Love Boat

1985—1994 (Sat.1). 200-tlg. US-Familienserie (“The Love Boat”; 1977–1986).

Das Luxusschiff „Pacific Princess“ befördert Urlauber zu den unterschiedlichsten Reisezielen. Stets zu ihren Diensten sind Captain Merrill Stubing (Gavin MacLeod), Schiffsarzt Adam Bricker (Bernie Kopell), Zahlmeister Burl Smith, genannt „Gopher“ (Fred Grandy), und Barkeeper Isaac Washington (Ted Lange). Julie McCoy (Lauren Tewes) ist die Kreuzfahrtmanagerin, Vicki Stubing (Jill Whelan) die uneheliche Tochter des Captains. Nach vielen Jahren wird Judy McCoy (Pat Klous) neue Kreuzfahrtmanagerin und damit die Nachfolgerin ihrer Schwester Julie. Der Fotograf Ashley Covington Evans, genannt „Ace“ (Ted McGinley), ist jetzt außerdem ständig mit an Bord.

Viele berühmte Gaststars wirkten in den Rollen der Urlauber mit. Ihre Geschichten rund um Liebe, Affären und Verhältnisse standen im Mittelpunkt, meist drei oder vier dieser Geschichten wurden pro Folge erzählt und miteinander verwoben. Die letzte Folge endet mit der Hochzeit von Captain Stubing und seiner Freundin Emily Haywood (Marion Ross). Aaron Spelling und Douglas S. Cramer waren die Produzenten. Den Titelsong „Love Boat“ sang die meiste Zeit Jack Jones, nur in der letzten Staffel Dionne Warwick.

Sat.1 zeigte die einstündigen Folgen zunächst mittwochs zur Primetime, später auf allen erdenklichen Sendeplätzen im Vorabend- und Tagesprogramm. Im amerikanischen Original war Love Boat tatsächlich eine Comedyserie, sogar das Gelächter des Publikums war wie in Sitcoms zu hören. In der Synchronisation ging der Comedy-Charakter großenteils, im deutschen Abklatsch Das Traumschiff komplett verloren.

Reden wie bei Reinecker

Der Münchner Tatort am Sonntagabend weckte Erinnerungen an die große Zeit der Reinecker-Krimis. Herbert Reinecker schrieb, als die Welt noch schwarzweiß und Schweigen noch modern war, die Drehbücher für die Serie Der Kommissar. Damals wurden Serien noch nicht so oft wiederholt, dafür wiederholte Reinecker unendliche Male Floskeln und Worte innerhalb einer Episode, baute Schweigen und stilles Starren ein und streckte so eine Handlung auf eine 60-Minuten-Netto-Länge, die heute wahrscheinlich mit Mühe und Not eine 30-Minuten-Brutto-Episode inklusive Werbung füllen würde. Ein typischer Reinecker-Dialog war zum Beispiel in der Kommissar-Episode „Toter gesucht“ 1972 zu erleben, mit Erik Ode und Gaststar Bernhard Wicki.

Wicki: „Er hat einen Koffer weggebracht.“
Ode: „Was für’n Koffer?“
Wicki: „Ich weiß nicht, was für’n Koffer. Ich hab‘ den Koffer nie gesehen. ‘N Handkoffer. Wir haben solche Koffer nicht.
Ode: „Ja, haben Sie ihn nicht gefragt, was für’n Koffer das ist.“
Wicki: „Er hat gewartet, bis ich wieder im Laden war. Und dann hab‘ ich gehört, wie er hinten hinausging, und da hab‘ ich gesehen, dass er diesen Koffer wegtrug, den ich vorher nie gesehen hab‘.“
Ode: „Ja, wie ist er denn jetzt zurückgekommen. Ohne Koffer?“
Wicki: „Wollen Sie auch einen?“ (Kocht Kaffee.)
Ode: „Nein, danke, nein.“
Wicki: „Ja. (Pause.) Was bedeutet dieser … – Koffer?“
Ode: „Na, gehen Sie rauf und fragen Sie ihn.“

Auch 14 Jahre später in Reineckers Derrick dauerte es noch immer mehr als zwei Minuten, bis jemand so etwas Umständliches erledigt hatte wie zum Beispiel durch ein Tor zu gehen. Sie müssen sich die folgende Szene aus der Episode „Die Rolle seines Lebens“ von 1986 mit den Gaststars Edwin Noel und Franz Boehm sowie einem Kleindarsteller als Pförtner in bedächtigem Tonfall und mit langen Pausen vorstellen.

Boehm: „Guten Tag.“
Pförtner: „Ja bitte?“
Boehm: „Theimer.“
Pförtner: „Und wohin?“
Boehm: „Ich möchte zur… Signum Film.“
Pförtner: „Ja, werden Sie erwartet?“
Boehm: „Ich, äh… – Ja, man erwartet mich.“
Pförtner: „Ach, dann werde ich da mal anrufen.“
Boehm: „Warum wollen Sie denn da anrufen, ich sag’s Ihnen doch, ich werde erwartet.“
Pförtner: „Sehen Sie, ich, … ich habe meine Anweisungen.“
(Schmieriger Typ im Cabrio fährt vor.)
Noel: „Entschuldigen Sie. Sie sind doch… Sie sind doch Herr Theimer.“
Boehm: „Ja, ich, ähm, bin… (Pause.) Martin Theimer ist mein Name. Na, wenigstens einer, der mich kennt. (Zum Pförtner:) Theimer. Martin Theimer bin ich. Der Schauspieler. Ich bin hier schon durch dieses Tor gegangen, da hat es Sie noch gar nicht gegeben.“
Noel: „Einer unserer besten Schauspieler.“
Pförtner: „Tut mir leid, ich kann nicht jeden kennen, hier gehen so viele Schauspieler aus und ein.“
Boehm: „Ja, ist schon gut.“
Noel: „Was machen Sie denn hier?“
Boehm: „Ich wollte zur Signum Film.“

An diese seligen Zeiten knüpfte Autorin Stefanie Kremser in der Tatort-Folge „Unsterblich schön“ an. Nicht nur dass Robert Atzorn als Relikt vergangenen Fernsehens eine tragende Rolle spielte, auch die ewigen Passagen gegenseitigen Anstarrens und Schweigens erinnerten an früher. Vor allem aber die legendäre Reinecker-Redundanz.

Das Dialogbeispiel mit Udo Wachtveitl und Gastschauspieler Peter Davor nahm eineinhalb Minuten in Anspruch.

Wachtveitl: „Sie waren in Hamburg?
Davor: „Ja. Was ist mit Constanze passiert.“
Wachtveitl: „Wir ermitteln wegen… Sie ist umgebracht worden. Haben Sie sich denn gut mit Ihrer Schwägerin verstanden?“
Davor: „Normal. Man hat sich ab und zu gesehen.“
Wachtveitl: „Auch allein?“
Davor: „Eher mit der Familie. Kalorienarmes Sonntagsessen und sowas.“
(Stille).
Wachtveitl: „Warum haben Sie sie gestern angerufen? (Lange Pause). Wir haben den Festnetzanschluss im Spa überprüft, und da taucht Ihre Handynummer auf.“
Davor: „Ach so ja, das verstehen Sie jetzt falsch, aber sie… sie hatte ein Problem mit dem Computer. Konnte keine Tabellen öffnen.“
Wachtveitl: „Tabellen.“
Davor: „Tabellen.“
Wachtveitl: „Da sind Sie also in Hamburg, und dann denken Sie so bei sich: Jetzt könnte ich mal meine Schwägerin anrufen, vielleicht kann sie ja gerade keine Tabellen öffnen. Oder wie?“
Davor: „Nein.“
Wachtveitl: „Nein.“
Davor: „Ich meine doch. Sie hat mir natürlich schon vorher davon erzählt. Aber ich musste natürlich erst mal über das Problem nachdenken.“
Wachtveitl: „Das Problem mit den Tabellen.“
Davor: „Ja, das Problem mit den Tabellen.“
Wachtveitl: „Abends in Hamburg. Zwanzig vor zehn.“
Davor: „Ja.“

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Michael, 22. November 2010, 08:09.

Welchem Sender gönnen Sie Gewinnspielkompetenz?

Von Autorennen verstehe ich nicht viel, aber als wir vor knapp zwanzig Jahren Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung in Mathe durchgenommen haben, hatte ich eine Zwei. Ich habe also mitbekommen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Sebastian Vettel heute Formel-1-Weltmeister würde, recht klein war. Insofern ist es dem übetragenden Sender RTL nicht vorzuwerfen, dass auch er offenbar nicht damit gerechnet hatte.

Womit RTL aber hätte rechnen können, war, dass eine halbe Stunde nach dem Ende des letzten Rennens der Saison, als diese recht alt wirkende Frage eingeblendet wurde, zumindest irgendjemand Weltmeister sein würde.

Michael, 14. November 2010, 16:49.

Stimme entzogen

ProSieben hat einen Weg gefunden, Heidi Klum erträglich zu machen. In ihrem Gastauftritt bei Desperate Housewives wurde sie synchronisiert. Perfekt!

Kann man das bei Germany’s Next Topmodel in Zukunft bitte auch so handhaben?

Michael, 10. November 2010, 21:53.

Risiko und Nebenwirkung

Selbstverständlich bin ich ein Befürworter des gebührenfinanzierten, öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems. Schon allein, weil ich von Gebühren bezahlt werde. Aber vor allem, weil es viele Fernsehsendungen und ganze Radiosender wie Deutschlandradio Kultur vermutlich ohne wie auch immer geartete Gebühren nicht gäbe.

Andererseits: Wenn man die Höhe seiner Gebühren nicht mit Apothekenpreisen vergleichen lassen will, sollte man sein Konto vielleicht bei einer anderen Bank haben.

Michael, 10. November 2010, 16:17.

Klaas & clever

Die Idee hinter dem „Comedyquiz“ Ahnungslos ist originell: Kandidaten wissen nicht, dass sie in ein Quiz mit versteckter Kamera geraten sind, beantworten beiläufig ein paar mehr oder weniger unauffällig eingestreute Fragen und wundern sich hinterher, dass sie Bargeld in die Hand gedrückt bekommen. Joko und Klaas von MTV fungieren als die Fragensteller.

Und auch das ist ganz nett. Mehr nicht. Und natürlich nicht ganz neu.

Deshalb kommt jetzt der Satz, von dem ich nie erwartet hätte, dass ich ihn, egal in welchem Zusammenhang, jemals äußern würde:

Mario Barth war lustiger.

Michael, 9. November 2010, 23:30.

Ahnungslos

Seit 2010 (ProSieben). „Das Comedy-Quiz mit Joko und Klaas“. Halbstündiges Quiz mit versteckter Kamera.

Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf mischen sich manchmal einzeln, manchmal zu zweit und manchmal in alberner Verkleidung unter die Normalbevölkerung und lassen beiläufig ein paar Fragen einfließen („Wie heißt er noch mal, unser Außenminister…?“). Am Ende der Gespräche bekommen die „Kandidaten“, die bis dahin noch nicht wussten, dass sie an einem Quiz teilnehmen, 50 Euro für jede richtige Antwort. Manchmal auch einen Kühlschrank.

ProSieben hatte das Format ein paar Jahre vorher schon unter dem Namen Keine Ahnung? mit Mario Barth umgesetzt. Die Neuauflage läuft dienstags um 22.45 Uhr.

Conan weit weg vom Schuss

Zu den Stärken des heute Nacht zurückgekehrten amerikanischen Late-Night-Moderators Conan O’Brien gehört das „Cold Open“: Aufwändig produzierte Einspielfilme noch vor dem Vorspann der Show.

Der Film, der vor anderthalb Jahren seine erste Tonight Show eröffnete, war so legendär wie die Sendung, die er damals übernahm.

Am Montagabend Ortszeit begann Conan O’Brien schon wieder mit einer neuen Show – diesmal keine Traditionsshow auf einem großen Sender, sondern etwas ganz Neues auf dem kleinen Kabelsender TBS.

Wie es dazu kam, ist hier, hier und hier dokumentiert. Der vierminütige Film, der seine Premiere kalt eröffnete, bringt es aber auch ganz gut auf den Punkt.

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Michael, 9. November 2010, 10:45.

Filme, die Halt geben

Endlich! Ich weiß jetzt, welche Daseinsberechtigung die Inga-Lindström-Filme haben: Bei Tschibo war zwischen den herabgesetzten Büstenhaltern noch ein Platz frei!
Und wo sonst würde man die Inga-Lindström-DVDs vermuten, wenn nicht in diesem Regal?

Michael, 6. November 2010, 21:38.

Hölle gefroren

Ein bisschen merkwürdig ist es schon, dass die erste prominente Sendung zur ARD-Themenwoche mit dem Titel „Essen ist Leben“ ein Tatort war, in dem ziemlich schnell jemand nach der Nahrungsaufnahme tot war. Aber das ist jetzt nicht der Punkt.

Der Punkt ist, dass dieser Tatort um eine Molkerei, bei der ein Energydrink mit deutlich mehr Farbstoff als erlaubt die Firma verließ, zeigte, was passieren muss, damit aus Reinhold Beckmann ein engagierter Journalist wird, der hart und kritisch nachfragt: Jemand muss ihm die Sätze einfach in ein Drehbuch schreiben!

Vielleicht ist Scripted Reality ja doch eine Idee, die die ARD verfolgen sollte.


Esther Schweins als Molkereichefin und Reinhold Beckmann als Reinhold Beckmann im Tatort.
Screenshot: ARD

Michael, 24. Oktober 2010, 21:50.
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