Sat.1 hat es sich überlegt und verzichtet darauf, den Zuschauern des vielgelobten Vierteilers Blackout auch die zweite Hälfte zu zeigen. Wie üblich unzufrieden mit den Einschaltquoten, strahlt der Sender die Teile 3 und 4 zwar noch aus, aber irgendwann nachts, wenn’s keiner merkt.
Deshalb bitte ich Sie: Nennen Sie mir nur einen Grund, warum man sich als Zuschauer bei Sat.1 überhaupt noch den Beginn einer neuen Reihe, Serie oder eines Mehrteilers ansehen sollte, wenn die Chancen doch ohnehin gegen null gehen, dass man erfährt, wie es ausgeht. Das wird nämlich allmählich zur Erwartungshaltung, und das könnte der Grund sein, warum nicht nur bei Sat.1, sondern auch beim ebenso permanent panisch, voreilig und chaotisch reagierenden ProSieben schon seit geraumer Zeit keine neue Serie mehr Erfolg hatte. Die Zeitinvestition ist zu groß für eine Handlung, die dann doch nur angerissen wird. So geht diese Programmpolitik nach hinten los und verstärkt langfristig das Quotenproblem, das die Sender durch Hau-Ruck-Absetzungen kurzfristig zu lösen versuchen.
ProSieben trieb dieses Prinzip vor zwei Monaten auf die vorläufige Spitze, als der Sender beim Fünfteiler 5ive Days To Midnight die Geduld nach vier Teilen verlor. Sat.1 schafft es nun also nicht einmal, einen Vierteiler ungestört zu Ende zu senden. Schauen Sie doch mal zu Vox, das mit Geduld, Treue und Hartnäckigkeit seit Jahren seinen Marktanteil ausbaut. So macht man das.
Und Sat.1? NYPD Blue: im Sommer praktischerweise mit Staffel 5 begonnen und nach sieben Folgen beendet. Freunde für immer — Das Leben ist rund: Sendeplatzverlust nach zwei Folgen. Unter den Linden: in den Nachmittag verbannt nach vier Folgen. LiebesLeben: von 13 Folgen nur 1-8 und 9-11 gezeigt. Talk der Woche: trotz aller Geduldbeteuerungen nach nur zwei Monaten eingestellt.
Und ProSieben? Las Vegas verschwand nach sechs Wochen, Without A Trace nach einer Staffel, die von zig kurzfristigen Absetzungen von Einzelepisoden durchlöchert war. Wer weiß, was sich davon mit etwas Geduld und Kontinuität noch zum Erfolg entwickelt hätte, so wie die Vox-Reihen Ally McBeal, CSI, CSI: Miami, Criminal Intent, Crossing Jordan, Gilmore Girls oder Das perfekte Dinner, die alle mit vergleichsweise schlechten Quoten begannen. — Ach halt, Without A Trace wurde ja sogar ein Erfolg! Aber da war die Serie natürlich schon lange nicht mehr bei ProSieben.
Also, ist Ihnen ein Grund eingefallen, sich überhaupt noch den Beginn einer Sat.1-Serie anzusehen? Sie hatten jetzt wirklich viel Bedenkzeit, während ich die vielen Negativbeispiele aufgezählt habe. Einen nur! Bitte! Na? Nicht mal ein kleiner? Ja, dachte ich mir.
Michael, 3. November 2006, 11:18.