Vorsicht Kamera!

1961–1966 ( ARD); 1991–1994 (Sat.1). Halbstündige Streicheshow mit Chris Howland.

Vorläufer aller Shows, die sich der versteckten Kamera bedienen. Ahnungslose Bürger werden von Lockvögeln in abstruse Situationen verwickelt und dabei ohne ihr Wissen gefilmt.

Adaption des US-Formats „Candid Camera“, das bereits seit 1948 auf Sendung war und von Allen Funt erfunden wurde. Moderator Chris Howland zeigte die amüsanten Filme mit Lockvogel Helli Pagel an wechselnden Sendeplätzen im Hauptabendprogramm 30-mal bis 1966. Die Streiche waren in der Frühzeit des Formats eher harmlos. Meist ging es darum, dass ein technisches Problem künstlich herbeigeführt wurde und deshalb irgendetwas nicht so funktionierte, wie es eigentlich sollte, wobei das Entscheidende die Reaktionen der Opfer und deren wachsende Ungeduld oder Verzweiflung waren. Entsprechend trug die Show in den Anfangsjahren den braven Untertitel „Beobachtungen von und mit Chris Howland“. Dennoch kritisierte drei Jahre nach Sendestart der Vorsitzende des WDR-Rundfunkrats und Vizekanzler Erich Mende, die versteckte Kamera verletze die Intimsphäre der Gefoppten. Als der Rechtsausschuss des Bundestags die Reihe viel später für rechtlich unbedenklich erklärte, war sie längst abgesetzt.

1991 legte Sat.1 die Sendung neu auf, wieder eine halbe Stunde lang, jetzt im frühen Sonntagabend-, später im Sonntagnachmittagsprogramm, und wieder mit Chris Howland als Moderator. Howland wollte die Streiche gern so harmlos wie früher halten, doch die versteckte Kamera war inzwischen allgegenwärtig und für sich allein nicht mehr so reizvoll (die ARD hatte das Konzept längst mit Verstehen Sie Spaß? zur großen Samstagabendshow ausgebaut). Härtere, dreistere Streiche mussten her, und mit ihnen kam ein neuer Moderator: Philipp Gassmann präsentierte neue Folgen ab Januar 1994 und ergänzte die Einspielfilme um eigene Comedyeinlagen. Es war die vorerst letzte Staffel; der Sendeplatz am Dienstagabend um 23.45 Uhr zeigte, dass man beim Sender nicht mehr sehr zuversichtlich war. Ende 1997 startete Sat.1 eine weitere Neuauflage als große Abendshow mit Fritz Egner unter dem Titel Vorsicht Kamera – Das Original.

24 für ’13: Türchen Nr. 2

Unser Adventsrätsel schloss gestern da an, wo wir im vergangenen Jahr aufgehört hatten. Hier steht die grobe Lösung, die genaue Szene gibt’s hier.

Jeden Tag bis Heiligabend erscheint hier ein Türchen, das aus dem Fernsehen bekannt ist. Mit diesem Türchen geht’s weiter: Woher könnten wir das denn kennen? Lösung morgen früh.

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Michael, 2. Dezember 2013, 06:00.

24 für ’13: Türchen Nr. 1

Pust… Hust… Mann, ist das staubig hier.

Falls noch jemand hier ist: Dies ist die Adventsüberraschung 2013! Es gibt wieder 24 Türchen bis Heiligabend. Jeden Tag eine neue Tür, die man mal im Fernsehen gesehen hat, und immer am nächsten Tag der Link zur Auflösung, bei welcher Gelegenheit das denn nun war.

Also: Wo haben wir diese Tür schon mal gesehen?

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Michael, 1. Dezember 2013, 06:00.

Türsteher schlagen Raab

Wenn ich Schlag den Raab sehe, amüsiere ich mich oft bei der Vorstellung, wie die Redaktion im Vorfeld der Sendung in ihrer Stube sitzt und bewusst Spiele ausheckt, die ereignisärmer sind als alles Bisherige. Höhepunkt in dieser Hinsicht war mit Sicherheit, als beide Kandidaten etliche Male hintereinander minutenlang auf einen Toaster starrten, weil sie vorhersagen mussten, wann das Brot herausspringen würde, das darin steckte. Aber auch als erst vor Kurzem beide Kandidaten an einem Seil hingen und die Aufgabe schlicht lautete, länger hängen zu bleiben als der Gegner, war die Live-Übertragung nur schwer von einem Standbild zu unterscheiden.

Als heute Abend aber gleich mehrere „Nachrichten“-Sender in der Erwartung, eine junges Ehepaar werde mit seinem Neugeborenen heraustreten, für längere Zeit eine Tür live übertrugen, war klar: In dieser Hinsicht ist der Raab geschlagen.

Michael, 23. Juli 2013, 21:24.

In Memoriam Eddi Arent

Er war über Jahrzehnte eine der festen Größen der deutschen Comedy, selbst in Filmen, die gar nicht als Comedy gemeint waren, wie zum Beispiel die Edgar-Wallace-Reihe. In zahlreichen Sketchreihen mit und ohne Harald Juhnke durfte Eddi Arent dann nach Belieben verwirrt, schusselig, chaotisch und überfordert sein.
Der große Eddi Arent ist im Alter von 88 Jahren gestorben.

Michael, 7. Juni 2013, 10:11.

Es ist angerichtet

1983–1986 (ARD). „Komische Geschichten mit Eddi Arent“.

Halbstündige Sketchreihe mit Eddi Arent in der Hauptrolle in drei bis vier Kurzgeschichten pro Folge. Meistens richtet er darin großes Chaos an, wenn er sich im Urlaub verläuft, als Heimwerker etwas reparieren will, eine Autowerkstatt betreibt oder mit Schluckauf zum Liebesgeständnis ansetzt.

Die Sketche waren zum Teil aus englischen Comedysendungen adaptiert, teilweise aber auch von Autoren wie Patrick Süskind, Jacky Drechsler oder Arent selbst verfasst. Regelmäßige Sketchpartner waren Monika John, Felix Dvorak, Ute Christensen und Udo Thomer.

Vielleicht nicht

Vielleicht ist alles doch nicht so schlimm im deutschen Fernsehen. Nicht einmal im Vergleich mit dem Fernsehen im Ausland, das wir sonst oft so sehr preisen.

In der ganzen Welt ist Deutschland wegen seiner Pünktlichkeit bekannt. Ausgerechnet das Fernsehen pfeift hierzulande aber oft auf Pünktlichkeit, überzieht Sendungen um Minuten oder manchmal Stunden. Und das ist gut so. Denn das Fernsehen richtet sich in Deutschland danach, wann eine Sendung tatsächlich zu Ende ist. Oder sich zu Ende anfühlt. Und erst dann wird ausgeblendet.

Der Pünktlichkeitswahn des sonst so guten britischen Fernsehens dagegen führte schon oft dazu, dass Sendungen just in dem Moment, in dem es spannend wurde, zu Ende waren. Dort wird nämlich abgebrochen, wenn die dafür vorgesehene Zeit erreicht ist.

Im vergangenen Jahr hatte das zur Folge, dass am Ende der Übertragung der Brit Awards ausgerechnet die Trägerin des wichtigsten Preises des Abends, Adele, keine ordentliche Dankesrede mehr halten durfte, während vorher viel Zeit mit Preisträgern in Nebenkategorien verplempert wurde.

Heute Abend hatte der Reporter des Senders ITV das Gespräch mit dem Trainer von Real Madrid, José Mourinho, nach dem Ausscheiden seines Vereins aus der Champions League gegen Borussia Dortmund schon fast beendet, als er abschließend ein vages „Vielleicht nächstes Jahr mit Real Madrid?“ in den Raum stellte. Mourinhos überraschende Antwort: „Vielleicht nicht.“ Das ist die Stelle, an der in Deutschland Fußballer und Trainer nie, aber auch gar nie, etwas Konkretes sagen. Mourinho hatte zwar auch vorher schon angedeutet, in der kommenden Saison eventuell anderswo anzuheuern, doch bisher hatte es nichts Konkretes gegeben. War hier etwa die Chance, wirklich etwas Neues zu erfahren? Der Reporter fragte noch nach: „Vielleicht nicht?“. Mourinho setzte zur Antwort an: „Nun, ich arbeite gern dort, wo man…“ Dann suchte er für einen Moment nach Worten. Englisch ist nicht seine Muttersprache. Zu blöd, dass gerade eine volle Stunde erreicht war. Der Reporter unterbrach. „Das nehmen wir mal so mit. Ich muss Schluss machen.“ Er gab zurück zu den Moderatoren. Die verabschiedeten sich. Ende.

Das wäre bei uns nie passiert. Wer hätte gedacht, dass ich also jemals diesen Satz schreiben würde: Hier könnten sich die Briten am deutschen Fernsehen ein Beispiel nehmen.

Michael, 30. April 2013, 23:29.

So ist das nämlich.

Im Duell, das die herausragende Informationssendung des Wahljahres ist, müssen die Kandidaten und nicht die Moderatoren im Vordergrund stehen.

ZDF-Chefredakteur Peter Frey über das Kanzlerduell, das in diesem Jahr Stefan Raab mitmoderieren soll.

Aha. Deshalb werden auch dieses Jahr wieder zwei Kandidaten vier Moderatoren gegenüberstehen, weil keiner der eitlen Sender auf einen eigenen Vertreter verzichten will. Weil es um die Moderatoren ja nicht geht. Klar.

Michael, 26. April 2013, 15:21.

Im Memoriam Dieter Pfaff

Dieter Pfaff ist im Alter von 65 Jahren an Lungenkrebs gestorben.

Ein Publikumsliebling wurde Dieter Pfaff schon in den Serien Der Fahnder und Balko, obwohl man ihn dort nur in Nebenrollen besetzt hatte. Dass er problemlos als Hauptdarsteller eigene Serien tragen konnte, ließ sich schon damals erahnen.

Dieter Pfaff genoss seit vielen Jahren nicht nur den Luxus, sich seine Rollen aussuchen zu können, sondern sie sich sogar ausdenken zu dürfen. Bruder Esel, Sperling und Bloch basierten auf Ideen von ihm.

Von seiner jüngsten Erfolgsserie Der Dicke sollte eigentlich seit Herbst eine neue Staffel gedreht werden. Die Arbeit daran konnte wegen Pfaffs Erkrankung jedoch nicht beginnen. Zwei alte Folgen der Serie zeigt die ARD zum Tod von Dieter Pfaff am Donnerstagabend ab 20.15 Uhr. Einen neuen Film der Bloch-Reihe konnte Pfaff noch fertigstellen. Er läuft plangemäß zum ersten Mal am kommenden Mittwoch um 20.15 Uhr.

Michael, 6. März 2013, 17:18.

Bruder Esel

1996 (RTL). 13-tlg. dt. Familienserie von Johannes Reben.

Der Franziskanerpater Ludger Spengler (Dieter Pfaff) tritt nach 20 Jahren aus dem Orden aus, weil er sich in Theres Spitzer (Renate Krössner) verliebt hat, die in Münster eine Gaststätte betreibt. Ludger zieht zu ihr und ihren drei Kindern Beppa (Miriam Horwitz), Floriane (Anna Katharina von Berg) und Henry (Bilal Diallo), die jeweils einen anderen Vater haben. Mit im Haus wohnt der schwule Untermieter Ferdi (Hans Lobitz). Als Theres von Ludger schwanger wird, nimmt sie seinen Heiratsantrag an. Weil die Familie wegen Ludgers Vergangenheit in Münster angefeindet wird, zieht sie nach Bremerhaven, wo schließlich Sohn Franz zur Welt kommt, benannt nach Franz von Assisi.

Mit „Bruder Esel“ bezeichnen die Franziskanerpater ihren störrischen Körper, der nicht immer so will, wie der Zölibat es vorschreibt. Dieter Pfaff selbst hatte die Idee zu Bruder Esel mit entwickelt. RTL zeigte die einstündigen Folgen freitags um 21.15 Uhr. Obwohl die Serie gute Einschaltquoten hatte, von der Kritik gelobt wurde und 1997 den Adolf-Grimme-Preis erhielt, wurde sie nach der ersten Staffel nicht fortgesetzt.

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