Donnerlippchen

1986–1988 (ARD). „Spiele ohne Gewähr“. 45-minütige Spielshow mit Jürgen von der Lippe.

Viele witzige Aktionsspiele reihen sich ohne erkennbaren Zusammenhang oder Suche nach irgendeinem Gesamtsieger aneinander. Die Kandidaten für die Spiele werden scheinbar zufällig aus dem Publikum ausgewählt und zur Vorbereitung auf das Spiel hinter die Bühne gebracht. Sobald Kandidat XY außer Hörweite ist, sagt Jürgen von der Lippe einen Satz, der mit den Worten beginnt: „Was XY nicht weiß …“. In dem Spiel begegnet der Kandidat dann in der Regel überraschend einem ihm bekannten Menschen aus seinem näheren Umfeld, dem er einen Schaden zufügen muss: Frauen müssen etwa in Fässern mit wassergefüllten Luftballons mit den Füßen „Wein keltern“ und erfahren erst kurz zuvor, dass unter den Fässern ihre Chefs liegen und die farbige Flüssigkeit abbekommen. Oder sie müssen Aufgaben lösen (die sich nach dem Spiel als unlösbar herausstellen), und bei Versagen werden die Ehegatten in einen Bottich mit Wasser versenkt. Den entscheidenden Hebel betätigt in solchen Fällen „der Vollstrecker“ (Andreas Kovac-Zemen), ein schauerlicher, dürrer alter Herr, der ebenso wie der bullige, halbnackte Glatzkopf Dr. Klinker-Emden (Frank Schmidt) zum Assistenzpersonal von der Lippes gehört.

Zwischen den Spielen gibt es Einspielfilme, in denen ebenfalls schadenfroh andere Menschen in unangenehme Situationen gebracht werden. Der einzige rote Faden ist das Spiel mit dem Prominenten im Sack. Über die Sendung verteilt werden mehrere kurze Filme gezeigt, in denen ein Prominenter in einem Sack mit verfremdeter Stimme Hinweise zu seiner Person gibt. Das Saalpublikum muss auf abzugebenden Karten erraten, wer im Sack steckt. Am Ende wird der Sack ins Studio gekarrt, der Promi steigt heraus, und ein Zuschauer gewinnt einen Preis.

Die Nonsensshow sprengte die Normen der gepflegten deutschen Familienunterhaltung – und wurde ein Riesenerfolg. Sie basierte auf dem amerikanischen Format „Game For A Laugh“, lief im Wechsel mit anderen Shows dienstags um 20.15 Uhr und brachte es in den gut zwei Jahren auf 15 Ausgaben.

Wat is?

1995–2005 (WDR); 1996–2000 (ARD). Talkshow mit Jürgen von der Lippe und Überraschungsgästen.

Von der Lippe selbst weiß vorher nicht, wer kommt. Erst während der laufenden Sendung, wenn der Besuch bereits vor der Tür steht, steckt Kameramann Günni (Günter Müller) seinem Moderator ein Kärtchen zu, auf dem der Name des Gastes und sein Beruf oder Hobby stehen sowie einige Stichworte, die Lippe ansprechen kann, wenn das Gespräch stockt. Von der Lippe muss dann unvorbereitet ein unterhaltsames Gespräch führen. Was ihm meist gelingt.

Die Reihe begann als 30‑Minuten-Show im Sritten WDR-Fernsehprogramm. Nach knapp einem Jahr wurde sie in die ARD übernommen und nach einem weiteren Jahr auf 45 Minuten verlängert. In der ARD lief Wat is? erst freitags im Spätprogramm, später montags um 23.45 Uhr. Nach 188 Folgen verabschiedete sich Lippe zu Sat.1. Nach der letzten Erstausstrahlung liefen noch bis Ende 2002 Wiederholungen dienstags nach Boulevard Bio. Die Sat.1-Shows Blind Dinner und Hart & Heftig floppten, und Lippe kehrte mit neuen Konzepten zum WDR zurück. Doch auch dieses erfolgreiche Format wurde wiederbelebt. Als Wat is? Jetzt neu! liefen neue Folgen freitags um 21.00 Uhr im WDR.

Ein ähnliches Konzept verwirklichte der WDR schon mal Ende der 70er‑Jahre mit Werner Höfer als Gastgeber unter dem Namen Auf den ersten Blick.

So isses

1984–1989 (WDR). „Leben live“. 90‑minütige Personalityshow von und mit Jürgen von der Lippe.


Foto: WDR

Die Show vereinte sämtliche Elemente aller anderen gängigen Fernsehshows: Es gab Klamauk, Comedy, Musik, Spiele mit Zuschauern, Talk mit Gästen, seriöse Gespräche und Einspielfilme, die meist neue Themenbereiche einleiteten. Das Besondere an So isses war neben der großen Freiheit, die das Format von der Lippe ließ, in welch großem Umfang die Zuschauer einbezogen wurden („Interaktivität“ würde man heute sagen). Wer etwas Spannendes zu erzählen oder eine skurrile Erfindung vorzuführen hatte, fand sich schnell neben dem Moderator auf dem Sofa wieder. Von der Lippes Partner (und Gegner) war Gerd Dudenhöffer.

Die Reihe wurde am Sonntagabend gegen 22.00 Uhr ausgestrahlt und lief zunächst im Dritten Programm des WDR. Ab 1985 übernahmen außer dem BR alle anderen Dritten Programme die erfolgreiche Show. So isses erreichte die höchste Einschaltquote, die es je in einem Dritten Programm gab.

Blind Dinner

2001 (Sat.1). Talkshow mit Jürgen von der Lippe, der pro Sendung mit drei Prominenten kocht und speist.

Weder von der Lippe selbst weiß vorher, wer seine Gäste sein werden, noch wissen die drei Gäste voneinander – also eine Art Eintopf aus Alfredissimo, Lippes alter ARD-Show Wat is? und B. trifft. Es war von der Lippes erste Show für Sat.1, nachdem er drei Monate zuvor nach Jahrzehnten die Zusammenarbeit mit der ARD beendet hatte. Die mit entsprechender Spannung erwartete Show begann als Einstundenformat montags um 21.15 Uhr und war eine Katastrophe, die sich sicherlich nur zum Teil damit erklären lässt, dass die erste Sendung am 11. September 2001 aufgezeichnet worden war, kurz nachdem die Beteiligten von den Anschlägen in New York erfahren hatten.

Nach zwei Sendungen wurde Blind Dinner auf Sonntag, 22.15 Uhr, verlegt und um die Hälfte gekürzt, aber nach nur einer einzigen Ausstrahlung auf dem neuen Sendeplatz wegen enttäuschender Einschaltquoten sofort abgesetzt. Von der Lippe sagte über die nie ausgestrahlten Aufzeichnungen: „Das ist die teuerste Privatvideosammlung der Welt.“

Heiland auf dem Eiland

2004–2005 (RTL). 14-tlg. dt. Comedyserie von Rainer Kaufmann und Peter Körting, Regie: Felix Dünnemann.

Der katholische Pfarrer Karl-Heinz Erdmann (Jürgen von der Lippe) wird vom Bischof (Rainer Basedow) auf die abgelegene Insel Soonderney in der Nordsee strafversetzt. Der dortige Bürgermeister Frieder Fredericksen (Frank Leo Schröder), der es bislang gewohnt war, die einzige Autorität zu sein, macht ihm das Leben schwer – und umgekehrt. Aus dem skurrilen Inselvolk dienen dem Pfarrer Frauke Hansen (Astrid Kohrs) als Haushälterin und Hinner Hinnersen (Uwe Rohde) als Küster.

„Don Camillo und Peppone“-Variante, die das uralte Thema allerdings mit merkwürdigem norddeutschem Humor würzt: „Ich bin Pfarrer Erdmann.“ – „Jo, macht ja nichts.“ – „Sie sind also Krabbenfischer. Hat das denn Zukunft?“ – „Für die Krabben nicht.“

Die Serie war der erste Auftritt von Jürgen von der Lippe als Schauspieler seit seiner Rolle als Priester in der Komödie „Nich‘ mit Leo“ von 1994. Die war zwar im Kino ein Flop, in mehreren Ausstrahlungen bei RTL allerdings ein Erfolg, was den Sender zu dieser Serie animierte. Sie war im Vergleich zu anderen RTL-Sitcoms bieder, war aber erfolgreich genug, um in einer zweiten Staffel fortgesetzt zu werden. Gedreht wurde auf der Nordseeinsel Pellworm.

Die halbstündigen Folgen liefen mittwochs um 21.45 Uhr.

WWF-Club

1980–1990 (ARD). Vorabendshow im Regionalprogramm des WDR mit Musik, Gästen und Comedy.

Erste Fernsehpräsenz von Jürgen von der Lippe, der die Sendung gemeinsam mit Frank Laufenberg und Marijke Amado insgesamt 180‑mal präsentierte. 1985 übernahm Jürgen Triebel seine Stelle. Mit den drei Moderatoren war der Roboter Bruno im Studio und gab zu allem seinen Senf.

Wer zuletzt lacht — Der komische Jahresrückblick

Seit 2001 (Sat.1). Comedy-Jahresrückblick mit Jürgen von der Lippe und Gastkomikern. Läuft immer Ende Dezember als große Abendshow, 2005 sogar schon einmal im Juni als Halbjahresrückblick, weil bis dahin ja schon „so viel passiert“ war. Ende 2007 übernahm Hugo Egon Balder die Moderation.

Hast du Worte

1992 (ARD). Einstündige Vorabendspielshow mit Jürgen von der Lippe.

Jeweils vier Kandidatenpaare treten in drei Spielrunden gegeneinander an. In Pantomimen und Improvisationen müssen sie schlagfertig sein und kombinieren können, außerdem bei der „Wortmaschine“ aus einem Buchstabenwirrwarr sinnvolle Wörter und Sätze bilden. Die Gewinner reisen nach Las Vegas.

20 Folgen liefen freitags um 18.45 Uhr.

Lippe blöfft

2004 (ARD). Samstagabendshow mit Jürgen von der Lippe.

Der Moderator erzählt Geschichten, und die Kandidaten müssen herausfinden, ob diese stimmen oder nicht. Ab der zweiten Sendung waren die Ratekandidaten Prominente.

Mit der betulichen, aber unterhaltsamen Show versuchte von der Lippe, nach seinem erfolglosen Ausflug zu Sat.1 (Blind Dinner) an den ähnlich leisen Erfolg von Geld oder Liebe anzuknüpfen. Leise will man aber heute nicht mehr. Nach drei Sendungen entpuppte sich das Vertrauen, das die ARD in den Rückkehrer gesteckt hatte, als Blöff.

Hart & heftig

2002 (Sat.1). Comedyshow mit Jürgen von der Lippe. In Hart & Heftig wollte Jürgen von der Lippe die Grenzen des guten Geschmacks neu definieren. Dazu lud er Komiker ein, die durch ihren provokanten Humor aufgefallen waren.

Zwei Folgen liefen in größerem Abstand, dann wurde das Ende der Reihe neu definiert.

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