SK Babies

1996–1999 (RTL). 49 tlg. dt. Action-Krimiserie von Philipp Moog.

Ein Team frischgebackener Polizisten schleust sich undercover in die Szene ein und ermittelt gegen jugendliche Kriminelle. Zur Gruppe gehören Kevin Peters (Fabian Harloff), Michaela Andersen (Susann Uplegger), Hannes Lohberg (Michael Deffert), Vittorio Favero (Raffaello Kramm) und Nesrin Üstünkaya (Türkiz Talay). Kommissar Stefan Jarczyk (Thomas Schücke) hatte die Idee zu der Spezialeinheit und ist der „Vater“ des Teams. Nach seiner Ermordung wird Hauptkommissar Berg (Johannes Terne) Chef der SK Babies. Der neue Dienststellenleiter Budde (Peter Millowitsch) tritt wenig später seinen Dienst an. Michaela Andersen verlässt das Team später, Julia Hauptmann (Tanja Wedhorn) kommt dazu.

Die einstündigen Folgen liefen dienstags um 20.15 Uhr. Im Sommer 2002 wiederholte RTL 13 Folgen unter dem Titel U18 – Jungen Tätern auf der Spur. Philipp Moog, der die Idee zur Serie entweder selbst oder bei 21, Jump Street abgeguckt hatte, ist auch Schauspieler und war u. a. in Blankenese und Wie gut, dass es Maria gibt zu sehen.

Die Wicherts von nebenan

1986–1991 (ZDF). 50-tlg. dt. Familienserie von Justus Pfaue, Regie: Rob Herzet, Wolfgang Luderer.

Die Mittelstandsfamilie Wichert aus der Herzogstraße 36 in Berlin führt ein Durchschnittsleben mit Durchschnittssorgen. Eberhard (Stephan Orlac) und Hannelore (Maria Sebaldt) sind seit 25 Jahren verheiratet, die Söhne Rüdiger (Jochen Schroeder) und Andy (Hendrik Martz) schon erwachsen. Eberhard arbeitet als Schreinermeister in der Möbel-Union, sein bester Mann ist Heinz (Andreas Mannkopff). Chef der Möbel-Union ist Bernhard Tenstaag (Gerhard Friedrich), der lieber Golf spielt, als im Büro zu sitzen. Frau Glaubrecht (Gudrun Genest) ist dessen gutmütige Sekretärin.

Hannelore, von Eberhard zärtlich „Schnuppe“ genannt, hat eine kleine Getränkehandlung im eigenen Keller, die von dem mürrischen Kuttlick (Manfred Lehmann) beliefert wird. In ihrer Freizeit singen Hannelore und Eberhard in einem Chor in der „Harmonie“, der Kneipe von Conny (Brigitte Mira).

Bei den Wicherts wohnt Eberhards Mutter Käthe (Edith Schollwer), eine aufgetakelte, schwülstig sprechende Frau, die einfach nicht in das bürgerliche Umfeld passen will und in alltäglichen Situationen andauernd feststellt, dass „der Herr Bundeskanzler“ sich damit bestimmt nicht herumschlagen müsse. Für sie ist es das Größte, als der ältere Sohn Rüdiger, der Maschinenbau lernt, Uschi von Strelenau (Anja Schüte) heiratet, wodurch der Graf (Friedrich Schütter) und die Gräfin von Strelenau (Gisela Pelzer) seine Schwiegereltern werden und Käthe sich nun endlich als Mitglied der besseren Gesellschaft fühlen kann. Eher zufällig wird sie dann auch noch Werbemodel für das neue Möbel-Union-Programm mit dem Namen „Käthes Küche“. Einerseits genießt sie es, sich selbst auf Litfaßsäulen zu sehen, andererseits wäre ihr „Käthes Salon“ natürlich lieber gewesen.

Uschi bringt in der ersten Staffel Tochter Katharina (Sophie Birkner) und in der zweiten Sohn Sebastian (Oliver Lausberg) zur Welt. Der jüngere Wichert-Sohn Andy, von dem die Familie so gerne hätte, dass er Chirurg wird, lernt stattdessen nach dem Abitur Koch bei Monsieur Pierre (Peter Matic). Hannelores Vater Walter Pinnow (Ekkehard Fritsch) wohnt nicht im Haus, schaut aber regelmäßig vorbei. Unfreiwillig wichtigste Person im Leben der Wicherts ist neben der eigenen Familie der neugierige, naive und verstörte Nachbar Meisel (Siegfried Grönig), der dauernd ums Haus herumschleicht, seine Nase in alles steckt und immer seinen Kater Tassilo auf dem Arm hat.

In der zweiten Staffel wird Eberhard befördert, aber zugleich nach Gütersloh versetzt, um die dortige Filiale der Möbel-Union zu übernehmen. Die Fahrerei ist zermürbend, und schließlich tauschen Eberhard und Tenstaag die Posten, Tenstaag geht also nach Gütersloh und wird außerdem Vorstandsvorsitzender. Hannelore übernimmt Connys Kneipe und macht Kuttlick zum Kellner. Käthe hat jetzt einen Freund. Er heißt Dr. Dr. Gürtler (Karl Schönböck), und sie legt größten Wert auf beide Doktortitel, was Eberhard abtut mit: „Mutter und ihr Doppeldoktor!“

Walter gründet zusammen mit seiner Freundin Gerda Kusnewski (Inge Wolffberg) die private Wach- und Schließgesellschaft „Augen auf“, in der auch Alwin Barthold (Horst Pinnow) anfängt, der bisherige Buchhalter der Möbel-Union. Rüdiger wird Technischer Direktor einer Brauerei. Zu Beginn der dritten Staffel kommt er bei einem Betriebsunfall ums Leben. Hannelore gibt daraufhin ihre Kneipe an Kuttlik ab.
Andys Freundin Gaby (Roswitha Schreiner) verlässt ihn, um in Paris zu studieren. Zur Freude der Familie entschließt er sich nun doch, Medizin zu studieren, um Arzt zu werden. Mit seiner neuen Freundin Elke (Juliane Rautenberg) bekommt er einen Sohn, den sie Thomas nennen. Dem schmierigen Bankdirektor Kneisel (Wolfgang Bathke) gelingt es in der vierten Staffel, Eberhard aus der Möbel-Union zu vertreiben. Dieser eröffnet daraufhin seine eigene „Schreinerei Wichert“ und nimmt seinen Kollegen Heinz gleich mit. Hannelore betreibt jetzt den Partyservice „Schneller Teller“ im Keller.

Fünf Jahre lang liefen die einstündigen Episoden erfolgreich im Vorabendprogramm um 17.50 Uhr. Die auffälligsten und beliebtesten Figuren waren keine Mitglieder der Wichert-Familie: Nachbar Meisel und Eberhards Kollege Heinz wurden vom Publikum besonders ins Herz geschlossen. Produzent war Otto Meissner. Die Musik zur Serie komponierte Christian Bruhn. Im 90 minütigen Pilotfilm sang Andy Borg das Titellied, danach wurde nur noch eine Instrumentalversion verwendet.

Die Serie ist auf DVD erhältlich.

Frauenarzt Dr. Markus Merthin

1994–1997 (ZDF). 53-tlg. dt. Arztserie von Werner Lüder, Amme Dessai, Barbara und Rolf Gumlich, Regie: Matthias Gohlke.

Der Frauenarzt Dr. Markus Merthin (Sascha Hehn) arbeitet in der Frauenklinik am Chiemsee und ist bei seinen Patientinnen beliebt. Er gibt ihnen, wo er kann, auch außermedizinische Ratschläge. In der Klinik arbeiten noch Prof. Ehrentreich (Klaus Guth), Dr. Lässig (Werner Haindl), Dr. Georgi (Conny Glogger), Oberschwester Therese (Angelika Bender) und Schwester Karla (Barbara Kutzer). Merthin ist mit Marlene (Sona MacDonald) verheiratet, ihre gemeinsame Tochter Heinke (Susanna Wellenbrink) ist im Teenageralter. Merthin trennt sich nach einiger Zeit von seiner Frau und verliebt sich in die Kinderärztin Dr. Dorothee Wilke (Simone Thomalla). Sie möchten ihre eigene Praxis eröffnen. Ihr gemeinsames Baby stirbt noch im Mutterleib. Trotzdem sind beide nach wie vor glücklich miteinander, bis auch Dorothee stirbt.

In seinem Schmerz zieht Merthin in ein möbliertes Zimmer zu der Witwe Martha Ruckhaberle (Veronika Fitz) und wechselt an eine andere Klinik. Chef ist dort Prof. Fockenberg (Charles Brauer), seine neuen Kollegen sind Dr. Dignatz (Michael Schönborn), Dr. Amthor (Anka Baier), Dr. Sentrop (Susanne Bentzien), Pfleger Weckerlein (Michael Fitz) und die Schwestern Wilma (Regina Lemnitz) und Claudia (Sandra Keller). Vorübergehend geht Merthin eine Beziehung mit Karina Vandré (Cosima von Borsody) ein. Schließlich eröffnet er gemeinsam mit dem Schönheitschirurgen Dr. Hockendorf (Raphael Wilczek) doch noch seine eigene Praxis. Schluchz.

Die 50 minütigen Folgen liefen freitags um 19.25 Uhr.

Fame

1984–1985 (ARD). 26-tlg. US Musikserie von Christopher Gore („Fame“; 1982–1987).

An der New Yorker „High School Of Performing Arts“, der Hochschule für darstellende Künste, lernen junge Nachwuchskünstler die Grundlagen für eine Karriere im Showgeschäft. Unter ihnen sind der Keyboarder Bruno Martelli (Lee Curreri), die Sängerin Coco Hernandez (Erica Gimpel), der Komiker Danny Amatullo (Carlo Imperato), die Schauspieler Montgomery MacNeil (P. R. Paul) und Doris Schwartz (Valerie Landsburg), der Tänzer Leroy Johnson (Gene Anthony Ray) und die Cellistin Julie Miller (Lori Singer). Tanzlehrerin Lydia Grant (Debbie Allen), Musiklehrer Benjamin Shorofsky (Albert Hague), die strenge Englischlehrerin Elizabeth Sherwood (Carol Mayo Jenkins) und Schauspiellehrer Gregory Crandall (Michael Thoma) unterrichten die talentierten Studenten.

Die Serie basierte auf dem gleichnamigen Kinofilm, in dem die Darsteller Allen, Hague, Ray und Curreri bereits die gleichen Rollen gespielt hatten. In jeder Folge wurden mehrere Lieder gesungen, die das musikalische Talent der Hauptdarsteller bewiesen. Der spätere Superstar Madonna hatte sich im Vorfeld der Serie vergeblich um eine Rolle beworben.

Die ARD zeigte nur 26 der 39 einstündigen Episoden aus den ersten beiden Staffeln, der Rest der 136-tlg. Serie war in Deutschland nie zu sehen. Die gesendeten Folgen wurden später, in der Mitte zerteilt, mehrfach als 52-tlg. Serie wiederholt.

Schwurgericht

1995—1998 (Sat.1). 25-tlg. dt. Krimireihe von Nikolaus Stein, die die Fälle aus der Sicht der Staatsanwälte erzählt.

Ähnlich wie beim Tatort spielte die Serie an verschiedenen Orten und mit verschiedenen Protagonisten. Es ermittelten: Staatsanwältin Johanna Hohenberg (Uschi Glas), Staatsanwältin Anne Schickedanz (Mariele Millowitsch), Staatsanwalt Adolf von Meck (Klaus Wennemann), Dorothee Rathenau (Thekla Carola Wied), Staatsanwalt Pigge (Dietz-Werner Steck) und Hauptkommissar Leweke (Max Herbrechter), Staatsanwältin Katharina Dorn (Jenny Gröllmann) und Referendar Roth (Christian Wittmann). Als verbindende Rahmenfigur tauchte in mehreren Fällen Oberstaatsanwalt Hunziger (Oliver Stritzel) auf.

Mitte der 90er-Jahre traute sich Sat.1 noch einiges zu. Der Sender brach nicht nur mit dem jahrzehntelangen Brauch, das Abendprogramm um 20.15 Uhr beginnen zu lassen („Volle Stunde, volles Programm“), sondern wollte auch den Tatort mit eigenen Waffen und auf dessen eigenem Sendeplatz schlagen. Der Werbeslogan lautete: „Verlassen Sie den Tatort, jetzt kommt das Schwurgericht“ — bis die ARD eine einstweilige Verfügung dagegen erwirkte. Der Versuch scheiterte, die Reihe wurde 1997 wegen schlechter Quoten abgesetzt. Sat.1 versendete die fertigen Folgen später einzeln oder unter dem losen Reihentitel „Der Mordsfilm“, einige bekamen hübsche neue Titel wie „Saskia – Schwanger zum Sex gezwungen“ oder „Bruder, ich brauche dein Blut“, die der Quote auch nicht halfen. Die drei Folgen mit Uschi Glas liefen ganz ohne Reihentitel – vermutlich hätte er nur geschadet.

Der König

1994–1996 (Sat.1). 30-tlg. dt. Krimiserie von Michael Baier.

Der pensionierte Kommissar Hannes König (Günter Strack) wird immer wieder von seinem jungen Nachfolger Axel Hübner (Michael Roll) um Hilfe bei schwierigen Fällen gebeten. Seine ehemalige Sekretärin Ingrid Dorn (Renate Schroeter) mag ihren alten Chef noch immer lieber als den neuen und schleust Informationen an Hübner vorbei direkt an König, der die Fälle dank dieser Hilfe und dank der des Gerichtsmediziners Dr. Eugen Pröttel (Wilfried Klaus) und dessen Assistentin Gisela Hellwig (Petra Berndt) aufklärt. Der Zeitungsreporter Horst Gierke (Dieter Brandecker) ist immer auf der Suche nach einer Story und König deshalb oft auf den Fersen. Seine noch übrige Freizeit verbringt der Rentner König in seinen eigenen Weinbergen oder im Weinlokal „Traube“, wo Karl Schober (Walter Renneisen) der Wirt ist. König ist stets mit dem Bus unterwegs und kennt den Busfahrer Pichler (Volker Prechtel) daher gut.

Die Serie, für die Sat.1 Günter Strack teuer vom ZDF weggekauft hatte, kam beim Publikum gut an, aber leider nicht beim jungen Publikum, an dem die Werbeindustrie interessiert war. Da sie damit für das Sat.1-Programm typisch war, mussten erst die Verantwortlichen gehen und dann die Serien – es sei denn, sie ließen sich verjüngen, was etwa bei Der Bergdoktor, Wolffs Revier und Kommissar Rex versucht wurde.

Die einstündigen Folgen liefen dienstags, ab 1996 mittwochs um 20.15 Uhr. Nach dem Ende der Serie waren ab September 1997 in loser Folge drei übrig gebliebene Der König-Fernsehfilme zu sehen.

Wie gut, dass es Maria gibt

1990–1991 (ZDF). 27-tlg. dt. Familienserie von Justus Pfaue, Regie: Rob Herzet.

Ordensschwester Maria (Thekla Carola Wied) wird gegen ihren Willen aus Rom nach Berlin in die Gemeinde St. Katharina versetzt. Sie findet sich aber schnell zurecht und wird bei den Gemeindemitgliedern beliebt. Zur Gemeinde gehören Dekan Strathmann (Alexander May), dessen Wirtschafterin Eva Hagenkötter (Ursula Diestel), Kaplan Kümmerling (Helmut Zierl), Kasimir Sawatzky (Stephan Orlac), die Alten Frau Weber (Gudrun Genest) und Frau Kreitlein (Ingeborg Wellmann), der Taschendieb Johannes (Heinz Rennhack), der Druckereibesitzer Walter Gnekow (Peter Schiff), seine Frau Sybille (Monika Woytowicz) und Sohn Marcus (Philipp Moog), ein Student, der sich sehr für die Gemeinde engagiert. Seine Freundin ist Julia Krüger (Anja Schüte), die beiden bekommen nach einer Weile ein Kind.

Maria, die einen Doktortitel in Physik hat, versucht, die Probleme der Gemeinde zu lösen, die in extremer Geldnot ist. Dabei tut sie etwas, worüber die Katholiken große Augen machen: Sie lässt sich ausgerechnet von dem protestantischen Pastor Siegfried Wölm (Gunter Berger) unterstützen!

Teil der großen Geistlichenschwemme im Fernsehen, die durch Oh Gott, Herr Pfarrer ausgelöst wurde. Die 50 Minuten-Folgen liefen im Vorabendprogramm.

Mit Leib und Seele

1989–1993 (ZDF). 51 tlg. dt. Familienserie von Michael Baier.

Dr. Dr. Adam Kempfert (Günter Strack) wird der neue Pfarrer der Gemeinde St. Augustin im kleinen hessischen Ort Eberfeld. Anfangs empfangen ihn die Dorfbewohner mit Skepsis, dann beginnen sie ihn zu mögen. Zur Gemeinde gehören die herzensgute, neugierige Küsterin Agnes Bebel (Liesel Christ); der streitlustige und erzgläubige Frisör Theo Stutz (Buddy Elias), der dem Kirchengemeinderat vorsteht; die Gemeindereferentin Annemarie Bieler (Barbara Auer), für die sich der Unternehmensberater Leo Busche (Siemen Rühaak) interessiert; der Industrielle Wilhelm Dannecker (Ulrich Matschoss), der ein eigenes Werk in Eberfeld besitzt, und dessen Tochter Jutta (Despina Pajanou); der Journalist Klaus Bardusch (Gerd Baltus) und seine Frau (Loni von Friedl); Bürgermeister Rösner (Dieter Eppler); Kurt Maiwald (Gerhard Olschewski) und seine Frau Trude (Karin Heym), die gemeinsam das örtliche Lokal »Eberburg« führen, und ihre Kinder Marion (Claudia Knichel) und Hans-Peter (Peer-Levin Kröger), ein besonders eifriger Messdiener.

Gleich nach seiner Ankunft in Eberfeld zieht Kempferts Schwester Else (Liselotte Pulver) bei ihm ein und schmeißt im Pfarrhaus eine Weile den Haushalt. Später entwickelt sich Gemeindeschwester Sophie Liebermann (Hannelore Elsner) zum Mädchen für alles für den Pfarrer. Sie beginnt eine Affäre mit Pfarrer Manfred Stehlin (Christian Quadflieg), als der Kempfert vertritt. Der Landstreicher August Hähnlein (Nikolaus Paryla) eröffnet in der Kirche eine Suppenküche für andere Nichtsesshafte.

Kempfert kann nicht Auto fahren und macht gern von den Botendiensten und Mitfahrgelegenheiten des Motorradfreaks Charly Strecker (Martin May) Gebrauch, sähe es aber trotzdem lieber, wenn Charly einer geregelten Arbeit nachginge. Die findet er, als er gemeinsam mit Jo von der Heide (Michael Lott) und Herrn Bardusch Radio Augustin gründet, einen Sender, den sie unter dem Kirchendach einquartieren und von dort für Eberfeld senden. Kempfert macht dann doch den Führerschein und plagt mit diesem Vorhaben seinen Fahrlehrer Horst Metzger (Ralf Wolter). Bischof Johannes Neubauer (Hans Korte) ist ein alter Freund Kempferts, der nach einiger Zeit schwer erkrankt und Kempfert zu seinem Nachfolger aufbaut.

Nicht einmal ein Jahr nach dem ARD-Erfolg Oh Gott, Herr Pfarrer begann das ZDF mit seiner eigenen Pfarrerserie, mit ebensolchem Erfolg. Abgesehen von Körpergewicht und Konfession waren die Pfarrer einander sehr ähnlich: lebensfroh, verständnisvoll, unbequem, weise, aber nicht unfehlbar. Auch die Themen glichen sich: Es ging um menschliche Konflikte und gesellschaftliche Probleme, inklusive vermeintlicher Tabuthemen wie Sterbehilfe und Schwangerschaftsabbruch. Die 50 Minuten-Folgen liefen samstags um 19.25 Uhr. Doch auch nach 50 Folgen hatte Günter Strack noch immer nicht gelernt, dass da doch diese Pfütze ist, in die er deshalb weiterhin in jedem Vorspann trat.

Nachdem Strack seinen Haussender ZDF verlassen und bei Sat.1 einen millionenschweren Exklusivvertrag über drei Jahre unterschrieben hatte (Der König, Schwurgericht), verkaufte das ZDF die Wiederholungsrechte von Mit Leib und Seele demonstrativ schon ab 1995 an RTL 2, was es sonst nicht tat.

Pfarrerin Lenau

1990–1991 (ARD). 13-tlg. dt. Familienserie von Felix Huby, Regie: Bruno Voges und Heidi Genée.

Katharina Lenau (Irene Clarin) ist evangelische Pfarrerin in der Stuttgarter Melanchtongemeinde. Sie ist jung und neu und stößt zunächst auf Ablehnung, weil sie eine Frau ist. Aber diese Erfahrung muss ja jeder Fernseharzt und -pfarrer am Anfang einer Serie machen. Natürlich wird sie ungeheuer beliebt und setzt sich für die Schwachen in der Gemeinde ein, auch bei politischen Themen redet sie ein Wörtchen mit. Aufmüpfig beherbergt sie ein äthiopisches Flüchtlingspaar und verheiratet eine Protestantin mit ihrem islamischen Freund, was ihr Ärger mit dem Dekan (Oscar Müller) einbringt. Das alles muss sie allein bewältigen, denn ihr Mann Marcus (Rainer Grenkowitz) ist Architekt und hat selbst genug zu tun, und ihr Vater, der Verleger Arthur Köstlin (Horst Sachtleben), ist Atheist. Zur Gemeinde gehören noch Gemeindesekretärin Klara Treutle (Ilse Künkele), der Buchbinder Karl Engstinger (Walter Schultheiß), Kirchendiener Walter Brodbeck (Reinhold Ohngemach), die pensionierte Diakonisse Anna-Lotte Ulmer (Rosemarie Gerstenberg), eine Verwandte Katharinas, der befreundete Pfarrer Peter Kuron (Rüdiger Wandel), und die Krankenschwester Anneliese Niedlich (Sabine Bräuning). In Folge 7 erfährt Katharina, dass sie schwanger ist, drei Folgen später kommt Tochter Anna zur Welt. Engstinger und Frau Treutle freunden sich immer mehr an. Am Ende der Serie stirbt Katharinas atheistischer Vater, was für sie einen seelsorgerischen Konflikt bedeutet.

Die Episoden waren 45 Minuten lang. Die ARD füllte mit der Serie den Sendeplatz am Montag um 20.15 Uhr, den Oh Gott, Herr Pfarrer hinterlassen hatte, als Hauptdarsteller Atzorn nach nur einer Staffel keine Lust mehr hatte. Walter Schultheiß und Ilse Künkele hatten auch darin schon mitgespielt, jedoch in anderen Rollen. Um sie klar als Nachfolgeserie kenntlich zu machen, sollte sie eigentlich „Grüß Gott, Frau Pfarrerin“ heißen. Der Serientitel wurde doch noch geändert, die Episodentitel blieben wie beim Vorgänger Bibelzitate.

Zu dieser Zeit gab es einen regelrechten Boom von Pfarrer-Serien im deutschen Fernsehen, der auch Mit Leib und Seele und Wie gut, dass es Maria gibt hervorbrachte.

Oppen und Ehrlich

1992–1993 (ARD). 16-tlg. dt. Comedyserie von Felix Huby und Michael Ulrich, Regie: Hajo Gies, Franz Peter Wirth.

Die Halbbrüder Heinrich „Hinner“ Oppen (Uwe Friedrichsen) und Otwin Ehrlich (Andreas Schmidt-Schaller) sind die mächtigsten Männer im idyllischen Reichenberg. Oppen, ein schlitzohriger Choleriker, ist der Bürgermeister, der nicht minder gewiefte Ehrlich der größte Unternehmer in der Stadt mit eigener Textilfabrik. Dauernd kriegen sie sich in die Haare, streiten über Bürokratie oder Frauen. Wenn allerdings Dritte gegen sie aktiv werden, verbünden sich die halbfeindlichen Halbbrüder. Und auch auf dem Fußballplatz sind sie sich einig. Im Zweifelsfall sagt aber sowieso Mutter Frederike (Hilde Krahl), wo’s langgeht. Klara (Katharina Lehmann) ist Oppens Tochter.

Die Folgen waren 45 Minuten lang und liefen in zwei Staffeln dienstags um 20.15 Uhr. Autor Felix Huby gab zu, er habe sich von Don Camillo & Peppone inspirieren lassen, kritisierte aber, dass die Produktionsfirma Bavaria und der WDR, ohne ihn zu informieren, das versöhnliche Element aus seinen Büchern entfernt und die Figuren aggressiver gemacht hätten und forderte ohne Ironie angesichts des Serientitels, man hätte „offen und ehrlich“ miteinander umgehen müssen.

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