Brisant

Seit 1994 (ARD). Tägliches Boulevardmagazin mit Klatsch und Tratsch, Unglücken und Katastrophen, Service und ausführlichem Biowetter.

Brisant war die öffentlich-rechtliche Antwort auf Explosiv und Blitz. Der produzierende MDR hatte keine Berührungsängste und versprach zum Start sogar „Know-how von den Privaten“. Erster Redaktionsleiter war der spätere Sat.1-Chefredakteur Jörg Howe. Die Sendung wollte Themen der „Bild“-Zeitung aufgreifen, Unterschiede sollte es allerdings bei der Umsetzung geben. Der Sender formulierte den Spagat so: „Ohne Scheuklappen, aber mit Niveau. Frech und doch sensibel. Investigativ statt voyeuristisch. Nicht reißerisch, aber rasant, nicht marktschreierisch, aber mitreißend.“ Natürlich sahen das Kritiker, auch ARD-intern, nicht so unproblematisch: Schon vor dem Start gab es heftige Diskussionen, ob sich so eine Sendung mit dem öffentlich-rechtlichen Programmauftrag vereinbaren lasse.

Es moderierten im Wechsel: Anja Wolf (die später Anja Charlet hieß; 1994), Andreas Spellig (1994–1996), Axel Bulthaupt (1994–2003), Ines Krüger (1997–2004), Griseldis Wenner (die anfangs noch Griseldis Promnitz hieß; seit 1995), Alexander Mazza (2004–2007) und René Kindermann (seit 2008). Maskottchen ist Wuschel, eine schwarze Figur mit drei dicken grünen Haaren und einer langen roten Nase, gezeichnet von dem Cartoonisten Graf Rothkirch.

Brisant ist eine halbe Stunde lang und wird montags bis freitags gegen 17.15 Uhr ausgestrahlt, seit Mitte 1996 auch samstags. 1997 und 1998 lief im MDR einmal im Monat ein Ableger namens „Brisant Privat“, in dem Axel Bulthaupt mit Prominenten plauderte.

Das Jugendgericht

2001–2007 (RTL). Tägliche einstündige Gerichtsshow um 16.00 Uhr, die sich mit Straftaten jugendlicher Täter zwischen 14 und 21 Jahren beschäftigt. Die Fälle sind frei erfunden und die Täter nur Laiendarsteller.

Erste Richterin war Dr. Ruth Herz, die, bevor sie über die schauspielerischen Leistungen von sonst unbescholtenen Jugendlichen im Fernsehen urteilte, eine der profiliertesten Jugendrichterinnen in Deutschland war. Sie förderte in den 80er-Jahren maßgeblich das Konzept des Täter-Opfer-Ausgleichs und wurde für ein Projekt auf diesem Gebiet 1998 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. 2005 folgte sie einem Ruf der Universität Oxford. Ihre Nachfolgerin bei RTL wurde Kirsten Erl.

Das Jugendgericht war die erste Antwort von RTL auf den Erfolg von Richterin Barbara Salesch bei Sat.1. Produzentin beider Sendungen war Gisela Marx. Eine Reaktion auf erfolgreiche Sat.1-Formate war auch der Umbau der Sendung im August 2006: Die eigentliche Verhandlung nahm von nun an nur noch einen kleinen Teil der Zeit in Anspruch, aus dem Rest der Sendung wurde ein pseudodokumentarischer Krimi wie Lenßen & Partner, in dessen Mittelpunkt bei RTL der Staatsanwalt Christopher Posch stand. Insofern war die Kompletteinstellung des Jugendgerichts im Februar 2007 nur konsequent, denn ihr Sendeplatzersatz hieß Staatsanwalt Posch ermittelt.

Das Familiengericht

2002–2007 (RTL). Einstündige Gerichtsshow mit Richter Frank Engeland, der in nachgestellten Verhandlungen über Familienrecht entscheidet. Die Rechtsanwälte Barbara von Minckwitz und Matthias Klagge vertreten die von Laiendarstellern gespielten Parteien.

Lief werktags um 15.00 Uhr, direkt gegen Richterin Barbara Salesch, die fast zwei Jahre zuvor den Boom dieser Art Sendungen ausgelöst hatte. Zusätzlich hatte RTL noch Das Jugendgericht und Das Strafgericht im Angebot.

Kein schöner Land

1989–2007 (ARD). 45‑minütige Musiksendung mit Kammersänger Günter Wewel.

Wewel stellt in jeder Sendung eine Region in Deutschland oder Europa vor, ihre Landschaft, Kultur und typische Musik vom Volkslied bis zur populären Klassik. Die Reihe lief zunächst donnerstags nach 21.00 Uhr, dann einmal im Monat montags um 20.15 Uhr, und ab 2003 nur noch unregelmäßig.

Blond am Freitag

2002–2007 (ZDF). 45-minütiger Comedytalk mit Ralph Morgenstern und vier prominenten weiblichen (nicht immer blonden) Gästen.

Die Fünferrunde tratscht und lästert über die Reichen und Schönen – sie tut also das Gleiche, was vier unprominente weibliche Gäste bei Morgenstern am Samstagnachmittag im Kaffeeklatsch taten. Häufige Teilnehmerinnen der (nicht nur für ZDF-Verhältnisse) äußerst schrillen Runden waren Hella von Sinnen, Gaby Decker, Barbara Schöneberger und Marijke Amado.

Die Sendung war unter dem Namen Blond am Sonntag bereits im Mai 2001 mit einer Pilotfolge anlässlich des Eurovision Song Contest getestet worden. Ende Oktober 2001 ging sie unter diesem Namen in Serie, bevor sie 2002 unter entsprechend angepasstem Namen freitags in Spätprogramm umzog.

Blond am Sonntag

2001 (ZDF). Comedytalk mit Ralph Morgenstern, der nach dem Sendeplatzwechsel Blond am Freitag hieß.

Bericht aus Berlin

Seit 1999 (ARD). Der Bericht aus Bonn existierte bereits seit 1963. Nach dem Regierungsumzug nach Berlin erfolgte zwangsläufig die Umbenennung in Bericht aus Berlin. Zunächst wechselte sich der Bericht aus Berlin noch mit dem aus Bonn ab, ab Juli 1999 bildete er allein die Tagesthemen-Ausgabe am Freitag – wie der Vorgänger als Politmagazin mit Berichten aus der Hauptstadt gegen 22.30 Uhr. Erster Moderator war Ulrich Deppendorf, ab Mai 2002 berichtete Thomas Roth bis Ende 2007 als neuer Leiter des Hauptstadtbüros aus Berlin im Wechsel mit Thomas Baumann (bis 2006). Danach wechselte sich wieder Ulrich Deppendorf mit Joachim Wagner ab.

Der Bericht aus Berlin war ein Sorgenkind der ARD: Sein Bedeutungs- und Quotenverlust schien unaufhaltbar zu sein. Er erreichte deutlich weniger Zuschauer als die Tagesthemen an anderen Wochentagen. Ab September 2004 lief die Sendung deshalb wieder, ähnlich wie schon der Bericht aus Bonn von 1978 bis 1999, unter dem Dach der Tagesthemen. Sie gab auch ihre eigenständige Studiogestaltung weitgehend auf und bot mehr Raum für aktuelle Themen – selbst wenn sie nicht aus Berlin kamen. Für die Zukunft kündigte die ARD einen Sendeplatzwechsel auf den Sonntag gegen 19.00 Uhr an, kurz vor dem ZDF-Gegenstück Berlin direkt.

Lustige Musikanten

1971–2007 (ZDF). Musikshow mit vielen bekannten Gästen aus dem Bereich der Volksmusik und des deutschen Schlagers, die ihre Lieder singen.

Die erste Sendung moderierten Peter Puder und Udo Schröder. Ihnen folgten Maxl Graf und die österreichische Schlagersängerin Lolita. Am 8. April 1978 übernahm Carolin Reiber für Lolita – es war ihre erste Volksmusiksendung und ihre erste bundesweite Moderation. Sie war außerdem die erste Festangestellte des Bayerischen Rundfunks, die eine Genehmigung erhielt, nebenbei für ein anderes Programm tätig zu sein. Sieben Sendungen moderierte Reiber gemeinsam mit Maxl Graf und von 1980 bis 1984 weitere zwölf mit Elmar Gunsch.

Erst nach neun Jahren Pause kehrten die Musikanten 1993 auf den Bildschirm zurück, nun moderierte das Volksmusik-Duo Marianne und Michael. Im Sommer waren die beiden oft mit Openair-Veranstaltungen in verschiedenen Städten unterwegs. Diese Shows heißen seit 1999 Lustige Musikanten on tour.

Herman & Tietjen

1997–2007 (NDR). Talkshow mit Eva Herman und Bettina Tietjen. Lief monatlich im Wechsel mit der NDR Talk Show und 3 nach Neun freitags um 22.00 Uhr, bis Eva Herman 2007 ein zweites Buch schrieb und in ihren Werbeinterviews die Rolle der Frau zur Nazizeit pries. Dann beendete der NDR die Zusammenarbeit. Der Rest der Sendung heißt seitdem Talk mit Tietjen.

Tolle Sachen

Seit 2000 (Ki.Ka). Kurze Werbeparodie für Kinder.

Eine Moderatorin stellt mit Hilfe eines technischen Sachverständigen und einem nicht ganz freiwilligen Dauertestkandidaten tolle Sachen vor. Einen Löffel. Eine wahnsinnige Zahnbürste. Einen Lügendetektor. Oder ein aufregendes Ding, das leider in eine dieser Ploppfolien verpackt ist, sodass sich keiner mehr um das aufregende Ding kümmert, sondern alle die Luftblasen der Folie aufploppen. Ach ja, und die Moderatorin ist ein Schaf namens Chili, der technische Sachverständige ein Busch namens Briegel und der nicht ganz freiwillige Dauertestkandidat das depressive Kastenweißbrot Bernd mit viel zu kurzen Armen. Bernd wäre nicht ganz so depressiv, wenn man ihn einfach tun ließe, was er am liebsten tut: einen Teller Mehlsuppe essen und dann das Muster seiner Raufasertapete anstarren. Lässt man ihn aber nicht. »Mist!«

Tolle Sachen war die erste Sendung mit Bernd, dem Brot, der der wohl unwahrscheinlichste Star in der Geschichte des Kinderfernsehens wurde. Später trat er noch in Chili TV auf und musste in Bravo Bernd das Sandmännchen für die nicht mehr ganz so jungen Zuschauer geben. Erfinder von Bernd war Tommy Krappweis. Als Folge des Hypes wurden diverse Marketingartikel produziert, darunter ein Brot.

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