Teilzeitglatzen

Die Parallelen zwischen Dr. House und Becker haben wir vor einem Jahr hier schon einmal erwähnt: Beide sind schlecht gelaunte Ärzte voller Menschenhass und Zynismus, die am Ende aber doch zum wohl ihrer Patienten handeln.

Zwischen ihren Darstellern ist mir jetzt, da Becker-Star Ted Danson mit Damages — Im Netz der Macht endlich wieder im Fernsehen auftritt, eine weitere Gemeinsamkeit aufgefallen: Die kahle Stelle.

Ted Dansons kahle Stelle am Hinterkopf war zu Zeiten von Cheers eine Berühmtheit in den USA, obwohl sie genauso wenig zu sehen war wie Norms Frau Vera. Auch in Becker und Damages wurde sie verdeckt, doch im Film „Body Heat“ und in der kurzlebigen Sitcom Zwei in der Tinte trug Danson sie zur Schau.

Bei House-Darsteller Hugh Laurie verhält es sich ähnlich: Er selbst scheint keine Probleme zu haben, in Talkshows untoupiert aufzutreten, und auch bei einem früheren Gastauftritt in Friends war die kahle Stelle klar erkennbar. Selbst in der Pilotfolge von Dr. House schimmerte die Hinterkopfhaut noch durch, doch ab Folge 2 muss im Budget wohl ein Posten für Ersatzhaar eingeplant gewesen sein. Womöglich haben die wunderheilenden Fernsehärzte aber auch einfach eine geeignete Therapie gefunden.

Ted Danson, Hugh Laurie

Ted Danson (links) ist heute wieder als fieser Milliardär in der fantastischen Serie Damages zu sehen (ab 21.10 Uhr bei Kabel 1) und Hugh Laurie morgen im bemerkenswerten und einschneidenden Staffelfinale von Dr. House (21.15 Uhr bei RTL).

Michael, 5. Mai 2008, 01:46.

Zwei in der Tinte

1998–1999 (ARD). 22-tlg. US-Sitcom von Diane English („Ink“; 1996).

Der geschiedene Mike Logan (Ted Danson) ist der Starkolumnist der Tageszeitung „New York Sun“. Ausgerechnet seine Ex-Frau Kate Montgomery (Mary Steenburgen) wird dort seine neue Chefin und macht ihm das bisher so gemütliche Leben schwer. Zwischen den beiden steht die gemeinsame 14-jährige Tochter Abby (Alana Austin). Zur Zeitungsredaktion gehören noch Belinda Carhardt (Christine Ebersole), Ernie Trainor (Charlie Robinson), Alan Mesnick (Saul Rubinek) und Donna French (Jenica Bergere).

Lief dienstags nachts. Sonderlich lange durften Ted Danson und Mary Steenburgen, im wirklichen Leben verheiratet, nicht gemeinsam zur Arbeit gehen. Nach einer Staffel wurde die ganz nette, aber unbedeutende Serie abgesetzt. Verdienten Erfolg hatte Danson vorher mit Cheers und nachher mit Becker.

Schweine im Weltall

Es ist schwer, etwas über das „Selbstwertfernsehen“ Kanal Telemedial zu schreiben, weil man nach kurzer Ansicht schon derart fassungslos ist, dass die Worte fehlen.

Meistens lassen sich dort bemitleidenswerte Zuschauer viel Geld aus der Tasche ziehen, indem dubiose Gestalten ihnen ihre „Zukunft“ ins Bewusstsein reden, aber oft passieren Dinge, die man nicht versteht, aber irgendwie den größenwahnsinnigen Senderchef Thomas Hornauer persönlich beinhalten, der der Meinung ist, es sei ein Geschenk, für nur zwei Euro pro Minute mit ihm sprechen zu dürfen, denn eigebtlich sei eine Minute Gespräch mit ihm mindestens 2000 Euro wert.

Heute Nacht trommelte er minutenlang so stumpfsinnig wie monoton vor sich hin, wozu so etwas wie Schmerzensschreie ertönten und in der Mitte des Bildschirms der Hinweis stand, dass man dieses „musikalische Kunstwerk“ bestellen könne. Derweil lief am unteren Bildschirmrand folgende Laufschrift durch:

Liebe Telemedialfreunde. Auf Grund der jüngsten Ereignisse hat sich Thomas G. Hornauer noch nicht entschieden, heute live auf Sendung zu gehen. Thomas G. Hornauer ist im Studio und die Chancen, dass heute eine Live-Sendung stattfinden wird, stehen fünfzig zu fünfzig.

Aha. Keine Ahnung, welche jüngsten Ereignisse das waren, und auch keine Ahnung, wie er sich entschieden hat, aber ich muss dann wohl versehentlich für einen Augenblick etwas Sinnvolles getan haben, denn als ich das nächste Mal hinsah, saß ein verwirrter Mann, bei dem es sich wieder um Senderchef Thomas Hornauer handelte, hinter einem runden Schreibtisch, von Kerzen flankiert, und tat so, als sei sein Tisch ein Raumschiff, die Kerzen Triebwerke und er Major Tom.

Wie gesagt, mir fehlen die Worte. Aber vielleicht stürzt er ja auf einem fernen Planeten ab und bleibt da.

Michael, 4. Mai 2008, 05:27.

So Close!

Eine Serie, die Glenn Close oder Ted Danson im Ensemble hätte, wäre es schon wert, gesehen zu werden. Damages — Im Netz der Macht hat Glenn Close und Ted Danson. Vermutlich deshalb zeigt Kabel 1 immer gleich zwei Folgen.


Foto: Kabel 1

Damages, was ebenso Schäden wie Schadensersatz heißen kann, ist eine völlig andere Anwaltsserie. Hier werden nicht von sympathischen Chaoten jede Woche mehrere skurrile Fälle durchgezogen; hier zieht eine unsympathische Herrscherin einen langen, komplizierten Fall von Wirtschaftskriminalität über eine ganze Staffel. Und trotzdem ist die Serie enorm kurzweilig, was vor allem daran liegt, dass die Charaktere sich dem Zuschauer ständig weiter offenbaren und entwickeln. Eine hartgesottene Staranwältin und eine naive Jungjuristin kämpfen gegen einen abgebrühten Geschäftsmann, der klassischerweise über Leichen gehen müsste. Die Serie ist keinen Deut lustig. Sie überrascht, verblüfft und entsetzt, wenn man nach und nach feststellt, dass der Milliardär, der mit allen Mitteln sein Vermögen verteidigen will, weit mehr Skrupel zu haben scheint als seine gegnerische Anwältin, die auf millionenschwere Schadensersatzklagen spezialisiert ist.

Die Serienheldin Patty Hewes (Close) ist kein Unsympath wie Dr. House, den man eigentlich ja doch liebt, weil er am Ende immer das Gute erreicht. Es gibt keinen Grund, Patty Hewes zu lieben, denn vorerst sieht man sie immer nur Schlechtes tun, und ob sie im Endergebnis Gutes erreichen wird, kann jetzt noch niemand wissen.

Und genau deshalb bleibt man fassungslos dran. Einer muss doch hier der Böse sein! Und was hat es eigentlich mit den wirren Vorausblenden auf sich, in denen es ganz offensichtlich um einen Mord geht? Ich mag solche Zeitsprünge nicht, die sich über mehrere Episoden ziehen, ohne Ansätze von Klarheit zu schaffen, und ich weiß nicht, ob ich sie begriffen hätte, wenn ich nicht zufällig vorher gelesen hätte worum es geht. Ich schreibe es in den nächsten Satz, und wer es nicht wissen will, kann beim nächsten Absatz weiterlesen. Pattys Juniorpartnerin steht im Verdacht, ihren Lebensgefährten umgebracht zu haben. Der ist in der eigentlich erzählten Geschichte in der Gegenwart noch putzmunter.

Doch diese Zeitsprünge machen diese Serie, in der man offenbar niemandem trauen kann, nur noch geheimnisvoller und spannender. Damages passt eigentlich gar nicht in die heutige Serienlandschaft. Und genau das macht es zu einer besonderen und sehenswerten Serie.

Damages — Im Netz der Macht; montags ab 21.10 Uhr bei Kabel 1 (jeweils zwei Folgen).

Michael, 28. April 2008, 01:08.

Damages — Im Netz der Macht


Foto: Kabel 1

Seit 2008 (Kabel 1). US-Anwaltsserie von Todd A. Kessler, Glenn Kessler und Daniel Zelman („Damages“; seit 2007).

Die hartgesottene New Yorker Anwältin Patty Hewes (Glenn Close) hat sich vor allem Schadensersatzklagen und dem Kampf gegen korrupte Großunternehmer verschrieben. Sie beschäftigt in ihrer Kanzlei die jungen Ellen Parsons (Rose Byrne), Tom Shayes (Tate Donovan) und einen Haufen weiterer Anwälte und vertritt in der ersten Staffel die Anklage gegen den Milliardär Arthur Frobisher (Ted Danson) wegen illegaler Insidergeschäfte. Er soll den wahren Zustand seines maroden Unternehmens den Mitarbeitern verschwiegen und sich derweil selbst durch den Verkauf seiner Aktien zum hohen Kurs bereichert haben. Patty kämpft mit allen, auch kriminellen Mitteln gegen Frobisher und seinen Anwalt Ray Fiske (Željko Ivanek), während Ellen in den Mord an ihrem Lebensgefährten David Connor (Noah Bean) verwickelt wird, dessen sie zunächst selbst verdächtig ist.

Im Gegensatz zu den meisten Anwaltsserien, in denen jede Woche mehrere neue Fälle be- und verhandelt werden, ziehen sich die beiden Fälle in Damages fortlaufend durch die komplette erste Staffel, wobei der Mordfall anfangs zum großen Teil in Vorblenden gezeigt wird, die sechs Monate in der Zukunft spielen.

Star Glenn Close wurde für ihre Darstellung viel gelobt und 2008 mit dem Golden Globe als beste Drama-Schauspielerin ausgezeichnet, doch auch Ted Danson, der mit Comedy-Hauptrollen in Cheers und Becker ein Star wurde, bekommt hier ausführlich die Gelegenheit, in einer völlig anderen Rolle zu zeigen, welch grandioser Schauspieler er ist.

Kabel 1 zeigt montags jeweils zwei einstündige Folgen.

Hannah Montana

Seit 2007 (Super RTL). US-Jugendsitcom („Hannah Montana“; seit 2006).

Die „ganz normale“ Schülerin Miley Stewart (Miley Cyrus) führt ein Doppelleben: Abends steht sie mit Perücke verkleidet unter dem Künstlernamen Hannah Montana auf der Bühne und ist ein Popstar. Jeder kennt Hannah Montana, aber nur ihre engsten Freunde und ihre Familie wissen, wer sich hinter ihr verbirgt.

Als Mileys/Hannahs Vater spielt ihr echter Vater Billy Ray Cyrus in der Serie mit. Er spielt einen früheren Country-Star und war im wahren Leben früher ein Country-Star („Achy Breaky Heart“). Der gespielte Star Hannah Montana/Miley Cyrus wurde durch die Serie tatsächlich ein Star und verdient jetzt im Alter von 15 Jahren geschätzte 18 Millionen Dollar im Jahr.

Wird vielleicht ein Flugblatt

Miley Cyrus will ihre Memoiren schreiben. Sie sollen nächstes Jahr veröffentlicht werden. Das ist Pointe genug, mehr muss ich nicht schreiben.

Und falls Sie Miley Cyrus nicht kennen, dann ist das normal. Sie ist der Star der Super-RTL-Jugendsitcom Hannah Montana und die Tochter des Country-Sängers Billy Ray Cyrus („Achy Breaky Heart“). Miley Cyrus ist 15 Jahre alt.

Nachtrag 24. April:

Die Meldung scheint schon nicht mehr ganz frisch zu sein. What Would Tyler Durden Do? hatte bereits vergangene Woche sogar eine Pointe in der Form eines exklusiven Vorabkapitels:

Kapitel 9 — 10. Juli 2004

Heute sah ich ein Pferdchen. Ich sagte: Hallo Pferdchen!

ENDE

Schlagwörter:
Michael, 23. April 2008, 19:28.

Warmes Herz für kalte Fälle


Foto: ProSieben.

In Alexandra Neldels neuer Serie Unschuldig muss man zumindest nicht darauf warten, ob sie sich eines Tages der fiesen Verkleidung entledigen wird.

Außerdem hat Unschuldig keinen Untertitel. Kein Gedankenstrich, kein Titelzusatz. Kein Unschuldig — Grundlos gefangen. Oder Unschuldig — Auf der Jagd nach der Wahrheit. Oder wenigstens Unschuldig — Die total abgefahrene ProSieben-Krimikopie. Nichts. Schon allein das muss gepriesen werden.

Auch sonst lässt sich wenig Negatives über die neue Krimiserie sagen. Gut, sie sieht aus wie Cold Case. Verzeihung, es muss natürlich heißen: Cold Case — Kein Opfer ist je vergessen.

Und so wird es verborgen: Alexandra Neldel spielt keine Polizistin, sondern eine Rechtsanwältin, und die Fälle, die sie übernimmt, wurden nicht als unlösbar zu den Akten gelegt, sondern es wurde jemand als schuldig eingebuchtet, den die Protagonistin für unschuldig hält und rausholt. So oder so muss ein alter Fall neu aufgerollt werden, und damit haben wir im Wesentlichen Cold Case, inklusive der Jerry-Bruckheimer-Serien-typischen Flashbacks, die mit hektischen Weißblitzen ein- und ausgeblendet werden, und der pathetischen Musik, wenn am Ende in Zeitlupe der wahre Täter abgeführt wird.

Aber das macht ja mal wieder nichts, denn Krimiserien beruhen im Grunde ohnehin alle auf derselben Idee. Man muss diese Idee also nur mit guten Geschichten füllen, und schon freuen wir uns alle ganz doll. Das ist hier der Fall: Die Geschichten der ersten beiden Episoden sind originell, überraschend und spannend, und im Gegensatz zu den meisten Jerry-Bruckheimer-Serien spielt nicht schon die erste Episode in der Sadomaso-Szene, sondern erst die zweite. Und es gibt noch einen Unterschied: Die Hauptfigur lügt.

Schon früh in der Pilotfolge wird Rechtsanwältin Anna Winter von einem Bewunderer gefragt: „Warum machen Sie das?“, und sie antwortet: „Weil es mein Beruf ist.“ Doch wer deutsche Serien kennt, weiß: Protagonisten machen niemals etwas, weil ihr Beruf ist, sondern immer, weil es ihre Berufung ist. Weil sie ein Kindheitstrauma zu bewältigen haben. Weil ihnen einst selbst eine große Ungerechtigkeit widerfuhr. Oder weil der Untertitel es verlangt. Und deshalb erfahren wir am Ende dieser ersten Episode auch von dem Ereignis in Anna Winters Leben, das der wahre Grund für ihr Engagement ist.

Auch für die anderen beiden Hauptfiguren, die im Wesentlichen die Detektivarbeit für die Anwältin machen, haben sich die Autoren geheimnisvolle persönliche Geschichten ausgedacht, die hier und da aufblitzen. Das ist löblich, aber egal. Die Figuren sind uninteressant. Wer diese Serie sieht, wird sie wegen der Fälle sehen.

Deshalb wäre ein Wetten auf die Einschaltquote ein reines Glücksspiel. Unschuldig ist eine gute, aber unbedeutende Serie. Es gibt keinen Grund, warum sie ein Erfolg werden sollte. Es gibt aber auch keinen, warum sie keiner werden sollte.

Interessant könnte es werden, wenn ab übernächster Woche Cold Case direkt im Anschluss läuft. Falls Unschuldig dann überhaupt noch im Programm ist.

Unschuldig, mittwochs um 20.15 Uhr auf ProSieben.

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Michael, 23. April 2008, 06:06.

Unschuldig


Foto: ProSieben.

Ab 23. April 2008 (ProSieben). Dt. Krimiserie.

Die Rechtsanwältin Anna Winter (Alexandra Neldel) hat sich darauf spezialisiert, Menschen aus dem Gefängnis zu holen, die unschuldig verurteilt wurden. Ihr Vater saß einst wegen Mordes im Gefängnis und nahm sich dort das Leben. Jahre später wurde seine Unschuld bewiesen und er posthum rehabilitiert. Zusammen mit dem Ex-Polizisten Marco Lorenz (Clemens Schick) und dem Wissenschaftler Dr. Sebastian Krüger (Erhan Emre) rollt sie die alten Fälle neu auf, rekonstruiert die wahren Ereignisse und paukt ihre Mandanten im Wiederaufnahmeverfahren raus. Marco ist ein mutiger Draufgänger, der auf sich selbst am wenigsten Rücksicht nimmt. Er leidet an einer unheilbaren Herzkrankheit und ist schon ein paar Jahre über seiner Lebenserwartung, hat also nichts zu verlieren. Sebastian ist eigentlich Krebsforscher, springt Anna aber gern jederzeit zur Seite, wenn sie einen Forensiker braucht.

In Stil und Thematik erinnert die Serie stark an Cold Case, erzählt aber eigene, originelle und interessante Geschichten. Die einstündigen Folgen laufen mittwochs um 20.15 Uhr.

Schwacher bis mäßiger Wind um nichts

Wie mag die Premiere der neuen Dirk-Bach-Quizshow auf Vox angekommen sein?

„Neues Vox-Quiz ‚Power of 10′ startet schwach“
(Quotenmeter)

„Vox-Gameshow ‚Power of 10′ startet eher mäßig“ (DWDL)

„‚Power of 10′ startet ordentlich“ (Kress)

Gäbe es doch nur eine Stelle, an der man es nachlesen könnte…

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Michael, 22. April 2008, 12:37.
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New York für Fern-SeherDie kleine House-Apotheke

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