Fame Academy

2003 (RTL 2). Talentshow mit Nova Meierhenrich, die auf der durch Deutschland sucht den Superstar ausgelösten Casting-Welle mitschwamm und Teile des Konzepts schlicht kopierte.

In einer Auftaktshow werden aus 30 Bewerbern 16 herausgefiltert, die in die „Fame Academy“ am Kölner Rheinufer einziehen. Dort lernen die Popstudenten, was sie als Popstar benötigen. Die „Dozenten“ sind Gesangstrainerin Jane Comerford, Choreograph Renick Bernadina, Schauspiellehrer Norbert Ghafouri und Fitnesstrainer Franco Carlotto. Kim Moke, die langjährige Chefin der Hamburger „Stage School“, hat auch hier die Leitung. Regelmäßig kommen Prominente zu Besuch und berichten von ihren Erfahrungen. Eine tägliche einstündige Sendung am Vorabend zeigt die Ereignisse des Tages in der Akademie (das ist der Teil der Sendung, der bei Big Brother abgekupfert wurde). Sonntags um 18.00 Uhr treten in einer zweistündigen Show die drei Kandidaten mit ihren Liedern gegeneinander an, die nach Meinung der Dozenten die wenigsten Fortschritte gemacht haben. Die Fernsehzuschauer entscheiden per Telefon über einen Kandidaten, der weiterkommen und in der Folgewoche erneut antreten soll. Von den beiden Übriggebliebenen können die Studenten einen weiteren retten. Wer dann noch übrig ist, fliegt raus.

Endemol produzierte die Show in Deutschland wie in Großbritannien, wo sie bereits unter gleichem Titel bei der BBC gelaufen war. Weder dort noch hier war sie sonderlich erfolgreich. RTL 2 musste nach drei Wochen die Werbepreise um 67 Prozent senken und verlegte den Sendeplatz von 19.00 auf 17.00 Uhr.

Die deutsche Stimme 2003

2003 (ZDF). Talentshow mit Andrea Kiewel und Kai Böcking, bei der fast alles genauso funktionierte wie bei Deutschland sucht den Superstar, in dessen Sog die Castingshows massenhaft auf den Bildschirm fluteten, und wie bei Fame Academy. Unterschied: Im ZDF wurde ausschließlich deutsch gesungen. Aus den Bewerbern bestimmte eine Jury durch Castings in mehreren Schritten neun Teilnehmer der Endrunde. In sieben großen Live-Shows traten diese gegeneinander an, per TED stimmten die Fernsehzuschauer am Ende der Sendung telefonisch ab. Der Letztplatzierte flog raus, die anderen traten beim nächsten Mal wieder gegeneinander an, bis schließlich im Finale die letzten drei um den Gesamtsieg sangen. Die Jury kommentierte in den Live-Shows nur noch und hatte keine Bestimmungsbefugnis.

Die Jury bestand aus den Musikern Jule Neigel und Oli. P, der Moderatorin Stefanie Tücking und dem Komponisten und Musikproduzenten Ralph Siegel, der die Rolle von Dieter Bohlen einnahm und von dem sich der Sieger namens Eddie Leo Schruff daher eine Single schreiben lassen musste. Die Reihe wurde von wenigen Menschen gesehen, was im Nachhinein eigentlich auch im Sinne des ZDF gewesen sein muss. Sie begann mit den Casting-Zusammenschnitten samstags am Vorabend, die Live-Shows liefen wöchentlich donnerstags um 20.15 Uhr.

Deutschland sucht den Superstar – Das Magazin

2002–2004 (Vox); seit 2005 (Super RTL); ab 24.02.2007 (RTL). Einstündiges Begleitmagazin zur RTL-Show Deutschland sucht den Superstar. Lief montags um 20.15 Uhr und wurde während der ersten beiden Staffeln von Peer Kusmagk und Tamara Gräfin von Nayhauß moderiert. Als sei Kusmagks Name nicht schon kompliziert genug, nannte er sich ab der zweiten Staffel Peer Karlinder Kusmagk. Zur dritten Staffel behielt das Magazin zwar seinen Sendeplatz, wechselte aber den Sender und die Moderatoren. Auf Super RTL waren dies Nina Moghaddam und David Wilms. Nina Moghaddam moderiert auch die RTL-Version, die ab Ende Februar 2007 zusätzlich auf den Bildschirm kommt.

The District – Einsatz in Washington

Seit 2001 (Vox). 89-tlg. US-Krimiserie von Terry George und Jack Maple („The District“; 2000–2004).

Mit dem Versprechen, die Kriminalitätsrate um 50 Prozent zu senken, wird Jack Mannion (Craig T. Nelson) neuer Polizeichef in Washington und dem bisherigen Chef Joe Noland (Roger Aaron Brown) vor die Nase gesetzt. Noland versucht deshalb, den Neuen zu sabotieren. Auch der schwarze Bürgermeister Ethan Baker (John Amos) gehört zu Mannions Gegnern, Bakers Stellvertreterin Mary Ann Mitchell (Jayne Brook) hat Mannion den Job gegeben und steht weiter hinter ihm. Nick Pierce (Justin Theroux) ist Mannions Pressesprecher, Ella Mae Farmer (Lynne Thigpen), Danny McGregor (David O’Hara), Temple Paige (Sean Patrick Thomas) und Nancy Parras (Elizabeth Marvel) bilden Mannions Team. Vor allem Ella, die von den anderen bis dahin belächelt wurde, wird seine Vertraute. Mannion selbst ist ein harter Durchgreifer, der Korruption hasst. Er ist fair, menschlich, singt gerne und liebt Filme.

Pathetische Serie, die vor allem vom überzeugenden Hauptdarsteller und seinem Zusammenspiel mit Lynne Thigpen lebte. Thigpen starb im März 2003 an einer Hirnblutung. Ihr Tod musste in die Serienhandlung integriert werden, und so erlag auch Ella Farmer am Ende der dritteh Staffel einer Hirnblutung.
Im August 2001 war bereits Serienerfinder Jack Maple an Krebs gestorben.

Vox zeigte die einstündigen Folgen mittwochs um 21.10 Uhr im Doppelpack mit der ebenfalls neuen Krimiserie CSI. Diese wurde ein durchschlagender Erfolg und lief fortan in Dauerschleife, The District verschwand nach der ersten Staffel im Keller. Erst nach fünf Jahren Pause zeigt Vox nun die anderen drei Staffeln montags um 22.05 Uhr.

Stromberg

Seit 2004 (Pro Sieben). Dt. Comedyserie von Ralf Husmann nach der britischen Serie „The Office“ von Ricky Gervais und Stephen Merchant.

Bernd Stromberg (Christoph Maria Herbst) ist der Chef aus der Hölle. Der Leiter der Abteilung Schadensregulierung, Buchstaben M bis Z, bei der Capitol-Lebensversicherung ist die meiste Zeit damit beschäftigt, sich und seine Leistungen in ein positives Licht zu rücken, eigene Fehler anderen in die Schuhe zu schieben und jeden Vorteil für sich herauszuholen. Wenn er sich nicht aus Bösartigkeit unbeliebt macht, dann aus Ungeschicklichkeit; selbst wenn er es gut meint, steht er innerhalb von Sekunden bis zum Hals im Fettnapf. Schlimmer wird der Umgang mit ihm noch dadurch, dass er sich für einen toleranten Chef hält, wie man ihn sich wünschen würde. Unter ihm leiden und arbeiten der überforderte Arschkriecher Berthold „Ernie“ Heisterkamp (Bjarne Ingmar Mädel), der bequeme Ulf Steinke (Oliver K. Wnuk), die von ihm umschwärmte Tanja Seifert (Diana Staehly) und die füllige Erika Burstedt (Martina Eitner-Acheampong). Der Deutschtürke Sinan Turculu (Sinan Akkus) leitet die Konkurrenzabteilung (A bis L), Tatjana Berkel (Tatjana Alexander) ist Strombergs Vorgesetzte. In der zweiten Staffel wird Strombergs Abteilung mit der des jungen, umgänglichen Timo Becker (Lars Gärtner) zusammengelegt — und zu Strombergs Entsetzen wird der auch noch Abteilungsleiter und er selbst nur Stellvertreter.

Die Serie bezog ihren Witz nicht aus Pointen, sondern fast immer aus der unerträglichen Peinlichkeit der Situationen. Inszeniert war sie wie eine Doku-Soap. Ein Fernsehteam dokumentiert mit der üblichen Wackelkamera die Arbeit der Abteilung; die Protagonisten wissen, dass sie gefilmt werden, was Stromberg noch mehr auf seine Außendarstellung achten und die Peinlichkeit noch größer werden lässt. Zwischendurch erzählen die Mitarbeiter ihre Sicht der Dinge direkt in die Kamera. Stromberg wäre eine außerordentlich innovative deutsche Comedyserie gewesen, hätte Pro Sieben nicht Idee, Format, Figurenkonstellation, Musikstil, Schnitt, ganze Dialoge und Details der Marotten des Chefs von der britischen Serie „The Office“ kopiert, mit der die BBC einen sensationellen Erfolg erzielt hatte. BBC Worldwide prüfte, gegen Pro Sieben wegen Plagiats juristisch vorzugehen.

Die deutsche Version lief nur mäßig erfolgreich montags um 21.50 Uhr, doch die kleine Fangemeinde war treu, besessen und lautstark, und viele der Fans saßen in Redaktionen und Jurys, und sie bedachten Stromberg mit hervorragenden Kritiken und etlichen Auszeichnungen, darunter dem Adolf-Grimme-Preis, weshalb Pro Sieben dennoch nach acht Folgen eine zweite Staffel bestellte, die sonntags nach 22 Uhr gezeigt wurde. Und siehe da: Plötzlich wurde „The Office“ als offizielles Vorbild angegeben, der Sender hatte sich mit der BBC geeinigt.

Die dritte Staffel läuft wieder montags, diesmal etwas später.

Deutscher Fernsehpreis 2007 als beste Sitcom und für Ralf Husmann für das beste Drehbuch (zusammen mit Dr. Psycho).

The Office

2006 (Sat.1 Comedy). 14-tlg. brit. Comedyserie von Ricky Gervais und Stephen Merchant („The Office“; 2001 – 2003).

Im Stil einer Dokusoap lernen wir eine Abteilung eines Papiervertriebs kennen. David Brent (Ricky Gervais) ist der unaustehliche Abteilungsleiter, der sich nicht nur für einen populären Menschenfreund, sondern auch für einen großen Komiker hält und sich ein ums andere Mal lächerlich macht.

Unverkennbares und einzigartiges Markenzeichen war die unangenehme Stille, die auf die peinlichen Witzversuche des Chefs folgte, und die umso mehr auffiel, als die Serie auf das sonst oft bei Sitcoms übliche Publikumsgelächter verzichtete.
The Office war das Vorbild für die deutsche Serie Stromberg.

Deutschland ist schön

Seit 2007 (Sat.1). Halbstündige Comedyshow.

Jürgen von der Lippe schwärmt in schöner Landschaft von den Vorzügen Deutschlands und verbindet auf diese Weise die Sketche, die von einem Ensemble gespielt werden, das es in Größe in Prominenz so noch nicht gab. Zwei Dutzend prominenter Komiker verschiedener Generationen wirken mit, obgleich nie alle zusammen, was die Dreharbeiten enorm vereinfacht haben muss: Wichart von Roëll, Barbara Schöne, Beatrice Richter, Mike Krüger, Ingolf Lück, Dirk Bach, Herbert Feuerstein, Bernhard Hoëcker, Peter Nottmeier, Michael Kessler, Michael Müller, Susanne Pätzold, Heike Siekmann, John Friedmann und Florian Simbeck, sowie die Komiker, die mit ihren eigenen Sendungen ohnehin bei Sat.1 beschäftigt sind, darunter Markus Maria Profitlich, Janine Kunze, Tetje Mierendorf, Volker „Zack“ Michalowski, Nina Vorbrodt, Hanno Friedrich, Mackie Heilmann, Judith Döker und Sabine Menne. Einige der Sketchcharaktere kehren in festen Rubriken wieder.

Markus Maria Profitlich ist zugleich Produzent der Reihe, die ein perfektes Beispiel für den Unterschied zwischen Quantität und Qualität ist. Sie läuft freitags um 21.15 Uhr. Vorbild war wohl das von Kritikern geschätzte „Little Britain“ der BBC.

Wer ist hier der Boss?

1992–1993 (RTL). 196‑tlg. US-Sitcom von Blake Hunter und Martin Cohan („Who’s The Boss“; 1984–1992).

Der verwitwete Ex-Profi-Sportler Tony Micelli (Tony Danza) zieht mit seiner Tochter Samantha (Alyssa Milano) bei Angela Bower (Judith Light) und ihrem Sohn Jonathan (Danny Pintauro) ein und arbeitet fortan als deren Haushälter. Angela ist ein hohes Tier in der Werbebranche und eröffnet später ihre eigene Agentur.

Mit großem Enthusiasmus kocht und putzt Tony, sorgt für Hochglanz und die Umkehrung der klassischen Rollenverteilung. Angelas vorlaute Mutter Mona Robinson (Katherine Helmond) wohnt gleich nebenan und mischt sich in alles ein. Sie wird in Angelas Werbeagentur die Sekretärin, doch ihre unterschiedlichen Arbeits- und Lebensauffassungen machen die Zusammenarbeit schwierig. Mona ist voller Lebenslust, Angela verbissen und steif.

Tony ist ein liebender Vater, der das Leben zwar lockerer nimmt als Angela, doch seiner Tochter gegenüber notfalls auch streng sein kann und etwaige Einwände mit den Worten „Hey-oh, oh-hey!“ einleitet. Mit der Zeit verlieben sich Tony und Angela, jedoch merkt es jeder in ihrer Nähe vor ihnen selbst. Nach etlichen Jahren und vielem Hin und Her finden sie zueinander. Parallel wollte sich Tony fortbilden, hat ein Studium begonnen und wird schließlich Lehrer. Er nimmt einen Job im fernen Iowa an (das Angela unentwegt mit Idaho verwechselt), was die frische Beziehung in Gefahr bringt. Tonys inzwischen erwachsene Tochter Sam heiratet ihren Freund Hank (Curnal Aulisio) und ist damit überraschend vor ihrem Vater verheiratet. Tony kündigt am Ende seinen Job, um zu Angela zurückzukehren. In der letzten Folge steht er – genau wie in der ersten – überraschend vor ihrer Tür und bewirbt sich als Haushälter.

Neun Jahre lang lief die Serie erfolgreich im Abendprogramm des US-Fernsehens. In Deutschland wurden alle Episoden innerhalb eines Jahres gezeigt, weshalb die anfangs elf und sieben Jahre alten Kinder Sam und Jonathan bei uns ziemlich schnell aufwuchsen. Sam wurde später sogar eine Hexe, das passierte jedoch erst in Charmed – Zauberhafte Hexen.

Die liebenswerte Serie lief jeden Werktag um 17.00 Uhr im Doppelpack mit Eine schrecklich nette Familie, war jedoch deutlich harmloser und familienfreundlicher. Dennoch bildeten beide einen erfolgreichen Comedyblock im RTL-Programm, weshalb auch Wer ist hier der Boss? gleich nach der letzten Episode wieder von Beginn an in Dauerschleife wiederholt wurde. Elf Jahre nach dem Ende der Serie (und Sitcom-Flops mit Wer ist hier der Cop? und Ein Vater zum Küssen) wurde der Ex-Boxer Tony Danza im Herbst 2004 Moderator seiner eigenen täglichen Talk- und Varietyshow im US-Fernsehen, die zwei Jahre lang lief. Einer der prominenten Gäste im ersten Monat war seine frühere Serientochter Alyssa Milano.

Eine schrecklich nette Familie

1992–1996 (RTL); 1996–1997 (Pro Sieben). 259‑tlg. US-Sitcom von Michael G. Moye und Ron Leavitt („Married … With Children“; 1987–1997).

Der Schuhverkäufer Al Bundy (Ed O’Neill) und seine Frau Peggy (Katey Sagal) leben in Chicago und haben zwei Kinder: Kelly (Christina Applegate), ein dummes, blondes Flittchen, das Al „Dumpfbacke“ nennt, und den jüngeren Bud (David Faustino), der nie ein Mädchen abbekommt. Al und Peggy sind seit etwa 20 Jahren verheiratet. Jeder in der Familie tut alles, um seine Ruhe vor den anderen zu haben, insbesondere Al vor Peggy, die stets Sex will, wozu Al aber keine Lust hat. Al hat Schweißfüße und Mundgeruch und verbringt Stunden auf dem Klo, das er regelmäßig überflutet. Er fährt einen alten Dodge, den er mehr liebt als seine Familie. Peggy kocht nie, weshalb die Familie Hunger leidet. Generell rührt sie keinen Finger im Haushalt. Das wenige Geld, das Al als Schuhverkäufer verdient, gibt Peggy im Einkaufszentrum oder vor dem Fernseher beim Shoppingkanal aus. Sie verbringt den Tag auf der Couch, sieht Talkshows, isst Bonbons und liest Zeitschriften. Wie die, in der dieser Psychotest steht, den sie an Al ausprobieren will. Peggy: „Mit wem würden Sie lieber eine Nacht verbringen? A: Mit Ihrer Frau, oder B: …“ – Al: „B.“

Familienhund Buck denkt sich seinen Teil, was für die Zuschauer ab dem Ende der dritten Staffel zu hören ist. Die Bundys sind egoistisch, unehrlich, gewalttätig und nur auf ihren Vorteil bedacht. Ihre Nachbarin Marcy (Amanda Bearse) ist eine emanzipierte Bankangestellte, deren erster Mann, Steve Rhoades (David Garrison), ebenfalls bei der Bank, unter ihrem Pantoffel steht. Anfangs sind die beiden noch frisch verliebt und unerträglich glücklich, doch dann bringen ihnen Al und Peggy getrennt voneinander das wahre Leben bei. Steve fliegt bei der Bank raus, weil er sich auf ein Geldgeschäft mit Al eingelassen hat, und verlässt seine Frau nach drei Staffeln, um ein alternatives Leben zu führen und Parkranger zu werden. Nach einem halben Jahr allein wacht Marcy eines Morgens neben Jefferson D’Arcy (Ted McGinley) auf und ist mit ihm verheiratet. Leider heißt sie nun Marcy D’Arcy. Jefferson ist so faul wie Peggy. Er arbeitet nicht, lässt sich von Marcy aushalten und verwendet seine Zeit darauf, sein schönes Aussehen zu erhalten.

In der sechsten Staffel sind plötzlich Peggy und Marcy gleichzeitig schwanger, und nach einigen Folgen genauso plötzlich nicht mehr (Katey Sagal hatte im wahren Leben eine Fehlgeburt erlitten, weshalb der Handlungsstrang in bester Dallas-Manier als Albtraum von Al abgetan wurde). In der siebten Staffel wohnt Seven (Shane Sweet) bei den Bundys. Er ist der kleine Sohn von Peggys Verwandten, die ihn einfach bei den Bundys abgeladen haben, der aber nach kurzer Zeit wieder verschwindet (die Figur kam bei den Fans überhaupt nicht an, und diesmal machten sich die Autoren gar nicht erst die Mühe, eine Erklärung für sein Verschwinden zu suchen – Hauptsache weg).

Kelly und Bud haben mittlerweile die Schule abgeschlossen, wie auch immer Kelly das geschafft hat, und halten sich mit verschiedenen Jobs gerade so sehr über Wasser, dass sie zu Hause wohnen bleiben. Kelly arbeitet als Bedienung und Werbemodel, Bud wird Fahrlehrer. Al, Jefferson, Officer Dan (Dan Tullis, Jr.), Griff (Harold Sylvester), ein Kollege aus dem Schuhladen, Ike (Tom McCleister) und Bob Rooney (Edward E. Bell) werden Mitglieder der von Al gegründeten Initiative „NO MA’AM“, der „Nationalen Organisation gegen Amazonen-Machtausübung“, die in der Garage tagt, sich für die Rechte der Männer im Kampf gegen Frauen einsetzt und ihre Zeit mit Biertrinken oder in der Nacktbar verbringt.

Zu Beginn der zehnten Staffel stirbt Hund Buck, wird als Lucky wiedergeboren und lebt weiter bei den Bundys. Im zweiteiligen Serienfinale verliebt sich Kelly in den Geiselnehmer Lonnie (Charles Esten) und will ihn heiraten. Al willigt ein, weil Lonnies Familie reich ist, zieht die Einwilligung dann aber zurück, weil er Lonnie in der Nacktbar getroffen hat und so ein mieser Kerl nichts für seine Dumpfbacke ist. Denn irgendwie kümmern sich diese Bundys ja doch umeinander.

In Amerika war die Serie ein Überraschungserfolg. Der bis dahin kleine Sender Fox verdankte es Al Bundy und seiner Familie, dass er zum viertgrößten Network aufstieg. „Married … with Children“ war mit elf Jahren Laufzeit eine der langlebigsten Serien überhaupt. Im Gegensatz zu allen vorherigen Familien-Sitcoms verzichtete diese gänzlich auf Harmonie oder Familienidylle. Nie wurde am Ende alles gut, die Bundys, hauptsächlich Al, blieben immer die Verlierer. Eine schrecklich nette Familie war politisch unkorrekt und kalkuliert plump, und genau das machte die Serie berühmt und zu einem der größten Fernseherfolge aller Zeiten. Als Titelmusik diente der alte Song „Love and Marriage“ von Frank Sinatra.

RTL zeigte die Folgen anfangs mittags, dann nachts und schließlich montags bis freitags um 17.30 Uhr. Auf diesem Platz blieb die Serie jahrelang ununterbrochen, wann immer die letzte Folge gesendet war, ging es gleich am nächsten Tag wieder von vorn los – mit unverändert guten Einschaltquoten. Lediglich ein kurzzeitiger Versuch Anfang 1994, neue Folgen der sechsten Staffel zur Primetime montags um 20.45 Uhr zu senden, wurde nach wenigen Monaten wieder beendet. Als die Serie der täglichen Seifenoper Unter uns weichen musste, wanderte sie auf den Samstagnachmittag.

1996 kaufte Pro Sieben nicht nur die schon gesendeten alten Folgen, sondern schnappte RTL auch die Rechte für alle neuen Folgen weg. Die letzten beiden Staffeln liefen dort werktags um 19.00 Uhr. Auch Pro Sieben wiederholte nach dem endgültigen Ende die Serie in Dauerschleife im Vorabendprogramm – und noch immer riss der Wahn nicht ab.
Neben ungezählten Merchandisingprodukten erschienen jede Menge Bücher über Al Bundy und seine schrecklich nette Familie. Der endgültige Ritterschlag erfolgte Ende 2002, als „Der Spiegel“ sich eine Folge der 1000-mal gezeigten Serie als Thema für seinen TV-Rückblick aussuchte, die „brillante Situationskomik“ beschrieb und auch sonst nicht mit Lob sparte: „Wenn es einen Lichtblick in der akuten Depression gibt, dann heißt er Al Bundy (grandios: Ed O’Neill), Held der besten Comedyserie im deutschen Fernsehen. Die aggressive Schärfe der Dialoge schöpft die Möglichkeiten dessen, was Satire sein kann, bis zur Schmerzgrenze aus.“

Die meisten Staffeln sind bereits auf DVD erhältlich.

Eine himmlische Familie

1999–2007 (Vox). 243-tlg. US-Familienserie von Branda Hampton („7th Heaven“; 1996–2007).

Der Gemeindepfarrer Eric Camden (Stephen Collins) und seine Frau Annie (Catherine Hicks), eine Hausfrau, führen mit ihren fünf Kindern – Matt (Barry Watson), Mary (Jessica Biel), Lucy (Beverly Mitchell), Simon (David Gallagher) und Ruthie (Mackenzie Rosman) – sowie Hund Happy ein ganz normales Familienleben voller Wärme und Harmonie in der romantischen Kleinstadt Glen Oak. Matt, der Älteste, ist zu Beginn der Serie 16, Ruthie ist mit fünf Jahren die Jüngste. In der dritten Staffel werden noch die Zwillinge David (Nikolas Prino) und Samuel (Lorenzo Prino) als Kinder Nummer sechs und sieben geboren.

Als Pfarrer und vielfacher Familienvater kommt Eric ständig mit den Problemen von Jugendlichen in Berührung: Gewalt, Verbrechen, Drogen, Alkoholismus, Freunde, Freundinnen und Schwangerschaften. Eine solche führt am Ende der achten Staffel zu einem weiteren Familienzuwachs: Mary, inzwischen Stewardess, heiratet Carlos (Carlos Ponce) und bekommt ein Baby. Außerdem quartiert sich der Fremde Martin (Tyler Hoechlin), dessen Vater mit der Marine im Irak ist, kurzerhand bei den Camdens ein. Matt hat vorher schon spontan die Jüdin Sarah Glass (Sarah Danielle Madison) geheiratet. Er geht vorübergehend nach New York, um Medizin zu studieren. Lucy tritt ebenfalls in den Kirchendienst ein. Ihr Freund ist Kevin Kinkurk (George Stults), den sie später heiratet. Und Simon hat als erstes Familienmitglied schon vor der Ehe Sex, was in dieser Familie wirklich ein dicker Hund ist.

Produzent der Serie war Aaron Spelling, in dessen vorherigen Serien (z. B. Beverly Hills, 90210) es um wenig anderes als vorehelichen Sex ging.
Die einstündigen Folgen liefen werktags nachmittags mit großem Erfolg, weshalb Vox die vierte Staffel im Herbst 2000 in die Primetime am Dienstag um 20.15 Uhr verlegte. Das glückte aber nicht wie gewollt, und so lief schon die fünfte Staffel wieder nachmittags. Der dortige Erfolg hielt noch etliche Jahre an.

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