Dall-As

1985–1991 (RTL). „Talkrunde mit Überraschungsgästen“. Einstündige Talkshow mit Karl Dall.


Foto: RTL

Dall begrüßte in jeder Sendung mehrere prominente Gäste und nahm sie sich zur Brust. Dall beleidigte, stellte indiskrete Fragen und machte Witze auf Kosten der Gäste – zur Freude der Zuschauer. Wer Dall Paroli bieten und mithalten konnte, war gern gesehen und hatte die Lacher auf seiner Seite. Wer in der Erwartung zur Show kam, sein neues Buch, seine Platte oder seinen Film vorstellen und ein niveauvolles Gespräch führen zu können, hatte Pech und wurde fertig gemacht. Einen der Höhepunkte erreichte die Show, als Roland Kaiser die Sendung während des Talks (Dall: „Na, sing schon mal, damit wir es hinter uns haben“) wütend verließ. Während Dall mit seinen Gästen sprach, servierten Models in Bunny-Kostümen Bier oder andere Getränke.

Es war die erste Talkshow des deutschen Privatfernsehens. Sie wurde in wechselnden deutschen Hotels aufgezeichnet und alle zwei Wochen samstags um 22.00 Uhr gesendet (dabei wurden in jedem Hotel zwei Sendungen hintereinander produziert). Dall bediente sich nicht nur des Namens der bekannten US-Soap Dallas, sondern benutzte auch die gleiche Titelmelodie und einen Vorspann, der das Original parodierte.

1992 wechselte Dall mit seiner Show zu Sat.1, wo sie unter dem Namen Jux und Dallerei fortgesetzt wurde. Daraufhin klagte RTL und erwirkte vorübergehend sogar eine einstweilige Verfügung. Dem Rechtsstreit verdanken wir eine genaue Definition, was Dall-As war. RTL legte in seinem Antrag nämlich die wesentlichen Merkmale von Dall-As fest: „unsinnige und zusammenhanglose Gespräche, um seine Gäste zu irritieren und zu provozieren … Eigenschaften seiner Gäste ironisch-provokant hervorheben oder kommentieren … [Äußerungen der Gäste] unter sprachlichen Verfälschungen in herabsetzender oder sonst verzerrender Weise aufgreifen.“ RTL verlor den Prozess und ersetzte Dall durch Die Gailtalerin.

Jux und Dallerei

1992–1994 (Sat.1). Fortführung der RTL-Show Dall-As unter neuem Namen. Der Sendeplatz vierzehntäglich samstags um 22.00 Uhr wurde ebenso beibehalten wie das Konzept: Dall talkte auf seine eigene, unkonventionelle Art mit prominenten Gästen. Dafür gab’s Riesenwirbel und Prozesse – und viel Geld für Dall: Von zehn Millionen Mark für den Wechsel war die Rede.

Unter dem gleichen Titel lief schon am 28. Januar 1980 eine Aufzeichnung aus dem Hamburger „Theater im Zimmer“ in der ARD. Als die Sat.1-Show startete, klagte RTL wegen der großen Verwechselbarkeit zur bisherigen Show und erwirkte vorübergehend sogar eine einstweilige Verfügung (siehe Dall-As). Sat.1 änderte daraufhin am Inhalt gar nichts, nannte die Sendung aber vorübergehend Karl Dall Show.

Mann-O-Mann

1992–1995 (Sat.1). Spielshow für Frauen mit Peer Augustinski.

Zehn Männer aus einer Stadt treten in Spielen, in denen sie ihre Männlichkeit körperlich, geistig oder schlicht strippend beweisen müssen, gegeneinander an. Das komplett weibliche Studiopublikum stimmt nach jeder Runde ab, und der schlechteste Kandidat wird bekleidet in das Schwimmbecken in der Mitte des Studios gestoßen. Der Sieger gewinnt einen von drei Preisen, aus denen er die Auswahl hat. Meistens entscheidet er sich für die Reise. Peer Augustinski spielt eine Art Nachtclubbesitzer, bei dem die „Limited Girls“, die zu Musik die Verlierer ins Wasser schubsen und am Ende den Gewinner küssen, quasi angestellt sind.

Friedrich-Wilhelm Spieker und Frank Elstner hatten sich die erfolgreiche Sendung ausgedacht, die dann u. a. nach Spanien verkauft und dort unter dem Titel „Elles & Ellos“ gezeigt wurde.

Mann-O-Mann brachte es auf 89 einstündige Ausgaben und lief alle 14 Tage samstags gegen 22.00 Uhr, im Wechsel mit Jux und Dallerei. Sat.1 riss damit diesen Samstagabend-Sendeplatz für schrille Comedy an sich, den eigentlich Konkurrent RTL jahrelang mit den nun auslaufenden Shows Alles nichts oder?! und Dall-As etabliert hatte.

Koffer Hoffer

1991–1992 (Tele 5); 1993 (DSF). Einstündige Abendshow mit Karl Dall und seinem Butler Enno von Schwerin, in der Koffer versteigert werden, die an Flughäfen verloren gegangen sind oder deren Besitzer nicht mehr ausfindig gemacht werden können. Die Teilnehmer der Show müssen blind mitbieten, da der Inhalt der Koffer vorher nicht preisgegeben wird. Gemeinsam mit dem Gewinner diskutiert Dall dann den Inhalt und die sich daraus ergebende Frage, ob der Gewinner sich wirklich als solcher fühlt.

Frank Elstner hatte die Sendung entwickelt, die sogar ihren ausstrahlenden Sender überlebte, wenn auch nicht lange. Mit Einstellung von Tele 5 übernahm das Deutsche Sportfernsehen DSF die Show ins Nachmittagsprogramm, doch nach einigen Wochen merkte wohl ein Verantwortlicher, dass die Sendung rein gar nichts mit Sport zu tun hatte. Insgesamt liefen rund 100 Folgen.

Tele-As

1987–1991 (ZDF). Spielshow mit Carolin Reiber und Peter Rapp, in der es ums Fernsehen geht.

In drei Runden spielen Kandidaten gegeneinander, die Sieger kämpfen im Finale um den Titel „Tele-As“. Als Einleitung für die Fragen dienen viele Ausschnitte aus Fernsehsendungen. Sie werden auf einer großen Videowand gezeigt, die aus vielen Fernsehern besteht.

Anfangs konnte sich auch das gesamte Studiopublikum mit einer an jedem Platz angebrachten Fernbedienung am Fragespiel beteiligen, dies wurde jedoch 1989 abgeschafft. Jetzt spielten nur noch zwei Mannschaften, eine aus Deutschland, eine aus Österreich, mit je vier Kandidaten. Regelmäßig schauten Fernsehprominente vorbei. Frau Reiber und Herr Rapp fielen dadurch auf, dass sie sich siezten (und, wie man gelegentlich bei Pannen vermuten konnte, womöglich auch hassten). Das taten zwar auch Hugo Egon Balder und Hella von Sinnen in Alles nichts oder?!, doch Rapp und Reiber schienen es ernst zu meinen.

Tele-As lief etwa monatlich donnerstags um 19.30 Uhr und war anfangs 90, ab 1989 nur noch 60 Minuten lang. Das Konzept der Show stammte von Frank Elstner, Pit Weyrich und Horst Jüssen. Die Reihe brachte es auf 30 Ausgaben und war die Nachfolgesendung von Dalli-Dalli.

Die neuen Fernsehmacher

2001 (RTL2). Einstündige Show in einer Show mit Aleksandra Bechtel.

Im Vorfeld der Sendung hatten RTL 2 und Produzent Frank Elstner die Zuschauer aufgefordert, Ideen für neue Fernsehshows einzuschicken. Aus den Einsendungen wählte eine Jury acht Vorschläge aus, die an aufeinanderfolgenden Tagen zur Primetime präsentiert wurden. Der Zuschauer mit seiner Idee wurde vorgestellt, sein Konzept wurde von Prominenten realisiert.

Nach Vorstellung der acht Konzepte wählte RTL 2 in einem großen Finale die beste Show und versprach, sie ins Programm aufzunehmen. Es gewann der Offenburger Informatikstudent Jürgen Preuß mit der Idee „Was passiert, wenn …?“. Dabei sollten durch Experimente Fragen beantworten werden wie: Was passiert, wenn man im Auto bei voller Fahrt in den Rückwärtsgang schaltet?

RTL 2 nahm die Show nicht wie versprochen auf und distanzierte sich im Nachhinein von der Idee, die nicht ins Programm passe. Preuß dürfte das gefreut haben, denn stattdessen startete Was passiert, wenn …? knapp ein Jahr später als große Samstagabendshow in der ARD.

Was passiert, wenn…?

2002–2003 (ARD). Große Samstagabendshow mit Thomas Elstner.

Sechs Kandidaten müssen erraten, wie zuvor gefilmte Experimente ausgehen: Was passiert, wenn man im Cabrio bei voller Fahrt das Dach öffnet? Wer legt die gleiche Entfernung schneller zurück, ein Rennwagen auf kurviger Strecke oder ein Fallschirmspringer im überwiegend freien Fall? Elstner gibt jeweils mehrere Möglichkeiten vor. Die Spielrunden werden von Showblöcken unterbrochen.

Die Idee zur Sendung stammte von dem Offenburger Informatikstudenten Jürgen Preuß, der damit den RTL 2-Wettbewerb Die neuen Fernsehmacher gewonnen hatte. Hauptgewinn in dieser von Frank Elstner produzierten Reihe sollte sein, dass RTL 2 die Show tatsächlich ins Programm nimmt. Der Sender sah aber davon ab, und so gelangte das Konzept zum SWR, in dessen Drittem Fernsehprogramm Elstner die wöchentliche Talkshow Frank Elstner: Menschen der Woche moderiert. Als Produzent der SWR-Show für die ARD stand bereits frühzeitig die Firma „Format.e“ von Elstners Sohn Thomas fest, der die Sendung dann schließlich auch moderierte.

Die vielfach kritisierte Nähe der neuen Show zur Frank-Elstner-Erfindung Wetten, dass …? konnte Familie Elstner nicht erkennen. Bereits die dritte Ausgabe war ein Prominenten-Special, und danach war schon wieder Schluss.

In den Neuen Fernsehmachern hatte Jörg Kachelmann die Show moderiert.

Wir stellen uns

1984–1992 (ZDF). „Sie fragen, wir antworten“. Diskussionsrunde mit Frank Elstner, in der Programmverantwortliche des ZDF ausgewählten Zuschauern Rede und Antwort standen. Nun ja, eher Rede als Antwort, denn auf klassische Fragen wie „Warum laufen so viele Wiederholungen im Fernsehen?“ und „Wann wird meine Lieblingsserie endlich wiederholt?“ gab es natürlich nur Standardphrasen.

Ganz zu schweigen von Fragen wie „Warum gibt es nach 23 Uhr nicht auch mal Sex im Fernsehen zu sehen?“ oder „Wie schütze ich meine Kinder, die nach 23 Uhr noch fernsehen, vor Sex im Fernsehen?“ oder auch „Warum macht Frau Rothenberger nicht mehr ihre schöne Liedersendung?“. Wann immer versehentlich jemand im Publikum saß, der eine wirklich heikle Frage stellte, funktionierte das Mikro nicht oder Frank Elstner ging dazwischen.

Die Diskussionssendung gastierte in verschiedenen Städten. Sie lief in loser Folge, zeitweise monatlich am frühen Samstagnachmittag. In der ersten Folge stellte sich Intendant Dieter Stolte den Lesern der „Schwäbischen Zeitung Ravensburg“.

Menschen

Seit 1982 (ZDF). Jahresrückblick in Form einer großen Abendshow.

Prominente und nichtprominente Menschen, die im abgelaufenen Jahr Schlagzeilen gemacht oder Bewegendes erlebt haben, werden zum Talk eingeladen: der Sportler, der einen wichtigen Wettbewerb gewann, die Hausfrau, die Zivilcourage bewies, das Opfer, das auf wundersame Weise eine Katastrophe überlebte, der Politiker, der wegen einer Affäre zurücktreten musste, der Nachwuchsschauspieler, der durch eine ZDF-Serie berühmt wurde. Dazwischen gibt es Showblöcke mit Künstlern und Musikern, die große Hits hatten.

Der Sendetitel beinhaltete stets das entsprechende Jahr, z. B. Menschen ’87. Der erste Rückblick galt dem Jahr 1981 und wurde im Januar 1982 gesendet, als das zu berückblickende Jahr tatsächlich schon vorbei war. Mit dem zunehmenden Konkurrenzkampf verschiedener Jahresrückblicke auf allen Kanälen und dem Bestreben, lieber der Erste als der Beste zu sein, rückte die Sendung immer weiter bis Anfang Dezember nach vorn und konnte seitdem nur noch ein Rückblick auf elf Monate sein. Frank Elstner hatte die Show entwickelt und bis einschließlich Menschen ’88 moderiert. Die Ausgaben 1989 bis 1995 moderierte Günther Jauch, der danach zu RTL wechselte und dort fortan den baugleichen Rückblick Menschen, Bilder, Emotionen präsentierte, der nun in der Regel die Einschaltquoten der ZDF-Version übertraf. Menschen ’96 wurde in Doppelmoderation von Wolf von Lojewski und Holger Weinert präsentiert (eigentlich hätte Margarethe Schreinemakers moderieren sollen, die aber nach Protesten von renommierten ZDF-Moderatoren absagte), ab 1997 übernahm Johannes B. Kerner.

Die verflixte Sieben

1984–1987 (ARD). Große Samstagabend-Spielshow mit Rudi Carrell.

In jeder Sendung treten zunächst drei Kandidatenehepaare in witzigen, kuriosen und vor allem immer anderen Spielen gegeneinander an. Darunter Übereinstimmungsspiele, die jedoch nicht in simplem Abfragen bestehen, sondern eine Nuance weiter gehen (so soll ein Ehemann z. B. nicht einfach das Lieblingstier seiner Frau nennen, das die Zuschauer zuvor schon erfahren haben, sondern das entsprechende Geräusch machen). In anderen Spielen müssen Aufgaben erledigt werden, die zunächst simpel wirken, aber meist einen Haken haben, und an deren Ende oft eine überraschende Pointe kommt, die gern auf bewährte Slapstick-Elemente zurückgreift. Torte ins Gesicht geht immer.

Der wesentliche Bestandteil der Show jedoch ist das Finalspiel. Es ist nur noch ein Ehepaar übrig, das sich nun durch sieben Runden spielt, in denen es Symbole aussortieren muss, die jeweils für einen Gewinn stehen. Das Paar muss rätseln und herausfinden, was die Symbole bedeuten könnten, denn nur was am Ende übrig bleibt, darf es behalten.

Die Preise waren von sehr unterschiedlichem Wert und reichten vom Bügeleisen bis zum Auto oder einer Reise. Eine Niete war immer dabei. Dabei handelte es sich zwar auch um einen Sachpreis, doch konnte man selten etwas mit ihm anfangen, z. B. eine Wagenladung mit Zehntausenden von Kaugummis oder für jedes Land der Erde einen Regenschirm. Immer wenn die Kandidaten ein bestimmtes Symbol aussortiert hatten, führte Carrell dessen Bedeutung vor und zeigte den Kandidaten, was sie nicht gewonnen hatten. Sein Satz „Dasch wäre Ihr Preisch geweschen!“ wurde ein geflügeltes Wort. Die Niete wurde auf einem großen Wagen hereingefahren, der als Hund verkleidet war.

Die Show, eine Adaption der spanischen Sendung „Un, Dos, Tres“, war ein großer Spaß und brachte es auf 20 Ausgaben. Co-Moderatorin war Tina Riegel.

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