Vera am Mittag

1996–2006. Werktägliche einstündige Talkshow mit Vera Int-Veen und nichtprominenten Gästen, die miteinander und um Worte ringen.

Bereits sieben Wochen nach Sendestart leitete die rheinland-pfälzische Landesmedienanstalt ein Verfahren gegen die Sendung ein. In der Sendung „Sex, das Spiel ohne Grenzen“ am 14. März 1996 traten u. a. eine Domina, ihr Sklave (in Gummianzug und Gasmaske) und ein als Baby verkleideter Mann in Windeln auf. Sat.1 wurde wegen Verletzung des Jugendschutzes zu 200 000 DM Bußgeld verurteilt und strahlte die Rüge am 11. Dezember 1996 in der Talkshow aus. Es war das erste Mal, dass einem Fernsehsender auferlegt wurde, die Rüge einer Medienanstalt zu verlesen.

Wegen einer Sendung am 22. November 2000, in der abweichende Sexualpraktiken unreflektiert vorgestellt wurden, handelte sich Vera am Mittag schon wieder eine Beanstandung ein, und zwei Wochen später für die Sendung „Unfassbar! Was ist bloß in unserer Familie los?“ am 7. Dezember 2000 gleich die nächste. Darin wurden in Anwesenheit des mutmaßlichen Täters sexuelle Gewalthandlungen gegenüber Kindern innerhalb äußerst undurchsichtiger Familienverhältnisse detailliert beschrieben, was nach Ansicht der Medienwächter ebenfalls gegen den Jugendschutz verstieß: „Die emotionalen und unreflektierten Schilderungen bedrohlicher Zustände und auswegloser Situationen wurden als besonders belastend für jüngere Zuschauer angesehen.“

Ein Höhepunkt in der deutschen Daily-Talk-Geschichte war die Sendung am 10. Februar 1999 zum Thema „Warum hast du mir das angetan?!“. Zu Gast sind der arbeitslose Alkoholiker Harry und seine Frau Michaela. Peter, der von Michaela früher mit Harry betrogen wurde, enthüllt, dass sie Harry heute mit einem gewissen Andreas betrüge. Der ist per Telefon zugeschaltet. Harry behauptet, dass er mit Michaela erst geschlafen habe, nachdem sie mit Peter Schluss gemacht hatte, worauf Peter erwidert: „Ne ne ne ne ne ne ne. Ne ne ne ne. Ne ne. Ne ne.“ Michaela erklärt, dass Harry nicht wisse, wie man eine Frau richtig behandelt, beschwert sich aber, dass Andreas „das hier in aller Öffentlichkeit auf den Tisch kehrt“. Andreas, Michaela und Peter drohen abwechselnd damit, sich „hinter den Zug zu werfen“. Vera empfiehlt Andreas, Michaela aufzugeben, und sagt, als er darauf etwas erwidern will: „Nein, Andreas, jetzt reden wir nicht mehr darüber. Ganz, ganz lieben Dank, dass du Zeit hattest, ans Telefon zu gehen, und von hier aus viele Grüße. Tschüss!“

Die Szene ist nicht ganz untypisch für Intelligenz und Artikulationsfähigkeit vieler Gäste bei Vera am Mittag. Eine sehr erfolgreiche Thematik, das über die Jahre immer wieder neu behandelt wurde, war „Fragen an Verstorbene: Geben die Toten heute Antwort?“.

Im November 2002 erschien eine Zeitschrift zur Sendung, die der Mediendienst epd als „eine Art Fanzine für Hardcore-Verehrerinnen von Vera Int-Veen“ bezeichnete, die aber nie eine zweite Ausgabe erlebte. Im Frühjahr 2005 gab Vera bekannt: „Die Zeit der rundum gepiercten Monster-Gäste ist vorbei.“ Der Trend gehe in eine andere Richtung, Zuschauer wollten sich wiedererkennen. Als Reaktion stand Vera am Mittag zunächst eine Woche lang unter dem Motto „Vera macht Mut!“ und wollte Menschen aus persönlichen Miseren heraushelfen. Es ging u. a. um Arbeitslosigkeit, extrem Dickleibige sowie „Leute, die psychisch krank sind, weil ihr Busen zu klein ist“. In Wirklichkeit ging der Trend aber zur Absetzung, die Vera Int-Veen zum folgenden Jahreswechsel erlebte. Insofern war die Zeit der Monster-Gäste zumindest in dieser Talkshow tatsächlich vorbei.

Vera am Mittag war nach Kerner die zweite tägliche Talkshow von Sat.1 und wurde mit Abstand die langlebigste. Die Sendung lief täglich um 12.00 Uhr. Die Moderatorin hatte vorher u. a. an einem Stand auf dem Münchner Viktualienmarkt gearbeitet und bei Herzblatt das Warm-up gemacht.

Pinocchio

1977–1978 (ZDF). 52-tlg. jap. Zeichentrickserie nach den Kinderbüchern von Carlo Collodi („Pinocchio Yori Piccolino no Boken“; 1976).

Der alte Holzschnitzer Geppetto schnitzt aus einem besonders schönen Stück Holz die Puppe Pinocchio, die ein Eigenleben entwickelt und sprechen kann. Geppetto ist einerseits froh, endlich so etwas wie einen Sohn zu haben, andererseits muss er immer wieder das Chaos beseitigen, das Pinocchio angerichtet hat. Das Püppchen ist noch ziemlich naiv und meint es oft nur gut, lernt aber allmählich die wesentlichen Dinge des Lebens („Ach ja, natürlich, in die Schule geht man ja nicht nackt“). Auf Geppettos Hof leben noch der Specht Rocco und die träge Hauskatze Giulietta. Pinocchios ständige Begleiterin wird die Ente Gina, die in der zweiten Folge aus einem Ei schlüpft, das Pinocchio gerade verspeisen wollte. Pinocchio verspricht, ein braver Junge zu werden und zur Schule zu gehen, ist dann aber von einem Marionettentheater so sehr fasziniert, dass er sich stattdessen diesem anschließt. Nach kurzer Zeit besinnt er sich darauf, zu Geppetto zurückzukehren, womit eine lange abenteuerliche Reise beginnt, die viele Umwege beinhaltet.

Immer wieder begegnen Pinocchio und Gina dem hinterlistigen Fuchs und dem räudigen Straßenkater, auf die Pinocchio jedes Mal wieder trotz der mahnenden Worte Ginas hereinfällt, was die Reise weiter verzögert. In Folge 7 wird zum ersten Mal Pinocchios Nase lang. Nun hat jeder seine Eigenart: Immer wenn Pinocchio lügt oder aufschneidet, wächst seine Nase, und immer wenn Gina den Schnabel aufmacht, nervt sie. Schließlich finden die beiden den alten Geppetto wieder. Sie begegnen einander durch Zufall im Bauch eines Wal-„Fischs“, der sie alle verschluckt hat, und werden hinausgeschleudert, als der Wal-„Fisch“ niesen muss. Gemeinsam gehen sie nach Hause, Pinocchio ist ab jetzt brav, und eine gute Fee verwandelt die Holzpuppe in einen richtigen Jungen.

Bekannteste Fernsehversion der x-mal verfilmten Geschichten, die Collodi ab 1881 geschrieben hatte. Die erste Kinoversion entstand bereits 1911 als Stummfilm, 1940 wurde Pinocchio als Disney-Zeichentrickfigur berühmt. Das ZDF zeigte die halbstündigen Episoden am Donnerstagnachmittag. Für diese Zeichentrickversion wurden einige Figuren dazuerfunden, die in der eigentlichen Geschichte nicht vorkamen, z. B. Gina und Rocco. Für die deutsche Synchronisation war Eberhard Storeck verantwortlich, der auch Die Biene Maja und Wickie und die starken Männer ins Deutsche übertrug. Pinocchios Stimme gehörte Helga Anders. Das Titellied „Kleines Püppchen, freches Bübchen, wo hat man dich zuletzt gesehen? Du wolltest doch zur Schule gehen!“ sang Mary Roos.

Mehrere Episoden sind auf DVD erhältlich.

Leben, lieben – Mann und Frau

1966–1967 (ARD). „Von der Bedeutung der Geschlechter“. 6-tlg. Aufklärungsreihe am Freitagnachmittag mit Dr. Martin Goldstein, der mit Jugendlichen über Sexualität redet und redet und redet.

Kottan ermittelt

1980–1981 (Dritte Programme); 1982–1985 (ZDF). 19-tlg. österr. Diffamierung eines ganzen Berufsstands und Entwürdigung der Kriminalpolizei von Helmut Zenker, Regie: Peter Patzak (1976–1983).

Major Adolf Kottan (Folgen 1 und 2: Peter Vogel; Folgen 3 bis 5: Franz Buchrieser; ab Folge 6: Lukas Resetarits) ermittelt für das Sicherheitsbüro der österreichischen Polizei in Wien in Mordfällen. Kottan ist mal dröge, mal überdreht und mal tollpatschig, aber immer barsch zu seinem unterbelichteten Assistenten Alfred Schrammel (C. A. Tichy). Schrammel ist deutlich älter als Kottan, doch Kottan duzt ihn, lässt sich im Gegenzug aber siezen. Der einbeinige Paul Schremser (Walter Davy) ist der Dezernatsleiter, doch Kottan missbraucht auch ihn als Assistenten, ist zu ihm jedoch deutlich netter als zu Schrammel. In der Freizeit machen die drei gemeinsam Musik. Der frühere Dezernatsleiter Heribert Pilch (Harald von Koeppelle; ab Folge 7: Kurt Weinzierl) ist jetzt Polizeipräsident und immer um das Ansehen der Polizei besorgt.

Grund für die schlechte Presse ist natürlich nie Kottans Morddezernat, das jeden Fall aufklärt. Wenn doch was schief gelaufen ist, dann war’s immer der Schrammel. Pilchs größter Feind und unüberwindbarer Gegner ist der Kaffeeautomat auf dem Gang. Die Leichen findet meistens der Obdachlose Erwin Drballa (Carlo Böhm), der dann auf unterschiedliche Weise zu Kottan sofort Kontakt aufnimmt, z. B. macht er den Mund auf, und es ertönt eine Sirene, oder es liegt zufällig gerade ein Funkgerät mit Direktverbindung parat. Kottan: „Kennst du den Mann?“ — Drballa: „Ich kenn meine Leichen nie.“ Zu Hause warten Kottans Frau Ilse (Bibiana Zeller) und seine Mutter (Gusti Wolf). Und obwohl vor allem Mutter mit ihren kriminalistischen Eingebungen und Ideen für den perfekten Mord nervt, halten sie und Ilse es immer für eine Ausrede, wenn Kottan behauptet, aus dienstlichen Gründen erst so spät nach Hause zu kommen. Kottan hat auch zwei Kinder; Tochter Sissy (Birgit Machalissa) spielt jedoch nur zu Anfang mit und Sohn Walter (Florian Böhm) vor allem gegen Ende.

Die Dritten Programme zeigten sieben spielfilmlange Folgen mit verschiedenen Kottan-Darstellern, sie liefen jeweils in fast allen Dritten Programmen gleichzeitig sonntags um 20.15 Uhr. Schon diese Folgen wichen vom gängigen Krimischema ab, überzeichneten und parodierten und lösten in Österreich Proteste aus: „Diffamierung eines ganzen Berufsstandes und Entwürdigung der Kriminalpolizei“, waren die Worte des Landesvorsitzenden der öffentlich Bediensteten Oberösterreichs, Stefan Haiden; der stellvertretende Salzburger Polizeidirektor, Hofrat Dr. Johann Feldbacher, nannte die Serie schlicht „eine ausgemachte Sauerei“. Die Einschaltquoten waren hervorragend. Trotz komischer Elemente ging es in diesen Folgen jedoch noch überwiegend um die Arbeit Kottans, der als unkonventioneller Ermittler dargestellt wurde, ähnlich dem späteren Schimanski.

Mit Folge 8 stieg das ZDF als Koproduzent ein. Spätestens jetzt fand die Serie ihren eigenen Stil und nahm nichts und niemanden mehr ernst — weder die Polizei noch das Genre Krimi, noch das Medium Fernsehen. Kottan singt ein Duett mit der TV Ansagerin Chris Lohner, die im Hintergrund im Fernsehgerät zu sehen ist (sie spricht auch mit ihm oder klingelt an der Tür, wenn er sie vorzeitig ausschaltet). Wird Kottans Kapelle bei der Probe gestört, sagt Schremser: „Wir probieren’s weiter, in der nächsten Folge.“ Und der Penner Drballa fleht den soeben Erstochenen an: „Sagen S’ was! Irgendeinen Hinweis auf den Täter! Wie in einem ordentlichen Film!“

In Kottans Wohnung stehen Ehefotos seiner Frau mit den früheren Kottan-Darstellern, und Autor Zenker und Regisseur Patzak (der selbst oft in der Rolle eines Polizisten mitspielte) trieben Spaß mit Vor- und Abspann („Das Buch ohne Ideen war von Helmut Zenker. Die einfallslose Regie von Peter Patzak.“ — „Sollten Sie einen Fehler im folgenden Film entdecken, dürfen Sie ihn behalten“). Außerdem blendeten sie Laufschriften ein, die auf den ersten Blick keinen Bezug zum Programm hatten. Während der Folge „Kansas City“ am 3. Dezember 1982 wies eine Textschleife auf die anschließende Sondersendung zur Landung eines unbekannten Flugobjekts bei Duisburg hin. Natürlich gab es weder das Ereignis noch die Sendung, doch viele besorgte Zuschauer nahmen die Einblendung ernst und riefen beim ZDF oder der Polizei an. Eine Programmmoderatorin erklärte nach der Sendung etwas mürrisch, es sei ein Spaß gewesen, und es müsse jetzt wirklich niemand mehr anrufen, und das ZDF gelobte, fortan auf Jux-Einblendungen zu verzichten (diese spezielle ist jedoch bei Wiederholungen der Folge weiterhin enthalten).

Das Hauptproblem der Serie war der Sendeplatz: Das ZDF zeigte die jetzt einstündigen Folgen auf seinem Krimiplatz am Freitag um 20.15 Uhr. Dort war das Publikum jedoch Langweiler wie Derrick und Der Alte gewohnt, folglich erschrak es, weshalb weitere Folgen ab Mitte 1984 sonntags nach dem Hauptabendprogramm liefen. Die Serie wurde 1985 mit dem Adolf-Grimme-Preis mit Bronze ausgezeichnet.

1981 kam in Österreich der Film „Den Tüchtigen gehört die Welt“ ins Kino, in dem Franz Buchrieser als Kottan ermittelt. Diesen Film zeigte Pro Sieben 1990.

Im Fernseh-Zoo

1953–1959 (ARD). „Was weiß man schon von Tieren“.

Die Macher dieses Tiermagazins schienen sich Woche für Woche einen Wettbewerb zu liefern, wer ein noch kleineres Tier auftreiben kann: Es ging um den Waldkauz, den Iltis, den Axolotl, um Möwen, Molche, Kröten, Quallen, Spinnen, Schmetterlinge, Mücken, den Wasserfloh oder das Plankton. Mikroskope waren im Dauereinsatz. Oft genug hatte man auch den Eindruck, die Macher hätten sich das aktuelle Thema beim Mittagessen ausgedacht, wenn über Krabben, Hummer, Langusten und Fasane berichtet wurde. Dass es mal um monströse Riesentiere wie Bernhardiner oder Löwen ging, blieb die Ausnahme. Autoren waren u. a. Hans Thiel, Friedrich Fehse, Helmuth Andersen, Peter Kuhlemann, Sebastian Mühlegger, Ernst Laage, Friedrich Carl Wobbe und Bernhard Grzimek.

Das 15-minütige Magazin lief am Samstagnachmittag.

Hitlers Frauen

2001 (ZDF). 6-tlg. Hitlerreihe von Guido Knopp.

Die Fortsetzung von Hitlers Kinder verstand unter „Hitlers Frau“ ebenso seine Lebensgefährtin Eva Braun wie Marlene Dietrich, die sich nicht von den Nazis vereinnahmen ließ. Außerdem ging es um Magda Goebbels, Winifred Wagner, Leni Riefenstahl und Zarah Leander. Gezeigt wurde vor allem Privates: Über Eva Braun erfuhr der staunende Zuschauer beispielsweise, dass sie in Kriegszeiten Schildkrötensuppe aß, eine gute Figur hatte und ein Mittel nahm, das ihre Regel verschob, wenn Adolf bei ihr auf dem Obersalzberg war. Die „Süddeutsche Zeitung“ erwartete als konsequente Fortsetzung dieser Reihe nun „Hitlers Hunde“. Es wurden stattdessen Hitlers Manager.

Gesundheitsmagazin Praxis

1964–2004 (ZDF). Monatliches Servicemagazin zu den Themen Gesundheit und Medizin, dessen Gründer Hans Mohl es drei Jahrzehnte lang moderierte und zum meistvertrauten Mediziner Deutschlands wurde.

Dabei war er nicht einmal Arzt. Mohl legte besonderen Wert auf Vorsorge und Früherkennung von Krankheiten, schilderte immer wieder eindringlich Symptome, die man am nächsten Morgen sogleich an sich selbst entdeckte. „Morbus Mohl“ nannten das die Ärzte, deren Wartezimmer am Tag nach der Sendung auffallend voller waren als gewöhnlich, oft sogar voller als montags. Mohl brachte seinen Zuschauern erste Hilfe nach Unfällen bei, bei Bedarf verpackt in ein Quiz, und animierte sie, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen gegen Krebs machen zu lassen. Aktionen wie „I. d. R. — Iss das Richtige“ und „Fit in 30 Tagen“ forderten zur aktiven Teilnahme auf. Er erläuterte die Folgen falscher Ernährung und des Rauchens und kurz vor den Sommerferien die Gefahren im Reiseverkehr und von Badeschäden. Natürlich hatte anschließend niemand mehr Lust auf Ferien. Bei allen Warnungen blieb Mohl selbst immer ruhig und besonnen. Nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl musste er sich deshalb Beschwichtigung vorwerfen lassen. Neben der praktischen Medizin zum Selbstanwenden packte Praxis auch brisante Themen an. Ein Apothekentest deckte 1972 unzählige Fälle schlechter Beratung auf. Ein neuer Test Jahre später zeigte deutliche Verbesserungen. Im Folgejahr prangerte eine Reportage Missstände in psychiatrischen Anstalten an. Die damalige Bundesregierung gründete zur Behebung dieser Zustände eine Kommission.

Der Sendeplatz war über viele Jahre ein verlässlicher Termin. Das 45 minütige Magazin lief im ersten Jahr freitags gegen 21.30 Uhr, dann für jeweils 18 Jahre montags um 20.15 Uhr und mittwochs um 21.00 Uhr.

Mohl, der auch Mitgründer und Vorsitzender der Aktion Sorgenkind war, erhielt für seine Leistungen etliche Auszeichnungen, darunter 1974 den Grimme-Preis mit Bronze und das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. 1980 verlieh ihm die Universität Erlangen-Nürnberg als erstem Journalisten den Ehrendoktortitel. Nach 375 Sendungen und 30 vollen Jahren ging Mohl im Dezember 1993 in den Ruhestand. Dr. Christian Floto übernahm. Ende der 90er Jahre wurde die Sendung umbenannt in Praxis — Das Gesundheitsmagazin. So hatte sie bereits kurz nach Sendestart geheißen. Unter diesem Namen lief sie ab 2001 nur noch halbstündig und um 22.15 Uhr, Moderatorin war jetzt Sabine Helmbold. Ihr folgte im September 2002 Sascha Rusch. Die Themen und ihre Aufmachung passten sich der Zeit an, mit 3D Grafiken und Animationen wurden nun auch Themen wie Fett-weg-Spritzen, Impotenz und Schönheitschirurgie behandelt, die klassischen Informationen zu Rücken- und Zahnschmerzen waren aber ebenfalls weiterhin Bestandteil. Gelegentliche „Praxis extra“-Sendungen im Nachtprogramm gingen auf einzelne Themenschwerpunkte besonders ausführlich ein.

Im Januar 2004 feierte das ZDF mit einer Sonderausgabe den 40. Geburtstag der Sendung, neun Monate später setzte es sie ab.

Die fröhliche Weinrunde

1964–1968 (ARD). Lustige Saufshow auf dem großen Samstagabend-Sendeplatz.

Die Wirtin Margit Schramm, ihr Kellermeister Willy Schneider und eine Stammtischrunde mit Rudolf Schock singen und trinken.

Im Gegensatz zum Internationalen Frühschoppen wurde bei dieser Musikshow wenigstens schon im Titel kein Hehl daraus gemacht, dass der eigentliche Sinn der Zusammenkunft ein fröhliches Trinkgelage war, und das merkte man so manchem Teilnehmer gegen Ende der Sendung dann auch an. Die Gäste setzten sich zum Teil aus bekannten Stars, zum Teil aber auch aus regionalen Musik- und Tanzgruppen zusammen, die sich hier der großen Öffentlichkeit vorstellen durften. Der fast volljährige Marius Müller-Westernhagen hatte hier 1966 seinen ersten Fernseh-Auftritt.

In den ersten beiden Jahren hatte noch fast jede Ausgabe einen anderen Titel, vermutlich weil schon am Morgen danach sich kein Beteiligter mehr an den bisherigen erinnern konnte. Die Sendetitel in der Reihenfolge waren: Die fröhliche Weinkarte, Die fröhliche Weinlese, Die fröhliche Weinprobe und Der fröhliche Weinkeller. Dann hatte es sich wohl endlich jemand auf einem Untersetzer notiert, und so hießen alle weiteren Ausgaben ab Juni 1966 Die fröhliche Weinrunde, nur die letzte trug den Titel Die letzte Weinrunde.

Die Show lief in unregelmäßigen Abständen.

Black Beauty

1974–1975 (ARD); 1976 (ZDF). 52-tlg. brit. Abenteuerserie nach den Büchern von Anna Sewell („The Adventures Of Black Beauty“; 1972–1974).

Im frühen 19. Jh. nehmen der Tierarzt Dr. James Gordon (William Lucas) und seine Familie den schwarzen Hengst Black Beauty in ihrem Zuhause auf York Cottage, einer kleinen Farm in England, auf. Gordon lebt dort mit seiner Tochter Vicky (Judi Bowker), seinem Sohn Kevin (Roderick Shaw) und der Haushälterin Amy Winthrop (Charlotte Mitchell). Bisher wurde Beauty von unfreundlichen Besitzern herumgestoßen, jetzt hat er endlich Freunde gefunden. Vor allem Vicky reitet ständig mit Beauty aus. Der Hengst revanchiert sich und kommt bei Bedarf zu Hilfe. Gemeinsam erleben sie Abenteuer, überführen Tierquäler und helfen anderen Menschen aus schwierigen Situationen.

Zu Beginn der zweiten Staffel wohnt statt Vicky plötzlich Gordons andere Tochter Jenny (Stacy Dorning) auf York Cottage und ist nun Beautys beste Freundin (angeblich war sie bis jetzt auf dem Internat, was aus Vicky geworden ist, bleibt jedoch offen). Zur gleichen Zeit nehmen die Gordons den Jungen Ned Lewis (Stephen Garlick) bei sich auf. Er ist Amys Neffe aus London, und seine Mutter ist vor kurzem gestorben. Nach anfänglicher Abneigung gegen Pferd, Familie und Badewanne freundet er sich schließlich mit allem an. Auch der befreundete Junge Albert Clifton (Tony Maiden) weiß mit Beauty umzugehen und ist manchmal mit ihm unterwegs. Dem unsympathischen Gutsherrn Mr. Armstrong (Michael Culver) gehört das komplette Umland. Er ist zugleich der örtliche Friedensrichter.

Black Beauty entsprach dem klassischen Schema „Sieh mal, Tier will uns etwas sagen“, in dem das kluge Tier maßgeblich dazu beiträgt, Menschen aus brenzligen Situationen zu befreien und böse Räuber oder Tierquäler zu fangen („Was sagt du, wo sind sie?“ — „Bwüha!“ — „Auf der Vogelinsel? Also los, Beauty!“). Der Roman von Anna Sewell diente nur als Anregung für die Serie.

26 halbstündige Folgen liefen sonntags nachmittags in der ARD, mit dem Wechsel von Vicky zu Jenny wechselte die Serie ins Samstagsprogramm des ZDF. Dort lief 15 Jahre später auch eine Fortsetzung unter dem Titel Neue Abenteuer mit Black Beauty.

Deutschland lacht

1992 (ZDF). Halbstündige Witzeshow mit Karoline Reinhardt, die mit einem Käfer durch Deutschland fuhr und Menschen „Witze am laufenden Band“ erzählen ließ. Witzkandidaten im Studio konnten eine tolle Radkappe gewinnen. Wirklich.

Einer der Autoren der Sendung war Jürgen Fliege, der später als Talk-Pfarrer mit der Sendung Fliege bekannt wurde. Reinhardt war schon zuvor als Assistentin in Wim Thoelkes Der große Preis aufgefallen. Ihre eigene Show hatte zwar hervorragende Marktanteile, wurde aber sowohl von Kritikern als auch ZDF-intern so sehr als geschmackliche Entgleisung gesehen, dass der Sender sie nach einer Folge an einem Donnerstag am Vorabend und zwei weiteren freitags um 22.15 Uhr absetzte und vier weitere, schon gedrehte im Giftschrank verschwinden ließ. Stattdessen wiederholte er Folgen von Ein verrücktes Paar.

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