Verbrauchsgegenstand

Welches Waschmittel wäscht am reinsten? Wie gesund sind Fischstäbchen für Kinder? Welche Inlineskates sind die besten? Als würden diese Fragen nicht bereits in den Werbeblöcken beantwortet, strickt RTL um die Werbeblöcke herum nun V – Die Verbrauchershow, eine kundenfreundliche Serviceshow am frühen Sonntagabend, wenn alle Läden geschlossen sind. Moderator Marco Schreyl und Experten vom TÜV oder der Stiftung Warentest geben Verbrauchertipps und testen Kram. Wahrscheinlich hat ferner eine Untersuchung ergeben, dass Anrufer bei Verbraucherzentralen sich besonders häufig nach Prominenten erkundigen, weshalb es in jeder Sendung auch noch einen prominenten Gast gibt. Da in der ersten Ausgabe Regina Halmich kommt, und nicht Axel Schulz, kann ich leider nicht den Witz machen, dass wenigstens der Gast schon verbraucht ist.

Michael, 3. Februar 2007, 15:02.

Nicht zu überbieten

In England wird „The Price Is Right“, die dortige Version von Der Preis ist heiß, abgesetzt. Das wurde sie zwar auch schon 1989 und dann noch einmal 2001, doch irgendwer hatte wohl auch dort an das Comeback der Gameshows geglaubt. Jetzt ist nach einer kurzen Neuauflage also wieder Schluss. Und in Deutschland funktioniert der Gameshow-Marathon mit aufgewärmtem Abgesetzten auch nicht so, wie Pro Sieben sich das vorgestellt hatte.
Nur in den USA kühlt der Preis noch immer nicht ab. CBS sucht gerade händeringend nach einem neuen Moderator für die weiterhin unfassbar erfolgreiche Show, weil der 83‑jährige Moderator Bob Barker ankündigte, im Sommer nach nur 35 Jahren mit der täglichen Sendung aufhören zu wollen. Die Ankündigung kam überraschend (wirklich!) und zum Verdruss des Senders (auch wirklich!).
Das nur am Rande, falls mal jemand behauptet, der oft zitierte Jugendwahn des Fernsehens sei ebenfalls aus den USA zu uns gekommen.

Michael, 2. Februar 2007, 17:43.

Volksphänomen Handball

Und jetzt malen Sie sich mal aus, wie viel aufregender die Fußball-Weltmeisterschaft noch hätte sein können, wenn die abgeklärten Alles-schon-mal-gesehen-Reporter auch nur einen Hauch der Euphorie, der Energie und der Spannung eingebracht hätten, die zum Beispiel der mitreißende ZDF-Reporter Christoph Hamm beim Halbfinale der Handball-WM an den Tag legte.

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Michael, 1. Februar 2007, 20:55.

Gute Sicht zum Mars

Auch in den 70er-Jahren hat die englische Polizei schon Kriminalfälle aufgeklärt, was erstaunlich ist, wenn man bedenkt, wie viel Zeit Polizisten damals in der Kneipe verbrachten. Irgendwie musste man sich ja die Zeit vertreiben, während man vierzehn Tage lang darauf wartete, ob Scotland Yard die eingeschickten Fingerabdrücke einer Person zuordnen kann.

Vielleicht waren es die anderen Methoden: Geständnisse wurden noch aus Verdächtigen herausgeprügelt, Beweismittel untergeschoben, damit man überhaupt jemanden festnehmen konnte. Irgendwie musste man ja die fehlenden kriminologischen Erkenntnisse kompensieren, von denen man noch nicht wusste, dass man sie kompensieren müsste, weil sie ja erst Jahrzehnte später gewonnen würden.

Der Polizist Sam Tyler mag diese Methoden gar nicht. Aber er ist auch nur versehentlich da. Im Jahr 2006 wurde er von einem Auto angefahren, verlor das Bewusstsein, und als seine Wahrnehmung wieder einsetzte, fand er sich im Manchester des Jahres 1973 wieder. Das ist die Grundkonstellation der preisgekrönten englischen Krimiserie Life On Mars, die ab diesem Wochenende auch in Deutschland zu sehen ist.

Eine preisgekrönte englische Krimiserie würde man zuerst sonntags abends um 22.00 Uhr im ZDF vermuten. Vielleicht auch irgendwann mitten in der Nacht im Ersten oder einem dritten Programm. Zuletzt käme man vielleicht auf Kabel 1, schon gar nicht am Samstag um 20.15 Uhr. Genau dort läuft die Serie aber. Ausgerechnet Kabel 1, der Sender, der gerade sein Nostalgie-Image abstreifen will, zeigt eine Serie, die im Jahr 1973 spielt. Die komplette erste Staffel ist geplant, die acht Folgen sollen innerhalb eines Monats gesendet werden, jeden Samstag zwei Folgen hintereinander.

Der Sendeplatz ist so mutig wie das Konzept als solches: Leicht hätte die Idee in einen albernen Zeitreisequatsch abdriften können. Doch wird diese Gefahr geschickt umschifft, indem die Hauptfigur Sam Tyler, gespielt von John Simm, immer wieder Wahrnehmungen hat, die darauf deuten könnten, dass er in  Wirklichkeit im Jahr 2006 im Koma liegt und es eine Möglichkeit gibt, aus dieser ihm fremden Welt wieder in seine eigene zurückkehren zu können. Natürlich spricht auch einiges gegen diese These, sonst wäre es ja nicht spannend.
Und so lösen er und sein Boss eben ein paar Kriminalfälle, denn letztlich führt die Kombination aus dem Wissen von heute und der Kompromisslosigkeit von damals doch recht weit.

Jetzt schon steht fest: Eine Antwort auf das große Rätsel wird es auch am Ende dieser acht Folgen nicht geben. Ebenso wenig wird die Serie jedoch endlos ohne Antwort in die Länge gezogen werden, wie es in den USA der Fall wäre, wo eine solche Serie im Erfolgsfall ein Jahrzehnt überdauern kann, ohne dass man auch nur einen Schritt weiter kommt, oder im Falle eines Flops eingestellt würde, bevor sie aufgelöst werden kann. Noch in diesem Jahr zeigt die BBC die zweite Staffel mit weiteren acht Folgen und verspricht, die Serie damit zu beenden. Das Ende ist sogar schon abgedreht – genau genommen zwei Enden, eine gängige Praxis bei besonders spannenden Serien, um nur dem kleinstmöglichen Kreis der Beteiligten das tatsächliche Ende vorab zu offenbaren und die Gefahr gering zu halten, jemand könne es verraten.

Doch vom Ende zurück zum Anfang: Life On Mars beginnt am Samstag, 3. Februar, um 20.15 Uhr bei Kabel 1.

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Michael, 1. Februar 2007, 15:59.

Übermorgen ist auch noch ein Tag

Mir geht eine Kurzserie der Öffentlichen im Kopf rum (ZDF?); Private gab’s m.E. noch nicht. Der Titel, glaube ich, war irgend etwas mit „Gestern, Heute, Morgen“. Es waren Geschichten, die ein wenig SciFi-angehaucht waren und eine weibliche Protagonistin hatten. Eine Idee??Christian

Ja, aber tatsächlich nur eine. Ich hoffe, es ist die richtige: Es geschah übermorgen. Das war eine Art Wissenschafts-Fantasy-Mystery-Serie aus Frankreich, die das ZDF 1973 auf dem Sendeplatz zeigte, der wenig später und seitdem die Freitagabendkrimis beheimatete. Elga Andersen war die weibliche Protagonistin, die an der Seite von Pierre Vaneck raffinierte Erfindungen vor Missbrauch schützen musste. Und dann geschah irgendwas Merkwürdiges. Also quasi eine Mischung aus James Bond und Akte X.

Douglasienboulevard

Was das deutsche Fernsehen dringend noch braucht, ist eine weitere tägliche Serie. RTL hat diese klaffende Marktlücke schon erkannt und dreht deshalb ab nächster Woche „Ahornallee“. Quasi wie „Lindenstraße“, nur eben mit anderem Baum und anderem Weg. Der Sendeplatz soll am Nachmittag sein, die Dreharbeiten finden in einem Altbau in München statt, und es geht in der Serie um eine Gruppe von Menschen, die in diesem Haus leben und…. Ach, wen interessiert’s.

Michael, 31. Januar 2007, 20:33.

Life On Mars

Seit 2007 (Kabel 1). Brit. Krimiserie von Matthew Graham, Tony Jordan und Ashley Pharoah („Life On Mars“; 2006 – 2007).

Sein MP3-Player spielt gerade „Life On Mars“, den Hit von David Bowie aus dem Jahr 1973, als Chief Inspector Sam Tyler (John Simm) in Manchester von einem Auto angefahren wird und das Bewusstsein verliert. Als seine Wahrnehmung wieder einsetzt, findet er sich in genau diesem Jahr wieder. Es gibt noch keine MP3-Player, auch keine Handys, und auch die Methoden im Polizeialltag sind noch ganz andere. Polizist ist Sam trotzdem, jedoch einen Rang niedriger und dem ruppigen Gene Hunt (Philip Glenister) unterstellt. Sam will nicht wahrhaben, was um ihn herum vorgeht und gewöhnt sich nur schwer an die Begebenheiten, findet jedoch heraus, dass die kompromisslose Haudrauf-Herangehensweise seines Chefs und seine eigenen kriminologisch-wissenschaftlichen Kenntnisse, die man erst 33 Jahre später hat, eine gute Kombination sind, um Verbrechen aufzuklären. Weitere Kollegen sind die attraktive Polizeipsychologin Annie Cartwright (Liz White), Chris Skelton (Marshall Lancaster) und Ray Carling (Dean Andrews). Einverstanden ist Sam mit den 70er-Jahre-Methoden natürlich nicht, und er bemüht sich, auch die Rechte von Tätern und Verdächtigen durchzusetzen und gegen Korruption und Willkür auf Polizeiseite zu kämpfen. Und während er das alles wahrnimmt, sieht, hört, riecht, spürt, ist Sam fest davon überzeugt, in Wirklichkeit im Jahr 2006 im Koma zu liegen und sucht nach Möglichkeiten, daraus aufzuwachen. Derweil wird er verschiedentlich mit Erlebnissen seiner eigenen Kindheit konfrontiert.

Originelle Idee und gelungene Umsetzung, mit der die Gefahr eines billigen Zeitreiseblödsinns umgangen wird, indem es wiederholt Anspielungen darauf gibt, dass das Gezeigte gar nicht unbedingt die Realität darstellt. Im November 2006 wurde die Serie mit dem Internationalen Emmy Award als bestes Drama ausgezeichnet. Kabel 1 zeigte samstags abends ab 20.15 Uhr jeweils zwei gut einstündige Folgen hintereinander.

Without A Trace

Problem: Die Wiederholungen von Navy CIS laufen sonntags um 20.15 Uhr noch ganz gut, die Quoten des anschließenden Criminal Minds um 21.15 Uhr stimmen Sat.1 aber unglücklich.

Lösung: Man kann ja zumindest im Videotext einfach so tun, als gebe es Criminal Minds gar nicht.

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Michael, 28. Januar 2007, 22:04.

Navy CIS

Seit 2005 (Sat.1). US-Krimiserie von Don McGill und Donald P. Bellisario („NCIS“; seit 2003).

Special Agent Leroy Jethro Gibbs (Mark Harmon), Rufname Jethro, führt die Ermittlungen des kriminalpolizeilichen Diensts der Marine, NCIS (Naval Criminal Investigative Service). Aufgabenbereich sind alle Verbrechen, die bei der Navy geschehen sind, an Mitarbeitern der Navy begangen wurden oder in irgendeiner Verbindung zu ihr stehen. Sein Team besteht aus dem ehemaligen Polizisten Tony DiNozzo (Michael Weatherly), einem gewieften Heißsporn, der früheren Secret-Service-Agentin Kate Todd (Sasha Alexander), der schrillen Forensikerin Abby Sciuto (Pauley Perrette) und dem gutmütigen Mediziner Donald »Ducky« Mallard (David McCallum), der Geschichten von früher erzählt. Andauernd. Jethro Gibbs selbst ist schwer zu durchschauen, gibt sich aber strenger als er ist. Er hat Ahnung von allem, nur nicht von Computern, ist mehrfach geschieden und schreinert während seiner Freizeit im Keller seines Hauses ein Boot. Jahrelang. Wie auch immer es das Riesenboot eines Tages durch die Tür bekommen will.

Zu Beginn der zweiten Staffel wird der Techniker Tim McGee (Sean Murray) in Gibbs‘ Team versetzt. Die dritte Staffel beginnt tragisch: Kate wird von dem Terroristen Ari Haswari (Rudolf Martin) erschossen, hinter dem Gibbs schon seit Jahren her ist. Dessen Halbschwester Ziva David (Cote de Pablo), Agentin des israelischen Geheimdienstes Mossad, wird zur Hilfe bei der Suche nach Ari herangezogen und erschießt ihn. Anschließend lässt sie sich zum NCIS versetzen und ersetzt Kate dort. Gibbs‘ Ex-Freundin Jenny Shepard (Lauren Holly) übernimmt von Tom Morrow (Alan Dale) die NCIS-Direktion.

Die Serie ist ein Spin-off von J.A.G. – Im Auftrag der Ehre, wo Agent Gibbs in der Folge „Eisige Zeiten“ eingeführt wurde. Sie lief mit überraschendem Erfolg donnerstags um 21.15 Uhr, bevor sie im Herbst 2006 auf sonntags um 20.15 Uhr umzog, wo die Überraschung größer wurde, als sie von Anfang an mit unveränderten Zuschauerzahlen gegen den Tatort der ARD und die Blockbuster-Spielfilme von Pro Sieben und RTL bestehen konnte. Auf dem Sendeplatz am Donnerstag laufen seitdem nur noch Wiederholungen.

Schlag den Raab zum Ritter

Die große Samstagabendshow ist tot. Vor allem junge Leute setzen sich doch heute keinen ganzen Samstagabend mehr vor eine Spielshow. Günther Jauch hat durch den Erfolg von Wer wird Millionär? die klassische Samstagabendshow zerstört. Wetten, dass…? ist nur deshalb so erfolgreich, weil es das schon immer gab.

Jahrelang standen diese Aussagen im Raum, weil es keinen Gegenbeweis gab. Aber kann es vielleicht auch sein, dass einfach niemand mehr eine gute Idee für eine erfolgreiche Samstagabendshow hatte, seit mit der Rudi-Carrell-Show, Flitterabend und Geld oder Liebe die letzten erfolgreichen von uns gegangen sind? Denn siehe da: Vor allem junge Leute setzen sich heute einen ganzen Samstagabend lang vor eine Spielshow. Und ausgerechnet Pro Sieben, ein Sender völlig ohne Geschichte in diesem Bereich, rettet eines der ältesten Genres des deutschen Fernsehens.

Schlag den Raab hat alles, was alle klassischen Samstagabendshows seit den Tagen von Peter Frankenfeld und Hans-Joachim Kulenkampff und später Rudi Carrell und Joachim Fuchsberger hatten: Spielrunden, Spannung, Showblöcke, Schiedsrichter, Sichtschutzbrillen, schalldichte Kabinen und noch einige andere Merkmale mit anderen Anfangsbuchstaben. Und am Ende wird gnadenlos überzogen. Vor allem läuft Schlag den Raab nur alle zwei Monate und hat damit den Ereignischarakter, den sonst tatsächlich nur noch Wetten, dass…? hat.

Der Erfolg von Schlag den Raab ist nach der dritten Ausgabe nicht mehr zu bestreiten. Hier macht sich der Star noch selbst zum Affen! Zweimal schon hatten Kandidaten im Spielewettkampf gegen Stefan Raab verloren, am Samstagabend musste sich Raab zum ersten Mal seinem Gegner geschlagen geben, der den Jackpot mit 1,5 Millionen Euro gewann. Am Ende, als es schon weit nach Mitternacht und das Spiel extrem spannend war, schauten mehr als doppelt so viele Menschen zu wie zu Beginn zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr. Dieser Beginn hatte freilich noch ganz andere Merkmale aus der Samstagabendantike. Wie weiland bei Frank Elstner in der Anfangsphase von Wetten, dass…? dauerte es eine geschlagene Dreiviertelstunde, bis außer Kandidatenvorstellung und Spielregelerklärung überhaupt mal was passierte. Doch nachdem die Show schließlich Fahrt aufgekommen hatte, ertrug man sogar den Auftritt von Tokio Hotel ohne größeres Wehklagen. Früher wäre es eben das Medium-Terzett gewesen.

Natürlich hätte nie jemand gedacht, dass Matthias Opdenhövel einmal der große Samstagabend-Showmaster würde, aber es hätte natürlich auch niemand erwartet, dass sich Stefan Raab jemanden als Moderator für seine Show aussucht, bei dem die Gefahr bestünde, er könne lustiger sein als Raab.

Die große Samstagabendshow lebt. Und sie ist deshalb so erfolgreich, weil endlich wieder jemand eine gute Idee hatte. Willkommen zurück.

Michael, 28. Januar 2007, 19:38.
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