Öcht ötzend

Es ist schon eine lustige Ironie, wenn man bei RTL Das Supertalent sieht, wo Dieter Bohlen gerade rüde über die musikalische Qualität von Ambitionierten urteilt, und dann zum ZDF zappt, wo in Willkommen bei Carmen Nebel im selben Moment DJ Ötzi seinen neuen Gassenhauer „In 100.000 Jahren“ singt, einen Song, für dessen Singleveröffentlichung mit dem Spruch geworben wird: „Aus der Feder von Dieter Bohlen!“

Michael, 25. Oktober 2008, 21:03.

Buenos Dias, Messias!


Foto: ZDF / BBC Films

Auf das besondere Drängen eines einzelnen freien Mitarbeiters möchten wir auf die Wiederholung von Messias hinweisen, einer außergewöhnlichen, atemberaubenden englischen Crime-Mystery-Serie. Falls Sie also noch nicht wissen, was Sie mit der zusätzlichen Zeit in der kommenden Nacht anfangen sollen…

Der erste Fall besteht aus zwei fast spielfilmlangen Teilen, die das ZDF heute beide zeigen wird, mangels Werbung nur unterbrochen von einer heute-Ausgabe. Der Film kommt natürlich auf dem Qualitätsfernsehen-Sendeplatz um Mitternacht, falls Carmen Nebel ihre Willkommensshow zur Primetime rechtzeitig fertigmoderiert hat. Sonst wird’s eben etwas später. Wer sein Aufnahmewerkzeug programmieren möchte, sollte das also schön bis mindestens 3.15 Uhr durchrauschen lassen.

Die zwei Teile des zweiten Falls kommen in drei Wochen.

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Michael, 25. Oktober 2008, 12:59.

Blood Ties — Biss aufs Blut

Ab 26. Oktober 2008 (RTL2). 22-tlg. kanad. Vampirserie von Peter Mohan nach den Büchern von Tanya Huff („Blood Ties“; 2007).


Foto: RTL II

Vicki Nelson (Christina Cox) erblindet allmählich und kann deshalb nicht mehr bei der Polizei arbeiten. Als Privatdetektivin jagt sie die Bösen, und dabei hilft ihr ihr Bodyguard Henry Fitzroy (Kyle Schmid), ein 450 Jahre alter unehelicher Sohn des englischen Königs Henry VIII. und ein Vampir und Künstler. Natürlich ein guter, aber entsprechend gibt es auch ein paar Böse, und die müssen ja gejagt werden. Der Polizist Mike Celluci (Dylan Neal) war privat wie beruflich früher Vickis Partner und ist heute noch eng mit ihr befreundet. Vicki fühlt sich aber mehr zu Henry hingezogen. Gruftie Coreen Fennel (Gina Holden) ist Vickis Assistentin und kennt sich glücklicherweise bestens mit Kulten und Okkultem aus.

Die einstündigen Folgen laufen sonntags gegen 22.00 Uhr.

Messias

Seit 2003 (ZDF). Brit. Krimireihe von Lizzy Mickery, Boris Starling und Robert Cooper („Messiah“; Seit 2001).

Chief Inspector Red Metcalfe (Ken Stott) ermittelt in merkwürdigen Mordfällen. Derweil hat er privat mit eigenen Problemen zu kämpfen. Sein Bruder Eric (Kieran O’Brien) ist ein Mörder, und Red knabbert noch immer daran, dass er ihn vor Jahren ins Gefängnis brachte. Reds Frau Susan (Michelle Forbes) ist taub und leidet darunter, dass Red so viel arbeitet.

Jeder Fall umspannte einen Zweiteiler, und jeder Teil hatte Spielfilmlänge. Bisher zeigte das ZDF sechs Folgen gegen 22 Uhr.

Der totale TV-Tipp

Michael: Wir sollten viel öfter Einschaltempfehlungen für wirklich sehenswerte Programme abgeben.

Stefan: Aber das machen wir doch.

Michael: Ja, aber trotzdem.

Stefan: Was willst du denn empfehlen?

Michael: TV Total.

Stefan: Stimmt, das ist natürlich eine herausragende Sendung.

Michael: Eben. Die ist wenigstens nicht nur eine Werbeplattform für Stefan Raabs zahlreiche Events.

Stefan: Oder für irgendwelche unbekannten Leute, die ein Produkt vorstellen.

Michael: Überhaupt ist dieser Raab ein fantastischer Moderator.

Stefan: Und deshalb willst du jetzt empfehlen, TV Total anzusehen.

Michael: Genau.

Stefan: Und du bist sicher, dass das nichts damit zu tun, dass wir da heute wieder zu Gast sind?

Michael: Wieso?

Stefan: Ich mein‘ ja nur.

TV Total, heute um 23.30 Uhr auf ProSieben.


Archivbild aus Jugendtagen (Januar 2006). Screenshot: ProSieben.

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Michael, 23. Oktober 2008, 05:21.

Eine Frau wie ein House

Der erste Gag der Serie ist eigentlich, dass die Rolle namens „Melonenmädchen“ von einer Frau gespielt wird, die im wirklichen Leben „Birnbaum“ heißt. Daraus hätte man was machen können. Dann hätte man nicht den Rollennamen „Dr. Molberg“ erfinden müssen, nur um der dicken Hauptfigur den Spitznamen „Molly“ geben zu können.


Foto: Sat.1.

Haben Sie sich auch schon gefragt, wie lange wir eigentlich noch warten sollen, bis der Erfolg von Dr. House einen deutschen Abklatsch nach sich zieht? Nun, hier ist er: Dr. Molly & Karl. Dr. Molly ist eine neurologische Koryphäe und als solche berühmt, doch ebenso ist sie ein Ekel, schnauzt Angehörige ihrer Patienten und Kollegen gleichermaßen an, interessiert sich nicht für die Namen ihrer Patienten und sagt Sätze wie „Gehirnerschütterung mit Cerebellumblutung, außerdem ein auffälliger Tremor der Arme“ und „Da drüben ist ein Stuhl. Ich schätze, Sie wissen, wie so ein Ding funktioniert.“

Dr. Molly hat auch ein Team, das kompetent und engagiert wild herumrät, woran der Patient bloß leiden könnte, und macht CTs und MRTs, während besagter Patient plötzlich anfängt zu zucken und besagte Angehörige Dr. Molly das Vertrauen entziehen.

Ja, das kennen wir alles seit etwa 80 Folgen am Dienstagabend. Aber zwei neue Faktoren kommen ins Spiel: Eine gleichberechtigt gemeinte zweite Hauptfigur (was Quatsch ist, denn die Figur der Dr. Molly überstrahlt alle anderen Charaktere), und ein offenbar liebevolles, ausgeglichenes Privatleben, das der Autor der Hauptfigur angedichtet hat und das es bei Dr. House natürlich nicht gibt. Aber das macht den Doktor auch nicht fett.

Wer Dr. House kennt und mag, könnte auch Dr. Molly & Karl mögen. Wer Dr. House gar nicht kennt, könnte diesbezüglich aber größere Chancen haben.

Dr. Molly & Karl, donnerstags um 21.15 Uhr in Sat.1

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Michael, 23. Oktober 2008, 00:58.

Ein Mann wie ein Herzog

Alex Degen ist ein Anwalt mit Prinzipien. Zum Beispiel „dienstags nur rasierte Beine auf den Beifahrersitz“. Er erinnert ein bisschen an Herzog, aber nur die zwölf Zuschauer, die Herzog gesehen haben.

Herzog war aber, wenn auch nur kurz, bei RTL zu sehen, und Alex Degen ist die Hauptfigur einer neuen Sat.1-Serie, also die weichgespülte Version. Degen darf nicht der ungehobelte, Frauen vernaschende Macho und skrupellose Karriereanwalt bleiben, ohne plötzlich die Vormundschaft für ein Kleinkind aufgebrummt zu bekommen, seinen Job zu verlieren, sich fortan für die kleinen Leute einsetzen zu müssen und seine liebende Seite zu entdecken.


Foto: Sat.1.

Damit ist die Geschichte erzählt, und ab Folge 2 nächste Woche ist Plötzlich Papa – Einspruch abgelehnt eine konventionelle, leichte Anwaltsserie, deutlich näher an Liebling Kreuzberg als an Boston Legal. Nicht neu, nicht besonders originell, aber ganz nett umgesetzt, mit einigen schönen Gags, die angenehm beiläufig passieren: Als Degen seine Schreibtischschublade öffnet, um dort ein Diktiergerät verschwinden zu lassen, liegt darin nichts anderes als Kondome. Die Situation ist nach einer Sekunde vorbei, und das ist angemessen, denn genau so lange war sie witzig. Und der abgehalfterte Schlagersänger im Tigersakko, den Degen in der ersten Episode vertritt, heißt mit Vornamen Jürgen, wie Jürgen Drews, und mit Nachnamen Kornfeld, wie der Standort von Jürgen Drews‘ Bett.

Dieses Kleinkind, das maßgeblicher Bestandteil der Grundkonstellation ist, spielt schon in der zweiten Folge keine Rolle mehr. Dann geht’s um zwei recht originelle kleine Fälle und ein privates Problem mit seinem Porsche. Das Kind wird nur noch ein paar Mal kurz durchs Bild gereicht oder liegt auf dem Beifahrersitz. Und vermutlich ist genau dieser Umgang ebenfalls angemessen.

Plötzlich Papa – Einspruch abgelehnt, donnerstags um 20.15 Uhr in Sat.1.

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Michael, 23. Oktober 2008, 00:53.

Plötzlich Papa — Einspruch abgelehnt


Foto: Sat.1

Ab 23. Oktober 2008 (Sat.1). Dt. Anwaltsserie von Stefan Dähnert.

Der skrupellose Anwalt Alexander Degen (René Steinke) hat eigentlich nur seine Karriere und Frauen im Sinn. Seine Prioritäten ändern sich, als er plötzlich eine acht Monate alte Tochter namens Fanny (Soraya Haack) am Hals hat, deren Mutter gestorben ist. Mit ihr hatte Alex die einzige ernsthafte Beziehung seines Lebens, und jetzt ist er Fannys Vormund. Dann verliert er auch noch seinen fantastisch bezahlten Job und heuert notgedrungen in einer alternativen Gutmenschen-Anwaltskanzlei in Kreuzberg an, die von der gewieften Alt-68erin Barbara Böll (Anuk Ens) geleitet wird. Ihre Tochter Sophie (Daniela Preuß) arbeitet ebenfalls dort und fährt nicht im Geringsten auf Alex ab, was für ihn eine völlig ungewohnte Situation ist. Sophie interessiert sich eher für Alex‘ Ex-Kollegen, den Loser Henning (Kai Ivo Baulitz). Die neue Kanzlei hat noch zwei weitere Mitarbeiter, deren Jobbezeichnungen wie folgt lauten: Der schwule Thomsen (Matthias Klimsa) ist die Seele der Kanzlei und Elli Raschke (Katy Karrenbauer) die Perle. Bei ihr, einer hartgesottenen ehemaligen Kneipenbesitzerin, zieht Alex als Untermieter ein, und sie stellt sich als Kindermädchen zur Verfügung. Im Gegenzug paukt Alex ihren Teenager-Sohn aus diversem Schlamassel raus, wenn’s nötig ist.

Die einstündigen Folgen laufen donnerstags um 20.15 Uhr.

Dr. Molly & Karl

Ab 23. Oktober 2008 (Sat.1). Dt. Krankenhausserie von Martin Rauhaus.

Die Neurologin Dr. Susanne Molberg (Sabine Orléans), genannt „Molly“, ist ein fettes Ekel: Vorlaut, ungehobelt gegenüber Patienten und Kollegen, aber eine Koryphäe auf ihrem Gebiet. Sie ist eine angesehene Neurochirurgin und Chefärztin, macht aber durch ihre Art immer wieder Probleme. Die klinische Psychologin Dr. Carlotta Edelhardt (Susanna Simon) wird Mollys Team zugeteilt, dem außerdem Dr. Frank Jansen (Michael Rotschopf) und Tobias Wienandt (Daniel Krauss) angehören. Prof. Werner Klarholdt (Dominik Bender) leitet die Klinik und leidet unter Molly ebenso wie die Schwestern Sonnenschein (Collien Fernandes) und Melonenmädchen (Paula Birnbaum). Carlotta ist die Einzige, die Molly nennenswert Contra gibt, ist aber davon genervt, von Molly dauernd „Karl“ genannt zu werden und braucht gelegentlich tröstende Worte von dem Priester Jack Gildenstein (Roman Knizka). Privat führt Molly eine sehr liebevolle Ehe mit Gerhardt (Karl-Fred Müller).


Foto: Sat.1.

Außerhalb des Privatlebens der Hauptfigur übernimmt die Serie fast alle wesentlichen Elemente von Dr. House, ist aber weniger spannend und nicht so gut gespielt, was natürlich an Collien Fernandes liegen kann, die den ganzen Schnitt nach unten zieht. Trotzdem orientiert sich die Serie immerhin so eng an Dr. House, dass genug unterhaltsame Momente übrig bleiben.

Die einstündigen Folgen laufen donnerstags um 21.15 Uhr.

Radieschen von oben

Man muss ja auch mal loben können. ProSieben, 2007 noch Absetzsender Nummer 1, hat seit einiger Zeit Geduld als holde Tugend entdeckt, und hält vor allen Dingen an einigen schönen US-Serien fest, obwohl sie nur ein viel zu kleines Publikum erreichen. Zuletzt zum Beispiel an Eli Stone, dessen erste Staffel vergangenen Mittwoch regulär zu Ende gegangen ist.

Insofern besteht vielleicht Hoffnung für eine neue Fantasy-Comedy-Drama-Mischung, die heute startet, die noch abstruser ist und zumindest den wenigen Fans von Eli Stone ebenfalls gefallen dürfte, aber hoffentlich noch ein paar mehr.


Foto: ProSieben

Die Prämisse von Pushing Daisies ist kompliziert und vermutlich das Bescheuertste, was sich jemand ausgedacht hat, seit… Nein, ohne seit. Die Prämisse ist vermutlich das Bescheuertste, was sich je jemand ausgedacht hat. Punkt. Ein Kuchenbäcker kann Tote durch Berührung für eine Minute wieder zum Leben erwecken, muss sie dann noch mal berühren, damit sie unwiederbringlich sterben, andernfalls stirbt jemand anderes. Und weil er seine zum Leben erweckte Kindheitsliebe nicht noch einmal verlieren will, darf er sie bloß nie mehr berühren, zieht aber sicherheitshalber mit ihr zusammen.

„Was wäre, wenn du nicht tot sein müsstest?“
„Na ja, das wäre mir natürlich lieber.“

Schon allein dieser Blödsinn ist es wert, sich die Serie anzusehen. Leider dauert es eine schleppende Viertelstunde, bis die Grundkonstellation erklärt ist. Und genau das wird sie: Erklärt. Nicht gezeigt, nicht erschlossen. Erklärt. Und zwar von Thomas Magnum. Dessen Stimme, die schon Wunderbare Jahre erzählte, schildert in vielen, vielen Worten, wie es dazu kam, dass der Kuchenbäcker so ist wie er ist, und wie er es merkte. Länger braucht nur Frank Elstner, um die Spielregeln seiner Sendungen zu erklären. Es wirkt ein bisschen wie die ProSieben Märchenstunde, was noch dadurch verstärkt wird, dass einige der Hauptfiguren in knallbunten Märchenhäusern wohnen. Die Off-Erzählung wirkt, als würde jemand im Fernsehen ein Buch vorlesen – eine Form, die eigentlich nicht mehr als zeitgemäß gilt, seit Margot Trooger 1967 sechs Folgen lang Pippi Langstrumpf vorlas.

Der Punkt ist aber: Wenn man die langatmige Einleitung überstanden hat, wird Pushing Daisies eine skurrile, kurzweilige Serie mit schnellen und witzigen Dialogen, immer knapp vor der völligen Übertreibung und durchaus sehenswert. Aber eben ein Märchen.

Wie lange die Idee trägt, ist eine andere Frage. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass aus vielen der originellsten, kuriosesten Serien mit den interessanten Grundkonstellationen schnell die Luft raus war, während viele andere Serien langfristig interessant blieben, die ganz konventionell einen Kommissar, einen Arzt oder eine Familie mit Couch in den Mittelpunkt gestellt haben. Doch für den Anfang sollten wir uns drüber freuen und hoffen, dass ProSieben die Sache mit dieser Geduld noch eine Weile bewahrt.

Pushing Daisies, mittwochs um 21.15 Uhr auf ProSieben.


Foto: ProSieben

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Michael, 22. Oktober 2008, 06:14.
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