Alt-64er

Noch bis Dezember verteilt das ZDF Rolf Schimpfs letzte Folgen als Der Alte auf verschiedene Freitagabende, eine neue Staffel beginnt in dieser Woche. Schimpf war Ende 2006 aus der Serie ausgestiegen, weil er glaubte, mit 82 das Renteneintrittsalter für Fernsehkommissare erreicht zu haben.

Heute Vormittag gab das ZDF seinen Nachfolger bekannt: Walter Kreye wird der neue Alte, und in etwa zwei Wochen sollen bereits die Dreharbeiten beginnen. Im Fernsehen war Kreye bisher u.a. in den Serien Reporter, Hecht & Haie, Auf eigene Gefahr und Der Dicke zu sehen. Kreye ist erst 64 Jahre alt und damit immerhin noch zwei Jahre älter als Michael Ande, der seit jeher und wohl für immer der Harry Assistent ist. Wenn auch das Fernsehrenteneintrittsalter stetig steigen wird, kann Kreye die Rolle noch hundert Jahre spielen.

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Michael, 27. Februar 2007, 12:01.

Der Alte

Seit 1977 (ZDF). Dt. Krimiserie.

Erwin Köster (Siegfried Lowitz) ist Kommissar bei der Münchner Mordkommission. Ein grantiger Alter, der eigenwillige Wege geht und lieber unverständlich vor sich hin brummelt, als seine Gedankengänge seinen Kollegen mitzuteilen. Wenn Verdächtige ihm dumm kommen und ihn anlügen, lügt er zurück, blufft, spiegelt falsche Tatsachen vor und bringt sie so zum Geständnis – oder wenigstens zur Kurzschlusshandlung, die sie verrät. Köster geht nicht immer den Weg, seine Marke zu zeigen, um an Informationen zu kommen, sondern gibt sich auch mal als jemand anders aus und kommt so an sein Ziel.

Die Alleingänge verärgern seinen Vorgesetzten, Kriminalrat Franz Millinger (Henning Schlüter). Die Mitarbeiter des Alten sind Kriminalhauptmeister Gerd Heymann (Michael Ande) und Inspektor Martin Brenner (Jan Hendriks). Es ist weniger eine Zusammenarbeit als eine Zuarbeit: Köster zieht sein Ding durch, Heymann und Brenner besorgen hauptsächlich Informationen (im Unterschied zu Derrick hat der Alte also gleich zwei Harrys). Weitere Kollegen sind Löwinger (Jan Meyer) und Maier Zwo (Wolfgang Zerlett). Das Privatleben des Kommissars spielt kaum eine Rolle, er hat aber eins: Köster ist geschieden, Anna Gautier (Xenia Pörtner) ist seine Lebensgefährtin. Anfang 1986 wird Köster durch den Schuss eines Mörders tödlich verletzt.

Sein Nachfolger als Leiter der Mordkommission München II wird der Augsburger Leo Kress (Rolf Schimpf), der gleich seinen Assistenten Henry Johnson (Charly Muhamed Huber) von dort mitbringt. Brenner wurde gerade in eine andere Mordkommission versetzt, auch diese Stelle war also frei. Heymann ist nach wie vor dabei. Die Atmosphäre im Revier hat sich etwas verändert. Vor allem Heymann war Köster immer mit großem Respekt begegnet und siezte ihn. Den neuen Chef duzen schon nach kurzer Zeit alle. Kress ist ein besonnener Mann, der die Fälle mit Ruhe und Gelassenheit angeht und zwar genauso dickköpfig sein kann wie sein Vorgänger, aber nicht so wirkt. Er ist ebenfalls geschieden und hat eine erwachsene Tochter namens Sabine (Bettina Redlich), die in den ersten Jahren gelegentlich mal auftaucht.

Löwinger und Maier Zwo verschwinden, und zwei weitere Neue rücken in den Vordergrund: Der Polizeiarzt (Ulf J. Söhmisch), der immer nur „Doktor“ genannt wird, stellt Todesursache und ‑zeitpunkt fest und hat zuvor schon mit Köster zusammenarbeitet; der junge Werner Riedmann (Markus Böttcher) vom Ermittlungsdienst sichert jetzt die Spuren. Seine Rolle wird im Lauf der Jahre immer größer. Johnson verlässt im Frühjahr 1997 die Kripo, sein Nachfolger wird ab Folge 226 Axel Richter (Pierre Sanoussi-Bliss).

Knapp 100 Folgen später tritt im März 2008 der dritte Alte seinen Dienst an. Leo Kress ist unspektakulär in den Ruhestand getreten, und ebenso unspektakulär setzt sich sein Nachfolger Rolf Herzog (Walter Kreye) auf seinen Stuhl und geht ans Werk.

Der Alte wurde von Helmut Ringelmann produziert und war der Serienersatz für dessen vorherige Serie Der Kommissar. Im Unterschied zu den Ringelmann-Serien Der Kommissar und Derrick verfassten aber verschiedene Autoren die Bücher. Oliver Storz und Jochen Wedegärtner schrieben das erste, die meisten stammten von Volker Vogeler, Axel Willschrei oder Alfred Vohrer.

Der Alte war als Person und als Serie weit weniger konservativ als sein Vorgänger; bereits im ersten Jahr löste er Zuschauerproteste aus, weil er auch mit nichtlegalen Methoden vorging, was beim Kommissar undenkbar gewesen wäre. Noch größer war die Aufregung allerdings, als der neue Assistent Johnson auftrat: ein Schwarzer! Dass dies „unrealistisch“ sei, war noch der harmloseste Vorwurf, aus Zuschauerpost floss kübelweise Hass und Rassismus. Ausgerechnet die „Bild“-Zeitung versuchte zu vermitteln und tat 1986 einen schwarzen Kriminalbeamten bei der Münchner Mordkommission auf, Überschrift: „Inspektor Henry – bei der Münchner Kripo gibt’s ihn wirklich“.

Nach genau 100 Folgen hatte Hauptdarsteller Lowitz keine Lust mehr, und mit dem Wechsel zu Rolf Schimpf wechselte neben dem größten Teil des Teams auch die Titelmusik (die der Köster-Folgen stammte von Peter Thomas, die neue von Eberhard Schoener) sowie Tempo und Tonfall der Serie. Alles wurde etwas mehr wie Derrick: Langatmige Dialoge, endlose Wiederholungen, unglaubwürdige Gesichtsausdrücke, und man hatte den Eindruck, in jeder dritten Folge spiele Evelyn Opela eine Gastrolle (tatsächlich war sie von 1986 bis 1993 in neun Folgen dabei, immer in einer anderen Rolle, so oft wie niemand sonst). Opela und Produzent Ringelmann hatten 1986 geheiratet.

Dennoch knüpften die neuen Folgen an den alten Erfolg an; Rolf Schimpf blieb sogar noch länger im Amt und machte die Serie zu einer der langlebigsten im deutschen Fernsehen. Unter Titeln wie „The Old Fox“, „El Viejo“ oder „Lenard“ wurde sie in mehr als hundert Länder verkauft. Zwar kündigte Hauptdarsteller Schimpf Ende der 90er‑Jahre in den Medien mehrfach seinen Abschied an, überlegte es sich aber offenbar anders. Im Dezember 2004 feierte die Serie ihre 300. Folge. Kurz zuvor war Schimpf 80 Jahre alt geworden. Erst nach 222 Fällen drehte Schimpf Ende 2006 seine letzte Folge, die im Dezember 2007 ausgestrahlt wurde.

Der Alte begann mit einem 90‑minütigen Pilotfilm am Ostermontag 1977. Beim ZDF hatte man zuvor lange überlegt, ob man den Zuschauern an einem solchen Feiertag einen „harten Krimi“ zumuten könne. Alle weiteren Folgen dauerten eine Stunde und liefen für den Rest des Jahres etwa einmal im Monat sonntags, ab 1978 im Wechsel mit anderen Dauerbrennern wie Derrick oder Ein Fall für zwei auf dem Freitagstermin um 20.15 Uhr.

Link, zwo drei vier

Bei unseren Kollegen von DWDL.de gibt es seit einiger Zeit auf der Startseite die sehr schöne Rubrik „Denkmalpflege“, eine Art „Was macht eigentlich…?“ für frühere Fernsehstars, die wir erfolgreich aus unserem Gedächtnis verdrängt zu haben glaubten. In den vergangenen Wochen wurden zum Beispiel Ricky Harris, Percy Hoven, Jörg Wontorra, Fritz Egner oder Britta von Lojewski noch einmal auf einem Sockel gezeigt, von dem sie längst gestoßen wurden. Der Begriff „Denkmalpflege“ ist auch deshalb eine schöne Ironie, weil einige dieser Ex-Stars vermutlich heute als Denkmalpfleger arbeiten müssen.

Michael, 27. Februar 2007, 11:16.

Der Dicke

2005–2012 (ARD). 52-tlg. dt. Anwaltsserie von Thorsten Näter.

Weil er sich für Menschen einsetzen will, steigt Gregor Ehrenberg (Dieter Pfaff) aus der gemeinsamen Anwaltskanzlei mit seiner Frau Christina (Gisela Schneeberger) aus. Diese Logik verschlägt ihn in einen früheren Weinladen im Multikultiviertel von Hamburg-Altona, wo er eine neue Kanzlei eröffnet und sich fortan nicht mehr um die Starken und Erfolgreichen, sondern um die Schwachen und Gebeutelten kümmert. Sein Gerechtigkeitssinn macht ihn aufbrausend und lässt ihn gegen Regeln und Konventionen verstoßen. Die geschäftstüchtige Yasmin Ülüm (Burcu Dal) ist seine Assistentin, Gregors neue Nachbarn sind Lisa Schubert (Ulrike Grote) und ihre zwölfjährige Tochter Charly (Alina Liss), Gudrun Kowalski (Katrin Pollitt) ist die beherzte Putzfrau. Christina, die von Gregor ebenso verlassen wurde wie die Kanzlei, muss sich mit der neuen Situation abfinden. Martin Brüggmann (Walter Kreye) wird ihr neuer Partner, der sich auch privat für sie interessiert. Gregor kann ihn nicht leiden.

50‑minütiger Schmunzelkrimi mit dem immer erfolgreichen Dieter Pfaff, der sich auf dem Sendeplatz am Dienstag um 20.15 Uhr u. a. mit Adelheid und ihre Mörder abwechselte. Die Titelmusik stammt von Helmut Zerlett.

Reporter

1989 (ARD). 9-tlg. dt. Actionserie von Horst Vocks und Thomas Wittenburg, Regie: Klaus Emmerich und Hans Noever.

Azade Celik (Renan Demirkan) und Pit „Piwi“ Wilkens (Walter Kreye), arbeiten als Reporterin und Fotograf für die Zeitschrift „TNT“ (Themen, Nachrichten, Tendenzen). Mit ihren Recherchen decken sie immer wieder Verbrechen und politische Missstände auf, überführen Mörder und Terroristen. Zur Redaktion gehören noch Struck (Jürgen Holtz) und Herbst (Dietmar Schönherr).

Anders als in den meisten Journalistenserien wurden die Reporter hier nicht zu edlen Gutmenschen verklärt. Die Serie zeigte auch die wenig heldenhaften Hintergründe beim Kampf um Auflage und Schlagzeilen und machte sich über die Unzulänglichkeiten und Absurditäten des Redaktionsalltages lustig.

Die 45-Minuten-Folgen liefen montags um 20.15 Uhr. Die Reihe erhielt 1990 einen Grimme-Preis mit Silber.

Auf eigene Gefahr

1993–2000 (ARD). 39-tlg. dt. Krimiserie nach den Taschenromanen von Christine Grän.

Immer wieder wird Anna Marx (Thekla Carola Wied) in Kriminalfälle verwickelt, die sie dann aufklärt. Eigentlich arbeitet sie als Reporterin für eine Bonner Tageszeitung. Ihr Chef ist Gruber (Nikol Voigtländer), ihre Kollegen sind der Fotograf Heiner Höfs (Max Herbrechter) und „Kolli“ Kollberg (Michael Brandner). Anna ist anfangs mit dem Ministerialdirigenten Philip Handke (Roland Schäfer) liiert. Bei ihren Recherchen und Ermittlungen hat sie es mit Kommissar Hermes (Ulrich Pleitgen) zu tun, ab 1996 (zweite Staffel) mit Kommissar Peters (Walter Kreye) und ab 2000 mit Kommissar Brenner (Michael Sideris). Als Kolli und Höfs die Zeitung verlassen, wird 1996 Boris Beckmann (Jaecki Schwarz) Annas neuer Kollege und Partner. Nach dem Regierungsumzug wird auch Anna nach Berlin versetzt, um dort die Redaktion zu leiten. Beckmann geht mit, und die quirlige Fips Gall (Jenny Antoni) wird die neue Sekretärin. Bei ihrer alten Freundin Dr. Edith May (Maren Kroymann) und deren Tochter Nele (Katharina Blum) zieht Anna vorläufig ein. Der Staatssekretär Sebastian von Teplitz (Hans-Jörg Assmann) umgarnt sie.

Die 50‑Minuten-Folgen liefen staffelweise dienstags um 20.15 Uhr.

Hecht & Haie

1993–1994 (ARD). 26-tlg. dt. Krimiserie von Johannes Dräxler und Remy Eyssen, Regie: Michael Meyer-Werlin, Martin Gies.

Wolfgang Hecht (Walter Kreye) ist Beamter im Ordnungsamt der Stadt Frankfurt. Gemeinsam mit seinem Kollegen Christian Schneider (Friedrich-Karl Praetorius) und der Sekretärin Vera Busch (Barbara Wussow) kämpft er gegen große und kleine Betrüger. Die Palette reicht vom Schutzgeld zahlenden Pizzabäcker über den Metzgermeister mit dem Fleisch aus ominösen Quellen bis zum Hütchenspieler und dealenden Drogenbesitzer. Zum Büro gehört noch das Faktotum Grabowski (Alfred Edel) und ab der zweiten Staffel, in der Vera Busch zur Ermittlerin aufsteigt, ihre Nachfolgerin Roswitha Löffler (Natalie Lauter). Hechts Frau Sylvia (Silvia Reize), mit der er die Tochter Sabine (Kerstin Presber) hat, will sich von ihm scheiden lassen, doch er verpasst immer wieder den Termin.

Ordentlich gemachte Serienkonfektionsware mit realem Hintergrund: Beim Frankfurter Ordnungsamt gibt es tatsächlich eine Abteilung für besondere Aufgaben wie die, bei der Hecht und seine Kollegen arbeiten.

Die 50-minütigen Folgen liefen im regionalen Vorabendprogramm.

Zwischensaison; kleines Wunder

Viel wurde in jüngerer Zeit über den Erfolg und die Qualität aktueller amerikanischer Serien im Gegensatz zu deutschen geschrieben, auch hier. Nun sollten in dieser Woche gleich drei neue Serien starten, so viele auf einmal wie sonst nur zum Saisonstart im September oder zum Jahresbeginn: eine deutsche, eine deutsch-italienische Koproduktion und eine amerikanische.

Die amerikanische, Blind Justice, wäre diesmal mit Abstand die schlechteste gewesen.

Das heißt noch nicht zwingend, dass die Talsohle durchschritten ist, und auch nicht, dass amerikanische Serien wieder schlechter werden. Diese ist schon zwei Jahre alt und längst abgesetzt, und heute zog sogar Kabel 1 kurzfristig die Notbremse und setzte die deutsche Erstausstrahlung ab, bevor sie überhaupt begonnen hatte.

Aber es fällt eben auf. Wenn die Serien selbst jetzt noch dem Publikum auffallen, ist der Anfang gemacht.

Die verbleibenden Neustarts, Allein unter Bauern (Sat.1, Mittwoch) und Donna Roma (ZDF, Donnerstag) werden wir jeweils am Sendetag ausführlich an dieser Stelle besprechen.

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Michael, 26. Februar 2007, 19:45.

Blind Justice

Ab 10. März 2008 (Kabel 1). „Ermittler mit geschärften Sinnen“. 13-tlg. US-Krimiserie von Steven Bochco, Matt Olmstead und Nicholas Wootton („Blind Justice“; 2005).

Der New Yorker Polizist Jim Dunbar (Ron Eldard) verliert bei einer Schießerei im Dienst sein Augenlicht, setzt aber durch, trotzdem in den Außendienst zurückkehren zu dürfen. Mit seiner anfangs skeptischen Partnerin Karen Bettancourt (Marisol Nichols) ermittelt er in Mordfällen, während er zu Hause die zerbrechende Ehe mit Christie (Rena Sofer) zu retten versucht. Seine anderen Kollegen Tom Selway (Reno Wilson) und Marty Russo (Frank Grillo) und sein neuer Chef Lt. Gary Fisk (Michael Gaston) sind ebenfalls skeptisch, was in erster Linie damit zusammenhängt, dass der Blinde allen Ernstes eine Pistole trägt und benutzt.

Kalte Serie, so frei von Humor wie von Gefühlen, die die Gelegenheit vergab, sich ernsthaft mit den Schwierigkeiten eines Behinderten im Polizeidienst auseinanderzusetzen. Stattdessen drückten die Macher dem soeben Erblindeten eine Waffe in die Hand und machten die Serie damit zum dämlichsten Krimi seit den Ninja-Cops.

Läuft montags um 22.10 Uhr in Doppelfolgen.

Die Revierbullen und die Neuen

Gleich zwei bekannte Fernsehpolizisten werden mit personellen Veränderungen konfrontiert, wenn heute die beliebtesten noch lebenden Volksschauspieler mit neuen Folgen ihrer Serien an den Start gehen: Jan Fedder als Dirk Matthies und Ottfried Fischer als Benno Berghammer sind zurück, das Großstadtrevier geht ins 21. Jahr und Der Bulle von Tölz ins elfte.

Die von der ARD verbreiteten Vorabinformationen zur neuen Staffel des Großstadtreviers erwecken einen merkwürdigen Eindruck davon, wie bei der Hamburger Polizei Stellen besetzt werden: Dirk Matthies wird im Dienst angeschossen und kann nicht mehr auf Streife gehen. Also wird er eben Revierleiter. Und neuer Partner von Katja Metz (Anja Nejarri) auf Streife wird Ben Kessler (Sebastian Hölz), der zufällig am Tatort war. Ganz so dämlich simpel ist es in der Umsetzung dann aber zum Glück doch nicht. Und so leiden wir mit Dirk Matthies, der zu Beginn der Folge schweren Herzens von seinem alten grünen Streifenwagen Abschied nimmt, weil noch am gleichen Tag der neue geliefert werden soll. Blau. Später würde er sich wünschen, das sei gerade seine größte Sorge.
Das Problem seines Nachfolgers Ben Kessler im „14/2″ ist, dass er zwar genauso rotzig, frech und vorlaut ist wie Dirk Matthies, dabei aber nicht sympathisch wirkt. Vielleicht wird er’s ja noch, oder wir gewöhnen uns trotzdem an ihn. Wie an die neuen blauen Uniformen und Autos.

Bulle Benno Berghammer bekommt wenig später neben dem neuen Sendeplatz am Montagabend eine neue Partnerin, weil Sabrina schwanger ist und nicht aus dem Urlaub zurückkehrt. Nadine Richter (Katharina Abt) kommt aus dem Osten, was Stoff für vorhersehbare Ost-West-Dispute ist, die aber nur manchmal aus den vorhersehbaren Klischees bestehen. Der Bulle von Tölz ist tatsächlich noch immer eine der ansehnlichsten deutschen Serien. Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern stimmt, die Dialoge sind zumindest zum Teil originell und witzig, und über den obligatorisch schleppenden Handlungsfortgang (die bayerische Gemächlichkeit gehört nun mal zum Konzept) machen sie sich sogar selbst lustig („Wenn es in dem Tempo weitergeht, kann ich nebenbei noch mein Jodeldiplom machen“).

Ganz nebenbei erinnert die heutige Folge in einem sehr kurzen, aber sehr würdigen Augenblick an den vor einem Jahr verstorbenen Udo Thomer, der den uniformierten Polizisten Pfeiffer gespielt hatte.

Pfeiffer ist also weg, Sabrina ist weg und Nadine ist da. An mehr Neues muss man sich als Zuschauer zum Glück nicht gewöhnen, Ottfried Fischer kann noch immer keinen zweiten Gesichtsausdruck.

Der schönste Dialog geht übrigens so:

Sie: „Ich sag dir jetzt mal ganz ehrlich, warum ich nach Bayern gezogen bin.“
Er: „Ich weiß es. Sehnsucht nach dem Ein-Parteien-System.“
Sie: „Nein, ich bin hierher gezogen, weil ich nochmal wissen wollte, wie wir Ossis früher gelebt haben.“

Großstadtrevier, montags um 18.50 Uhr in der ARD.
Der Bulle von Tölz, montags um 20.15 Uhr in Sat.1.

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Michael, 26. Februar 2007, 13:02.
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