Unsere Besten

Seit 2003 (ZDF). Zeitgeschichtsshow, in der ZDF-Zuschauer in loser Folge per Abstimmung Bestenlisten erstellen.

Die erste Frage und damit der erste Untertitel lautete: „Wer ist der größte Deutsche?“ Das ZDF hatte eine Liste mit 300 Vorschlägen in Zeitungen und Internet veröffentlicht und in Kaufhäusern ausgelegt. Per Telefon, SMS und Postkarte durfte jeder seine Favoriten nennen und auch Namen, die nicht auf der Vorschlagsliste standen. Johannes B. Kerner und Steffen Seibert moderierten die Auftaktshow, in der die 100 Meistgenannten vorgestellt wurden, sowie die Finalshow im November 2003, in der die Zuschauer aus den dann noch übrigen zehn Meistgenannten den größten Deutschen wählen konnten.

Beide Shows liefen freitags um 21.15 Uhr. Dazwischen zeigte das ZDF fünf Sendungen, in denen jeweils zwei der besten Zehn porträtiert wurden. Jeder von ihnen hatte außerdem einen prominenten Paten, der seine Vorzüge rühmte. Sieger wurde Konrad Adenauer vor Martin Luther und Karl Marx.

Das Konzept stammt von der BBC, die mit einer ähnlichen Aktion 2003 „Great Britons“ suchte. Weitere ZDF-Aktionen im Jahr 2004 hießen „Das große Lesen“ und „Sportler des Jahrhunderts“. Es gab keine Porträt- oder Auftaktshows mehr, die Bücher oder Sportler vorstellten, sondern nur noch Aufrufe in Spots oder im Rahmen anderer Sendungen und ein großes Finale mit Johannes B. Kerner. Beliebtestes Buch wurde „Herr der Ringe“ vor der Bibel, größter Sportler Michael Schumacher (wobei offen blieb, welches Jahrhundert gemeint war). 2005 ging es um die größten Erfindungen und „Jahrhundert-Hits“, im WM-Jahr 2006 um Fußballer, Lieblingsorte und Lieblingsschauspieler und 2007 um Lieblingskomiker und Musikstars.

Silas

1981 (ZDF). 6-tlg. dt. Abenteuerserie von Justus Pfaue nach den Büchern von Cecil Bødker, Regie: Sigi Rothemund.

Fast alle Erwachsenen sind böse und gemein. Der kleine Silas (Patrick Bach) ist im 19. Jahrhundert als Zirkusjunge bei dem Schwertschlucker Philipp (Diether Krebs) und der Seiltänzerin Nanina (Nelly Huet) aufgewachsen. Als er von Philipps Grausamkeiten genug hat, läuft er davon. Durch eine Wette gewinnt er den schwarzen Hengst des bösen Bartolin (Shmuel Rodensky), der ihm sofort wieder von dem gemeinen Emmanuel (André Lacombe) gestohlen wird. Ein fieses Fischerpaar (Françoise Bertin und Pierre Forger) sperrt ihn ein und will ihn verkaufen, und ihre blinde Tochter Maria (Tatjana Köthe) will ihn erstechen, wird dann aber von Silas bekehrt und sieht ein, dass er der Gute ist. Alle anderen rufen Silas immer, wenn er ihnen entwischt ist, hinterher, dass sie ihn umbringen werden. Und wir sind immer noch in der ersten Folge.

In einem Sumpfdorf lernt Silas den etwas älteren Kuhhirten Bein-Godik (Lucki Molocher) kennen, der seit seiner Geburt humpelt. Die beiden werden beste Freunde. Sie beobachten, wie das brutale Weib Pferdekrähe (Ingeborg Lapsien) die kleine Jenny (Nina Rothemund) stiehlt, einsperrt und mitnimmt. Erst jetzt erfährt Silas, dass auch er als kleines Kind von Philipp gestohlen wurde und Nanina gar nicht seine Mutter ist. Mit Hilfe des Otterjägers (Patrick Lancelot), dem ersten freundlich gesinnten Erwachsenen, holen sie sich den schwarzen Hengst zurück und reiten davon. Geld verdienen sie, indem Silas vor Publikum auf seiner Flöte spielt und Godik Holzschüsseln schnitzt.

Immer wieder begegnen sie Philipp und dem Zirkus sowie Pferdekrähe. Diese gibt sich inzwischen als Jennys Großmutter aus. Im Haus einer tauben Frau (Edith Heerdegen), die ihre Schwerhörigkeit nur vortäuscht, finden die Jungen für einige Nächte Unterschlupf und entdecken, dass die Taube Silberbarren versteckt. Weil sie dieses Geheimnis nun kennen, will die Taube sie umbringen, doch wieder entkommen sie. Sie befreien Jenny, aber Pferdekrähe stiehlt den Hengst und macht sich auf, das Silber der Tauben zu stehlen. Silas reitet auf Godiks Pony hinterher und holt sich sein Pferd abermals zurück. In der Stadt wird er ins Gefängnis gesteckt, aus dem ihn der Otterjäger befreit. Der Pferdekrähe sollen als Diebin zwei Finger abgehackt werden, doch Silas rettet sie. Er bleibt immer ein guter Mensch, lügt nie und tut keinem der Menschen ein Leid an, die ihn töten wollten, obwohl er oft die Gelegenheit dazu hat. Der derbste Fluch, der ihm entfährt, ist „Grünspan und Entendreck!“ Der dafür dauernd.

Godik und Jenny kehren in ihre Dörfer zurück, und Silas reitet allein weiter. Er rettet dem reichen Kaufmann Sandal (Hans Helmut Dickow) und seiner Frau (Evelyne Pianka) das Leben, die ihn zum Dank mit in die Hauptstadt nehmen, wo er in ihrem Palast wohnen darf. Insgeheim betrachtet Sandal den stinkenden, rauflustigen Straßenjungen Silas als guten Einfluss für seinen Sohn Japetus (Armin Schawe), der viel zu brav und verweichlicht ist. Silas tut den Sandals den Gefallen, sich fein zu kleiden, lesen zu lernen und mit zur Kirche zu gehen, fühlt sich aber noch immer bei Anna (Jeannette Granval) in der Küche wohler als am Tisch der feinen Gesellschaft. Pferdekrähe schlägt noch einmal zu und entführt Silas und Japetus, um ein Lösegeld zu erpressen, kommt damit jedoch nicht durch und landet altersschwach im Gefängnis. Silas hat noch immer Mitleid. Bein-Godik ist ihm nachgereist und hat ihn seit Tagen in der Hauptstadt gesucht. Als sie sich finden, lässt Silas die freundliche Familie und die feine Kleidung zurück, schwingt sich auf seinen Hengst und reitet mit Godik dem unvermeidlichen Sonnenuntergang entgegen.

Die sechs einstündigen Folgen liefen als ZDF-Weihnachtsserie zwischen Weihnachten und Neujahr täglich im Vorabendprogramm. Für Patrick Bach begann damit eine große Karriere als Weihnachtsserienschauspieler. Er spielte im Folgejahr die Titelrolle in Jack Holborn, war einige Jahre später der Liebling in Anna und noch einmal in Laura und Luis dabei. Shmuel Rodensky, der Darsteller des Bartolin, wurde im Abspann als „Smuel Rodensky“ aufgeführt. Die Musik kam von Christian Bruhn.

Silas gehört zu den wenigen deutschen Serien, die auch im englischen Fernsehen gezeigt wurden. Die Serie lief 1984 in synchronisierter Fassung bei der BBC (im gleichen Jahr zeigte die BBC die deutsche Originalversion von Das Boot mit Untertiteln). Auch die frühere Weihnachtsserie Timm Thaler und die spätere Patrik Pacard waren dort zu sehen, beide jedoch erst einige Jahre nach Silas.

Die Serie ist auf DVD erhältlich.

Vermisst

Ab 18. November 2007 (RTL). Suchdoku mit Julia Leischik.

Wie weiland Jörg Wontorra in Bitte melde dich macht sich RTL auf die Suche nach Vermissten, Verschwundenen oder Unbekannten: Familienangehörige, die sich aus den Augen verloren oder noch nie gesehen haben, Auswanderer, Menschen, die das Schiksal getrennt hat und Menschen, über deren Verbleib gar nichts bekannt ist.

Die gut einstündigen Ausgaben laufen sonntags um 19.05 Uhr, jede Sendung umfasst zwei Fälle.

Bitte melde dich

1992–1998 (Sat.1). Realityreihe mit Jörg Wontorra, der im Auftrag von besorgten Verwandten oder Freunden nach Vermissten forschte. In Filmen werden Fälle von Personen vorgestellt, die spurlos verschwunden sind, seit kurzem oder auch schon jahrelang. Angehörige kommen in den Einspielern zu Wort und sprechen direkt zu dem Abgehauenen: „Bitte melde dich!“ Für die Zuschauer ist eine Telefonnummer geschaltet, unter der Hinweise zu den Verschwundenen entgegengenommen werden. In jeder Sendung wird ferner über Ergebnisse berichtet, wenn ein Vermisster nach der Sendung durch Hinweise gefunden wurde oder sich selbst gemeldet hat.

Die Sendereihe, deren Titel im Schriftzug der „Bild“-Zeitung gehalten war, lief über Jahre und insgesamt sechs Staffeln erfolgreich montags abends gegen 21.00 Uhr. Mehr als jeder vierte Fall konnte aufgeklärt werden. Die Live-Ausstrahlung ermöglichte es, dass noch während der Sendung Hinweise und Erfolge gemeldet werden konnten. Andererseits wurde dem Zuschauer angesichts mancher Verwandter, die da auftraten, auch regelmäßig klar, warum der Gesuchte einfach nicht vom Zigarettenholen zurückgekehrt war. Oft deuteten sich die Dramen der Vergangenheit an, wenn die Verlassenen unter Tränen versprachen, dass in Zukunft alles anders werden würde. In der ersten Folge flehte ein Vater von vier Kindern seine verschwundene Ehefrau an: „Brigitte, auch wenn Du uns nicht mehr magst, komm zurück!“, und lockte mit dem Zusatz: „Brauchst ja net dableim!“ (Er hatte inzwischen eine neue Freundin gefunden.) Für verschärften Druck sorgte eine Psychologin im Studio.

Außer in dieser Sendung forschte Wontorra auch in Erben gesucht und Aus den Augen verloren.

Aus den Augen verloren

1995–1996 (Sat.1). Suchshow mit Jörg Wontorra.

Alte Freunde, verlorene Söhne und Schätze, frühere Klassenkameraden, anonyme Retter in der Not, der dunkelblonde Junge vom CD-Regal, sie alle werden gesucht und gefunden, und manchmal ahnt man beim Wiedersehen, dass es doch gelegentlich einen guten Grund gab, warum einer die Brieffreundschaft ganz bewusst versanden ließ oder sich jahrelang nicht bei den Verwandten gemeldet hatte.

Wontorras Fundbüro sollte an den Erfolg von Bitte melde dich anknüpfen, dabei aber bunter, abwechslungsreicher und nicht immer so tränentreibend sein. Und natürlich viel länger: Statt nur eine Stunde wurde doppelt so lang gesucht. Die Show lief meist im Abstand mehrerer Monate sonntags um 20.00 Uhr, insgesamt siebenmal.

Spurlos

1992–1994 (RTL). Einstündiges Magazin, das an den Sat.1-Erfolg Bitte melde dich anknüpfen wollte und deshalb ebenfalls Vermisste übers Fernsehen suchte. Moderator war Charles Brauer.

Lief an wechselnden Sendeplätzen jeweils an Werktagen zur Primetime und brachte es auf vier Staffeln.

Erben gesucht

1994 (Sat.1). Wöchentliches Magazin mit Jörg Wontorra, in dem Menschen gesucht wurden, die ohne ihr Wissen eine Erbschaft gemacht hatten und nicht gefunden werden konnten.

Zu erben gab es dabei oft nicht weniger als eine Eigentumswohnung in Frankreich samt 160 000 DM in bar – dass die Erbin oder Angehörige nicht aufzutreiben war, konnte in diesem Fall aber auch daran liegen, dass sie das uneheliche Kind einer Zigeunerin war, die ins Konzentrationslager kam.

Nachdem Wontorra bereits in Bitte melde dich Vermisste suchte, wurde er nach dieser Sendung endgültig zum „Suchonkel der Nation“ abgestempelt. Diese Sendung hatte immerhin den Vorteil, dass Erben gesucht fast völlig ohne heulende Angehörige auskam und ohne Schicksale, die auf die Tränendrüse drückten. Es ging um Menschen, die ihr Glück gemacht haben und posthum andere glücklich machten. Schön.

Die Pilotfolge lief am Donnerstag um 21.15 Uhr, am 6. Juni 1994 begann die eigentliche Reihe mit zwölf Ausgaben, immer montags um 21.15 Uhr.

Ihr Einsatz bitte…

1987–1990 (ZDF). 90-minütige Spielshow mit Dieter Thomas Heck. Jeweils zwei Kandidatenteams spielen gegeneinander, die Kandidaten eines Teams gehören immer einem deutschen Club oder Verein an, unter dessen Namen sie antreten.

Alle Spiele drehten sich um das Thema „Made in Germany“. Auch die Musik in den Showblöcken war immer „Made in Germany“. Hecks Assistentin war Monika Sundermann. Der erspielte Erlös ging an die neu gegründete „Hans-Rosenthal-Stiftung – Schnelle Hilfe in akuter Not“.

Die Reihe löste die erfolglose Show & Co. mit Carlo ab und brachte es auf 18 Ausgaben. Sie liefen im Wechsel mit anderen Shows donnerstags um 19.30 Uhr.

Das ist Ihr Leben

1976–1979; 1994—1996 (ZDF). Sentimentale Überraschungs-Porträt-Show mit Carheinz Hollmann.

Das Leben von Prominenten ist ein offenes Buch. Dieses rot eingefasste Buch hält Hollmann in der Hand, um daraus in jeder Sendung einem unter einem Vorwand ins Studio gelockten Stargast vorzulesen, was dieser schon weiß, nämlich wie sein bisheriges Leben verlief. Er wird mit Bildern und Filmen aus seiner Vergangenheit konfrontiert und begegnet Freunden und Kollegen.

Viel Zeit zum Plausch blieb selten, es wollten ja innerhalb einer Stunde des Abendprogramms möglichst viele Stationen einer Biografie abgehakt werden. Wer bei Hollmann zu Gast war, konnte die berühmte Frage „Kennen Sie es, wenn plötzlich Ihr ganzes Leben vor Ihren Augen vorbeizieht?“ mit Ja beantworten. Der Unterschied der Show zu einem freundlichen Nachruf war im Wesentlichen, dass der Porträtierte noch lebte und sich alles in Ruhe anhören konnte (oder musste). Dietmar Schönherr war der erste Gast. Die Kritik hasste die Show, weil alles rosarot gefärbt und extrem berechenbar war: Am Ende traten immer alte Schulfreunde und Lehrer auf, man fiel sich in die Arme und heulte, und das Publikum schaltete ein und heulte mit.

Hollmann erhielt später den „Fernseh-Mythos-Preis“ für die erste Überraschungsshow des deutschen Fernsehens. Im November 1994 startete das ZDF eine Neuauflage mit Dieter Thomas Heck, jetzt staffelweise dienstags um 20.15 Uhr, 45 Minuten lang. Vorbild war das US Format „This Is Your Life“.

Das große Los

1996–2000 (ZDF). Einstündige Spielshow mit Dieter Thomas Heck zugunsten der ZDF-Fernsehlotterie Aktion Sorgenkind.

In einem Quiz treten drei Kandidatenpaare, die sich jeweils für einen bestimmten sozialen Zweck engagieren, gegeneinander an und versuchen möglichst viel Geld für ihr Projekt zu erspielen. Jede Sendung befasst sich mit einem bestimmten Jahr, auf das sich Fragen, Sketche und ein Musikquiz beziehen: Drei Interpreten präsentieren einen Ausschnitt aus einem ihrer großen Hits. Die Kandidaten müssen erraten, welches Lied aus dem jeweiligen Spieljahr stammt. Daneben finden in der Show die monatlichen Auslosungen für die Fernsehlotterie statt.

Das große Los lief einmal im Monat live donnerstags um 20.15 Uhr. Es folgte als Aktion-Sorgenkind-Sendung auf die schrecklich gefloppten Shows Goldmillion und Wunder-Bar, setzte in jeder Hinsicht auf Altbewährtes und brachte es damit immerhin auf fast vier Jahre Lebensdauer. Sie wurde eingestellt, als die Aktion Sorgenkind in Aktion Mensch umbenannt wurde. Der Nachfolger war dann wieder kurzlebig. Er hieß Jede Sekunde zählt.

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