Akut

1992–1993 (Sat.1). Sensationsmagazin mit Karlo Malmedie.

Im August 1992 zeigte das Magazin in einem kritischen Beitrag über die „Gesellschaft für humanes Sterben“ Ausschnitte aus einem Video, das ein 51-jähriger Selbstmörder von seinem eigenen Tod gedreht hatte. Er hatte sich die Selbstmordanleitung von der Gesellschaft besorgt; die Ausstrahlung sollte beweisen, so die Redaktion, wie grausam der Todeskampf entgegen der Versprechen der Gesellschaft sei. Ausführlich war zu sehen, wie der Mann röchelnd und würgend nackt in einer Badewanne lag, nachdem er ein tödliches Medikament eingenommen hatte. Die „Bild“-Zeitung hatte den Skandal bereits vorher quotenwirksam ankündigen dürfen.

Auch auf einen Beitrag aus der letzten Akut-Sendung stieg die befreundete Springer-Presse groß ein: Akut brachte Thomas Gottschalk mit Scientology in Verbindung. Der Sat.1-Programmdirektor Heinz Klaus Mertes, der kurz vorher die Absetzung des Magazins beschlossen hatte, entschuldigte sich daraufhin bei Gottschalk und bot ihm eine Berichtigung im Sat.1-Programm an.

Akut lief mittwochs, ab 1993 montags gegen 22.00 Uhr. In der letzten Ausgabe verabschiedete sich das Magazin mit den Worten: „Das war Akut. 76-mal zeigten wir Ihnen die Härten des Lebens, jetzt hat uns selbst die Härte erwischt.“ Nachfolger wurde AlSo — allerdings am Sonntagmorgen.

Springfield Story

1986–1999 (RTL). US-Daily Soap von Irna Phillips („The Guiding Light“; 1952–2009).

Die langlebigste Serie überhaupt zeigte im Laufe ihres Bestehens immer wieder neue Handlungsstränge, Liebesbeziehungen, Verwicklungen und Hauptdarsteller. Ursprünglicher Kern der Serie war die deutsche Einwandererfamilie Bauer in der Stadt Springfield.

In Deutschland wurde die Soap nicht von Beginn an gezeigt, RTL stieg im Mai 1986 mit US-Folgen aus dem Jahr 1979 ein, als gerade Bertha (Charita Bauer) und Bill Bauer (Ed Bryce) die Hauptfiguren waren. Mehr als 8000 Folgen waren zuvor seit 1952 schon in den USA gelaufen, seit 1937 existierte das Format zudem bereits als Radioserie, viele Bauer-Vorfahren waren längst tot. Charita Bauer war als einzige Darstellerin noch von der ursprünglichen Besetzung im Jahr 1952 übrig geblieben. RTL zeigte in den folgenden 13 Jahren 3119 einstündige Folgen, zunächst am Nachmittag, später im Vormittagsprogramm. Im September 1999 nahm der Sender die Serie plötzlich und mitten in der Handlung aus dem Programm.

2009 beschloss auch der US-Sender CBS die Absetzung nach mehr als 15.000 Folgen, weil neben der kompletten Originalbesetzung auch die meisten Zuschauer nicht mehr lebten.

Nie vergaß ich Soledad

1996 (RTL). 160-tlg. mex. Telenovela („Mi Pequena Soledad“; 1990).

Soledad ist die kleine Tochter von Isadora (Verónica Castro) und bei einer Vergewaltigung durch Isadoras Ex-Freund gezeugt worden. Nach der Geburt entführt die eifersüchtige Stiefmutter Piedad (Rosa Maria Bianchi) das Kind. Erst 20 Jahre später findet Isadora ihre Tochter Soledad (ebenfalls Verónica Castro) wieder.

Lief täglich am Vormittag.

Ruf des Herzens

1991 (RTL). 60-tlg. mex. Telenovela von María Zarattini, Regie: José Rendón („Tu o nadie“; 1985).

In der südmexikanischen Küstenstadt Acapulco lebt der reiche Geschäftsmann Antonio Lombardo (Andrés García), dessen eifersüchtiger Halbbruder Max (Salvador Pineda) unter seinem Namen die schöne, aus armen Verhältnissen stammende Raquel (Lucía Méndez) aus Mexiko-Stadt heiratet und einen Flugzeugabsturz einfädelt, bei dem Antonio sein Gedächtnis verliert. Als er seiner vermeintlichen Ehefrau gegenüber steht, kann er sich nicht mehr an sie erinnern, weigert sich jedoch, der Scheidung zuzustimmen. Zwischen den Brüdern entbrennt ein Kampf um Raquels Liebe, aus dem Antonio nach zahlreichen Intrigen und Widrigkeiten schließlich als Sieger hervorgeht.

Die dreiviertelstündigen Folgen liefen werktags nachmittags.

Die wilde Rose

1990–1991 (RTL). 99-tlg. mex. Telenovela („Rosa Salvaje“; 1988).

Das naive Mädchen Rosa Salvaje (Verónica Castro) lebt bei seiner Großmutter. Beim Versuch, auf der Plantage des reichen Ricardo (Guillermo Capetillo) Äpfel zu stehlen, erwischt dieser sie. Beeindruckt von ihrer Schönheit, überführt er sie nicht der Polizei, sondern schenkt ihr das Diebesgut. Um seinen älteren Schwestern (Liliana Abud, Laura Zapata), mit denen er stets im Streit liegt, eins auszuwischen, heiratet er das erstbeste Mädchen, das ihm begegnet: Rosa. Ohne Erfolg versuchen Ricardos Schwestern, die plötzlich zu Reichtum gekommene „Wilde Rose“ zu vertreiben, die jedoch entwickelt sich von einer Göre zur würdevollen Frau. Ricardo verliebt sich schließlich in sie. Als Rosa jedoch erfährt, dass die Hochzeit nur aus Protest gegen die Schwestern vollzogen wurde, verlässt sie ihn.

„Rosa Salvaje“ basierte auf der kubanischen Radionovela „Raquel“, die brasilianische Version der Serie trug den Namen „Rosa Rebelde“. Im Produktionsland Mexiko ist die Serie ein Klassiker und der Prototyp der neueren Telenovela. Die Serie Marimar machte es sich einige Jahre später leicht und verwendete einfach die gleiche Handlung. Beide Serien liefen bei uns werktäglich am Vormittag.

Marimar

1997–1998 (RTL). 149-tlg. mex. Telenovela („Marimar“; 1994).

Marimar (Thalia) ist ein armes Mädchen, das in Mexiko bei seinen Großeltern Don Pancho (Tito Guizar) und Doña Cruz (Ada Carrasco) aufwächst. Sie trifft den reichen Sergio Santibañez (Eduardo Capetillo), der mit seinem Vater Renato (Alfonso Ituralde) eine Hacienda betreibt. Eigentlich wollte sie dort Gemüse und Eier stehlen, ließ sich jedoch erwischen. Marimar verliebt sich in Sergio, und auch er will sie heiraten – allerdings nur, um seine Familie bloßzustellen, die ihm nicht das Erbe geben will, das ihm seiner Meinung nach zusteht. Vor allem seine Stiefmutter Angelica (Chantal Andere) geht sogar über Leichen, um Marimar zu demütigen. Die Ehe scheitert, weil Marimar herausfindet, dass Sergios Gefühle nur vorgetäuscht waren. Während Sergio anschließend überraschenderweise doch seine Liebe zu Marimar entdeckt, trifft die arme Marimar in Mexiko City zufällig Gustavo Aldama (Miguel Palmer), der sich nicht nur als ihr Vater, sondern – hurra! – auch als reich herausstellt.

Die Handlung ist im Prinzip die gleiche wie einige Jahre zuvor in Die wilde Rose. RTL zeigte auch diese halbstündigen Folgen werktags vormittags.

Feuer der Liebe

1997 (RTL). 45-tlg. mex. Telenovela von René Muñoz („Cuando llega el amor“; 1990).

Isabel Contreras (Lucero) hat alles: Schönheit, Reichtum, einen tollen Verlobten namens Rodrigo Guillermo (Garcia Cantu) und ein großes Talent als Reiterin. Leider hat sie auch eine neidische Cousine Alejandra (Nailea Norvind), die sie hasst und vernichten will. Sie verführt Rodrigo und beendet damit die Verlobung, sie sabotiert Isabels Reittraining, so dass sie sich verletzt. Rodrigos Kumpel Andres (Miguel Pizarro) weiß, dass Alejandra Isabel töten wollte und erpresst sie, damit sie mit ihm schläft. Alejandra verliebt sich in den Fotografen Luis Felipe (Omar Fierro), doch auch diese Verbindung will Alejandra zerstören.

Insgesamt gibt es 100 Folgen von 45 Minuten Länge. RTL zeigte die Telenovela vormittags zwischen Springfield Story und Reich und schön.

Der Clan der Wölfe

1991-1992 (RTL). 85-tlg. mex. Telenovela („Cuna de lobos“; 1986).

In der Familie Larios sind Intrigen an der Tagesordnung, jeder betrügt jeden, allen voran die grausame Catalania (Maria Rubio) ihre Stiefsöhne Alejandro (Alejandro Camacho) und José Carlos (Gonzalo Vega). Sie begeht einen kaltblütigen Mord nach dem anderen und versucht so, an das große Geld zu kommen.

Die brutale Serie lief werktags am Nachmittag.

Der Forellenhof

1965–1966 (ARD). „Eine Familiengeschichte“. 8-tlg. dt. Familienserie von Heinz Oskar Wuttig, Regie: Wolfgang Schleif.

Otto Buchner (Hans Söhnker) und seine Frau Anna (Jane Tilden) führen gemeinsam das Hotel »Forellenhof« im Schwarzwald. Sohn Jörg (Gerhart Lippert) arbeitet mit, ebenso Großvater Otto sen. (Adolf Dell), der die Forellen züchtet. Schwägerin Ruth (Tilly Lauenstein) ist das Zimmermädchen. Als einzige Familienmitglieder arbeiten Tochter Christa (Helga Anders) und Sohn Klaus (Helmut Förnbacher) nicht im Hotel, weil sie außerhalb zur Schule gehen bzw. studieren.

Eine harmlose Serie mit Alltagsgeschichten, aber ohne echte Probleme. Die Zuschauer liebten sie, obwohl sie ihnen bekannt vorkam: Nach dem gleichen Muster, nur mit einem Tierarzt statt dem Hotelier, hatte Autor Wuttig schon drei Jahre vorher Alle meine Tiere gestrickt; Schauspielerin Tilly Lauenstein spielte sogar in beiden Serien Hauptrollen. Ein böser Kritiker nannte den Forellenhof deshalb „Alle meine Forellen“. Der damals 62jährige Hans Söhnker, ein früherer Ufa-Filmstar, wurde durch die Rolle noch einmal richtig populär.

Die einstündigen Folgen liefen monatlich.

Alle meine Tiere

1962–1963 (ARD). „Eine Familiengeschichte“. 9-tlg. dt. Familienserie von Heinz Oskar Wuttig, Regie: Otto Meyer.

Der Brummbär Dr. Karl Hofer (Gustav Knuth) ist Tierarzt und hat eine eigene Praxis, die er gemeinsam mit seiner Frau Gerda (Tilly Lauenstein), ebenfalls studierte Tiermedizinerin, führt. Ihre Tochter Bärbel (Sabine Sinjen) ist Studentin, Sohn Ulli (Volker Lechtenbrink) geht noch zur Schule. Beide setzen sich ebenfalls für die Tiere ein, vor allem Ulli widmet sich sehr dem Tierschutz. Lenchen (Käte Jaenicke) ist die schusselige Haushaltshilfe, die sowohl für die Familie als auch die Praxis Hofer arbeitet. Die Übergänge sind fließend, da die Praxis zu Hause untergebracht ist. Hofer hilft nicht nur den Tieren, sondern hat auch ein offenes Ohr für deren Herrchen und Frauchen, wenn sie Probleme haben.

Herzerwärmende Serie, die ganz auf den rauen Charme von Gustav Knuth zugeschnitten war. Wuttig variierte das Erfolgskonzept einige Jahre später im Forellenhof, den ein Kritiker daraufhin prompt in „Alle meine Forellen“ umtaufte.

Die ARD sendete die 45-minütigen Episoden in loser Folge montags um 21.00 Uhr.

Blättern:  1 ... 36 37 38 39 40 ... 198


Das Buch

die Autoren

Weitere Bücher

New York für Fern-SeherDie kleine House-Apotheke

Links