Sat.1 und die Mittwochsserien

Weil man „den Audience Flow optimieren“ wolle, zeigt Sat.1 seine Mittwochsserien Allein unter Bauern, GSG 9 und The Unit ab heute in neu zugeloster Reihenfolge. Mit GSG 9 fängt der Abend nun an, und weil der Übergang von dieser zur anderen rasanten, explosiven, lauten Actionserie The Unit offenbar nicht fließend genug war, werden die beiden ernst gemeinten Reißer nun von der leisen, beschaulichen, freundlichen und amüsanten Familienserie Allein unter Bauern unterbrochen.

Nein, das müssen Sie nicht verstehen. Tut bei Sat.1 wahrscheinlich auch keiner. Die sind einfach nur verzweifelt. Und dass die quotenschwachen Serien nur getauscht und nicht sofort abgesetzt werden (was zumindest im Fall von Allein unter Bauern sehr schade wäre), hat vermutlich weniger mit Geduld und Vertrauen ins eigene Programm zu tun, sondern damit, dass dem armen Sat.1 langsam der Seriennachschub ausgeht.

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Michael, 4. April 2007, 13:25.

Tagesthemen

Seit 1978 (ARD). Ausführliche halbstündige Spätausgabe der Tagesschau mit Nachrichten, Hintergrundberichten, Analysen, Interviews, einem Kommentar und – bis März 2002 – dem Wetterbericht.

Die Einführung der Tagesthemen am 2. Januar 1978 war eine Revolution und eine schwere Geburt. In den Jahrzehnten zuvor kam die Spätausgabe der Tagesschau je nach Programm zwischen 22.00 Uhr und Mitternacht. Die Tagesthemen dagegen sollten immer um 22.30 Uhr beginnen, was einen starren Riegel im Abendprogramm bedeutete, der die Sendungen in ein damals ungewohnt starres Format zwang. Das sorgte für entsprechende Widerstände. Auch die im Vergleich zur Tagesschau ungewohnt entspannte, persönliche und pointierte Präsentationsform der Moderatoren und deren Auswahl sorgte intern und extern für Wirbel. Prominentester Kritiker war Chefsprecher Karl-Heinz Köpcke, der einen bockigen Gähn- und Raschelprotest veranstaltete, um dagegen zu protestieren, dass ihm ein präpotenter Moderator an die Seite gesetzt wurde. „Ich bin doch kein Loriot-Männchen“, knurrte Köpcke, bequemte sich dann aber zu geräuschloser Mitarbeit als Verleser des fünfminütigen Nachrichtenblocks in der Sendung.

In den ersten Monaten sah es nicht so aus, als ob die Tagesthemen zu einer dauerhaften Einrichtung würden. Einige ARD-Sender verlangten, sie müssten in der Sendung mit dem gleichen Anteil vertreten sein wie im Gesamtprogramm. Günter Müggenburg, einer der Erfinder der Sendung, erzählte später, man habe einem Fernsehdirektor deshalb vorgeschlagen, gelegentlich eine Fuhre Langholz durchs Bild fahren zu lassen, was man als Reklame für den Schwarzwald hätte verkaufen können. Umstritten waren zudem die spitzen Kommentare, insbesondere von Dieter Gütt, dem Leiter der ARD-aktuell-Redaktion, die 1977 gegründet worden war, um Tagesschau und Tagesthemen zu produzieren. Er geriet wegen angeblich mangelnder politischer Ausgewogenheit unter Beschuss und warf schließlich, frustriert wegen der ständigen Einmischung der Parteien in die Programmgestaltung, 1980 das Handtuch.

Der Kommentar blieb ein ständiger, zunehmend anachronistisch wirkender Bestandteil der Sendung, wurde aber das, was er unter Gütt nicht war: berechenbar, je nach dem Parteibuch dessen, der ihn sprach. Bemerkenswert war allerdings ein Kommentar von ARD-Chefredakteur Hartmann von der Tann, als er während der CDU-Spendenaffäre im Januar 2000 forderte, Schatzmeister Kanther solle zurücktreten – was der zu diesem Zeitpunkt längst getan hatte; von der Tanns Kommentar war aufgezeichnet, durfte aber nicht aus der Sendung genommen werden. Im Januar 2001 sprach Georg Schmolz einen wirren Kommentar, der sorglos mit dem Nazibegriff der „entarteten Kunst“ umging. Der Beitrag wurde vor der Ausstrahlung geschnitten, was ihn nicht weniger wirr machte, und Moderator Ulrich Wickert wies direkt im Anschluss ausdrücklich darauf hin, dass er nicht die Meinung der Redaktion wiedergebe. Das brachte ihm einen scharfen Rüffel ein.

Anfangs wurde die Sendung von einer größeren Zahl alternierender Moderatoren präsentiert, die die verschiedenen ARD-Anstalten entsandten. Dazu gehörten: Alexander von Bentheim (1978–1980), Ernst-Dieter Lueg (1978–1985), Wolf von Lojewski (1978–1979), Klaus Stephan (1978), Barbara Dickmann (1980–1983), Klaus Bednarz (1982–1983), Gerhard Fuchs (1982–1985), Klaus-Peter Siegloch (1982–1985) und Rüdiger Hoffmann (1982–1985). Zum 1. Oktober 1985 wurden die Positionen des ersten und zweiten Moderators geschaffen, die sich wochenweise abwechselten. Erster Moderator war zunächst Hanns Joachim Friedrichs, 1991 übernahm Ulrich Wickert, 2006 Tom Buhrow. Zweite Moderatorin war zunächst Ulrike Wolf (bis 1987), dann Sabine Christiansen (1987–1997), was einen Riesenaufschrei verursachte, weil sie erst 29 Jahre alt war und früher als Lufthansa-Stewardess gearbeitet hatte; sie ließ allerdings nach kurzer Zeit die meisten Kritiker verstummen. Ihr folgten Gabi Bauer (1997–2001), Anne Will (2001–2007) und Caren Miosga (ab 2007). Vertretungsweise moderierte auch Ulrich Deppendorf, ab 2004 Susanne Holst. 2006 rückten die Tagesthemen eine Viertelstunde nach vorn und begannen jetzt grundsätzlich um 22.15 Uhr. Gleichzeitig begann eine allmähliche Aufweichung des festen Sendeplatzes durch Sonderregelungen am Freitag, als bis 23.15 Uhr alte Tatorte wiederholt wurden, und am Mittwoch, wo ab 2008 der Polittalk Hart aber fair bis 23.00 Uhr dauern soll. Schon am ersten Tag der viel beworbenen neuen Sendeplatzregelung hatte sich der geplante Beginn dank eines zuvor eingeschobenen ARD-Brennpunkts auf die bis dahin gewohnte Startzeit 22.30 Uhr verschoben.

Seit der Reduzierung der Zahl der Moderatoren wurden die Präsentatoren der Tagesthemen zu den bekanntesten und beliebtesten deutschen Fernsehgesichtern. Insbesondere Hanns Joachim Friedrichs wurde eine journalistische Institution. Sein bekanntes Credo lautete: „Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein.“ Seinen Namen trägt ein jährlich vergebener Preis für mutigen Fernsehjournalismus.

Hart aber später

Die Tagesthemen haben eine neue Moderatorin. Und einen neuen Sendeplatz. Manchmal. Caren Miosga wird als Anne Wills Nachfolgerin zukünftig montags und dienstags um 22.15 Uhr, mittwochs um 23.00 Uhr, donnerstags um 22.15 Uhr, freitags um 23.15 Uhr, samstags irgendwann nach den Volksmusik- oder Pilawa-Shows und sonntags um 22.45 Uhr die Tagesthemen moderieren, und wenn sie sich einen Namen als Moderatorin machen will, die komplizierte Sachverhalte verständlich erklären kann, könnte sie ja gleich mal mit der Sendeplatzregelung anfangen.

Der Grund für das bald noch größere Durcheinander beim ohnehin schon unberechenbaren Tagesthemen-Beginn (die gelegentlichen gestreckten ARD-Brennpunkte noch gar nicht mitgerechnet) ist, dass auch Frank Plasberg samt Sendung Hart aber fair endlich ins Erste befördert wird. Der Polittalk soll ab 2008 mittwochs um 21.45 Uhr beginnen und bis 23.00 Uhr gehen. So sehr diese dauerhafte Notlösung das Chaos am Abend vergrößert, so sehr ist sie ein enormer Gewinn für die ARD, die dann mit den harten Nachfragern Anne Will als Nachfolgerin von Sabine Christiansen und Frank Plasberg in Hart aber fair gleich zwei der besten Moderatoren für aktuelle Themen in zwei wichtigen Politsendungen im Programm hat, also zwei mehr als bisher. Denn wenn wir ehrlich sind, hat niemand ernsthaft damit gerechnet, dass Hart aber fair im Ersten einen Werktagssendeplatz um 20.15 Uhr erhalten könnte. Nach dem Desaster der missglückten Günther-Jauch-Verpflichtung ist die ARD zu beglückwünschen, dass sie überhaupt einen Sendeplatz für Hart aber fair gefunden hat.

Und solange weiterhin ALLE deutschen Fernsehsender den Beginn ihres Hauptabendprogramms einzig und allein nach dem Ende der Tagesschau richten, sollte die ARD leichte Unregelmäßigkeiten am Ende des Abends grinsend verschmerzen können.

Michael, 3. April 2007, 19:20.

Hart aber fair

2001–2007 (WDR), seit 2007 (ARD). „Das Reizthema“. Wöchentliches Talkmagazin mit Frank Plasberg und prominenten Gästen. Eingeladen werden hauptsächlich Politiker, die über aktuelle Themen diskutieren. Einspielfilme und Reportagen erklären Hintergründe, Zuschauer können per Telefon Fragen stellen.

Die 90-minütige Sendung lief mittwochs um 20.15 Uhr im WDR. Sie erwarb sich innerhalb kurzer Zeit den guten Ruf, nicht nur die üblichen Sprechblasen zu produzieren, und wurde 2003 mit dem Deutschen Fernsehpreis für die beste Informationssendung ausgezeichnet. 2005 erhielt sie außerdem den Adolf-Grimme-Preis, und auch Plasberg selbst erhielt Lob und Preise. Sein Image als harter Nachfrager, der sich nicht abwimmeln ließ, bescherte ihm bundesweite ARD-Auftritte an Wahlabenden, und Anfang 2007 sah es für einige Wochen so aus, als führe kein Weg an ihm als Nachfolger von Sabine Christiansen vorbei. Dann entschieden sich die ARD-Intendanten für Anne Will, versprachen aber, Plasberg sogar samt Sendung ins Abendprogramm des Ersten holen. Ab 24. Oktober 2007 läuft Hart aber fair  mittwochs um 21.45 Uhr im Ersten, jetzt 75 Minuten lang.

Schöne Zukunft

Stimmt es, dass Futurama zurückkommt?Pierre

Sowohl als auch. Ab 14. April wiederholt Pro Sieben samstags mittags die fünfte Staffel. Aber die viel schönere Nachricht: Es wird eine sechste geben!

Die vor fünf Jahren eingestellte Science-fiction-Zeichentrick-Comedy von Simpsons-Erfinder Matt Groening verkaufte sich nach ihrem Ende so gut auf DVD und war bei Wiederholungen im amerikanischen Kabelsender Comedy Central so populär, dass der Sender beim Produktionsstudio „30th Century Fox“ 13 neue Folgen bestellte, die bald produziert und 2008 ausgestrahlt werden sollen. Ob und wann diese Folgen in Deutschland zu sehen sein werden, ist unklar, doch für Hardcore-Fans, die ohnehin lieber die Originalversion auf DVD sehen, sei die frohe Kunde hinzugefügt, dass die Originalsprecher von damals wieder ihre bisherigen Rollen übernehmen werden.

Der US-Sender Fox hatte Anfang des Jahrtausends die Trickserien Family Guy und Futurama sehr stiefmütterlich behandelt und schließlich eingestellt. Im Fall von Futurama benötigte er über ein Jahr, um die letzten produzierten Folgen auszustrahlen (in Deutschland ist es ja normal, dass Serien oft erst ein Jahr nach Fertigstellung gezeigt werden, in den USA liegen aber normalerweise maximal wenige Wochen zwischen Fertigstellung einer Episode und ihrer Erstausstrahlung). Bei Family Guy erkannte Fox seinen Fehler. Die Serie war die erste, die schon amtlich abgesetzt war und nach mehreren Jahren wegen hervorragender DVD-Verkäufe doch noch reanimiert wurde. Sie ist heute eine erfolgreiche feste Bank im Fox-Sonntagabendprogramm um 21.00 Uhr. Trotzdem interessierte sich Fox nicht für eine Fortsetzung von Futurama, weshalb nun der Konkurrent Comedy Central davon profitieren wird.

Futurama

2000–2004 (Pro Sieben). 72-tlg. US-Zeichentrick-Science-Fiction-Comedyserie von Matt Groening („Futurama“; 1999–2003).

Der Pizzabote Fry wird im Jahr 1999 versehentlich für 1000 Jahre in einer Zeitmaschine eingefroren. Er wacht in Neu-New-York wieder auf und freundet sich mit dem alkoholabhängigen Roboter Bender und der einäugigen ehemaligen Regierungsangestellten Leela an. Gemeinsam bilden sie einen intergalaktischen Botendienst im Raumschiff von Hubert J. Farnsworth, einem verwirrten alten Professor und Erfinder, der ein entfernter Verwandter Frys ist. Andere Mitarbeiter sind der Bürokrat Hermes Conrad, die schöne Asiatin Amy Wong und Doktor John Zoidberg, ein depressives außerirdisches Krustentier. Nibbler ist ein sehr süßes und unglaublich gefräßiges kleines Monster, das von Leela als Haustier adoptiert wird, und Zapp Branigan ein eitler Idiot von Raumschiffkapitän, an dem nicht nur sein sanfter, kluger und melancholischer Erster Offizier Kif verzweifelt.

Neun Jahre nach seiner Erfolgsserie Die Simpsons gelang Erfinder Groening ein weiterer Geniestreich. Futurama ist voller popkultureller Anspielungen und satirischer Kommentare und funktioniert viel weniger als Die Simpsons auch als lustiger Cartoon für Kinder. Pro Sieben vertraute so sehr auf die Serie, dass der Sender erstmals eine Zeichentrickserie in der Primetime platzierte. Futurama lief im Anschluss an Die Simpsons, die Pro Sieben vom Tag des Futurama-Sendestarts an ebenfalls in die Hauptsendezeit verlegte. Das Vertrauen wurde enttäuscht und die Serie später auf den frühen Abend verlegt.

Für die deutsche Version war der Dialogautor und ‑regisseur Ivar Combrinck verantwortlich, der schon viele Folgen der Simpsons verhunzt hatte. Auch hier übersetzte er wieder erstaunlich „frei“. Teilweise spricht im Deutschen eine andere, die falsche Person. „Obsolete“ übersetzt er mit „absolut“. Und bei der Zeitungsschlagzeile „Weltuntergangspropheten vorsichtig optimistisch“ missversteht Combrinck das Wort „upbeat“ und übersetzt sinnfrei: „Weltuntergangspropheten behutsam zusammengeschlagen“. Zwar schaffte selbst er es nicht, den Unterhaltungswert der Serie zu zerstören, doch brachte er sie um ihren im Original komplexen und feinsinnigen Humor.

Futurama lief montags um 21.45 Uhr und wurde im Verlauf der dritten Staffel auf den Samstagvorabend verlegt.

Die Serie ist auf DVD erhältlich.

Hätten Sie’s gewusst?

1958–1969 (ARD). Quiz mit Heinz Maegerlein.

Zwei Kandidaten spielen gegeneinander. Wie beim Kartenspiel 17 und 4 bzw. Blackjack ist das Ziel, als Erster 21 Punkte zu erreichen. Dazu müssen Wissensfragen beantwortet werden, die je nach Schwierigkeitsgrad minimal einen, maximal elf Punkte wert sind. Aus den verschiedenen Kategorien (Pflanzenkunde, Oper, Fremdwörter, Geflügelte Worte, Was man weiß – was man wissen sollte, Spielfilm, Geschichte, Malerei, Tierleben, Sagen der Völker) darf zunächst jeder Kandidat eine Kategorie wählen, zu der dann beide eine Frage gestellt bekommen. Anschließend werden die anderen Kategorien durchgefragt. Jeder Kandidat erfährt vor jeder Frage die Kategorie und wählt einen Schwierigkeitsgrad und damit eine Punktzahl, die bei richtiger Antwort gutgeschrieben und bei falscher abgezogen wird. Assistenten kommen dann und wechseln die Anzeigetäfelchen mit dem Punktestand aus.

Die Kandidaten dürfen um Bedenkzeit bitten, jedoch nicht, wenn es zur Frage bereits eine Film- oder Toneinspielung gegeben hat, denn das musste dann als Bedenkzeit wirklich reichen. Wählen beide in der gleichen Kategorie den gleichen Schwierigkeitsgrad, wird dieselbe Frage zweimal gestellt. Die Kandidaten sitzen in schalldichten Kabinen, werden nur vom Moderator zugeschaltet, wenn sie an der Reihe sind, und kennen daher die Antworten und auch den Punktestand ihres Gegners nicht.

Wer 21 Punkte erreicht hat, ist Sieger. Sind die Kategorien bereits aufgebraucht, ohne dass jemand 21 Punkte gesammelt hat, gewinnt der Kandidat mit der höheren Punktzahl. Die tatsächlichen, für die Zuordnung eines Gewinns relevanten Punkte ergeben sich aus der Differenz zwischen der eigenen Punktzahl und der des Gegners. Maegerlein schlägt dann ein Büchlein auf, in dem den verschiedenen Punktzahlen Gewinne zugeordnet sind: ein Radio, ein Fotoapparat, ein Wochenende in Paris, zwei Wochen am Wörthersee oder im Höchstfall eine BMW Isetta. Sieger des Spiels dürfen wiederkommen, die Punkte werden dann weiter addiert. Bevor die Kandidaten in den Kabinen Platz nehmen, müssen sie Nummernkarten ziehen. Wer die höhere Zahl hat, darf sich eine der völlig gleichen Kabinen aussuchen.

Schulmeisterlich fragte Maegerlein die Bildung der Kandidaten ab. Aus heutiger Sicht ist schon die Unbeantwortbarkeit der Fragen mit dem geringsten Schwierigkeitsgrad faszinierend. Während des Vorspanns und wenn die Kandidaten um Bedenkzeit baten, war schwungvolle bzw. spannungsgeladene Elektroorgelmusik zu hören, und dazu wurden „die wie immer lustigen Zeichnungen“ von Nick-Knatterton-Erfinder Manfred Schmidt eingeblendet. Maegerlein wurde als biederer Oberlehrer ein Star, erlangte aber außerdem als Sportreporter Berühmtheit, weil er bei den Olympischen Winterspielen 1964 in Innsbruck beim Kommentar eines Skiwettbewerbs den oft zitierten Satz verbrach: „Tausende standen an den Hängen und Pisten“ – ein Satz, der höchst zweideutig wird, wenn man ihn ausspricht.

Hätten Sie’s gewusst? war die deutsche Adaption der US-Show „Twenty-One“. Diese wurde 1958 Mittelpunkt eines riesigen Skandals, als aufflog, dass die Kandidaten die Antworten bereits vor der Sendung erhalten hatten. Sie wurde daraufhin abgesetzt. Die überkorrekte deutsche Ausgabe bekam davon nichts ab und lief noch über ein Jahrzehnt weiter. Sigi Harreis hatte in der Show ihren ersten Fernsehauftritt als Kandidatin. Sie gewann zwar nicht den Hauptpreis, aber die Aufmerksamkeit von Robert Lembke, der sie zum Vorsprechen einlud. Im letzten Jahr kamen die Kandidaten, die in den elf Jahren zuvor die höchsten Punktzahlen erspielt hatten, noch einmal zu neuen Spielrunden zurück. Rudolf Steiner aus München, laut eigener Aussage „Handelsvertreter in Damenoberbekleidung“ (er meinte sicher „für“, denn er trug gar keine), war mit 171 Punkten ewiger Spitzenreiter und sechs Jahre zuvor durch seine enormen Kenntnisse im Bereich Oper aufgefallen. Diesmal ging er allerdings mit null Punkten nach Hause.

Das Spiel dauerte zwischen 40 Minuten und einer Stunde und erreichte eine enorme Popularität. Schon 1960 erschien ein Buch zur Sendung, 1965 ein Brettspiel. Im Sommer 2000 brachte RTL eine Neuauflage auf den Bildschirm und nannte sie wie das US-Original Einundzwanzig.

Sendeplatz war anfangs montags um 21.10 Uhr, später auch mal am Samstagnachmittag.

Dealing Housewives

Der Gatte ist tot, die Serie kann beginnen. Hinterbliebene stehen gern im Mittelpunkt neuer Serien, damit die gezeigte Situation für die Beteiligten wenigstens annähernd so neu ist wie für die Zuschauer.
Die neue Serie Weeds – Kleine Deals unter Nachbarn verschwendet immerhin keine Zeit, den Tod noch umständlich zu schildern, sondern beginnt mittendrin: Die erste Trauerphase ist schon vorbei, und Witwe Nancy Botwin (Mary-Louise Parker) hat bereits einen Weg gefunden, ihre beiden Söhne nun allein durchzubringen. Um Lebensmittel, Strom- und Zahnarztrechnungen zu bezahlen, handelt sie eben mit Marihuana. Das stellt ihre anderen Eigenarten (zum Beispiel einem Zehnjährigen ein Bein zu stellen) in den Schatten, ist aber noch nicht das dunkelste Geheimnis in der Nachbarschaft. Ein ehrenwerter Stadtrat gehört zu Nancys besten Kunden, vorbildliche Gatten gehen fremd, und nur manchmal mit anderen Frauen oder Volljährigen.

Nancy dealt nur deshalb mit Drogen, weil sie eine so gute Mutter ist und es ihr um das Wohl der Kinder geht. Und nicht nur um das der eigenen: Ihrem minderjährigen Dealer-Kollegen setzt sie zu, nicht an Kinder zu verkaufen:

Nancy: „Du hast mir versprochen, keine Kinder! Ich hab‘ gehört, dass ein Zehnjähriger erwischt wurde, ein Zehnjähriger!“
Josh: „Der Junge hat mir gesagt, er sei siebenunddreißig.“

Die kurzweilige Serie von Jenji Kohan, der Schwester des Will & Grace-Erfinders David Kohan, erinnert in Anmutung, Humor und nur vordergründiger Vorstadtidylle stark an Desperate Housewives, ist aber mehr Comedy als Soap. Das Vokabular ist stellenweise unnötig ordinär, doch insgesamt sind die Themen vielseitig. Es geht neben Sex und Drogen um Probleme in der Schule und der Familie, Trauerbegleitung und Fußball. Grob umrissen. Die Gespräche zwischen der weißen Nancy und ihren schwarzen Drogenlieferanten Heylia und Conrad spielen witzig und intelligent die gegenseitigen Vorurteile aus:

Nancy: „Bescheuert, einem Dreijährigen teure Turnschuhe zu kaufen. Am nächsten Tag ist er rausgewachsen.“
Conrad: „Was, du nennst Schwarze bescheuert?“
Nancy: „Und faul, und außerdem klauen sie.“
Heylia: „Aber dafür können wir gut singen und tanzen“.
Conrad: „Weiße klauen genauso. Enron, Worldcom… Die klauen ein paar Milliarden, lassen die Kohle auf einem Bankkonto in Übersee, und dann hocken sie am Strand und zählen fleißig Scheinchen.“
Nancy: „Vielleicht sollten die Schwarzen anfangen in größerem Stil zu klauen.“

Und während sich die Lieferanten und die Dealerin gegenseitig beteuern, ihre Beziehung sei rein geschäftlicher Natur, scheint sich doch etwas Zwischenmenschliches anzubahnen, vor allem zwischen Nancy und Conrad. Wäre aber auch logisch, denn ohne anbahnende Romanze wäre so ein toter Anfangsgatte doch reine Verschwendung.

Weeds — Kleine Deals unter Nachbarn, mittwochs um 22.10 Uhr auf Pro Sieben.

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Michael, 3. April 2007, 15:13.

Weeds — Kleine Deals unter Nachbarn

Seit 2007 (Pro Sieben). US-Familienserie von Jenji Kohan („Weeds“; seit 2005).

Die jüngst verwitwete Nancy Botwin (Mary-Louise Parker) kümmert sich nun allein um ihre Söhne Silas (Hunter Parrish) und Shane (Alexander Gould) und finanziert die Familie durch einen florierenden Drogenhandel. Davon abgesehen ist Nancy aber so ziemlich die Normalste unter allen Bewohnern der Nachbarschaft, deren einzige Ideale Schönheitsideale zu sein scheinen und die ebenfalls interessante Geheimnisse haben. Ihre Marihuana-Vorräte bezieht Nancy bei Heylia James (Tonye Patano) und deren Cousin Conrad Shepard (Romany Malco). Alle beteuern sich gegenseitig, dass ihre Beziehung rein geschäftlicher Natur sei, und doch sind Heylia und ihre Familie auch Ratgeber für Nancy in schwierigen Lebenslagen. An die oberflächliche Übermutter Celia Hodes (Elizabeth Perkins) könnte sich Nancy mit wichtigen Problemen ohnehin nicht wenden. Nancys Steuerberater Doug Wilson (Kevin Nealon) ist zugleich ihr bester Kunde. Und dann zieht auch noch Nancys dubioser Schwager Andy (Justin Kirk) zur Familie Botwin, was das Problem des fehlenden Mannes im Haus nicht löst, sondern eher neue Probleme schafft. Er findet als einziges Familienmitglied heraus, dass Nancy den Lebensunterhalt mit Drogenhandel verdient und steigt gleich ins Geschäft ein.

Skurrile Vorstadtcomedy, die in Anmutung und Humor an Desperate Housewives erinnert. Die halbstündigen Folgen laufen mittwochs um 22.10 Uhr.

Fernsehen in der Grauzone

Heute bekommt der Eisbär Knut schon seine zweite eigene ARD-Reihe. Bald hat er so viele wie Jörg Pilawa.

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Michael, 2. April 2007, 12:18.
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