Pisa

2003–2007 (ARD). Eventshow mit Jörg Pilawa.

Gemäß dem Untertitel „Der Ländertest“ spielen je 20 Kandidaten und ein Prominenter für ihr Bundesland, alle 16 Bundesländer treten gegeneinander an. Sie müssen hauptsächlich Fragen zur Allgemeinbildung beantworten. In der ersten Show im Oktober 2003 gewann Thüringen. Weil dabei genug Menschen zusahen, gab es ein halbes Jahr später eine Revanche und ein weiteres halbes Jahr später mit dem Untertitel „Der Geschlechterkampf“ eine Variante, in der Männer und Frauen bei verschiedenen Logik-, Wissens- und Rätselaufgaben gegeneinander antraten. Die Männer gewannen.

2006 lief eine Ausgabe als „großer Nationentest“, 2007 als „großer Urlaubstest“.

Gottschalk zieht ein

2004–2005 (ZDF). Realityshow, in der Thomas Gottschalk für jeweils eine Woche bei fremden Familien einzieht und den Platz des Ehemanns einnimmt — außer im Bett natürlich.

Die Ereignisse waren in einstündigen Folgen (eine Folge pro Familie) in loser Folge donnerstags um 20.15 Uhr zu sehen. Gottschalk hatte zuvor jahrelang bei jeder Gelegenheit seine Verachtung für Realityshows deutlich gemacht. Trotzdem war es lustig, ihn z. B. morgens vor dem Aufstehen zu sehen. Den Blick in den Spiegel kommentierte er treffend mit den Worten: „Ich seh‘ aus wie Hilde Knef in ihren schlimmsten Tagen.“ Im Supermarkt erwies sich Gottschalk nicht wirklich als Hilfe, weil die Traube von Schaulustigen, Autogrammjägern und Einfach-mal-anfassen-Wollenden ein zügiges Einkaufen verhinderte.

Eine weniger unterhaltsame Variante des Konzepts lief in der ARD unter dem Titel Hausbesuch — Stars unter Druck.

Hausbesuch – Stars unter Druck

2004–2006 (ARD). Halbstündige Reality-Spielshow mit Jörg Pilawa.

Prominente ziehen vorübergehend bei ganz normalen Familien ein und müssen im Haus mithelfen. Wenn sie zudem noch obskure Zusatzaufgaben erfüllen, gewinnt die Familie weniger obskure Preise.

Die Show war offensichtlich von Gottschalk zieht ein inspiriert, hatte aber nicht den gleichen Erfolg. Sechs Sendungen liefen freitags am Vorabend, drei weitere im Sommer 2005 samstags.

Guinness – Die Show der Rekorde

1998–2002 (ARD). Samstagabend-Show mit Reinhold Beckmann.

Guinness-Rekordhalter müssen ihre Titel gegen Herausforderer verteidigen. Es geht z. B. um den Rekord im Bierflaschenöffnen, Frisurenhochstecken, Kaugummiblasen, Motorwechseln oder Schuh-Memorieren. Eine Jury aus Prominenten überwacht, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Außerdem dabei: Franziska Schenk als Außenreporterin und das Playmate Gitta Sack als Beckmanns Assistentin, die 2001 offenbar bemerkte, wie sie heißt, und sich in Gitta Saxx umbenannte.

Großes, teures Prestigeprojekt der ARD, die sich jede Show rund zwei Millionen DM kosten ließ. Auch für ihren neuen Starmoderator Beckmann hatte die ARD gerade viel Geld ausgegeben und ihn von Sat.1 abgeworben. Die erste Sendung lief noch an einem Freitagabend, um nicht gegen Wetten dass …? antreten zu müssen, eine Sendung, in der ja irgendwie zufällig auch Kandidaten antreten, um erstaunliche Dinge vorzuführen. Franziska Schenk moderierte auch eine „Nacht der Rekorde“ im November 2000, das einmalige Magazin „Guinness Mag — Die Welt der Rekorde“ im Dezember 2001 und ein abschließendes Best-of im September 2002. Nach 15 Ausgaben wurde Rekordfieber die Nachfolgesendung, jetzt mit Jörg Pilawa, für den die ARD gerade viel Geld ausgegeben und ihn von Sat.1 …

Das goldene Ei

1995–1996 (Sat.1). Spielshow.

In verschiedenen Geschicklichkeits-, Aktions- und Ausdauerrunden müssen Kandidaten möglichst viele goldene Eier sammeln, die z. B. auf einem wackligen Gerüst liegen. Die acht Kandidaten der ersten Runde werden aus dem Studiopublikum ausgelost und spielen in Zweierteams. Wer nur wenige Eier sammelt, wird etwa durch ein spontanes Schlammbad bestraft. Nach jeder Runde scheidet das Paar mit den wenigsten Eiern aus, bis die letzten beiden Teilnehmer gegeneinander antreten. Der Verlierer fällt in einen Pool, der Sieger darf sich einen von zwei Schlüsseln aussuchen, der dann im Idealfall in ein Riesenei passt, in dem sich der Geldgewinn in Höhe von 65.000 DM verbirgt.

Mit Das Goldene Ei versuchte Sat.1, die erfolgreiche 100.000 Mark Show von RTL zu kopieren. Die Show war anfangs eine Stunde lang und wurde von Michael Tasche moderiert. Zwei Staffeln liefen samstags um 22.00 Uhr. Im Sommer 1996 rückte sie für drei Ausgaben und mit leichten Konzeptänderungen als große Samstagabendshow auf 20.00 Uhr vor und wurde jetzt von Jörg Pilawa präsentiert. Danach wurde Das Goldene Ei eingestellt.

Deutschlands größte Hits

2003–2005 (ARD). Große Musikshow mit Jörg Pilawa und dem Schimpansen Ronny (der aussieht wie der aus Ronnys Pop-Show und angeblich eben dieser ist). Pop- und Schlagerstars treten im Europapark Rust mit ihren größten Hits der vergangenen Jahrzehnte auf, in Kategorien unterteilte Ausschnitte weiterer Hits peppen die Show auf.

Nach einer einzelnen Show am Pfingstsonntag 2003 folgten in den nächsten Jahren weitere Ausgaben zur Primetime. Der Affe bedient die Jukebox. Das erklärt auch die Musikauswahl.

Kochchampion

Ab 4. Mai 2009 (Vox). Werktäglicher Kochwettbewerb um 18.30 Uhr.

Montags bis donnerstags treten jeweils fünf Hobbyköche in drei Runden gegeneinander an und müssen verschiedene Gerichte unter Zeitdruck zubereiten. Die Berufsköche Gerd Eis und Hendrik Thoma bewerten und entscheiden, wer weiterkommt. Die vier Sieger spielen freitags im Viertelfinale um den Wochensieg, die sechs Wochensieger später um den Einzug in die Finalwoche, in der sie dann in Edelrestaurants die Amüsiergesellschaft und Sterneköche bekochen müssen. Nach acht Wochen steht ein Sieger fest, der 10.000 Euro und ein 14-tägiges Kochtraining beim Münchner Starkoch Hans Haas erhält.

Vox wählte für den Wettbewerb nicht das unterhaltsame Spielshow-Format wie früher beim Kochduell, sondern die populäre Doku-Soap-Struktur. Ein Off-Sprecher schildert den Zusammenschnitt der Ereignisse, die auf die halbstündige Sendezeit so stark zusammengekürzt sind, dass das Gesehene nur noch wenig ausführlicher ist als ein reiner Ergebnisdienst.

Kochduell

1997–2005 (Vox). Spielshow mit Britta von Lojewski.

Zwei Kandidaten müssen von einem begrenzten Budget Zutaten kaufen und damit um die Wette kochen. Sie werden von je einem Koch unterstützt und bilden mit diesen gemeinsam die Teams Paprika und Tomate. Lojewskis Startkommando ist stets „An die Töpfe, fertig, los!“

Die Sendung basierte auf dem britischen Format „Ready Steady Cook“ und lief über viele Jahre jeden Werktag am Vorabend. Sie war anfangs eine halbe Stunde lang, dann kam der Erfolg, und die Sendezeit wurde verdoppelt. Eine Weile traten jeden Freitag im Promi-Kochduell Prominente gegeneinander an. Der Erfolg ging wieder, die Sendezeit wurde wieder halbiert und die gesamte Show Anfang März 2004 auf den Samstagvormittag verfrachtet, wo sie jetzt nur noch einmal wöchentlich lief. Den etablierten Koch-Platz am Vorabend nahm Schmeckt nicht – gibt’s nicht ein.

Explosiv — Das heiße Eisen

1994 (RTL). Ableger von Explosiv — Das Magazin, der sich montags nach 22.00 Uhr in einer Dreiviertelstunde mit jeweils einem aktuellen Schwerpunktthema auseinander setzte.

Oft waren es auch einfach zeitlos beliebte Fernsehstreitthemen wie Walfang, Satanismus oder Magersucht, die im Heißen Eisen noch einmal richtig mit Filmreportagen, Interviews und Studiogästen aufgerührt wurden. So fragte Barbara Eligmann, die neben dem täglichen Magazin auch diesen Ableger moderierte, den norwegischen Botschafter in Deutschland angesichts der Kämpfe von Walschützern gegen Walfänger, ob er ein schlechtes Gewissen habe und den ebenfalls im Studio anwesenden Tierschützer nicht am liebsten gleich packen und ins Gefängnis werfen wolle.

Das heiße Eisen war der Nachfolger von Der heiße Stuhl, hatte aber schon nach elf Sendungen ausgeglüht.

Explosiv — Der heiße Stuhl

1989–1994 (RTL). Krawallshow.

Am Anfang jeder Sendung stand eine provokante These eines Gasts, der damit auf dem „Heißen Stuhl“ Platz nahm. Der bestand im Grund nur aus einem Kissen auf einem spitzen Dreieck aus Draht mit Sitzfläche. Dem Gast gegenüber standen vier bis fünf Kontrahenten, die anderer Meinung waren. Es ging laut zu, die wenigsten Diskussionsteilnehmer konnten allein zu Wort kommen, geschweige denn ausreden, und sobald die Lautstärke nachließ, heizte Moderator Ulrich Meyer die Stimmung wieder an. Die Gäste schrien sich an, oft wurde es polemisch, manchmal persönlich. Da es zuvor keine vergleichbare Sendung gegeben hatte, hatte das Konzept Erfolg, erreichte gute Einschaltquoten und wurde zu einem Symbol für das Privatfernsehen schlechthin.

Beispielhaft für das Niveau der Thesen war diese aus dem Jahr 1991: „Männer sind hirnlos, unförmig und primitiv.“ Als Gegner eingeladen waren u. a. der Buchautor Joachim Bürger, der später als gezielter Talkshow-Provokateur enttarnt wurde, und Hans-Peter Willing, Gründer des „Vereins zur Witwenverbrennung“. Häufiger wagte sich das Format auch an Politisches: Im Mai 1991 nahm DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski (RTL: „der geheimnisvollste und meistgehasste Mann des SED-Regimes“) auf dem Stuhl Platz. Ein Bischof erklärte an selber Stelle Homosexualität zur Unzucht und Uta Ranke-Heinemann den Zölibat zur „vorverlegten Abtreibung“, Bazon Brock verurteilte den „organisierten Karneval“, und Erich Böhme kämpfte gegen die Wiedervereinigung.

Endgültig berüchtigt wurde die Sendung, als Rosa von Praunheim am 10. Dezember 1991 auf dem heißen Stuhl die These vertrat, homosexuelle Prominente sollten ihr privates Liebesleben der Öffentlichkeit zugänglich machen, und bei der Gelegenheit die nicht anwesenden Prominenten Hape Kerkeling und Alfred Biolek outete sowie, „ganz hypothetisch“, Johannes Rau und Peter Gauweiler. Das Presseecho war gigantisch. „Bild“ titelte: „Pfui, Rosa! Schwulen-Verrat im TV.“ Erstaunlich war, dass Praunheim überhaupt eingeladen worden war. Eigentlich hatte er nämlich schon einige Wochen zuvor für ein von RTL mit ihm geplantes Schwulenmagazin eine solche Aktion angekündigt, woraufhin der Sender die Zusammenarbeit abbrach. RTL-Chef Helmut Thoma hatte die Trennung mit den Worten begründet: „Platz für sexuelle Denunziation wird es bei mir nicht geben.“

Als Ulrich Meyer 1992 zu Sat.1 wechselte, um dort die ganz ähnliche Show Ulrich Meyer: Einspruch! zu veranstalten, übernahm Olaf Kracht die Moderation. Er hatte Meyer zuvor bereits mehrfach vertreten. Von Kracht stammt der Satz: „Bleiben Sie dran, ich zähl auf Sie“ vor dem Werbeblock. Als die Einschaltquoten innerhalb eines halben Jahres von 5 auf 2,5 Millionen Zuschauer zurückgingen, stellte RTL die Sendung nach insgesamt 159 Ausgaben ein. Kurzlebiger Nachfolger wurde Explosiv — Das heiße Eisen.

Die Show, die zuvor alle 14 Tage dienstags gegen 22.00 Uhr zu sehen war, wanderte nach dem Weggang Meyers auf den Montag und lief anschließend wöchentlich, später abgekoppelt von Explosiv nur noch unter dem Namen Der heiße Stuhl. Die Dauer der einzelnen Sendeungen schwankte zwischen 45 und 60 Minuten.

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