Schwarz Rot Gold

1982–1996 (ARD). 18‑tlg. dt. Krimiserie von Dieter Meichsner.

Amtsrat Zaluskowski (Uwe Friedrichsen) ist Zollfahnder. Gemeinsam mit seinen Kollegen Hobel (Siegfried W. Kernen), Globig (Edgar Bessen), Doellke (George Meyer-Goll) und Grosser (Helmut Zierl) ermittelt er in Hamburg gegen Betrüger, Schmuggler, Schieber und Wirtschaftskriminelle. Zaluskowski hat eine Frau (Witta Pohl), die gelegentlich auftaucht.

Von anderen Krimis unterschied sich Schwarz Rot Gold nicht nur durch den Verzicht auf Mord und Totschlag. Durch das Thema Wirtschaftskriminalität mussten Zaluskowski (und die Zuschauer) in fast jeder Folge feststellen, dass zwar jemand dingfest gemacht werden konnte, aber die ganz großen Tiere im Hintergrund meist unbehelligt blieben.

Die Folgen hatten Spielfilmlänge und liefen in sehr loser Folge meist mittwochs zur Primetime, in der Regel kaum häufiger als einmal im Jahr. Regie führte meist Theo Mezger, unter den anderen Regisseuren war für drei Folgen Dieter Wedel.

Evelyn Hamanns Geschichten aus dem Leben

Seit 1993 (ZDF). Episodenreihe mit Evelyn Hamann im Mittelpunkt jeder Geschichte.

Jede 45- bis 60-minütige Folge zeigt zwei oder drei kurze, abgeschlossene, meist amüsante Alltagsepisoden, in denen Hamann an der Seite wechselnder Gastschauspieler verschiedene Rollen darstellt.

Die Reihe lief lange Zeit in loser Folge am frühen Abend, ab 2000 bekam sie einen staffelweisen regelmäßigen Sendeplatz am Mittwoch um 20.15 Uhr, später dienstags und donnerstags. Bisher liefen rund 50 Folgen.

Mitten im Leben

2007 (RTL). 9-tlg. dt. Comedyserie von Andy Cremer und Michael Gebhart.

Der Lehrer Alex Krüger (Heiner Lauterbach) und die Journalistin Bea Richter (Sandra Speichert) gründen eine Patchworkfamilie. Er bringt seinen 14-jährigen Sohn Pit (Yoshij Grimm) ein, sie die Töchter Jule (Jil Funke), 15, Anna (Roxanne Borski), 13, und Lena (Xisa Lina Eich), 5. Fortan geht’s rund, und Alex kämpft an allen Fronten mit Pubertätsproblemen. Kollegen an seiner neuen Schule sind sein alter Studienfreund Olli (Guntbert Warns) und die strenge Rektorin Frau Rangold (Katrin Sass).

Gelungene Comedy, die einer bekannten Ausgangssituation viele neue Gags entlockte und sie liebevoll umsetzte. Lauterbach spielte den gestressten, aber verständnisvollen Vielfachvater sympathisch und glaubwürdig, und ebenso glaubwürdig war ausnahmsweise das Standardzitat, das Schauspieler fast immer zum Start einer neuen Serie aufsagen: „Es gibt Produktionen, die sind von A bis Z so stimmig und gelungen, dass man als Schauspieler keine Sekunde zögert sofort zuzusagen“. Es war Lauterbachs erste Hauptrolle im Privatfernsehen und seine erste in einer Comedyserie. Sie lief freitags um 21.15 Uhr und wurde nach einer Staffel eingestellt.

Kinder Kinder

Ab 27.04.2007 (RTL). Dt. Comedyserie von Chris Geletneky und Sascha Albrecht.

Alle drei Schwestern aus der Familie De Vries sind bereits Mutter oder auf dem Weg dazu. Die Älteste, Katja (Dana Golombek), ist mit dem biederen, aber untreuen FDP-Kommunalpolitiker Andreas Eumann (Heinrich Schafmeister) verheiratet und hat einen siebenjährigen frühreifen Sohn Paul (Hans-Laurin Beyerling). Die Streifenpolizistin Claudia (Judith Pinnow) und ihr Mann Robert Ziegler (Matthias Koeberlin) haben gerade Töchterchen Zoe bekommen, und Robert will noch nicht wahrhaben, dass sich sein Leben dadurch verändert hat. Die Jüngste, Jessica (Carolin Kebekus), ist mit Zwillingen schwanger, was ihrem Freund Christian Rappel (Daniel Wiemer) noch größere Übelkeit bereitet als ihr selbst. Gemeinsam meistern die drei ihre unterschiedlichen Lebensituationen mit dem angebrachten Sarkasmus und Ratschlägen füreinander. Es gibt aber noch mehr Familienzuwachs: Ihre Mutter Marion De Vries (Kathrin Ackermann) hat Papa verlassen und liebt jetzt Ulrike (Gitta Schweighöfer).

Läuft freitags um 21.45 Uhr.

Becker

2001–2004 (Sat.1). 107-tlg. US-Sitcom von Dave Hackel („Becker“; 1998–2004).

Der Arzt Dr. John Becker (Ted Danson) ist ein ewiger Nörgler und Miesmacher, der nie lacht, schnell wütend wird und immer nur das Negative in Dingen sieht. Er freut sich nur dann, wenn er anderen anhand praktischer Beispiele beweisen kann, dass die Welt tatsächlich schlecht ist. Unter ihm leiden Margaret Wyborn (Hattie Winston), die Krankenschwester in Beckers Praxis, und Sprechstundenhilfe Linda (Shawnee Smith), außerdem Reggie Kostas (Terry Farrell), die Besitzerin von Beckers Stammlokal, der blinde Stammgast Jake Malinak (Alex Désert) und die Nervensäge Bob Benito (Saverio Guerra).

Insgeheim ist Becker jedoch ein guter Mensch, der alles für seine Patienten tut, doch das würde er sich niemals anmerken lassen. Er ist zweimal geschieden, denn ebenso wenig wie andere Menschen mit ihm hält er es mit ihnen aus („Man muss sich so viele unnütze Dinge merken: die Namen ihrer Eltern, die Farbe ihrer Augen, was sie beruflich macht …“). Irgendwie knistert es aber zwischen ihm und Reggie. Reggie gesteht sich und ihm am Ende der vierten Staffel ihre Liebe ein und verlässt Hals über Kopf die Stadt, denn Becker ist inzwischen mit seiner neuen Nachbarin Chris Conner (Nancy Travis) zusammen, die nun auch das Lokal übernimmt. Widerwillig lässt sich Becker auf eine Beziehung ein und stellt die nötigen Regeln auf: „Bitte mich niemals, dich zum Flughafen zu fahren. Dafür sind Taxis da. Verlange nie, dass ich dir eine Tür aufhalten soll. Du hast zwei Arme. Benutze sie.“

Beckers köstlich-komische Schimpftiraden liefen werktags nach Mitternacht. Die fünfte Staffel der eigentlich 129-teiligen Serie übersprang Sat.1 und sendete nach der vierten gleich die sechste. Wenige Wochen zuvor hatte Sat.1 bereits die vorletzte Staffel von Frasier übersprungen und stattdessen gleich die letzte gezeigt. Das hatte sich also offensichtlich bewährt.

Mike Hammer

1987–1990 (Sat.1). 49‑tlg. US‑Actionserie von Larry Brody, nach den Romanen von Mickey Spillane („Mickey Spillane’s Mike Hammer“; 1984–1985; „The New Mike Hammer“; 1986–1987).

Privatdetektiv Mike Hammer (Stacy Keach) und seine beste Freundin Betsy – es handelt sich dabei um eine Kaliber-45‑Pistole – raufen, prügeln und schießen um sich, graben sexy Frauen an, und irgendwie lösen sich dabei verzwickte Kriminalfälle. Velda (Lindsay Bloom) ist Hammers sexy Sekretärin und trägt tief ausgeschnittene Kleider. Seine Informanten sind Ozzie „Die Antwort“ (Danny Goldman), sein Kontaktmann auf der Straße sowie sein Kumpel, der Polizist Pat Chambers (Don Stroud). Lawrence D. Barrington (Kent Williams) ist der Staatsanwalt und Jenny (Lee Benton) die sexy Bedienung in Hammers Stammlokal, die übrigens tief ausgeschnittene Kleider trägt. Regelmäßig begegnet Hammer auf der Straße der mysteriösen sexy Frau, die er nur „Das Gesicht“ (Donna Denton) nennt (von der überraschenderweise auch nicht mehr zu sehen ist), ohne zu wissen, was es mit ihr auf sich hat. Erst am Ende der Serie erfährt er, dass sie seine Ermittlungen verfolgt, um darüber Romane zu schreiben. Pah! Das hat Mickey Spillane doch längst getan.

Die Spillane-Hammer-Krimis waren bereits 1957 als Fernsehserie verfilmt worden (mit Darren McGavin in der Titelrolle) und wurden es 1997 noch einmal (wieder mit Keach). Nie konnten sich die amerikanischen Zuschauer dauerhaft mit dem unsympathischen, äußert brutalen Kettenraucher Hammer anfreunden. In Deutschland lief nur diese mittlere Version, ihrem Inhalt gemäß im Spätprogramm, wurde dafür aber seit der Erstausstrahlung fast immer auf irgendeinem Privatsender gerade wiederholt.

Ab Januar 1985 wurde die Serie in den USA für mehr als eineinhalb Jahre unterbrochen, bevor sie mit einer neuen Staffel fortgesetzt wurde. Das ist ungewöhnlich. Aber es war ja auch ungewöhnlich, dass Stacy Keach wegen Kokainbesitzes in England im Gefängnis saß.

Motzki

1993 (ARD). 13‑tlg. dt. Satire von Wolfgang Menge.

Der ehemalige Fahrschullehrer Friedhelm Motzki (Jürgen Holtz) ist Frührentner und gerade Witwer geworden. Er lebt in kleinbürgerlichen Verhältnissen im Wedding, im Westteil Berlins (in der Linsenstraße!), und die Folgen der deutschen Einheit gehen ihm gewaltig gegen den Strich, weil alles von Ossis überschwemmt wird. Vor allem darüber motzt und nörgelt er, aber auch über alles andere. Nur der türkische Gemüsehändler Gülüsan Ükzknürz (Albert Kitzl), der versucht, deutscher als die Deutschen zu sein, mag ihn. Um den Nachlass von Motzkis verstorbener Frau zu regeln, zieht Schwägerin Edith Rosenthal (Jutta Hoffmann) bei Motzki ein. Sie kommt aus dem Osten und ist deshalb natürlich eine prima Zielscheibe. Für acht Mark Stundenlohn darf die ehemalige Erzieherin im Kindergarten der Stasi seinen Haushalt führen und seine Sprüche ertragen.

Für Motzki ist der Tag der deutschen Einheit ein „Katastrophentag“ und das Gerede von den blühenden Landschaften im Osten „Idiotengeschwätz“. Über ostdeutsche Autofahrer sagt er: „Für die Zonendödels sind Autos Nahkampfwaffen“, über ostdeutsche Mode: „Das waren doch gefärbte Zuckersäcke aus Kuba“ und über die Probleme der Ostdeutschen: „Ihr seid jetzt schon fast drei Jahre Deutsche, wie lang soll das noch dauern, bis ihr alles kapiert habt?“

Wolfgang Menge schuf mit Motzki einen würdigen Nachfolger für seine Figur des Ekel Alfred aus Ein Herz und eine Seele und löste eine ähnliche Empörung wie damals aus: Die Serie spalte das gerade zusammenwachsende deutsche Volk noch mehr und sei einfach niveaulos, so der Vorwurf. „Motzki ein Kotzki – oder?“, fragte die „Bild“-Zeitung.

Die Aufregung kam für Menge nicht überraschend: Sogar der koproduzierende WDR hatte im Vorfeld versucht, aus dem bitterbösen cholerischen Kleinbürger eine überzeichnete Witzfigur zu machen. Bei Sätzen wie Motzkis Kommentar zu den Maueropfern („Habt euch doch nicht so – die paar, die bei der Flucht draufgegangen sind, die bringt ihr doch heute an einem Tag mit euren Autos um!“) war der kollektive Aufschrei programmiert. Wobei nicht ganz klar war, wer sich mehr angegriffen fühlen sollte: Die Ossis als Zielscheibe von Motzkis Spott oder die Wessis, die als cholerische Motzkis dargestellt wurden. Ein Bürger aus Bayern stellte beim Hamburger Verwaltungsgericht vergeblich Antrag auf eine einstweilige Anordnung, die Ausstrahlung zu verbieten, weil sie die ostdeutsche Bevölkerung verhöhne. Zur auch von Politikern geforderten Absetzung kam es nicht, jedoch blieb es trotz beachtlicher Quoten von sechs bis zehn Millionen Zuschauern bei einer Staffel. Der MDR antwortete auf Motzki mit der Serie Die Trotzkis. Albert Kitz, Darsteller des türkischen Gemüsehändlers, ist übrigens gebürtiger Rumäne.

Die 25‑Minuten-Folgen liefen dienstags um 21.05 Uhr.

Schimanski

Seit 1997 (ARD). Dt. Krimireihe.

Sechs Jahre nach seinem Abschied als Tatort-Kommissar bei der Duisburger Kripo bittet die Polizei den Privatmann Horst Schimanski (Götz George) um Hilfe. Also verlässt er sein Hausboot in Belgien und seine feste Freundin (ja, der Mann ist eben alt geworden) Marie-Claire (Denise Virieux) immer wieder vorübergehend, um die Bösen zu fangen. Manchmal tut er das auch gegen den Willen der Polizei oder lässt sich einfach als Privatdetektiv oder Bodyguard anheuern. Nach dem Tod seines Partners Thanner wird Schimanski bei seinen Ermittlungen nun von dem jungen Polizisten Tobias Schrader (Steffen Wink) unterstützt. Der lässt Schimi jedoch Ende 1999 nach Folge 6 allein, und in der nächsten Folge knapp ein Jahr später ist Hänschen (Chiem van Houweninge) wieder da, Schimanskis alter Kollege aus Tatort-Zeiten; Thomas Hunger (Julian Weigend) wird Schimis neuer Assi.

Götz Georges Rückkehr in die Rolle des raubeinigen Ermittlers passierte zwar nicht mehr innerhalb der Tatort-Reihe, aber auf dem alten Sendeplatz sonntags um 20.15 Uhr. Die Fälle waren düsterer, komplexer und politischer als früher, das Milieu vielseitiger. Es ging nun um Wirtschaftsspionage, Ausländerproblematik, Prostitution, Kinderkriminalität etc. Mit der Folge „Rattennest“ 1999 sah die Duisburger CDU, Oppositionspartei im Stadtrat, die Stadt in ein schlechtes Licht gerückt und forderte, den Dank für die „freundliche Unterstützung der Stadt Duisburg“ aus dem Abspann zu streichen. Die Produzenten kamen dem Drängen nach, „weil der Dank nicht als Ironie verstanden werden soll“.

Die 90‑minütigen Folgen liefen in loser Folge, zunächst staffelweise mit jeweils zwei bis drei Folgen im Wochentakt, ab 1999 wurde in der Regel nur noch maximal ein Film pro Jahr produziert. Am 22. April 2007 läuft der vierzehnte.

Regie führte bei vielen Fällen Hajo Gies, der auch die meisten Tatorte mit Schimanski inszeniert hatte. Mehrere Folgen sind auf DVD erhältlich.

Kinder im Verkehr

1976–1977 (ZDF). 10‑tlg. Ratgebermagazin für Kinder mit Oliver Spiecker.

Kinder sollten das richtige Verhalten im Straßenverkehr lernen. Die Lehrinhalte wurden in Quizspiele sowie in Szenen mit dem Fabelwesen Dolli verpackt, das aus dem Wald in die Großstadt kam und sich jetzt erstmals im Straßenverkehr zurechtfinden musste. Im Dolli-Kostüm steckte ein Kleinwüchsiger.

Zehn halbstündige Folgen liefen sonntags.

Verstehen Sie Spaß?

Seit 1980 (ARD). Große Eurovisions-Samstagabendshow, in der nichtprominente und prominente Menschen in abstruse Situationen geführt, hereingelegt und dabei mit versteckten Kameras gefilmt werden.

Kurt Felix konzipierte und präsentierte die „Streiche mit versteckter Kamera“, so der anfängliche Untertitel, zunächst monatlich in einem 30‑Minuten-Format am Donnerstagabend. 1983 wurde daraus mit der 25. Ausgabe eine große Samstagabendshow, jetzt moderiert von Kurt Felix und seiner Frau Paola, die zur meistgesehen Unterhaltungsshow in der ARD avancierte. Felix hatte bereits seit 1974 eine enorm erfolgreiche Sendung im Schweizer Fernsehen unter dem Titel „Teleboy“ moderiert. Das Paar legte nach Ausgabe 53 ab Januar 1991 eine „schöpferische Pause“ ein, die jedoch nie endete. Fast zwei Jahre lang gab es die Show nicht, und auch zwischen den nächsten Moderatorenwechseln lagen meist längere Pausen.

Die Nachfolger im Einzelnen: Harald Schmidt (1992–1995), Dieter Hallervorden (1996–1997), Cherno Jobatey (1998–2002), Frank Elstner (2002–2009), Guido Cantz (seit 2010). Das Grundkonzept blieb über die gesamte Laufzeit der Sendung unverändert: Außer den Streichen gab es immer Showblöcke mit prominenten Künstlern und Talks mit den Gefoppten. Viele Streiche versetzten Menschen in peinliche, aber doch vorstellbare Situationen und waren hauptsächlich dazu da, deren Reaktion einzufangen: Im Supermarkt bricht wie von selbst das Eierregal zusammen, ein Kellner gebärdet sich unhöflich und faul, Harald Juhnke wird von einem untalentierten Stehgeiger genervt.

Für andere Streiche betrieb man einen großen Aufwand und führte auf diese Weise völlig absurde Situationen herbei: Eine Fahrstuhltür öffnet sich direkt in eine Dusche, Pissoirs hängen so hoch, dass sie nur mit einer Leiter erreichbar sind, auf dem Flügel von Horst Jankowski erklingen plötzlich andere Töne als die, die er anschlägt, die Zuschauer eines Konzerts von Ivan Rebroff stehen einer nach dem anderen auf und gehen. Der Nachrichtensender n‑tv fiel 1996 auf die Behauptung herein, ein Privatmann besäße das Bernsteinzimmer, und glaubte es auch dann noch, als er angebliche Bestandteile zu sehen bekam, die in das Kopfteil eines Bauernbetts eingelassen waren.

Einzelne Elemente variierten je nach Moderator. Bei Kurt Felix und Paola standen die Filmstreiche im Vordergrund. Neben dem Moderatorenpaar wirkte Karl Dall mit, der am „Spaßtelefon“ nichtsahnende Menschen foppte. Dall diente ferner als Filmvorführer, der aus dem Publikumsraum heraus symbolisch einen Filmprojektor startete, wenn ein Einspielfilm begann. Regelmäßig talkten Felix und Paola neben den Gefoppten auch mit den Schauspielern, die bei den Streichen den „Lockvogel“ spielten, also die Opfer in die merkwürdigsten Situationen verwickeln und dann improvisieren mussten. Lockvögel waren über sehr lange Zeit u. a. Wolfgang Herbort, René Besson und Pit Krüger. Es grenzte an ein Wunder, dass es auch nach Jahren immer noch Menschen gab, die die dicken Männer nicht sofort erkannten. Dieter Reith und seine Big Band machten die Musik während der Show. Das Maskottchen war ein gelber Zeichentrickvogel, der „Spaßvogel“, der am Ende der Show das Schlusswort hatte und einen Kalauer absonderte („Unsere Zuschauerzahl hat sich verdoppelt – der Zuschauer hat geheiratet!“).

Bei Harald Schmidt nahm die Anzahl der eingespielten Filmstreiche deutlich ab; er bestritt mehr Sendezeit selbst mit Stand-up-Comedy und Monologen. Die Show trug für eine Weile den Untertitel „Die Harald Schmidt Show“. Sie war mit zeitweise mehr als zehn Millionen Zuschauern noch immer ein großer Erfolg, doch auf Dauer zeigte sich, dass der Zyniker Schmidt keine massenverträgliche Familienunterhaltung produzierte. Er versuchte es auch nicht sehr: Berühmt wurde eine Szene, in der er minutenlang nur ein tickendes Metronom zeigte und darüber philosophierte, was dies jetzt kostete. Anfang 1995 unterschrieb er einen Vertrag bei Sat.1, um dort eine Show zu moderieren, die sogar im Obertitel Die Harald Schmidt Show hieß. Seine letzte Spaß-Show war für Oktober geplant. Die Aprilausgabe strotzte vor Zynismus und Sticheleien gegen die ARD, Schmidt hatte laut eigener Erzählung das gesamte Saalpublikum gegen sich. Er verabschiedete sich mit der Information: „Die nächste Ausgabe von Verstehen Sie Spaß? sehen Sie im Oktober, wer Sie dann als Moderator begrüßt, entnehmen Sie bitte der Tagespresse.“ Es gab keine Oktoberausgabe.

Dieter Hallervorden reicherte das Rahmenprogramm mit gespielten Sketchen an, die er selbst gemeinsam mit Schauspielerkollegen vorführte. Untertitel war „Die Hallervorden-Show“. Er blieb nur 13 Monate.

Bei Cherno Jobatey wurde das Foppen am Telefon wiederbelebt, der Telefonterrorist war jetzt Andreas Müller. Ferner gab es einen „Klassik“-Teil, in dem sich Zuschauer Wiederholungen von alten Streichen wünschen konnten. Dieter Reith und seine Big Band machten noch immer die Musik. Kurt Felix kehrte als Berater zur Sendung zurück, auch Frank Elstner kam in der gleichen Funktion dazu. In Werbeanzeigen für die Show waren die beiden gemeinsam mit Moderator Jobatey zu sehen. Als Jobatey im Frühjahr 2002 seinen Abschied wegen „kreativer Differenzen“ ankündigte (aus der Show sei ein „Musikantenstadl mit Filmen“ geworden), lag es nahe, dass Altmeister Elstner, der ohnehin beim produzierenden SWR die erfolgreiche Talkreihe Frank Elstner: Menschen der Woche im Dritten Programm moderierte, die Show übernahm.

Eine Serie mit 25‑minütigen Kurzfolgen, in denen Wiederholungen von alten Streichen gezeigt wurden, lief 1991 ebenfalls unter dem Titel Verstehen Sie Spaß? im Vorabendprogramm am Freitag, Moderator war Kurt Felix.

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