Ich wollt ich wär…

1982–1984 (ARD). „Was sich Zeitgenossen wünschen“. Große Nachmittagsshow mit Susanne Offenbach, in der Zuschauerwünsche erfüllt wurden. Es konnte sich dabei um ein Lieblingslied handeln, das der Interpret dann im Studio spielte, um ein lange ersehntes Treffen mit einem Idol, um den Wunsch, einmal auf einem Pferd zu sitzen, ein Tonstudio oder einen Filmdrehort zu besuchen, in einer Dampflok zu fahren oder schlicht einmal im Fernsehen zu sein. Durch die unterschiedlichen Interessen entstand eine bunte Mischung aus Musik, Sketchen, Filmbeiträgen und Talk. Zwischendurch gab es Kommentare der „Schwäbischen Oma“, einer Marionette, die von Albrecht Roser gespielt wurde und bereits in der Sendung Schaukelstuhl mitgewirkt hatte.

Nach einer 100‑minütigen Pilotfolge von der Berliner Funkausstellung 1981 lief die Reihe ab 4. Januar 1982 monatlich montags um 16.15 Uhr und brachte es auf weitere 23 Ausgaben, anfangs 90, am Ende 70 Minuten lang.

Zu Gast im ZDF

1975–1976 (ZDF). Erste Talkshow des ZDF.

Insgesamt zehn Ausgaben von Zu Gast im ZDF hatte das ZDF während der Internationalen Funkausstellung 1975 aufgezeichnet und mit und vor Publikum verschiedene Möglichkeiten der Talkshow ausprobiert. Die erste Sendung moderierte Guido Baumann, die zweite und alle folgenden Walther Schmieding. Eigentlich sollten jährlich sechs Ausgaben laufen. Schmieding war zwar klug, aber kein guter Gesprächsführer, deshalb stellte der Sender die Show schon bald wieder ein und gab den Versuch, eine Talkshow zu senden, für viele Jahre auf.

Die einzelnen Ausgaben waren 60 Minuten lang und liefen um 23.15 Uhr.

Zehnkampf der Fernsehfans

1985 (ZDF). „Ein Mannschaftswettstreit mit Ausstellungsbesuchern“. Spielshow mit Hans Rosenthal und Dieter Thomas Heck auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin. Täglich nachmittags liefen insgesamt zehn Sendungen.

Städteturnier

1985–1991 (ZDF). Nachmittagsshow mit Ilona Christen und Hajo Schedlich. Wettbewerb zwischen deutschen Städten um die Frage, wer das beste Kulturprogramm hat.

Das erste Turnier lief 1985 auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin, teilnehmen konnten Städte mit 100 000 bis 200 000 Einwohnern. Es siegten Ulm, Regensburg, Kassel und Göttingen. 1987 ging es um kleinere Städte (Ingolstadt, Bamberg, Celle, Esslingen), 1988 um größere (Münster, Mannheim, Bochum, Wuppertal). 1990 traten die noch größeren Städte Bremen, Frankfurt, Nürnberg und Stuttgart gegeneinander an, und 1991 musste die Einwohnerzahl zwischen 50 000 und 70 000 liegen (Hof, Landshut, Passau, Unna).

14.15 Uhr

1995–1996 (ZDF). Jugendmagazin mit Antje Pieper und Oliver Geissen.

Die Mischung aus Musik, Talk und Spielen mit dem Publikum wurde von der Internationalen Funkausstellung 1995 und der CeBit Electronics 1996 gesendet. Der Titel entsprach der Anfangszeit.

Vox populärer

Just in dem Monat, in dem Vox-Chef Frank Hoffmann den Aufstieg in die ersten Fernsehliga proklamierte, stellt Vox schon wieder einen neuen eigenen Marktanteilsrekord auf: 8,1 Prozent im August in der Zielgruppe, die bei der Werbewirtschaft Freibier-Rufe auslöst. Das ist perfektes Timing und zugleich deshalb bemerkenswert, weil der Rekord aus einem Monat stammt, in dem von fast allen erfolgreichen Primetime-Serien überwiegend Wiederholungen gezeigt wurden, während viele Konkurrenten mit Eventshows klotzten.

Die Gründe für den wachsenden Erfolg von Vox haben wir ja schon erörtert, als im Februar der letzte Rekord aufgestellt wurde.

Glauben Sie aber nicht, das wir es jetzt jedes Mal vermelden, wenn Vox wieder einen Marktanteilsrekord bricht. Wir melden auch nicht jeden Morgen, dass es wieder hell geworden ist.

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Michael, 1. September 2007, 18:59.

Keine Gnade für Dad

2002–2007 (ProSieben). 91‑tlg. US‑Sitcom von Bill Martin und Mike Schiff („Grounded For Life“; 2001–2005).

Sean Finnerty (Donal Logue) und seine Frau Claudia (Megyn Price) sind Anfang 30, also selbst noch jung, und versuchen, ihre drei Kinder unter Kontrolle zu bekommen und dabei cool rüberzukommen. Teenager Lily (Lynsey Bartilson) und ihre jüngeren Geschwister Jimmy (Griffin Frazen) und Henry (Jake Burbage) machen natürlich Probleme, pubertieren wild vor sich hin, sind hyperaktiv oder verlangen schlicht Aufmerksamkeit. Das ist manchmal schwierig, da Sean und Claudia ja auch noch arbeiten müssen, er bei der U‑Bahn und sie im Restaurant. Deshalb hilft Seans Vater Walt (Richard Riehle) aus, der als Einziger Disziplin predigt. Eddie (Kevin Corrigan) ist Seans jüngerer Bruder, von dem man lieber gar nicht so genau wissen möchte, womit er sein Geld verdient.

Jede Folge beginnt mit Rückblicken auf einen Streit aus der Sicht verschiedener Figuren, die sich teilweise widersprechen. Nach und nach erfährt der Zuschauer, was wirklich passierte – im Gegensatz zu dem, was die Familienmitglieder glauben oder und glauben machen wollen. Die Sitcom hat außerdem eine religiöse Komponente: Die Finnertys sind Katholiken und setzen sich immer wieder mit den Themen Schuld und Verantwortung auseinander.

Lief samstags am späten Nachmittag, ab 2004 schon mittags oder morgens.

Alle hassen Chris

Seit 2006 (ProSieben). US-Comedyserie von Chris Rock („Everybody Hates Chris“; seit 2005).

Chris Rock war mal jung, und so war das damals: Chris (Tyler James Williams) lebt in den 80er Jahren mit seinen Eltern Rochelle (Tichina Arnold) und Julius (Terry Crews) und seinen Geschwistern Tonya (Imani Hakim) und Drew (Tequan Richmond) in einer überwiegend von Schwarzen bewohnten Gegend von Brooklyn. Auf seiner Schule dagegen ist er der einzige Schwarze und ein Außenseiter. Sein bester Freund ist sein Mitschüler Greg (Vincent Martella).

Autobiographische Serie, in deren amerikanischer Originalversion Chris Rock als Off-Erzähler seine Jugendjahre reflektiert. Läuft in Deutschland samstags mittags.

All American Girl

1996–2001 (ARD). 19‑tlg. US‑Sitcom (»All-American Girl«; 1994–1995).

Die 20‑jährige Margaret Kim (Margaret Cho) liegt sich permanent mit ihrer Mutter Katherine (Jodi Long) in den Haaren. Hauptstreitthema sind Margarets Freunde. Auch Großmutter (Amy Hill) mischt sich dauernd ein. Benny (Clyde Kusatsu) ist Margarets Vater, Stuart (B. D. Wong) und Eric (J. B. Quon) sind ihre Brüder. Um dem Familienzwist zu entgehen, zieht Margaret mit ihren Freundinnen Ruthie Latham (Maddie Corman) und Gloria Schechter (Judy Gold) in eine WG.

Lief in zwei Staffeln dienstags um Mitternacht.

Tarantino darf mit Insekten spielen

Quentin Tarantinos Augen leuchten, als sei er drei Jahre alt und habe gerade den leibhaftigen Weihnachtsmann gesehen. Gerade wohnte er der Verleihung des amerikanischen Fernsehpreises Emmy bei, wo er in der Kategorie „Beste Regie in einer Drama-Serie“ für die CSI-Folge „Grabesstille“ nominiert war. Eine aufgetakelte Reporterin eines nur marginal bedeutenden Entertainmentmagazins fragt ihn, was der Unterschied zwischen den Emmys und den Oscars sei. Der Oscar-Preisträger schaut, als könne er die Frage nicht verstehen. Die Oscars seien für ihn ja eine Arbeitsveranstaltung, erklärt er ganz selbstverständlich. Die Emmys aber seien die Erfüllung eines Traumes. Es sei einfach unglaublich, seine ganzen Idole aus dem Fernsehen mal in der Realität zu sehen. In diesem Moment wird er abgelenkt, weil er Tony Shalhoub erblickt, den Hauptdarsteller aus Monk. Tarantino winkt aufgeregt.

Einige Jahre zuvor war Quentin Tarantino zum ersten Mal Anthony Zuiker begegnet. Tarantino checkte im Mirage-Hotel in Las Vegas ein und gab Zuiker, der an der Rezeption arbeitete, 20 Dollar Trinkgeld. Zuiker war damals außerdem Fahrer der kleinen Bimmelbahn, die Gäste zum nächsten Hotel und Casino brachte. Heute ist Zuiker der Produzent der erfolgreichsten Fernsehmarke der Welt, CSI.

Schüchtern trat Zuiker an Tarantino heran, als er diesem bei einem Benefizempfang ein zweites Mal über den Weg lief, um ihm zu erklären, wer er sei. Tarantino erinnerte sich zwar nicht an die Begegnung im Hotel, schüttelte aber zu Zuikers völliger Verblüffung sofort die Namen der CSI-Charaktere aus dem Ärmel und begann Dialogfetzen aufzusagen.

Einige Zeit später schrieb er seine eigene Idee für eine CSI-Geschichte auf: Spurensicherer Nick Stokes (George Eads) wird entführt und bei lebendigem Leib begraben. Der Entführer legt ihm eine Waffe in den Sarg mit dem Hinweis, er solle sich am besten gleich erschießen, sterben werde er ohnehin. Eine Webcam überträgt Nicks Leiden zu seinen Kollegen, für die der obligatorische Wettlauf mit der Zeit beginnt.

Bei der Erstausstrahlung im Mai 2006 erreichte die CSI-Doppelfolge „Grabesstille“ die höchste Einschaltquote in der Geschichte des Senders Vox und bewog RTL dazu, die Serie zu stehlen. Heute wiederholt RTL diese beiden Folgen. Eine Stunde früher als damals, aus Jugendschutzgründen also vermutlich mit einigen Schnitten.

Es ist nicht die erste Fernseharbeit des Fernsehfans Tarantino. 2002 und 2004 spielte er in mehreren Folgen der Serie Alias mit, Gerüchte hielten sich damals, Tarantino sei bereit gewesen, Geld zu bezahlen, nur um mitspielen zu dürfen. 1995 führte er Regie bei einer Folge von Emergency Room. Und 1988, wie er sich nicht zierte, während der Emmy-Verleihung auf der Bühne noch einmal zu betonen, spielte er einen Elvis-Imitator bei den Golden Girls.

„Grabesstille“ ist aber Tarantinos bemerkenswerteste Fernseharbeit, hat sie doch am meisten von dem, was ihn im Kino berühmt machte. Also mit Blutfontänen und Körperteilen, die auch mal losgelöst von ihrem Besitzer eine Rolle spielen. Mal sehen, was davon übrig bleibt. Um 20.15 Uhr, also eine Stunde früher als sonst, zeigt RTL die für die deutsche Primetime zurechtzensierte kinderfreundliche Version, um 0.35 Uhr die ungekürzte.

Während der Arbeit an „Grabesstille“ kamen sich beide Seiten entgegen – ohne je weit voneinander entfernt gewesen zu sein: Tarantino habe CSI schon beim Start entdeckt und sei sofort ein Fan gewesen, bevor die Masse des Publikums die Serie erst allmählich fand und zum Hit machte. Und Anthony Zuiker habe sowieso nur wegen Tarantinos „Pulp Fiction“ den Weg ins Showgeschäft gewählt, schmachteten sie sich gegenseitig an. Speziell für Tarantino wurde die CSI-Staffel kurzerhand verlängert: Waren bis dato 23 Folgen pro Jahr die Regel, wurden nun gleich zwei zusätzliche produziert und am Stück ausgestrahlt, damit sich Tarantino in Spielfilmlänge austoben konnte. Dieser nutzte die Gelegenheit für einen ausgiebigen Spannungsaufbau, ein paar ausführliche Dialoge abseits des sonst so straffen Rasters und eine grandiose surreale komödiantische Einlage in der zweiten Hälfte. Tarantino wollte so etwas wie einen Spielfilm schaffen, nahm sich aber zugleich vor, nicht mehr Zeit darauf zu verwenden als jeder andere Regisseur, der bis dahin für CSI gearbeitet hatte – immerhin zwei Dutzend Männer und eine Frau.

Es ist ihm gelungen. Die netto knapp 85-minütige CSI-Folge „Grabesstille“ ist ein äußerst spannender Thriller geworden, bei dem das Sitzpolster des Zuschauers überdurchschnittliche Abnutzung verkraften muss. Das oft hastige Produktionstempo einer wöchentlichen Serie merkt man dieser Doppelfolge nicht an. Stattdessen spürt man Tarantinos Verehrung für die Serie, baut er doch zur Entzückung der Fans mehrere Gimmicks ein, die schon früher eine Rolle spielten. Zugleich schafft er einen auch einen verständlichen Fernsehabend für alle, die CSI bisher vielleicht noch nie gesehen haben (gibt’s das?). Und wer diese Folge beim ersten Mal verpasst hat, sollt diesen Fehler heute nicht noch einmal machen.

Nur den Emmy gewann Tarantino an jenem Abend im Sommer 2005 dann doch nicht. Aber eine größere Freude als die pure Teilnahme hätte ihm das ohnehin nicht bereiten können. Nie schien der olympische Gedanke so wahr.

Michael, 30. August 2007, 07:06.
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