Der goldene Schuss

1964–1970 (ZDF). Große Samstagabend-Spielshow mit Lou van Burg.

Mittelpunkt der Sendung ist das immer wiederkehrende Schießspiel mit der Armbrust. Nach dem Kommando „Kimme, Korn, ran!“ müssen Kandidaten im Saal oder Telefonkandidaten zu Hause die Mitte einer Zielscheibe treffen. Dazu hat das ZDF die Kamera so auf der Armbrust montiert, dass die Linie Kimme-Korn-Ziel vom Zuschauer im genau gleichen Winkel gesehen wird wie vom Kameramann. Dem Kameramann werden jedoch die Augen verbunden, und der Telefonkandidat gibt ihm innerhalb einer vorgegebenen Zeit mit „Links – rechts – hoch – runter – Schuss!“ Anweisungen, was er tun soll. Auf diese Weise können sich die Telefonkandidaten für die nächste Sendung als Studiokandidat qualifizieren.

Im Studio spielen vier Kandidaten in zwei Zweiergruppen zunächst in der Ausscheidungsrunde gegeneinander. Darin haben sie verschiedene Aktions- und Geschicklichkeitsspiele zu bewältigen. Unter den beiden Gruppensiegern wird der Schützenkönig ermittelt und gekrönt, der dann im Schlussspiel einen Beutel mit Gold gewinnen kann. Dieser Beutel hängt an einer Schnur vor der Zielscheibe und muss von dem Kandidaten mit der Armbrust abgeschossen werden; nur so kann er ihn gewinnen. Die Sendung runden Showblöcke mit prominenten Gästen und Lou van Burg selbst ab.

Aus Der goldene Schuss stammt das geflügelte Fernsehwort „Der Kandidat hat 99 Punkte“. Diesen Satz sagte die Assistentin, wenn ein Kandidat erfolgreich traf.

Der Niederländer Lou van Burg kokettierte gern mit seinem Akzent, wozu ihm angeblich ein Werbestratege geraten hatte. In Wirklichkeit sprach er sauberes Hochdeutsch. Dieser Werbestratege soll ihm auch empfohlen haben, sich eine Wampe anzufressen, das mache ihn gemütlicher und sympathischer. Der als „Onkel Lou“ oder „Mr. Wunnebar!“ bekannte Showmaster war der Star für die ganze Familie. Zu Beginn der Sendung sang er immer: „Der goldene Schuss heißt unser Spiel. Dass Sie sich freuen, ist mein Ziel.“

Das Konzept zur Sendung hatten die Schweizer Hannes und Werner Schmid gemeinsam mit van Burg entwickelt. Es war die erste deutsche Gameshow, die in viele Länder im Ausland verkauft wurde.

1967 wurde der überaus beliebte Moderator wegen seines „unseriösen Privatlebens“ vom ZDF gefeuert: Er hatte ein Verhältnis mit seiner Assistentin Marianne; beide waren verheiratet, jedoch nicht miteinander. Am 15. Juni 1967 moderierte er – trotz hervorragender Quoten – seine 24. und letzte Sendung. ZDF-Intendant Karl Holzamer sagte damals: „Die Visitenkarte des ZDF wurde beschmutzt. Sie muss und soll sauber bleiben.“ Van Burg bekam für den Rauswurf immerhin eine finanzielle Entschädigung, außergerichtlich einigte man sich auf 120 000 DM. Sein Ruf war aber ruiniert – und Fernsehangebote bekam er auch nicht, obwohl er die Assistentin 1969 geheiratet hatte. Ans Licht gekommen war die Affäre, als van Burgs frühere Freundin, die er wegen Marianne verlassen hatte, geplaudert hatte.

Als Nachfolger im Gespräch war Rudi Carrell, es wurde dann aber Vico Torriani, dessen erste Show am 25. August 1967 gleichzeitig die erste in Farbe ausgestrahlte Sendung im deutschen Fernsehen war. Das Farbfernsehen war an diesem Tag eingeführt worden. Am Konzept der Sendung blieb alles unverändert, und auch Torriani als Sänger bestritt wie sein Vorgänger einen Teil der Showblöcke selbst. Lediglich das Schusskommando änderte er in „Achtung, fertig, los!“, auf das Krönungszeremoniell wurde verzichtet, das Titellied geändert. Und hatte Lou van Burg seinen Ausruf „Wunnebar“ zum geflügelten Wort gemacht, tat es Torriani mit der immer gleichen Aufforderung vor den Schießspielen: „Bruno, den Bolzen!“, „Ralf, den Bolzen!“ bzw. „Peter, den Bolzen!“. Obwohl Torrianis Moderation oft als hölzern kritisiert wurde, moderierte er die Show mit gleichbleibendem Erfolg 26-mal. Insgesamt erlebte die Reihe also 50 Sendungen.

Sendetermin von Der Goldene Schuss war etwa alle sechs Wochen um 20.15 Uhr.

Verbotene Liebe

Seit 1995 (ARD). Dt. Daily Soap.

Die bei der Geburt getrennten Zwillinge Jan Brandner (Andreas Bruckner) und Julia von Anstetten (Valerie Niehaus) begegnen sich zufällig am Düsseldorfer Flughafen und verlieben sich spontan ineinander. 523 Folgen später, im März 1997, geht Julia auf Lanzarote vor den Augen ihres geliebten Bruders Jan zum Schwimmen ins Meer und kehrt nie zurück. Die ausgedehnte Inzestgeschichte, die der Serie den Namen gab und auf der australischen Soap „Sons and Daughters“ beruhte, endete, weil Darstellerin Niehaus am Strasberg Theatre Institute in New York ein Schauspielstudium begann.

Das Konzept der vorrangig im Adel- und Geldadelmilieu angesiedelten Seifenoper veränderte sich danach dahingehend, dass statt einer verbotenen Liebe nun alle erdenklichen Spielarten diverser „verbotener Lieben“ durchexerziert werden: Der Schwule liebt heimlich den Heterosexuellen, die Lesbe die Heterosexuelle, der Freund die beste Freundin der Freundin, die Ehefrau den Sohn des Ehemanns, manche lieben auch bloß den Erfolg, die Gefahr, die Intrige – wobei ein komplexes Intrigenspiel schon von Anfang an kennzeichnend für die Serie war. Schließlich war die Mutter von Jan und Julia, die eigentlich aus der Westerfelder Arbeiterfamilie Prozeski stammende, ehrgeizige, erfolgreiche und intrigante Clarissa von Anstetten (Isa Jank), nach dem Vorbild von Alexis aus dem Denver-Clan konzipiert worden. Sie war Chefin der Modefirma Ligne Clarisse und bewohnte ein Loft über den Dächern der Düsseldorfer City, das direkt und ausschließlich über einen eigenen Aufzug erreicht werden konnte.

Clarissa gilt seit einem Flugzeugabsturz im August 2001 als vermisst. Zehn Jahre und über 2350 Folgen nach dem Serienstart waren noch zwei Rollen aus der ersten Folge dabei und mit ihren ursprünglichen Darstellern besetzt: Clarissas Freundin Charly Schneider (Gabriele Metzger), eine Ex-Galeristin, Ex-Besitzerin des Nobelbistros „Schneider’s“ und Interimsgeschäftsführerin der beliebten Kneipe „no limits“ sowie der daran angeschlossenen Pension „Fiona“, sowie der Bauunternehmer Arno Brandner (Konrad Krauss), Ziehvater von Clarissas Sohn Jan.

Anfangs spielte die Serie vor allem auf Schloss Friedenau der Familie von Anstetten, das im Jahr 2001 durch das Gut Schönberg und Familie von Beyenbach abgelöst wurde, das seinerseits im Frühjahr 2004 durch Königsbrunn, den feudalen Landsitz der Familie von Lahnstein, ersetzt wurde. Von Anfang an war ein Großteil der Geschichten im Geschäftsleben angesiedelt: Neben dem Modelabel Ligne Clarisse, der Konkurrenzfirma Cara Donna und dem Textilkonzern Avatex ging es um das Auf und Ab in Elisabeth Brandners (Martina Servatius) Kosmetikfirma Ryan Cosmetics, Marie von Beyenbachs (Solveig Duda) Musiklabel Basic Beat Music BBM, der Baufirma Arno Brandner Bau, Sylvia Jones‘ (Heike Brentano) Filmproduktionsfirma Daylight Pictures, dem Medienkonzern Beyenbach Allmedia sowie der aus dem Traditionsunternehmen Lahnstein Bank entstandenen Lahnstein Holding.

Ebenso Thema der Endlosserie sind allerdings der WG-Alltag mit Müllrunterbringen sowie diverse Teenager-, Twen- und Thirtysomething-Probleme und -Problemchen. Nur niedere soziale Schichten sind deutlich unterrepräsentiert, nachdem man es im Anschluss an den Jan-und-Julia-Plot mal mit der Arbeiterfamilie Prozeski rund um Oma Erna (Ruth Brück) versucht hatte und die Einschaltquoten deutlich sanken. Und auch die Idee, es 2002 noch einmal mit einer Inzestliebesgeschichte – zwischen Marie und ihrem (vermeintlichen) Bruder Henning (Patrick Fichte) – zu probieren, floppte.  Dennoch gab es vier Jahre später einen weiteren Anlauf in dieser Richtung: Die Liebe zwischen Leonard von Lahnstein (Lars Korten) und Sarah Hofmann (Sina Valeska-Jung) ist schon verboten genug, weil er ein Graf und sie ein Dienstmädchen ist und zudem beide anderweitig liiert, doch dann finden auch sie heraus, dass sie Geschwister sind. 

Anders als andere deutsche Daily Soaps bestach Verbotene Liebe durch vergleichsweise differenzierte Charaktere und optisch hochwertige und detailfreudige Inszenierungen. Und nicht nur, als sich plötzlich herausstellte, dass beispielsweise die Zwillingsschwestern Jana (Friederike Sipp) und Nico Brandner (Verena Zimmermann) zwar dieselbe Mutter, aber verschiedene Väter hatten, schien durch die Drehbücher ein Hauch von ironischer Distanz zum Genre auf.

Schlagzeilen machte Verbotene Liebe, als der Darsteller des Henning von Anstetten, Markus Hoffmann, im Januar 1996 mit einem Sprung aus dem 28. Stockwerk eines Hochhauses in der Berliner Gropiusstadt Selbstmord beging. Die Rolle des Henning wurde von 1998 bis 2000 von Hendrik Martz und von 2000 bis 2002 von Patrick Fichte weitergeführt. Makabererweise starb Jahre später auch in der Serie Henning von Anstetten durch einen Sturz: Am Tag der Hochzeit mit Marie wird er von Mark Roloff (Carsten Spengemann) versehentlich von einem Turm gestoßen. Roloff selbst stirbt kurz darauf ebenfalls durch einen Sturz von ebendiesem Turm, als er (erfolgreich) versucht, Marie davon abzuhalten, sich dort hinunterzustürzen.

Spengemann hatte kurz zuvor die Moderation von Deutschland sucht den Superstar übernommen. Eine kurze Karriere außerhalb der Soap machte auch Christian Wunderlich, der als Frank Levinsky in der Serie den Titel „That’s My Way To Say Goodbye“ sang und damit unter eigenem Namen einen Top-Ten-Hit landete.

Das australische Vorbild „Sons and Daughters“ (1981–1987) lief nie in Deutschland, wurde aber auch in Schweden als „Skilda Världar“ (Getrennte Welten) und in Kroatien unter dem Namen „Zabranjena Ljubav“ (Verbotene Liebe) adaptiert. Die deutsche Version wurde zuerst RTL angeboten, wo man allerdings nicht an die Geschichte geglaubt hatte.

Ach ja: Und die in den Fluten vor Lanzarote verschollene Julia lebt angeblich seit Jahren gemeinsam mit ihrem geliebten Bruder Jan glücklich an einem unbekanntem Ort.

Brothers & Sisters

Seit 2007 (ProSieben). US-Familienserie von Jon Robin Baitz („Brothers & Sisters“; seit 2006).

Die Großfamilie Walker ordnet sich neu. Politmoderatorin Kitty (Calista Flockhart) kommt ohne ihren Freund aus New York nach Los Angeles, um eine Fernsehshow zu übernehmen. Dort leben ihre Schwester Sarah (Rachel Griffiths), ihre Brüder Tommy (Balthazar Getty), Justin (Dave Annable) und Kevin (Matthew Rhys) und Mutter Nora (Sally Field). Vater William (Tom Skerritt) stirbt noch in der Pilotfolge und hinterlässt das Familienunternemen Ojai Foods Sarah und Tommy. Ihr Onkel Saul Holden (Ron Rifkin) ist dort der Buchhalter. Den dunklen Betriebsgeheimnissen, die er schon kennt, müssen die Anderen erst noch auf die Schliche kommen. Das private Geheimnis, dass der gute Papa eine Affäre mit Holly Harper (Patricia Wettig) hatte, kommt schnell ans Licht. Tommy ist mit Julia (Sarah Morris) verheiratet und Sarah mit dem Gitarrenlehrer Joe Whedon (John Pyper-Ferguson), die gemeinsame Tochter heißt Paige (Kerris Dorsey). Justin, der Jüngste, hat wechselnde Partnerinnen und ein Drogenproblem, das eine Folge seiner Armeezeit in Afghanistan ist. Anwalt Kevin hat wechselnde männliche Partner. In der Mitte der ersten Staffel bekommt die Familie noch nachträglichen Zuwachs, als Rebecca Harper (Emily VanCamp) auftaucht, eine uneheliche Tochter aus Vaters Affäre. Kitty wird Pressesprecherin bei Senator Robert McCallister (Rob Lowe).

Mischung aus Familiendrama, Comedy und Soap mit der bewährten Mischung aus Gags, Intrigen, Geheimnissen und Schicksalsschlägen. Die einstündigen Folgen der ersten Staffel liefen mittwochs um 22.15 Uhr.

Raus aus den Schulden

Seit 2007 (RTL). Dokureihe mit dem Schuldnerberater Peter Zwegat, der Familien berät, die aus den unterschiedlichsten Gründen in Geldnot geraten sind und sich nicht mehr zu helfen wissen.

Die Reihe startete mit einer einzelnen Ausgabe im Januar 2007 und ging drei Monate später höchst erfolgreich mittwochs um 21.15 Uhr in Serie. Jede Folge dauert eine Stunde.

Zodiak — Der Horoskop-Mörder

2007 (Sat.1). 4-tlg. österr. Thriller von Eva Spreitzhofer, Regie: Andreas Prochaska (2007).

Ein Serienmörder geht um und hinterlässt jedes Mal ein Tierkreiszeichen. Er bedroht die Familie des Bankiers Gabriel Fischer-Hellwarth (Friedrich von Thun) und dessen uneheliche Tochter Esther (Alexandra Neldel). Kommissar Anton Keller (Fritz Karl) ermittelt.

Die spielfilmlangen Folgen sollen zwei Wochen lang jeweils am Montag und Dienstag laufen.

Der Club der Ex-Frauen

2007 (RTL2). Realityshow mit Claudia Effenberg, Giulia Siegel und Maja von Hohenzollern, die sich durch in Boulevardzeitungen breitgetretetene Trennungen von ihren jeweiligen Männern offenbar als Trennungsexpertinnen qualiziert haben und jetzt Frauen in gleichen Situationen zur Seite stehen, indem sie sie seelisch aufmuntern, optisch aufmotzen und die Autoreifen der Verflossenen aufschlitzen. Anschließend gibt’s die Konfrontation mit dem Ex und entweder eine Versöhnung oder nicht. 

Zwei einstündige Folgen liefen mit verheerenden Quoten montags um 20.15 Uhr, dann gab RTL2 auf und kündigte an, den Rest irgendwann zu versenden.

Ist doch nur Spass

Seit 2007 (RTL). Halbstündige Comedyshow mit der versteckten Kamera und ohne Worte. Ahnungslose Menschen tappen in die Lustigkeitsfalle absurder Situationen, und niemand muss sich umständlich herauslavieren, es kommt nur auf das dumme Gesicht an, das die Betroffenen machen. Weder hört man die Protagonisten sprechen, noch gibt ein Off-Sprecher seinen Senf dazu, die kurzen Szenen sind lediglich mit Musik unterlegt.

Die Filmchen stammen aus den internationalen Varianten der Show „Just For Laughs Gags“, die ihren Ursprung in Kanada hatte. Ben macht zu Beginn der Sendung eine kurze Ansage.

Läuft werktags um 17.00 Uhr.

Sport ist Mord

Seit 2007 (RTL). Halbstündige Pannen-Clipshow. Die übliche Mixtur aus Filmchen von Leuten, die stürzen oder gegen eine Wand laufen, diesmal lediglich auf Sportunfälle beschränkt. Beschränkt auch in anderer Hinsicht, denn die Show rühmt sich allen Ernstes, „die härteste Clipshow der Welt“ zu sein, weil sie auch solche Unfälle zeigt, bei denen Menschen verletzt wurden. Tolle Sache.

Läuft samstags gegen Mitternacht.

Spy Cam — Die Sketch Comedy

2007 (Sat.1). Comedyshow mit Sketchen aus der Perspektive von Überwachungskameras. Es spielten u.a. Volker „Zack“ Michalowski, Ingo Naujoks, Petra Nadolny und Gabi Decker.

Lief zweimal freitags um 23.15 Uhr. Vier Jahre vorher hatte sich Sat.1 bereits unter dem Namen Die Wachmänner — Vier Augen sehen mehr am gleichen Konzept versucht.

Die Wachmänner — Vier Augen sehen mehr

2003 (Sat.1). Comedyshow. Die Wachmänner Hotte Salinski (Ingo Naujoks) und Erich Brommstedt (Frank Leo Schröder) beobachten lustige Szenen auf ihren Monitoren.

Von anderen Sketchreihen unterschied sich diese dadurch, dass die meisten Szenen aus ungewöhnlichen Perspektiven gedreht wurden, als seien sie z. B. von einer Überwachungskamera oben in der Ecke eines Raumes aufgezeichnet worden. 15 halbstündige Folgen liefen samstags um 18.00 Uhr. 2007 griff Sat.1 das Konzept erneut als Spy Cam auf.

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