Melrose Place

1993–2000 (RTL). 227‑tlg. US‑Soap von Darren Star („Melrose Place“; 1992–1999).

Liebe, Laster, Affären und Intrigen in einer Clique von 20- bis 30-Jährigen, die am Melrose Place in Los Angeles leben. Dazu gehören Dr. Michael Mancini (Thomas Calabro), ein junger Arzt, der nebenbei den Job des Hausmeisters macht und so die Miete spart; Michaels Frau Jane (Josie Bissett); Rhonda Blair (Vanessa Williams), Janes Freundin, eine Aerobic-Lehrerin; Sydney Andrews (Laura Leighton), Janes Schwester; der Bauarbeiter und Frauenschwarm Jake Hanson (Grant Show); Alison Parker (Courtney Thorne-Smith), die von der Rezeptionistin zur Werbestrategin aufsteigt; die intrigante Amanda Woodward (Heather Locklear), Alisons Chefin, bis diese sich selbstständig macht; Billy Campbell (Andrew Shue), Alisons Verlobter, der Taxi fährt, gern Schriftsteller wäre und später ebenfalls in der Werbeagentur arbeitet; der schwule Sozialarbeiter Matt Fielding (Doug Savant) und Sandy Louise Harling (Amy Locane), die in einer Kneipe jobbt.

Sandy will Schauspielerin werden und verlässt den Melrose Place, als sie eine Rolle angeboten bekommt. Auch Rhonda geht weg. Michael hat eine Affäre mit Dr. Kimberly Shaw (Marcia Cross), lässt sich von Jane scheiden und heiratet erst ihre Schwester Sydney und später Megan Lewis (Kelly Rutherford), eine ehemalige Prostituierte. Billy ehelicht zunächst Brooke Armstrong (Kristin Davis), dann Samantha Reilly (Brooke Langton), lässt sich aber auch von Letzterer wieder scheiden. Neu an den Melrose Place kommen im Lauf der nächsten Zeit auch die Fotografin Jo Reynolds (Daphne Zuniga); Dr. Peter Burns (Jack Wagner), Michaels Erzfeind, der nach einer Affäre mit Amanda die Ex-Kriminelle Eve (Rena Sofer) heiratet; Kyle McBride (Rob Estes), der ein Restaurant betreibt, und seine Frau Taylor (Lisa Rinna); Craig Field (David Charvet); Jennifer Mancini (Alyssa Milano), Michaels Schwester; Dr. Brett „Coop“ Cooper (Linden Ashby) und seine Ex-Frau, die intrigante Lexi Sterling (Jamie Luner).

Matt stirbt später bei einem Autounfall. Samantha und Coop verlassen die Stadt, ebenso Billy, der mit Jennifer nach Rom auswandert. Kyle und Amanda heiraten. Kyles Bruder Ryan (John Haymes-Newton) kommt in die Stadt und verliebt sich in Megan. Die beiden heiraten am Ende. Michael und Jane werden wieder ein Paar, und auch Peter und Amanda kommen wieder zusammen. Eve möchte beide umbringen, und so täuschen sie schließlich ihren Tod vor, um auf einer Südseeinsel ein ungestörtes neues Leben beginnen zu können.

Spin-off von Beverly Hills, 90210. Das Pärchen-wechsle-dich-Spiel war das gleiche, nur dass die Leute hier immer gleich geheiratet haben. In einigen der ersten Folgen spielte Jennie Garth ihre Rolle als Kelly Taylor. Aaron Spelling war auch der Produzent dieser Serie, die RTL im Doppelpack mit Beverly Hills, 90210 am Samstagnachmittag zeigte.

Ein Fall für zwei

Seit 1981 (ZDF). Dt. Krimiserie von Karl Heinz Willschrei.

Der Ex-Polizist Hermann Josef Matula (Claus Theo Gärtner), Rufname Josef, arbeitet in Frankfurt am Main als Privatdetektiv. Als solcher wird er regelmäßig von seinem Freund, dem Rechtsanwalt Dr. Dieter Renz (Günter Strack), engagiert, wenn dessen Klienten in der Klemme stecken und ihre Unschuld bewiesen werden muss. Matula macht sich dann auf die Suche nach dem wahren Täter, dabei geht es meist um Mord. Gemeinsam lösen sie die Fälle, da die mit dem Fall befassten Kommissare fast nie Interesse daran zu haben scheinen, den wirklichen Mörder zu finden. Matula ist Single mit wechselnden Freundinnen; Renz, der in seiner Freizeit gern kocht und Golf spielt, ist geschieden. Anfang September 1988 flammt eine alte Jugendliebe neu auf, und Renz wandert mit ihr in die Toskana aus, um sich dort zur Ruhe zu setzen.

Dr. Rainer Franck (Rainer Hunold) übernimmt in Folge 60 seine Kanzlei und bringt seinen Hund Umba mit (gespielt von Amadeus). Auch Franck arbeitet eng mit Matula zusammen und freundet sich mit ihm an. Beide fahren Motorrad, und beim Billard oder einer Currywurst diskutieren sie über ihre aktuellen Fälle. Als auch Franck im Juni 1997 seinen Beruf als Rechtsanwalt aufgibt, wird der junge Dr. Johannes Voss (Mathias Hermann) in Folge 149 sein Nachfolger und Matulas neuer Partner. Er wird Ende Dezember 2000 Opfer des Rachefeldzugs eines verurteilten Mörders, dessen Gegenseite Voss verteidigt hatte. Der bisherige Frankfurter Staatsanwalt Dr. Markus Lessing (Paul Frielinghaus) lässt überraschend seine sichere Karriere sausen und wird freiberuflicher Rechtsanwalt – und damit ab Folge 182 Matulas vierter Partner. Die Sekretärin und gute Seele in der Kanzlei ist seit der Zeit von Dr. Renz Helga (Renate Kohn). Erst im Herbst 2008 setzt sie sich in Spanien zur Ruhe. Ihre Nachfolgerin ist Kristin (Caroline Grothgar).

Im 75‑minütigen Pilotfilm zur Serie, den das ZDF am 11. September 1981 zeigte, ist Matula noch uniformierter Polizist. Matula macht als Zeuge der gegnerischen Partei vor Gericht mit dem knallharten Anwalt Renz Bekanntschaft, der ihn ordentlich in die Mangel nimmt und seinen Mandanten vor dem Gefängnis bewahrt. Unglückliche Umstände führen dazu, dass Matula bald selbst als Angeklagter vor Gericht steht und ihm Strafvereitelung im Amt vorgeworfen wird. Matula quittiert daraufhin den Polizeidienst und heuert bei Renz an.

Die reguläre Serie mit einstündigen Folgen begann zwei Wochen später und lief jetzt immer freitags um 20.15 Uhr im Wechsel mit den anderen erfolgreichen Freitagskrimis wie Der Alte und Derrick, bot im Vergleich zu diesen aber deutlich mehr Action und interessierte dank des coolen Matula in seiner Lederjacke ein jüngeres Publikum. Auch Ein Fall für zwei wurde, nach anfänglichem Schwächeln, ein großer Erfolg und Dauerbrenner. Die Serie erreichte in Spitzenzeiten 18 Millionen Zuschauer. Claus Theo Gärtner, anfangs nur der zweite Hauptdarsteller neben Günter Strack, wurde der eigentliche Star, schon deshalb, weil die Anwälte wechselten, Matula aber blieb. Außer Gärtner war nur Renate Kohn als Sekretärin Helga dauerhaft dabei. Diese Rolle hatte die meiste Zeit keinen Nachnamen, nur in zwei Folgen wird einer genannt: Einmal heißt sie Bachmann, das andere Mal Sommer. Der Grund dafür war banal: Während des zweiten Drehs konnte sich am Set niemand mehr an Helgas letzten Nachnamen erinnern, Kohn auch nicht.

Ein Fall für zwei war die erste deutsche Krimiserie im Abendprogramm, die kein Polizeikrimi war, wichtiger aber noch: Sie war ideologisch viel fortschrittlicher als ihre ZDF-Vorgänger. Schon die Grundkonstellation implizierte, dass kein Verlass darauf ist, dass die Polizei für Gerechtigkeit sorgt. Statt des bisherigen konservativen Freitagskrimi-Monopolisten Helmut Ringelmann stand Georg Althammer als Produzent hinter Ein Fall für Zwei.

2003 änderte das ZDF den Ausstrahlungsmodus und zeigte seine Freitagskrimis nicht mehr alternierend im Monatsrhythmus, sondern staffelweise mit jeweils mehreren Folgen in aufeinander folgenden Wochen. Vier weitere Folgen hatten Überlänge und dauerten 90 Minuten: Es waren die ersten beiden Anwaltswechsel, die Jubiläumsfolge 200 im Dezember 2002 und der Auftakt zu einer neuen Staffel im Januar 2005.

Alarm für Cobra 11 — Die Autobahnpolizei

Seit 1996 (RTL). Dt. Actionserie von Hermann Joha. „Ihr Revier ist die Autobahn. Ihr Tempo ist mörderisch. Ihre Gegner: Autoschieber, Mörder und Erpresser. Einsatz rund um die Uhr für die Männer von Cobra 11. Unsere Sicherheit ist ihr Job!“

Ein Team von Polizisten löst Kriminalfälle auf der Autobahn. Sie liefern sich Verfolgungsjagden mit anderen Autos, bis irgendwas explodiert, oder sie ermitteln gegen Gangster, die sich Verfolgungsjagden geliefert haben, bis irgendwas explodiert ist. Hauptkommissar Frank Stolte (Johannes Brandrup) bekommt nach dem Tod seines Partners Ingo Fischer (Rainer Strecker) schon in Folge 3 einen neuen Kollegen zur Seite: Semir Gerkhan (Erdogan Atalay). Anfangs passt ihm das nicht, doch dann werden sie ein gutes Team und sind ständig in Gefahr. Frank ist ein Draufgänger, der Türke Semir der ruhigere Typ, der überlegt, bevor er handelt. Er ist immer bester Laune und sieht alles positiv. 1997 wird ihm Hauptkommissar André Fux (Mark Keller) als neuer Partner zugeteilt. André ist ein Draufgänger, außerdem ein hervorragender Autofahrer, der keinen anderen ans Steuer lässt. Semir kritisiert jedoch ständig seinen Fahrstil. André stirbt im Mai 1999 bei einem Einsatz auf Mallorca im Kampf mit einem Waffenhändler, und Kommissar Tom Kranich (René Steinke) wird Semirs Kollege. Kranich ist ein Draufgänger, außerdem ein wenig schusselig und vergesslich. Es gibt Reibereien zwischen Semir und Tom, doch sie werden gute Freunde. Tom quittiert den Polizeidienst im Frühjahr 2003, nachdem seine schwangere Freundin durch eine Bombe getötet wurde, die für ihn bestimmt war. Jan Richter (Christian Oliver) wird im Herbst Semirs nächster Partner. Jan ist ein Draufgänger, aber noch unerfahren, denn er kommt direkt von der Polizeischule. Auch die beiden mögen sich anfangs nicht, werden aber ein tolles Team. 2005 kommt Tom zurück. Tom ist ein Draufgänger, aber das wissen wir ja schon. Im März 2007 scheidet Tom ein weiteres Mal aus dem Dienst, diesmal aber mit deutlich geringeren Chancen auf eine Rückkehr. Er wird bei einem Einsatz von Chris Ritter (Gedeon Burkhard) erschossen, der daraufhin Semirs neuer Partner wird. Chris ist ein Draufgänger, der zehn Jahre im Undercover-Einsatz war. Und die Sache mit Tom ist einfach blöd gelaufen. Chris selbst wird nur ein Jahr später erschossen. Sein Nachfolger wird Ben Jäger (Tom Beck). Ben ist von Haus aus Karrierist, aber auch ein kleines bisschen Draufgänger.

Die ursprüngliche Chefin der Polizisten, Katharina Lamprecht (Almut Eggert), wird nach kurzer Zeit von Anna Engelhardt (Charlotte Schwab) abgelöst, einer bei Bedarf strengen, aber im Zweifelsfall verständnisvollen Vorgesetzten. Wenn ihre Jungs nur nicht so viele Autos zu Schrott führen! Zum Revier gehören außerdem die Sekretärin Regina Christmann (Nina Weniger) – sie wird im Oktober 1997 von Andrea Schäfer (Carina Wiese) abgelöst -, und die uniformierten Streifenbeamten Horst „Hotte“ Herzberger (Dietmar Huhn) und Meier 3 (Sven Riemann), der wiederum nach kurzer Zeit durch Dieter Bonrath (Gottfried Vollmer) ersetzt wird. Auch Hotte und Dieter werden ein eingespieltes Team, das sich blind versteht – aber auf ganz anderer Ebene als die Hauptakteure. Sie sind zwei trübe Tassen – vor allem Dieter ist ein dröger Tollpatsch -, die ihren Dienst nach Vorschrift erledigen, am Schreibtisch oder im Dienstporsche, aber gelegentlich dann doch der Welt beweisen wollen, dass sie auch was drauf haben. Andrea ist eine echte Hilfe für Semir und André oder Tom oder Jan, sie findet in Sekundenschnelle jede nützliche Information im Computer und weiß genau, was die Jungs im Einsatz benötigen. Sie und Semir werden ein Paar und heiraten im Herbst 2004. Ihre Nachfolgerin Petra Schubert (Martina Hill) wird Toms Freundin, doch bevor die beiden die Beziehung öffentlich manchen, wird der Arme ja schon erschossen. Sie geht auch, und Susanne König (Daniela Wutte) übernimmt das Sekretariat. Nach mehr als zehn Jahren bekommt die Autobahnpolizei 2009 eine neue Chefin: Polizeioberrätin Kim Krüger (Katja Woywood) übernimmt Anna Engelhardts Posten.

Die aus vielen Stunts bestehende Serie wurde auf Anhieb ein großer Erfolg und erreichte bis zu 10 Millionen Zuschauer. Hermann Johas Produktionsfirma action concept entwickelte daraufhin noch weitere Actionserien für RTL, darunter Der Clown und Die Motorradcops – Hart am Limit. Handlung gab es im Grunde nur, um mehrere Explosionen in einer Folge notdürftig miteinander zu verbinden. Das sagten sogar die Macher selbst, die herausfanden, dass die Serie am besten funktioniert, wenn es genau drei Stunts gibt: Einen am Anfang, einen am Ende und einen in der Mitte, kurz vor einer Werbepause. Die Geschichten mussten in dieses Korsett passen. Und da schon die Explosionen keinen Anspruch auf Plausibilität hatten, machte es keinen Unterschied, wenn auch die Plots haarsträubend waren und nicht ganz klar wurde, worum es eigentlich ging. Durch die Stunts wurde die Serie teuer: Von 1,5 Millionen DM pro Folge war die Rede. Der außerordentliche Erfolg beim Publikum glich das spielend wieder aus. Nachzügler, die das Format kopieren wollten, hatten dagegen keine Chance, wie Sat.1 mit Zugriff erfahren musste. Nach dem Überraschungscoup der Autobahnpolizisten wurden auch etablierte Krimiserien auf mehr Action getrimmt, darunter Kommissar Rex, Balko, Wolffs Revier, Der Fahnder und Schimanski.

In der Folge „Sonnenkinder“ am 31. März 1998 spielte RTL-Chef Helmut Thoma eine kleine Gastrolle, die eigentlich nur ein interner Gag war: Man sieht ihn im Porsche auf der Autobahn, und er sagt: „Nicht schon wieder eine Krankenhausserie. Langsam kommt aus diesem Fernsehen Karbolgeruch raus. Was wir brauchen, ist Action.“ Sein Beifahrer erwidert: „Fliegende Autos, Action. Sowas gibt es doch in der Wirklichkeit nicht.“ Daraufhin fährt der Porsche auf ein vor ihnen liegendes Autowrack, wird durch die Luft und über eine Autobahnbrücke geschleudert, landet auf der anderen Seite und fährt weiter. Thoma trocken: „Das gibt’s net?“

Hauptdarsteller Erdogan Atalay wurde so etwas wie der Matula von RTL. Wie Claus Theo Gärtner in Ein Fall für zwei war er ursprünglich nur der zweite Mann, blieb dann aber standhaft dabei, während ein Partner nach dem anderen ausgewechselt wurde. Für den mittelmäßig talentierten deutschen Schauspieler Christian Oliver war die Rolle des Jan Richter die erste Hauptrolle in einer einheimischen Serie. Er hatte zuvor jahrelang in den USA gelebt und neben mehreren Gastrollen eine Hauptrolle in der mittelmäßigen Sitcom California Highschool 2 gespielt.

Nachdem RTL über Jahre festgestellt hatte, dass trotz etlicher Darstellerwechsel die Serie ungebrochenen Erfolg hatte, startete im Frühjahr 2003 mit gleichem Konzept und neuen Darstellern der Ableger Alarm für Cobra 11 – Einsatz für Team 2 mit ähnlich hohen Einschaltquoten.

Bisher rund 200 einstündige Folgen liefen erst dienstags, ab Herbst 1998 donnerstags um 20.15 Uhr.

Menschen bei Maischberger

Seit 2003 (ARD). Wöchentliche Talkshow mit Sandra Maischberger und Menschen.

Maischberger hatte sich mit ihrer täglichen Polittalkshow Maischberger bei n-tv etabliert, wo sie zwar nur wenige Zuschauer hatte, sich aber einen hervorragenden Ruf als aufmerksame Interviewerin erarbeitete. Entsprechend groß waren die Erwartungen an ihre wöchentliche ARD-Talkshow, insbesondere da sie die Nachfolge des erfolgreichen Boulevard Bio antrat – Alfred Biolek selbst hatte es sich so gewünscht. Ihre Sendung sollte Politisches und Unterhaltendes, prominente und nichtprominente Gäste mischen und fand lange nicht ihre Form. Anfangs kam die Sendung live aus dem Berliner „Tränenpalast“, dem ehemaligen DDR-Grenzdurchgang am Bahnhof Friedrichstraße, und die Gäste setzten sich einzeln nacheinander zu ihr an einen riesigen Holztisch. Später wurde das Publikum entfernt, die schon befragten Gäste durften sitzen bleiben, wenn neue hinzukamen, und statt der versprochenen unbekannten Gesichter saßen die da, die überall saßen, oder sogar die, die woanders keiner mehr sehen wollte.

Nach einem Jahr zog die Sendung aus dem Tränenpalast ins Studio nach Köln um und bekam ein neues Ambiente: Eher kuschelig mit Sofas und Sesseln, auf denen alle Gäste nun schon von Anfang an saßen. Die Gespräche waren jetzt entspannter, aber die Zuschauerzahlen blieben hinter den Erwartungen zurück. Maischberger musste ihre Quoten immer wieder mit den männlichen Psychotalkern Beckmann und Johannes B. Kerner vergleichen lassen und wurde 2005 auch noch Zielscheibe für den von der ARD gerade für viel Geld zurückgeholten Harald Schmidt.

Die Sendung lief dienstags um 23.00 Uhr und war zunächst 60 Minuten, ab März 2004 dann 75 Minuten lang. Während ihrer Babypause im Frühjahr 2007 lässt sich Maischberger von mehreren prominenten Kollegen vertreten.

Maischberger

2000–2006 (n-tv). 45-minütige Polittalkshow mit Sandra Maischberger. Maischberger begrüßt Gäste des aktuellen Zeitgeschehens in einem winzigen Studio ohne Publikum und führt ein intensives Gespräch mit ihnen.

Maischberger hatte unverkennbar die amerikanische Talklegende Larry King als Vorbild und schaffte das Kunststück, an diesem Vergleich nicht zu scheitern. Sandra Maischberger nahm ihre Gegenüber fest ins Visier, hörte aufmerksam zu und schaffte es häufig, einzigartig kluge und kritische Interviews mit ihnen zu führen. Nachdem sie Jahre zuvor im Talk im Turm noch als Dummchen gescholten worden war, erlangte sie hier große Anerkennung und wurde mit dem Deutschen Fernsehpreis 2000 für die beste Informationssendung und beste Moderation Information ausgezeichnet. Als Reaktion auf den Erfolg bekam sie 2003 eine Talkshow in der ARD: Menschen bei Maischberger.

Die n-tv-Sendung lief mehrmals wöchentlich am Nachmittag und wurde abends wiederholt. Ihr Produzent war Friedrich Küppersbusch. Gast der tausendsten Sendung Anfang 2005 war Bundeskanzler Gerhard Schröder.

Talk im Turm

1990–1999 (Sat.1). Talkshow, die sich mit jeweils einem Thema aus Politik oder Gesellschaft befasste, zu dem mehrere prominente Gäste, meist Politiker eingeladen waren.

Die Moderatoren waren zunächst Florian Fischer-Fabian und Heidi Schüller. Nach wenigen Wochen wurde Fischer-Fabian von Erich Böhme abgelöst, nach einem Jahr Schüller von Sandra Maischberger. Die Idee, dem abgeklärten alten Hasen und ehemaligen „Spiegel“-Chefredakteur einen jungen, naiven Hüpfer gegenüberzusetzen, ging nicht auf: Maischberger wurde gnadenlos verrissen. Ende 1991 warf sie das Handtuch, auch Gero von Boehm, der im selben Jahr einige Male moderiert hatte, verschwand wieder. Ab Anfang 1992 rührte Böhme allein Sonntag für Sonntag mit seiner Lesebrille in der Luft herum. Im Herbst 1998 musste er gehen, weil Sat.1-Chef Fred Kogel fand, dass der 66-Jährige für einen Privatsender zu alt sei. Inzwischen hatte Talk im Turm mit Sabine Christiansen direkte Konkurrenz bekommen. Nach einer kurzen Pause wurde Anfang November der „Spiegel“-Chefredakteur Stefan Aust Böhmes Nachfolger. Als er wegen schlechter Kritiken, schlechter Quoten und schlechter Stimmung beim „Spiegel“ nach nur drei Monaten aufgab, wurde die Reihe eingestellt.

Schon die erste Sendung sorgte für Schlagzeilen. Zu Gast war u. a. der ehemalige Chefpropagandist des DDR-Fernsehens Karl Eduard von Schnitzler, den man aber offensichtlich nur eingeladen hatte, um ihn nicht zu Wort kommen zu lassen. Das Motto des Abends gab „Bild“-Kolumnist Reginald Rudorf aus: „Wir konnten Sie 30 Jahre lang nicht unterbrechen, jetzt ist Schluss.“ Schnitzler wurde als „Faschist“, „Dreckschleuder Honeckers“ und „Bauchredner Ulbrichts“ beschimpft und aufgefordert, das Studio zu verlassen – wegen „ideologischer Umweltverschmutzung“. Fischer-Fabian unterbrach Schnitzler schließlich endgültig mit den Worten: „Es hat sich ausgeschnitzlert!“

Im Januar 1998 stürmten Studenten die Bühne und ketteten sich mit der Forderung, auch über ihre Probleme eine Sendung zu machen, mit Handschellen an den Stuhl von Erich Böhme. Der wechselte den Stuhl und versprach, in der nächsten Sendung einen von ihnen ausgewählten Vertreter einzuladen, der es dann prompt für sinnvoll erachtete, sein Hinterteil zu entblößen.

Die einstündige Talkshow lief am Sonntag gegen 22.00 Uhr. Anfang 2000 startete Böhme auf n-tv seine neue, extrem ähnliche Reihe Talk in Berlin.

Talk im Turm — Spezial

2002 (Sat.1). Knapp vier Jahre nach seinem Abschied von Talk im Turm kehrte Erich Böhme noch einmal für fünf Sendungen auf den Bildschirm zurück. Kurz vor der Bundestagswahl sprach er jeweils montags um 22.15 Uhr mit drei Gästen über die aktuelle Politik. Am Montag nach der Wahl moderierte er die Sendung zum endgültig letzten Mal.

Talk in Berlin

2000–2003 (n-tv). Genau ein Jahr nach dem Ende von Talk im Turm kam dessen langjähriger Moderator Erich Böhme mit einer fast identischen Show ins Fernsehen zurück, jetzt beim Nachrichtensender n-tv.

Böhme talkte mit jeweils vier bis fünf Gästen über ein aktuelles politisches Thema. Gleich in der ersten Sendung blamierte er sich, als er versuchte, den rechtspopulistischen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider vorzuführen – und stattdessen von ihm vorgeführt wurde. Böhme konfrontierte ihn mit angeblichen Haider-Zitaten, deren Quellen er nicht kannte. Eines davon stammte sogar aus einem Parlamentsantrag aus den 50er-Jahren, als Haider noch ein kleines Kind war.

Die Sendung war 90 Minuten lang und lief sonntags ab 21.30 Uhr.

Stockinger

1996–1997 (Sat.1). 14‑tlg. österr. Krimiserie.

Spin-off von Kommissar Rex: Ernst Stockinger (Karl Markovics) hat Wien verlassen und ist jetzt Bezirksinspektor in Salzburg. Mit Unterstützung seiner Kollegen Antonella Simoni (Sandra Cervik) und Michael Fuchs (Herbert Fux) ermittelt er weiterhin in Mordfällen. Oberst Dr. Brunner (Hans Peter Heinzl) ist der Vorgesetzte. Stockingers Frau Karin (Anja Schiller) hat im geerbten Haus eine Zahnarztpraxis.

Von 1994 bis 1996 hatte Markovics die Rolle des „Stocki“ bereits in Kommissar Rex gespielt, als Assistent von Hauptfigur Moser und dem von ihm immer gefürchteten Hund Rex. Weil der schräge, scheinbar dauernd überforderte Stocki so beliebt war, erhielt er seine eigene Serie. Sie konnte jedoch trotz vieler origineller Ideen, liebevoller Anspielungen und Insidergags nie die Quoten des Originals erreichen.

Die Wege der Protagonisten von Kommissar Rex und Stockinger kreuzten sich nie wieder. Nur einmal stutzte Stockinger, als er jemanden nach seinem Hund Rex rufen hörte. Er drehte sich um und fragte: „Richard?“, der Name von Rex‘ Herrchen. Doch dieser Rex war ein Bernhardiner. In derselben Folge legte Antonella außerdem ein Kommissar-Rex-Puzzle zusammen, das aber sofort in alle Einzelteile zerfiel.

Die einstündigen Folgen liefen mittwochs um 20.15 Uhr.

Kommissar Rex

1994–2005 (Sat.1). 119-tlg. österr.-dt. Krimiserie von Peter Hajek und Peter Moser.

Kommissar Richard „Richie“ Moser (Tobias Moretti) klärt bei der Kriminalpolizei Wien Mordfälle auf. Immer an seiner Seite ist der Polizeischäferhund Rex, der maßgeblich zur Lösung der Fälle beiträgt. Richie hat den Hund in seine Obhut genommen, nachdem dessen eigentliches Herrchen bei einem Einsatz (im Pilotfilm) gestorben war. Richie ist einfühlsam und fürsorglich, und Rex revanchiert sich, indem er sein Herrchen regelmäßig aus brenzligen Situationen rettet. Rex liebt Wurstsemmeln. Die erste schnappt er sich immer schon im Vorspann, weitere bekommt er in jeder Folge als Belohnung – oder holt sie sich eben selbst. Weil er nicht nur mit Richie zusammenarbeitet, sondern auch bei ihm wohnt, bringt er regelmäßig dessen Privat- und Liebesleben durcheinander. Zum Kripo-Team gehören noch der pedantische Kommissar Ernst Stockinger (Karl Markovics), der Rex mit einer gewissen Angst begegnet und dauernd irritiert und überfordert wirkt, und Peter Höllerer (Wolf Bachofner). Außerdem an der Aufklärung der Fälle beteiligt sind der Gerichtsmediziner Dr. Graf (Gerhard Zemann) und Max Koch (Fritz Muliar), ein pensionierter Kripo-Beamter, der Moser in den Anfangsjahren regelmäßig Ratschläge gibt. Nach Stockingers Weggang im Februar 1996 wird Christian Böck (Heinz Weixelbraun) im Herbst Mosers neuer Assistent. Rex muss sich noch mehrfach mit Veränderungen in seinem menschlichen Umfeld abfinden. Anfang 1998 bekommt er ein neues Herrchen. Moser will Ende Januar in einer zweistündigen Folge eine Frauenmordserie aufklären und wird während der Ermittlungen von einem Geisteskranken erschossen. Nur eine Woche später wird der entschlossene Alexander Brandtner (Gedeon Burkhard) der neue Kommissar an Rex‘ Seite. Er hat selbst gerade seinen Polizeihund verloren, und so raufen sich die beiden Trauernden zusammen und werden nun ebenfalls ein erfolgreiches Gespann. Fritz Kunz (Martin Weinek) ersetzt Höllerer. Im Herbst 2002 muss sich der Hund plötzlich und ohne Erklärung schon wieder umgewöhnen, und jetzt an gleich zwei neue Kommissare an seiner Seite. Der Chaot und Frauenheld Marc Hoffmann (Alexander Pschill) und die Kampfsportlerin Niki Herzog (Elke Winkens) beerben Brandtner und Böck.

Nach Folge 29 stieg Karl Markovics als Stockinger aus und bekam seine eigene Serie Stockinger. Mit dem Wechsel der Hauptdarsteller in den Folgen 46 und 90 wurde die Serie beide Male action-orientierter, um ein jüngeres Publikum anzusprechen, was beim ersten Mal noch funktionierte. Der Original-Rex wurde laut Senderangabe von dem Schäferhund Reginald von Ravenhorst gespielt, ab Folge 62 im März 1999 übernahm die Rolle der Hund Rhett Butler. Tiertrainerin war Therese Ann Miller. Gerüchteweise war aber auch von einem ganzen Rudel Schäferhunde zu hören, die Rex darstellten. Kommissar Rex lief in einstündigen Episoden donnerstags, ab Anfang 2000 mittwochs um 20.15 Uhr. Die letzten neuen Folgen wurden samstags um 19.15 Uhr gezeigt. Wegen des großen Erfolgs der Serie gab es mehrere Specials in Spielfilmlänge, darunter eines, in dem er als „Baby Rex“ schon als achtwöchiger Welpe ermittelt.

Der Erfolg ließ sich natürlich auch mit tonnenweise Fanartikeln ausschlachten: Sat.1 verkaufte unter dem Label Kommissar Rex nicht nur Plüschtiere, Hundehütten, Feuerzeuge, Schlüsselanhänger, Tassen, Hausschuhe und Fußmatten, sondern auch Hundetrainingvideos und sogar Hundekrankenversicherungen.

Die Serie war ferner ein Exportschlager, etwa 100 Länder kauften sie. In Italien war sie so erfolgreich, dass der Sender RAI 1 damit begann, neue Folgen in Rom zu produzieren, die von 2009 an unter dem bewährten Namen im ZDF liefen.

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