Neuer Pilot für die Stewardess

Sollten Talkshowmoderatorinnen, die auf dem Laufenden bleiben müssen, nicht ab und zu die Zeitung lesen? Und sollte man daraus nicht schließen können, dass Sabine Christiansen der laute Jubel, als sie endlich aufhörte, kaum entgangen sein kann? Und sollte sie selbst daraus nicht eine ganz andere Konsequenz ziehen als die, schon wieder eine neue Talkshow zu pilotieren?
Nur so ein paar Gedanken.

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Michael, 13. Juli 2007, 17:57.

Götzenverehrung. Tolle Sache.

Einer der besten Entertainer, die ein Drittes Programm jemals zum Star gemacht und behalten hat, wurde gestern 50: Dr. Götz Alsmann,  der in der Regel mehrere Sendungen von Zimmer frei hintereinander aufzeichnet, und anhand seines Heiterkeitsgrades zu erraten, die wievielte Sendung des Tages da gerade ausgestrahlt wird, ist ein lustiges Saufspiel für den Sonntagabend.

Zum Geburtstag spendiert der WDR heute nachträglich eine lange Götz-Alsmann-Nacht ab 22.55 Uhr, mit Porträt, zwei Folgen Zimmer frei und Lala, und bei uns gibt’s Alsmanns Avanti, Gong-Show, Zimmer frei und große Nachtmusik aus dem gedruckten Fernsehlexikon endlich online.

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Michael, 13. Juli 2007, 10:39.

Zimmer frei

Seit 1996 (WDR). Einstündige Late-Night-Talk-Comedy-Spielshow mit Christine Westermann und Götz Alsmann, in der wöchentlich ein Prominenter auf seine WG-Tauglichkeit getestet wird.

Moderatoren und Promi sitzen anfangs am gedeckten Tisch und plaudern; währenddessen stellt Westermann mit harmlosem Gesicht hinterhältige Fragen, und Alsmann isst. Oder, in den Worten Alsmanns: „Sie führt Gespräche, ich werfe mit den Nüssen.“ Es folgen mehrere Aktionen und Spiele, und am Ende macht man es sich im Wohnzimmerbereich gemütlich oder trifft sich zum Musizieren am Klavier.

Ein regelmäßiges Spiel ist das Bilderrätsel, bei dem ein Begriff um die Ecke gedacht von Statisten dargestellt wird. Als wiederkehrende Figur tritt Cordula Stratmann als überraschend hereinplatzende Nachbarin Annemie auf, die den Promi zusätzlich nervt. (Sie bekam im Sommer 2002 eine eigene Show Annemie Hülchrath – Der Talk). Am Ende jeder Sendung entscheidet das Studiopublikum durch Hochhalten von farbigen Papptafeln, ob der Gast WG-tauglich ist oder nicht.

Zu den Highlights gehörte die Sendung mit Guido Westerwelle, der sichtlich unglücklich mit Hippieperücke und Bundeswehrparka am Lagerfeuer Lieder singen musste. Mehrere Folgen landeten im Giftschrank, darunter eine mit den Wildecker Herzbuben und eine, in der der Legastheniker Cherno Jobatey mit einer Buchstabensuppe empfangen wurde und sich ein ABC-Pflaster auf die Stirn kleben sollte – Jobatey verließ sauer für eine Viertelstunde die Aufzeichnung. Alsmann und Westermann spielten derweil Scrabble. Eigentlich hätte Jobatey mit den Buchstaben das Wort „Kommunalobligation“ legen sollen. Manche dieser Folgen wurden erst im Rahmen einer Zimmer-frei-Nacht ausgestrahlt, die Folge mit Jobatey war erstmals im Herbst 2003 zu sehen, sie war zu diesem Zeitpunkt schon vier Jahre alt.

Die Show läuft sonntags nach 23.00 Uhr im WDR und wurde in fast allen Dritten Programmen wiederholt. Die ARD hätte Zimmer frei gern im Ersten Programm gehabt, doch Alsmann und Westermann wollten lieber im Dritten bleiben, wo sie erfolgreich waren. Immerhin: Zur 222. Sendung lief am 2. Mai 2002 ein 90-minütiges Jubiläums-Special zur Primetime in der ARD.

Die Show erhielt den Grimme-Preis 2000.

Die Gong-Show

1981 (NDR); 1992–1993 (RTL); 2003 (Sat.1). Comedy-Varietyshow, in der unbekannte Nachwuchstalente auftreten und zum Besten geben, was sie zu können glauben.

Eine Jury aus Prominenten befindet darüber, wie gut das wirklich ist, und wenn sie die Nase voll haben, schlägt einer auf einen scheppernden Gong, um die Darbietung abzubrechen. Alle Auftritte, die zu Ende gebracht werden können, werden mit 1 bis 10 Punkten benotet. Wer am Ende einer Show die meisten hat, bekommt eine Trophäe zum Andenken.

Paul Kuhn war der Moderator der ersten Version der Show, die es nur auf vier Ausgaben brachte. Sie liefen samstags am frühen Abend auf N3. In der Jury saßen Karl Dall, Elisabeth Volkmann und Carlo von Tiedemann. Vorbild war die gleichnamige US-„Gong Show“ mit Chuck Barris als Autor, Produzent und Moderator.

1992 legte RTL die Show als Halbstünder im Spätprogramm am Montagabend neu auf, Moderator war jetzt Götz Alsmann, die Jury bestand in der ersten Staffel aus Ingolf Lück, Peter Nottmeier und Isabell Trimborn, in der zweiten aus Lück, Anja Zink und Wigald Boning. Die Fernsehzeitschrift „Gong“ ließ im Abspann darauf hinweisen, dass sie mit der Show nichts zu tun habe.

Weitere zehn Jahre später reanimierte Sat.1 die Sendung mit Marco Ströhlein am frühen Samstagabend, in der Jury saßen Mirja Boes, Guido Cantz und Bürger Lars Dietrich. Die Fernsehzeitschrift „Gong“ war jetzt der Sponsor.

Avanti

1993–1994 (Vox). Lifestyle-Magazin mit durchschnittlichen Beiträgen zu erwartbaren Themen wie Nachtleben und Prominente. Carol Campbell moderierte einige Wochen, dann übernahm Götz Alsmann, und nun wurden zumindest die Teile zwischen den Beiträgen originell. Die Sendung befasste sich laut Alsmann nun mit „dem Besten, was Medien, Kunst, Musik, Kultur, Autos und hustende Menschen hergeben“. Sie lief erst sonntags um 18.15 Uhr, dann mittwochs um 23.15 Uhr.

Eine große Nachtmusik

Seit 2005 (ZDF). 75-minütige Musikshow mit Götz Alsmann.

Es treten überwiegend Gäste aus dem Bereich der klassischen Musik auf, aber auch Popstars, die ihre Hits in ungewohnten Orchesterversionen präsentieren. Ein sehr ähnliches Format hatte das ZDF kurz zuvor unter dem Titel Sunday Night Classics im Programm. Die Reihe läuft in loser Folge etwa zweimal im Jahr freitags gegen 22.30 Uhr.

Desperate Sex In The Netherlands

Vielleicht braucht wirklich jedes Land seine eigene Mischung aus Sex And The City und Desperate Housewives. Deutschland hat Alles außer Sex und die Niederlande haben Feine Freundinnen. Letztere zeigt ab heute das ZDF.

Bevor ich die erste Folge ansah, hatte ich Angst. Die Serie muss zwangsläufig synchronisiert worden sein, doch man kennt Linda de Mols Originalstimme noch aus der Traumhochzeit. Sie jetzt mit einer anderen Stimme zu hören, wäre komisch.
Dann die Erleichterung: Linda de Mol synchronisiert sich selbst. Und die Erkenntnis: Trotzdem komisch. Um sie herum all diese Menschen, die in dem typischen überbetonten Synchronsprecherduktus sprechen, und im Mittelpunkt eine Frau mit holländischem Akzent, die überhaupt nicht ordentlich betont.

Linda de Mol spielt die Frau eines neureichen Schlagersängers, mit dem sie in ein Schickimicki-Viertel zieht, in dem sie zunächst gar nicht willkommen ist. Bei der Ankunft vor ihrem neuen Haus, das noch eine Baustelle ist, sagt sie einen der raren amüsanten Sätze: „Das sieht ja hier aus wie im Gazastreifen“.

Dann erfährt man für etwa eine halbe Stunde etwas zu viel über das Sexualleben der Hauptfiguren, und gerade als ich dachte, ich hätte das Konzept nun verstanden, endet die erste Folge mit einem Knaller.

Ich persönlich kann mit der Serie nichts anfangen. Das ist allerdings auch mein Urteil über die anderen genannten Serien Sex And The City und Desperate Housewives. Wer die mag, könnte womöglich auch an Feine Freundinnen Spaß haben.

Feine Freundinnen, dienstags um 22.45 Uhr im ZDF.

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Michael, 10. Juli 2007, 07:06.

Alles außer Sex

2005–2007 (Pro Sieben). 20-tlg. dt. Freundinnenserie von Annette Reeker.

Drei junge Single-Frauen und eine Verheiratete tratschen über Männer: Die geschiedene Museumsangestellte Minza (Annette Frier), die Ärztin Edda (Simone Hanselmann), die Fotografin Frenzy (Miranda Leonhardt) und Valerie (Rhea Harder), die Verheiratete. Ihr Ehemann Frieder (Michael Lott) ist bieder, langweilig und Gesprächsstoff. Minza hat eine Tochter, Sophie (Josefina Vilsmaier), die bereits in einem Alter ist, in dem sie Mutter uncool findet. Treffpunkt der Damen ist die „Maschine“, ein Waschsalon mit Lokal, wo Dieter (Gregor Bloéb) der Wirt ist. In der zweiten Staffel vergrößert die Krankenhaus-Controllerin Isabelle (Kathrin Kühnel) die Clique. Auch sie ist verheiratet, will das aber ändern. Minza ist zugleich Erzählerin.

Die Serie wäre gern das deutsche Sex And The City und hat auch einige schöne Momente, aber keinen großen Erfolg. Der Titel ist kompletter Blödsinn, da es um wenig außer Sex geht.

Die erste Staffel lief erst mittwochs, dann dienstags zur Primetime. Die zweite Staffel mit vier Folgen mehr wurde im Sommer 2007 samstags 20.15 Uhr mit Doppelfolgen versendet.

Traumhochzeit


Foto: RTL

1992–2000 (RTL); 2008 (ZDF). Große Abendspielshow für unverheiratete Paare mit Linda de Mol.

Voraussetzung zum Mitmachen ist ein origineller Heiratsantrag, der mit versteckter Kamera gefilmt wird, wovon natürlich nur derjenige weiß, der den Antrag macht. Drei Paare wetteifern in verschiedenen Frage-, Aktions- und Übereinstimmungsspielen. Das schlechteste scheidet aus. Die beiden verbliebenen treten auf einer riesigen Torte gegeneinander an, wo sie erraten müssen, welche Antwort 100 Testpersonen auf eine Frage aus dem Bereich der Beziehung oder der Sexualität gegeben haben (z. B.: „Was machen Frauen, die verliebt sind?“). Dabei gibt es pro Frage mehrere richtige Antworten, und es geht darum, möglichst viele davon zu nennen. Die Spielrunden werden durch einen Showblock unterbrochen. Das Siegerpaar heiratet noch während der Sendung vor laufenden Kameras. Die Siegerbraut präsentiert ihr Hochzeitskleid (das der anderen Bräute und die Ringe sind für die Zuschauer immerhin in Einspielfilmen zu sehen, bei denen sich der Bräutigam die Augen zuhalten muss), es gibt einen Preis (gern eine komplette Schlafzimmerausstattung), dann wird das Paar in einer weißen Limousine zur Trauung gefahren, sagt Ja, und Linda de Mol heult.

Die Trauung wurde bis 1999 von dem Standesbeamten Willy Weber vorgenommen, war jedoch nach deutschem Recht ungültig, da die Sendung in Holland produziert wurde. Die Kandidaten wurden deshalb unmittelbar danach – die Trauung und Präsentation der gewonnenen Hochzeitsreise waren das große Finale der Show – nach Deutschland gefahren und noch einmal rechtskräftig verheiratet.

Traumhochzeit war die erste abendfüllende Show auf RTL und ein Sensationserfolg, bei dem zeitweise mehr als zehn Millionen Menschen zusahen. Sie lief zunächst staffelweise sonntags um 20.15 Uhr, z. B. in zehn aufeinander folgenden Wochen mit einer anschließenden neunmonatigen Pause. Mit der Verlegung auf Samstag um 20.15 Uhr wurde der Rhythmus geändert, die Show lief nun etwa monatlich. Produzent war John de Mol, Linda seine Schwester. Das Konzept stammte aus Holland, wo eine ähnliche Show unter dem Namen „Love Letters“ schon seit 1990 ebenfalls von Linda de Mol moderiert wurde. Die deutsche Version brachte es bei RTL auf 92 Ausgaben.

Im Mai 2008 wurde die Show als zunächst einmaliges „Event“ auf dem ursprünglichen Sendeplatz am Sonntagabend mit Linda de Mol wiederbelebt, aber jetzt im ZDF.

Auch du, mein alter Sack Brutus

Über Römer wusste ich bisher, dass sie spinnen, ihre Stadt zwar nicht an einem Tag erbaut wurde, aber alle Wege dorthin führen, sie einen ständigen Vertreter in Frankfurt und einen berühmten Topf haben und dass es früher dort warm genug war, dass alle das ganze Jahr in Sandalen rumrennen konnten. Das ist doch schon eine ganze Menge. Was soll mir die neue RTL2-Serie Rom also noch beibringen?

Nun, zum einen, dass sich auch im alten Rom zufällig genau all die Dinge ereignet haben, mit denen klassischerweise Fernsehserien gefüllt werden: Beziehungsdramen, Intrigen, Sex, Gewalt und Witze. Man sprach schon so ähnlich wie heute („Brutus, alter Sack!“), kleidete sich aber noch nackter. Die Gebäude wirkten noch nicht so stabil, andererseits stehen einige davon heute noch. Und im italienischen Parlament scheint sich nicht viel geändert zu haben.

Die Serie, von der überall zu lesen ist, sie sei die teuerste Fernsehproduktion in der Geschichte des US-Hochglanzsenders HBO, beginnt etwas zu brutal und etwas zu unübersichtlich. Zwar tragen die meisten Handelnden prominente Namen (Caesar, Cicero, Pompeius, Marc Anton), doch treten zu viele in zu kurzer Zeit auf, um sich gleich jeden merken zu können. Auch habe ich zunächst den Eindruck, eine willkürliche Anhäufung zusammenhangloser, altrömisch wirkender Augenblicke sei alles, womit Sendezeit gefüllt würde.

Doch allmählich kristallisieren sich konkrete Handlungsstränge und die Hauptfiguren heraus, und es ergeben sich einige schöne Szenen, die selbst für Menschen wie mich, die mit dem Sandalenfilm als solchem wenig anfangen können, einen Unterhaltungswert haben. Die alten Sandalenrömer wirken plötzlich im Umgang miteinander so neuzeitlich lebensnah, ihre Unterhaltungen so nachvollziehbar normal.

Die erste Folge birgt eine verpasste Chance, als Caesar sagt, er sei mit seiner Weisheit am Ende. Wäre es nicht viel lustiger, er wäre mit seinem Latein am Ende?

Dennoch: Es menschelt in der Lebensgeschichte des Julius Caesar, die einer der Handlungsstränge ist, die sich über die zwölf Folgen der ersten Staffel erstrecken. RTL2 zeigt ab heute jeden Sonntag zwei davon. Da ich niemandem die Spannung nehmen möchte, weil sich Jochen sonst wieder beklagt, behalte ich für mich, wie es mit Julius Caesar weiterging.

Rom, sonntags ab 20.15 Uhr bei RTL2 (jeweils zwei Folgen)

Michael, 8. Juli 2007, 06:58.
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