Weitere Folgen vom Traumschiff unter anderem Namen. Dieselbe Besatzung fährt auf demselben Schiff Reisende zu exotischen Zielen. Einziger Unterschied: Es handelt sich ausschließlich um Paare auf Hochzeitsreisen. Samt Hochzeit an Bord. Neben Kapitän Paulsen (Siegfried Rauch), Chefstewardess Beatrice (Heide Keller) und Bordarzt Dr. Schröder (Horst Naumann) sind deshalb die Hochzeitsplaner Marie Andresen (Eva-Maria Grein) und Daniel Bergmann (Patrik Fichte) mit dabei.
Die Reihe lief zum Start an Neujahr 2007 direkt nach dem Traumschiff um 21.50 Uhr, weitere Folgen sonntags um 20.15 Uhr oder wieder nach dem Traumschiff. Wie von diesem werden in der Regel zwei Folgen pro Jahr produziert.
Letzter Teil unseres Fernsehrückblicks 2007. Diesmal mit den besten Sendungen des Jahres. Rein subjektiv. Wir haben uns selbst getrennt voneinander nach unseren jeweiligen Top 5 befragt. Stefan hat es leider nicht rechtzeitig geschafft, seine Auswahl zu begründen, weil er vom plötzlichen Jahresende völlig überrascht wurde. Jochen hat sich geweigert, seine Auswahl in eine Reihenfolge zu bringen, sie dafür aber nach Genres geordnet. Und ich habe in meine fünf noch heimlich sechs weitere Nennungen eingeschmuggelt, weil ich mich nicht beschränken konnte. Manchmal glaube ich, dieser Laden hier bräuchte dringend einen Chef.
Show: Schlag den Raab (ProSieben) Ich mag Stefan Raab nicht und denke, er wird als Moderator überbewertet. Aber Raab ist ein großartiger Fernseherfinder: Wok-WM, Stock Car Challenge, der Pokerabend, alles gute Formate, die unterhaltsam sind. Da die große Show im deutschen Fernsehen tot ist (hat hier jemand gerade Wetten, dass…? gesagt? Nicht im Ernst, oder?), ist es schön, dass es Schlag den Raab gibt. Ein über weite Strecken kurzweiliges Spiel ohne Grenzen, von irgendjemandem (Matthias Opdenhövel hat „Hier“ gerufen) moderiert, und das Beste ist, dass der Kandidat nicht Raab heißen muss, sondern auch Fred Flitzpiepe sein könnte, so egal ist das. Außerdem ist die Sendung so unverschämt lang, dass man sich danach nicht fragen muss, was man mit dem angebrochenen Abend anfangen soll.
Drama national: KDD — Kriminaldauerdienst (ZDF) Wer sich gerade wegen Fernbedienungsverlust zwangsweise den Alten ansehen musste und danach in den KDD gerutscht ist, der versteht die Welt nicht mehr. ZDF? Was ist da los bei euch? Hervorragende Schauspieler, tolle Bücher und sogar eine weiterführende Handlung, die die einzelnen Episoden verbindet. Mal ehrlich, ZDF, da hat euch doch jemand was in den Melissengeist gemischt, oder? Dann trinkt auf jeden Fall weiter!
Drama international: Bones — Die Knochenjägerin (RTL)
Ja, ich weiß, die Meisten werden jetzt denken: Wie peinlich! Nicht so gut wie CSI, doofe Plots, blablabla. Nein! Bones ist um Längen besser als dieses doofe CSI: Miami, mit diesem ewig aufgeblasenen Gerechtigkeitsfanatiker, der nie weiß, ob er die Sonnenbrille gerade braucht oder nicht. Bones hat Fehler, ihr Team besteht aus Menschen, die sogar mal zum Psychiater gehen. Jawoll! Bones ist prima und außerdem viel brutaler als CSI. Die richtig ekligen Leichen liegen bei Bones im Labor.
Comedy: Dr. Psycho (ProSieben) Wenn der Ulmen nicht diese Serie gespielt hätte, hätte ich als Comedy ganz sicher Pastewka gewählt. Aber Pastewka läuft schon in der dritten Staffel, Dr. Psycho hatte in diesem Jahr Premiere. Und was für eine. Ich habe seit Jahren nicht mehr so über eine deutsche Produktion gelacht. Hier stimmt alles: Die Abziehbild-Charaktere, der respektlose Umgang mit dem Genre Krimi und natürlich Ulmen selbst. Und die Autoren! Danke für diesen Dialog:
Dr. Psycho: „Erst das World Trade Center und jetzt ein Wettbüro. Der Terrorismus ist ja ganz schön runtergekommen.“
Geiselnehmer: „Halt Dein Maul. Das hier ist ein Überfall und kein Terrorismus. Ich bin Syrer, der da ist Bulgare und der Andere ist Deutscher.“
Dr. Psycho (achselzuckend): „Jaja, Globalisierung.“
ProSieben hat trotz schwacher Quoten eine zweite Staffel bestellt. Danke.
Doku: Mode-Geschichten (arte) Ein großartiger, wirklich mal aufwändiger Mehrteiler zum Thema Modegeschichte. Der Bogen wurde gespannt von den Römern bis zur Haute-Couture, über alle Epochen von der klassischen Antike über die Völkerwanderung, das Mittelalter, Renaissance, Barock, Empire, Biedermeier bis zur Neuzeit. Tolle Doku!
REUFSTECKS TOP 5
1. Switch Reloaded (ProSieben)
Wer, aus welchen Gründen auch immer, nur eine einzige Fernsehsendung pro Woche anschauen will, sollte sich für die TV-Parodie Switch Reloaded entscheiden. Da sind nämlich alle anderen drin. Wer diese anderen Sendungen kennt, findet es zum Brüllen komisch, und wer die anderen nicht kennt, erfährt auf diese Weise, was sonst noch so im Fernsehen läuft. Gute Gags, perfekte Gestik und geniale Masken machen nur einen Teil des Reizes aus. Switch Reloaded hat das seltene Glück deutscher Comedyshows, dass grandiose Darsteller und hervorragende Autoren gemeinsam an derselben Sendung arbeiten.
2. Zapping international (arte) Im Prinzip so ähnlich wie Switch Reloaded, nur ohne Parodien. Man bekommt eben mit, was anderswo gezeigt wird. Zapping international stellt samstags mittags interessante Fernsehformate aus anderen Ländern vor, die noch nicht für den deutschen Markt adaptiert wurden. Es geht um ein Land pro Folge, und manchmal ist es gleichermaßen erstaunlich und erschütternd, wie viel mutiger als in Deutschland Fernsehmacher in anderen Ländern sind, von denen man es gar nicht erwartet hätte. Wer diese Sendung sieht, muss also nicht mal mehr in Urlaub fahren. Es sei denn, Sie gehören zu diesen merkwürdigen Menschen, die sich sogar im Urlaub vom Fernseher wegbewegen.
3. Pastewka (Sat.1) Rudi Carrell hat den Deutschen vorgemacht, wie man sich selbst zum Opfer der eigenen Witze machen kann. Das ist lustig und steigert die Sympathie. Bastian Pastewka bringt diese Fähigkeit auf ein völlig neues Humorniveau. Seine Mitspieler dürfen ihn nach Herzenslust beschimpfen, während er das sozial inkompetente, egoistische Ekel mimt. Die tollen Beziehungsszenen mit Bastian und seiner Freundin Anne kamen in der dritten Staffel etwas zu kurz, aber das enthebt Pastewka nicht von seinem Status als bester deutscher Sitcom.
4.Dr. House (RTL)
Sechs Millionen Zuschauer können irren. Dafür gibt es viele Beispiele. Oft können sogar zwölf Millionen irren. Doch die bis zu sechs Millionen, die jede Woche Dr. House schauen, haben Recht. Ich genieße die Seltenheit, dass mal eine meiner liebsten Serien zu den großen Publikumserfolgen zählt.
In diesem Herbst habe ich mir auf DVD 70 Folgen innerhalb weniger Wochen angesehen. Eine Serie, die mich auch in dieser Schlagzahl immer noch zum lauten Lachen bringt, muss etwas Besonderes sein.
5. Boston Legal(Vox) Denny Crane.
Es gibt noch andere gute Sendungen, die einen Platz auf der Liste verdient hätten: Hart aber fair, Prison Break, Pssst…, Schlag den Raab, die Tatorte mit Axel Prahl und Jan-Josef Liefers, vielleicht sogar Born To Cook. Doch Boston Legal hatte ich vergangenes Jahr schon auf meiner Fünferliste, und es soll bloß niemand auf die Idee kommen, die Serie sei auch nur einen Deut schlechter geworden.
Denny Crane.
Seit 2003 (ZDF); seit 2004 (arte). Dt. Krimireihe von Alexander Adolph.
Kriminalrätin Dr. Eva Maria Prohacek (Senta Berger) ist ohne Zweifel die unbeliebteste Mitarbeiterin der Münchner Polizei. Das liegt nicht nur an ihrer Sturheit und Kratzbürstigkeit, sondern vor allem daran, dass sie gegen ihre Kollegen ermittelt. Ihr Kommissariat 411 befasst sich mit Korruption, Verrat, Beamtenkriminalität und disziplinarischen Verfehlungen. Zwangsläufig muss sie ihre Ermittlungen fast immer allein gegen alle führen, und dann noch als Frau gegen Seilschaften von Männern.
Auch ihr Vorgesetzter Dr. Claus Reiter (Gerd Anthoff) ist nicht zwangsläufig auf ihrer Seite, meistens spielt er sein eigenes Spiel, in dem es weniger um Gerechtigkeit geht als darum, die eigene Machtposition zu festigen. Der einzige, auf den Prohacek sich verlassen kann, ist Hauptkommissar Langner (Rudolf Krause), ein merkwürdiger Schrat, der unter der Respektlosigkeit seiner Kollegin leidet und sich meistens erst ganz zum Schluss tatsächlich als Hilfe erweist.
Herausragende Reihe von ungewöhnlich düsteren und dichten ZDF-Samstagskrimis, die ab 2004 teils vorab schon auf arte liefen und die 2003 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde.
Diese Sendung ist weder eine Serie noch eine Reihe, läuft jedoch in so schöner Regelmäßigkeit, dass sie fester Bestandteil des Fernsehens ist – es ist die am häufigsten wiederholte Fernsehsendung in der Bundesrepublik.
Die alte Miss Sophie (May Warden) feiert ihren 90. Geburtstag allein mit ihrem Butler James (Freddie Frinton), der reihum Sophies bereits verstorbene Freunde Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom vertreten und jeweils in ihrem Namen auf Miss Sophie trinken muss. James wird immer betrunkener und fällt regelmäßig über den Tigerkopf-Teppich.
Der 18-minütige Schwarz-Weiß-Sketch ist eine deutsche Produktion mit englischen Darstellern in englischer Sprache. Frinton besaß die Rechte an dem 1948 verfassten Sketch, er hatte sie dem Autor abgekauft. Er war zum ersten Mal bereits am 8. März 1963 in der Sendung „Guten Abend, Peter Frankenfeld“ zu sehen. Frankenfeld und der Regisseur Heinz Dunkhase hatten Frinton und Warden mit dem Sketch bei einem Besuch im englischen Blackpool entdeckt und sofort verpflichtet. Der NDR nahm ihn kurz darauf noch einmal neu auf, als eine der ersten MAZ-Produktionen der deutschen Fernsehgeschichte, und strahlte ihn in dieser Fassung erstmals am Samstag, 8. Juni 1963 um 21.30 Uhr in der ARD aus. Diese ist zugleich die seitdem regelmäßig wiederholte Fassung. Frinton hatte sich geweigert, den Sketch in deutscher Sprache aufzuführen, war aber 1968 zu einer Neuverfilmung in Farbe bereit. Dazu kam es nicht, drei Wochen vor dem geplanten Aufzeichnungstermin starb Frinton.
Ansager Heinz Piper erklärt zu Beginn der Sendung den groben Verlauf der nachfolgenden Szene, den ständig wiederkehrenden Wortwechsel „The same procedure as last year, Miss Sophie?“ – „The same procedure as every year, James“, und weist darauf hin: „Das weitere Gespräch ist nicht interessant, es ist völlig ohne Belang.“
Ab 1972 lief der Sketch jedes Jahr am Silvesterabend in allen Dritten Programmen. Damit erhielt der Satz „The same procedure as last year“ noch eine zweite Bedeutung. Eigentlich hatte Heinz Piper bei der Aufzeichnung gesagt: „The same procedure than last year“, was natürlich grammatisch falsch ist und regelmäßig Proteste von Englischlehrern auslöste. Seit 1988 war der Satz daher nicht mehr zu hören. Der NDR schnippelte ein wenig in der Tonspur herum und klebte Herrn Piper ein „as“ auf die Lippen, das er in einer Probeaufzeichnung gesagt hatte.
Silvester 1999 strahlte der NDR erstmals drei Versionen aus: eine nachgespielte auf Plattdeutsch, eine nachkolorierte und die Originalfassung. Die Anzahl der Ausstrahlungen nahm nun schlagartig zu, als sich die Sender nicht mehr damit begnügten, den Sketch nur jeweils einmal zu zeigen, sondern ihn gleich mehrfach am Silvestertag sendeten, und auch der Ki.Ka einstieg, der zudem eine Fassung „Dinner für Brot“ mit Bernd, dem Brot, produzierte. Am 31. Dezember 2003 wurde Dinner For One 24-mal gezeigt, der bisherige Rekord. Ein Jahr später, also einundvierzigeinhalb Jahre nach der Erstausstrahlung, feierten mehrere Dritte Programme „40 Jahre Dinner For One“. An diesem Abend sahen in der Summe mehr als 15 Millionen Menschen zu.
In Großbritannien ist die Sendung praktisch unbekannt.
Wieder ein schlimmes Jahr für die Schwarzwaldklinik. Nach Oberschwester Hildegard, Verwaltungsdirektor Mühlmann und Nachbar Pohl im Jahr 2006 traf es 2007 Frau Michaelis und Professor Brinkmann.
Diese Menschen werden uns ab 2008 leider allenfalls in Wiederholungen begegnen:
08.01. Iwao Takamoto, 81, Trickfilmer, Erfinder von Scooby-Doo
08.01. Yvonne DeCarlo, 84, Lily Munster in The Munsters
31.01. Lee Bergere, 88, Joseph Aynders im Denver-Clan
06.02. Frankie Laine, 93, Sänger und Gelegenheitsgaststar in Fernsehserien, sang u.a. die Titelsongs zu etlichen Western und zur Serie Cowboys (auch: Tausend Meilen Staub)
08.02. Anna Nicole Smith, 39, pralle Sexbombe mit eigener Realityshow, aber auch ohne Show berühmt
11.08. Franz Antel, 96, Regisseur vieler Klassiker: Frau Wirtin hat auch einen Grafen, Die liebestollen Dirndl von Tirol, Otto ist auf Frauen scharf, Blutjung und liebeshungrig und Wenn Mädchen zum Manöver blasen sowie der Fernsehserie Almenrausch und Pulverschnee
24.12. Fred Dressler, 66, Gründer des amerikanischen Roter-Teppich-und-Starklamotten-Kanals E!, der in seiner Schreibweise E! bereits eine Ausspracheanweisung gibt.
Dass wir seit einiger Zeit kaum noch was vom Streik der amerikanischen Fernsehautoren gehört haben, lag nicht etwa daran, dass der Streik vorbei ist. Es tat sich nur einfach nichts. Seit drei Wochen gab es keine neuen Verhandlungen mehr.
Doch jetzt bewegt sich was.
Die NBC-Late-Night-Moderatoren Conan O’Brien und Jay Leno, die das restliche, gezwungenermaßen nicht arbeitende Personal in den vergangenen Wochen aus eigener Tasche bezahlten, haben angekündigt, im Januar wieder auf Sendung zu gehen – ohne Autoren. Auf diese Weise haben Techniker, Kameraleute, Maskenbildner etc. wieder einen Job und werden wieder vom Sender bezahlt, der das Personal Anfang Dezember gefeuert hatte. Was die beiden allerdings senden wollen, weiß kein Mensch. Weder Leno noch O’Brien sind für ungeschriebene Anarchie berühmt. Es ist ihr Konkurrent David Letterman, der es schafft, bei Bedarf Sendezeit sogar unterhaltsam damit zu füllen, Melonen von Dächern zu werfen oder sich rasieren zu lassen. Ausgerechnet der hat das diesmal aber nicht nötig.
Variety berichtet, Letterman und der ihm abendlich folgende Craig Ferguson, dessen Produzent Letterman ist, kehrten am gleichen Tag wie Leno und O’Brien auf Sendung zurück – aber mit ihren Autoren!
Nachdem die Verhandlungen zwischen der Autorengewerkschaft WGA und der Produzentenvereinigung AMPTP über einen branchenweiten Tarifvertrag ergebnislos abgebrochen worden waren, hatte die WGA begonnen, mit einzelnen Produktionsfirmen über eigene Verträge zu verhandeln. Die Firma Worldwide Pants, deren Alleineigentümer Letterman ist und die wiederum Alleineigentümer der Late Show with David Letterman und der Late Late Show with Craig Ferguson ist, ist die erste, mit der eine Einigung erzielt wurde.
Produzent Letterman hatte seine streikenden Autoren von Beginn an unterstützt. Zugleich war er der erste der Late-Night-Stars, der klargestellt hatte, dass die anderen Mitarbeiter weiterhin bezahlt würden. Die jetzt erzielte Einigung entspricht laut Variety den Forderungen der Autorengewerkschaft, die die Verhandler der Produzentenvereinigung zuletzt als indiskutabel zurückgewiesen und die Verhandlungsbereitschaft der Autoren in Frage gestellt hatten.
Damit gibt Letterman nicht nur seinen Mitarbeitern ihre Jobs zurück und den Zuschauern neues, hochwertiges Programm, sondern auch der Autorengewerkschaft die Möglichkeit, öffentlich darauf aufmerksam zu machen, dass ihre Forderungen ja so abwegig offenbar gar nicht zu sein scheinen. Worldwide-Pants-Präsident Rob Burnett ließ demonstrativ verlauten: „Ich empfand die Gewerkschaft als aufrichtig und unkompliziert.“
Vielleicht verhandeln die deutschen Lokführer ja ab Januar mit einzelnen Bahnhöfen.
Einen Monat nach dem ZDF halten wir die Zeit nun endlich für gekommen, auf das Jahr zurückzublicken.
Wir mussten (oder durften) uns in diesem Jahr von vielen Sendungen und Stars verabschieden, die uns viele Jahre begleitet hatten, die wir lieb gewonnen oder an die wir uns zumindest gewöhnt hatten. Einige erreichten ein natürliches Ende ihrer Laufzeit oder traten freiwillig ab, andere fielen höherer Sender- oder Naturgewalt zum Opfer.
Darüber hinaus verschwanden in diesem Jahr unzählige Reihen vom Bildschirm, die erst kurz vorher auf Sendung gegangen waren. DWDL.de hat die lange Liste im großen Flop-Rückblick zusammengestellt.
1962–1965 (ARD); 1967–1977 (ZDF); 1989–1994 (Sat.1); 1997 (Kabel 1). 426-tlg. US-Westernserie von David Dortort („Bonanza“; 1959–1973).
Jawohl, Pa. Der Rinderzüchter Ben Cartwright (Lorne Greene) ist der wohlhabende Besitzer der Ponderosa-Ranch nahe Virginia City im US-Bundesstaat Nevada und der 1000 Quadratmeilen Land ringsherum. Dort lebt er mit seinen Söhnen: Der besonnene und introvertierte Adam (Pernell Roberts) ist der älteste und immer in Schwarz gekleidet, der gemütliche Eric, genannt Hoss (Dan Blocker), ist der mittlere, hat aber den mit Abstand größten Körperumfang, und der romantische Heißsporn Little Joe (Michael Landon) ist der jüngste. Es ist die Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs Mitte des 19. Jahrhunderts, doch davon merkt man nichts. Ben Cartwright ist dreifach verwitwet, jeder der Söhne stammt aus einer anderen Ehe. Die Männer-Familie beschäftigt Hop Sing (Victor Sen Yung) als Koch, der sich ständig wegen seiner Fähigkeiten auf den Arm nehmen lassen muss und dlollig splicht. Gemeinsam lösen die Cartwrights ihre und die Probleme anderer und helfen, wo es geht, etwa wenn Feindseligkeiten beigelegt werden müssen oder wenn Roy Coffee (Ray Teal), der Sheriff in Virginia City, mal wieder ihre Unterstützung beim Ganovenfang benötigt. Dabei verzichten die Cartwrights weitgehend auf den Gebrauch ihrer Waffen und setzen stattdessen lieber Vernunft ein. Sohn Adam verlässt die Ranch nach 195 Folgen, und Mr. Canady, genannt Candy (David Canary), kommt etwas später als neuer Mitarbeiter und Ergänzung der Familie auf die Ponderosa. Die Familie bekommt noch einmal Zuwachs, als die Cartwrights den jungen Ausreißer Jamie Hunter (Mitch Vogel) bei sich aufnehmen. Später arbeitet auch Greg King (Tim Matheson) auf der Ranch.
Bonanza war die erste Westernserie in Farbe, was damit zusammenhing, dass RCA, der Mutterkonzern des ausstrahlenden US-Senders NBC, Farbfernsehgeräte herstellte und diese auch verkaufen wollte (in Deutschland freilich wurde das Farbfernsehen erst viele Jahre später eingeführt). Das war auch der Grund, warum die quotenschwache Serie nicht nach dem ersten Jahr eingestellt wurde. Ihren Durchbruch erlebte sie erst nach mehreren Jahren, dann wurde sie jedoch eine der erfolgreichsten Serien überhaupt und nach Rauchende Colts die zweitlanglebigste Westernserie. Da Rauchende Colts in Deutschland aber nur zu etwa einem Drittel ausgestrahlt wurde, lief Bonanza bei uns von allen Westernserien am längsten – und wanderte durch die Kanäle: Die ARD zeigte Anfang der 60er-Jahre nur ein paar einzelne Folgen in unregelmäßigen Abständen und setzte die Serie dann trotz guter Zuschauerresonanz ab, weil sie als zu brutal angesehen wurde. Das ZDF griff zu, zeigte 208 Folgen sonntags um 18.10 Uhr, jeweils 50 Minuten lang, und machte aus Bonanza einen Dauerbrenner. Doch nach zehn Jahren war auch beim ZDF 1977 Schluss. Zwölf Jahre später begann Sat.1 mit der deutschen Erstausstrahlung von 152 Folgen. Die restlichen 40 Folgen liefen erstmals 1997 bei Kabel 1. Eine Hand voll Folgen blieb hierzulande ungesendet.
Eine ähnlich große Fehlentscheidung wie die der ARD, Bonanza aus dem Programm zu nehmen, traf im gleichen Jahr Adam-Darsteller Pernell Roberts, als er aus der Serie ausstieg, um seriösere Rollen zu spielen, aber über mehr als zehn Jahre nur noch Nebenrollen ergatterte. Der Erfolg von Bonanza hielt dagegen an, obwohl nun einer der Söhne fehlte. Erst nach dem plötzlichen Tod von Hoss-Darsteller Dan Blocker, einhergehend mit einer Sendeplatzverlegung nach mehr als einem Jahrzehnt, bröckelten die Quoten in den USA erheblich, und die Serie wurde Anfang 1973 mitten in der 14. Staffel eingestellt. Autor und Regisseur der letzten Folge war Michael Landon, dessen Little Joe darin vor einem geisteskranken Killer flüchtete. Diese Folge kam über weite Strecken ohne Text aus. Landon wurde nach dem Ende von Bonanza der Erfolgreichste der Ex-Cartwrights und war als Autor, Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller bei Unsere kleine Farm an einem weiteren Klassiker maßgeblich beteiligt.
Der Serientitel hatte nur entfernt mit dem Inhalt zu tun. „Bonanza“ heißt soviel wie Goldgrube oder Glücksquelle. Eine solche sollte die Ponderosa-Ranch wohl sein. Außer durch die Farbe unterschied sich die Serie durch ihre friedliche Botschaft von früheren gängigen Westernserien. Keine ballernden Revolverhelden standen mehr im Mittelpunkt, sondern die Lösung zwischenmenschlicher Konflikte durch vernünftige Erwachsene, auch wenn diese Erwachsenen noch immer wie kleine Buben ihrem strengen Vater hinterherdackelten und aufs Wort gehorchten. Jeweils eines der Familienmitglieder stand abwechselnd im Vordergrund der Geschichten. Frauen spielten kaum eine Rolle. Little Joe war zwar ein Frauenheld, doch sobald ernsthafte Heiratsabsichten in der Luft lagen, widerfuhr der Dame meist ein schreckliches Unglück. Es war nicht gesund, einen Cartwright zu lieben, die Familiengeschichte hätte bereits eine Lehre sein müssen. Grund für die ausschließliche Männerwelt war – so unglaublich dies heute erscheinen mag -, dass Produzent David Dortort endlich einmal eine Familienserie drehen wollte, in der Männer im Mittelpunkt standen. Zwar hatten Krimi- und Westernserien damals fast immer ausschließlich männliche Helden, doch Familienserien und Sitcoms waren in den 50er-Jahren oft um starke Mutterfiguren herum gestrickt.
Die weltberühmte Titelmelodie, in der Serie instrumental, gab es auch in verschiedenen gesungenen Versionen, u. a. von Hauptdarsteller Lorne Greene, von Johnny Cash und auf Deutsch von Heino.
Während die Originalserie auf der ganzen Welt noch jahrzehntelang wiederholt wurde, scheiterten zwei Versuche von Neuauflagen. Der als Serienpilot gedachte Fernsehfilm „Bonanza: The Next Generation“ (1988) mit neuer Besetzung wurde in Deutschland nicht gezeigt, zwei weitere Filme, „Rückkehr auf die Ponderosa“ (1993) und „Angriff auf die Ponderosa“ (1995), zeigte RTL 1994 und 1997. Darin spielten u. a. Michael Landon, Jr. und Dirk Blocker mit, Söhne der Originalsöhne Landon bzw. Blocker. Die Serie „Ponderosa“ (2001–2002), die zeitlich vor Bonanza angesiedelt war und die Cartwrights in jüngeren Jahren zeigte, wurde nach einer Staffel eingestellt und bisher nicht in Deutschland ausgestrahlt.
1983–1985 (ARD); 1990–1991 (Pro Sieben). 110-tlg. US-Krimiserie von Sidney Sheldon („Hart To Hart“; 1979–1984). Ausführende Produzenten: Aaron Spelling und Leonard Goldberg.
„Das ist mein Boss. Jonathan Hart. Ein Selfmade-Millionär. Der hat Nerven. Das ist Mrs. Hart. Eine traumhafte Frau. Einfach toll. Übrigens: Ich heiße Max. Ich kümmere mich um die beiden, und das ist gar nicht so einfach, denn ihr Hobby ist mörderisch.“
Der reiche Industrielle Jonathan Hart (Robert Wagner) ist Chef von Hart Industries, seine Frau Jennifer Hart (Stefanie Powers) arbeitet als Journalistin. Das merkt man den beiden aber nicht an, denn die meiste Zeit stecken sie ihre Nasen in mysteriöse Verbrechen, in die sie durch Zufall hineinstolpern. Jennifer: „Sollten wir diese Sache nicht dem Mann von der Regierung überlassen?“ Jonathan: „Es gefällt mir nicht, wie der das macht.“ So schnüffeln sie im Nobelviertel Beverly Hills oder sonst wo auf der Welt herum. Es kommt bei jedem Fall zu mindestens einer Schlägerei, außerdem zu einer Verfolgung, bei der auf die Harts geschossen, aber nie jemand getroffen wird, und am Ende weiß man zwar nicht immer ganz genau, worum es eigentlich ging, aber die Bösen werden immer gestellt. Ihr Butler und Chauffeur Max (Lionel Stander), dessen tiefe raue Stimme den Vorspann spricht, umsorgt die Harts, bewirtet sie mit dem, was Jennifer kocht, hilft bei Bedarf bei den Ermittlungen aus oder recherchiert am Telefon und kümmert sich um den kleinen Hund Friedwart. Jonathan und Jennifer sind noch immer ineinander verliebt und flirten wie am ersten Tag.
Sicherlich eine der unspannendsten Krimiserien überhaupt, denn die meisten potenziell spannenden Momente wurden gezielt durch Komik oder Slapstick ihrer Dramatik beraubt. Hart aber herzlich war witzig, romantisch, kurios und eine der wenigen US-Serien, von denen die ARD nicht nur die sonst üblichen 13, sondern immerhin ganze 90 Folgen zeigte. Lediglich 20 Folgen wurden ausgelassen, diese wurden später von Pro Sieben ausgestrahlt. Ab 1993 entstanden mehrere Fernsehfilme von Hart aber herzlich, die in Deutschland von RTL und Pro Sieben gezeigt wurden. Im US-Original hieß der Hund nach der Straße, an der die Harts ihn gefunden hatten, „Freeway“.
Die einstündigen Folgen liefen erfolgreich am Vorabend.