Nur eine kleine Erinnerung

Für die Kölnerin Dr. Mariele Millowitsch muss es unbefriedigend sein, dass die neuen Folgen ihrer Serie Die Familienanwältin ausgerechnet am Rosenmontag starten, wenn in ihrer Heimatstadt kaum jemand zu Hause sein wird — und die wenigen anderen vermutlich schon ziemlich benebelt schlafen werden. Oder beides.
Andererseits ist ein besseres Alternativprogramm zu Kamelle und Konfetti kaum vorstellbar, denn unkarnevalistischer als Die Familienanwältin geht’s nicht.
Die zweite Staffel beginnt am Montag um 21.15 Uhr bei RTL.

Nur eine Projektion

Am Freitag beginnt die dritte Staffel von Pastewka.
Ist es eigentlich Pflicht, Comedy ausschließlich freitags zu zeigen?

Bastian Pastewka: „Ja. Offenbar. Lustigerweise probiert ja ProSieben parallel dazu immer wieder einen Comedymontag einzurichten, und immer wenn sie das erfolgreich geschafft haben, legen sie aus Versehen zwei Mysteryserien auf den Plattenteller.“

ProSieben ist doch sowieso Spitze darin, Serien möglichst kurz nur zu zeigen, bevor wieder was völlig anderes kommt.

Bastian Pastewka: „Da weiß man nie: Ist es noch abgesetzt? Ist es nur eine Projektion von irgendwas, das man früher mal gesehen hat?“

Das Gespräch mit Bastian Pastewka ging noch wesentlich länger. Eine ausführliche Version lesen Sie am Donnerstag an dieser Stelle, und noch mehr hören Sie dann in unserem Podcast.

Podcast? Verdammt, das haben wir ja noch nie gemacht. Hoffentlich kriegen wir das hin…

Nutzloses Fernsehwissen (1)

Bisher weitgehend unbekannt war, dass Die Biene Maja aus Kostengründen in der Originalkulisse von Dalli Dalli gedreht wurde.

Weitere kuriose TV-Beobachtungen stehen in diesem neuen Büchlein aus den Fernsehlexikon-Schreibstuben:

Nutzloses Fernsehwissen (2)

10 schöne Kalauer in den Antwortmöglichkeiten bei Wer wird Millionär?

1. Wenn man eins von zwei Löchern im Reifen flickt, dann wird er …?

A: sänger
B: maler
C: bildhauer
D: dichter

2. Wie heißt eine Kulturart des Lauchs?

A: Brigidde
B: Schalotte
C: Schantall
D: Dschenniffa

3. Was kommt in Ostasien häufig auf den Tisch?

A: Sonicht
B: Sovielleicht
C: Soschoneher
D: Soja

4. Die Dinosaurier lebten …?

A: auf Pump
B: mit Schulden
C: in der Kreide
D: knietief im Dispo

5. Scotty, der Ingenieur des Raumschiffs Enterprise, war bei den „Ausflügen“ meist nicht dabei, weil er …?

A: selbstständige
B: angestellte
C: arbeiter
D: beamte

6. Eines muss man den Karibikbewohnern wirklich lassen: Sie können gut …?

A: flirten
B: anbaggern
C: Bräute aufreißen
D: Rum machen

7. Was ist als Anrede für eines der begehrtesten Models der Welt vollkommen angemessen?

A: Tachalte
B: Eytante
C: Himutti
D: Naomi

8. Was wird nicht nur in ostdeutschen Gartencentern verlangt?

A: Erfurtimmer
B: Jenameistens
C: Cottbusmanchmal
D: Geranie

9. Worum wird im Vaterunser ausdrücklich gebeten?

A: profite
B: erlöse
C: gewinne
D: erträge

10. Was entwickeln Architekten von Berufs wegen?

A: Hochhausneurosen
B: Altbauphobien
C: Gebäudekomplexe
D: Bungalowparanoia

(Mit Dank an Günter Schröder!)

Aus Zapp!, dem gerade erschienen neuen Buch der bewährten Autoren des Fernsehlexikons.

Nutzloses Fernsehwissen (3)

Gestern jährte sich zum 70. Mal der Tag, an dem eine Hörspielfassung von Orson Welles „Krieg der Welten“ Millionen Radiohörer in Panik versetzte, weil sie an eine echte Invasion vom Mars glaubten. (Deutschlandradio Kultur bringt dazu morgen ein einstündiges Feature.)

Das Fernsehen kann sowas natürlich auch:

6 Verwechslungen von Fiktion und Realität

1. Das Millionenspiel (ARD, 18. Oktober 1970):
In der Gameshow Das Millionenspiel des Senders TETV gewinnt ein Kandidat eine Million Mark, wenn er es schafft, eine Woche lang einer Bande von Auftragskillern zu entkommen und zum Schluss auch noch den Weg durch die „Todesschlange“ im Studio überlebt, ohne erschossen zu werden. Das Science-Fiction-Szenario, das Wolfgang Menge und Tom Toelle mit Dieter Thomas Heck als Moderator und sogar fiktiven Werbeeinblendungen umsetzten, wirkte auf einige Zuschauer offenbar nicht nur realistisch, sondern sogar attraktiv. Hunderte Menschen bewarben sich als Kandidaten.

2. Smog (ARD, 15. April 1973):
Wolfgang Menge und Wolfgang Petersen inszenierten 1973 eine fiktive, aber mögliche Umweltkatastrophe im Ruhrgebiet ebenso drastisch wie realistisch. Unter anderem waren Szenen im Stil von Nachrichtensendungen zu sehen. Das wirkte so echt, dass einige Zuschauer das ganze Szenario für wahr hielten und hysterisch reagierten. Eigentlich sollte vor allem die luftverschmutzende Industrie in Panik geraten. Tatsächlich hatten Politiker versucht, die Ausstrahlung zu verhindern – unter anderem mit der Begründung, sie sei ein „schwerer Rückschlag“ für die „Attraktivierung des Ruhrreviers“.

3. Private Live Show (ARD, 8. April 1995):
Mit Dolly Buster als Assistentin moderierte Burkhard Driest am späten Samstagabend in der ARD eine Sendung, die angekündigt war als „moderne Show, bei der verkrustete Zweierstrukturen aufgebrochen werden können“: Ein Kandidatenpaar sollte mit allen Mitteln des (privaten) Fernsehens dazu gebracht werden, seine Beziehungsprobleme offenzulegen. Am Ende eskalierte die Situation so sehr, dass ein Gast den Moderator mit einem Messer angriff. Zuschauer, die die Satire nicht als solche erkannt hatten, riefen die Polizei; beim Saarländischen Rundfunk sollen sich über 100000 Anrufer über die Sendung beschwert haben. Ein Sprecher äußerte sich „betroffen“ darüber, wie viele Leute die Täuschung für echt genommen hätten. Sie müssten sich fragen, „wie leichtgläubig sie dem Medium Fernsehen gegenüber geworden sind“.

4. Belgische Staatsteilung (RTBF, Belgien, 13. Dezember 2006):
Zur besten Sendezeit unterbrach das öffentlich-rechtliche belgische Fernsehen sein Programm und ließ einen Sprecher melden: „Das flämische Parlament hat die Unabhängigkeit Flanderns beschlossen. Belgien ist geteilt.“ Es folgten scheinbare Live-Reportagen vom Königsplatz und aus dem Land; erst nach einer halben Stunde wurde die Zeile „»Es handelt sich um Fiktion“ eingeblendet. Die Aufregung im Land war grenzenlos. Der Programmdirektor erklärte hinterher: „Wir wollten eine Diskussion über die Zukunft unseres Landes anstoßen, wollten zeigen, welche Konsequenzen eine solche Teilung auf das Leben der Bürger haben könnte.“ Nicht zuletzt stieß er aber eine Diskussion über die Grenzen dessen an, was Medien tun dürfen, und sah sich mit Rücktrittsforderungen aus der Politik konfrontiert.

5. Die große Spendershow (BNN, Niederlande, 1. Juni 2007):
Drei Dialyse-Patienten spielten in einer großen Show um die Spenderniere der schönen, aber todkranken Lisa. Schon die Ankündigung der von Endemol produzierten Sendung hatte internationale Proteste von Politikern und Ärzten und sogar Demonstrationen ausgelöst. Erst am Ende der Show gab die Spenderin sich als Schauspielerin zu erkennen, und der Moderator erklärte, man habe mit dem Spektakel nur darauf aufmerksam machen wollen, dass viel zu wenig Menschen bereit seien, nach ihrem Tod als Organspender zur Verfügung zu stehen. 1,2 Millionen Menschen sorgten für die zweithöchste
Einschaltquote in der Geschichte des niederländischen Fernsehens; angeblich haben sich 12000 während der Sendung gemeldet und angekündigt, sich in die Spenderkartei aufnehmen zu lassen. Die Dialyse-Patienten waren übrigens echt.

6. Gala (ARD, 21. Dezember 1991):
Unter dem Titel „Weihnachten mit Harald Schmidt“ persiflierte der Moderator eine jahreszeiten-typische Fernseh-Benefiz-Veranstaltung und rief unter anderem zu Spenden für Russland auf. Unter der — zum Spaß — angegebenen zentralen Telefonnummer von Radio Bremen meldeten sich noch in derselben Nacht zahlreiche Zuschauer, die die Satire nicht verstanden hatten, und boten Sachspenden und insgesamt 200.000 Mark.Der Sender versprach daraufhin, damit tatsächlich zu helfen.

Aus Zapp!, dem gerade erschienen neuen Buch der bewährten Autoren des Fernsehlexikons.

NYC, WTC und weg!

Beim Privatfernsehen über guten Geschmack zu diskutieren, hat eh keinen Zweck. Aber bei den gesammelten Öffentlich-Rechtlichen kann man’s ja noch versuchen.

Die Kampagne „ARD, ZDF und Sie“ erklärt derzeit in Spots und Anzeigen, dass ARD, ZDF und alle ihre Programme  „die Welt zu Ihnen nach Hause“ bringen. „Dank Ihrer Gebühren“. Genannt werden nachrichtliche Ereignisse und dazu normale Wohnumgebungen abgebildet. Da steht dann „Hier erkämpften die Ägypter ihre Freiheit“, „Hier fiel die Berliner Mauer“ oder „Hier wurden Kate und Prinz William getraut“.

Die Idee ist in Ordnung, und bei solchen Ereignissen voller positiver Assoziationen habe ich damit kein Problem. Das folgende Motiv, begleitet von dem Satz „ARD und ZDF bieten Wissen, Kultur und Unterhaltung“, finde ich allerdings geschmacklos:

Bin ich überempfindlich?

Ode an den King

 

Als die ARD die neue Serie Elvis und der Kommissar ankündigte, freute ich mich über die Errungenschaften moderner Tricktechnik. Endlich könnten der King und Erik Ode gemeinsam auf Verbrecherjagd im Reich der Verstorbenen gehen und all die Bösewichte stellen, die sich durch vorzeitigen Tod ihrer gerechten Strafe entzogen hatten. So eine Art Mischung aus Cold Case, Tru Calling und Seven Days.

Es ist aber doch nur eine niedliche Familienserie über einen Polizisten mit seinem Hund geworden, die wohl die Lücke schließen soll, die Kommissar Rex hinterlassen hat. Schon die Titelmusik lässt erkennen, dass es gleich putzig wird. Elvis und der Kommissar ist zwar frei von jeglichen neuen Ideen und originellen Charakteren, aber nicht ohne Witz. Manche Gags sind so subtil, dass sie unter Umständen unbemerkt vorbeirauschen, falls man nebenbei bügelt. So treffen die Polizisten einen zwielichtigen Verdächtigen ausgerechnet in der Innocentiastraße. Im Dialog kommt die Adresse nicht vor, nur das Straßenschild ist ganz kurz im Bild. Andererseits ist die Handlung, wenn man nebenbei nicht bügelt, nicht gerade ausfüllend, und schon nach einer Viertelstunde dürfte den meisten Zuschauern klar sein, was der Kommissar erst 25 Minuten später herausfindet. Hauptdarsteller Jan-Gregor Kremp erinnert in Art und Optik an Axel Prahl aus dem Münster-Tatort und spielt seine Rolle so sympathisch, dass man den Köter gar nicht bräuchte.

Elvis und der Kommissar tritt an die Stelle des anderen Familienkrimis Ein Fall für Nadja, den das Erste nach fünf Folgen vorzeitig beendete, obwohl ohnehin nur sechs Folgen angekündigt waren — eine hektische Programmplanungskuriosität, wie man sie sonst nur von ProSiebenSat.1 kennt. Angekündigt sind wieder sechs Folgen.

Meine ursprüngliche Idee ist also noch frei. Vielleicht möchte sie jemand produzieren, ich würde sie günstig abgeben. Ganz abwegig ist sie ja nicht, immerhin sang Elvis erst jüngst mit seiner noch lebenden Tochter ein Duett.

Elvis und der Kommissar, montags um 20.15 Uhr im Ersten.

Off Topic: Who the f*** is Alice?

Tat sich wohl ein paar Tage wenig hier, was?

In diesem Zusammenhang:

Werdet niemals Kunde von Alice!

Die sind, wenn’s um Problembehebung geht, weder die Schnellsten noch die Hellsten.

Das Gigantische an Festnetztelefon und Internet aus einer Hand ist ja: Wenn der Anbieter es nicht in den Griff bekommt, das eine zuverlässig verfügbar zu halten, funktioniert gleichzeitig auch das andere nicht. Und jeder, aber auch wirklich jeder Mitarbeiter an der technischen Hotline hat eine andere Idee, woran es liegen könnte, dass man weder raustelefonieren noch angerufen werden noch ins Internet kann. Bisher führte allerdings keine zu einer endgültigen Lösung des sporadisch auftretenden und nach unterschiedlicher Dauer vorübergehenden Problems des Leitungstodes auf allen Ebenen. Irgendwann hören sie aber sowieso auf, noch Fehlermeldungen anzunehmen, denn wenn sie den Fehler nicht finden, kann ja keiner vorliegen.

Die nehmen ihren Werbesong („Relax, take it easy“) wohl etwas zu ernst.

Offene Hose

Vielen Dank für den Vorschlag, der mich am Abend erreichte, doch mal was über Big Brother zu bloggen.

Stimmt, das kommt ja wieder.

Gut, das wäre erledigt.

Oh mein Gott, sie haben Kennedy getötet!

Die Vergangenheit wird ja oft verklärt. Viele von uns erinnern sich zum Beispiel gern an die Schulzeit zurück, obwohl sie damals oft am liebsten alles hingeschmissen hätten. Viele sind auch der Meinung, früher habe es mehr gute Fernsehsendungen gegeben. Das stimmt nicht, es gab nur auch wesentlich weniger schlechte. Es gab schlicht weniger Fernsehen.

Auch die heutige Sicht auf frühere Politiker entspricht vielleicht nicht mehr den damaligen Tatsachen. Wenn man die arte-Serie Die Kennedys sieht, hat man jedenfalls nicht den Eindruck, John F. Kennedy würde zu Recht so verehrt. Eher, als sei er eine frühe Inkarnation des George W. Bush gewesen: ein lebenslustiger, nicht sehr heller Faulpelz, dessen skrupelloser Vater all seine Macht und sein Geld einsetzt, um den tablettensüchtigen Junior zum Präsidenten zu machen.

Aber war es so, oder bog es der rechtskonservative Produzent der Serie 24, Joel Surnow, der auch Die Kennedys produzierte, fürs Fernsehen so zurecht? Der amerikanische History Channel, für den die Serie eigentlich gedacht war, befand jedenfalls, sie nehme es mit der Wahrheit zu ungenau und entschied sich kurz vor der geplanten Ausstrahlung, sie doch nicht zu zeigen. Sie passe nicht zur Marke. Als die Reihe dann einige Monate später doch gezeigt wurde, auf einem winzigen Sender, von dem vorher noch nie irgendwer gehört hatte, waren die Kritiker uneins. Aber die Juroren mehrerer Preisverleihungen nominierten sie immerhin in diversen Kategorien.

Denn Die Kennedys ist zweifellos ein packendes Familiendrama und gutes Unterhaltungsfernsehen. Dass es eine Dokumentaion sei, hat niemand behauptet. Greg Kinnear in der Hauptrolle hat John F. Kennedy gut drauf, und Katie Holmes ist als Frau von Kennedy zumindest überzeugender als als Frau von Cruise.

arte zeigt die 8 Folgen ab heute verteilt auf drei Donnerstage jeweils mit mehreren Folgen hintereinander ab 20.15 Uhr.

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