Mister Schiller — Der Aufwärmtest

Natürlich ist es gemein, eine Sendung, in der Frauen einen „Mister Perfect“ küren sollen, von dem Schönling Alexander Mazza moderieren zu lassen, neben dem jeder andere Mann aussieht wie Catweazle. Das ist aber nicht das einzige Problem der neuen Sat.1-Show Mister Perfect – Der Männertest.

Sechs Männer treten vor einem komplett weiblichen Publikum in mehr oder weniger albernen Spielchen gegeneinander an und müssen Männlichkeit, Charme und Grips beweisen, nach jeder Spielrunde wird ausgesiebt, und wer rausfliegt, wird nass gemacht. Leider liest sich das nur auf dem Papier oder dem Computerbildschirm wie der Spielshow-Klassiker Mann-O-Mann, auf dem Fernsehbildschirm sieht es aus wie langweilig. Die Wasserspielchen sind gewollt witzig, der Rest ungewollt belanglos, und Alexander Mazza hat zwar lichte Momente, aber ja auch nicht grundlos jahrelang lediglich Beiträge in Boulevardmagazinen angesagt.

Wäre die Sendung unterhaltsamer, hätte man vielleicht nicht so viel Zeit darüber nachzudenken, wie albern es ist, dass die einzige Teilnahmevoraussetzung ist, ein Mann zu sein. Sie ist aber nicht unterhaltsamer, weshalb man in einer der nächsten neuen Shows vielleicht einfach mal den besten Telefonanschlussinhaber, den besten Lebensmittelkonsumenten oder den besten Fußgänger küren sollte. Das würde bestimmt genauso aufregend.

Nachdem Sat.1 gestern bereits mit dem gefloppten Neustart Klinik am Alex den Eindruck erweckt hatte, irgendeine alte Krankenhausserie schlicht neu aufgelegt zu haben, zeigte sich wenigstens in Mister Perfects Vorprogramm, dass man totgelaufene Sendereihen durchaus unter gleichem Namen und ohne wesentliche personelle Veränderungen aufwärmen kann. Nach eineinhalb Jahren Sommerpause kehrte die Schillerstraße zurück, man hat lediglich Cordula Stratmann die Haare ausgerissen und die Zähne eingeschlagen.

Wenn man den neuen Hauptdarsteller Jürgen Vogel und seinen Co-Star Maddin Schneider addiert und durch zwei teilt, kommt dabei immerhin ein durchschnittliches Gebiss heraus.

Mit dem Zweiten sieht man nichts mehr

Dass nach dem zweiten Tor im Halbfinale plötzlich sowohl Bild

vom Spiel der deutschen Nationalmannschaft mal gar nicht zu

ein noch miserablerer Radio- als Fernsehreporter ist.
Und das war die eigentliche Überraschung des Abends.

Mitgefühl

Ab heute um 20.15 Uhr wird Wolffs Revier wiederholt. Auf 9Live. So etwas hat wirklich niemand verdient.

Mitwetten! Wer wird Dschungelkönig?

Ab morgen gilt bei Ich bin ein Star — holt mich hier raus! wieder das Zehn-kleine-Negerlein-Prinzip: Die Zuschauer wählen täglich ihren Lieblingskandidaten, und wer die wenigsten Stimmen hat, muss das Camp verlassen.

Ich finde es in diesem Jahr besonders schwer, zu tippen, wer gleich seine Sachen packen darf und wer Dschungelkönig wird. Aber umso mehr Spaß macht es ja, sich mit Vorhersagen weit aus dem Fenster zu lehnen. Also: Beweisen wir uns gegenseitig unsere Menschen- und Fernseh(un)kenntnis.

Die Spielregeln: Zu tippen sind die Plätze von 1 (Dschungelkönig) bis 10 (erster, der rausgewählt wird). Jeder Kandidat kann natürlich nur einmal genannt werden. Es gibt einen Punkt für jeden Top-3 getippten Kandidaten, der unter die Top-3 kommt, zusätzlich einen Punkt für jeden exakt richtigen Tipp sowie einen weiteren Bonus-Punkt für den richtig getippten Sieger. Zu gewinnen gibt es, natürlich, ein wunderbares Nachschlagewerk und Lesebuch rund ums Fernsehen!

Einsendeschluss ist das Ende der Show am Samstagabend (heute). Bitte nur ein Tipp pro Person.

Nachtrag, 19. Januar, 14:45 Uhr. Lisa musste das Camp wegen einer Erkrankung verlassen. Um die Chancengleichheit zu wahren, nehmen wir Lisa einfach ganz aus der Wertung. Wer schon gewettet hat, muss seinen Tipp nicht noch einmal abgeben!

Nachtrag, 20. Januar, 0:00 Uhr. Die Abstimmung ist beendet. Danke fürs Mitmachen!

Möblierter Raum und Zeit

Ich fühle mich geehrt. Das Möbelhaus, in dem ich zuletzt vor zwölf Jahren eine Couch kaufte und in dem ich seitdem „Stammkunde“ bin und tolle „VIP-Rabatte“ genießen könnte, hat mich für heute zum Midnight-Shopping eingeladen.

Eine schöne Sache. Shoppen um Mitternacht. Und es gibt auch noch tolle Mitternachts-Rabatte!

Nur eins noch: Wie lange genau geht dieses Midnight-Shopping eigentlich?

Ah ja, natürlich. Darauf hätte man kommen können.

Wurde wahrscheinlich von denselben Leuten festgelegt, die dafür sorgen, dass bei RTL Punkt 12 immer um 11.59 Uhr beginnt und 10 vor 11 um 0.35 Uhr.

Mord mit Absicht

Als Programmplaner des Ersten hat man auch nicht immer nur Glück: Da lässt man die viel gepriesene Serie Mord mit Aussicht erst zweieinhalb Jahre komplett vermodern, platziert die Wiederholungen dann im Sommerloch, pausiert sicherheitshalber nach nur einer Folge für eine Woche, um bloß keine Sehgewohnheit aufkommen zu lassen, pausiert dann aber nicht während der Fußball-WM und sendet die erste neue Folge sicherheitshalber parallel zum Halbfinale, um letzte Sehgewohnheiten zu zerstören, macht also im Ganzen den Privaten ihre Kernkompetenz des Serienabschießens streitig, und dann diese Schmach: Die Serie wird trotzdem ein Erfolg. Sowohl beim ARD-Publikum, als auch beim jüngeren. Mehr als fünf Millionen treue Zuschauer zog die untypische ARD-Serie in den meisten der vergangenen Wochen an und erreichte bei den 14- bis 49-jährigen zweistellige Marktanteile. (Für ARD-Fernsehschaffende: Zweistellig, das ist, wenn vor dem Marktanteil noch eine zusätzliche Ziffer steht.)

Eine solche Widerspenstigkeit darf natürlich nicht ungesühnt bleiben, weshalb zu befürchten ist, dass die heutige letzte Folge (20.15 Uhr, ARD) tatsächlich die letzte bleibt – zumindest für lange Zeit. Deshalb unbedingt genießen und zwei Kerzen aufstellen!

Andere Sender hätten sich bei einer Serie mit so guten Kritiken oder so guten Quoten jedenfalls wesentlich mehr beeilt, frühzeitig eine Fortsetzung zu versprechen. Aber gleichzeitig gute Kritiken und gute Quoten stellt natürlich eine unglaubliche Überforderung dar.

Mann Mann Mann.

Mord, Lügen und Fernsehen


Tim Roth als Dr. Cal Lightman in Lie To Me.
Foto: Vox

Ein bisschen Mitleid mit Vox muss man schon haben. Seit RTL sich die dauerbrennenden CSI-Krimiserien gekrallt hat, scheinen bei Vox fast nur noch kurzlebige Krimis zu landen, die die Sendeplätze nur vorübergehend füllen. Shark, Standoff, Life, und jetzt Lie To Me.

Lie To Me läuft in den USA zwar noch, die Quoten sind aber rückläufig, was nie ein gutes Zeichen ist. Das heißt aber nicht, dass man gleich die Finger von der Serie lassen sollte; eher, dass man sie genießen sollte, so lange sie anhält.

Im Grunde ist Lie To Me eine ganz konventionelle Krimiserie mit Verbrechen, Ermittlung und Lösung in dieser Reihenfolge. Ein Extra-Gimmick braucht aber heute jeder Krimi, und hier ist es der lebende Lügendetektor Tim Roth, der nicht mal teure Technik benötigt, sondern nur Gesichter zum Reingucken. Und schon sieht er, wann jemand lügt. Lustig wird’s, wenn er diese Fähigkeit auch im Alltag anwendet und dann Parkplatzrüpeln eins auswischt oder er es nicht lassen kann, Passanten zu belehren, was er im Vorbeigehen aufgeschnappt hat.

Das klingt in der Theorie vielleicht nur mittelprächtig, ist aber in der Umsetzung sehr ansehnlich und bekommt deshalb mein Guckmal-Gütesiegel.

Lie To Me, mittwochs um 21.15 Uhr bei Vox.

Mordsquoten

Der brasilianische Fernsehmoderator Wallace Souza steht im Verdacht, Auftragskiller zu Morden angestiftet zu haben, um die Quoten seiner Sendung zu steigern.

Canal Livre war eine Crime-Magazin, das sich mit Morden beschäftigte, am Tatort filmte und immer wieder den Zeigefinger hob, denn du, du, du, Verbrechen sind böse! In Brasilien werden zwar ohnhehin schon besonders viele Morde begangen, für die Sendung reichte der Stoff aber offenbar noch nicht aus. Fünf Morde soll der Moderator Souza, ein ehemaliger Polizist, der auch politisch aktiv ist, selbst in Auftrag gegeben haben. Der Verdacht gegen ihn kam auf, weil das Fernsehteam so auffallend oft schon vor der Polizei am Tatort war.

Und wir haben uns Gedanken gemacht, ob das deutsche Fernsehen mit unmoralischen Methoden arbeitet.

MTV lässt Tokio Hotel im Regen stehen

Haben Sie gestern die MTV Europe Music Awards gesehen? Nicht? Würden Sie mir glauben, wenn ich Ihnen sagte, dass Sie was verpasst haben? Vor allem, wenn ich hinzufügte, dass das, was Sie verpasst haben, der Auftritt von Tokio Hotel war?

Aber genau so war es.

Tokio Hotel
Tokio Hotel
Tokio Hotel
Tokio Hotel

Und jetzt sagen Sie nicht: „Oooch, das ist ja wohl supernaheliegend, es zu ‚Durch den Monsun‘ von der Decke regnen zu lassen.“ Also, sagen Sie es nicht, bevor Sie sich das nicht im Original angeguckt haben, nämlich hier.

(Jedenfalls verstehe ich jetzt, was Set-Designer Florian Wieder meinte, als er vor der Show sagte, die Band werde bei ihrem Auftritt „mit Wasser hantieren“, und weil die halbe Bühne aus LED-Flächen bestehe, auch am Boden, habe er „ein bisschen Sorge vor dem großen Elektronik-Super-GAU“.)

Nörgel in the Bronx

Becker ist wieder da! Der miesepetrige Misanthrop mit Doktortitel, der die Welt schon hasste und Patienten behandelte, bevor Dr. House es tat, nörgelt sich ab heute wieder 13 Folgen lang durchs Nachtprogramm (dienstags bis freitags gegen 0.10 Uhr).
Sat.1 wiederholt die sechste und zugleich letzte Staffel der großartigen Sitcom mit dem fantastischen Ted Danson ein weiteres Mal (es ist bereits die vierte Ausstrahlung dieser Staffel), denkt aber immer noch nicht daran, eines Tages auch die Rechte für Staffel 5 zu erwerben, die in Deutschland noch nie gezeigt wurde.

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