Brot für die Gülcan

Taa-ramm-ta-taaaa, taa-raam-ta-taaaa.

Jetzt freuen wir uns alle ein dolles zweites Loch in den Bauch, denn auf ProSieben wird heute Abend mal ganz ordentlich Gülcan verheiratet und ihr ein neuer Nachname verpasst, den sie dann ebenso wenig benutzen wird wie ihren alten.

Ist es Zufall, dass auf Vox zur gleichen Zeit schon wieder Leute auswandern?

20.16 Uhr: Oben im Eck steht „live“. Wir wissen, dass das im Privatfernsehen nicht unbedingt heißen muss, dass die Sendung live ist, aber die konfuse Regie deutet darauf hin. Moderator Steven Gätjen steht im Bild, moderiert aber gerade gar nicht, fängt dafür aber an zu moderieren, als er nicht mehr im Bild ist. Als man ihn wieder sieht, macht er ein todernstes Gesicht, als kommentiere er gerade nicht den schönsten Tag im Leben zweier Menschen, sondern eine ganz schlimme Katastrophe. Was aus fernsehhistorischer Sicht ja sein mag.

20.21 Uhr: Gülcan ist also Deutschlands beliebtesteste Moderatorin und Entertainerin. Sagt der Off-Sprecher. Und der würde doch an einem Tag wie heute nicht lügen.

20.26 Uhr: Aha. Es gibt also nicht nur einen Moderator (Gätjen) und eine Reporterin (Natascha Berg) für diese Hochzeit, sondern auch noch einen Kommentator (Torgen Schneider). Warum nicht Werner Schneyder? Oder Kai Ebel?

20.28 Uhr: Wie war das mit der Katastrophe? Über den Hochzeitsort Travemünde wurde bereits der Ausnahmezustand verhängt. Frau Berg sprach jedenfalls davon, die Stadt befinde sich im Ausnahmezustand.

20.32 Uhr: Breaking News: Die Mutter des Bräutigams ist nervös. Wo bleibt die Laufschrift?

20.35 Uhr: Bloß nichts Unerwartetes tun. Deshalb gibt es natürlich auch in dieser Sendung etwas zu gewinnen, wenn man anruft: „Welche Farbe trägt die Braut bei der Hochzeit: weiß oder camouflage?“ Nun, bisher haben wir die Braut noch nicht gesehen, das spräche also für camouflage.

20.45 Uhr: Ein Typ von der „Bravo“ kennt Gülcan schon lange. Und Mola Adebisi ist da. Mensch, dass der heute Abend Zeit hatte.

20.48 Uhr: Sie kennen das ja. Der Moment des Ja-Worts ist rührend und die Feier ganz schön, aber dann gibt es bei solchen Festen immer so viele laienhafte Vorträge, unlustige Sketche, verwackelte Filme oder schiefe Lieder von Freunden oder Familienmitgliedern des Brautpaares, die viel zu lang und nur für wirklich ganz, ganz enge Freunde des Paares unterhaltsam sind, während sich alle anderen da durchquälen. Das ist auch heute so mit den Filmchen, die ProSieben vorbereitet hat. Gerade geht’s ums Schuhekaufen. Unfair ist, dass hier niemand vorbeikommt, der mir Alkohol reicht.

20.50 Uhr: Ich fasse es nicht. Kai Ebel ist tatsächlich da.

20.52 Uhr: Eine Grafik verdeutlicht den Weg, den die Kutsche mit Gülcan zur Hochzeit fahren wird. Leider wird dieses spannende Programmelement abgebrochen, weil die echte Kutsche gezeigt werden muss.

21.02 Uhr: Schon wieder eine Werbepause rum, und Gülcans Traumhochzeit ist immer noch auf Sendung. Ich kann mich nicht erinnern, wann es das letzte Mal so lange gedauert hat, bis etwas auf ProSieben abgesetzt wurde.

21.04 Uhr: Natascha Berg (vor lautem Hubschrauber zu Hochzeitsgast): „Wo kommt ihr denn her?“
Gast: „Wie bitte?“
Berg: „Ach egal.“
Stimmt, unter diesem Motto scheint der ganze Abend zu stehen.

21.17 Uhr: Wir lernen, dass Mola Adebisi ein Überraschungsgast auf der Hochzeit ist, von dem Gülcan noch nichts weiß. Ha! Hab ich’s mir doch gedacht: Er ist gar nicht eingeladen.

21.21 Uhr: Kinder halten „Gülcan, wir lieben dich!“-Schilder in die Kamera. Niemand hat eins mit der Aufschrift: „Sebastian, ich will ein Kind von dir!“ Vielleicht bringt Gülcan ja eins mit.

21.22 Uhr: Der Bräutigam Sebastian Kamps erscheint, und dazu ertönt David Hasselhoffs „Looking For Freedom“. Das ist nämlich sein Lieblingslied. Was soll ich darüber noch schreiben? David Hasselhoff selbst jedenfalls konnte leider nicht kommen.

21.24 Uhr: Dafür tritt jetzt Natasha Bedingfield auf. Ein echter internationaler Popstar! Was macht die denn da?

21:35 Uhr: Eine High-Society-Information für alle, die an Styling, Mode und Kram interessiert sind: Die Braut trägt ein Kleid, Schuhe und eine Frisur.

21.51 Uhr: Noch eine kleine Clip-Show vor der Trauung mit Bildern des sich liebenden Paares. Dazu ein harmonisches Liebeslied. Und gleichzeitig das laute ProSieben-BING!!!, das jede Einblendung begleitet. Wie romantisch!

21.55 Uhr: Der Bräutigam schwitzt. Warum muss man bei Hochzeiten auch immer so warme Anzüge tragen?

21.56 Uhr: Vielleicht ist es auch nur das viele Haargel, das verläuft.

21.58 Uhr: Der Standesbeamte zitiert Roger Cicero. Warum nicht. Er hätte auch Dieter Bohlen oder Mola zitieren können.

22.00 Uhr: Jetzt haben wir einen echten dieser vorhin angesprochenen Vorträge. Comedy mit dem Trauzeugen. Riesennummer. Ein Bier bitte!

22.02 Uhr: Ich habe gerade ein bisschen Angst, dass dieser Trauzeuge bald in Panel-Shows der ProSiebenSat.1-Gruppe sitzt.

22.04 Uhr: „Ja, ich will.“

22.04 Uhr: „Ja, ich will.“

22.05 Uhr: Standesbeamter: „Frau Kamps…“
Gülcan: „Stimmt!“
Kommentator: „Ach, die Gülli!“

22.05 Uhr: Interessante Kameraperspektive beim Ringetausch: Senkrecht in ihr Dekolleté.

22.08 Uhr: Werbung und noch einmal die Gewinnspielfrage nach der Farbe des Brautkleides. Der Kameraperspektive von eben zufolge weiterhin camouflage. Außerdem der Hinweis auf die gleich folgenden Spielerinterviews am Spielfeldrand Statements der Hochzeitsgäste. Ja, gut, äh, sicherlich, ich sag mal…

22.23 Uhr: Da denkt man gerade, man sei aus dem Gröbsten raus, da tritt Scooter auf. Ich wiederhole: Scooter. Also, damit Sie mich richtig verstehen: Scooter. Der blonde Techno-Schreihals mit seiner „Band“, zu deren größten Hits „Hyper, Hpyer!“ und „Move Your Ass!“ zählen. Oder, um es in ihrer Lautstärke zu vermelden: S C O O T E R   T R I T T   A U F !  !  !
Kann ein solcher Abend romantischer ausklingen?

22.29 Uhr: Steven Gätjen steht vor dem Geschenketisch und zählt Zeug auf, und es wirkt ein bisschen wie damals, als sich Kandidaten im Glücksrad aus der gelben Gewinnpalette den Toaster, das Nagelset und für den Horst die Chromtöpfe aussuchen durften.

22.33 Uhr: Eine Jasmin hat den Brautstrauß gefangen, aber keinen Freund. Steven Gätjen ist davon überzeugt, dass „sich bei so einer Hochzeit jemand findet, der sie an die Hand nimmt und heiratet.“ Wie, heute noch? Wollen die das etwa auch noch übertragen?

22.35 Uhr: Fertig. Fast nach Zeitplan. Gute Nacht allerseits. Und nicht vergessen, morgen früh das Bettlaken rauszuhängen.

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Michael, 7. August 2007, 19:06.

Wo der Elch begraben liegt

Heute Abend um 20.15 Uhr zeigt Vox den Film „Willkommen in Mooseport“, die erste Kinohauptrolle von Alle lieben Raymond-Star Ray Romano, an der Seite von Gene Hackman. Hackman spielt einen ehemaligen US-Präsidenten, der nun in seinem Heimatkaff Mooseport Bürgermeister werden will. Romano spielt seinen Gegenkandidaten, den Installateur Handy Harrison.

Klingt leider lustiger als es ist. Der Film ist bei weitem kein Meilenstein, andererseits aber auch nicht so schlecht, wie er erfolglos war.

Ray Romano beschrieb es im Nachhinein in der Late Show with David Letterman so: „Wenn man auf dem Weg ins Kino im Stau stecken blieb, konnte man ebenso gut wieder umkehren, denn bis dahin war der Film auf DVD erschienen.“

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Michael, 4. August 2007, 07:43.

Nachträglich beste Wünsche

Heute, morgen und übermorgen ist das RTL-Mittagsjournal Punkt 12 zur Feier der Tage jeweils zwei Stunden lang! Damit begeht RTL das 15-jährige Bestehen des erfolgreichen Magazins. Das, und nur das ist der Grund für die dreimalige Verdoppelung der Sendezeit.

Man könnte natürlich meinen, das sei in Wirklichkeit gar kein Jubiläumsbonus, sondern etwa ein Test, um zu sehen, was passiert, wenn RTL auch in der Stunde von 13 bis 14 Uhr ein Mittagsmagazin zeigt. Das hat der Sender ab Herbst nämlich vor. Arbeitstitel: Punkt XL. Eine hurtige Entscheidung, die RTL erstmals vor zwei Wochen nach der Absetzung von Sat.1 am Mittag verkündete. Den 15. Geburtstag von Punkt 12 erfand RTL erst vergangene Woche. Am 23. Juli um 13.51 Uhr wurde die Programmänderung Nr. 107 für das Jahr 2007 kundgetan, die nun für Punkt 12 die zusätzlichen Stunden vorsah.

Huch, habe ich gerade „erfand“ geschrieben? Nein, das kann man so nicht sagen. Das Mittagsjournal wird dieses Jahr tatsächlich 15! Gut, der Jahrestag war schon am 6. April, aber der gilt nicht, denn damals hieß die Sendung noch 12.30 und begann eine halbe Stunde später. Ist man streng, muss man als Stichtag natürlich den ersten Sendetag als Punkt 12 nehmen.

Also den 1. Juni 1992.

Ähm…

Aber am 1. August 1992 war doch bestimmt auch irgendwas, das man jetzt feiern könnte, oder?

Richtig. Sendepause. Das war nämlich ein Samstag.

Aber egal. Mit Terminen nahm es die Sendung noch nie so genau. Am Montag zum Beispiel begann Punkt 12 um 11.57 Uhr.

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Michael, 1. August 2007, 06:04.

Punkt 12

Seit 1992 (RTL). „Das RTL-Mittagsjournal“. Werktägliches Magazin mit Nachrichten aus aller Welt, Boulevardberichten, Reportagen, Servicetipps, Wetter und Interviews.

Die Sendung war im April 1992 unter dem Titel 12.30 und zur entsprechenden Uhrzeit gestartet und wechselte mit der Verlegung auf 12.00 Uhr zum 1. Juni 1992 zwangsläufig den Namen. Moderatorin des anfangs halbstündigen Magazins war Milena Preradovic, mit der die Sendung zu einem Riesenerfolg wurde und Marktanteile bis zu 35 % erreichte. Als Preradovic 1997 zu Sat.1 wechselte, wurde ihre bisherige Vertreterin Katja Burkard die neue Moderatorin. Burkard, die Lebensgefährtin des damaligen RTL-Informationsdirektors Hans Mahr, lispelte heftig und sagte Dinge wie „Mehr zum Thema ‚Plötzlicher Kindstod‘ jetzt gleich in den ‚Besser-leben‘-News“, doch der Erfolg hielt an, auch als RTL 1999 die Sendezeit auf eine Stunde verdoppelte. Die zusätzliche Zeit wurde u. a. mit einem dollen Telefon-Quiz gefüllt. Burkards Vertretung übernahmen Ilka Essmüler und Peter Hilffert.

Im Oktober 2007 wird die Sendezeit noch einmal verdoppelt. In dem dann zweistündigen Magazin bis 14.00 Uhr soll es auch längere Reportagen und Dokumentationen geben. Neue zweite Moderatorin wird Nazan Eckes, die eine Woche im Monat moderiert.

12.30

1992 (RTL). Halbstündiges Mittagsjournal mit Milena Preradovic, das werktags um 12.30 Uhr lief, nach kurzer Zeit eine halbe Stunde vorverlegt und in Punkt 12 umbenannt wurde.

Und wieder eine weg

Nach nur drei Folgen wirft ProSieben mit sofortiger Wirkung die aktuelle Staffel der Serie 4400 — Die Rückkehrer aus dem Programm.

Auf den Sender ist eben Verlass.

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Michael, 31. Juli 2007, 21:08.

Die Simpel müssen aufhören

Der US-Sender E!, der seinen Zuschauern durch das Ausrufezeichen im Sendernamen bereits einen Ausspracheanweisung gibt, stellt die Reality-Reihe The Simple Life mit Paris Hilton und Nicole Richie ein. 

Es ist aber auch schwer, eine regelmäßige Serie zu produzieren, wenn immer mindestens eine der Hauptdarstellerinnen im Knast sitzt.

Michael, 31. Juli 2007, 08:55.

Grüner Klee

Gut, mal abgesehen davon, dass es gewagt ist, uns Bruce Darnell aus Germany’s Next Topmodel als „Prominenten“ verkaufen zu wollen, den man sofort erkennt.

Und dass die Titelmusik einer Show, in der einem Unwissenden ein Glückstag beschert wird, nicht „Lucky Day“ von Sasha ist, sondern „Shine“ von Take That, obwohl den Machern der Sasha-Song bekannt ist, da er ja innerhalb der Sendung verwendet wird.

Und dass manche schauspielerischen Leistungen der Lockvögel wirklich lachhaft sind.

Und dass Tetje Mierendorf eine Sonnenfinsternis verursacht.

Also, davon mal abgesehen ist Der Glücksvollzieher bei Kabel 1 eigentlich eine ganz rührende Show, die auf sehr angenehme Weise das Versteckte-Kamera-Prinzip weg von der Schadenfreude und Tetje Mierendorf vom großen dicken peinlichen Verlobten in ihre respektiven Gegenteile verkehrt.

Michael, 30. Juli 2007, 22:34.

Der Glücksvollzieher

Seit 2007 (Kabel 1). Rührshow mit Tetje Mierendorf.

Versteckte Kamera mal ohne Schadenfreude: Jemand, der es wirklich verdient hat und von anderen für die Show vorgeschlagen wurde, hat einen ganzen Tag lang mal so richtig Glück. Natürlich hat niemand einen ganzen Tag lang immer nur Glück, weshalb Tetje Mierendorf als Glücksvollzieher nachhilft, den Auserwählten komplett zu verwöhnen: Mit besonderen Geschenken, außergewöhnlichen Begegnungen,  unvergesslichen Erlebnissen, unglaublichen Zufällen, und alles wird mit versteckter Kamera gefilmt. Und gerade, als der Glückliche sich an die Strähne zu gewöhnen beginnt, erfährt er, dass nichts davon wirklich Glück, sondern alles eingefädelt war. Freut ihn aber trotzdem.

Originelle, harmonische Variante. Läuft montags um 21.15 Uhr.

Mein großer dicker peinlicher Verlobter

2004 (Sat.1). Realityshow.

Eine Kandidatin (Mareike) glaubt, sie nehme an einer Kuppelshow teil, bei der sie sich einen hübschen Mann aussuchen kann. Das ist nicht der Fall. Sie erfährt dies von der affektierten Moderatorin Jessica Witte-Winter aber erst bei Drehbeginn und bekommt den für sie Auserwählten (Gunnar) sogleich präsentiert: Er ist, nun ja, groß, dick und peinlich. Ihre Familie glaubt, die beiden liebten sich und wollten einander innerhalb der nächsten zwei Wochen heiraten.

Die Aufgabe der Kandidatin ist es, innerhalb dieser Zeit der Familie den fetten Kerl und seine ebenso ungehobelte Familie schönzureden (natürlich ohne die Wahrheit zu verraten) und alle zur Hochzeit zu versammeln. Gelingt ihr das, gewinnt sie 500 000 €. Ach ja, und dann glaubt die Kandidatin noch, der Dicke habe die gleiche Aufgabe zu erfüllen. Er und seine Familie sind aber Schauspieler und geben sich alle Mühe, ihr die Aufgabe so schwer wie möglich zu machen.

Tetje Mierendorf spielte Gunnar, und die Show wirkte wie sein Bewerbungsvideo für richtige Rollen. Etwa alle fünf Minuten war er in einer Interviewsituation zu sehen, in der er seine eigenen Streiche rühmte und betonte, dass er ja Schauspieler sei! Am Ende ging alles glatt, und die Kandidatin gewann das Geld.

Es war eine witzige Idee, doch wirkte die Show gelegentlich wie ein etwa fünf Stunden zu langer Streich aus Verstehen Sie Spaß?. Sat.1 hatte das Projekt unter strenger Geheimhaltung im Sommer produziert und nicht einmal seine Werbekunden darüber informiert, um nicht Gefahr zu laufen, dass Kandidatin oder Angehörige das Konzept der Show erführen. Sie hätten es kennen können, wenn sie Anfang desselben Jahres durch irgendeinen blöden Zufall die US‑Show „My Big Fat Obnoxious Fiancé“ gesehen hätten. Dieses Original zeigte Kabel 1 wenig später als Mein schrecklicher Verlobter. Spätestens seit El, der Millionär von RTL 2 hätten Kandidaten ohnehin gewarnt sein können, dass Fernsehmachern bei Kuppelshows nicht immer zu trauen ist.

Sechs einstündige Zusammenschnitte der Ereignisse liefen unter wachsendem Zuschauerinteresse donnerstags um 20.15 Uhr.

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