Weissensee

Ab 14. September 2010 (ARD). 6-tlg. dt. Familiendrama von Annette Hess, Regie: Friedemann Fromm.


Foto: ARD/Julia Terjung

Zwei Familien sind 1980 in Ost-Berlin an verschiedenen Punkten miteianander verbunden. Der gutmütige Volkspolizist Martin Kupfer (Florian Lukas), Sohn des Stasi-Generalmajors Hans (Uwe Kockisch) und Bruder des skrupellosen Stasi-Karrieristen Falk (Jörg Hartmann), verliebt sich in Julia (Hannah Herzsprung), die Tochter der aufmüpfigen Sängerin Dunja Hausmann (Katrin Sass). Die wurde nur deshalb noch nicht aus dem Verkehr gezogen, weil Hans früher mal was mit ihr hatte und heute noch seine schützende Hand über sie hält. Das wissen die Kinder aber nicht. Und auch sonst niemand. Würde das öffentlich, wäre für Hans die Stasi-Karriere vorbei. Er ist daher auch strikt gegen die Liaison zwischen Martin und Julia und verbietet sie. Julias Mutter Dunja ist auch dagegen und verbietet sie, weil ihre Tochter nichts mit diesen Stasi-Leuten zu tun haben soll. Doch Martin und Julia lassen sich ihre Liebe nicht verbieten. Sie kämpfen gegen die privaten Widerstände ebenso wie die staatlichen: Denn Falk würde Julia am liebsten wegen versuchter Republikflucht einbuchten. Und ihren Ex Robert Snyder (Steffen Groth) gleich mit.

Spannendes Familiendrama, das weit über die persönlichen Verwicklungen hinaus den Alltag in der DDR der frühen 80er-Jahre schildert. Die 50-minütigen Folgen laufen dienstags um 20.15 Uhr.

Die DDR schafft sich ab

Das Schöne an Geschichtsdokumentationen ist, dass man gegebenenfalls etwas lernt und in jedem Fall dem aktuellen Tagesgeschäft entfliehen kann. Zumindest eine Dreiviertelstunde mal Gesichter der Vergangenheit sehen, und nicht dieselben Nasen, die sonst den ganzen Tag die Schlagzeilen beherrschen.

Im ersten Teil der ARD-Doku Damals nach der DDR schildern Zeitzeugen, Mauerspechte, Flüchtlinge, Politiker, was vor zwanzig Jahren… Ähm – MOMENT! Dieses Gesicht der Vergangenheit kenne ich doch!

Thilo Sarrazin!?

Gut, klar, er war damals im Bundesfinanzministerium für innerdeutsche Beziehungen zuständig; in seinen Bereich fielen das Begrüßungsgeld und die Währungsreform.

Und so jemanden will man in einer solchen Doku doch sehen: Einen kompetenten Gesprächspartner, der von allen ernst genommen wird!

Ah, richtig, da war der Haken, beim Ernst. Lenkt in diesen Tagen nicht allein schon sein Anblick vom Inhalt ab? Hätte man Thilo Sarrazin vor der Ausstrahlung der weißgottwann produzierten Doku aus aktuellem Anlass herausschneiden müssen? Natürlich nicht. Auch wenn es vermutlich konsequent gewesen wäre, ihn nach allem anderen auch aus einer bereits fertigen Fernsehsendung zu entfernen. Hätte man vielleicht einen Hinweis einbauen können, wann die Sendung produziert wurde? Auch Quatsch. Titel und Thema besagen schon, dass es um 1989/1990 geht.

Irgendwie wirkt es zwar merkwürdig, aber zugleich sogar ganz angenehm, dass Thilo Sarrazin auftreten und darüber reden kann, wie das damals war, als die DDR-Bürger in den Westen kamen, ohne dass sofort alle Zeter und Mordio schreien.

Die ARD schafft es, mit Thilo Sarrazin ein sachliches Gespräch über Zuwanderung zu führen! Wer hätte das gedacht?

Vielleicht ist das alles aber auch nur Teil des ARD-Themenabends „Von den Ereignissen überholt“. Der anschließende Trailer, der für die Rückkehr von Harald Schmidt am Donnerstag wirbt, endet mit den Worten der Off-Sprecherin „Natürlich im Ersten“ und einem anschließenden Ausschnitt aus einer alten Schmidt-Sendung, in dem er gerade „Nicht zu fassen“ sagt. Das wirkt heute auch unfreiwillig viel lustiger als es gedacht war.

Antworten kann ohnehin nur der allwissende Beckmann geben. Dessen Thema heute: „Der richtige Umgang mit Thilo Sarrazin“.

Michael, 13. September 2010, 23:36.

Harald Schmidt bald wieder öfter und anderswo

Harald Schmidt wechselt erneut den Sender. Ab September 2011 wird er wieder die Sat.1-Zuschauer überfordern. Ein origineller Name für die Show, die zweimal pro Woche um 23.15 Uhr kommen soll, ist auch schon gefunden: Die Harald Schmidt Show.

Zum besseren Verständnis Harald Schmidts komplizierte Laufbahn nochmal im Überblick:

1988-1995 ARD
1995-2003 Sat.1
2004-2011 ARD
2011- Sat.1
Schlagwörter:
Michael, 13. September 2010, 15:49.

Fünfeinhalb Tore und zweieinhalb Männer

Der Blick auf die Einschaltquoten vom Dienstagabend beweist zum einen Bekanntes: Übertragungen von Fußball-Länderspielen sind immer eine sichere Bank, und die zeitgleiche Konkurrenz leidet darunter.

Zum anderen offenbart er aber auch Interessantes: Nicht alle Konkurrenten leiden gleichermaßen. Und dies ist nicht nur bei naheliegenden Beispielen zu beobachten, also wenn das Gegenprogramm eine ganz andere Zielgruppe anspricht.

Schon vor einiger Zeit hat ProSieben die kluge Entscheidung getroffen, seine frauenaffinen Serien ausgerechnet auf den Mittwochabend zu legen, an dem im Konkurrenzprogramm so oft wie an keinem anderen Abend Live-Fußball zu sehen ist. Seitdem laufen Desperate Housewives und  Grey’s Anatomy stur und unbeeindruckt mit konstanten Zahlen weiter und können als Beleg für das Klischee herhalten, dass Fußball ein Männerprogramm sei. Die Sonnenbrillenserie CSI: Miami dagegen erlitt einen starken Einbruch, während gestern die deutschen Fußballer fünf Tore schossen und 6:1 gegen Aserbaidschan gewannen. Klar, die Zielgruppen für blutige Krimis und Blutgrätschen sind ja wohl ähnlich, gell?

So einfach ist und bleibt es aber nicht. Die Simpsons, laut einer Untersuchung vom Frühjahr die Serie mit dem höchsten Männeranteil unter den Zuschauern, musste keine Abstriche machen, die über die normalen Quotenschwankungen hinausgingen. Und auch Two And A Half Men, wo es normalerweise nur um Sex und Saufen geht, erreichte anschließend wie gewohnt knapp Two And A Half Million. Sind deren Zuschauer jünger als die Fußballfans? Vergangenen Freitag zeigte aber auch Wer wird Millionär? keine nennenswerten Einbußen gegen das Länderspiel unter dem schon etwas älteren Stammpublikum.

Eine Antwort muss ich schuldig bleiben. Aber warum soll ich schlauer sein als Fernsehmacher, die ihr ganzes Berufsleben oft vergeblich damit verbringen, strategisch richtiges Alternativprogramm zu dem der Mitbewerber anzubieten oder umgekehrt Programme zu finden, für die sich auch die Zuschauer ihrer eigenen anderen Programme interessieren? Wären Quoten und Zielgruppen vorhersehbarer, hätte ProSieben längst eine Mittwochsserie gefunden, für die die Zuschauer auch nach den etablierten Serien dranblieben. Und die Sender müssten nicht wild ungeordnete Werbung für alle ihrer Sendungen in jede andere Sendung knallen, sondern könnten die Sache gezielt angehen. Mit Einblendungen wie bei Amazon:  „Zuschauer, die sich für CSI: Miami interessieren, interessieren sich auch für: Fußball.“

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Michael, 8. September 2010, 18:20.

Ziehung der Lottozahlen

Seit 1965 (ARD). Fünf-Minuten-Show, in der jeden Samstag live die Lottozahlen „6 aus 49“ plus Zusatzzahl gezogen werden (seit 1991 auch plus Superzahl) und die Gewinnzahlen verschiedener Zusatzlotterien ermittelt bzw. bekannt gegeben werden: Glücksspirale (seit 1969), Spiel 77 (seit 1975), Super 6 (seit 1992).

Der Deutsche Lottoblock war bereits 1955 gegründet worden und hatte eine sonntägliche Ziehung eingeführt (schon seit 1953 hatte es in Westberlin eine Lottoziehung „5 aus 90“ gegeben). Ab dem 04.09.1965 übertrug die ARD die Ziehung, nun am Samstag, immer aus Frankfurt am Main. Die Gewinnzahlen der ersten Fernsehziehung lauteten 13, 21, 35, 36, 45, 46, Zusatzzahl: 1.

Sendeplatz ist seit jeher nach der großen Samstagabendshow gegen 22.00 Uhr, nur von 1993 bis 2009 kam sie schon vor der 20.00-Uhr-Tagesschau. Moderatorin war anfangs Karin Dinslage, ab 1967 für mehr als 30 Jahre Karin Tietze-Ludwig, die als Lottofee berühmt wurde. Jede Ziehung leitete sie ein mit den Worten „Der Aufsichtsbeamte hat sich vor der Sendung vom ordnungsgemäßen Zustand des Ziehungsgerätes und der 49 Kugeln überzeugt.“ Dieser berühmt gewordene Satz wurde 1986 abgeschafft, gleichzeitig gab es eine neue Dekoration, und die Zahlen erschienen hinterher noch einmal auf einer elektronischen Anzeigetafel, nicht mehr auf Holzklötzchen, die die Ansagerin vor sich auf einen Schreibtisch stellte. Tietze-Ludwigs Nachfolgerin wurde 1998 Franziska Reichenbacher, die auch den stets anwesenden Aufsichtsbeamten erstmals seit zehn Jahren wieder mit dem nostalgischen Satz erwähnte, aber nur einmal.

Die eigentliche Ziehung ist Aufgabe des Ziehungsteams, zu dem neben dem Urkundsbeamten weitere Mitarbeiter von Hessen-Lotto gehören. Zwei Assistentinnen legen die Kugeln ein – es handelt sich um nummerierte Tischtennisbälle – und steuern die Ziehungsgeräte, ein Ziehungsleiter überwacht den Ablauf und kann jederzeit im Fall einer Panne eingreifen. Von Zeit zu Zeit kam es mal zu einer: Im Februar 1999 zerbrach während der Ziehung die Kugel mit der Ziffer 6. Ein paar Wochen später blieb eine Kugel in den Greifarmen der Maschine hängen.

Aufruhr verursachte eine Satire des Politmagazins Monitor 1994, in der scheinbar nachgewiesen wurde, dass Finanzminister Theo Waigel die Ziehung der Lottozahlen manipulierte, um seine Staatskasse zu sanieren. Viele Zuschauer nahmen den Beitrag ernst.

1982 kam zur Samstagsziehung das Lotto am Mittwoch im ZDF dazu, das 2000 mit dem Samstagslotto zum gleichen Wettbewerb zusammengelegt wurde.

Wasserrattengift

Der TV-Kanal, um den es heute geht, ist nur ein sehr kleiner. Es handelt sich um Kanal 2, Hotelinfos deutsch. Man kann ihn nur in einem Hotel empfangen, er wird also von kaum mehr Menschen gesehen als TNT Serie, wo heute Nacht in Deutschland die Emmy-Verleihung übertragen wird.

Jedenfalls:

Wie beruhigend. Dem Wasser, in das man sich tagsüber mit dem ganzen Körper hineinfallen lässt, werden nachts gesundheitsschädliche Stoffe zugesetzt. Bitte benutzen Sie unsere Pools ab abends nicht mehr, denn dann werden sie mit Gift gereinigt!

Was ist jetzt das Beruhigende daran? — Dass für ärztliche Hilfe immerhin gesorgt ist. Wer einen Arzt braucht, ruft einfach die Rezeption an. Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit.

Michael, 29. August 2010, 21:19.

Wohnraum mit Makeln

Die Geschichten der Makler in der Vox-Wohnungssuchdokusoap mieten, kaufen, wohnen sind teilweise frei nacherzählt, was man aus der Einblendung im Abspann entnehmen kann:

Was dagegen nirgendwo steht: Die Einrichtungsgegenstände, vor und neben denen die suchenden Prominenten gefilmt werden, sind teilweise offenbar frei nachgestellt.

Zum Beispiel René Weller für seine Aussagen über Sportwagen und die mangelnde Kochbereitschaft seiner Freundin vor diesem Bücherregal zu platzieren, ist schon fast gehässig.


Screenshots: Vox

Michael, 25. August 2010, 14:11.

Mord mit Absicht

Als Programmplaner des Ersten hat man auch nicht immer nur Glück: Da lässt man die viel gepriesene Serie Mord mit Aussicht erst zweieinhalb Jahre komplett vermodern, platziert die Wiederholungen dann im Sommerloch, pausiert sicherheitshalber nach nur einer Folge für eine Woche, um bloß keine Sehgewohnheit aufkommen zu lassen, pausiert dann aber nicht während der Fußball-WM und sendet die erste neue Folge sicherheitshalber parallel zum Halbfinale, um letzte Sehgewohnheiten zu zerstören, macht also im Ganzen den Privaten ihre Kernkompetenz des Serienabschießens streitig, und dann diese Schmach: Die Serie wird trotzdem ein Erfolg. Sowohl beim ARD-Publikum, als auch beim jüngeren. Mehr als fünf Millionen treue Zuschauer zog die untypische ARD-Serie in den meisten der vergangenen Wochen an und erreichte bei den 14- bis 49-jährigen zweistellige Marktanteile. (Für ARD-Fernsehschaffende: Zweistellig, das ist, wenn vor dem Marktanteil noch eine zusätzliche Ziffer steht.)

Eine solche Widerspenstigkeit darf natürlich nicht ungesühnt bleiben, weshalb zu befürchten ist, dass die heutige letzte Folge (20.15 Uhr, ARD) tatsächlich die letzte bleibt – zumindest für lange Zeit. Deshalb unbedingt genießen und zwei Kerzen aufstellen!

Andere Sender hätten sich bei einer Serie mit so guten Kritiken oder so guten Quoten jedenfalls wesentlich mehr beeilt, frühzeitig eine Fortsetzung zu versprechen. Aber gleichzeitig gute Kritiken und gute Quoten stellt natürlich eine unglaubliche Überforderung dar.

Mann Mann Mann.

Michael, 24. August 2010, 06:56.

Futur II

Seit einigen Wochen laufen in den USA die neuen Folgen der 2003 erstmals eingestellten Serie Futurama. Der Wiederaufnahme vorausgegangen waren vier Futurama-Filme, die direkt für den DVD-Verkauf produziert wurden, weil sich die Serien-DVDs so gut verkauft hatten. Im Fernsehen wurden sie erst später gezeigt.

Mit diesen Filmen beginnt auch ProSieben die Ausstrahlung des neuen Futurama-Materials ab Mitte September sonntagnachmittags.

Und das ist doch toll!

Halt: Die Filme laufen nicht am Stück. ProSieben gewährt nur einen einstündigen Sendeplatz, und da passt so ein Film nur halb rein.

Dann gibt’s eben ein paar Doppelfolgen. Auch gut!

Halt: Die zweite der beiden Folgen, die ProSieben sonntags zeigt, ist jeweils eine Wiederholung einer zehn Jahre alten Episode.

Und was heißt das für die vier Filme? Dass sie jeweils viergeteilt werden. Erst kommt ein Viertel des Films, dann schließt sich unmittelbar an den gerade unterbrochenen Handlungsstrang eine Geschichte an, die mit dem just Gesehenen nichts zu tun hat, und bis der Film zu Ende ist, dauert’s noch drei Wochen.

Irgendwie ist es ja auch beruhigend, dass man einfach so aus einer fünfwöchigen Schaffenspause zurückkommen kann, und die Sender verhalten sich noch genauso dämlich, unprofessionell und zuschauerunfreundlich wie eh und je. Man hat also nichts verpasst.

Michael, 13. August 2010, 14:36.

Die Knuff-Hoff-Show

Diese Woche wird David Hasselhoff in die Pfanne gehauen.

Die Tradition des „Roasts“ im amerikanischen Fernsehen geht bis zu Dean Martin in die 60er-Jahre zurück, und außerhalb des Fernsehens bis in die 20er. Freunde und Weggefährten des zu Röstenden kommen zusammen, um in dessen Anwesenheit über ihn herzuziehen.

David Hasselhoff, der sich selbst „The Hoff“ nennt und sich zuschreibt, die Berliner Mauer zu Fall gebracht zu haben, weil er kurz vorher dort „Looking For Freedom“ sang, aber bekannt wurde wegen eines sprechenden Autos, roter Badekleidung und eines zerfallenden Cheeseburgers, stellt sich am Sonntagabend im amerikanischen Comedy Central als Opfer zur Verfügung (beim deutsche Comedy Central am 30. September).

Die Witze der bereits produzierten Sendung sind etwa auf dem Niveau der Monolog-Witze in amerikanischen Late-Night-Shows, die Unterschiede liegen darin, dass Hasselhoff als Zielscheibe direkt daneben sitzt und das alles über sich ergehen lassen muss, und dass diese Witze von Menschen vorgetragen werden, die das nicht können, z.B. Pamela Anderson, Jerry Springer oder Hulk Hogan.

Die Sendung selbst ist deshalb allenfalls mittellustig. Aber die Myriaden Trailer, mit denen Comedy Central auf sie hinweist, sind grandios.

 

 

 

 

 

 

Michael, 11. August 2010, 21:21.
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