Ich heirate eine Familie

1983–1986 (ZDF). 14‑tlg. dt. Familienserie von Curth Flatow, Regie: Peter Weck.

Nach einer kurzen Phase des Kennenlernens heiratet der Grafiker Werner Schumann (Peter Weck) die geschiedene Boutiquebesitzerin Angelika „Angi“ Graf (Thekla Carola Wied). Während dieser Phase hat sie ihm schonend und eins nach dem anderen beigebracht, wie viele Kinder sie hat. Drei. Teenagerin Tanja (Julia Biedermann) ist die egoistische Erstgeborene, Sohn Markus (Timmo Niesner) ist zu Beginn der Geschichte zehn und Nesthäkchen Tom (Tarek Helmy) drei Jahre jünger. Das volle Haus überfordert anfangs nicht nur Werner, sondern vor allem dessen Haushälterin Frau Rabe (Bruni Löbel), die große Schwierigkeiten damit hat, plötzlich für eine Großfamilie da sein zu müssen. Ganz zu schweigen von Hund Lulu und Meerschweinchen Bommel. Dann bekommen Werner und Angi auch noch ein gemeinsames Baby namens Franziska (als Baby: Patrick Poddig; dann: Frauke Tholen).

Das Ehepaar Sybille, genannt Bille (Maria Sebaldt), und Alfons Vonhoff (Herbert Bötticher) hat Angi und Werner verkuppelt. Alfons ist etwas tatterig, Bille etepetete und Angis beste Freundin. Werners bester Freund und Auftraggeber ist Wolfgang Frank (Herbert Herrmann). Bernie Graf (Heinz Baumann) ist Angis Ex-Mann. Werner arbeitet zu Hause und beschäftigt mit Doris Niemeyer (Gabi Heinecke) noch eine Angestellte. Sie kündigt später, um zu heiraten, und ihre Nachfolgerin wird Martina Hambach (Ute Christensen), die Wolfgangs Freundin wird. Als die beiden heiraten, hört Martina auf zu arbeiten, und Doris, deren Ehe mittlerweile zerbrochen ist, kommt zurück. Frau Hofmann (Christine Biniasch) ist inzwischen die neue Haushälterin der Schumanns. Angi wird berufstätig, hat große Erfolge in der Kindermoden-Branche und ist kaum noch zu Hause. Werner passt das gar nicht. Als Werner eines Tages umkippt und im Krankenhaus landet, beschließt Angi, die Karriere an den Nagel zu hängen und sich wieder um ihren Mann und die Kinder zu kümmern.

Amüsante Serie mit ausgefeilten Charakteren bis in die Nebenrollen, allen voran der wunderbar verwirrte Herbert Bötticher. Der ursprüngliche Vierteiler kam sehr gut an und wurde noch mehrfach mit neuen Staffeln fortgesetzt. Trotz des Erfolgs und der Laufzeit von mehr als drei Jahren entstanden nur 14 Folgen. Sie waren meist eine Stunde lang und liefen zur Primetime, einzelne Folgen hatten Spielfilmlänge. Hauptdarsteller Peter Weck war zugleich Regisseur der Serie.

Ich heirate eine Familie war eine der ersten von wenigen Serien, die das ZDF an den Privatsender RTL 2 auslieh, der sie 1993 zur Primetime wiederholte. Die Serie ist komplett auf DVD erhältlich.

Catweazle

1974 (ZDF). 26‑tlg. brit. Comedyserie von Richard Carpenter, Regie: Quentin Lawrence („Catweazle“; 1970–1971).

Durch den Zauberspruch „Salmei, Dalmei, Adomei“ wird der mittelalterliche Magier Catweazle (Geoffrey Bayldon) versehentlich aus dem Jahr 1066 ins 20. Jh. katapultiert. Er lernt den jungen Harold Bennett (Robin Davis) kennen, der ihm allmählich die Welt der Technik erklärt. Staunend und neugierig lernt Catweazle, stets begleitet von der Kröte Kylwalda, wundersame Dinge kennen: z. B. sprechende Zauberknochen, also Telefone, oder viele kleine Sonnen, also Glühbirnen, die das Sonnenlicht mit dem Elektrik-Trick einfangen. Dabei muss sich Harold Mühe geben, den zerzausten, bärtigen, schmutzigen Catweazle vor seinem Vater (Charles Tingwell) und dessen Gehilfen Sam Woodyard (Neil McCarthy) zu verstecken. Nicht aufzufallen ist nicht einfach für jemanden, der beim Anblick ganz alltäglicher Dinge große Augen macht. Als Catweazle ein Foto von sich selbst sieht, ergreift ihn die Panik. Nachdem Catweazle mit Harolds Hilfe in einen Zeitstrudel und damit zurück ins 11. Jh. gelangt ist, passiert ihm ein neues Missgeschick, und er landet wieder in der Neuzeit. Diesmal hat er den zwölfjährigen Cedric Collingford (Gary Warren) an seiner Seite, dessen Eltern Lord (Moray Watson) und Lady Collingford (Elspet Gray) sind.

Die Serie wurde vor allem in Deutschland ein enormer Erfolg, weshalb sich Catweazle nach dem ursprünglichen Ende der Serie doch noch einmal ins 20. Jh. verirrte. Catweazles Bezeichnungen für Gegenstände des Alltags gingen ebenso wie seine Zauberformeln in den Sprachgebrauch ein. Auch viele Erwachsene mochten die Serie, obwohl sie sich möglicherweise an ein Publikum richtete, das noch nicht einmal lesen konnte: Während des Vorspanns, in dem ein Zeichentrick-Catweazle aus seiner Zeit heraus an Symbolen für die folgenden Jahrhunderte vorbeifiel und in die durch Traktoren symbolisierte Gegenwart plumpste, las ein Off-Sprecher all das vor, was gerade eingeblendet wurde.

Catweazle lief in halbstündigen Folgen sonntags nachmittags. Die Serie ist komplett auf DVD erhältlich.

Benny Hill

1970 (ZDF); 1973 (NDR); 1975–1988 (ARD); 1991–1993 (RTL); 1995 (RTL 2). Britische Comedyshow von und mit Benny Hill („The Benny Hill Show“; 1969–1989).

Der englische Starkomiker Hill spielt die Hauptrolle in vielen, schnell aneinander gereihten Sketchen und vor allem Slapstickgags.

Die deutschen Ausstrahlungen begannen schon früh, jedoch nur ganz sporadisch, auf verschiedenen Sendern. Erst Mitte der 70er‑Jahre begann die ARD vermehrt damit, unter dem Titel Benny Hill Show im Nachmittagsprogramm und am Vorabend Folgen zu zeigen, mal 45, mal 25 Minuten lang. In den 80ern liefen weitere unter dem Titel Dummes Zeug und starke Stücke. RTL gab diesen und neuen Folgen schlicht den Namen des Stars und zeigte sie ab 1991 am Freitag um 19.15 Uhr, aber auch einzelne herausgetrennte Sketche, wann immer eine Programmlücke von ein paar Minuten zu füllen war. RTL 2 legte später noch neue halbstündige Folgen nach. Das Material, aus dem die Shows zusammengeschnitten waren, stammte zum Teil noch aus Aufnahmen ab dem Jahr 1955.

Freunde fürs Leben

1992–2001 (ZDF). 98-tlg. dt. Familienserie von Michael Baier.

Der Gynäkologe Dr. Bernd Rogge (Gunter Berger), der Internist Dr. Stefan Junginger (Michael Lesch) und der Kinderarzt Dr. Daniel Holbein (Stephan Schwartz) übernehmen an der Ostsee gemeinschaftlich die Praxis des alten Walter Leibrecht (Alexander May), der sich zur Ruhe setzt. Bernd ist ein Yuppie, der ruppig sein kann und einen etwas großkotzigen Lebensstil pflegt, im Grunde aber ein guter Kerl. Er hat zunächst ein Verhältnis mit Birgit (Sissy Höfferer), der Ehefrau des Barons von Teuffel (Ivan Desny), fühlt sich aber immer mehr zu Roswitha Schütze (Nina Hoger) hingezogen, die eine kleine Tochter namens Kirsten (Janine Dissel) hat. Stefan ist ein verbissener Arzt, jedoch manchmal ein wenig unsicher. Seine Freundin ist die Pianistin Andrea Wolf (Maren Schumacher-Martinek), die er heiratet. Daniel, ein junger Idealist, kommt mit der Ärztin Beate Chevalier (Olivia Pascal) zusammen. Seine reiche Mutter Marlies Holbein (Ruth Maria Kubtischek) freundet sich mit Walter an, flüchtet aber nach einiger Zeit vor der Steuer ins Ausland. Später wird Walter selbst reich. Seine Freizeit verbringt er zu großen Teilen in seinem Stammlokal, der Weinstube von Ludwig (Franz-Josef Steffens). In der Praxis arbeiten die Sprechstundenhilfen Rüdiger Kissling (Marek Erhardt) und Renate Paulus (Gisela Peltzer), in der Anfangsphase außerdem Stefans Schwester Susanne (Jennifer Nitsch) und Gisela Alsfeld (Andrea Lüdke).

Roswitha kommt in Folge 23 im Frühjahr 1993 bei einem Autounfall ums Leben, kurz vor der geplanten Hochzeit mit Bernd. Drei Folgen später, im Sommer 1994, wird Bernd ermordet. Dr. Jörg Sommer (Bernd Herzsprung) übernimmt dessen Platz in der Praxis. Er ist mit Ruth (Marijam Agischewa) verheiratet, mit der er Sohn Philip (Victor von dem Bussche) hat. Drei Wochen später geht Renate Paulus in den Ruhestand. Ihre Nachfolgerin wird Julia Talbach (Julia Richter). Friederike (Sabine Wegner) ist Rüdigers Freundin. Ende 1994 geht die Ehe von Stefan und Andrea nach einer größeren Krise endgültig in die Brüche, Stefan ist schon kurz danach mit Hanna Uhlenhorst (Noemi Steuer) liiert. Zur gleichen Zeit heiraten Daniel und Beate. Sie hätten gern ein Kind, aber Daniel muss feststellen, dass er unfruchtbar ist. Roswithas Tochter Kirsten hatte nach dem Tod ihrer Mutter und Dr. Rogges zunächst bei Opa Jens Fricke (Karl-Heinz Kreienbaum) im Fischerhaus Unterschlupf gefunden, jetzt nehmen Beate und Daniel sie bei sich auf, und schließlich kommt sie endgültig bei Stefan und Hanna unter. Von einem Hilfseinsatz in Bosnien bringt Beate drei Kinder mit, die sie mit Daniel adoptieren möchte. Die bosnische Mutter taucht jedoch auf und nimmt die Kinder zurück. Am Verlust der Kinder zerbricht die Beziehung zwischen Daniel und Beate, und sie wandert Anfang 1997 als Ärztin nach Zaire aus.

Auch Julia verlässt wenige Wochen später das Land. Sie geht in die USA, weil sie nicht ein Leben lang Arzthelferin bleiben möchte. Rüdiger moderiert mittlerweile nebenbei eine Radiosendung. Bärbel Schmitz (Maike Bollow) wird die neue Sprechstundenhilfe. Sie ist heimlich in Rüdiger verliebt und offenbart es ihm nach einer Weile, er liebt sie jedoch nicht. Daniel freundet sich mit der Streetworkerin Jutta Brandt (Iris von Kluge) an. Auch Stefan findet in Laura Domin (Cheryl Shephard) eine neue Liebe. Er fällt nach einem Unfall ins Koma, erholt sich aber wieder gut und wandert im Mai 1997 gemeinsam mit Laura nach Amerika aus. Die anderen wollen daraufhin die Praxis auflösen. Dann hat Rüdiger einen Unfall. Der Chirurg Dr. Gregor Kolb (Karsten Speck) rettet Rüdiger das Leben, er bleibt jedoch querschnittgelähmt. Mit Kolb zusammen führen die Ärzte die Praxis ab Folge 79 im März 1999 nun doch weiter, müssen aber in ein neues Haus umziehen, weil das alte schon verkauft wurde.

Die neue Oberschwester Annemarie Steffen (Renate Schroeter) und die intrigante Schwester Judith Ruhland (Jenny Elvers) bringt Kolb gleich mit, kurz danach kommt auch noch Nadja Keller (Corinna Hartmann) dazu. Emma Lohkamp (Doris Schretzmayer) ist Kolbs Geliebte, sie ist aber mit Richard Lohkamp (Gerd Silberbauer) verheiratet. Der reiche Wurstfabrikant Heinz Otto (Gert Haucke) ist Kolbs Bootsnachbar im Hafen. Seine Tochter Jacqueline (Alexandra Helmig) wird Rüdigers Freundin. Jutta bringt im Mai 1999 Sohn Lukas zur Welt, der aber noch von ihrem Ex-Mann Jan „Tiger“ Brandt (Franc Tausch) stammt. Kurz darauf lassen sich Ruth und Jörg scheiden, und Jörg wendet sich der deutlich jüngeren Natascha Amberg (Anne Brendler) zu. Walters Freund Ludwig stirbt. Jutta kehrt im Herbst 2001 zu ihrem Ex-Mann zurück, und Daniel geht daraufhin ins Kloster. Nach einiger Zeit im Zweierteam nehmen Jörg und Gregor Ende des Jahres den Kinderarzt Christoph Eichhorn (Frank Jordan) als dritten Mann auf. Zu dieser Zeit bringt Emma gerade noch Gregors Tochter Lisa zur Welt, bevor sie selbst ein paar Wochen später einen Erstickungsanfall erleidet und daran stirbt. Und wenn sie nicht gestorben sind … halt: sind sie ja doch.

Die 50‑Minuten-Folgen liefen über Jahre sehr erfolgreich donnerstags um 19.25 Uhr, ab Herbst 2001 dienstags um 18.00 Uhr. Der Titelsong „You never walk alone“ von Mathou wurde ein Hit. Zwei Nebenfiguren der ersten Staffel, Werner (Mathieu Carrière) und Verena Westphal (Marion Kracht), bekamen 1993 ihre eigene Serie: Böses Blut.

„Bleiben Sie trotzdem dran.“

Jetzt sucht der Bauer wieder ne Frau, aber ich glaube, so spannend wie bei uns kann das trotzdem nicht werden.

Günther Jauchs Programmhinweis auf die nachfolgende Sendung, nachdem eine Kandidatin bei Wer wird Millionär? eine halbe Million gewonnen hatte und ein anderer mit null Euro nach Hause gegangen war.

Michael, 10. Dezember 2007, 21:24.

Kleines Licht

Bemerkenswert: Das Galileo Spezial: Licht aus in der Werbepause von Talk Talk Talk war nur etwa zwei Minuten lang, hatte aber den gleichen Informationsgehalt wie gewöhnliche Galileo-Sendungen. Flupp, flupp, flupp, flupp, auf vier Einzelbildern des geteilten Bildschirms wurde es dunkler, und damit ist die Inhaltsangabe beendet.

Ebenfalls bemerkenswert: Wie Aiman Abdallah aufgeregt zappelnd die Zuschauer geradezu anflehte, nach dem Licht bloß nicht auch noch den Fernseher auszuschalten, nur um Strom zu sparen.

Leider endete die Übertragung dann auch schon, weil Sonya Kraus wieder Auschnitte und Ausschnitt zeigen musste. Ich hätte gern noch gesehen, ob nach dem kollektiven „Licht aus!“ plötzlich Ilja Richter ins Bild läuft und ruft: „Spot an!“

Dennoch, und das meine ich jetzt ausnahmsweise mal ganz im Ernst: Wenn der Licht-aus-Sender ProSieben seinen PR-Hype auch nur einigermaßen ernst gemeint hätte, hätte er dann nicht symbolisch für fünf Minuten den Sendebetrieb einstellen müssen?

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Michael, 8. Dezember 2007, 20:22.

Weihnachtsschätze

War Die Schatzinsel nicht mal eine ZDF-Weihnachtsserie? Und wann endete eigentlich die Tradition der Weihnachtsserien im ZDF? Früher habe ich die Serien wie Timm Thaler und Patrik Pacard immer gesehen. — Asia

Ich rolle das Feld mal rückwärts auf und unterscheide zwischen zwei populären ZDF-Reihen. Als „Weihnachtsserie“ wurden die in der Regel sechsteiligen, jugendorientierten Serien wie Silas, Patrik Pacard oder Anna bezeichnet, die zwischen Heiligabend und Neujahr innerhalb einer Woche am frühen Abend komplett gezeigt wurden.

Die Tradition begann 1979 mit Timm Thaler. Sie endete an keinem genau definierbaren Punkt, sie plätscherte eher aus. Die letzte „richtige“ Weihnachtsserie war 1993 Clara, hatte aber schon nur noch fünf Teile. Dann weichten Sendeplatz und Format immer mehr auf. Stella Stellaris im Folgejahr war nur noch ein alberner Dreiteiler. Das ZDF selbst gibt als letzte Serie der Reihe Frankie von 1995 an, man könnte aber auch Im Tal der Sonne 1996 und Zwei allein 1998 dazuzählen.

Alle Lexikontexte zu den ZDF-Weihnachtsserien sind übrigens ab jetzt bei uns online:

Die Schatzinsel war in der Tat ebenfalls ein Mehrteiler, der 1966 zwischen Weihnachten und Neujahr gezeigt wurde. Sie fällt aber eigentlich in eine andere ZDF-Tradition: die Abenteuervierteiler. Mit dieser begann das ZDF schon 1964 mit Robinson Crusoe. Die Filme basierten in der Regel auf bekannten literarischen Vorlagen, die Einzelteile hatten Spielfilmlänge und waren wesentlich pompöser und aufwändiger produziert. Sie liefen meistens, aber nicht immer, in der Advents- oder Weihnachtszeit. In manchen Jahren setzte das ZDF aus. Der letzte Mehrteiler der Reihe, Der Mann von Suez, lief, als die neue Tradition der Weihnachtsserien schon begonnen hatte.

Auch die Lexikontexte zu den Abenteuervierteilern sind jetzt online:

Noch ausführlichere Informationen zu den Abenteuervierteilern und viele tolle Bilder gibt es in dem schönen Buch „Seewolf & Co.“ von Oliver Kellner und Ulf Marek, viele Bilder außerdem auf ihrer Homepage zum Buch.

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Timm Thaler

1979–1980  (ZDF). 13-tlg. dt. Abenteuerserie von Justus Pfaue und Peter M. Thouet nach dem Roman „Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen“ von James Krüss, Regie: Sigi Rothemund.

Der zwölfjährige Timm Thaler (Tommi Ohrner) hat ein auffallend fröhliches Lachen. Der Baron de Lefouet (Horst Frank), reichster und mächtigster Mann der Welt, der die Ölförderung genauso kontrolliert wie den Getreideanbau, lacht nie. Da er neben der bösen auch die gute Hälfte der Welt besitzen will, braucht er Sympathien, die er sich von Timms Lachen erhofft. Der Baron und sein Sekretär Anatol (Richard Lauffen) sorgen dafür, dass Timms Vater Friedemann Thaler (Gerhart Lippert) bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommt. Denn der Baron kontrolliert auch die Katastrophen der Welt. Danach ist Timm ohnehin nicht mehr zum Lachen zumute und er bereit, es dem Baron zu verkaufen. Im Gegenzug gewinnt Timm jede Wette, und sei sie noch so verrückt.

Als der Junge merkt, welch kostbaren Besitz er verkauft hat, lässt er seine Mutter Annemarie (Marlies Engel) allein zu Hause zurück und macht sich auf die Suche nach dem Baron, der auf der abgelegenen Vulkaninsel Aravanadi wohnt, um sein Lachen zurückzubekommen. Unterwegs lernt er die Nonne Agatha (Bruni Löbel) und den Schiffskoch Heinrich (Stefan Behrens) kennen, die ihm helfen. Den Kern seines Problems darf er niemandem anvertrauen – so steht es im Vertrag, denn dann „ist er verloren“. Die kluge Nonne kommt trotzdem dahinter und entwickelt einen Plan.

Derweil muss der Baron Timm notgedrungen zum reichsten Jungen der Welt machen, weil Timm darum gewettet hat. Er setzt ihn als seinen Erben ein, nimmt ihn bei sich auf und bezieht ihn in seine Geschäfte ein. Für 24 Stunden gibt der Baron Timm das Lachen zurück, damit er fröhliche Modelaufnahmen machen kann. Die sollen auf das Etikett eines Mineralwassers gedruckt werden, das der Baron verkaufen will. Kontakt zur Außenwelt unterbindet er. Dennoch kommt Timm aus geschäftlichen Gründen zurück in seine Heimatstadt Hamburg, natürlich in Begleitung des Barons, Anatols und einer Horde grimmiger Aufpasser, die dafür sorgen sollen, dass Timm nicht aus dem Hotel entkommt. Agatha koordiniert den Rettungseinsatz. Heinrich gelingt es, einen Zettel mit einer Nachricht unter der Tür hindurch in Timms Zimmer zu schieben, und Timm schafft es, zu dem darauf angegebenen Zeitpunkt aus dem Hotel zu türmen. Er trifft sich mit seiner Freundin Gesi Rickert (Katja Groszer), die ihn darauf stößt, dass er doch jede Wette gewinnt. Jede! Endlich fällt bei Timm der Groschen. Er wettet mit Gesi um ein Eis, dass er wieder lachen kann, und siehe da: Problem gelöst!

Dieser Timm Thaler war offensichtlich kein besonders heller Bursche, sonst hätte er erstens gewusst, dass den von Horst Frank gespielten Figuren nie zu trauen ist, hätte zweitens einfach mal den Nachnamen des Barons rückwärts gelesen (das ergab nämlich beinahe, und in der Buchvorlage sogar exakt: Teufel) und wäre drittens nicht erst nach sechs Fernsehstunden auf diese wirklich simple Lösung gekommen. Aber dann wäre die Serie natürlich schon nach einer Viertelstunde zu Ende gewesen, und Timm Thaler wäre nicht für Millionen Menschen ein unvergessliches Kindheitsfernseherlebnis geworden. Dazu trug nicht zuletzt die beunruhigende Musik von Christian Bruhn bei. Das Buch von James Krüss, das als Vorlage diente, war nicht sehr erfolgreich. Darin war Timms liebe Mutter eine böse Stiefmutter, und er hatte noch einen Stiefbruder.

Über den Hauptdarsteller sagte Drehbuchautor Justus Pfaue: „Tommi Ohrner war jemand, der stur 120 Tage drehen konnte. Aber er war eben nur, wenn überhaupt, eine Pubertätsbegabung, danach eigentlich ein lausiger Schauspieler und mäßiger Moderator.“ Aber Pfaue fand auch die Geschichte im Nachhinein „viel zu konstruiert“. Als Hauptquartier des Barons auf der Insel Aravanadi diente ein von César Manrique erbautes Luxushotel in einer Felswand auf Lanzarote. Der Raum mit der großen Glasfront ist ein Aussichtspunkt.

Timm Thaler begründete die Tradition der Weihnachtsserien im ZDF und wurde über die Feiertage bis Neujahr täglich in 25‑Minuten-Folgen ausgestrahlt. Später wurde die Serie mehrfach als Sechsteiler in einstündigen Folgen wiederholt. Sie ist komplett auf DVD erhältlich. Mehr als 20 Jahre später entstand eine Zeichentrickfassung gleichen Namens.

Timm Thaler ist eine der wenigen deutschen Serien, die in synchronisierter Fassung auch von der britischen BBC ausgestrahlt wurde (den späteren Weihnachtsserien Silas und Patrik Pacard wurde diese seltene Ehre ebenfalls zuteil). Das Titelkind bekam einen eingeenglischten Namen und die Serie den Titel „The Legend Of Tim Tyler“.

Die Serie ist auf DVD erhältlich.

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Patrik Pacard

1984 (ZDF). „Entscheidung im Fjord“. 6‑tlg. dt. Abenteuerserie nach dem Roman von Justus Pfaue, Regie: Gero Erhardt.

Der 15‑jährige Patrik Pacard (Hendrik Martz) macht mit seinen Eltern Peter (Peter Bongartz) und Karin (Gila von Weiterhausen) Urlaub in einem Fjord in Norwegen. Sein Vater arbeitet in der Nähe auf einer Ölbohrinsel mit seinem Kollegen Harry (Andreas Mannkopff). Patrik lernt Professor Olaf Gunström (Wolfgang Kieling) kennen, der gerade Besuch von seiner Freundin Giovanna Castelli (Agnes Dünneisen) hat.

Gunström hat eine Formel für ein Verfahren entwickelt, das die Erbanlagen von Pflanzen verändern kann und so auch aus unfruchtbarem Boden in enormer Höhe oder in der Wüste Nahrung wachsen lässt. Dadurch könnte der Hunger auf der Erde beendet werden. Wer aber die Formel besitzt, könnte damit die Welt beherrschen. Daher möchte Gunström sie in wenigen Wochen auf der Welternährungskonferenz der ganzen Welt mitteilen, denn er ist der Meinung, dass sie allen Menschen gehöre.

Der Spion Sir Dimitri (Jean-Claude Bouillon) sieht das anders. Er entlockt dem Professor mit einem Wahrheitsserum die Formel und brennt sie dem ahnungslosen Patrik heimlich mit einem Laser auf die Fußsohle. Geheimnisse stehlen ist sein Hauptberuf, er verkauft sie für jeweils eine Million Dollar. Geheimdienste aus aller Welt jagen Patrik fortan. Sie haben herausgefunden, dass er die Formel hat, wissen aber nicht, wo.

Der Amerikaner Mr. Harvey (Karl Heinz Vosgerau) und der Russe Charkov (Jan Biczycki) arbeiten zwar gegeneinander, verstehen sich privat aber prima und erkundigen sich stets nach dem gegenseitigen Wohlbefinden ihrer Familien (Charkov ist gerade Opa geworden, und Harveys Sohn hat einen Vertrag als Profifußballer unterschrieben). Harvey redet die ganze Zeit in nervenden Fußballmetaphern.

Auch die Araber wollen die Formel haben. Ibrahim (Sabi Dorr) entführt Patriks Mutter, doch Patrik und Giovanna können sie befreien. Und natürlich ist auch Dimitri auf Patrik angewiesen, denn er muss die Formel zurückbekommen, um sie Prinz Ali (Pierre Clementi) wie vereinbart verkaufen zu können. Bei der geplanten Übergabe werden Patrik, Dimitri und Giovanna nach Arabien verschleppt. Mit Hilfe des Jungen Shafti (Oscar Poveda) und Dr. Achmed (Edmond Tamiz) gelingt ihnen die Flucht, Prinz Ali wird dabei von Dr. Achmed ermordet. Zurück in Deutschland tötet Ibrahim Dimitri aus Rache.

Die Pacards fliegen noch einmal nach Norwegen, wo der raffinierte Harry einen Weg gefunden hat, die Formel zu lesen und auszudrucken. Professor Gunström, der in der Folge des Anschlags sein Gedächtnis verloren hatte, beginnt allmählich, sich zu erinnern, und ist ebenfalls zurück im Fjord. Patrik übergibt die Formel seinem rechtmäßigen Besitzer. Gunström ist aber inzwischen das Licht aufgegangen, dass es sowieso genug Nahrung auf der Erde gebe, sie jedoch wegen der Macht der Reichen falsch verteilt werde, das Problem des Hungers also auch mit Toleranz und Vernunft gelöst werden könne. Die Formel, die bisher nur Ärger eingebracht hat, wirft er weg.

Eine der erfolgreichsten ZDF-Weihnachtsserien. Die einstündigen Folgen liefen zwischen den Feiertagen täglich gegen 18.00 Uhr. Die Musik komponierte Christian Bruhn, den Titelsong sang seine Frau Erika unter dem Namen Lady Lili.

1988 zeigte die britische BBC eine 13‑teilige synchronisierte Version unter dem Titel „Patrick Pacard“. Nur wenige andere deutsche Serien schafften es nach England, darunter Das Boot sowie die Weihnachtsserien Timm Thaler und Silas.

Bereits zwei Jahre zuvor hatte es im ZDF-Adventsvierteiler Der schwarze Bumerang vor exotischer Kulisse eine abenteuerliche Jagd nach einer Formel gegeben, die am Ende doch niemand bekam.

Patrik Pacard ist auf DVD erhältlich.

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Anna

1987 (ZDF). 6‑tlg. dt. Familienserie von Justus Pfaue, Regie: Frank Strecker.

Die Karriere der talentierten jungen Tänzerin Anna Pelzer (Silvia Seidel) scheint nach einem Autounfall, den ihr Bruder Philipp (Ronnie Janot) verursacht hat, beendet. Anna verliert jeden Lebensmut, was ihren Eltern Stefan (Eberhard Feik) und Ute (Ilse Neubauer) Sorgen macht. Ute hat ein Blumengeschäft, Stefan ist Restaurateur. Er nennt seine Tochter immer beim vollen Namen, „Anna Pelzer“. Im Krankenhaus lernt Anna den gleichaltrigen Rainer Hellwig (Patrick Bach) kennen, der im Rollstuhl sitzt und sie aus ihrer Lethargie reißt. Er ist ein Sonnyboy, frech und aktiv, und filmt mit seiner Videokamera alles, was ihm vor die Räder kommt.

Bei dem gutaussehenden Jakob (João) lernt Anna wieder tanzen und schafft es, Schülerin bei der angesehenen Tanzlehrerin Madame Irena Králowá (Milena Vukotic) zu werden, die schwer krank ist und sich unnahbar und streng gibt. Anna wird die erste Schülerin überhaupt, die die Králowá zu einem Talentwettbewerb nach Paris schickt. Dort lernt Anna Madame Valentine D’Arbanville (Eléonore Hirt) kennen und gewinnt an deren Schule ein Stipendium, das sie jedoch ausschlägt, um weiter bei Madame Králowá Unterricht zu nehmen, die ihrerseits bei Madame D’Arbanville gelernt hat.

Während ihres Aufenthalts in Paris leidet Rainer unter Annas Abwesenheit. Er macht immer gefährlichere Mutproben, fährt mit seinem Rollstuhl Abhänge hinunter oder vor Lastwagen, nur um in letzter Sekunde auszuweichen. Das bringt seine Mutter (Amelie Wagner) zur Verzweiflung, die ihn ohnehin behandelt, als sei er zerbrechlich. Rainer hat sich in Anna verliebt, die Blöde schwärmt jedoch nur noch für Jakob, der bald nach London geht und sich nach einem Misserfolg nicht mehr meldet.

Die Králowá, die immer dagegen war, dass Anna sich um etwas anderes kümmert als um ihre Karriere, bricht nach einem Streit mit Anna zusammen und ringt im Krankenhaus mit dem Tod. Anna bekommt die Möglichkeit, eine Nebenrolle in „Schwanensee“ zu tanzen – ihr erster großer Auftritt. Mit Jakobs Hilfe – aber gegen seinen ausdrücklichen Rat – verlässt die Králowá das Krankenhaus und schleppt sich zur Aufführung. Danach stirbt sie hinter der Bühne. Ob Anna nun doch die große Chance in Paris wahrnimmt, bleibt offen, ebenso die Frage, was aus ihr und Rainer wird, den sie bisher immer nur als guten Freund betrachtet hatte.

Der Song „My Love Is A Tango“ von Guillermo Marchena, der in der Serie immer wieder auftauchte, wurde ein Top-Hit und kam auf Platz eins der deutschen Charts. Der weitere Soundtrack und das Titelthema stammten von Sigi Schwab. Der Schauspieler João, der dank „Bravo“ zum Teenie-Schwarm wurde, benutzte nur seinen Vornamen. Hinten hieß er Ramos.

Anna war mit zwölf Millionen Zuschauern eine der erfolgreichsten Weihnachtsserien des ZDF und schaffte es als einzige ins Kino. „Anna – Der Film“ (Ende 1988 im Kino und zwei Jahre später im ZDF) setzt die Geschichte fort: Anna und Rainer sind endlich ein Paar, doch die Beziehung wird durch Annas gutaussehenden Tanzpartner gefährdet. Anna bekommt die Chance, in New York vorzutanzen.

Die Serie ist auf DVD erhältlich.

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