Der US-Comedy-Präsident
Vor einem Jahr berichteten wir mehrfach über das, was wir den „US-Comedy-Wahlkampf“ nannten. Im Vorfeld einer Präsidentschaftswahl ist es in den USA üblich, dass die Kandidaten Auftritte in den Late-Night-Comedyshows absolvieren, und im vergangenen Jahr mehr als je zuvor gaben sie sich nicht nur für Interviews, sondern auch für Gags her.
Unüblich war bisher, dass der Wahlsieger sich auch nach Amtsantritt noch in den Late-Night-Shows blicken lässt. Insofern war es ein großes Fernsehereignis, als Barack Obama im März als erster amtierender US-Präsident Gast als Talkgast in einer solchen Show auftrat. Die Tonight Show with Jay Leno mit dem angekündigten hohen Besuch erreichte an diesem Abend eine Einschaltquote, die nicht mal von Lenos Abschiedshow vor zwei Wochen übertroffen wurde.
Innerhalb von nur acht Tagen war Obama nun in zwei weiteren Late-Night-Shows zu sehen und dürfte damit wahrscheinlich schon jetzt der humorvollste Präsident aller Zeiten sein.
Beide Auftritte kamen überraschend (und als Zuspielung). In der ersten Woche der neuen Tonight Show with Conan O’Brien erklärte Obama in einem Interviewausschnitt gegenüber NBC-Nachrichtenmoderator Brian Williams, man habe stundenlang im Weißen Haus darüber diskutiert, wie ein fließender Übergang von Jay Leno zu Conan O’Brien zu schaffen sei.
(Falls das NBC-Video wieder nicht lädt: Sie finden es auch hier.)
Stephen Colbert erhielt von Obama zu Beginn dieser Woche eine klare Anweisung. The Colbert Report sendet diese Woche aus Bagdad (ja, wirklich), und das Publikum besteht aus Soldaten mit Einheitsfrisur. Colberts Gast, General Ray Odierno, der Oberkommandierende der Truppen im Irak, drängte Colbert dazu, sich ebenfalls den Kopf scheren zu lassen. Colbert merkte an, dazu bedürfe es schon einer höheren Instanz.