Wahr da was?

Kennen Sie den Gag, in dem der Quizmaster die Kandidatin fragt: „Was machen Sie beruflich?“, die Kandidatin antwortet: „Bürokauffrau“, und der Quizmaster jubelt: „Richtig!“? So eine Show gibt es jetzt wirklich. Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit heißt die RTL2-Sendung, in der Kandidaten auf 21 Fragen einfach nur die Wahrheit antworten müssen und dann 25.000 Euro gewonnen haben. Was wahr ist, hat im Vorfeld ein Lügendetektor entschieden, als den Kandidaten dieselben 21 Fragen schon einmal gestellt wurden, aber noch 79 mehr, damit sie nicht wissen, welche davon in der Show wiederholt werden.

Weil es eine effekthascherische RTL2-Show ist, sind die Fragen natürlich nicht so banal, sondern gehen ungefähr so: „Lieben Sie alle Ihre Geschwister gleich?“, „Finden Sie Ihre Familie hässlich?“, „Würden Sie jemandem aus Rache Schaden zufügen?“, „Haben Sie schon mal etwas am Arbeitsplatz gestohlen?“, „Haben Sie Ihre Freundin schon mal betrogen?“, „Glauben Sie, dass Sie etwas Besseres als Ihre jetzige Partnerin finden könnten?“ und „Haben Sie schon mal in die Badewanne gekackt?“

Natürlich sitzt man vor dem Fernseher mit einer gewissen Spannung, versucht sich zu erinnern und fragt sich selbst: „Was würde ich darauf antworten?“, aber genauso natürlich ist man heilfroh, dass man das ja zum Glück nicht muss, weil man sich ja nicht bei einer RTL2-Show als Kandidat bewerben würde.

Wer zufällig hineinzappt, könnte glauben, RTL2 sende jetzt auch eine klassische Quizshow, weil die Beleuchtung im klassischen Quizshowblaulicht gehalten ist. Bleibt man dran, bemerkt man die übliche eklige Seelenentblößung, die sich von der in den anderen Sendungen dadurch unterscheidet, dass die Kandidaten gesiezt werden.

Nur eine Frage hat Moderator Christoph Bauer bisher nicht gestellt: „Würden Sie für Geld alle Hemmungen vergessen, Ihre Familie verletzen, Ihre Beziehung gefährden, sich zum Affen machen und öffentliche Verachtung in Kauf nehmen?“ Aber die Antwort darauf kennen wir ja schon.

Zum Glück ist die Öffentlichkeit bei RTL2 nicht besonders groß.

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Michael, 28. Januar 2008, 23:28.

Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit

2008 (RTL2). Einstündige Show mit Christoph Bauer.

21 Fragen trennen einen Kandidaten von 25.000 Euro. Es sind keine Quizfragen, sondern Fragen zum Leben der Kandidaten selbst, auf die sie die Antworten natürlich kennen. Es kommt aber darauf an, die Wahrheit zu antworten, so peinlich und intim die Fragen auch werden. Und da die Show bei RTL2 läuft, wird es natürlich sehr peinlich und sehr intim. Im Vorfeld der Show waren alle Kandidaten an einen Lügendetektor angeschlossen und ihnen 100 Fragen gestellt worden. 21 Fragen daraus werden in der Show erneut gestellt, und nur für das, was laut Lügendetektortest der Wahrheit entspricht, gibt es Geld. Auf dem Weg zu den 25.000 Euro gibt es mehrere Zwischenstufen, an denen die Kandidaten mit einem kleineren Gewinn aussteigen können. Eine Lüge, und das Spiel ist zu Ende und das Geld weg.

Typischer RTL2-Seelenstriptease in der Optik einer Quizshow. Die Fragen haben das Potenzial, Ehen, Familien und Freundschaften zu zerstören, während Ehepartner, Familienmitglieder und Freunde unweit auf einer Couch im Studio sitzen und zusehen. Lief montags um 22.15 Uhr, die zweite Staffel eine Stunde früher.

Die kolumbianische Originalversion der Show wurde abgesetzt, nachdem eine Frau die Frage, ob sie einen Killer beauftragt und bezahlt habe, um ihren Mann zu ermorden, mit Ja beantwortet hatte. (Im Gegensatz zur Show hat der Mann überlebt.)

Kochshow abgesetzt?

Fünf… vier… drei… zwei…

Man fragt sich ja immer, ob schon wieder Silvester ist, wenn bei ARD und ZDF aufgeregte Menschen stehen und Sekunden runterzählen. Meistens ist dann aber doch nur Wahlabend, und meistens ist der aber spannender als Silvester. Bei Silvester weiß man, was nach dem Countdown kommt.

Etwas später erinnerte der Wahlabend dann eher an Sportveranstaltungen. Wie Andrea Ypsilanti sich Zentimeter für Zentimeter durch die Journalistenmenge drängte, um endlich auf die Bühne zu gelangen und zu ihren Anhängern zu sprechen, wurde wie die Schlussphase eines Marathonlaufs kommentiert, bei der man sich nicht mehr fragt, wer gewinnt, sondern ob die Läuferin nicht vielleicht doch noch vor dem Ziel zusammenbricht.

Und am Ende erinnerte es an das Handball-Halbfinale, wo es in der ersten Hälfte ebenfalls eine deutliche Führung für eines der Teams gegeben hatte, in dem Fall Deutschland. In der ersten Hälfte des Wahlabends lag Ypsilantis SPD bei allen Hochrechnungen noch deutlich vorn, und um 22.51 Uhr meldete die ARD erstmals einen Gleichstand: 36,7 zu 36,7 Prozent.

Wenn es so bleibt, gibt es dann eigentlich Verlängerung? Oder so eine Art Elfmeterwerfen? Oder vielleicht einen spannendes Finale im Rahmen einer großen Familienshow? Wenn Andrea Ypsilanti in einer vorgegebenen Zeit mehr Kinder in Gesamtschulen steckt als Roland Koch ins Gefängnis, hat sie dann gewonnen?

Aber es ist ganz amüsant, den Moderatoren dabei zuzuhören, wie sie plötzlich in ihre offenbar vor Stunden geschriebenen Anmoderationen spontane Einschübe einbauen müssen, die den großen Triumph von Andrea Ypsilanti relativieren.

Und nun ist die CDU doch stärkste Kraft, und das Genre der Kochshow ist vielleicht doch noch nicht am Ende.

Michael, 27. Januar 2008, 23:17.

Ross reitet auch zum Quotensieg

Es ist keine Überraschung, dass Wetten, dass…? das Quotenduell gegen Deutschland sucht den Superstar und Ich bin ein Star – holt mich hier raus! beim Gesamtpublikum haushoch gewonnen hat. 10,46 Millionen gegenüber 6,02 bzw. 6,44 Millionen sind deutlich.

Es ist aber eine Überraschung, wie deutlich Bohlen und Dschungel Gottschalk in der privatsenderrelevanten Zielgruppe schlugen: Mit 4,12 bzw. 4,38 Millionen zu 3,09 Millionen. (Quellen: Teletexte RTL und ZDF laut GfK).

Als im vergangenen April eine reguläre Ausgabe von Deutschland sucht den Superstar zum ersten Mal gegen Wetten, dass…? antrat, gewann Gottschalk noch in beiden Zielgruppen, vor allem aber wurde deutlich, dass im Fall eines direkten Duells zweier Quotengaranten beide Sendungen Verluste hinnehmen müssen. Das war jetzt nicht mehr der Fall. Diesmal verlor nur Gottschalk. Seine Quote rutschte auf ein neues Tief, während im Gegenprogramm die „Superstars“ fast so viele Zuschauer wie bei der Staffelpremiere am Mittwoch erreichten und die Dschungelstars sogar so viele wie noch nie in dieser Staffel.

Es scheint fast so, als sehe das junge Publikum Wetten, dass…? an anderen Samstagen nur aus Verzweiflung an, weil beim besten Willen sonst nichts kommt.

Michael, 27. Januar 2008, 09:56.

Ja gut, äh, sicherlich…

Ein anderer Unterschied zwischen Fußball- und Handballübertragungen neben den oft mitreißenderen Reportern beim Handball sind die Experten. Gerhard Delling spielt zwar weiterhin die Rolle von Gerhard Delling, aber Günter Netzer wird von Stefan Kretzschmar gespielt und benutzt plötzlich Formulierungen, die ein Fußballexperte niemals in den Mund nehmen würde. So Dinge wie „Chancen im Arsch“.

Und täuscht der Eindruck, dass Handballer im Gegensatz zu Fußballern in den anschließenden Spielerinterviews in der Lage sind, komplette logische deutsche Sätze zu sprechen?

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Michael, 26. Januar 2008, 20:57.

Who The F***?

Vielleicht können nur Engländer, Anglophile und SciFi-Fans den Hype um Doctor Who verstehen. Eine Blitzumfrage unter den Schreibern von fernsehlexikon.de hat jedoch ergeben: Selbst Mitglieder dieser Minderheiten sind in diesem Fall überfragt.

ProSieben zeigt ab heute die 27. Staffel der ältesten und langlebigsten Sciencefictionserie der Welt mit dem neunten Hauptdarsteller in der Titelrolle. Der neunte Doctor. Das ist bemerkenswert, denn Christopher Eccleston spielt wie der erste Mensch. Die benutzten „Spezialeffekte“ sind ungefähr auf dem tricktechnischen Niveau von Knight Rider, und die 45-minütigen Geschichten ließen sich auch prima in der Dauer eines Werbeblocks erzählen.

Neun Jahre waren seit dem letzten Fernsehfilm vergangen und fünfzehn seit der letzten Staffel, als der neue Doctor 2005 in England startete und einen enormen Hype auslöste. Noch im selben Jahr wurde Hauptdarsteller Eccleston durch den zehnten Doctor David Tennant ausgetauscht. ProSieben zeigt die jeweils ersten Staffeln mit beiden Schauspielern. „Wir warten zunächst ab, bis es mehr Episoden der Serie gibt. Es ist von Vorteil, wenn man mit einer längeren Strecke starten kann“, sagte ProSieben-Programmplaner Jürgen Hörner im Juli 2006 im Quotenmeter-Interview, weil ProSieben ja dafür bekannt ist, von neuen Serien immer gleich ganz viele Folgen zu zeigen. Wenn man natürlich das Produkt gleich in Doppelfolgen verschießt, ist es klar, dass man erst mal ein paar Episoden Vorrat braucht.

Wenn die 26 Folgen nun tatsächlich in 13 Wochen durchlaufen, hat sich die Wartezeit für die deutschen Doctor-Who-Fans vielleicht gelohnt. Ich Ignorant freue mich darauf, von ihnen in den Kommentaren den Reiz der Serie erklärt zu bekommen.

Doctor Who, samstags ab 17.05 Uhr auf ProSieben (jeweils zwei Folgen).

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Michael, 26. Januar 2008, 02:46.

Doctor Who

1989–1990 (RTL); 1995 (Vox); 2008 (ProSieben). Brit. Science-Fiction-Serie von Sydney Newman („Doctor Who“; 1963–1989; seit 2005).

In einer Zeitmaschine reist der „Time Lord“ Dr. Who (Colin Baker, später: Sylvester McCoy) vom Planeten Gallifrey durch Raum und Zeit und erlebt Abenteuer in den verschiedensten Epochen. Die Zeitmaschine heißt TARDIS („Time And Relative Dimension In Space“) und sieht aus wie eine Telefonzelle. Darin wohnt Dr. Who auch.

In der Neuauflage auf ProSieben bekommt der Doctor (Christopher Eccleston; später: David Tennant) eine Begleiterin an seine Seite: Rose (Billie Piper).

Jeweils mehrere halbstündige Folgen (meist vier bis sechs) hintereinander bildeten in den früheren Fassungen eine abgeschlossene Geschichte. 42 Folgen liefen sonntags gegen 14.00 Uhr bei RTL, Vox zeigte später 47 weitere Folgen. Alle Folgen, die damals in Deutschland zu sehen waren, stammten aus den Jahren 1983 bis 1989. Zuvor hatten in Großbritannien bereits fünf andere Darsteller den Doctor gespielt. Dort hatte die Serie 695 Folgen und war damit die längste Science-Fiction-Serie überhaupt. Die Neuauflage im Jahr 2005 löste in Großbritannien einen entsprechenden Wirbel aus. Jetzt waren die Folgen eine Stunde lang, und oft zog sich die Handlung über eine Doppelfolge.

Pro Sieben zeigte drei Wochen lang samstags ab 17.00 Uhr jeweils zwei Folgen und setzte die Serie dann ab. Nach einigen Monaten Pause liefen sonntags nachmittags die weiteren Folgen bis zum Ende der zweiten Staffel.

Einzelgänger

Eigentlich sollte jetzt die zweite Folge der inhaltlich vielversprechenden Serie Die Anwälte laufen, doch RTL entschied sich, nach nur einer Folge den Stecker zu ziehen. Noch nie hat ein deutscher Sender bei einer fiktionalen Serie so schnell aufgegeben.

Es gibt aber einige Beispiele für Unterhaltungsshows, deren Premiere zugleich ihr Finale war.

                             

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Michael, 24. Januar 2008, 21:15.

Deutschlands Talente

2003 (ARD). 45-minütige Talentshow mit Eva Herman.

In jeder Sendung traten fünf Nachwuchskünstler auf: Sänger, Imitatoren, Tänzer, Artisten, Comedians. Das Publikum in der Halle wählte den Sieger. Er bekam 5000 €.

Die Show, in der auch die Gewinner der Deutschen Fernsehlotterie gezogen wurden, war eine der großen Hoffnungen der ARD, ihre Unterhaltung zu retten. Es blieb bei einem einzigen Versuch auf dem eigentlichen Sendeplatz am Montag um 20.15 Uhr. Nach demütigenden 2,3 Millionen Zuschauern wurden die restlichen drei Ausgaben montagnachmittags um 15.15 Uhr versendet.

Close Up

1995 (RTL2). Interviewmagazin mit Claudia Schiffer.

Das Model trifft deutsche und internationale Größen wie Michael Schumacher, Melanie Griffith und Dennis Hopper an mehr oder weniger aufregenden Orten und tut so, als würde sie ein Gespräch mit ihnen führen. Eigentlich hatte Schiffer gehofft, auf diese Art noch viele andere Menschen kennen zu lernen, die noch berühmter waren als sie. Leider entzog ihr RTL 2 schon nach der ersten Ausgabe die Lizenz zum Reden. Nein: zum Glück.

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