Quiz-Taxi

2006–2008 (Kabel 1). Quizshow mit Thomas Hackenberg.

Der Moderator sitzt auf dem Fahrersitz eines Taxis, mit dem er durch verschiedene Städte fährt und nichtsahnende Fahrgäste aufnimmt, die sich sodann in einem Fernsehquiz wiederfinden. Eine Computerstimme stellt ihnen Fragen und Hackenberg drückt ihnen für richtige Antworten Bargeld in die Hand, anfangs 50 Euro, ab der vierten richtigen Antwort 100 Euro und ab der elften 150 Euro. Die Kandidaten haben keine Antwortmöglichkeiten zur Auswahl, aber zwei Joker: Selbst jemanden anrufen und einen Passanten fragen. Darüber hinaus dürfen sie zweimal falsch antworten, beim dritten Mal müssen sie das Geld zurückgeben und aussteigen.

Die halbstündige Show lief werktags am Vorabend. Im Juli 2006 war sie wegen schlechter Einschaltquoten schon so gut wie tot, doch der Sendeplatzersatz Die Spielarena schnitt noch schlechter ab, und so nahm das Quiz-Taxi die Fahrt wieder auf. Schon bald liefen Doppelfolgen, und seit Mai 2007 fährt das Quiz-Taxi zur Primetime zusätzlich Prominente umher. Die wissen zwar vorher Bescheid, was auf sie zukommt, steigen aber trotzdem ein.

Im September 2007 kam heraus, dass die wohltätigen Projekte, die bei den Promi-Ausgaben das Geld bekommen, nur scheinbar bis zu 100.000 Euro gewinnen können. In Wahrheit bezahlt der Sender höchstens 10.000 Euro — den Rest muss die jeweilige Hilfsorganisation selbst aufbringen. Der Sender begründete das damit, dass die Projekte ja ohnehin schon von einem Werbeeffekt durch die Sendung profitierten.

Tagesthemen

Seit 1978 (ARD). Ausführliche halbstündige Spätausgabe der Tagesschau mit Nachrichten, Hintergrundberichten, Analysen, Interviews, einem Kommentar und – bis März 2002 – dem Wetterbericht.

Die Einführung der Tagesthemen am 2. Januar 1978 war eine Revolution und eine schwere Geburt. In den Jahrzehnten zuvor kam die Spätausgabe der Tagesschau je nach Programm zwischen 22.00 Uhr und Mitternacht. Die Tagesthemen dagegen sollten immer um 22.30 Uhr beginnen, was einen starren Riegel im Abendprogramm bedeutete, der die Sendungen in ein damals ungewohnt starres Format zwang. Das sorgte für entsprechende Widerstände. Auch die im Vergleich zur Tagesschau ungewohnt entspannte, persönliche und pointierte Präsentationsform der Moderatoren und deren Auswahl sorgte intern und extern für Wirbel. Prominentester Kritiker war Chefsprecher Karl-Heinz Köpcke, der einen bockigen Gähn- und Raschelprotest veranstaltete, um dagegen zu protestieren, dass ihm ein präpotenter Moderator an die Seite gesetzt wurde. „Ich bin doch kein Loriot-Männchen“, knurrte Köpcke, bequemte sich dann aber zu geräuschloser Mitarbeit als Verleser des fünfminütigen Nachrichtenblocks in der Sendung.

In den ersten Monaten sah es nicht so aus, als ob die Tagesthemen zu einer dauerhaften Einrichtung würden. Einige ARD-Sender verlangten, sie müssten in der Sendung mit dem gleichen Anteil vertreten sein wie im Gesamtprogramm. Günter Müggenburg, einer der Erfinder der Sendung, erzählte später, man habe einem Fernsehdirektor deshalb vorgeschlagen, gelegentlich eine Fuhre Langholz durchs Bild fahren zu lassen, was man als Reklame für den Schwarzwald hätte verkaufen können. Umstritten waren zudem die spitzen Kommentare, insbesondere von Dieter Gütt, dem Leiter der ARD-aktuell-Redaktion, die 1977 gegründet worden war, um Tagesschau und Tagesthemen zu produzieren. Er geriet wegen angeblich mangelnder politischer Ausgewogenheit unter Beschuss und warf schließlich, frustriert wegen der ständigen Einmischung der Parteien in die Programmgestaltung, 1980 das Handtuch.

Der Kommentar blieb ein ständiger, zunehmend anachronistisch wirkender Bestandteil der Sendung, wurde aber das, was er unter Gütt nicht war: berechenbar, je nach dem Parteibuch dessen, der ihn sprach. Bemerkenswert war allerdings ein Kommentar von ARD-Chefredakteur Hartmann von der Tann, als er während der CDU-Spendenaffäre im Januar 2000 forderte, Schatzmeister Kanther solle zurücktreten – was der zu diesem Zeitpunkt längst getan hatte; von der Tanns Kommentar war aufgezeichnet, durfte aber nicht aus der Sendung genommen werden. Im Januar 2001 sprach Georg Schmolz einen wirren Kommentar, der sorglos mit dem Nazibegriff der „entarteten Kunst“ umging. Der Beitrag wurde vor der Ausstrahlung geschnitten, was ihn nicht weniger wirr machte, und Moderator Ulrich Wickert wies direkt im Anschluss ausdrücklich darauf hin, dass er nicht die Meinung der Redaktion wiedergebe. Das brachte ihm einen scharfen Rüffel ein.

Anfangs wurde die Sendung von einer größeren Zahl alternierender Moderatoren präsentiert, die die verschiedenen ARD-Anstalten entsandten. Dazu gehörten: Alexander von Bentheim (1978–1980), Ernst-Dieter Lueg (1978–1985), Wolf von Lojewski (1978–1979), Klaus Stephan (1978), Barbara Dickmann (1980–1983), Klaus Bednarz (1982–1983), Gerhard Fuchs (1982–1985), Klaus-Peter Siegloch (1982–1985) und Rüdiger Hoffmann (1982–1985). Zum 1. Oktober 1985 wurden die Positionen des ersten und zweiten Moderators geschaffen, die sich wochenweise abwechselten. Erster Moderator war zunächst Hanns Joachim Friedrichs, 1991 übernahm Ulrich Wickert, 2006 Tom Buhrow. Zweite Moderatorin war zunächst Ulrike Wolf (bis 1987), dann Sabine Christiansen (1987–1997), was einen Riesenaufschrei verursachte, weil sie erst 29 Jahre alt war und früher als Lufthansa-Stewardess gearbeitet hatte; sie ließ allerdings nach kurzer Zeit die meisten Kritiker verstummen. Ihr folgten Gabi Bauer (1997–2001), Anne Will (2001–2007) und Caren Miosga (ab 2007). Vertretungsweise moderierte auch Ulrich Deppendorf, ab 2004 Susanne Holst. 2006 rückten die Tagesthemen eine Viertelstunde nach vorn und begannen jetzt grundsätzlich um 22.15 Uhr. Gleichzeitig begann eine allmähliche Aufweichung des festen Sendeplatzes durch Sonderregelungen am Freitag, als bis 23.15 Uhr alte Tatorte wiederholt wurden, und am Mittwoch, wo ab 2008 der Polittalk Hart aber fair bis 23.00 Uhr dauern soll. Schon am ersten Tag der viel beworbenen neuen Sendeplatzregelung hatte sich der geplante Beginn dank eines zuvor eingeschobenen ARD-Brennpunkts auf die bis dahin gewohnte Startzeit 22.30 Uhr verschoben.

Seit der Reduzierung der Zahl der Moderatoren wurden die Präsentatoren der Tagesthemen zu den bekanntesten und beliebtesten deutschen Fernsehgesichtern. Insbesondere Hanns Joachim Friedrichs wurde eine journalistische Institution. Sein bekanntes Credo lautete: „Distanz halten, sich nicht gemein machen mit einer Sache, auch nicht mit einer guten, nicht in öffentliche Betroffenheit versinken, im Umgang mit Katastrophen cool bleiben, ohne kalt zu sein.“ Seinen Namen trägt ein jährlich vergebener Preis für mutigen Fernsehjournalismus.

Hart aber fair

2001–2007 (WDR), seit 2007 (ARD). „Das Reizthema“. Wöchentliches Talkmagazin mit Frank Plasberg und prominenten Gästen. Eingeladen werden hauptsächlich Politiker, die über aktuelle Themen diskutieren. Einspielfilme und Reportagen erklären Hintergründe, Zuschauer können per Telefon Fragen stellen.

Die 90-minütige Sendung lief mittwochs um 20.15 Uhr im WDR. Sie erwarb sich innerhalb kurzer Zeit den guten Ruf, nicht nur die üblichen Sprechblasen zu produzieren, und wurde 2003 mit dem Deutschen Fernsehpreis für die beste Informationssendung ausgezeichnet. 2005 erhielt sie außerdem den Adolf-Grimme-Preis, und auch Plasberg selbst erhielt Lob und Preise. Sein Image als harter Nachfrager, der sich nicht abwimmeln ließ, bescherte ihm bundesweite ARD-Auftritte an Wahlabenden, und Anfang 2007 sah es für einige Wochen so aus, als führe kein Weg an ihm als Nachfolger von Sabine Christiansen vorbei. Dann entschieden sich die ARD-Intendanten für Anne Will, versprachen aber, Plasberg sogar samt Sendung ins Abendprogramm des Ersten holen. Ab 24. Oktober 2007 läuft Hart aber fair  mittwochs um 21.45 Uhr im Ersten, jetzt 75 Minuten lang.

Futurama

2000–2004 (Pro Sieben). 72-tlg. US-Zeichentrick-Science-Fiction-Comedyserie von Matt Groening („Futurama“; 1999–2003).

Der Pizzabote Fry wird im Jahr 1999 versehentlich für 1000 Jahre in einer Zeitmaschine eingefroren. Er wacht in Neu-New-York wieder auf und freundet sich mit dem alkoholabhängigen Roboter Bender und der einäugigen ehemaligen Regierungsangestellten Leela an. Gemeinsam bilden sie einen intergalaktischen Botendienst im Raumschiff von Hubert J. Farnsworth, einem verwirrten alten Professor und Erfinder, der ein entfernter Verwandter Frys ist. Andere Mitarbeiter sind der Bürokrat Hermes Conrad, die schöne Asiatin Amy Wong und Doktor John Zoidberg, ein depressives außerirdisches Krustentier. Nibbler ist ein sehr süßes und unglaublich gefräßiges kleines Monster, das von Leela als Haustier adoptiert wird, und Zapp Branigan ein eitler Idiot von Raumschiffkapitän, an dem nicht nur sein sanfter, kluger und melancholischer Erster Offizier Kif verzweifelt.

Neun Jahre nach seiner Erfolgsserie Die Simpsons gelang Erfinder Groening ein weiterer Geniestreich. Futurama ist voller popkultureller Anspielungen und satirischer Kommentare und funktioniert viel weniger als Die Simpsons auch als lustiger Cartoon für Kinder. Pro Sieben vertraute so sehr auf die Serie, dass der Sender erstmals eine Zeichentrickserie in der Primetime platzierte. Futurama lief im Anschluss an Die Simpsons, die Pro Sieben vom Tag des Futurama-Sendestarts an ebenfalls in die Hauptsendezeit verlegte. Das Vertrauen wurde enttäuscht und die Serie später auf den frühen Abend verlegt.

Für die deutsche Version war der Dialogautor und ‑regisseur Ivar Combrinck verantwortlich, der schon viele Folgen der Simpsons verhunzt hatte. Auch hier übersetzte er wieder erstaunlich „frei“. Teilweise spricht im Deutschen eine andere, die falsche Person. „Obsolete“ übersetzt er mit „absolut“. Und bei der Zeitungsschlagzeile „Weltuntergangspropheten vorsichtig optimistisch“ missversteht Combrinck das Wort „upbeat“ und übersetzt sinnfrei: „Weltuntergangspropheten behutsam zusammengeschlagen“. Zwar schaffte selbst er es nicht, den Unterhaltungswert der Serie zu zerstören, doch brachte er sie um ihren im Original komplexen und feinsinnigen Humor.

Futurama lief montags um 21.45 Uhr und wurde im Verlauf der dritten Staffel auf den Samstagvorabend verlegt.

Die Serie ist auf DVD erhältlich.

Hätten Sie’s gewusst?

1958–1969 (ARD). Quiz mit Heinz Maegerlein.

Zwei Kandidaten spielen gegeneinander. Wie beim Kartenspiel 17 und 4 bzw. Blackjack ist das Ziel, als Erster 21 Punkte zu erreichen. Dazu müssen Wissensfragen beantwortet werden, die je nach Schwierigkeitsgrad minimal einen, maximal elf Punkte wert sind. Aus den verschiedenen Kategorien (Pflanzenkunde, Oper, Fremdwörter, Geflügelte Worte, Was man weiß – was man wissen sollte, Spielfilm, Geschichte, Malerei, Tierleben, Sagen der Völker) darf zunächst jeder Kandidat eine Kategorie wählen, zu der dann beide eine Frage gestellt bekommen. Anschließend werden die anderen Kategorien durchgefragt. Jeder Kandidat erfährt vor jeder Frage die Kategorie und wählt einen Schwierigkeitsgrad und damit eine Punktzahl, die bei richtiger Antwort gutgeschrieben und bei falscher abgezogen wird. Assistenten kommen dann und wechseln die Anzeigetäfelchen mit dem Punktestand aus.

Die Kandidaten dürfen um Bedenkzeit bitten, jedoch nicht, wenn es zur Frage bereits eine Film- oder Toneinspielung gegeben hat, denn das musste dann als Bedenkzeit wirklich reichen. Wählen beide in der gleichen Kategorie den gleichen Schwierigkeitsgrad, wird dieselbe Frage zweimal gestellt. Die Kandidaten sitzen in schalldichten Kabinen, werden nur vom Moderator zugeschaltet, wenn sie an der Reihe sind, und kennen daher die Antworten und auch den Punktestand ihres Gegners nicht.

Wer 21 Punkte erreicht hat, ist Sieger. Sind die Kategorien bereits aufgebraucht, ohne dass jemand 21 Punkte gesammelt hat, gewinnt der Kandidat mit der höheren Punktzahl. Die tatsächlichen, für die Zuordnung eines Gewinns relevanten Punkte ergeben sich aus der Differenz zwischen der eigenen Punktzahl und der des Gegners. Maegerlein schlägt dann ein Büchlein auf, in dem den verschiedenen Punktzahlen Gewinne zugeordnet sind: ein Radio, ein Fotoapparat, ein Wochenende in Paris, zwei Wochen am Wörthersee oder im Höchstfall eine BMW Isetta. Sieger des Spiels dürfen wiederkommen, die Punkte werden dann weiter addiert. Bevor die Kandidaten in den Kabinen Platz nehmen, müssen sie Nummernkarten ziehen. Wer die höhere Zahl hat, darf sich eine der völlig gleichen Kabinen aussuchen.

Schulmeisterlich fragte Maegerlein die Bildung der Kandidaten ab. Aus heutiger Sicht ist schon die Unbeantwortbarkeit der Fragen mit dem geringsten Schwierigkeitsgrad faszinierend. Während des Vorspanns und wenn die Kandidaten um Bedenkzeit baten, war schwungvolle bzw. spannungsgeladene Elektroorgelmusik zu hören, und dazu wurden „die wie immer lustigen Zeichnungen“ von Nick-Knatterton-Erfinder Manfred Schmidt eingeblendet. Maegerlein wurde als biederer Oberlehrer ein Star, erlangte aber außerdem als Sportreporter Berühmtheit, weil er bei den Olympischen Winterspielen 1964 in Innsbruck beim Kommentar eines Skiwettbewerbs den oft zitierten Satz verbrach: „Tausende standen an den Hängen und Pisten“ – ein Satz, der höchst zweideutig wird, wenn man ihn ausspricht.

Hätten Sie’s gewusst? war die deutsche Adaption der US-Show „Twenty-One“. Diese wurde 1958 Mittelpunkt eines riesigen Skandals, als aufflog, dass die Kandidaten die Antworten bereits vor der Sendung erhalten hatten. Sie wurde daraufhin abgesetzt. Die überkorrekte deutsche Ausgabe bekam davon nichts ab und lief noch über ein Jahrzehnt weiter. Sigi Harreis hatte in der Show ihren ersten Fernsehauftritt als Kandidatin. Sie gewann zwar nicht den Hauptpreis, aber die Aufmerksamkeit von Robert Lembke, der sie zum Vorsprechen einlud. Im letzten Jahr kamen die Kandidaten, die in den elf Jahren zuvor die höchsten Punktzahlen erspielt hatten, noch einmal zu neuen Spielrunden zurück. Rudolf Steiner aus München, laut eigener Aussage „Handelsvertreter in Damenoberbekleidung“ (er meinte sicher „für“, denn er trug gar keine), war mit 171 Punkten ewiger Spitzenreiter und sechs Jahre zuvor durch seine enormen Kenntnisse im Bereich Oper aufgefallen. Diesmal ging er allerdings mit null Punkten nach Hause.

Das Spiel dauerte zwischen 40 Minuten und einer Stunde und erreichte eine enorme Popularität. Schon 1960 erschien ein Buch zur Sendung, 1965 ein Brettspiel. Im Sommer 2000 brachte RTL eine Neuauflage auf den Bildschirm und nannte sie wie das US-Original Einundzwanzig.

Sendeplatz war anfangs montags um 21.10 Uhr, später auch mal am Samstagnachmittag.

Weeds — Kleine Deals unter Nachbarn

Seit 2007 (Pro Sieben). US-Familienserie von Jenji Kohan („Weeds“; seit 2005).

Die jüngst verwitwete Nancy Botwin (Mary-Louise Parker) kümmert sich nun allein um ihre Söhne Silas (Hunter Parrish) und Shane (Alexander Gould) und finanziert die Familie durch einen florierenden Drogenhandel. Davon abgesehen ist Nancy aber so ziemlich die Normalste unter allen Bewohnern der Nachbarschaft, deren einzige Ideale Schönheitsideale zu sein scheinen und die ebenfalls interessante Geheimnisse haben. Ihre Marihuana-Vorräte bezieht Nancy bei Heylia James (Tonye Patano) und deren Cousin Conrad Shepard (Romany Malco). Alle beteuern sich gegenseitig, dass ihre Beziehung rein geschäftlicher Natur sei, und doch sind Heylia und ihre Familie auch Ratgeber für Nancy in schwierigen Lebenslagen. An die oberflächliche Übermutter Celia Hodes (Elizabeth Perkins) könnte sich Nancy mit wichtigen Problemen ohnehin nicht wenden. Nancys Steuerberater Doug Wilson (Kevin Nealon) ist zugleich ihr bester Kunde. Und dann zieht auch noch Nancys dubioser Schwager Andy (Justin Kirk) zur Familie Botwin, was das Problem des fehlenden Mannes im Haus nicht löst, sondern eher neue Probleme schafft. Er findet als einziges Familienmitglied heraus, dass Nancy den Lebensunterhalt mit Drogenhandel verdient und steigt gleich ins Geschäft ein.

Skurrile Vorstadtcomedy, die in Anmutung und Humor an Desperate Housewives erinnert. Die halbstündigen Folgen laufen mittwochs um 22.10 Uhr.

Sommerfest der Volksmusik

Seit 1994 (ARD). Musikalische Samstagabendshow im Wechsel mit den anderen Jahreszeiten.

Die Stars der volkstümlichen Musik präsentieren ihre Hits. Die Zuschauer lernen dabei die jahreszeitlichen Feste und das Brauchtum deutscher Landschaften kennen. Neben dem Sommer-, Herbst-, Winter– und Frühlingsfest gibt es außerdem Advents-, Weihnachts-, Hochzeits– und notfalls auch Überraschungsfeste der Volksmusik. Als jährlicher Höhepunkt wird im Januar die „Krone der Volksmusik“ vergeben.

Moderatorin Carmen Nebel wechselte, von großem Medienecho begleitet, nach knapp zehn Jahren Ende 2003 mit einem Millionenvertrag zum ZDF. Ihr letztes Fest der Volksmusik im Ersten moderierte sie am 25. Dezember 2003. Ihr Nachfolger trat im Februar 2004 seinen Dienst an. Der produzierende MDR setzte den eher betagten Freunden der Volksmusik Deutschlands jüngsten Showmaster vor, den 22-jährigen Florian Silbereisen. Süß, der Bub. Im Juni 2004 trat er erstmals direkt gegen Nebels zeitgleich im ZDF laufende neue Show Willkommen bei Carmen Nebel an: Silbereisen hatte fast zwei Millionen Zuschauer mehr. 2005 wurde aus der Preisverleihung die eigenständige Show Krone der Volksmusik, moderiert von Gunther Emmerlich.

Ein Herz und eine Seele

1973 (WDR); 1973–1976 (ARD). 25-tlg. dt. Sitcom von Wolfgang Menge. Regie: Jürgen Preen (in zwei Folgen der zweiten Staffel: Jürgen Flimm).

Der körperlich nicht gerade mit Überlänge gesegnete Alfred Tetzlaff (Heinz Schubert) aus Bochum ist ein Griesgram und ewiger Nörgler, dem nichts recht zu machen ist. Oder mal ehrlich: er ist ein verlogener, reaktionärer Spießer. Er mag keine Ausländer, niemanden aus der „Ostzone“, schon gar nicht die rote Regierung und nichts, was neu ist („Pizza! Weiß doch kein Mensch, woraus die besteht. Da wird so ein Stück Kuhfladen ausgerollt, dann kommt ein Klecks Tomatensoße drauf und das Ganze kostet dann fünf Mark. Und schmecken tut’s wie toter Frisör.“). Seinen Schwiegersohn Michael Graf (Diether Krebs; ab Folge 22: Klaus Dahlen) mag er auch nicht, denn der ist SPD-Anhänger, und seine Frau Else (Elisabeth Wiedemann; ab Folge 22: Helga Feddersen) ist eine „dusselige Kuh“, die in die Küche gehört, wie Frauen im Allgemeinen. Seine Wut lässt er ferner an seiner Tochter und Michaels Frau, Rita (Hildegard Krekel), aus.

Ein Herz und eine Seele lief zunächst im WDR und später in einigen anderen Dritten Programmen. Bundesweite Premiere in der ARD war am 31. Dezember 1973 mit der zwölften Folge, „Silvesterpunsch“. Die Episode ist inzwischen ebenso fester Bestandteil jedes Silvesterprogramms wie Dinner for one. Seitdem wurde in Farbe produziert.

Basis für Wolfgang Menges Serie war die britische Comedy „Till Death Us Do Part“ von Johnny Speight, von der Menge sogar die Rollennamen übernahm. Alf, Else, Rita und Mike hießen die Charaktere des Originals, das von 1966 bis 1975 erfolgreich bei der BBC lief und 1971 bereits als „All In The Family“ vom US-Sender CBS adaptiert wurde. Auch die deutsche Fassung wurde innerhalb nur eines einzigen Jahres bundesweiter Ausstrahlung ein Riesenerfolg und Hauptdarsteller Heinz Schubert als „Ekel Alfred“ zum Star.

Ihren Erfolg verdankte die Serie ihrem Gesprächswert. Jeder sprach über das Ekel, viele empörte Zuschauer schrieben Protestbriefe, nicht nur wegen des Inhalts, sondern auch weil Schubert als Ekel Alfred Worte wie „Scheiße“ oder „Arschloch“ in den Mund nahm – damals eine Ungeheuerlichkeit. In vielen Folgen ließ sich Alfred über tagesaktuelle Ereignisse aus. Autor Menge konnte sie kurzfristig in die Drehbücher einflechten, da die einzelnen Episoden erst am Tag ihrer Ausstrahlung vor Live-Publikum aufgezeichnet wurden. Als 21. und eigentlich letzte Folge lief im November 1974 eine Farbfassung der Episode „Der Sittenstrolch“, die bereits ein Jahr zuvor im WDR in Schwarz-Weiß gelaufen war. Zuvor waren bereits drei andere Schwarz-Weiß-Folgen in Farbe neu gedreht und zum Teil inhaltlich etwas aktualisiert worden.

Sieben Wochen nach der vermeintlich letzten Folge würdigte das Fernsehen die Serie am 27. Dezember 1974 zum Abschied mit dem Special „Requiem für ein Ekel“, in dem Politiker, Sozialwissenschaftler und Literaten todernst, hinter enormen Rauchschwaden ihrer Zigaretten versteckt, über die Bedeutung von Ekel Alfred für die Gesellschaft diskutierten.

18 Monate später ging es dann doch noch einmal weiter. In diesen letzten vier Folgen der Serie spielte Klaus Dahlen anstelle von Diether Krebs die Rolle des Michael. Krebs war ausgestiegen, weil der WDR begonnen hatte, die Drehbücher auf Wunsch der SPD zu entschärfen. Als Else wurde Elisabeth Wiedemann durch Helga Feddersen ersetzt. Eine spätere Neuauflage scheiterte ebenfalls aus politischen Gründen. Der WDR wollte nicht vor einer Bundestagswahl mit der Ausstrahlung neuer Folgen beginnen, da wollte Menge gar nicht mehr.

Primetime-Wiederholungen im Jahr 1996, die eigentlich nur kurzfristig als Lückenfüller gesendet wurden, wurden überraschend von mehr als sechs Millionen Zuschauern gesehen. Die über 20 Jahre alte Serie versammelte damit mehr Zuschauer als die meisten Erstausstrahlungen neuer Serien und war sogar in den 90er-Jahren noch einer der größten Erfolge des deutschen Fernsehens.

Sendeplatz war im Dritten wie im Ersten Programm etwa einmal im Monat montags um 20.15 Uhr. Jede Episode war 45 Minuten lang. Die Serie ist auf DVD erschienen.

Grey’s Anatomy — Die jungen Ärzte

Seit 2006 (Pro Sieben). US-Krankenhausserie von Shonda Rimes („Grey’s Anatomy“, seit 2005).

Eine Gruppe junger Ärzte beginnt ihre Lehrzeit im Seattle Grace Hospital, allen voran Meredith Grey (Ellen Pompeo), zugleich Off-Erzählerin, deren chaotisches Leben sie streckenweise überfordert – neben der Bewältigung des eigenen Privat- und Berufslebens kümmert sie sich um ihre pflegebedürftige Mutter. Außerdem: die überaus ehrgeizige Cristina Yang (Sandra Oh), die emotionale Isobel „Izzie“ Stevens (Katherine Heigl), der ebenso nette wie unsichere George O’Malley (T.R. Knight) und der arrogante Alex Karev (Justin Chambers). Die etablierten Vorgesetzen sind die tyrannische Dr. Miranda Bailey (Chandra Wilson), der Herzensbrecher Dr. Derek „McDreamy“ Shephard (Patrick Dempsey), der angesehene Dr. Preston Burke (Isaiah Washington) und Chefarzt Dr. Richard Webber (James Pickens jr.). Neben Karriere und Patienten kümmert sich die Riege in erster Linie darum, wer wen gerade liebt, z.B. Meredith McDreamy, Burke Cristina, Izzie Alex und George Meredith. Am Ende der ersten Staffel kommt heraus, dass McDreamy Shephard verheiratet ist, als seine untreue Noch-Frau Dr. Addison Montgomery-Shepherd (Kate Walsh) aus New York nach Seattle kommt, um die Ehe zu retten. Es hilft nicht sehr, dass der Trennungsgrund, Dr. Mark Sloan (Eric Dane), etwas später hinterherkommt.

In der dritten Staffel lassen die beiden sich endgültig scheiden, und Meredith stirbt rechtzeitig zum Episodenende, kann, da die Serie ihren Namen trägt, aber schon in der nächsten Episode wiederbelebt werden. Als absurde Folge dieser Nahtod-Erfahrung stirbt ihre Mutter. George heiratet die neue Kollegin Dr. Callie Torres (Sara Ramirez) und schläft mit Izzie, und Dr. Burke erscheint zwar noch als Bräutigam auf seiner Hochzeit mit Cristina, verlässt sie dann aber und die Stadt gleich mit. Alle Assistenzärzte außer George bestehen ihre Jahresabschlussprüfung.

Die Prämisse klingt wie Scrubs, Grey’s Anatomy ist aber viel langweiliger. Vor allem zu Beginn ließ die Serie kein noch so plumpes Klischee und keinen noch so abgegriffenen und vorhersehbaren Handlungsstrang aus. Es begann mit dem Morgen nach einem One-Night-Stand: Frau Grey muss sich von dem Mann, dessen Namen sie nicht einmal kennt, verabschieden, um nicht an ihrem ersten Arbeitstag zu spät zu kommen, geht zur Arbeit und trifft dort auf…? Richtig, eben diesen Mann, Dr. Shepherd, der natürlich ihr Chef ist. Izzie hat Verständigungsprobleme mit einer chinesischen Patientin und ruft die einzige asiatisch aussehende Kollegin zu Hilfe, Cristina, die völlig entrüstet ist, weil sie selbstverständlich in Korea geboren wurde und überhaupt in Los Angeles aufgewachsen ist. Und der unsichere George beschwichtigt die Frau eines sehr kranken Mannes, sie solle keine Angst haben, die Operation würde gelingen. Das verspreche er ihr. Und jetzt raten Sie mal: Jawoll, der Alte stirbt, die Frau ist sauer.

Es wurde im Lauf der Zeit etwas origineller und zugleich absurder, und in den USA entwickelte sich die Soap zum Sensationserfolg. Pro Sieben zeigte die erste Staffel erfolglos dienstags um 20.15 Uhr, die zweite zwei Stunden später, und nach und nach erreichte die Serie auch bei uns recht gute Einschaltquoten. In der Mitte der dritten Staffel verfrachtete ProSieben die Serie auf Mittwoch um 21.15 Uhr und war vermutlich selbst überrascht, dass der ehemalige Quotenflop plötzlich das erfolgreiche Zugpferd am Mittwochabend war und sogar die Quoten der Desperate Housewives übertraf, die ProSieben direkt vorher zeigte.

Burke-Darsteller Isaiah Washington wurde in der dritten Staffel aus der Serie gefeuert, nachdem er zunächst seinen homosexuellen Kollegen T.R. Knight am Set beschimpft hatte, und statt einer späteren Entschuldigung seine Dummheit auch noch in der Öffentlichkeit wiederholte.

Mit Beginn der vierten Staffel startete der Spin-Off Private Practice, der Dr. Addison Montgomery nach Los Angeles begleitete, wo sie fortan in einer privaten Praxis arbeitete. Ihn zeigt ProSieben mittwochs im Anschluss.

Ijon Tichy: Raumpilot

2007 (ZDF). „Die Sterntagebücher“. 6-tlg. dt. Sciencefiction-Comedyserie von Randa Chahoud, Dennis Jacobsen und Oliver Jahn frei nach dem Roman „Sterntagebücher“ von Stanislaw Lem.

Der mit osteuropäischem Akzent off-erzählende Raumpilot Ijon Tichy (Oliver Jahn) bereist das Weltall in einer Rakete, die innen wie eine ganz normale Altbauwohnung aussieht. Zu seiner Entlastung bastelt er sich eine Assistentin, die Analoge Halluzinelle (Nora Tschirner).

Abgedrehte Serie voller Humor für Achtjährige, die aus unerfindlichen Gründen nicht samstags morgens, sondern montags gegen Mitternacht läuft. Jede Folge dauert nur 15 Minuten.

Die drei Regisseure wurden 2007 mit dem Nachwuchspreis des Deutschen Fernsehpreises ausgezeichnet.

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