Jake 2.0

2006 (Pro Sieben). 16-tlg. US-Abenteuerserie von Silvio Horta („Jake 2.0″; 2003).

Bei einem Betriebsunfall gelangen Millionen mikroskopisch kleiner Mini-Computer in den Körper des Computertechnikers Jake Foley (Christopher Gorham), die ihm fortan Superkräfte verleihen. Die Nationale Sicherheitsagentur macht ihn sofort zum Spezialagenten.

Lee Majors, der eine ähnliche Rolle als Sechs-Millionen-Dollar-Mann gespielt hatte, fand die Serie so toll, dass er sich sofort bereit erklärte, in einer Folge eine Gastrolle zu übernehmen. Die Zuschauer fanden die Serie so uninteressant, dass sie nach einer halben Staffel abgesetzt wurde. Pro Sieben zeigte sie zunächst am Sonntagnachmittag, dann noch ein paar Wochen samstags vormittags.

MacGyver

1987–1995 (Sat.1). 137-tlg. US-Abenteuerserie von Lee David Zlotoff („MacGyver“; 1985–1992).

Der technisch versierte MacGyver (Richard Dean Anderson) arbeitet im Auftrag der Phoenix Foundation, die wiederum für die Regierung und andere Auftraggeber friedensstiftend wirkt. MacGyver weigert sich seit einem Unfall in seiner Jugend, eine Waffe bei sich zu tragen, und baut stattdessen notfalls als Waffen einsetzbare Dinge aus allem, was gerade rumliegt. Dank seiner Physik- und Chemie-Kenntnisse gelingt es ihm, sich auch aus den brenzligsten Situationen zu befreien. Peter Thornton (Dana Elcar) ist MacGyvers Boss, mit dem sich MacGyver später von der Phoenix Foundation trennt und selbstständig macht. Zur Foundation gehören noch die Anwältin Nikki Carpenter (Elyssa Davalos) und der Agent Jack Dalton (Bruce McGill).

Die Plots der einzelnen Folgen unterschieden sich nur minimal. Irgendwann fand sich MacGyver fast immer in einer ausweglosen Situation, ganz auf sich allein gestellt, ohne technisches Werkzeug, nur mit einem Kaugummi und einer Büroklammer in der Hosentasche. Zum Glück fand er dann, sagen wir, ein halbes Stück Käsekuchen, so dass er aus den drei Gegenständen schnell eine Atombombe basteln konnte, mit der er exakt zwei Zehntelsekunden, bevor irgendein Ultimatum ablief, die Welt rettete. Fans nannten diese Tricks „MacGyverismen“. Aus Zucker, Salz, Unkrautvertilgungsmittel und einer Batterie baute MacGyver eine Bombe mit Zeitverzögerung, aus einem Wecker und einem Blutdruckmesser einen Lügendetektor, und mit Hilfe von Pfeffer, Essig, Backpulver und einer Wärmflasche konnte er Tränengas herstellen. Angeblich funktionierte all dies theoretisch, nur bei größeren Bombenbastelanleitungen hätten die Autoren einen Bestandteil weggelassen, um Teenagern und Terroristen die Sprengstoffproduktion nicht zu leicht zu machen, hieß es. Unterschiedliche Ansichten gibt es über MacGyvers Vornamen, der so gut wie nie erwähnt wurde. Im Pilotfilm hatte ihn sein Großvater „Stace“ genannt, aber auch „Bud“; in einer Episode der letzten beiden Staffeln ging aus einem Traum MacGyvers hervor, dass sein Vorname „Angus“ sei. Die Figur des Peter Thornton erblindete im Laufe der Serie allmählich, weil auch ihr Darsteller Dana Elcar wegen einer Krankheit langsam das Augenlicht verlor.

Sat.1 sendete die einstündigen Folgen zur Primetime. Nach dem Ende der Serie entstanden noch zwei MacGyver-Fernsehfilme, die ebenfalls in Sat.1 liefen.

Die beiden größten Fans von MacGyver sind Patti und Selma, die Schwestern von Marge, bei den Simpsons. Im wirklichen Leben ist es vielleicht auch Fonzie aus der Serie Happy Days. Der ist zwar auch erfunden, doch sein Darsteller Henry Winkler war einer der Produzenten von MacGyver.

Mork vom Ork

1979 (ZDF); 1991 (Pro Sieben); 1992–1993 (Kabel 1); 1997 (Pro Sieben). 94-tlg. US-Sitcom von Garry Marshall, Dale McRaven und und Joe Glauberg („Mork and Mindy“; 1978–1982).

Der Außerirdische Mork (Robin Williams) vom Planeten Ork ist auf die Erde strafversetzt worden und in seinem eiförmigen Raumschiff gelandet. Er soll die „primitive Erdenzivilisation“ erkunden. Mork zieht bei der Journalistikstudentin Mindy McConnell (Pam Dawber) ein, die ihm allmählich das Erdenleben und menschliche Verhaltensweisen erklärt, damit er nicht als Außerirdischer auffällt. Das ist schwierig, denn Mork trinkt durch seinen Zeigefinger. Kindlich naiv nimmt er auf, was er mitbekommt und erstattet seinem Vorgesetzten Orson (den man nur hört) Bericht. Dabei sprechen sie sich mit der orkanischen Begrüßungsfloskel „Na nu, na nu“ an. Mindys konservativer Vater Frederick (Conrad Janis) findet es skandalös, dass dieser verrückte fremde Mann mit seiner Tochter unter einem Dach wohnt. Er hat ein Musikgeschäft, in dem auch Mindy jobbt. Der junge Eugene (Jeffrey Jacquet) ist dort Stammkunde. Cora Hudson (Elizabeth Kerr) ist Mindys aufgedrehte Oma und Franklin Bickley (Tom Poston) Morks und Mindys Nachbar. Morks Freund Exidor (Robert Donner) ist ein Erdenmensch und fest von einer baldigen Invasion von der Venus überzeugt. Außerdem wohnen in der Nachbarschaft die Geschwister Remo (Jay Thomas), ein Ladenbesitzer, und Jean DaVinci (Gina Hecht), eine Medizinstudentin, und Mindys politisch interessierter Cousin Nelson Flavor (Jim Staahl). Mindy bekommt eines Tages einen Job bei einem Fernsehsender, wo Mr. Sternhagen (Foster Brooks) ihr Chef ist. Mork und Mindy heiraten schließlich und bekommen Nachwuchs. Mork legt ein Ei und der erwachsene Mearth (Jonathan Winters) schlüpft. Er sieht sogar noch älter aus als seine Eltern, denn auf Ork entwickeln sich die Dinge rückwärts.

Der Komiker Robin Williams wurde mit dieser Serie zum Star. Im Original war auch Mindys Name im Serientitel enthalten, doch der deutsche Titel wurde dem Inhalt gerechter. Dies war die Mork-Show. Williams lebte sein ungeheures Improvisationstalent aus, machte ulkige Geräusche, redete ohne Unterlass und ließ neben sich jeden blass aussehen. Dies war im Drehbuch nicht so vorgesehen. Strenggenommen war im Drehbuch an diesen Stellen gar nichts vorgesehen. Als die Autoren das Talent von Robin Williams erkannten, hörten sie auf, komplette Episoden auszuformulieren und ließen Lücken, in denen Williams machen durfte, was er wollte. Pam Dawbers Aufgabe als Mindy war es, währenddessen den groben Handlungsfaden voranzutreiben. Am Ende mussten immer noch etliche Minuten herausgeschnitten werden, um die Episoden auf die Sendelänge von etwa 25 Minuten zu bringen. Oft war etwa ein Drittel dessen, was übrig blieb, improvisiert.

Die Figur des Mork war in zwei Folgen der Serie Happy Days bereits eingeführt worden, diese Serie lief jedoch in Deutschland erst viel später. Das ZDF zeigte bei uns 18 Folgen von Mork vom Ork am Samstagnachmittag, weitere Folgen liefen erst mehr als zehn Jahre später bei Pro Sieben und Kabel 1 in deutscher Erstausstrahlung. Die letzten neuen Folgen 1997 waren zuvor bereits im Pay-TV-Sender DF1 gelaufen.

Happy Days

1985–1990 (Sat.1); 1992–1993 (Kabel 1). 246-tlg. US-Sitcom von Garry Marshall („Happy Days“; 1974–1984).

Es sind die 1950er Jahre, die Ära des Rock’n’Roll. Die Teenager Richie Cunningham (Ron Howard), Arthur Fonzarelli, genannt Fonzie (Henry Winkler), Warren Weber, genannt Potsie (Anson Williams), und Ralph Malph (Danny Most) sind dicke Freunde. Der schüchterne Richie wohnt mit seiner Schwester Joanie (Erin Morgan) bei den Eltern Howard (Tom Bosley) und Marion (Marion Ross). Der obercoole Fonzie ist nicht nur Richies bester Freund, sondern auch sein Vorbild. Er zeigt Richie vor allem im Umgang mit Frauen, wo’s langgeht. Joanie liiert sich mit Fonzies Cousin Chachi (Scott Baio), Richie kommt mit Lori Beth Allen (Lynda Goodfriend) zusammen. Später gehen Richie und Ralph zum Militär und verlassen die Stadt. Zur gleichen Zeit zieht Marions Neffe Roger Phillips (Ted McGinley) zu und wird Lehrer an der örtlichen High School.

Die ersten 80 Folgen liefen über sechs Jahre verteilt auf Sat.1, Kabel 1 zeigte die restlichen 166 Folgen täglich am Stück.

Hauptdarsteller Ron Howard machte später Karriere als Regisseur erfolgreicher Kinofilme, darunter „Cocoon“ (1985), „Willow“ (1988), „Apollo 13″ (1995) und „A Beautiful Mind“ (2001). Co-Star Henry Winkler wurde Produzent etlicher Fernsehserien, darunter MacGyver.

Ebenfalls im Kino erfolgreich wurde der Gastdarsteller Robin Williams, der seinen Durchbruch mit der Fernsehserie Mork vom Ork schaffte, einem Spin-off von Happy Days.

The Simple Life

2004–2005 (Pro Sieben); 2007–2008 (Viva). US-Reality-Doku-Soap („The Simple Life“; 2003–2007).

Die beiden verwöhnten Millionärstöchter Paris Hilton und Nicole Richie – die eine Hotelerbin und die andere Nachwuchs des Sängers Lionel Richie – leben für einige Wochen ohne Komfort auf einem ländlichen Bauernhof. Die halbstündigen Folgen zeigen die unbeholfenen Versuche der jungen Damen, für sich selbst zu sorgen. In der zweiten Staffel begeben sich die Mädels auf einen „Road Trip“ quer durch die USA und müssen sich ohne Geld und Kreditkarten durchschlagen. In der dritten machen sie in unterschiedlichen Jobs Praktika und in der vierten liefern sie sich einen Wettkampf als Hausangestellte.

Lief erst mittwochs um 22.15 Uhr, ab der zweiten Staffel montags eine Stunde später. In den USA war die Serie ein Überraschungserfolg, was zum großen Teil sicherlich daran lag, dass Paris Hilton im Vorfeld alle PR-Termine abgesagt hatte. Der Grund dafür wiederum war, dass zufällig kurz vor dem Start der Serie ein privates Sexvideo mit ihr im Internet aufgetaucht war. Die ersten beiden Staffeln umfassten zusammen 18 Folgen, die dritte Staffel war allein schon 16 Folgen lang. Die vierte Staffel war dann allerdings selbst Pro Sieben zu egal und lief in Erstausstrahlung bei Viva, obwohl sich Hilton und Richie doch vorher so werbewirksam verkracht hatten. Dort lief auch die fünfte, nach der Schluss war.

Ausgerechnet Alaska

1992–1997 (RTL); 1995 (Vox). 110-tlg. US-Comedy-Serie von Joshua Brand und John Falsey („Northern Exposure“; 1990 – 1995).

Der junge und hochmotivierte jüdische Arzt Dr. Joel Fleischman (Rob Morrow) erhält einen Dämpfer, als er aus New York nach Alaska versetzt wird. Das war so vereinbart, weil er vom Staat Alaska ein Stipendium bekommen hatte. Er hatte jedoch mit der Hauptstadt gerechnet, und nicht damit: Cicely, ein kleines Nest in der Provinz, wo er sich als Dorfdoktor mit den exzentrischen Einwohnern herumschlagen muss. Seine Vermieterin ist die Buschpilotin Maggie O’Connell (Janine Turner), deren letzte fünf Freunde unter merkwürdigen Umständen der Reihe nach ums Leben gekommen sind. Joel und Maggie reagieren zunächst aggressiv aufeinander, dann beginnt es zwischen den beiden zu knistern. Die wichtigsten Dorfbewohner sind der Geschäftsmann Maurice Minnifield (Barry Corbin), ein resoluter ehemaliger Astronaut, der das Sagen im Ort hat; der junge Indianer Ed Chigliak (Darren E. Burrows), der von der fernen Großstadt fasziniert ist und gern schreiben und Filme drehen möchte; der 62-jährige Kneipenbesitzer Holling Vincouver (John Cullum) und dessen 18-jährige Freundin Shelly Tambo (Cynthia Geary), die später heiraten und in Folge 78 Tochter Randy zur Welt bringen; der Radiomoderator Chris Stevens (John Corbett); die Ladenbesitzerin Ruth-Anne Miller (Peg Phillips); die wortkarge Eskimo-Frau Marilyn Whirlwind (Elaine Miles), die Fleischmans Sprechstundenhilfe ist; und Dave, der Koch (William J. White). Joel hat in New York seine Freundin Elaine zurückgelassen. Die beiden wollen sich regelmäßig gegenseitig besuchen, doch meistens kommt etwas dazwischen, und am Anfang der zweiten Staffel scheitert die Fernbeziehung endgültig. Es dauert noch einige Jahre, doch dann werden Joel und Maggie endlich ein Paar, was auch nur für begrenzte Zeit gutgeht. Nach der Enttäuschung zieht sich Joel in Folge 95 in die Wildnis zurück, um sich selbst zu finden, und verlässt Cicely ein paar Folgen später, weil er sein Stipendium inzwischen abgearbeitet hat. Für die kurze verbleibende Zeit kommen der Arzt Dr. Phillip Capra (Paul Provenza) und seine Frau Michelle (Teri Polo) neu in die Stadt.

Skurrile Charaktere, originelle Geschichten und eine positive Grundstimmung zeichneten die Serie aus. Trotzdem verbarg sie nicht, dass es im Winter in dieser Gegend permanent dunkel ist und alle depressiv werden. Im Vorspann jeder Folge trottete ein Elch durch die verlassenen Straßen. Eigentlich lief die Serie von Anfang bis Ende auf verschiedenen Sendeplätzen bei RTL, lediglich die letzten 17 Folgen der vierten Staffel wurden zwischendurch von Vox erstausgestrahlt. Jede war eine Stunde lang.

Die Serie basierte auf den Erlebnissen des Arztes Lance Luria, einem Freund des Miterfinders Joshua Brand. Luria hatte nach der Tätigkeit in einem großen Krankenhaus ebenfalls eine Weile als Landarzt gearbeitet. Auf seiner Tätigkeit im Krankenhaus basierte bereits die Serie Chefarzt Dr. Westphall, die ebenfalls von Brand und Falsey stammte.

Die erste Staffel ist auf DVD erhältlich.

Ed

2004–2006 (Sat.1) . 83-tlg. US-Comedyserie von Rob Burnett und Jon Beckerman („Ed“; 2000–2004).

Als sein Chef ihn rauswirft und seine Frau ihn betrügt, zieht der herzensgute Anwalt Ed Stevens (Tom Cavanagh) zurück in seine Heimat-Kleinstadt Stuckeyville. Er kauft die Bowlingbahn „Stuckeybowl“ und richtet darin sein Anwaltsbüro ein. Seine Freunde sind der Arzt Mike Burton (Josh Randall), dessen gestresste Frau Nancy (Jana Marie Hupp), die Lehrerin Carol Vessey (Julie Bowen) und deren beste Freundin Molly Hudson (Lesley Boone), ebenfalls eine Lehrerin. Mike und Nancy haben gerade ein Kind bekommen. Ed und Mike waren schon zu Schulzeiten dicke Kumpel, und Carol war damals der Highschool-Schwarm. Jetzt tut Ed alles, um ihr Herz zu gewinnen, lässt keine romantische Aktion und keinen peinlichen Auftritt aus, doch Carol ist nur als guter Freund an Ed interessiert. Mit der Bowlinghalle übernimmt Ed auch gleich deren Personal, eine Ansammlung schräger Typen: der selbstbewusste und überschwängliche Phil Stubbs (Michael Ian Black), die verstörte Shirley Pifgo (Rachel Cronin) und der große Kenny Sandusky (Mike Starr), der einen seltsamen Humor hat. In der dritten Staffel ersetzt Eli Cartwright Goggins III (Daryl „Chill“ Mitchell) Kenny. Mike arbeitet in der Praxis des grantigen alten Quälgeists Dr. Walter Jerome (Marvin Chatinover), der partout nicht in den Ruhestand gehen will. Warren Chestwick (Justin Long) ist einer von Carols Schülern. Er ist in sie verliebt, würde sich aber auch über die Zuwendung jedes anderen Mädchens freuen, doch setzt vor Nervosität die meisten Annäherungsversuche in den Sand.

Wunderbare Wohlfühl-Serie mit einer Reihe liebenswerter Chaoten, mit denen man sofort befreundet sein möchte. Oft verglichen mit Ausgerechnet Alaska, lebt die Serie von ihrer gelungenen Mischung aus Comedy und Drama, skurrilen Kleinstadtereignissen und kuriosen Gerichtsprozessen, romantischen Liebesgeschichten und witzigen Running Gags. Die einstündigen Folgen zunächst liefen samstags um 15.00 Uhr, weil in Sat.1 (zu dieser Zeit) aber niemand Qualitätsfernsehen erwartete und der Sender sich nicht um die Serie kümmerte, waren die Einschaltquoten entsprechend schlecht, und nach wenigen Wochen wurde Ed in die frühen Morgenstunden verlegt. Wie man es richtig macht, zeigte Vox, das zur gleichen Zeit die Serie Gilmore Girls mit einem sehr ähnlichen Humor zum Erfolg führte.

Ladyland

2006–2007 (Sat.1). Episodenreihe mit Anke Engelke im Mittelpunkt amüsanter Kurzgeschichten. Jede Folge zeigt mehrere in sich geschlossene und eigentlich voneinander unabhängige Geschichten, die aber eine gemeinsame Ausgangssituation an einem bestimmten Ort haben, der in jeder Woche ein anderer ist. Die Fäden laufen also auseinander statt zusammen.

Die erste Staffel lief mit vier einstündigen Folgen und je drei Kurzepisoden mäßig erfolgreich montags um 22.15 Uhr. Es war Engelkes erste Reihe nach der eingestellten Anke Late Night und erinnerte mehr an Evelyn Hamanns Geschichten aus dem Leben als an ihre frühere Reihe Ladykracher. Natürlich waren die Schnitte schneller und die Sprache derber als bei Evelyn Hamann, doch alles in allem wirkten viele der Geschichten wie deutlich zu lange Sketche. Die Folgen der zweiten Staffel ein Jahr später, jetzt freitags um 21.45 Uhr, sind nur noch halbstündig und umfassen zwei oder drei kürzere Episoden. Die Charaktere und Situationen wurden wieder skurriler und die Szenen kurzweiliger, und die Einschaltquoten sind nun auch wieder deutlich besser. Auch kehrten „Die Engelkes“ zurück, die schon in Ladykracher und Anke Late Night in Schwarzweiß vor neutralem Grund ihren Senf zu diversen Themen gegeben hatten.

Sesamstraße

Seit 1971 (NDR); seit 1972 (ARD). US-dt. Vorschulprogramm („Sesame Street“; seit 1969). Die weltweit erfolgreichste Kindersendung.

Kinder, Erwachsene und Puppen in allen Größen erleben Alltagsgeschichten und lernen etwas dabei. Die Sesamstraße richtet sich an Kinder im Vorschulalter. Sie sollen mit Buchstaben und Zahlen und Begriffen wie „vorn“ und „hinten“ vertraut werden, aber auch soziale Kompetenz erlernen. Dabei mischt die Sendung Realszenen und Trickfilme und lässt Puppen ganz groß rauskommen, nämlich die von Jim Henson erschaffenen „Muppets“: Ernie und Bert, die zusammenwohnen und in deren Szenen immer wieder Ernies Quietscheentchen auftaucht, ohne das er nie badet; Kermit der Frosch als Reporter der Sesamstraßennachrichten oder als Erklärer, der an der Begriffsstutzigkeit der Monster verzweifelt; das dünne blaue, tollpatschige Monster Grobi, gelegentlich auch als ungeschickter Held Supergrobi; das dicke blaue verfressene Krümelmonster, das immer nur „Kekse!“ haben will; der begeistert zählende Vampir Graf Zahl (im Original mit dem unübertroffenen doppeldeutigen Namen: „The Count“), der dubiose Straßenverkäufer Schlemihl („He, du!“ – „Wer, ich?“ – „Psssssst! Genaaaaaauuuuu!“), der während seines Vortrags dauernd einschlafende Professor Hastig, das altkluge Mädchen Susanne Klickerklacker und viele andere.

Die Sesamstraße war für Deutschland ein Kulturschock und eroberte in verschiedenen Etappen die deutschen Bildschirme. Die ersten fünf Folgen liefen im April und Mai 1971 in der Originalfassung in den Dritten Programmen von NDR und WDR. Die Sendung, die von der amerikanischen Firma Children’s Television Workshop (CTW) produziert wird, war bereits 1970 mit dem deutschen Prix Jeunesse ausgezeichnet worden, der vom Freistaat Bayern, der Stadt München und dem Bayerischen Rundfunk ins Leben gerufen worden war. Der BR leistete allerdings in der Folge den massivsten Widerstand gegen die Sendung. Aber auch bei den anderen ARD-Sendern war die Sesamstraße höchst umstritten. Kritisiert wurde etwa, dass die Lebensumstände in den USA mit denen in der Bundesrepublik nicht vergleichbar seien, die Serie auf Elemente wie Stars und Werbespots setze und auf die „Paukmethodik“. Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband nannte die Sesamstraße ein „Werbe-, Drill- und Überredungsprogramm“. Gegen den ausdrücklichen Beschluss der ARD-Programmkonferenz kaufte der NDR die Serie mit Unterstützung von WDR und HR.

In synchronisierter Form lief die Sesamstraße erstmals am 1. August 1972, mit eigenen deutschen Beiträgen erstmals ab 8. Januar 1973. Sie war zunächst nur über die Sender von NDR, RB, HR und WDR vormittags im Ersten Programm und nachmittags in den Dritten Programmen der Nordkette und des HR zu empfangen, erst später im Jahr kamen SDR, SR und SWF hinzu. Diese ersten rund 250 Folgen enthielten als Rahmengeschichte die berühmten New Yorker Straßen- und Hinterhofszenen, u. a. mit dem großen gelben Vogel Bibo, dem griesgrämigen Oscar und den Menschen Susan (Loretta Long), Gordon (Roscoe Orman), Bob (Bob McGrath) und Mr. Hooper (Will Lee).

Erst später bestand die deutsche Sesamstraße je zur Hälfte aus synchronisiertem amerikanischem Material und deutschen Eigenproduktionen, u. a. mit Geschichten aus dem Leben eines neunjährigen blonden Jungen namens Bumfidel (Markus Krüger) und Filmbeiträgen, die zum Teil aus der Sendung mit der Maus übernommen wurden. 1978 ging die Eigenständigkeit in der Kooperation noch einen Schritt weiter. Der Schwerpunkt verlagerte sich weg vom Buchstabenpauken und hin zum sozialen Lernen, und die Sendung bekam eine Rahmenhandlung mit rein deutschen Puppen und Moderatoren: Samson, ein mehr als menschengroßer Bär, in dessen Kostüm ebenso wie in Bibo ein Schauspieler steckte, und der rosa Vogel Tiffy sowie Lilo (Liselotte Pulver) und Henning (Henning Venske). Die US-Studioteile wurden dafür gestrichen, was großen Protest auslöste. Bibo und Oscar tauchten nur noch selten auf.

Speziell für Deutschland wurde auch das Titellied geschrieben: „Der die das, wer wie was, wieso weshalb warum, wer nicht fragt bleibt dumm!“ In den deutschen Teilen kamen später vorübergehend oder dauerhaft hinzu: die Schnecke Finchen; der nervtötende Herr von Bödefeld (die erste Figur, die von einem deutschen Puppenbauer stammte: Peter Röders; alle anderen waren gemeinsam mit CTW entwickelt und von Kermit Love kreiert worden); Samsons ihm ähnelnder Verwandter Simson; Rumpel, eine etwas entschärfte Griesgramvariante von Oscar; Pferd und Wolle, das Schaf. Lilo und Henning wurden abgelöst durch Uwe Friedrichsen, Ute Willing, Horst Janson, Manfred Krug, Ilse Biberti und Elisabeth Vitouch., ,

Ab 1986 spielten die Schauspieler Rollen: Schorsch (Gernot Endemann), Bettina (Hildegard Krekel; ab 1989 Kirsten Sprick), Opa Brass (Ferdinand Dux), Zauberer PePe (Dirk Bach), Momi (Marianne Sägebrecht), Pensionswirt Helmi (Senta Bonneval), Musiker Alex (Alexander Geringas), Rikschafahrerin Jiviana (Vijak Bajani), das junge Paar Caro (Caroline Kiesewetter, ab 2002 Miriam Krause) und Nils (Nils Julius), Annette (Annette Frier) u. a. Im Jahr 2000 kam die Puppe Felicitas „Feli“ Filu hinzu, die mit Kindern und Prominenten Interviews führt und spielt. Seitdem waren viele deutsche Prominente als Stargäste mit dabei. 2005 verabschiedete sich Tiffy aus der Sesamstraße, und zwei neue Puppenmonster sollten Realitätsnähe bringen: die alleinerziehende Mutter Moni und ihre Tochter Lena. Gleichzeitig rückte die Sesamstraße das pädagogische Prinzip in den Hintergrund und wandelte sich zur Comedyshow für Kinder. 2006 wurden in Hamburg und Hannover erstmals eigene Szenen mit Ernie und Bert vor deutscher Kulisse gedreht, deren Sketche bis dahin ausnahmslos aus der US-Version übernommen worden waren.

Nach dem Vorbild der deutsch-amerikanischen Zusammenarbeit entstanden viele maßgeschneiderte Versionen für Kinder in aller Welt, mit variierten Lernkonzepten und eigenen Figuren. Im Nahen Osten trifft man in der Sesamstraße das israelische Stachelschwein Kippi und den palästinensischen Hahn Karim, in Russland Seliboba, den blauen Waldgeist, in Südafrika die HIV-positive Kami. Die ursprüngliche pädagogische Idee, die Lerndefizite von Kindern aus benachteiligten Familien auszugleichen, scheint allerdings weder in den USA noch in Deutschland im erhofften Maß funktioniert zu haben. Studien zeigen, dass die Sendung vor allem in Haushalten mit höheren Bildungsniveaus eingeschaltet wird und Kinder weniger ein Lerndefizit kompensieren als vielmehr vorhandenes Wissen vertiefen und ihren Horizont erweitern.

Über die Jahre lief die Serie auf verschiedenen Sendeplätzen, meist in den Dritten Programmen am Vorabend oder im Ersten am Morgen. Mit Gründung des Kinderkanals wanderte die tägliche Ausstrahlung dorthin, neue Folgen liefen weiterhin morgens am Wochenende in der ARD. Bisher wurden weit mehr als 2000 Folgen gezeigt.

Anke Late Night

2004 (Sat.1). Einstündige Late-Night-Show mit Anke Engelke.

Die meistdiskutierte Sendung des Jahres 2004: Engelke übernahm den Sendeplatz von Harald Schmidt, der im Streit mit dem Management der Senderfamilie Pro-Sieben-Sat.1 seine Harald Schmidt Show abrupt aufgegeben hatte. Ende 2003 verkündete der neue Sat.1-Geschäftsführer Roger Schawinski, dass die beliebte Komikerin Engelke die als unlösbar geltende Aufgabe übernehmen würde, Schmidts Nachfolge anzutreten. Er schraubte die ohnehin riesigen Erwartungen noch höher und versprach, dies werde die Show, in der Angela Merkel ihre Kanzlerkandidatur verkünden könnte (Arnold Schwarzenegger hatte seine Kandidatur als Gouverneur in Kalifornien in der „Tonight Show“ von Jay Leno bekannt gegeben). Parallel zum Werbewirbel wuchs die Skepsis, vor allem in der lautstarken Gruppe von Feuilletonisten, die um Harald Schmidt trauerten.

Anke Late Night war – abgesehen von der weltweit einzigartigen Tatsache, dass eine Frau sie moderierte – eine klassische Late-Night-Show mit Stand-up am Anfang, Stadtpanorama im Hintergrund, Live-Band, Gags und Gästen. Wiederkehrendes Element waren „Die Engelkes“, in denen sechs von Engelke gespielte Frauenfiguren, die aus Ladykracher bekannt waren, zu mehr oder weniger aktuellen Themen Stellung nahmen.

Die meisten Kritiker waren sich einig, dass der Moderatorin insbesondere der Stand-up-Teil nicht lag; vor allem der allgegenwärtige Vergleich mit Harald Schmidt war tödlich. Die Quoten fielen und erreichten nach der ersten Sendung nie wieder akzeptable Größen. Vorgesetzte und Kollegen gaben Engelke öffentlich Tipps, was sie tun müsse.

Ansätze eines Neubeginns versuchte man nach einer dreiwöchigen Sommerpause, in der u. a. das Studio verkleinert wurde (Rudi Carrell hatte gesagt, sie wirke wie ein Streichholz in der Olympiahalle). Auch wollte man nun verstärkt weibliche Fans erreichen. Als die Quoten immer katastrophalere Tiefen erreichten, setzte Sat.1 die Sendung nach 78 Ausgaben trotz des vorherigen Bekenntnisses, einen langen Atem beweisen zu wollen, auch auf Wunsch von Engelke ab.

Bei Beckmann wettete Rudi Carrell vor dem Start 10 000 €, dass Engelke scheitern werde, Olli Dittrich, der mit Engelke Blind Date gespielt hatte, hielt in der gleichen Sendung dagegen. Später setzte auch Schawinski auf seine „Queen of Late-Night“ und erhöhte den Einsatz auf 20 000 €. Carrell zog die Wette später zurück, damit sie nicht immer wieder polemisch gegen Engelke eingesetzt würde, deshalb zahlten am Ende weder Dittrich noch Schawinski.

Die Sendung lief montags bis donnerstags um 23.15 Uhr. In der letzten Sendung sagte Engelke: „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Leider fehlte uns nach der ersten Sendung der Mut dazu.“

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