Nicht zu überbieten

In England wird „The Price Is Right“, die dortige Version von Der Preis ist heiß, abgesetzt. Das wurde sie zwar auch schon 1989 und dann noch einmal 2001, doch irgendwer hatte wohl auch dort an das Comeback der Gameshows geglaubt. Jetzt ist nach einer kurzen Neuauflage also wieder Schluss. Und in Deutschland funktioniert der Gameshow-Marathon mit aufgewärmtem Abgesetzten auch nicht so, wie Pro Sieben sich das vorgestellt hatte.
Nur in den USA kühlt der Preis noch immer nicht ab. CBS sucht gerade händeringend nach einem neuen Moderator für die weiterhin unfassbar erfolgreiche Show, weil der 83‑jährige Moderator Bob Barker ankündigte, im Sommer nach nur 35 Jahren mit der täglichen Sendung aufhören zu wollen. Die Ankündigung kam überraschend (wirklich!) und zum Verdruss des Senders (auch wirklich!).
Das nur am Rande, falls mal jemand behauptet, der oft zitierte Jugendwahn des Fernsehens sei ebenfalls aus den USA zu uns gekommen.

Nicht zu fassen

Gut, der Anlass selbst hat mittlerweile auch einen Bart, aber vielleicht wollen Sie ja das Wochenende damit verbringen, mal nachzuzählen, wie viele Verbrecher sich hier verstecken mögen.

Nobel-Al Goes Internation-Al

Wie jeden Monat hat Al Gore wieder eine Auszeichnung erhalten. Diesmal: den Founders Award der International Emmys für sein interaktives Internetfernsehen Current.  Dafür erhielt er im September auch schon einen regulären Emmy.

Dann fehlen ihm jetzt wohl nur noch der Bravo-Otto und der Förderpreis der Berliner Bäckerinnung.

Noch ’ne Freundschaftswerbung (Thema verfehlt)

Mein Kollege Marcus Barsch hat endlich auch ein Buch geschrieben. Es heißt „Rätselgeschichten. Was geschah mit Herrn Pasulke?“ und ist bei Goldmann erschienen. Wir zeigen das Cover hier nicht, denn es ist hässlich. (Dass Goldmann ein Händchen für ausgesprochen einfallslose und unansehnliche Cover hat, hat der Verlag ja schon beim „Fernsehlexikon“ gezeigt.) Dafür ist der Inhalt um so schöner: 197 kurzweilige Rätselgeschichten zum Mitraten. Es hat überhaupt nichts mit Fernsehen zu tun und kostet weniger als 6,96 Euro!

Bitte jetzt hier bestellen und amüsieren.

Noch ein DJ-Tomekk-Video aufgetaucht!

Noch mehr Wasser auf die Mühlen

Es wäre ein merkwürdiger Zufall. Als Strategie wäre es aber auch komisch.

Heute, nur vier Tage nach dem Start der RTL-Show Entern oder Kentern, gräbt RTL2 die Show aus, die dafür offensichtlich durchgepaust wurde: Takeshi’s Castle, seit sechs Jahren nicht im deutschen Fernsehen gelaufen und auch damals in keinem Sender, der größer als das DSF war. RTL2 zeigt die uralte japanische Originalshow in neuer deutscher Bearbeitung werktags nachmittags.

Vielleicht ist es doch nur ein Zufall innerhalb der Sendergruppe. Ich sollte aufhören, mir so viele Gedanken darüber zu machen, dass dort irgendjemand Gedanken machen könnte.

Nochmal wegen „Mord mit Aussicht“

Vor einer Woche pries ich hier die ARD und ihre tolle Entscheidung, die großartige Serie Mord mit Aussicht nicht nur fortzusetzen, sondern ihr auch den besseren Sendeplatz am Dienstagabend um 20.15 Uhr zu schenken, wo sie eine größere Chance auf Erfolg hatte. Das klappte auch: Fast sechs Millionen Zuschauer sahen die Wiederholung der ersten Episode, knapp zwei Millionen mehr als die Erstausstrahlung an einem Montag vor zweieinhalb Jahren.

Heute rufe ich mein Lob zurück, denn heute um 20.15 Uhr zeigt die ARD grundlos irgendeinen Fritz-Wepper-Film.

Natürlich. Die Zuschauer hatten ja eine ganze Folge lang Zeit, sich an die neue Serie und ihren Sendeplatz zu gewöhnen. Da kann man ruhig mal eine Woche aussetzen.

Für die ARD-Stammzuschauer ist es egal, was dienstags gezeigt wird. Die gucken, was kommt. Aber viele Unter-Hundertjährige, für die das ARD-Abendprogramm normalerweise nichts bietet, haben vergangene Woche verblüfft festgestellt, wie amüsant und süffisant diese Serie ist, obwohl sie im Ersten kommt. Wenn sie heute schon nicht mehr kommt, frage ich mich, wie viele von diesen neuen ARD-Zuschauern es auch nächste Woche noch einmal versuchen, wenn es dann doch weitergeht.

Seit Jahren versucht die ARD junge Zuschauer zu gewinnen, die sonst nur das Privatfernsehen schauen. Die Programmierungspolitik der Privaten zu kopieren, ist aber wahrscheinlich nicht der richtige Weg. Denn der Sender, der durch nicht nachvollziehbare Ausstrahlungsrhythmen und willkürliche Unterbrechungen seine eigenen Serien zerstört, ist eigentlich RTL.

Nochmal wegen Produktionsvorlauf

Nur ein kleiner Nachtrag zu meiner Litanei über den unglaublichen Zeitraum, der zwischen Produktion und Ausstrahlung deutscher Fernsehfilme und -serien vergeht. (Ursprüngliche Anmerkungen hier in der zweiten Texthälfte).

Noch mal zum Vergleich, wie die Amerikaner arbeiten: Am 10. Mai begannen die Dreharbeiten zur neuen Comedyserie Hot In Cleveland mit Betty White. Serienstart im US-Fernsehen ist am 16. Juni.

Und wer in den vergangenen Wochen Boston Legal auf Vox gesehen hat, hat in den Dialogen einige sehr konkrete Einzelheiten zum Ausgang der US-Wahl gehört. Nicht nur der Sieger Barack Obama wurde korrekt benannt, sondern auch einige Detailergebnisse bestimmter Wählerschichten genau wiedergegeben. Ausgestrahlt wurden die fraglichen Episoden in den USA am 17. November und 1. Dezember 2008, also zwei bzw. vier Wochen nach der Wahl. Geschrieben und gedreht wurden sie demnach in dem Zeitraum dazwischen.

Und jetzt dürfen Sie mal schätzen, wann der Tatort „Hitchcock und Frau Wernicke“, der am Pfingstmontag in der ARD seine Erstausstrahlung erlebte, gedreht wurde.

Kleiner Tipp: Es ist kein ganzes Jahr oder mehr her, so wie bei Mord mit Aussicht oder Doctor’s Diary, aber die Wahlplakate mit dieser Frau Merkel und diesem Herrn Steinmeier im Mittelteil erwecken schon das Gefühl, als sei das Haltbarkeitsdatum seit einer Weile abgelaufen.


Screenshot: DasErste

Notizias kleine Fische

Bitte verzeihen Sie, dass ich diesen Platz kurz für eine Notiz an mich selbst missbrauche — und vielleicht an die anderen zwei Zuschauer von Damages: Kabel 1, das es tatsächlich geschafft hat, die Serie nicht abzusetzen, zeigt heute die letzten drei Folgen der ersten Staffel. In Zahlen: 3. Also eine mehr als sonst. Geht los um 22.15 Uhr und dauert bis gegen 1.00 Uhr. Aufnahmegerät korrekt programmieren!

Entschuldigen Sie bitte erneut die Unterbrechung. Zurück zu fernsehlexikon.de.

Null Bock

Wer unsicher ist, ob er die bevorstehenden Feiertage mit der Verwandtschaft ertragen wird, kann sich heute Abend einer folterähnlichen Belastungsprobe unterziehen: Das hr fernsehen feiert 50 Jahre Blauer Bock. Der Abend mit Heinz Schenk beginnt um 22.15 Uhr und dauert fünf Stunden. Wer das erträgt, kann Weihnachten gelassen entgegen sehen.

Der große Rückblick auf die Trink- und Schunkelshow ist ein freundlicher Weckruf für alle Fernsehnostalgiker, die der uneingeschränkten Auffassung sind, dass früher alles besser war. Heinz Schenk, dessen unausgesprochener Liederwettstreit mit Ilja Richter um die meisten Strophen, die schlechtesten Reime, die unmusikalischsten Duettpartner und die geringste Übereinstimmung zwischen Playback und Lippenbewegungen nie entschieden wurde, darf heute noch einmal die Bembel schwenken und den vorgetäuschten Äppelwoi ausschenken, während das Publikum wie gewohnt leicht neben dem Takt alles beklatscht.

Interessant ist das Datum, das sich der Hessische Rundfunk für die Jubiläumsfeier ausgesucht hat: die Nacht zum 19. Dezember. Der eigentliche Jahrestag war nämlich bereits im Sommer. Am 3. August 1957 wurde Zum Blauen Bock zum ersten Mal gesendet. Am 19. Dezember dagegen ist es auf den Tag genau 20 Jahre her, dass die Show zum letzten Mal lief. Aber ehrlich gesagt ist das ja auch viel eher ein Anlass zum Feiern.

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