Die sechs Frauen Heinrich VIII.

1971–1972 (WDR). 6-tlg. brit. Historienserie („The Six Wives Of Henry VIII“; 1971) über König Heinrich VIII. von England (Keith Michell) und seine sechs Ehefrauen: Katherina von Aragon (Annette Crosbie), Anne Boleyn (Dorothy Tutin), Jane Seymour (Anne Stallybrass), Anna von Cleve (Elvi Hale), Catherine Howard (Angela Pleasance) und Catherine Parr (Rosalie Crutchley).

Jede Folge beschäftigte sich mit einer Frau und den Gründen, warum er sich dauernd scheiden oder seine Gattinnen enthaupten ließ. Der Sechsteiler lief später auch im DFF.

Dr. Muffels Telebrause

1975–1978 (HR). Comedyshow von Robert Gernhardt, Bernd Eilert und Peter Knorr, Regie: Klaus Michael Seuling.

Sketche, Parodien und Albernheiten mit einem achtköpfigen Schauspieler-Ensemble: Hans Timerding, Karl Friedrich, Monika Hessenberg, Andreas Mannkopff, Klaus Steiger, Edith Volkmann, Alexander Welbat und Josef Meinertzhagen. Timerding ist der namenlose Moderator, der die Zuschauer zu dem begrüßt, was seiner Aussage nach früher einmal ein anspruchsvolles Kulturmagazin mit Titel „Syntax, Sensus und Symbiosen“ war, doch seit dem Konzil von Bad Wuschel gezwungen ist, seichte Unterhaltung zu bieten. So führt er mit verbitterter Miene und desillusioniertem Tonfall durch eine Reihe von Spielen wie „Keiner wird gewinnen“, in dem er Kandidaten die erspielten Punkte ins Gesicht klebt, oder lässt raten, wie lange es dauert, bis sich ein Bügeleisen durch ein Van-Gogh-Original gebrannt hat – dieses wertvolle Original gibt es dabei zu gewinnen. „Exotik, Spannung, Abenteuer, das alles erwartet Sie auf keinen Fall.“ Das Bühnenbild im Hintergrund ziert nur der Schriftzug „Show“, und wenn Timerding zu Beginn der Sendung das erste Mal ins Bild kommt, steht in der Einblendung nur „Moderator“.

Regelmäßiger Studiogast ist der Schweizer Herr Schöpfli (Klaus Steiger), der Universalexperte zu allen Themen, der konstruktive Vorschläge macht wie „Warum schult man unsere Rentner nicht zu Braunbären um? Das wäre eine wunderbare Belebung unserer Wälder!“ und als Fachmann für Lernhilfen Eselsbrücken antrainiert wie „Drei-drei-drei – Bei Issos Keilerei“, „Vier-vier-vier – Mozart lernt Klavier“ und „Drei-zwei-fünf – Jakob von Gericke entdeckt die Luftpumpe“. Film- oder „Live“-Zuspielungen kommen von dem Reporter Hansi Häussler (Andreas Mannkopff), der sich z. B. zu Bildern von Heidelberg aus „Rom“ meldet, wo gerade die Heidelberger Woche ausgerufen und alles akribisch umgebaut wurde. Andere wiederkehrende Figuren gibt es nicht, aber noch viele zeitlose und abgeschlossene Sketche, Parodien, absurde Szenen und Berichte: „Kettenraucher, denen es mit den herkömmlichen Methoden nicht gelang, mehr als eine Zigarette gleichzeitig zu rauchen, können aufatmen. In Paderborn wurde die mechanische Kettenrauchhilfe Multismoke entwickelt.“

Innerhalb von zweieinhalb Jahren liefen acht 45-minütige Ausgaben im dritten Programm des Hessischen Rundfunks und anderen Dritten. Die ARD zeigte 1978 Wiederholungen montags gegen 22.00 Uhr, obwohl die Reihe ihrer Zeit weit voraus war und die Massen damals noch durch schräge Masken, schrille Stimmen und platte Witze erreicht wurden. Dr. Muffels Telebrause, dessen Titel keine erkennbare Bedeutung hatte, verzichtete auf all das, auf Slapstick und Knalleffekte, benutzte Masken nur, wenn es für die Rolle notwendig war, und setzte stattdessen auf absurden Wortwitz. 1989 zeigte der HR halbstündige Zusammenschnitte aus den alten Folgen unter dem Titel Das Letzte aus „Dr. Muffels Telebrause“, jetzt mit folgendem neuen Vorspann: „Bereits in den späten 70er-Jahren hatte das deutsche Volk die Möglichkeit, die Unterhaltungsserie Dr. Muffels Telebrause abzuschalten. Damals hat nicht jeder diese Chance wahrgenommen. Jenen und auch nachwachsenden Generationen bietet der Hessische Rundfunk nun Gelegenheit, das Versäumte nachzuholen.“

König Heinrich gegen König Fußball

ProSieben zeigt ab heute das Kostümdrama Die Tudors – Mätresse des Königs. Leider war das Budget des amerikanischen Pay-TV-Senders Showtime offenbar zu knapp bemessen, um die Serie durchgehend mit den aufwändigen Kostümen aus dem 16. Jahrhundert auszustatten, weshalb einige Darsteller bedauerlicherweise in etlichen Szenen unbekleidet agieren müssen.


Foto: ProSieben

Es geht um das Leben des jungen Königs Heinrich Tudor, genannt Henry VIII., der kriegslüstern ist, aber noch mehr lüstern, und zwischen den Sachen, die man heute noch macht, machen die Menschen solche Sechzehntesjahrhundertsachen wie Reiten, Morden, Duellieren, Intrigieren und gestelzt Parlieren. Im ersten Teil lässt sich jedoch eine schöne Weisheit erlernen:

Kardinal: „Ich hoffe doch, Ihr behaltet meine Belange immer gut im Auge.“
Pace: „Gewiss, Eminenz. Wie ein Adler.“
Kardinal: „Ich will keinen Adler, Mr. Pace. Die fliegen viel zu hoch. Eine Taube müsst Ihr sein. Die scheißt auf alles.“
Pace: „Sehr wohl, Eminenz.“

Ich bin dann mal eine Taube und beende den Text vorzeitig. Und zwar mit einem SPOILER: Heinrich VIII. ist heute nicht mehr Amt.

Die Tudors – Mätresse des Königs; samstags ab 20.15 Uhr auf ProSieben (ProSieben verteilt die zehn Folgen der ersten Staffel auf vier volle Samstagabende, damit man in Ruhe im anderen Programm Fußball gucken kann).

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Michael, 7. Juni 2008, 06:20.

Sessantotto


Foto: RTL

Es soll ja angeblich Unglück bringen, wenn man zu früh zum Geburtstag gratuliert. Heute gratuliert RTL Otto Waalkes, der in sechs Wochen 60 wird, mit einer dreistündigen Abendshow mit Nazan Eckes, und das ist dann auch schon der Beweis. Im Trailer auf RTL.de kann man sehen, wie Mark Medlock, Gülcan und andere, die er nicht kennt, Otto gute Wünsche schicken und um eine Einladung buhlen.

Natürlich hat Otto eine Gala verdient, und wenn jemand 60, 80 oder 175 wird, ist es normalerweise die ARD, die eine spendiert. Diesmal schmeißt RTL die Party, was ein Beweis dafür ist, welche Anziehungskraft man dem alten Otto, dessen gähnende Uralt-Witze wirklich jeder auswendig mitsprechen kann, die er aber vor 35 Jahren als Erster gemacht hat, auch beim jungen Publikum heute noch zutraut.

An Otto deshalb auch von uns die besten Glückwünsche nachträglich zu seinem 59. Geburtstag. 

Michael, 6. Juni 2008, 18:42.

Österreich: 12 Punkte!

Wenn man mal drei Minuten den unfreiwilligen Comedysender Kanal Telemedial gesehen hat, fallen einem ungefähr 1000 Gründe ein, dem Trommel-, Kerzen-, Weltall-, Esoterik-, Sing- und Homophobie-Kanal die Lizenz zu entziehen, aber auf diesen wäre man nicht sofort gekommen:

Weil er nicht aus Österreich sendet!

Aber wenn’s dieser Grund sein soll, bitte sehr! Besser als gar keiner.

Ganze Geschichte bei DWDL.

Michael, 6. Juni 2008, 11:00.

Otto

1973–1981 (ARD); 1983 (ZDF). Comedyshows von und mit Otto Waalkes.

Durchschnittlich einmal im Jahr produzierte Otto ein etwa 45‑minütiges TV-Special. Anfangs bot er die Bühnennummern mit Hocker und Gitarre, die er auch für seine Langspielplatten aufgenommen hatte, ohne besondere visuelle Elemente für das Fernsehen hinzuzufügen: der Englischkurs, Reporter Harry Hirsch, Susi Sorglos im Gespräch mit ihrem verzauberten Fön, der menschliche Körper („Großhirn an Faust: Ballen!“), dazu jede Menge Kalauer und Blödellieder.

Später betrieb er immer mehr fernsehgerechten Aufwand, machte viele Parodien und setzte sie in gefilmten Sketchen um: Reporter Harry Hirsch jetzt tatsächlich vor Ort, Robin Hood, der Rächer der Enterbten („Ich bin es! Robin Hood, der Versprecher der Entnervten!“), eine Parodie auf den Großen Preis (Liedausschnitt: „… ist so kalt der Winter …“ – Frage: „Welche Jahreszeit wird in diesem Schlager besungen?“ – Antwort: „Ägypten?“), Werbeparodien und kurze Zeichentrickspots mit den Ottifanten.

Die Shows liefen unter wechselnden Titeln, trugen teilweise nur seinen Namen, waren durchnummeriert, hießen manchmal Otto-Show und manchmal so wie seine Platten. Nach neun Shows in der ARD machte Otto nur noch eine weitere. Sie wurde erstmals im ZDF gezeigt, wo Otto inzwischen Ronnys Pop-Show produzierte.

Otto — Die Serie

1995 (RTL). Halbstündige Comedyshow mit Otto Waalkes, in der es ein Wiedersehen mit allen Helden aus den Edgar-Wallace-Filmen der 60er‑Jahre gab. Otto mogelte sich in die Schwarz-Weiß-Szenen hinein und gab ihnen einen völlig neuen, witzigen Sinn. Im typischen Otto-Stil wurde er auf diese Weise Gegenspieler von Stars wie Eddi Arent oder Klaus Kinski. Zwischen den Filmszenen gab es weitere kurze Gags mit Otto.

RTL hatte sich einen enormen Erfolg von der Verpflichtung eines der größten deutschen Komiker versprochen, wurde jedoch mit eher durchschnittlichen Einschaltquoten enttäuscht. 13 Folgen liefen montags um 20.15 Uhr, zum Start schauten noch fast acht Millionen Menschen zu, am Ende nur noch etwas mehr als ein Drittel. Die technische Leistung, Otto passgenau in die alten Szenen zu montieren, war beeindruckend, stand aber in keinem Verhältnis zum Witz, der dabei heraussprang. Die Drehbücher schrieben die „Titanic“-Mitarbeiter Pit Knorr, Robert Gernhardt und Bernd Eilert gemeinsam mit Otto Waalkes.

Ottifanten

1993 (RTL). 13‑tlg. dt. Zeichentrickserie von Otto Waalkes.

Abenteuer der Ottifanten-Familie Bommel: Baby Bruno bringt den Haushalt seines um Autorität bemühten Vaters, der vernünftigen Mutter und des 90 Jahre alten Opas, der aus dem Altersheim ausgerissen ist, durcheinander. Teddy Honk ist sein ständiger Begleiter im Kinderwagen.

Otto Waalkes‘ Elefanten waren als Zeichnungen schon lange berühmt, bevor sie als Trickserie auf den Bildschirm kamen. Sie tauchten erstmals 1972 auf dem Cover der ersten Otto-Platte auf. Otto selbst lieh Baby Bruno seine Stimme. Die halbstündigen Folgen liefen samstags mittags. 1995 wurden sie zur Primetime wiederholt, immer montags nach Otto – Die Serie.

Notizias kleine Fische

Bitte verzeihen Sie, dass ich diesen Platz kurz für eine Notiz an mich selbst missbrauche — und vielleicht an die anderen zwei Zuschauer von Damages: Kabel 1, das es tatsächlich geschafft hat, die Serie nicht abzusetzen, zeigt heute die letzten drei Folgen der ersten Staffel. In Zahlen: 3. Also eine mehr als sonst. Geht los um 22.15 Uhr und dauert bis gegen 1.00 Uhr. Aufnahmegerät korrekt programmieren!

Entschuldigen Sie bitte erneut die Unterbrechung. Zurück zu fernsehlexikon.de.

Michael, 2. Juni 2008, 14:28.

Unwilliger Thomas

Eine Woche nach den No Angels ereilt Deutschland eine weitaus größere Katastrophe im Zusammenhang mit dem Eurovision Song Contest: Thomas Hermanns will nicht mehr moderieren.

Im DWDL-Interview erklärt er, angesichts des wiederholt schlechten Abschneidens der deutschen Beiträge mit seinem Latein am Ende zu sein, und die Entscheidung, den nationalen Vorentscheid und die Samstagsshows auf beiden Seiten des eigentlichen Grand Prix nicht mehr zu moderieren, sei bereits zusammen mit dem NDR gefallen.

Das ist deshalb schockierend, weil man als Zuschauer jahrelang Angst davor hatte, Deutschland könnte diese Veranstaltung unter Umständen gewinnen, müsste sie dann im nächsten Jahr ausrichten, und dann würde uns Axel Bulthaupt nicht nur drei Minuten, sondern einen ganzen Abend lang blamieren. Keine Vorstellung schien schlimmer, als vor ganz Europa zugeben zu müssen, was man in Deutschland für gute Fernsehunterhaltung hält. Diese Furcht war bei den vergangenen vier Song Contests gewichen.

Die Entscheidung im Jahr 2005, Thomas Hermanns mit der Moderation zu betrauen, war eine der besten Ideen, die die ARD seit Jahren hatte, ein sensationeller Glücksfall, denn Hermanns unterschied sich von seinen Vorgängern, die den Grand Prix wie jede andere Sendung leidenschaftslos wegmoderierten, durch den Spaß, den er dabei hatte und den man ihm anmerkte. Thomas Hermanns ist ein Fan der Show, denkt wie ein Fan und sprach deshalb aus, was alle dachten. Er nahm die Veranstaltung nicht so ernst wie seine Vorgänger, er lachte, lästerte, und er machte aus einer Fernsehsendung eine Party. Wie diese durchschnittlichen Bands abschneiden, die Deutschland zum Grand Prix schickt, weil die guten Bands keine Lust haben, ist doch eigentlich egal. Es geht darum, einen Abend lang gut unterhalten zu werden, und das hat Thomas Hermanns beim Eurovision Song Contest geschafft wie keiner vor ihm.

Es wäre schön, wenn er seine Entscheidung noch einmal überdenkt.

Hoffentlich bleibt wenigstens Peter Urban.

Michael, 1. Juni 2008, 09:41.
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