Vorsicht, Falle!

1964–2001. „Nepper, Schlepper, Bauernfänger“. Ratgeberreihe, die Eduard Zimmermann konzipiert hatte und über Jahrzehnte moderierte.

In kurzen Filmbeiträgen wurde vor Betrügern im Alltag gewarnt, die sich meist unter einem Vorwand Zugang zur Wohnung verschafften, auf den Bewohner einredeten und in einem unbeobachteten Moment die Ersparnisse plünderten. „Leider kein Einzelfall.“ Zimmermann gab dann den konkreten Hinweis, lieber niemandem in die Wohnung zu lassen. Auch Betrug durch Zeitungsanzeigen oder jede andere Art von Geschäften, bei denen man Geld versprochen bekam, aber zunächst etwas bezahlen musste, wurden als abschreckende Beispiele wieder und wieder gezeigt. Die Fälle, die sich wirklich ereignet hatten, wurden in den Filmen mit unbekannten Schauspielern nachgestellt und von einem Off-Sprecher erläutert. Die Leistung dieser Schauspieler erklärte, warum sie unbekannt waren, sorgte jedoch für zusätzliche Authentizität.

Vorsicht, Falle! durchlief verschiedene Sendeplätze im Abend- und Nachmittagsprogramm. Die erste Sendung war eine der meistgesehenen des Jahres: Sie hatte eine Sehbeteiligung von fast 60 %, was damals 7,4 Millionen Zuschauern entsprach. Nach der Wiedervereinigung zeigte die DFF-Länderkette leicht überarbeitete Folgen. Den Ostdeutschen widmete Vorsicht, Falle! 1992 auch einige Sondersendungen unter dem Titel „Vorsicht, Falle! Extra“.

Eduard Zimmermann moderierte 161 Sendungen in 34 Jahren. 1967 wurde er mit dem Adolf-Grimme-Preis mit Bronze ausgezeichnet. Im März 1998 übernahm seine Tochter Sabine Zimmermann die Moderation. Drei Jahre später waren offensichtlich alle Wege, allein durch Worte in eine Wohnung einzudringen, gezeigt. Weitere drei Jahre später ließ das ZDF die Idee jedoch in neuer Form unter dem Namen XY … Sicherheits-Check wieder aufleben.

Der Polizeibericht meldet

1953–1958 (ARD). „Eine Sendung über Bekämpfung und Aufklärung von Verbrechen in Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizei“. 26‑tlg. dt. Kriminalreihe von Jürgen Roland, Regie: Udo Langhoff.

Authentische Fälle aus den Polizeiakten werden von Schauspielern nachgestellt und vom Hamburger Kriminaldirektor Carl Breuer kommentiert. Zunächst bediente sich Roland nur der Akten der Hamburger Polizei, später wurde die Reihe auf andere Städte ausgedehnt.

Viele Folgen wurden von Wolfgang Menge geschrieben. Menge und Roland erfanden auch die Familie Beese, die den Zuschauern demonstrieren sollte, was man als unbescholtener Bürger falsch machen kann. Der Polizeibericht meldet war somit auch eine Art Vorläufer von Aktenzeichen XY … ungelöst und Vorsicht, Falle!. Als Carl Breuer 1956 in der Sendung um die genaue Personenbeschreibung eines Zeugen bat, bekam der NWDR innerhalb weniger Tage fast 6000 Zuschriften – angesichts der wenigen Fernsehempfänger damals eine gigantische Zahl.

Die Folgen waren 15 bis 45 Minuten lang und liefen auf verschiedenen Sendeplätzen zur Hauptsendezeit. Die letzte Folge diente zugleich als Auftakt für Rolands neue Serie Stahlnetz.

Polizeibericht

1991-1993 (RTL). 52‑tlg. US‑Krimiserie („The New Dragnet“; 1989–1991). Neuauflage der gleichnamigen Serie aus den 50er- und 60er‑Jahren.

Vic Daniels (Jeff Osterhage) und Carl Molina (Bernard White) ermitteln jetzt für die Polizei von Los Angeles, ihre Chefs sind Captain Boltz (Thalmus Rasulala) und Captain Lussen (Don Strout). Jede Folge dauerte 30 Minuten.

Polizeibericht

1968–1969 (ARD); 1989–1991 (RTL). 98‑tlg. US‑Krimiserie von Jack Webb und Richard Breen („Dragnet“; 1951–1970).

Nüchtern klärt Police Sergeant Joe Friday (Jack Webb) Kriminalfälle unterschiedlichster Art auf. Beim Zusammentragen der Beweise wird er von Officer Bill Gannon (Harry Morgan) unterstützt.

Die Fälle basierten auf wirklichen Akten der Polizei von Los Angeles, die für die Serie eng mit Produzent, Regisseur, Autor und Hauptdarsteller – in Personalunion Jack Webb – zusammenarbeitete. Webb kommentierte als Off-Sprecher seine Arbeit und informierte nach erfolgreich aufgeklärtem Fall über das später erfolgte Gerichtsurteil.

In den USA lief die Serie ursprünglich 263 Folgen lang von 1951 bis 1959 in Schwarz-Weiß. Schon damals spielte Webb den Joe Friday, jedoch mit anderen Partnern. Ab 1967 kam die Serie mit 98 neuen Folgen, jetzt in Farbe, zurück ins Programm. In Deutschland waren nur die Folgen ab 1967 zu sehen, und auch davon zunächst nur 16 Folgen im regionalen Vorabendprogramm der ARD. Die weiteren Folgen liefen erst 20 Jahre später bei RTL. Dennoch kannten die deutschen Zuschauer das Konzept der nüchternen und halbdokumentarischen Schilderung bereits, da seit 1958 die originalgetreue Kopie Stahlnetz lief, die sogar den Originaltitel Dragnet übersetzte, weshalb das Original später anders genannt werden musste. Komponist der berühmten Titelmusik (die Stahlnetz auch übernommen hatte) war Walter Schumann, das Ray Anthony Orchestra spielte sie und kam damit in die Top 10 der amerikanischen Charts. Nur drei Monate, nachdem RTL die letzte Folge der Serie gezeigt hatte, startete dort eine Neuauflage aus dem Jahr 1990 unter gleichem Titel.

Jede Folge war eine halbe Stunde lang.

Dem Täter auf der Spur

1967–1973 (ARD). 17-tlg. dt. Krimi-Quiz-Reihe von Jürgen Roland.

Kommissar Bernard (Günther Neutze) versucht, durch lange Gespräche mit allen Beteiligten die Täter in Mordfällen in Frankreich zu ermitteln. An seiner Seite ist Inspektor Mireux (Günther Stoll), ab der dritten Folge Inspektor Janot (Karl Lieffen). Nach einer Weile sagt Bernard jedes Mal den Satz: „Aber ja, so muss es gewesen sein“, dreht sich zu den Zuschauern und spricht in die Kamera: „Für mich ist der Fall klar. Und für Sie?“ An dieser Stelle wird der Film unterbrochen, und Regisseur Jürgen Roland lässt im Studio prominente Gäste raten, wen sie für den Mörder halten. Danach folgt der tatsächliche Schluss, in dem Bernard ihnen und den Verdächtigen erklärt, wer sich im Lauf der Ermittlungen verplappert hat.

Die Ratekandidaten waren höchst prominent: Zu Gast als Krimi-„Experten“ waren u. a. Uschi Glas, Helga Feddersen und Inge Meysel, aber auch der damalige Innenminister Hans-Dietrich Genscher. Manchmal drehte sich Kommissar Bernard auch während der Fälle zum Publikum und erklärte Hintergründe oder stellte Thesen auf. Die Fälle, die nach französischen Vorbildern entstanden, waren kompliziert, und die französischen Rollennamen machten die Sache für die Zuschauer noch verwirrender.

Die ersten sechs Folgen wurden schwarz-weiß, die restlichen (ab Frühsommer 1970) in Farbe gedreht. Die Sendungen waren zwischen 30 und 100 Minuten lang und liefen in loser Folge samstags um 20.15 Uhr.

Stahlnetz

1999–2003 (ARD). 6‑tlg. dt. Krimireihe.

Mehr als drei Jahrzehnte nach Jürgen Rolands gleichnamigem Straßenfeger startete die ARD eine spielfilmlange Neuauflage auf dem renommierten Tatort-Sendeplatz am Sonntagabend um 20.15 Uhr. Am Strickmuster hatte sich nichts geändert: wechselnde Kommissare, halbdokumentarischer Stil, Off-Stimme des Ermittlers erzählt von seinen Gedanken und Fortschritten.

In den einzelnen Hauptrollen: Suzanne von Borsody, Bernhard Bettermann, Stefanie Stappenbeck, Michael Mendl, Hermann Beyer und Axel Milberg. Bei den ersten beiden Filmen stand Wolfgang Menge noch einmal als Berater zur Seite.

Stahlnetz

1958–1968 (ARD). 24‑tlg. dt. Krimireihe von Jürgen Roland und Wolfgang Menge. Kommissare überführen Mörder in abgeschlossenen Filmen.

Die erste deutsche Krimiserie im engeren Sinn. Die erste Folge lief noch unter dem Titel von Jürgen Rolands Reihe Der Polizeibericht meldet, galt aber im Nachhinein als Beginn von Stahlnetz, das aus ihr hervorgegangen war. Zehn Jahre lang hielt sich die Reihe, die eine der erfolgreichsten Sendungen der 50er‑ und 60er-Jahre wurde. Als Vorlage dienten angeblich authentische Polizeiakten, jedoch wurden Namen und Schauplätze geändert, „um Unschuldige und Zeugen zu schützen“. Jede Folge begann ähnlich: „Dieser Fall ist wahr. Er wurde aufgezeichnet nach Unterlagen der Kriminalpolizei“, wurde auf einer Schrifttafel eingeblendet.

Die einzelnen Filme waren in sich abgeschlossen und mit wechselnden Schauspielern besetzt, wie später beim Tatort. Anders als beim Tatort gab es jedoch fast keine wiederkehrenden Rollen und schon gar keine festen Teams. Der am häufigsten eingesetzte Ermittlerdarsteller war mit sieben Einsätzen Heinz Engelmann, jedes Mal in einer anderen Rolle. Auf ebenso viele Stahlnetz-Auftritte brachte es nur Kurt Klopsch, der jedoch lediglich kleine Nebenrollen und Ganoven spielte. Überhaupt: Wer einmal einen Kommissar gespielt hatte, musste das nicht beim nächsten Mal wieder tun. Mehrfach gesehene Darsteller waren außerdem Friedrich Schütter mit fünf und Wolfgang Völz sowie Karl-Heinz Gerdesmann mit jeweils vier Einsätzen, auf je drei kamen Hellmut Lange, Helmut Peine, Herbert Tiede, Richard Lauffen, Peter Lehmbrock und Kurt Jaggberg. Dieter Eppler spielte nur in zwei Folgen mit, jedoch sogar beide Male in der Rolle des Kommissar Hauke.

Der jeweilige Hauptdarsteller war in einer zweiten Funktion stets als Off-Sprecher zu hören und kommentierte die Fälle oder ließ die Zuschauer seine Gedanken hören. Manchmal kamen auch Beobachter oder sogar Täter auf diese Weise zu Wort. In den ersten Folgen schilderte zusätzlich ein anonymer Off-Sprecher den Verlauf der Ereignisse. In der Folge „Die Tote im Hafenbecken“ vom August 1958 sieht man eine junge Dame, die ihr Bett herrichtet, und hört dazu die Stimme des Erzählers, die lapidar erklärt: „Sie braucht ihr Bett nicht zu machen. Heute nicht mehr. Sie lebt nur noch knapp drei Stunden.“ Wenig später erläutert er, dass der Fall womöglich noch heute ungeklärt wäre, „wenn nicht der Hafenarbeiter Kurt Wilhelm drei Monate später eine Banane gegessen hätte“.

Jürgen Roland heimste für Stahlnetz Ende der 50er-Jahre unzählige Lorbeeren ein, galt doch das Format der halbdokumentarischen Schilderungsweise der Fälle als kreativ und innovativ. Das war sie zweifelsohne, doch die kreative und innovative Leistung stammte von Jack Webb, dem Erfinder der US-Serie Polizeibericht. Stahlnetz war nur eine Kopie. Sie übernahm das Konzept, den aus dem Off sprechenden Hauptdarsteller, auch den einleitenden Satz „Dieser Fall ist wahr …“, selbst den Titel (Polizeibericht hieß im Original „Dragnet“, der US-Fachausdruck für eine Großfahndung). Sogar die berühmte Titelmusik war die gleiche. Walter Schumann hatte sie komponiert, das Orchester Erwin Halletz spielte sie in der deutschen Version.

Ganz so dokumentarisch, wie sie behauptete, war die Reihe natürlich nicht: Manche Folgen waren eher nur inspiriert von realen Fällen, manchmal fehlte der Satz „Dieser Fall ist wahr“, und es hieß nur: „Dieser Fall wurde aufgezeichnet nach Unterlagen der Kriminalpolizei.“ Menge selbst, der 21 der 22 Drehbücher verfasste, sagte einmal, er habe mit Jürgen Roland immer von einer letzten Stahlnetz-Folge geträumt, die anfängt mit den Worten: „Dieser Fall ist wirklich wahr.“

Die Episoden wurden im Lauf der Zeit immer länger: Die ersten Folgen dauerten noch 30 bis 40 Minuten; die letzten hatten durchweg Spielfilmlänge von mindestens 90 Minuten. Trotz der wechselnden Sendeplätze war jede Stahlnetz-Folge ein Ereignis – und häufig ein Straßenfeger. Nach 22 Fällen war Schluss, zwei davon waren Doppelfolgen. 31 Jahre später wurde die Reihe von der ARD wiederbelebt.

Übrigens: Als der Hafenarbeiter die Bananenschale ins Wasser warf, sah er die Leiche im Wasser treiben.

Großstadtrevier

Seit 1986 (ARD). Dt. Polizeiserie von Jürgen Roland.

Die Beamten des 14. Reviers der Hamburger Polizei befassen sich mit kleineren Delikten. Sie arbeiten alle im uniformierten Dienst und gehen auf Streife alltäglichen Fällen wie Ruhestörung, Schlägereien, Diebstählen, Prostitution und entflogenen Kanarienvögeln nach, bei Bedarf aber auch größeren Verbrechen wie Einbruch oder Raub. Ellen Wegener (Mareike Carrière), die gerade erst die Polizeischule abgeschlossen hat, ist die junge Partnerin des altgedienten, grimmigen Polizisten Richard Block (Arthur Brauss) im Streifenwagen 14/2. Block hat anfangs enorme Vorurteile gegen Frauen im Polizeidienst. Er wird bald befördert und verlässt das Revier, und Dirk Matthies (Jan Fedder) wird ab Folge 37 im Oktober 1992 Ellens neuer Kollege auf Streife. Dirk ist ein echter Hamburger Kiezjunge und Kumpeltyp, der viele Prostituierte und Kleinganoven, mit denen er im Dienst zu tun hat, persönlich kennt. Er ist vorlaut und mimt gern den Miesepeter, ist aber eigentlich ein herzensguter Mensch mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Mit Ellen bildet er lange Zeit ein gutes Team, und zwischen beiden knistert es.

Rolf Bogner (Peter Neusser) ist der Leiter des 14. Reviers, andere Kollegen dort sind der Motorradpolizist Neithard Köhler (Kay Sabban), der dicke und gemütliche Dietmar Steiner (Edgar Hoppe) und Lothar Krüger (Mischa Neutze; ab Folge 85: Peter Heinrich Brix). Iversen (Lutz Mackensy) ist der Polizeichef. Köhler verlässt das Revier, und Ellen stirbt Anfang 1994, kurz nachdem Dirk ihr einen Heiratsantrag gemacht hatte. Mit ihrer Nachfolgerin Maike Bethmann (Britta Schmeling) kommt auch die junge Hariklia Möller, genannt Harry (Maria Ketikidou), neu zum Team, die sich anfangs etwas zu wichtig nimmt und in Zivil ermitteln will. Sie bildet ab jetzt ein Team mit Henning Schulz (Till Demtröder) – auf Zivilstreife. Dirk bekommt mehrfach neue Partnerinnen im Peterwagen. Maike geht schon nach kurzer Zeit wieder (sie blieb nur für zehn Folgen) und Tanja König (Andrea Lüdke) sitzt ab Januar 1995 neben ihm. Auch diese beiden werden schnell ein gutes Team und gute Freunde, aber dann verliebt sich Tanja und verlässt das Revier. Im März 1999 bekommt Dirk Anna Bergmann (Dorothea Schenck) zugeteilt.

Nach 17 Jahren und 192 Folgen verlassen Bogner und Steiner das Revier im Mai 2003, auch Bergmann geht. Bernd Voss (Wilfried Dziallas) wird der neue Chef, Svenja Menzel (Ann-Cathrin Sudhoff) Dirks neue Partnerin, und Philip Caspersen (Matthias Walter) versucht, Steiners großen Stuhl würdig zu füllen. Ein Jahr später nimmt schon wieder eine Neue neben Dirk im Streifenwagen 14/2 Platz: Katja Metz (Anja Nejarri).

Auffallend unspektakuläre Serie, die eine der beliebtesten und langlebigsten im ARD-Vorabendprogramm wurde. Trotz einiger Wechsel behielt sie lange Zeit eine beständige Stammmannschaft, die aus den Polizisten Bogner, Steiner (beide von Anfang an in 192 Folgen bis 2003), Krüger, Matthies, Möller und Schulz bestand. Auch der Sendetermin blieb über viele Jahre am Dienstag um 18.55 Uhr und wechselte im Januar 2002 auf Montag zur gleichen Zeit. Der Versuch der ARD, auf diesem Sendeplatz jeweils nach dem Ende einer Staffel neue Serien zu zeigen, scheiterte oft, weshalb ab 2002 der Montag ganzjährig mit dem Großstadtrevier besetzt war, in der zweiten Jahreshälfte mit Wiederholungen. Jan Fedder und Maria Ketikidou wurden im April 2005 für ihren „großen Anteil am Bild des Polizisten als sympathischem Freund und Helfer“ zu Ehrenkommissaren ausgerechnet der Bayerischen Polizei ernannt. Die Zeremonie fand in Rosenheim statt, dem Schauplatz der ZDF-Serie Die Rosenheim-Cops. Nochmals ausgerechnet.

Den Titelsong „Große Haie, kleine Fische, viel Schatten viel Licht … hier im Großstadtrevier …“ sang die deutsche Country-Band Truck Stop. Serienmacher und Krimiveteran Jürgen Roland (Stahlnetz, Dem Täter auf der Spur) spielte in einzelnen Folgen selbst Gastrollen.

Welcome, Mrs. President

2006 (Sat.1). 18-tlg. US-Politserie von Rod Lurie („Commander In Chief“; 2005–2006).

Eigentlich war Mackenzie Allen (Geena Davis) die Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, doch als der Präsident starb, rückte sie nach und ist nun die erste Frau in diesem Amt. Als brächte ihr das nicht schon genug Anfeindungen ein, ist sie auch noch unabhängig, d.h. keiner Partei zugehörig. Ihr schärfster Widersacher ist der Sprecher des Repräsentantenhauses, Nathan Templeton (Donald Sutherland). Neben der Weltmacht USA hat Mackenzie noch eine Familie zu organisieren, bestehend aus „First Gentleman“ Rod Calloway (Kyle Secor), der sich in eben dieser Rolle zurechtzufinden bemüht, den Teenager-Zwillingen Horace (Matt Lanter) und Rebecca (Caitlin Wachs) und der siebenjährigen Amy (Jasmine Anthony). Jim Gardner (Harry Lennix) ist Mackenzies Stabschef, der diese Position schon beim Vorgänger hielt, Kelly Ludlow (Ever Carradine) ihre Pressesprecherin und Richard „Dickie“ McDonald (Mark-Paul Gosselaar) ihr persönlicher Berater. Auch ihren Mann hebt Mackenzie nach kurzer Zeit in einen offiziellen Beraterposten.

In Massen beschäftigte sich das US-Publikum zum Sendestart mit dieser Serie, an der prompt mehrere deutsche Fernsehsender interessiert waren, obwohl die ähnlich angelegte, aber wesentlich bessere US-Politserie „The West Wing“ auch nach sieben Jahren noch immer keinen deutschen Käufer gefunden hatte, weil die Sender einmütig darauf beharrten, das deutsche Publikum könne sich nicht mit einer Serie identifizieren, die hinter den Kulissen des Weißen Hauses spiele. Sat.1 erhielt den Zuschlag, während sich in den USA schon nur noch die Medien mit der Serie befassten, insbesondere mit ihrem rasanten Niedergang. Ihr Erfinder Rod Lurie wurde nach wenigen Wochen vom Sender gefeuert, weil er angeblich zu teuer und zu langsam produzierte. Steven Bochco, der noch nie eine Serie übernommen hatte, die er nicht selbst ausgeheckt hatte, sollte es richten, versagte aber inhaltlich. Die Serie dümpelte in eine völlig neue Richtung, erschien zeitweise wie ein billiger Abklatsch von „The West Wing“, was sie anfangs gar nicht war, und verlor innerhalb nur eines halben Jahres fast zwei Drittel ihrer Zuschauer. Und so wurde, was im Herbst 2005 noch der erfolgreichste Neustart der neuen Fernsehsaison war, nach nicht einmal einer ganzen Staffel wegen Erfolglosigkeit abgesetzt. Vorher noch wurde Geena Davis mit einem Golden Globe als Beste Hauptdarstellerin in einer Dramaserie ausgezeichnet.

Sat.1 zeigte die ersten sieben einstündigen Folgen dienstags um 22.15 Uhr und den Rest eine Stunde später.

Kanzleramt

2005 (ZDF). 12-tlg. dt. Politserie von Hans-Christoph Blumenberg und Martin E. Süskind.

Hinter den Kulissen der großen Politik: Wer berät den Kanzler, schreibt die Gesetze, formuliert seine Reden? Und wie gut kann man das Privatleben vom politischen Alltag abgrenzen? Die engsten Mitarbeiter von Kanzler Andreas Weyer (Klaus J. Behrendt) sind sein Kanzleramtschef Norbert Kraft (Robert Atzorn), Büroleiterin Birte Schmitz (Rita Russek), Regierungssprecher Conny Bergmann (Herbert Knaup), die Leiterin der Abteilung Außenpolitik Edith Lambert (Claudia Michelsen) und der Redenschreiber Alexander Nachtweih (Heikko Deutschmann). Der Kanzler ist Witwer und hat eine 16-jährige Tochter Nina (Karoline Teska).

Das ZDF schwärmte: „Zum ersten Mal spielt eine Fernsehserie im Zentrum der politischen Macht.“ Wenn man in Betracht zieht, dass den deutschen Zuschauern die herausragende US‑Serie „The West Wing“, die das gleiche Konzept im Weißen Haus ansiedelte, vorenthalten wurde, war das sicherlich nicht ganz falsch. Leider war die deutsche Version klischeehaft und harmlos und nahm sich im Gegensatz zum amerikanischen Vorbild viel zu ernst. Die erste Folge hatte noch fast fünf Millionen Zuschauer, doch von denen kam nur ein Bruchteil wieder, um sich auch die weiteren Sendungen anzusehen.

Die 45-Minuten-Folgen liefen mittwochs um 20.15 Uhr.

Blättern:  1 ... 183 184 185 186 187 ... 198


Das Buch

die Autoren

Weitere Bücher

New York für Fern-SeherDie kleine House-Apotheke

Links