträge, Sparmaßnahmen, Gehaltserhöhungen und Autofinanzierung – alles wird debattiert oder, schlimmer: nicht debattiert. Vater Kurt (Joseph Offenbach) arbeitet als Buchhalter, Mutter Käthe (Inge Meysel) verdient mit Näharbeiten etwas dazu. Sohn Rudi (Gernot Endemann) arbeitet anfangs bei der Post, liebäugelt aber mit einer Fußballerkarriere. Aus Geldmangel wohnt zunächst auch Tochter Doris (Monika Peitsch) noch zu Hause, obwohl sie bereits verheiratet ist und mit ihrem Mann Helmut Wichmann (Ralph Persson) ab der 2. Folge einen Sohn namens Michael (Michael Hornauf) hat. Die jüngere Scholz-Tochter Lore (Helga Anders) geht aufs Gymnasium und verlässt die elterliche Wohnung nach drei Folgen, um als Austauschstudentin nach Paris zu gehen, wo sie sich verlobt. Weitere Lieblingsthemen nach Geld, Geld und Geld sind Fußball und kaputte Radios und Fernseher. Kurt macht es Spaß, Elektrogeräte zu reparieren, was natürlich noch längst nicht heißt, dass sie danach auch funktionieren. Im zweiten Teil wird Kurt unverhofft in den Ruhestand versetzt, und Käthe muss nun sehen, wie sie ihren gelangweilten Mann den ganzen Tag zu Hause bei Laune hält. Darüber berichtet sie dann ihrer Tochter Doris, die inzwischen ausgezogen ist: „Heute war bei uns ein ganz großer Glückstag. Lores Taschenradio ist runter gefallen!“ – Doris: „Schade, dass unseres nicht kaputt ist.“ In der ersten Folge wohnt noch Tante Herta (Gerda Gmelin) mit in der Wohnung, danach nervt Oma Köpcke (Agnes Windeck), die Kurt und Käthe am liebsten ins Heim abschieben würden. Rudi heiratet Dagmar (Reinhilt Schneider), bekommt eine Tochter und findet einen Job als Gebrauchtwagenhändler. Die unglückliche Ehe von Doris wird geschieden und sie heiratet 1971 in der letzten Folge den wohlhabenden Architekten Jürgen Hechler (Günter Pfitzmann). Jetzt sind endgültig alle Kinder aus dem Haus.

Die Unverbesserlichen waren der Gegenpol zu den damaligen Heile-Welt-Serien. Erstmals war eine Familienserie im Milieu der „kleinen Leute“ angesiedelt und beschönigte nichts. Keines der Mitglieder war im Grunde böse, aber sie stritten und brüllten (Kurt war im ersten Teil noch fast ununterbrochen übellaunig und schlug sogar seine Tochter, ab dem zweiten Teil wurde er etwas freundlicher) und hatten Geheimnisse voreinander. Als Kurt einen Autounfall hatte und sich auf der viel zu teuren Couch ausruhen muss, aber niemand wissen soll, dass er überhaupt ein Auto besitzt, spielte Käthe auf die besorgte Nachfrage der Kinder, was mit Papa sei, die Situation herunter: „Nichts. Ein Herzanfall“.

Die Serie basierte auf einem Theaterstück, das Stromberger 1956 geschrieben hatte. Sie war brillant durch ihre lebensnahen Dialoge und die Genauigkeit, mit der sie fern aller Klischees zeigte, wie viel Anstrengungen es kostet, miteinander auszukommen, selbst wenn alle es irgendwie gut meinen. Und oft genug meinten sie es nicht gut, sondern weigerten sich, aus Fehlern zu lernen. Die Unverbesserlichen waren damit ein früher Vorgänger von Strombergers Erfolgsserie Diese Drombuschs.

Obwohl jedes Jahr nur eine einzige Folge lief – meistens am Muttertag und jeweils in Spielfilmlänge – wurde die Serie eine der bekanntesten im deutschen Fernsehen. Als realistische, ungeschönte Darstellung des Alltags einer kleinbürgerlichen Familie traf den Nerv der Nation. Inge Meysel erlangte bundesweite Popularität und bekam mit der gluckenhaften, resoluten, aber immer leicht schmollenden Käthe für immer den Stempel „Mutter der Nation“. Während der Dreharbeiten zerstritt sich Stromberger mit ihr, weil sie sich bei ihren Texten nicht genau an seine Vorgaben hielt.

Fünf Monate nach der Ausstrahlung der letzten Folge starb Hauptdarsteller Offenbach am 15.10.1971.

Ein unmöglicher Mann

2001 (ZDF). 5-tlg. dt. Fernsehfilm nach Geschichten von Robert Stromberger.

Axel (Stefan Kampwirth) studiert Pharmazie und ist manchmal ein Ekel. Er hat keinen Führerschein, fährt aber Auto und liest eines Tages unterwegs Anneli (Svenja Pages) auf. Sie ist eine Zicke und beide heiraten. Es folgt eine verkorkste Ehe und die Scheidung nur ein Jahr später.

Die spielfilmlangen Folgen liefen zur Primetime.

Tödliche Wahl

1995 (ZDF). 3-tlg. dt. Krimi von Robert Stromberger, Regie: Peter Deutsch.

Ex-Polizist Alex Bronner (Jürgen Prochnow) ist heute Kneipenwirt. Er nimmt noch einmal Ermittlungen auf, als ein früherer Kollege ermordet wird. Dabei entdeckt er, dass Conny Sachse (Anja Kling), die Tochter seiner Frau Eva (Gertraud Jesserer), einer Neonazi-Organisation unter Gauleiter Naumann (Günther Maria Halmer) angehört. Er bemüht sich um deren Zerschlagung.

Tod eines Schülers


Foto: ZDF

1981 (ZDF). 6-tlg. dt. Problemserie von Robert Stromberger, Regie: Claus Peter Witt.

Der Abiturient Claus Wagner (Till Topf) begeht Selbstmord, indem er sich vor einen fahrenden Zug wirft. Kommissar Löschner (Hans-Helmut Dickow) ermittelt im Umfeld des Schülers und befragt dessen Eltern Horst (Günter Strack) und Yvonne (Eva Zlonitzky) sowie Freunde und Lehrer.

Nach der ersten Folge, in der die Polizei den Fall aufrollte, zeigte jede der weiteren einstündigen Episoden das Leben des Schülers Claus im Rückblick aus der Sicht eines anderen Menschen aus seinem Umfeld.

Die Serie kam bei Zuschauern und Kritik an und wurde 1981 mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet. Einige Elternverbände übten jedoch massive Kritik. Diskutiert wurde vor allem, ob die Serie möglicherweise das Gegenteil dessen erreichte, was sie wollte und Jugendliche zur Nachahmung animierte. Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim legte eine Statistik vor, nach der unmittelbar nach der Erstausstrahlung der Serie und nach ihrer Wiederholung im Folgejahr die Zahl der Jugendlichen, die sich auf Eisenbahnschienen das Leben nahmen, um 175 Prozent gestiegen war. Das ZDF gab später zwei eigene Gutachten in Auftrag, die zu dem Ergebnis kamen, dass ein solcher Zusammenhang nicht beweisbar sei.

PS

1975–1976 (ZDF). „Geschichten ums Auto“. 8-tlg. dt. Familienserie von Robert Stromberger, Regie: Claus Peter Witt.

Jochen Neubert jun. (Günter Pfitzmann) übernimmt die Leitung des familieneigenen Autohauses, als sein Vater Hermann (Wolfgang Engels) krank wird. Er will frischen Wind in den Laden bringen, ersetzt den alten Meister Karl Brensberger (Benno Sterzenbach) durch Ulli Joost (Stephan Schwartz) und legt sich mit der Prokuristin Cornelia Mettler (Liane Hielscher) an. Der neue Meister macht Fehler in Reihe: Er fährt am Tag nach einer Feier mit zuviel Restalkohol im Blut, baut einen Unfall, muss den Führerschein abgeben und fährt dann ohne ihn – wobei er prompt (nach einem Hinweis von Brensberger) erwischt und zu einer so hohen Geldstrafe verurteilt wird, dass ihm keine Wahl bleibt, als ins Gefängnis zu gehen. Brensberger soll für ihn einspringen, was ihm erst gar nicht passt, doch dann stellt sich heraus, dass der alte Neubert in seinem Testament ohnehin verfügt hat, dass sein Sohn, Brensberger und Fräulein Mettler den Betrieb gemeinsam führen müssen. Während all dessen versuchen Herr Schmitting (Gerd Baltus) und seine Frau (Eva Zionitsky), als Kunden ernstgenommen zu werden. Sie haben sich einen Amalfi CS 1800 andrehen lassen, was in jeder Hinsicht eine schlechte Idee war: Eigentlich ist der ohnehin zu teuer, dann kommt er kaum rechtzeitig vor dem Urlaub, dann hat er das falsche Schiebedach, schließlich streikt er immer dann, wenn’s drauf ankommt.

Zwei Staffeln mit 70- bis 90-minütigen Folgen liefen im Abendprogramm, danach folgten Fortsetzungen unter den Titeln PS – Feuerreiter und PS – Brodzinski.

PS — Brodzinski

1978 (ARD). 4-tlg. dt. Familienserie von Robert Stromberger, Regie: Claus Peter Witt.

Ein scheinbar harmloser Auffahrunfall ruiniert den Gemüsehändler Franz Brodzinski (Hans Putz). Frau Isél (Wega Jahnke), die mit ihrem Wagen in den Gemüsewagen gefahren ist, zieht ihr Schuldeingeständnis zurück, die Reparatur verzögert sich, die Versicherung versucht, ihn über den Tisch zu ziehen, er kann sich nach einiger Zeit weder mehr den Leihwagen leisten, noch die Reparatur des eigenen Wagens bezahlen. Als auch Prokuristin Cornelia Mettler (Liane Hielscher) vom Autohaus Neubert nicht helfen kann, klaut Brodzinksi kurzerhand sein wichtiges Gefährt. Am Ende steht er vor dem Nichts.

Die einstündigen Folgen liefen montags um 20.15 Uhr. Die Serie hatte nur wenig mit dem Vorgänger PS zu tun und noch viel weniger mit dem Nachfolger PS – Feuerreiter.

PS — Feuerreiter

1979 (ARD). 4-tlg. dt. Familienserie von Karl Wittlinger, Regie: Claus Peter Witt.

Das Autohaus Neubert von Thomas Dietz (Lutz Mackensy) hat eine Marktlücke entdeckt: Motorräder. Dank der Rockergruppe der „Feuerreiter“, die mit ihren Maschinen die Stadt unsicher macht, gibt es reichlich Aufträge. Der Anführer Hamlet (Willi Kowalj) will sogar die komplette Motorradflotte seiner Männer von Monteur Fritz Bossel (Wolfgang Condrus) und seinem Bruder Harry (Peter Thom) frisieren lassen. Der Plan scheitert am TÜV. Die neuen Kunden bleiben aus, die meisten alten sind ohnehin schon geflüchtet – Harry Bossel sieht nur noch einen Ausweg: Er versichert die Werkstatt, lässt sie dann abbrennen und beschuldigt die „Feuerreiter“. Hamlet, der in der Zwischenzeit in seiner Anführerrolle von dem Neuling Jochen (Jochen Schroeder) herausgefordert wurde, beweist den Betrug, wird aber wegen seiner zweifelhaften Methoden von den anderen Fahrern ausgeschlossen.

Autor dieser weiteren Neuauflage von Geschichten um ein Autohaus war nicht mehr Robert Stromberger, sondern Karl Wittlinger. Die Serie war krude, und die „Hörzu“ vermutete, dass sie nur noch gedreht wurde, weil man das „für viel Geld gemietete Autohaus“ weiter nutzen wollte.

Die größten Loser

Marketing, Lektion 1: Achten Sie darauf, dass Ihre Botschaften nicht durcheinandergeraten.

Lektion 2: Scheißegal, immer feste druff.


Screenshots: ProSieben

Michael, 7. Februar 2009, 13:19.
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