Die Sieger leben dreimal hoch


Foto: ProSieben

Deutschlands beste Comedy Switch Reloaded, frisch ausgezeichnet mit dem Deutschen Fernsehpreis, kommt ab heute schon früher und in Spielfilmlänge.

Das hat nichts mit dem gerade erhaltenen Preis zu tun, sondern mit Verzweiflung, weil nie jemand eine dieser anderen Sendungen sehen will, die ProSieben sonst dienstags um 21.15 Uhr zeigt. Deshalb jetzt also erst Switch Reloaded, und dann noch eine Folge Switch Reloaded, bevor um 22.15 Uhr eine neue Folge von Switch Reloaded kommt. Neu ist tatsächlich nur die letzte der drei Episoden, dieser Sendeplatz bleibt also bestehen, die anderen beiden sind Wiederholungen vom vergangenen Jahr.

Ich habe noch nie ausprobiert, ob 90 Minuten dieser schnellen und oft schrillen Sketche überhaupt erträglich sind, und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Switch-Wiederholungen gegen das starke Konkurrenzprogramm eine ernsthafte Chance haben. Aber man kann nie oft genug auf diese großartige Reihe hinweisen (vielleicht entdecken Neueinsteiger ja jetzt erst die erschreckend realistische Florian-Silbereisen-Parodie), und notfalls dient die erste Stunde einfach dazu, die Werbepausen von Dr. House sinnvoll zu füllen und derweil zu ProSieben umzuschalten. Immerhin heißt die Sendung Switch.

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Michael, 14. Oktober 2008, 07:20.

Highlander

1993–1995 (RTL); 1996–1998 (Vox). 119-tlg. US-Fantasyserie („Highlander“; 1992 – 1998).

Duncan MacLeod (Adrian Paul) stammt vom Clan der schottischen MacLeods, der über Jahrhunderte das Böse bekämpfte. Er selbst ist 400 Jahre alt, unsterblich und betreibt jetzt einen Antiquitätenladen in Vancouver. Wie alle Unsterblichen kann er durch Enthauptung seitens eines anderen Unsterblichen getötet werden, der dann all seine Energie aufnimmt. Es kann nur einen geben! Deshalb wird irgendwann der vorletzte Unsterbliche vom letzten getötet werden, und der letzte noch übrige wird die Macht über die Welt haben. Immer wieder begegnen Duncan MacLeod andere Unsterbliche und trachten nach seinem Leben, doch am Ende siegt stets der gute MacLeod. Mit Duncan arbeitet der junge Richie Ryan (Stan Kirsch) im Laden, der nach einiger Zeit feststellt, dass auch er unsterblich ist, und Duncans Freundin Tessa Noel (Alexandra Vandernoot). Sie ist sterblich — und stirbt auch, als sie erschossen wird. Duncan ist eine Weile mit der Chirurgin Dr. Anne Lindsay (Lisa Howard) zusammen, die seine Tochter Mary zur Welt bringt, und hat anschließend eine Beziehung mit der ehemaligen Diebin Amanda Darieux (Elizabeth Gracen). Er hat inzwischen einen Martial-Arts-Laden von Charlie DeSalvo (Philip Akin) gekauft und verbringt immer mal wieder einige Zeit in Paris, wo Joe Dawson (Jim Byrnes) „Le Blues Bar“ betreibt. Methos (Peter Wingfield), der älteste Mann der Welt, ist ebenfalls ein Unsterblicher. Eines Tages schlägt Duncan, von bösen Dämonen besessen, seinem Freund Richie den Kopf ab. Er tötet später den dafür verantwortlichen Dämonen und beschließt, nie wieder jemanden zu enthaupten.

„Es kann nur einen geben“ war bereits das Motto der erfolgreichen Highlander-Kinofilme mit Christopher Lambert in der Rolle des Connor MacLeod (ab 1986). Im Pilotfilm zur Serie spielte Lambert diese Rolle noch einmal. Ein vierter Highlander-Film kam Anfang 2001 ins Kino, darin spielten Lambert und Paul Seite an Seite.

Jede Serienfolge begann mit Duncan MacLeods erklärenden Worten: „Mein Name ist Duncan MacLeod. Ich wurde vor 400 Jahren in den schottischen Highlands geboren. Ich bin unsterblich – und ich bin nicht allein.“ Ab der 2. Staffel wurde die fast gleiche Erklärung in der dritten Person von einer Off-Stimme gesprochen. Als Titelmusik wurde der Song „Princes Of The Universe“ von Queen verwendet, der schon in den Kinofilmen zu hören war. RTL zeigte 42 einstündige Folgen dienstags um 20.15 Uhr, bevor die Serie mit den restlichen Folgen zu Vox wechselte. Elizabeth Gracen spielte ihre Rolle der Amanda später in ihrer eigenen Serie Raven – Die Unsterbliche weiter.

Hey Dad!

1990–1994 (ARD); 1996–1997 (Kabel 1). 291-tlg. austral. Sitcom von Gary Reilly und John Flanagan, Regie: Sally Brady („Hey Dad!“; 1987–1994).

Der Witwer Martin Kelly (Robert Hughes) ist Architekt und arbeitet zu Hause, um bei den Kindern Simon (Paul Smith; ab Folge 40: Christopher Mayer), Debbie (Simone Buchanan), beide Teenager, und der kleinsten Tochter Jenny (Sarah Monahan; ab Folge 268: Angela Keep) sein zu können. Betty Wilson (Julie McGregor), eine entfernte Kusine, ist Martins Sekretärin. Sie kann weder stenographieren noch tippen, meldet sich am Telefon mit „Martin Kelly, Artichekt“, ist langsam und naiv, aber liebenswert. Ebenfalls nicht der Allerhellste ist Nudge (Christopher Truswell), bürgerlicher Name Gerald Noritis. Er ist Simons bester Freund und frisst permanent den Kühlschrank der Kellys leer. Doch gelegentlich hat er einen lichten Moment. Als die Kinder feststellen, dass ihr Vater eine größere Menge Geld angespart hat und rätseln, was er damit vorhat, folgert Nudge blitzgescheit: „Bestimmt will er sich davon irgendetwas kaufen!“

Hey Dad! war der Beweis, dass nicht nur die Amerikaner gute Sitcoms produzieren. 147 Folgen der witzigen Serie liefen zunächst zweimal, später viermal pro Woche werktags im Nachmittagsprogramm der ARD. Vor allen Dingen bei Jugendlichen kam die Sitcom hervorragend an, die „Bravo“-Leser wählten sie über Monate auf Platz 1 ihrer beliebtesten Serien. Zwei Folgen aus der zweiten Staffel, die in der ARD ausgefallen waren, sowie alle weiteren Folgen liefen später im täglichen Vormittagsprogramm auf Kabel 1. In diesen Folgen zerbröckelt die Besetzung jedoch allmählich: Erst geht Debbie (Folge 165) ins Ausland, dann verschwindet plötzlich Nudge (Folge 174), schließlich geht auch Dad ins Ausland. Nach Debbies Auszug ziehen die Jugendlichen Samantha (Rachel Beck), Martins Nichte, und Ben (Ben Oxenbould) ins Haus, später übernimmt Greg Russel (Mark Owen-Taylor) das Architekturbüro (ab Folge 263) und zieht mit seiner Tochter Tracy (Belinda Emmett) ein. Von den ursprünglichen Darstellern ist zum Schluss als Einzige Julie McGregor als Betty übrig. In einigen Folgen spielte Simone Buchanans Schwester Beth in der Rolle der Elaine Kelly mit. Die beiden hatten bereits in der Serie Auf und davon zusammengespielt.

Im Oktober 2008 erscheinen die ersten 39 Folgen endlich auf DVD.

Auf und davon

1986 (ARD). „Abenteuer im 5. Kontinent – Australien 1810″. 16-tlg. austral.-frz. Abenteuerserie von Paul Wheelahan („Runaway Island“; 1982).

Anfang des 19. Jahrhunderts sind die Kinder Jemma (Simone Buchanan) und Jamie (Miles Buchanan) unter falscher Anklage im Gefängnis gelandet. Ihr Vater ist der angesehene Landbesitzer Lachlan MacLeod (John Hamblin). Der ist jedoch nach London gereist, um die bösen Machenschaften des korrupten Offiziers Captain Corkle (Ric Hutton) aufzudecken, der für die britischen Besatzer in Sydney herrscht. Die Geschwister erfahren, dass ihr Vater als tot gilt. Gemeinsam mit den Kindern Nancy (Beth Buchanan) und Nipper (Julian Gillespie) und dem alten Tom (Rodney Bell) türmen sie und sind fortan auf der Flucht vor den Behörden.

Die Buchanans waren auch im wirklichen Leben Geschwister. Beth hatte später an der Seite ihrer Schwester Simone auch Gastauftritte in deren Sitcom Hey Dad!.

The L Word

Seit 2006 (ProSieben). „Wenn Frauen Frauen lieben“. US-Freundinnenserie von Ilene Chaiken, Michele Abbot und Kathy Greenberg („The L Word“; 2004–2009).

Alltag und Liebesleben einer Gruppe von Freundinnen im Schickimicki-Viertel von Los Angeles. Die meisten sind entweder lesbisch, bi- oder transsexuell oder sich noch nicht ganz im Klaren. Bette Porter (Jennifer Beals) ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau und fest mit Tina Kennard (Laurel Holloman) liiert. Die Hairstylistin Shane McCutcheon (Katherine Moennig) schläft sich durch wechselnde Betten, weil sie nicht bereit ist, sich auf eine Beziehung einzulassen. Die junge Schriftstellerin Jennifer Schecter (Mia Kirshner) weiß noch nicht einmal, ob sie lieber mit einem Mann oder einer Frau eine Beziehung hätte. Radiomoderatorin Alice Pieszecki (Leisha Hailey) und Tennisprofi Dana Fairbanks (Erin Daniels) sind zunächst beste Freundinnen, doch es wird sogar noch mehr daraus. Bettes Halbschwester Kit Porter (Pam Grier) ist als einzige in der Clique konsequent heterosexuell. Bis auf diese klitzekleine Ausnahme mit dem Dragking. Es geht um sexuelle Selbstfindung, Coming-Out, Sex und Frauengespräche, in denen es deutlich seltener als in Sex And The City um Männer geht, und um relevante Themen wie Kinderwünsche bei lesbischen Frauen, künstliche Befruchtung und den Schutz ungeborenen Lebens.

ProSieben zeigte bisher nur die erste Staffel mit 13 Folgen, dienstags um 22.15 Uhr. In den USA beginnt Anfang 2009 bereits die sechste Staffel und zugleich letzte Staffel.

Rivalen der Rennbahn

1989 (ZDF). 11-tlg. dt. Soap von Ted Willis und Anita Mally.

Nach einem mysteriösen Sturz bei einem Rennen kann der erfolgreiche Jockey Christian Adler (Thomas Fritsch) nicht mehr reiten. Mit dem alten Trainer Wolf Kremer (Hellmut Lange) leitet er fortan einen gemeinsamen Stall und kümmert sich vor allem um das Pferd Samuraj (Mazzoni), das er der Gräfin Hayn-Hohenstein (Margot Hielscher) abgekauft hat. Sie unterstützt Christian beim Aufbau seiner neuen Existenz. Christians Ehe mit Monika (Jutta Speidel) ist seit einer Affäre mit Sylvia (Maja Maranow) zerrüttet. Sylvia ist die Frau des reichen Geschäftsmanns Hans-Otto Gruber (Manfred Zapatka), der mit allerlei Intrigen an den Stall Kremer/Adler herankommen will. Zum Stallpersonal gehören Stallmeister Rolf Lesch (Hans Clarin), ein Alkoholiker, Stalljunge Ludger (Santiago Ziesmer), Stallmädchen Margit Franke (Radost Bokel) und der junge Jockey Klaus Schmittgen (Zacharias Preen). Thea Waasing (Thekla Carola Wied) rettet den Stall vor der drohenden Pleite, indem sie Wolf und Christian ihre Pferde anvertraut, und Christian verliebt sich in sie. Herr Ziehlmann (Horst Frank) ist ein Verbündeter Grubers. Christians Bruder Bruno (Pierre Franckh) versucht, durch zwielichtige Methoden an Geld zu kommen. Neben der Gräfin bilden Rosalind (Tilly Lauenstein) und Emanuel von Rödermark (Ferdy Mayne), Bernhard Schadenstedt (Wolf-Dietrich Berg), Dieter Homburg (Jürgen Draeger) und Tante Ella (Ilse Werner) die feine Reitgesellschaft.

Die Seifenoper mit ihren an den Rosshaaren herbeigezogenen Geschichten war ein enormer Erfolg und wurde trotzdem nach der ersten Staffel überraschend nicht fortgesetzt. Wahrscheinlich hatte das ZDF noch höhere Erwartungen gehabt. Auf dem gleichen Sendeplatz, samstags um 19.30 Uhr, war nur eine Woche zuvor Die Schwarzwaldklinik zu Ende gegangen. Mit deren Einschaltquoten konnte die Nachfolgeserie nicht mithalten. Das konnte danach aber nie wieder irgendeine Serie.

Jede Folge dauerte 45 Minuten. Dieter Bohlen schrieb die Titelmusik und den kompletten Soundtrack, der mit Starbesetzung eingesungen wurde und innerhalb von nur elf Folgen fünf Hits in die Charts brachte: „Samuraj“ von Nino de Angelo, „It’s A Game“ von Les McKeown, „I Need Your Love Tonight“ von Marianne Rosenberg, „Once I’m Gonna Stay Forever“ von Ricky Shayne und „Love Suite“ von Blue System (also Bohlen selbst). Thomas Fritsch kaufte das Pferd Mazzoni, das Samuraj gespielt hatte, nach der Serie auch im wirklichen Leben.

Die Serie ist komplett auf DVD erhältlich.< -->

Saupreis: Zu viel der Ehre

Die Idee war schon so putzig wie der ganze Deutsche Fernsehpreis an sich, einen Literaturkritiker, der im Fernsehen genau zwei Sendereihen gestaltet hat, die er sinngemäß damit zubrachte, den Menschen zu empfehlen, lieber Bücher zu lesen als fernzusehen, mit dem Ehrenpreis für sein Lebenswerk wegen seiner Verdienste um das Fernsehen auszuzeichnen.


Marcel Reich-Ranicki und Hellmut Karasek im Februar 1990 im Literarischen Quartett. Foto: ZDF

Dieser Deutsche Fernsehpreis wurde am Samstagabend in Köln verliehen, und weil das ZDF die Aufzeichnung der Verleihung erst am Sonntagabend zeigt, muss es normalerweise hoffen, dass noch nicht zu viele Preisträger vorher durchsickern, damit es halbwegs spannend bleibt. Sehr schnell durchgesickert ist allerdings, welcher Preisträger gar keiner sein wollte.

Vorab bekannt war, dass der 88-jährige Marcel Reich-Ranicki den Ehrenpreis fürs Lebenswerk bekommen sollte, und Thomas Gottschalk erzählte am Donnerstagabend bei Schmidt & Pocher, wie er sich auf die Laudatio vorbereitet und dass er deshalb noch einmal mit Reich-Ranicki telefoniert hatte.

Die Laudatio hat er gehalten.

Den Preis wollte Reich-Ranicki aber nicht mehr haben.

Er trat auf die Bühne und erklärte, nicht gewusst zu haben, was ihn erwarte, bezeichnete die bis dahin geehrten Sendungen und die ganze Veranstaltung als Blödsinn und verweigerte die Annahme des Preises.

Ich finde es schlimm, was wir uns über Stunden hier ansehen mussten.

Wer hätte gedacht, dass der Deutsche Fernsehpreis jemals einen erinnerungswürdigen Fernsehmoment hervorbringen würde?

Würde er ihn nehmen, müsste man Reich-Ranicki für diesen Auftritt schon wieder mit einem Fernsehpreis auszeichnen.

Fernsehlexikon.de bloggt die Aufzeichnung der Sendung heute Abend „live“ ab 20.15 Uhr.

Michael, 12. Oktober 2008, 04:11.

Das literarische Quartett


Foto: ZDF

1988-2001; 2005–2006 (ZDF). Live-Sendung, in der Marcel Reich-Ranicki und drei weitere Literaturkritiker sich über neue belletristische Bücher streiten.

Als die Redakteure Johannes Willms und Dieter Schwarzenau den FAZ-Literaturchef Reich-Ranicki für ihre Idee einer neuen Literatursendung gewinnen wollten, stellte der Forderungen, von denen er glaubte, dass sie unerfüllbar seien: Zum Beispiel, dass es keine Filmeinspielungen geben dürfe und keine Show-Auftritte zwischendurch, nur ein Gespräch. Zu seiner eigenen Überraschung wurden ihm seine Forderungen erfüllt. Fortan leitete er die Sendung, neben ihm waren zunächst Sigrid Löffler („Profil“), Hellmuth Karasek („Spiegel“) und Jürgen Busche („Hamburger Morgenpost“) ständige Gäste. Im Oktober 1989 schied Jürgen Busche aus, an seiner Stelle nahm in jeder Ausgabe ein anderer Gast in einem der schwarzen Ledersessel Platz – nur Reich-Ranicki durfte sich auf einem mindestens doppelt so breiten Sofa breit machen.

Das literarische Quartett war ursprünglich ein Ableger des Kulturmagazins aspekte und Nachfolger von aspekte-Literatur und lief in einer Länge von 75 Minuten zunächst vier-, später bis zu sechsmal im Jahr am späten Donnerstag- oder Freitagabend. Ihren enormen Unterhaltungswert gewann die Reihe vor allem durch den streitbaren Reich-Ranicki, der seine Kollegen anfauchte, wenn sie sich erdreisteten, von dem besprochenen Buch eine andere Meinung zu haben als er. Die Sendung hatte bis zu eineinhalb Millionen Zuschauer und auch in schlechteren Phasen selten weniger als eine halbe Million (eine einzelne Sendung an einem Sonntagabend erreichte sogar vier Millionen), was für ein solch puristisches Literaturforum unerhört war. Entsprechend enorm war die Bedeutung der Sendung für den Buchhandel. Ein Lob im „Quartett“ konnten anspruchsvolle Schriftsteller wie Cees Nooteboom, Ruth Klüger oder Javier Marias über Nacht zu Bestseller-Autoren werden lassen, doch auch ein Verriss wie der von Günter Grass‘ Roman „Ein weites Feld“ vermochte es, die Verkaufszahlen in die Höhe zu treiben.

Bereits die zweite Sendung sorgte für Aufregung, weil „Lust“ von Elfriede Jelinek besprochen wurde, und, wie Reich-Ranicki später erzählte, „vor allem die Repräsentanten des Katholischen im Fernsehrat noch gar nicht wussten, dass Frauen onanieren, weswegen sie die Sendung sofort schließen wollten.“ Zum Eklat kam es in der Sendung vom 30.06.2000: Löffler bezeichnete den Roman „Gefährliche Geliebte“ von Haruki Murakami wegen des vielen „hirnerweichenden Vögelns“ darin als „literarisches Fast Food“. Reich-Ranicki warf ihr daraufhin vor, jedes hoch erotische Buch total abzulehnen und beschimpfte sie als prüde. Der Streit wurde persönlich und füllte einige Wochen lang die Zeitungen, ließ dabei zugleich die Zukunft der Sendung im Ungewissen. Karasek und Reich-Ranicki betonten eine Weile, sollte Frau Löffler aussteigen, bedeute dies das Ende der Sendung. Als Löffler kurz darauf tatsächlich ihren Ausstieg erklärte, wurde nach wenigen Tagen Iris Radisch von der „Zeit“ als ihre Nachfolgerin vorgestellt, die bereits ab der nächsten Sendung am 18.08.2000 dabei war.

In der ersten Sendung sagte Reich-Ranicki am Anfang: „Was wir zu bieten haben, ist nichts anderes als Worte, Worte, Worte, 75 Minuten lang Worte, und wenn’s gut geht, vielleicht auch Gedanken.“ Später erklärte er das Konzept so: „Gibt es im Quartett ordentliche Analysen literarischer Werke? Nein, niemals. Wird hier vereinfacht? Unentwegt. Ist das Ergebnis oberflächlich? Es ist sogar sehr oberflächlich.“ Jede Sendung beendete der Kritiker, der durch das Literarische Quartett endgültig zum deutschen Literaturpapst wurde, mit dem Zitat von Brecht: „Wir sehen betroffen, den Vorhang zu und alle Fragen offen“.

Die erste Sendung wurde noch in einer minimalistischen Dekoration in einem Studio ohne Publikum aufgezeichnet. Später kam die Sendung mit Publikum aus verschiedenen Orten der Kultur, die 77. und letzte Sendung aus dem Schloss Bellevue als Gast des Bundespräsidenten Johannes Rau. Marcel Reich-Ranicki wollte danach nicht mehr nur über Bücher reden und sich von niemandem dazwischenquatschen lassen müssen: Seine Nachfolgesendung hieß Reich-Ranicki solo.

Dreieinhalb Jahre nach der letzten Sendung kam Das literarische Quartett noch einmal zu einer Sonderausgabe zusammen: Kurz vor dem 200. Todestag von Friedrich Schiller setzten sich Reich-Ranicki, Karasek und Radisch am im April 2005 mit dessen Klassikern auseinander. „Gast“ war an diesem Abend Elke Heidenreich, die inzwischen ihre eigene erfolgreiche Büchersendung Lesen! im ZDF moderierte. Bis August 2006 folgten noch drei weitere Ausgaben zu runden Todestagen von Thomas Mann, Heinrich Heine und Bertolt Brecht.

Reich-Ranicki solo

2002 (ZDF). „Polemische Anmerkungen“. Halbstündige Kultursendung, in der Marcel Reich-Ranicki, als streitlustiger Literaturpapst in Das Literarische Quartett bekannt geworden, ohne Gegenpart seine eigene Meinung zu aktuellen Themen sagte, und nicht nur zu Büchern. Lief neunmal dienstags um 22.15 Uhr.

Mein Restaurant

2008 (Vox). Reality-Spielshow mit Christian Clerici.


Foto: Vox

Fünf Paare eröffnen jeweils ein Restaurant in Berlin, Köln, München, Leipzig und Hamburg. Sie fangen bei Null an, und Null heißt: Ein Haufen Bauschutt in unattraktiven Räumlichkeiten. Sie haben nur ein knappes Budget zur Verfügung, aber verschiedene Möglichkeiten, es aufzustocken. Wenn nach etlichen Wochen ansehnliche Lokale daraus geworden sind, geht der eigentliche Wettbewerb erst los: Eine Jury aus dem Fernsehkoch Tim Mälzer, der Hotelchefin Eva-Miriam Gerstner und dem Gastronom und Hotelbesitzer Christoph Strenger bewertet die Paare und nominiert alle zwei Wochen die schlechtesten Restaurants, die Fernsehzuschauer stimmen dann telefonisch ab, wer in der folgenden Woche rausfliegt, sein Restaurant innerhalb von 15 Minuten schließen und ggf. den Gästen die Teller unter der Nase wegziehen muss. Nach gut zwei Monaten steht ein Gewinnerpaar fest, das sein eigenes Restaurant behalten darf: Anna Regenberg und Toby Kronwitter und ihr Lokal „Grinsekatze“ in München siegten.

Vox zog den neuen Gastronomie-Wettbewerb als Event auf und zeigte zweimal wöchentlich zwei Stunden im Abendprogramm, freitags und dienstags um 20.15 Uhr. Die Show basierte auf dem australischen Format „My Restaurant Rules“.

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