Im Märzen der Bauer

Im April aber vielleicht schon nicht mehr. Nach einer Woche der neuen RTL-Nachmittags-Dokusoap Unser Bauernhof scheint klar, dass auch diese Idee nicht der große Wurf war. Die Quoten sind zumindest nicht besser als bei der ersetzten Dokusoap Unsere erste gemeinsame Wohnung, was bedeutet, dass uns womöglich Unser erstes Eitergeschwür doch noch erspart bleibt.

Wer den Bauern nicht kennt, frisst es eben nicht, und auf unserem Bauernhof wohnt nun einmal nicht der, der bis vor kurzem noch eine Frau gesucht hat. Ist aber auch egal, ab Mitte April wird der Sendeplatz ohnehin mit der vierten Daily Soap Ahornallee besetzt, und das führt zwangsläufig zu dem Wortspiel mit dem Bauernopfer. Für Freunde des Bäuerlichen bleibt dann nur Allein unter Bauern. Aber dann ist der Märzen ja auch längst vorbei.

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Michael, 10. März 2007, 10:00.

Gockelgehabe

Eigentlich wollte ich darüber schreiben, dass die neue Sat.1-Serie GSG 9 es sich, wie auch das gestern gestartete US-Pendant The Unit, etwas zu leicht mit ihren konstruierten Fällen macht. Worum genau es geht, spielt oft nur beiläufig eine Rolle, solange es vordergründig ordentlich rummst. Oder darüber, dass die Terroristen, die die GSG 9 bekämpft, Abziehbilder aus dem 24-Sammelalbum sind und damit von der deutschen Lebenswirklichkeit vielleicht ein Stück zu weit entfernt. Aber dass diese GSG 9 schon eine dolle Truppe sein muss, wenn sie in nur einer Dreiviertelstunde einen Schwerverbrecher ausschaltet, der die ganze Welt mit Pockenviren infizieren wollte, für den Jack Bauer einen ganzen Tag lang durch Los Angeles gefahren wäre. Über die gewisse Ähnlichkeit des Hauptdarstellers Marc Ben Puch mit Moritz Bleibtreu wollte ich schreiben, über hölzernes Schauspiel, ausgelutschte Klischees, den viel zu pathetischen gesprochenen Vorspann („Ihr Glaube an das Gute macht stark. Ihr Mut macht sie zu Helden…“). Ich hätte verwundert festgestellt, dass man im GSG-9-Lagezentrum noch rauchen darf und die Gruppe „Amerikanerinnen“ in der ersten Folge so auffallend schlechtes Englisch spricht. Und schließlich, dass die Serie trotz allem stellenweise sehr spannend ist.

Doch dann traten all diese Beobachtungen in den Schatten durch die scheinende Allgegenwart von Hans-Hermann Gockel! Jawohl, Hans-Hermann Gockel feiert heute ein furioses Comeback in Sat.1. Herr Gockel, ein ebenso sympathischer wie steifer Allesmoderator, war dort vor Jahren schon einmal omnipräsent und verkörperte zugleich Kompetenz und unfreiwillige Komik, indem er die Nachrichten moderierte – UND eine Gameshow! Na ja, und dann heißt er eben auch noch Gockel. Seit 2004 ist er nur noch für N24 tätig.

Jetzt sehen wir ihn wieder als Nachrichtensprecher in einer Sat.1-Sendung. Er vermeldet die aktuellen Entwicklungen der vordergründigen Ereignisse in den fiktiven Nachrichtensendungen auf den Fernsehgeräten im Hintergrund, die die Charaktere eingeschaltet haben. Alle. Immer. Überall. Auch im Ausland. GSG 9 und Terroristen. Passanten vor Schaufenstern. Alle sehen sich die gleichen Nachrichten mit dem gleichen Moderator an, der offenbar rund um die Uhr ununterbrochen auf Sendungen ist. Egal, was passiert, im Hintergrund läuft permanent ein Fernseher mit Hans-Hermann Gockel! Wie, bitteschön, soll ich mich da noch auf die Explosionen konzentrieren, wenn dauernd Hans-Hermann Gockel auftritt? Ich mag ihn. Schön, ihn mal wieder zu sehen.

Das betrifft allerdings nur die ersten zwei Folgen. Danach war er wahrscheinlich müde. Oder er musste wieder echte Nachrichten vermelden, sofern man bei N24 davon sprechen kann. Ab Folge 3 begegnet uns mit der gleichen Allgegenwart Thomas Kausch.

GSG 9, heute um 20.15 Uhr, dann immer mittwochs um 21.15 Uhr in Sat.1.

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Michael, 8. März 2007, 13:14.

Halbnackte Frau auf hellblauem Grund

Es ist ja nicht nur so, dass jede Ausgabe einer Fernsehzeitschrift gleich aussieht, sondern alle Ausgaben aller Fernsehzeitschriften gleich aussehen. Springers neueste, TV Guide, Donnerstag erstmals im Verkauf, hält sich ebenfalls daran, denn alles andere wäre ja offenbar illegal.

Dass Springer — oder irgendwer — ausgerechnet jetzt eine neue Fernsehzeitschrift auf den Markt bringt, ist interessant. Immerhin leben wir in einem TV-Zeitalter, in dem Sender immer panischer, überstürzter, kurzfristiger und sinnloser ihr Programm ändern. Allein vom vergangenen Donnerstag bis diesen Donnerstag, und allein im Abendprogramm, waren oder sind die Sendungen Blind Justice, Hüllenlos — Auch nackt gut aussehen, Die Familienanwältin, Allein unter Bauern, GSG 9, The Unit, SK Kölsch, Without A Trace und Kontraste nicht am ausgedruckten Platz zu sehen. Einige der Änderungen waren aus Gründen der Aktualität sogar nachvollziehbar. Doch der Nutzwert Wochen im Voraus gedruckter Zeitschriften steht zunehmend in Frage. Trotzdem gibt es nun ein Blatt mehr, dessen Inhalt spätestens am jeweiligen Gültigkeitstag nicht mehr stimmt.

Andererseits ist Springer mit einer anderen Zeitung, in der Dinge stehen, die nicht stimmen, überaus erfolgreich.

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Michael, 7. März 2007, 23:02.

Kontraste

Seit 1968 (ARD). Politmagazin vom SFB.

Der Untertitel von Kontraste hieß ursprünglich „Ein Ost-West-Magazin“. Anfangs konzentrierte sich die Sendereihe vor allem auf die Entwicklungen in den Ländern des Ostblocks und schaute dabei auch bis nach China oder in die sozialistischen Länder Lateinamerikas. Ab 1986 ging es verstärkt um innerdeutsche Themen.

Nach der Wiedervereinigung unterschied sich der Themenkreis nicht mehr sehr von denen der Schwestermagazine wie Monitor und Panorama, mit denen es sich abwechselte, und es beschrieb sich selbst als „zeitkritisches Hintergrundmagazin“ – allerdings, natürlich, mit dem besonderen Schwerpunkt Berlin. Der Untertitel lautete nun: „Magazin aus Berlin“. Erster Moderator war Peter Pechel. Ihm folgten 1984 Jürgen Engert, 1999 Petra Lidschreiber und 2006 Silke Böschen.

Kontraste lief zunächst vierwöchentlich donnerstags von 21.45 bis 22.30 Uhr. Später reihte es sich in die anderen ARD-Magazine ein und lief im Wechsel mit diesen um 21.00 Uhr, erst dienstags, ab 1992 montags, ab Ende 1994 donnerstags. Nach einer längeren Experimentierphase mit einem auf 20.15 Uhr vorgezogenen Sendebeginn landete das Magazin schließlich wieder bei 21.45 Uhr. Seit 2006 ist es nur noch eine halbe Stunde lang.

Rosa Roth

Seit 1994 (ZDF). Dt. Krimireihe.

Rosa Roth (Iris Berben) ist Kommissarin mit Leib und Seele und arbeitet in Berlin. Ihre Fälle gehen ihr auch persönlich sehr nahe. Die Arbeit ist ohnehin sehr persönlich: Ihre Kollegen Karin von Lomanski (Carmen-Maja Antoni), Charly Kubik (Jockel Tschiersch) und Jürgen Röder (Zacharias Preen) sind ihre Familie.

Rosa Roth ist modern, wach, stark, mutig, neugierig, liebenswürdig, kratzbürstig und widersprüchlich, sagte zumindest ihre Darstellerin Iris Berben. Rosa Roth sei schön, intelligent und engagiert, sagte das ZDF. Allerdings hat Rosa Roth auch einen derart beknackten Namen, dass eigentlich niemand eine ernst gemeinte Krimireihe hatte erwarten dürfen, sondern eher eine lustige Kindersendung mit einem pausbäckigen Mädchen mit Knubbelnase und gestreiftem T-Shirt. Dennoch etablierte sich die Reihe schnell und wurde gemeinsam mit Bella Block in doppelter Hinsicht zum Vorreiter einer neuen Krimigeneration. Die Titelheldinnen hatten Namen wie Comicfiguren, waren aber starke Frauen, die die Ermittlungen leiteten, und sie gehörten zu den ersten der neuen spielfilmlangen Krimiserien, die sich fortan am Samstagabend um 20.15 Uhr unter der Dachmarke Samstagskrimi abwechselten.

Rosa Roth läuft mit etwa zwei neuen Folgen pro Jahr. Bemerkenswert ist, dass außer Iris Berben auch die Nebendarsteller von Beginn an unverändert dabei sind, was in vergleichbaren Reihen selten der Fall ist. Carlo Rola führt bei allen Folgen Regie, ausführender Produzent ist Berbens Sohn Oliver Berben. Nach 21 abgeschlossenen Folgen lief 2007 erstmals ein Dreiteiler.

Verschwundener Leopard

Puh, da hat das ZDF doch tatsächlich in seinen Pressetexten zur Serie Donna Roma einen der Autoren versehentlich mit seinem Klarnamen Jürgen Pomorin angegeben. Per „Programmänderung“ wurde der Name dann gestrichen, und jetzt steht da Herrn Pomorins albernes Pseudonym „Leo P. Ard“, unter dem er einer der erfolgreichsten deutschen Krimiserienautoren ist. Das ging ja gerade noch einmal gut.

Bin übrigens gespannt, wann Herr Ard anfängt, sich bei der Arbeit für andere Sender zum Beispiel „Leo P. Zdf“ oder „Leo P. Rtl“ zu nennen. Und da die Vermutung auf der Hand liegt, sei klargestellt: Nein, ausgerechnet die Krimifigur mit dem ähnlich bescheuerten Namen Rosa Roth hat er sich nicht ausgedacht.

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Michael, 7. März 2007, 22:50.

Eliteeinheitsbrei

Früher war Dennis Haysbert mal Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Das war in der zweiten und dritten Staffel von 24. Damals hatte er als David Palmer seinen Dienstsitz zwar in Washington, war aus unerfindlichen Gründen aber immer zufällig gerade in Los Angeles, wenn dort terroristische Akte im Gange waren.

Heute ist Dennis Haysbert einige Ränge niedriger tätig, aber weiterhin in einer Führungsposition, und weiterhin immer gerade da, wo die nationale und internationale Sicherheit bedroht ist.

Als Jonas Blane leitet er in The Unit eine geheime Eliteeinheit der amerikanischen Streitkräfte, die Terroristen und andere Verbrecher weltweit bekämpft. Und das geht so: Man fliegt, fährt, springt oder rennt eine Dreiviertelstunde lang hektisch umher, gruppiert sich schließlich um das Flugzeug, in dem sich die Terroristen verschanzt haben, und dann geht Jonas Blane rein und erschießt alle. Anschließend fährt er nach Hause, und seine Frau fragt: „Wie war’s im Büro, Liebling?“

Die Serie ist sicher kein Glanzlicht in der Riege der jüngeren amerikanischen Serien. Hier käme normalerweise ein Aber. Ich habe aber keins. Nur einen Punkt.

The Unit – Eine Frage der Ehre, heute um 23.15 Uhr, ab nächster Woche mittwochs um 22.15 Uhr in Sat.1.

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Michael, 7. März 2007, 07:25.

GSG 9

2007–2008 (Sat.1). 25-tlg. dt. Actionserie.

„Ihr Glaube an das Gute macht sie stark. Ihr Mut macht sie zu Helden. Fünf Spezialisten — ein Team. Die GSG 9.“ Sagt zumindest der Off-Sprecher im Vorspann.

Ein fünfköpfiges Team („Set“) der GSG 9 ist in Berlin im Einsatz gegen Terror und organisierte Kriminalität. Sie befreien Geiseln, entschärfen Bomben, verhindern Attentate und schalten Terroristen aus. Gebhard „Geb“ Schurlau (Marc Ben Puch) ist der Setführer, Konstantin „Konny“ von Brendorp (Andreas Pietschmann) sein Stellvertreter, Demir Azlan (Bülent Sharif) sein bester Freund, Frank Wernitz (Jorres Risse) der Neue und Caspar Reindl (Bert Böhlitz) ist eben einfach auch dabei. Der draufgängerische Türke Demir und der schöne Adlige Konny mögen sich nicht sonderlich. Im Lagezentrum haben Thomas Anhoff (André Hennicke) als Kommandeur und Petra Helmholtz (Florentine Lahme) als Computerfachfrau die Lage weitgehend unter Kontrolle. Zu Hause hat Geb dagegen die Lage weit weniger unter Kontrolle. In der Ehe kriselt es, weil es seiner Frau Maja (Anna von Berg) nicht passt, dass Geb dauernd Dinge absagt wie das Spielen mit den Töchtern Sophia (Lil Ogesen) und Lissy (Cleo Johanna Budde), nur weil irgendein blöder Terrorist alles Leben auf der Erde auslöschen will. In der Mitte der zweiten Staffel verstärkt der vorschriftentreue Freddy Sedlack (Wanja Mues) das Set.

Mit vielen Klischees beladene, aber dennoch oft recht spannende Serie, die nähere Erklärungen der Hintergründe einer Tat gern mal zugunsten der aktionsreichen Beendigung einer solchen vernachlässigt.
Die Serie startete an einem Donnerstag um 20.15 Uhr und lief dann mittwochs eine Stunde später. In der zweiten Staffel knapp ein Jahr später war der ursprüngliche Termin der feste Sendeplatz. Jede Folge dauerte eine Stunde.

Jeder gegen jeden

1996–2001 (Sat.1). Halbstündiges Wissensquiz, in dem zwölf Kandidaten gegeneinander antreten. Jeder muss Fragen beantworten, die nicht ganz einfach sind, und darf nach richtiger Antwort entscheiden, wer als Nächster dran ist. Das kann eine wichtige Waffe gegen die anderen Kandidaten sein, denn wer dreimal falsch geantwortet hat, scheidet aus. Das letzte von drei Lichtern auf seinem Pult erlischt dann. Am Ende bleibt ein Tagessieger übrig.

Moderator war zunächst Hans-Hermann Gockel, der bei Sat.1 außer dieser Gameshow auch die Nachrichten moderierte. Im Januar 2000 wurde die Zahl der Kandidaten auf zehn gesenkt, das Niveau der Fragen auf null und das des Moderators auf Holger Speckhahn. Vorbild war das britische Format „15 to 1“ von Channel 4, das genauso funktionierte, aber 15 Kandidaten hatte. Die größte Action lief bei Jeder gegen jeden immer dann ab, wenn das Licht ausging oder Gockel, wenn er ganz crazy drauf war, mal den Kopf drehte.

Das Spiel lief täglich um 17.00 Uhr. Nachfolgesendung wurde das wesentlich actionreichere, aber auch deutlich kurzlebigere Quizfire.

Wirres. Nicht nett.

Wie man seine Zuschauer ordentlich verwirrt, erläutern wir heute mal am Beispiel von Sat.1.

Die erst vergangenen Mittwoch erfolgreich gestartete Serie Allein unter Bauern mit Christoph M. Ohrt fällt diese Woche schon wieder aus. Die seit Wochen für diesen Mittwochabend um 21.15 Uhr angekündigte erste Episode der neuen eigenproduzierten Actionserie GSG 9 verschiebt sich auf Donnerstag um 20.15 Uhr. Dort entfällt dann aber Without A Trace, das erst in der vergangenen Woche den bisher höchsten Marktanteil seit dem Start bei Sat.1 erreicht hatte, eine Strähne, die man normalerweise fortzusetzen bemüht ist. Die ebenfalls für Mittwoch angekündigte US-Serie The Unit startet tatsächlich an diesem Tag, aber eine Stunde später. Dafür fällt SK Kölsch aus. Alles klar? Was tut man nicht alles, um ein Champions-League-Spiel der Bayern übertragen zu können.

Man hätte natürlich auch die einzigen betroffenen Sendungen schlicht um eine Woche verschieben können, aber das hätte ja keinen so schönen Domino-Effekt ausgelöst. Und Sie wissen doch, welch großen Erfolg der Domino Day jedes Jahr hat.

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Michael, 6. März 2007, 13:15.
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