Gefragt

1993–1998 (RTL). Politische Fragestunde mit je einem, oft hochkarätigen Gast (z. B. Bundespräsident Roman Herzog), die in loser Reihe meist zu besonderen Anlässen, etwa vor Wahlen, ausgestrahlt wurde.

Moderator war zunächst Dieter Lesche, ab 1994 Hans Meiser. Anders als in anderen Interviewsendungen dieser Art durfte auch das Publikum Fragen stellen. Vor der Bundestagswahl 1994 stellten sich, jeweils einzeln, Kanzlerkandidat Rudolf Scharping und Bundeskanzler Helmut Kohl Meisers Fragen. Wenige Tage später wurde eine Umfrage veröffentlicht, wer denn nun Kanzler werden solle. Die meisten antworteten: Hans Meiser.

Bürger fragen — Politiker antworten

1976–1986 (ZDF). Diskussionsreihe mit ZDF-Chefredakteur Reinhard Appel.

Seit 1963 hatte es die Sendereihe Journalisten fragen — Politiker antworten gegeben. Jetzt unternahm das ZDF vor der Bundestagswahl erstmals den Versuch, führende Politiker der Bundesparteien durch Gruppen von Bürgern direkt befragen zu lassen. Der Erste war Franz Josef Strauß, es folgten Helmut Schmidt, Hans-Dietrich Genscher und Helmut Kohl. Ende 1977 setzte das ZDF die Reihe mit vier Folgen unter dem Motto „Besuch beim Gegner“ fort. In der ersten Sendung stellte sich der SPD-Chef Willy Brandt den Fragen von Mitgliedern des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS). Am 25. Mai 1978 nahm mit dem belgischen Ministerpräsidenten Leo Tindemans zum ersten Mal ein ausländischer Politiker teil.

Die Sendung am 22. Februar 1979 mit Helmut Kohl vor niederländischen Studenten löste einen Skandal aus: Die Studenten nahmen ihn hart in die Zange und befragten ihn gnadenlos zu seinen Positionen zu Abtreibung und Berufsverboten; die Aufrufe von Reinhard Appel, sich zu mäßigen, blieben wirkungslos. Franz Josef Strauß und andere Unionspolitiker forderten vom ZDF-Intendanten, Appel zu entlassen, doch der beließ es dabei, den Moderator „nur“ zu rügen. Am 31. Juli 1980 gab es eine Umkehrung der Rollen: In „Politiker fragen Jugendliche“ stellten vier prominente Politiker zehn ausgewählten Schülern und Lehrlingen Fragen nach ihrem Verhältnis zu Staat und Gesellschaft.

Eine Variante der Sendung war der Redaktionsbesuch. 1986 kehrten die fragenden Journalisten zurück.

Nachtduell

1994–2005 (ZDF). Diskussionsrunde, in der kurz vor Bundestagswahlen zwei Spitzenpolitiker am späten Abend über aktuelle Themen streiten. 1994 und 1998 hatten Thomas Bellut und Peter Frey die Gesprächsleitung, 2002 Bodo H. Hauser und Ulrich Kienzle, 2005 Maybrit Illner.

Szene-Wechsel …

2002 (ARD). 5-tlg. Gesprächsreihe, in der jeweils ein Spitzenpolitiker auf einen jungen Prominenten traf.

Kurz vor der Bundestagswahl 2002 brachte die ARD auf diese Weise u. a. PDS-Politiker Gregor Gysi mit dem DJ Paul van Dyk zusammen und Finanzminister Hans Eichel mit dem Ex-Model Sylvia Leifheit. Die ungewöhnlichen Begegnungen wurden entsprechend ambitioniert in Szene gesetzt, einen Moderator gab es nicht.

Die Gespräche liefen freitags am späten Abend und dauerten eine Viertelstunde.

Pro und Contra

1968–1998 (ARD). 45-minütige Diskussionssendung.

Zwei Lager debattieren kontrovers ein brisantes Thema. Jeder Experte hat drei Minuten Redezeit, die von einer Sanduhr gestoppt wird. Die Zuschauer im Studio stimmen vor und nach der Diskussion ab, das Ergebnis wird durch eine Waage optisch umgesetzt, in die eine Kugel nach der anderen fällt.

In der Premiere ging es um die 0,8-Promille-Grenze, später wurde über ein Tempolimit diskutiert, über Benzinpreise, Ausländergesetze, Wehrausgleich, Ladenschluss, Homo-Ehe und in einer der letzten Sendungen über die 0,5-Promille-Grenze. Moderatoren waren Emil Obermann (1968–1985), Ernst Elitz (1985–1994) und Hans-Heiner Boelte (1994–1998).

Die Reihe lief einmal im Monat am Donnerstagabend zur Primetime und brachte es auf 219 Sendungen.

Es ist angerichtet

1983–1986 (ARD). „Komische Geschichten mit Eddi Arent“.

Halbstündige Sketchreihe mit Eddi Arent in der Hauptrolle in drei bis vier Kurzgeschichten pro Folge. Meistens richtet er darin großes Chaos an, wenn er sich im Urlaub verläuft, als Heimwerker etwas reparieren will, eine Autowerkstatt betreibt oder mit Schluckauf zum Liebesgeständnis ansetzt.

Die Sketche waren zum Teil aus englischen Comedysendungen adaptiert, teilweise aber auch von Autoren wie Patrick Süskind, Jacky Drechsler oder Arent selbst verfasst. Regelmäßige Sketchpartner waren Monika John, Felix Dvorak, Ute Christensen und Udo Thomer.

ZAK

1988–1993 (WDR); 1993–1996 (ARD). „Der Wochendurchblick“. Wöchentliches Infotainmentmagazin mit Satire, Interviews, Kommentaren und vielen Ausschnitten aus den Nachrichten der abgelaufenen Woche, die zu rasanten Videoclips zusammengeschnipselt wurden.

Auftrag der Sendung war es, Politik in einem breiteren Formenspektrum darzustellen als traditionelle Magazine; sie war Vorreiter für viele spätere Infotainmentformate. Erfinder des Magazins war Gerd Berger, als Redakteur wirkte Ulrich Deppendorf mit. ZAK lief jahrelang freitags in West 3 und wurde zunächst von Desirée Bethge moderiert. Ein Höhe- oder Tiefpunkt in dieser Zeit war eine Sendung 1989 mit Bundesminister Jürgen Möllemann. Als Überraschungsgast trat Reimar Oltmanns auf, der gerade das Buch „Möllemänner. Oder die opportunistischen Liberalen“ veröffentlicht hatte. Möllemann sagte daraufhin: „Jetzt haben wir die Überraschung für Sie: Jetzt gehe ich, ich möchte mich mit dem Herrn nicht an einen Tisch setzen. Auf Wiedersehen“ — und verließ das Studio.

Als Bethge mit Berger und anderen Mitarbeitern 1990 zu RTL wechselte, um Stern TV zu machen, schien dies zunächst ein Schlag für ZAK. Doch Bethges Nachfolger Friedrich Küppersbusch verschaffte der Sendung bundesweit noch größere Beachtung. Konsequenterweise wechselte ZAK schließlich ins Erste und lief dort ab April 1993 sonntags gegen 22.30 Uhr, allerdings von 45 auf 30 Minuten gekürzt und zeitweise im wöchentlichen Wechsel mit Sowieso – die Sonntagsshow.

Küppersbuschs Moderationen waren einzigartig: staubtrocken und voll gestopft mit gedrechselten Wortwitzen, Kalauern und bissigen Bemerkungen. In jeder Sendung war ein prominenter Gast im Studio, oft ein Politiker, den Küppersbusch respektlos ausquetschte und nur zu Wort kommen ließ, wenn er in seinen Antworten die gestellte Frage auch tatsächlich beantwortete. Mit dem Standardsatz »Bis hierhin vielen Dank« beendete Küppersbusch die einzelnen Gesprächsabschnitte, bevor zum nächsten Beitrag überleitete. Joschka Fischer, damals Minister in Hessen, fragte er, ob ihn sein „dummes Geschwätz von gestern“ noch kümmere, und hakte bei dessen ausweichenden Antworten nach: „Ja oder nein, Herr Fischer?“

In einer kurzen Szene tauchten in jeder Sendung die Promi-Puppen aus Hurra Deutschland! auf, die ihrerseits die Woche satirisch beleuchteten. Bahnbrechend war auch die Rubrik „ZAK — Hallo“, in der Wolfgang Korruhn, einer der Mitbegründer des Magazins, prominenten Menschen auf die Pelle rückte, sich ohne jeden Körperabstand mit einem Mikrofon neben sie setzte und sie in dieser beängstigend intimen Atmosphäre intensiv befragte. Im Oktober 1989 rückte er dem konservativen Fuldaer Bischof Dyba auf diese Weise zu Leibe und bedrängte ihn mit Fragen zum Thema Homosexualität, was eine öffentliche Diskussion auslöste, wie weit Journalisten vor laufenden Kameras gehen dürfen. In der letzten Sendung mit Desirée Bethge war sie Korruhns Opfer, was einigermaßen schief ging.

Viele Elemente der Sendung waren boulevardesk, andere ernsthaft und investigativ. In der Rubik „ZAK-Frontal“ nahmen Christian Berg und Michael Geyer politische Gesprächspartner in die Zange. Dabei machten sie auch vor ARD-Kollegen nicht Halt. Im November 1989 bohrten sie bei Ernst-Dieter Lueg nach. Kurz vorher war der damalige DDR-Staatsratsvorsitzende Egon Krenz durch Fritz Pleitgen extrem kritisch befragt worden, und Berg und Geier fragten Lueg: „Wann sehen wir so ein Interview mit dem Kanzler?“

Die im Zweifel satirefeindliche ARD-Hierarchie fühlte sich natürlich bei diesem Konzept nicht sehr wohl. Zum Wechsel ins Erste formulierte Küppersbusch: „Ich nehme die Art, wie die ARD sich mit spitzen Fingern auf unser Produkt freut, als Kompliment. Das zeigt, dass wir immer noch TV-Bastarde sind, und das wollen wir bleiben.“ Bezeichnend auch die ARD-interne Diskussion, ob man sich die Sendung auch im „Superwahljahr“ 1994 trauen könne. Eigentlich sollte ZAK den ganzen Sommer pausieren, man einigte sich dann darauf, die Ausstrahlung häppchenweise zu bewilligen. Küppersbusch sagte später: „Wir haben 1994 nur auf Bewährung gesendet.“

Der Arbeitstitel für ZAK lautete „Mixed“. Ursprünglich war geplant, gemeinsam mit der landeseigenen Westdeutschen Lotterie-Gesellschaft in jeder Woche Preise im Wert von 20 000 Mark zu verlosen, um mit allen Mitteln auch Nicht-Politik-Interessierte zu erreichen. Aus juristischen Gründen kam es aber nicht dazu. Die öffentliche Aufregung darum machte ZAK immerhin schon vor dem Sendestart bekannt und berüchtigt.

Als Titelmusik wurde „Our Darkness“ von Anne Clark verwendet. ZAK erhielt zwei Grimme-Preise mit Silber. Einen 1989 für Gerd Berger stellvertretend für die Redaktion, einen 1991 für Friedrich Küppersbusch. Drei Monate nach der Einstellung von ZAK begann Küppersbusch die Nachfolgesendung Privatfernsehen.

Privatfernsehen

1996–1997. Wöchentliches Magazin mit Friedrich Küppersbusch.

Wie schon in der Vorgängersendung ZAK gab es in Privatfernsehen investigative Reportagen und brillante Satire. Die neue Sendung, deren Konzept Küppersbusch „Zak plus X“ nannte, wurde live vor Publikum aus einem Getreidespeicher am Kölner Rheinufer gesendet. Pro Sendung waren zwei bis drei Gäste geladen, die man irgendwoher kannte. Franz Lambert sorgte an der Hammondorgel für die musikalische Untermalung. Zum festen Programm gehörte ein wöchentlicher Bericht vom Fußball-Sechstligisten Hamborn 07.

Der Lobbyverband der Privatsender (VPRT) klagte gegen den Namen Privatfernsehen und verlor, Küppersbusch bedankte sich öffentlich für die kostenlose Werbung.

Lief zunächst jeden Samstag 60 Minuten lang nach dem Wort zum Sonntag, später freitags 45 Minuten lang nach dem Bericht aus Bonn.

Die Abenteuer des Arsène Lupin

1995-1996 (Vox). 8-tlg. frz. Gaunerserie nach den Romanen von Maurice Leblanc („Les nouveaux exploits d’Arsène Lupin“; 1994-1995).

Neue Folgen der Geschichten um den diebischen Detektiv. Die beiden Serien zuvor hatten schlicht Arsène Lupin geheißen. Wie in der letzten ARD-Version spielte wieder François Dunoyer die Titelrolle und Paul Le Person seinen polizeilichen Widersacher Ganimard, als Grognard war jetzt Franck Capillery dabei. Diesmal hatten die Folgen Spielfilmlänge.

Arsène Lupin, der Meisterdieb

1998 (Sat.1). 26-tlg. frz.-kanad. Zeichentrickserie („Les exploits d’Arsène Lupin“; 1993-1996). Trickversion der Abenteuer des Detektivs und Diebs Arsène Lupin. Lief samstagmorgens.

Blättern:  1 2 3 4 5 6 ... 198


Das Buch

die Autoren

Weitere Bücher

New York für Fern-SeherDie kleine House-Apotheke

Links