Ab in den Süden

Offenbar drohte beim rheinland-pfälzischen Sender ZDF, bei dem keine einzige Serie in Rheinland-Pfalz spielt, die Quote der bayerisch sprechenden Serienrollen unter 80 Prozent zu sinken. Für diesen Fall hält das ZDF vermutlich immer ein Notprogramm bereit, wie zum Beispiel den vor zwei Jahren gedrehten, aber noch nie gezeigten Samstagskrimi Kommissar Süden. An diesem Wochenende kommt er zum Einsatz. Darin spricht zwar nicht der Protagonist, aber viele Figuren um ihn herum so sehr bayerisch, dass, wäre es sächsisch, die Fernsehsender Untertitel einblenden würden. Kenntnisse in Bayerisch, dem einzigen in fiktionalen Produktionen erlaubten Dialekt, werden natürlich vorausgesetzt, und notfalls kann man sie ja schnell durch ein paar ZDF-Vorabendserien auffrischen.


Foto: ZDF

Kommissar Süden unterscheidet sich von den anderen Samstagskrimis: Tabor Süden arbeitet bei der Vermisstenstelle der Münchner Polizei. Auch sein eigener Vater ist seit vielen Jahren verschwunden, und Südens versoffener Kollege Heuer ist mit einer Prostituierten verheiratet, die ihr „Büro“ zu Hause hat, weshalb Heuer da zu sehr vielen Tageszeiten nicht sein darf. Beides klingt wesentlich interessanter als der längliche Fall, um den es eigentlich geht, spielt aber kaum eine Rolle. Die meiste Zeit kriecht die neue Reihe zur Premiere in einem Tempo voran, mit dem selbst Herbert Reinecker hätte mithalten können.

Die Reihe mischt Redundanz, wie wir sie seit Reineckers Kommissar nicht mehr erlebt haben, immerhin mit Lebensweisheiten, von denen man wirklich lernen kann: 

– „Wie lang warst du Kellner bei dem?“
– „Zehn Johr.“
– „Zehn Johr?“
– „Zehn Johr!“
– „Und jetzt bist kein Kellner mehr?“
– „I bin liaber selber bsoffen.“

Ulrich Noethen spielt die Titelrolle, und in einer Nebenrolle sehen ZDF-Zuschauer ein bekanntes Samstagskrimigesicht: Produzent Oliver Berben besetzte die Rolle der ach so schönen, erhabenen Frau, die alle Männer verrückt macht und derentwegen sich sogar einer zu Tode hungert, natürlich mit seiner Mutter Iris.

In der Summe ist das ein klassischer deutscher Krimi, bei dem nicht so viel passiert, dass man nicht prima nebenbei noch Wäsche aufhängen oder aufräumen könnte. Eine Reihe also, von der wenigstens der Haushalt profitiert.

(Der zweite Teil des neuen „Samstagskrimis“ läuft übrigens in gut zwei Wochen an einem Montag.)

Kommissar Süden, Samstag um 20.15 Uhr im ZDF.

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Michael, 3. April 2009, 07:02.

Kommissar Süden

Ab 4. April 2009 (ZDF). Dt. Krimireihe nach den Romanen von Friedrich Ani.


Foto: ZDF

Kommissar Tabor Süden (Ulrich Noethen) arbeitet bei der Vermisstenstelle der Münchener Polizei. Die verschwundenen Menschen, die er beruflich sucht, findet er in der Regel, doch leider nicht seinen eigenen Vater, der ausriss, als Süden noch jung war. Aber eigentlich sagt der Protagonist all das ja bereits im Vorspann: „Mein Name ist Tabor Süden. Ich arbeite als Kommissar auf der Vermisstenstelle der Kripo in München und kann meinen eigenen Vater nicht finden.“ Südens Kollege Martin Heuer (Martin Feifel) ist mit der Prostituierten Lilo (Olivia Pascal) verheiratet. Die beiden Herren ermitteln gemeinsam, ihre Kolleginnen Sonja Feyerabend (Jeanette Hain) und Freya Hepp (Johanna Bantzer) bilden ein zweites Team. Paul Weber (Harry Täschner) ist ein weiterer Kollege und Volker Thon (Hubertus Hartmann) der Chef.

Die spielfilmlangen Folgen laufen in der Regel als Samstagskrimi um 20.15 Uhr, weil das ZDF aber offenbar mehr Samstagskrimis produziert als es Samstage gibt, auch mal montags.

Mein cooler Onkel Grissom

Dass die heutige Episode von CSI mit dem belanglosen Titel „Wer ist der Star im Schlangennest?“ bei RTL keine gewöhnliche Folge ist, werden deutsche Zuschauer nicht zwingend bemerken, weil die Sitcom Two And A Half Men auf ProSieben läuft.

Und aus folgendem Grund ist dieser Satz ganz und gar logisch: Im Rahmen eines Publicity-Stunts tauschten vergangenen Mai beim Sender CBS zwei Serien für eine Woche die Autoren: die erfolgreichste Krimiserie CSI und die erfolgreichste Comedyserie Two And A Half Men.


Foto: RTL

Obwohl der Krimi ein Krimi und die Comedy eine Comedy blieb, befassten sich die Autoren in beiden Fällen mit Themen, die ihnen vertraut waren. Chuck Lorre und Lee Aronsohn, die normalerweise Charlie Sheen die Witze in den Mund legen, schrieben die CSI-Episode, die im Original Two And A Half Deaths heißt. Eine zickige, verhasste Sitcom-Diva (gespielt von Katey Sagal) wird darin ermordet, und wenn man sieht, wie sie porträtiert wird, wühlt man zwangsläufig in seiner Erinnerung, für wen Chuck Lorre früher geschrieben hat. Denn bevor er Two And A Half Men und Dharma & Greg erfand, war Lorre fast ausschließlich für Sitcom-Diven tätig. Er war Autor bei Roseanne und erfand auch die Sitcoms Cybill mit Cybill Shepherd und Grace mit Brett Butler. Vor diesem Hintergrund ist die ansonsten eher durchschnittliche CSI-Episode heute Abend recht amüsant.

Die Episode von Two And Half Men, die die Autoren von CSI im Gegenzug schrieben und in der Spurensicherer einen Todesfall in Charlies Haus aufklären müssen, wird voraussichtlich erst in etlichen Monaten auf ProSieben laufen.

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Michael, 2. April 2009, 06:35.

Cybill

1998–1999 (ProSieben). 87-tlg. US-Sitcom von Chuck Lorre („Cybill“; 1995–1998).

Die Schauspielerin Cybill Sheridan (Cybill Shepherd) ist Mitte 40 und zweimal geschieden. Mangels Rollen hält sie sich mit Werbespots über Wasser. Tochter Zoey (Alicia Witt) wohnt noch bei ihr, die ältere Tochter Rachel (Dedee Pfeiffer) nicht mehr. Mit ihrer besten Freundin Maryann (Christine Baranski) wälzt Cybill Probleme und lästert über Maryanns Ex-Mann Richard, den sie „Dr. Dick“ nennen. Cybill versteht sich mit ihrem zweiten Ex-Mann Ira Woodbine (Alan Rosenberg) gut.

Die Serie lief bei der Erstausstrahlung im täglichen Vormittagsprogramm und wurde ab Herbst 2000 werktäglich um 17.30 Uhr gezeigt.

Grace

1995–2001 (ProSieben). 112-tlg. US-Sitcom von Chuck Lorre („Grace Under Fire“; 1993–1998).

Grace Kelly (Brett Butler) lebt von ihrem Mann Jimmy (Geoff Piesron), einem Alkoholiker, getrennt und zieht die Kinder Quentin (in Folge 1: Noah Sagan, dann: Jon Paul Steuer; ab Staffel 4: Sam Horrigan), Libby (Kaitlin Cullum) und Patrick (Dylan und Cole Sprouse) allein auf. Um das zu finanzieren arbeitet sie halbtags in einer Ölraffinerie. Dort ist sie die einzige Frau unter einem Haufen von Neandertalern, doch sie passt ganz gut rein: Auch Grace kann rüde und vorlaut sein, weiß sich durchzusetzen und allein zurechtzufinden. Ihre beste Freundin ist Nadine Swoboda (Julie White), die mit Wade (Casey Sander) verheiratet ist, ihr bester Freund der ebenfalls frisch geschiedene Apotheker Russell Norton (Dave Thomas).

98 Folgen liefen täglich am Vormittag, der Rest später mittags. Der Titelsong war eine Coverversion des Beatles-Hits „Lady Madonna“, gesungen von Aretha Franklin.

Bahn frei!

Die ersten Reaktionen auf das Rücktrittsangebot von Bahnchef Mehdorn sind verhaltener als erwartet.

Michael, 30. März 2009, 21:16.

Akte Schicksal

Ab 30. März 2009 (Sat.1). Menschelmagazin am späten Montagabend mit Ulrich Meyer. Wie dessen Magazin Akte, nur persönlicher und noch schicksaliger.

Akte

Seit 1995 (Sat.1). „Reporter decken auf“. Einstündiges Infotainmentmagazin über Schicksale und Skandale, mit Ulrich Meyer.
Woche für Woche lehnt Meyer im Studio an einem Pult, in der linken Hand zusammengerollte Manuskriptblätter, in der rechten Hand den linken Unterarm, zieht missbilligend die rechte Augenbraue hoch und heftet Themen wie „Sex im Schweißbad“, „Fahnder in Badehose“, „Dreiste Drängler“, „Terror-Teenies“, „Sexuell hörig durch schwarze Magie“ oder „Leben mit dem Mini-Penis“ ab. Dazu hat er verschiedene fiktive Ablagestapel, die er vor dem jeweiligen Beitrag nennt: „Akte investigativ“, „Akte persönlich“, „Akte medizinisch“ oder auch „Akte hilft“.
Den Ansatz der Sendung beschrieb Ulrich Meyer so: „Es geht um den Einzelnen in seinem Kampf gegen die übermächtige Bürokratie oder für ein bisschen Glück.“ Die Themen seien kein „Trash“, sondern „Boulevard“, den Meyer so definierte: „Der Boulevard ist die elegante Flanierstraße, aber er ist auch die Straße, wo Hunde hinscheißen und kleine Nutten das Röckchen hochheben.“
Im Juli 1997 machte Akte Furore, als die Reporter ein Bundeswehr-Video fanden und zeigten, auf dem deutsche Soldaten kurz vor ihrer Entsendung nach Jugoslawien Folterungen und Vergewaltigungen nachstellen. Im November 2000 nahm ein Akte-Reporter auf den Toiletten des Reichstages Proben und fand Spuren von Kokain, woraus Akte folgerte, dass Drogenmissbrauch bei Abgeordneten quasi an der Tagesordnung sei. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse verhängte daraufhin ein einjähriges Hausverbot gegen Meyer und den Reporter, wogegen diese erfolgreich klagten.
Der Sendetitel wechselt wöchentlich: Die aktuelle Jahreszahl und die laufende Woche werden dem Sendetitel jeweils hinzugefügt (z. B. „Akte 95/23“). Bis 1999 und auch später wurde die Jahreszahl auf die letzten beiden Stellen gekürzt, 2000 stand die Jahreszahl komplett im Sendetitel „Akte 2000“, die Woche verschwand dafür.
Lief sehr erfolgreich zunächst mittwochs, später montags und seit vielen Jahren dienstags gegen 22.00 Uhr.

Will denn niemand?

Vielleicht sind Bonuszahlungen für erfolglose Manager auch einfach nicht das richtige Thema, um jemanden ins Fernsehen locken zu können, der lautstark ruft:  „Ich bin dafür!“ Aber leider ist die Diskussion bei Anne Will langweilig, wenn alle der Meinung sind, solche Zahlungen seien böse.

Andererseits heißt Ausgewogenheit im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ja nicht, dass alle Meinungen abgebildet werden, sondern dass die gleiche Meinung von Mitgliedern aller Parteien geäußert werden darf.

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Michael, 29. März 2009, 22:37.

Sehr unartig

Ex-Spice-Girl Geri Halliwell ist wieder solo, steht in „Bild“. Da steht auch, sie habe von Männern die Nase voll. Aufregend.

Woher ich das weiß? Jedenfalls nicht aus „Bild“. Diese Information bezog ich aus der Presseschau in der Sendung arte Kultur. Ich wiederhole: arte Kultur. Bei arte.

Sieht aus, als greift arte eine völlig neue Zielgruppe von Zuschauern an, die sich für ihre Themen nicht interessieren.

Michael, 25. März 2009, 20:07.
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