Es ist soweit: Ab heute hat Vox mehr Kochwettbewerbe im Programm als Sendeplätze. Damit die neue Sendung Kochchampion überhaupt noch zusätzlich in die Ablaufpläne gequetscht werden kann, muss die Sendung Wissenshunger wieder auf die Hälfte gekürzt werden. Wer also sein Wettgeld auf den 4. Mai gesetzt hatte: Glückwunsch!
Ab 4. Mai 2009 (Vox). Werktäglicher Kochwettbewerb um 18.30 Uhr.
Montags bis donnerstags treten jeweils fünf Hobbyköche in drei Runden gegeneinander an und müssen verschiedene Gerichte unter Zeitdruck zubereiten. Die Berufsköche Gerd Eis und Hendrik Thoma bewerten und entscheiden, wer weiterkommt. Die vier Sieger spielen freitags im Viertelfinale um den Wochensieg, die sechs Wochensieger später um den Einzug in die Finalwoche, in der sie dann in Edelrestaurants die Amüsiergesellschaft und Sterneköche bekochen müssen. Nach acht Wochen steht ein Sieger fest, der 10.000 Euro und ein 14-tägiges Kochtraining beim Münchner Starkoch Hans Haas erhält.
Vox wählte für den Wettbewerb nicht das unterhaltsame Spielshow-Format wie früher beim Kochduell, sondern die populäre Doku-Soap-Struktur. Ein Off-Sprecher schildert den Zusammenschnitt der Ereignisse, die auf die halbstündige Sendezeit so stark zusammengekürzt sind, dass das Gesehene nur noch wenig ausführlicher ist als ein reiner Ergebnisdienst.
1997–2005 (Vox). Spielshow mit Britta von Lojewski.
Zwei Kandidaten müssen von einem begrenzten Budget Zutaten kaufen und damit um die Wette kochen. Sie werden von je einem Koch unterstützt und bilden mit diesen gemeinsam die Teams Paprika und Tomate. Lojewskis Startkommando ist stets „An die Töpfe, fertig, los!“
Die Sendung basierte auf dem britischen Format „Ready Steady Cook“ und lief über viele Jahre jeden Werktag am Vorabend. Sie war anfangs eine halbe Stunde lang, dann kam der Erfolg, und die Sendezeit wurde verdoppelt. Eine Weile traten jeden Freitag im Promi-Kochduell Prominente gegeneinander an. Der Erfolg ging wieder, die Sendezeit wurde wieder halbiert und die gesamte Show Anfang März 2004 auf den Samstagvormittag verfrachtet, wo sie jetzt nur noch einmal wöchentlich lief. Den etablierten Koch-Platz am Vorabend nahm Schmeckt nicht – gibt’s nichtein.
Mit dem Ende der Oliver Geissen Show im Sommer wird der Daily Talk als solcher zwar noch nicht komplett vom Bildschirm verschwinden (Sat.1 hat irrtümlich immer noch Britt — Der Talk um eins auf Sendung), doch der Sender, der das Genre 1992 mit Hans Meiser einführte und zwischenzeitlich fünf tägliche Talkshows im Programm hatte, lässt es sterben.
Damit hat das Genre in Deutschland eine Abart ausgelassen, die in den USA seit vielen Jahren Standard ist und auch bei uns oft vorhergesagt wurde. 1999 fragte (nicht nur) „TV Today“ in einer Titelgeschichte: „Kommen jetzt die Prügelshows?“ Auch, wenn es schwer vorstellbar ist: Das Niveau vieler US-Daily-Talks liegt noch weit unter dem, was wir in Deutschland je gesehen haben. Doch, das geht.
Jerry Springer, ehemaliger Bürgermeister von Cincinatti, moderiert seit 18 Jahren eine Sendung, zu der und in der er selbst eine gewisse ironische Distanz bewahrt, wenn sich vor johleendem Publikum auf der Bühne fette Prolls prügeln, weil gerade wieder Seitensprünge mit der Mutter der Lebensgefährtin im Fernsehen aufgeflogen sind. (In der Busenschau mit Sonya Kraus sind immer wieder Ausschnitte zu sehen.) Wegen dieses Grundkonzepts beschäftigt die Show eigene Sicherheitskräfte, die gerade so weit einschreiten, dass man noch von einer Prügelei sprechen kann, aber Verletzungen möglichst vermieden werden. Der kahlköpfige Ex-Polizist Steve Wilkos war der Sicherheitschef bei der Jerry Springer Show. Das allein machte ihn berühmt genug, um seine eigene tägliche Show zu bekommen, die sehr ähnlich funktioniert, aber einerseits lebenshilfiger daherzukommen versucht, andererseits mit Drohungen arbeitet. Der untreue Ehemann verspricht dem Moderator, er werde sich bessern, und der Moderator verspricht der Mutter der betrogenen Ehefrau, wenn er sich nicht bessere, komme er mal vorbei. Das Publikum johlt. Beinahe wäre es in die gewohnten „Jerry, Jerry!“-Rufe ausgebrochen, doch es wurde gerade noch ein „Steve! Steve!“ Klingt leider nicht so schön, weil einsilbig. Schon Franz Beckenbauer erklärte die Beliebtheit des damaligen Bundestrainers Rudi Völler so: „’Rudi’ lässt sich so schön rufen.“
Woran genau die Einführung der Prügelshows in Deutschland scheiterte, kann man nicht genau sagen, da nicht einmal RTL2 es ernsthaft versuchte. Womöglich hätte dies den Tod des Genres einige Jahre hinausgezögert. Aber wahrscheinlich ist es gut, dass es so weit nie kam. Sie ruhe in Frieden.
Ab 3. Mai 2009 (RTL). 115-tlg. mex. Telenovela nach Yolanda Vargas Dulché („Rubi“; 2004).
Rubi Pérez (Bárbara Mori) ist eine rücksichtsloses Mittelklasse-Mädel, das für ihren sozialen Aufstieg über Leichen geht. Sie verschmäht auch den einfachen Alejandro (Eduardo Santamarina), obwohl er sie doch wirklich liebt, und verführt stattdessen den reichen Héctor (Sebastián Rulli), der gerade Rubis beste Freundin Maribel (Jacqueline Bracamontes) heiraten wollte. Naja, und so weiter eben. Am Ende zieht das Luder doch noch ihre Lehren aus allem.
Mit dieser zweiten Seuche aus Mexiko innerhalb von nur acht Tagen kehrt RTL zum Genre der Telenovela zurück, das der Sender bereits in den 90er-Jahren reichlich bediente, ebenfalls mit Produktionen aus Mexiko wie Die wilde Rose oder Der Clan der Wölfe. Mexikanische Telenovelas unterscheiden sich von deutschen in der Regel dadurch, dass sie in Mexiko erfolgreich sind. Darüber hinaus sind sie meistens deutlich brutaler. Das ideale Programm also für den Sonntagvormittag. Genau da versteckt RTL die Serie, die zuvor schon beim Pay-TV-Sender Passion lief.
Die langlebigste Serie überhaupt zeigte im Laufe ihres Bestehens immer wieder neue Handlungsstränge, Liebesbeziehungen, Verwicklungen und Hauptdarsteller. Ursprünglicher Kern der Serie war die deutsche Einwandererfamilie Bauer in der Stadt Springfield.
In Deutschland wurde die Soap nicht von Beginn an gezeigt, RTL stieg im Mai 1986 mit US-Folgen aus dem Jahr 1979 ein, als gerade Bertha (Charita Bauer) und Bill Bauer (Ed Bryce) die Hauptfiguren waren. Mehr als 8000 Folgen waren zuvor seit 1952 schon in den USA gelaufen, seit 1937 existierte das Format zudem bereits als Radioserie, viele Bauer-Vorfahren waren längst tot. Charita Bauer war als einzige Darstellerin noch von der ursprünglichen Besetzung im Jahr 1952 übrig geblieben. RTL zeigte in den folgenden 13 Jahren 3119 einstündige Folgen, zunächst am Nachmittag, später im Vormittagsprogramm. Im September 1999 nahm der Sender die Serie plötzlich und mitten in der Handlung aus dem Programm.
2009 beschloss auch der US-Sender CBS die Absetzung nach mehr als 15.000 Folgen, weil neben der kompletten Originalbesetzung auch die meisten Zuschauer nicht mehr lebten.
Soledad ist die kleine Tochter von Isadora (Verónica Castro) und bei einer Vergewaltigung durch Isadoras Ex-Freund gezeugt worden. Nach der Geburt entführt die eifersüchtige Stiefmutter Piedad (Rosa Maria Bianchi) das Kind. Erst 20 Jahre später findet Isadora ihre Tochter Soledad (ebenfalls Verónica Castro) wieder.
1991 (RTL). 60-tlg. mex. Telenovela von María Zarattini, Regie: José Rendón („Tu o nadie“; 1985).
In der südmexikanischen Küstenstadt Acapulco lebt der reiche Geschäftsmann Antonio Lombardo (Andrés García), dessen eifersüchtiger Halbbruder Max (Salvador Pineda) unter seinem Namen die schöne, aus armen Verhältnissen stammende Raquel (Lucía Méndez) aus Mexiko-Stadt heiratet und einen Flugzeugabsturz einfädelt, bei dem Antonio sein Gedächtnis verliert. Als er seiner vermeintlichen Ehefrau gegenüber steht, kann er sich nicht mehr an sie erinnern, weigert sich jedoch, der Scheidung zuzustimmen. Zwischen den Brüdern entbrennt ein Kampf um Raquels Liebe, aus dem Antonio nach zahlreichen Intrigen und Widrigkeiten schließlich als Sieger hervorgeht.
Die dreiviertelstündigen Folgen liefen werktags nachmittags.
Das naive Mädchen Rosa Salvaje (Verónica Castro) lebt bei seiner Großmutter. Beim Versuch, auf der Plantage des reichen Ricardo (Guillermo Capetillo) Äpfel zu stehlen, erwischt dieser sie. Beeindruckt von ihrer Schönheit, überführt er sie nicht der Polizei, sondern schenkt ihr das Diebesgut. Um seinen älteren Schwestern (Liliana Abud, Laura Zapata), mit denen er stets im Streit liegt, eins auszuwischen, heiratet er das erstbeste Mädchen, das ihm begegnet: Rosa. Ohne Erfolg versuchen Ricardos Schwestern, die plötzlich zu Reichtum gekommene „Wilde Rose“ zu vertreiben, die jedoch entwickelt sich von einer Göre zur würdevollen Frau. Ricardo verliebt sich schließlich in sie. Als Rosa jedoch erfährt, dass die Hochzeit nur aus Protest gegen die Schwestern vollzogen wurde, verlässt sie ihn.
„Rosa Salvaje“ basierte auf der kubanischen Radionovela „Raquel“, die brasilianische Version der Serie trug den Namen „Rosa Rebelde“. Im Produktionsland Mexiko ist die Serie ein Klassiker und der Prototyp der neueren Telenovela. Die Serie Marimar machte es sich einige Jahre später leicht und verwendete einfach die gleiche Handlung. Beide Serien liefen bei uns werktäglich am Vormittag.
Marimar (Thalia) ist ein armes Mädchen, das in Mexiko bei seinen Großeltern Don Pancho (Tito Guizar) und Doña Cruz (Ada Carrasco) aufwächst. Sie trifft den reichen Sergio Santibañez (Eduardo Capetillo), der mit seinem Vater Renato (Alfonso Ituralde) eine Hacienda betreibt. Eigentlich wollte sie dort Gemüse und Eier stehlen, ließ sich jedoch erwischen. Marimar verliebt sich in Sergio, und auch er will sie heiraten – allerdings nur, um seine Familie bloßzustellen, die ihm nicht das Erbe geben will, das ihm seiner Meinung nach zusteht. Vor allem seine Stiefmutter Angelica (Chantal Andere) geht sogar über Leichen, um Marimar zu demütigen. Die Ehe scheitert, weil Marimar herausfindet, dass Sergios Gefühle nur vorgetäuscht waren. Während Sergio anschließend überraschenderweise doch seine Liebe zu Marimar entdeckt, trifft die arme Marimar in Mexiko City zufällig Gustavo Aldama (Miguel Palmer), der sich nicht nur als ihr Vater, sondern – hurra! – auch als reich herausstellt.
Die Handlung ist im Prinzip die gleiche wie einige Jahre zuvor in Die wilde Rose. RTL zeigte auch diese halbstündigen Folgen werktags vormittags.