Mein lieber Herr Gesangverein

Hoffentlich ist Ihr Fernsehtisch stabil. Wenn der Fernseher nämlich Glee zeigt, droht das Möbel darunter unter der  Last an Klischees zusammenzubrechen.

Worüber man aber zuallererst hinwegkommen muss, ist schlicht dies: Die Serie ist ein Musical. Das ist eigentlich eine logische Konsequenz aus den vielen Serien, die in den vergangenen Jahren erfolgreich einzelne Musicalepisoden gedreht haben. Jetzt also eine ganze Serie, die ein Musical ist.

Das Thema, die Bemühungen eines Lehrers einen modernen Schul-Showchor aufzubauen und zum Erfolg zu führen, gibt natürlich ohnehin schon viele Möglichkeiten her, singende und tanzende Menschen zu zeigen. Darüber hinaus brechen die Darsteller aber auch mitten in der Handlung unvermittelt in Gesang aus, sauber orchestriert und begleitet von einer wundersamen Verwandlung in andere Kostümierungen. Glee ist keine Musicalparodie. Die meinen das ernst.

Und auch die klischeehafte Verteilung in der Zusammensetzung des Chores wirkt nicht, als sei sie als Parodie gedacht. Da sind alle, die man aus allen anderen amerikanischen Highschool-Serien kennt: Das Sport-As und seine Freundin, die intrigante Cheerleaderin; die hübsche, aber unbeachtete gute Sängerin, deren Herz für das Sport-As schlägt; die dicke Schwarze; der junge Schwule, der lernen muss, mit seiner Sexualität klarzukommen; der Behinderte im Rollstuhl; der nette Lehrer; die intrigante Lehrerin, die versucht, den Chor zu zerschlagen; und der gähnende Zuschauer, der das alles schon hunderttausendmal gesehen hat.

Das heißt aber nicht, dass Glee nicht auch überraschend und lustig ist. Wenn man erst über diese Musicalsache und den Klischeeberg hinweggekommen ist, findet man durchaus ein paar schöne Dialoge und intelligente Gags. Der Teil der Serie, der gesprochene Spielhandlung ist, ist deutlich auf Comedy getrimmt, und immerhin das unterscheidet ihn von den meisten anderen Teenieserien. Und obwohl der Schluss der ersten Episode so wirkt, als sei die Geschichte bereits am Ende und alles erzählt, muss man, sofern man ungeachtet dessen weiterguckt, ein gewisses Suchtpotenzial einräumen. Ob man will oder nicht.

In den USA hat sich die Serie seit dem Start vor anderthalb Jahren zu einem derartigen Überflieger entwickelt, dass der Sender Fox inzwischen sogar seine erfolgreichste Sendung American Idol auf einen neuen Sendeplatz verschiebt, nur um Glee nicht antasten zu müssen. (Beide hatten sich bisher je nach Jahreszeit einen Sendeplatz geteilt, aber die jetzigen Glee-Quoten ließen eine Aussetzung oder Verschiebung der Serie irrsinnig erscheinen.)

Von diesem Erfolg waren die Sender und Produzenten womöglich selbst am meisten überrascht, denn die Serie wirkt nicht, als sei sie als irgendetwas anderes gedacht gewesen als ein geniales Marketinginstrument, um den Verkauf von Tonträgern anzukurbeln. Allein in der ersten Staffel erschienen drei Soundtrack-Alben und danach ein Komplett-Box-Set mit allen 100 Songs aus der Staffel. Alle Songs sind vom Ensemble selbst eingesungen, und die meisten sind Coverversionen bekannter Hits. Weil alle Songs auch einzeln erhältlich waren, aber alle unter dem Namen „Glee Cast“, hatte es die Gruppe schon auf 71 Chart-Notierungen in den USA gebracht, bevor überhaupt die zweite Staffel losging. Kein Wunder, wenn man jede Woche um die Werbeblöcke herum einen 40-minütigen Dauerwerbespot für diese Produkte ausstrahlen kann. Aber die Werbung ist ja schon seit längerer Zeit öfter mal interessanter gemacht und besser produziert als große Teile des restlichen Fernsehprogramms.

Glee ist derzeit eine der erfolgreichsten Serien im US-Fernsehen und landete im deutschen Fernsehen ausgerechnet bei Super RTL. Dort laufen zwar auch einige andere der erfolgreichsten US-Serien, die sind aber in der Regel Jahrzehnte alt und mit alten Frauen besetzt. Montags abends kommen jeweils zwei Folgen von Glee, die erste sendet auch RTL vorab am Sonntagnachmittag weg und hält das für eine angemessene Starthilfe.

Und die Lieder aus Glee sind ab jetzt natürlich auch in Deutschland erhältlich.

Korrektur (Montag, 17.01.): Super RTL zeigt nur heute zwei Folgen, ab nächstem Montag immer nur eine um 20.15 Uhr.

Mein rechter, rechter Sendeplatz ist frei

Im Rennen um die kurzfristigste Absetzung der Woche sind ARD und ZDF vorgeprescht: Weil einem Radfahrer, der bei der Tour de France ohnehin schon nicht mehr mitfuhr, vorgeworfen wird, was man ja irgendwie von allen Radfahrern erwartet, nämlich Doping, hat die ARD eine Dreiviertelstunde vor dem heute geplanten Beginn den vorläufigen Ausstieg aus der Tour-de-France-Übertragung beschlossen.
Vielleicht kann die ARD ja auf den frei gewordenen Sendeplätzen die bereits vorbereiteten Sat.1 am Mittag-Sendungen zeigen.

Mensch des Tages

Frank Elstner unterscheidet sich dadurch von Margot Honecker und dem Papst, dass er heute erst 65 wird, und nicht schon 80, wie die anderen beiden zu Beginn der Woche. Im Gegensatz zu Margot Honecker ist er auch noch im Geschäft, und außerdem ist Frank Elstner schon viel länger Frank Elstner als der Papst Papst, nämlich seit den 60er-Jahren, als er seinen früheren Vornamen Tim ablegte, weil es bei Radio Luxemburg schon einen Tom gab, und das war zu ähnlich. Eine Zeit, in der jeder zweite Moderator Oliver heißen würde, war damals unvorstellbar.

Frank Elstner ist unbestritten keine der größten Spaßkanonen des deutschen Fernsehens, aber einer der erfolgreichsten Unterhalter und kreativsten Köpfe in dessen Geschichte. Es gehört schon einiges dazu, sich Spielregeln für eine Samstagabendshow auszudenken, die so kompliziert sind, dass ihre Erklärung in der Premiere ungefähr eine Stunde dauert. Frank Elstner hat eine Show erfunden, die so originell, so stimmig, so zeitlos und so allüberstrahlend ist, dass Thomas Gottschalk noch heute als guter Moderator gilt. Außer Wetten, dass…? bereicherte Frank Elstner das Fernsehen mit dem ursprünglich sehr abwechslungsreichen und kurzweiligen Jahresrückblick Menschen (für Johannes B. Kerner kann er nichts) und den Montagsmalern und erfand so ausgefallene Spielshows wie Karl Dalls Koffer Hoffer und Peer Augustinskis Mann-O-Mann.

Selbst Sendungen, die heute längst vergessen sind (Aber hallo!) oder als Flops galten (Nase vorn) wären nach heutigen Maßstäben Sensationserfolge gewesen. Die tatsächlichen Flops wie Elstner und die Detektive und Flieg mit Air-T-L überwand Elstner in der Regel schnell und dachte sich eben etwas Neues aus.

Elstner ist ein hochprofessioneller Fernsehmacher, der seinen Job sehr, sehr ernst nimmt. Das lässt ihn nicht unbedingt wie eine Idealbesetzung für Verstehen Sie Spaß? erscheinen, doch ausgerechnet er hat die Sendung gerettet. Aus der goldenen Zeit der großen Samstagabendshows in den frühen 80er-Jahren gibt es nur noch zwei überlebende: Die eine hat Elstner erfunden, die andere moderiert er.

Wir gratulieren zum Erreichen des bisherigen Renteneintrittsalters mit zwei Abschriften aus Sendungen, in denen Elstner so sehr auf seine Show konzentriert war, dass er den Überblick verlor. Das ist schließlich viel lustiger als wenn alles einwandfrei klappt.
Die erste ist aus der Spielshow-Recycling-Spielshow Einfach Millionär vom Oktober 2004.

Elstner: „So, und jetzt meine Damen und Herren, geht es darum, dass ich Ihnen meinen nächsten Gast ansage, und, na ja, ähm, mir zeigt man hier gerade eine falsche Tafel, aber das muss Sie überhaupt nicht durcheinander bringen, denn, äh, ich weiß, dass nach unserer japanischen Geschichte dalli dalli jetzt einer vor der Tür steht, auf den ich jetzt hier natürlich wirklich gespannt bin, denn er wird heute Abend für die große Unterhaltung sorgen. Hier kommt Rudi Carrell. (Riesenapplaus.) Rudi, herzlich Willkommen. Setz dich bitte hier neben die Birgit.“
Carrell: „Ich find‘ das schön heute Abend hier. Ich habe gerade in der Garderobe das Dalli Dalli gesehen. Das fand ich toll. Ich hab‘ das auch noch gesehen, als ich ein kleiner Junge war.“ (Carrell war 36 Jahre alt, als Dalli Dalli begann.)
Elstner (kapiert den Witz nicht und moderiert todernst weiter): „Aber was meinst du, was noch alles sehen wirst heute. Da warst du auch noch ein kleiner Junge. Da hast du schon Die verflixte Sieben gemacht. Und das laufende Band. Weißt du noch den ersten Tag, als du damit angefangen hast?“
Carrell: „Ja, ich war sehr überzeugt davon. Das war ’ne Show, die ist in Holland gelaufen und … Mein Mikro kaputt?“
Elstner: „Nö, es geht ganz gut. Wir verstehen dich gut.“
Carrell: „Nee.“
Elstner: „Ist kaputt?“.
Carrell: „Ja.“
Elstner: „Dann gebt mir doch mal ein Handmikro, bitte. So was passiert, ist ja kein Problem. Oder red‘ doch einen kleinen Moment, guck mal, in das Mikrofon von der Birgit. (Riesenapplaus.) Also Rudi, ich muss dich mit ’nem alten Witz begrüßen. Und zwar ein Witz, der ist von dir, der heißt: Besser ein Holland… Holländer im Fernsehen als zwei auf der deutschen Autobahn.“
Carrell: „Als zweitausend.“
Elstner: „Ja.“

Und in Flieg mit Air-T-L fragte Frank Elstner den Kandidaten Roland: „Lars, was hast du für Hobbys?“ Roland verbesserte ihn: „Roland.“ Elstner: „Aha, und du, Anette?“

Menschen am Menschen vorbei

Ich habe Menschen 2007 nicht gesehen. Das ist nicht ungewöhnlich, ich sehe Menschen eigentlich nie, weil die Moderation von Johannes B. Kerner mich immer daran erinnert, dass nicht nur das Ende des Jahres nah ist, sondern auch das des Abendlandes. Normalerweise meide ich die Sendung also gezielt, diesmal dagegen war mir komplett entgangen, dass sie überhaupt kommt. Aber stimmt, es ist ja auch schon Anfang Dezember. Auf ein Jahr, das bereits zu elf Zwölfteln vorbei ist, muss schließlich schleunigst zurückgeblickt werden. Nicht dass noch was passiert, was man integrieren müsste.

Früher, als jedes Jahr noch ein ganzes Jahr dauerte, kam Menschen noch im Januar. Das war freilich zu Frank Elstners Zeiten, und als er das Konzept der Sendung zu Ende erklärt hatte, war vermutlich schon Februar. Dann rückte die Sendung auf Ende Dezember vor, vor Jahren auf Anfang Dezember und nächstes Jahr vielleicht schon ins Sommerloch. Seit 2003 sind die Einschaltquoten nicht nur für diesen ZDF-Jahresrückblick rückläufig, sondern auch für das RTL-Gegenstück Menschen, Bilder, Emotionen mit Günther Jauch, der sich zwar wenigstens nicht dem Wahn anschließt, ausgerechnet beim Jahresrückblick der Erste sein zu müssen, aber auch schon in der ersten Dezemberhälfte sendet.

Warum nur sehen jedes Jahr weniger Menschen die großen Rückblickshows? Ermüdungserscheinung? Haben die Zuschauer die Ereignisse des Jahres inzwischen oft genug gesehen? Kaum, sind ja jedes Jahr andere. Also nochmals mit dem Holzhammer: Hat mal jemand in Erwägung gezogen, dass die Menschen noch nicht in der Stimmung für einen Jahresrückblick sind? Kam vielleicht irgendwer mal auf die Idee, den Jahresrückblick zu einem sinnvolleren Zeitpunkt zu zeigen? ZUM BEISPIEL AM JAHRESENDE???

Immerhin herrschten zum Zeitpunkt des ZDF-Jahresrückblicks dieses Jahr keine frühlingshaften 16 Grad Außentemperatur, wie am 4. Dezember 2006. Dennoch würde eine Mehrheit der Zuschauer vielleicht auch zwischen Weihnachten und Silvester eine Sendung begrüßen, die dann eher ihre Gefühlswelt trifft.

Um es aus einem weniger emotionalen, sondern eher faktischen Blickwinkel zu betrachten, hier mal eine Liste interessanter Ereignisse der vergangenen zehn Jahre, die erst im Dezember passierten und deshalb in kaum einem Jahresrückblick beachtet werden konnten:

  • Der Baulöwe Jürgen Schneider wird verurteilt (1997) 
  • Das US-Repräsentantenhaus leitet das Amtsenthebungsverfahren gegen Bill Clinton ein (1998)
  • Der Orkan Lothar verwüstet große Teile Europas (1999)
  • Boris Jelzin tritt zurück und Wladimir Putin wird russischer Präsident (1999)
  • Hamid Karzai wird Regierungschef von Afghanistan (2001)
  • Der Bundestag stimmt der Entsendung deutscher Streitkräfte nach Afghanistan zu (2001)
  • Die erste geklonte Katze kommt zur Welt (2001)
  • Die Raumsonde „Mars Express“ erreicht den Mars, kann aber keinen Kontakt herstellen (2003)
  • Ein schweres Erdbeben im Iran tötet rund 50.000 Menschen (2003)
  • Ein Seebeben im indischen Ozean verursacht einen Tsunami, der fast eine Viertelmillion Menschen tötet (2004) 
  • Der neue deutsche Papst unterzeichnet seine erste Enzyklika (2005)
  • Der erste Testsatellit für das europäische Navigationssystem Galileo nimmt den Betrieb auf (2005)
  • James Brown stirbt (2006) 
  • Der ehemalige US-Präsident Gerald Ford stirbt (2006)
  • Saddam Hussein wird hingerichtet (2006)

Merkwürdiger Montag

Mit dem Neustart seines Mystery-Montags war Pro Sieben vor einer Woche gleich dreifach erfolgreich. Sowohl das Urzeitmonster-Spektakel Primeval als auch der Runterzieher Jericho erreichten ordentliche Zuschauerzahlen, und wenig später kündigte der US-Sender CBS an, das bereits abgesetzte Jericho doch weiterführen zu wollen.

Heute glaubt Pro Sieben deshalb wohl, nun austesten zu können, wie weit sie eigentlich gehen können. Im Anschluss an diese beiden startet eine dritte neue Serie, und gegen die sind die vor einer Woche von mir verrissenen Primeval und Jericho echte Perlen.

Blade — Die Jagd geht weiter ist diplomatisch ausgedrückt ein hirnloser Dreck, und man könnte das auch drastischer formulieren, wenn man sich des vulgären Vokabulars der Serie bediente.

Noch vor dem Vorspann wird das inhaltliche Niveau deutlich: Titelfigur Blade, halb Mensch, halb Vampir, ein finsterer Schläger, vermöbelt brutal jemanden, dem er eine Information entlocken will, erhält sie schließlich, lässt von ihm ab und sagt: „Du kannst gehen.“ Sein blutendes Opfer entgegnet ungläubig: „Ist wohl ein Witz?“, Blade sagt „Ja“ und schlägt ihm den Kopf ab.

Eigentlich hätte ich an dieser Stelle schon abgeschaltet, aber es hätte ja noch besser werden können. Na ja, man kann sich ja mal irren. Die Serie ist inhaltlich, stilistisch, handwerklich und schauspielerisch schlecht, aber wenigstens auch noch schlecht synchronisiert. Oder anders ausgedrückt: Man würde sie viel eher bei RTL2 als bei Pro Sieben vermuten.

Schlimm ist, dass dieser Schmutz schon um 22.15 Uhr Sendezeit zerstört und die dritte Staffel der zwar oft verwirrenden, aber deutlich niveauvolleren Spionageserie Alias erst danach an den Start geht. Deshalb spare ich mir heute mal den fett gedruckten Sendehinweis für Blade.

Alias — Die Agentin, montags um 23.10 Uhr auf Pro Sieben.

Merkwürdige Praxis

Bei Kabel 1 beginnt heute die letzte Staffel der preisgekrönten Serie Practice – Die Anwälte, deren vorletzte, drittletzte und viertletzte Staffel nie im deutschen Fernsehen gelaufen sind.

ProSieben zeigte einst die ersten vier Staffeln dieser Serie, die von David E. Kelley erdacht wurde und deshalb eine Anwaltsserie ist, die in Boston spielt. Danach gab es eine Pause, die länger war, als es gedauert hätte, die fehlenden drei Staffeln ein paar Mal zu zeigen. Wer also Schwierigkeiten hat, beim heutigen Einstieg mit Folge 147 sofort in die Handlung und Zusammenhänge hineinzufinden, darf sich darüber nicht wundern. Dennoch wird er einige Charaktere wiedererkennen, wenn auch nicht zwingend aus den ersten Staffeln von Practice. Neu dabei sind Alan Shore (James Spader) und Tara Wilson (Rhona Mitra), und in fünf Folgen auch Denny Crane (William Shatner), die Vox-Zuschauer aus Boston Legal kennen.

Practice war genauso gut, nur nicht so albern wie später Boston Legal. Boston Legal war im Herbst 2004 die Fortsetzung der langlebigen, aber gerade eingestellten Serie Practice, und für den sanfteren Übergang wurden einige Figuren übernommen.

Der Erfolg von Boston Legal beim Konkurrenten Vox erklärt, warum sich der ProSiebenSat.1-Konzern entschieden hat, die Rechte an Practice zumindest teilweise zu nutzen und, wenn schon nicht die 67 fehlenden Folgen im Mittelteil, dann doch immerhin die letzte Staffel mit den bekannten Gesichtern bei Kabel 1 zu zeigen.

Und darüber sollten wir uns für einen kleinen Augenblick freuen.

Freu.

So, das reicht. Denn es kommt nicht oft vor, dass sich programmplanerische Entscheidungen des deutschen Fernsehens mit gesundem Menschenverstand erklären lassen.

Practice – Die Anwälte, freitags um 23.05 Uhr bei Kabel 1.

Merv Griffin ist tot

Wer den Abspann von Gameshows nicht liest, wird seinen Namen in Deutschland womöglich noch nie gehört haben. Merv Griffin war ein Pionier des amerikanischen Fernsehens und hatte lange seine eigene Talkshow, erfand aber vor allem zwei der zwei erfolgreichsten Gameshows überhaupt: Glücksrad und Jeorpardy!. Und weil er bloß kein Geld verschwenden wollte, komponierte er die Titelmelodien auch gleich selbst.

Der alte Merv war 82, und in seinem Gedenken sollten wir heute alle noch einmal ein E kaufen.

Metakritik „Blackout“

Ab heute zeigt Sat.1 den vierteiligen düsteren Unterwelt- und Amnesie-Thriller „Blackout“ — sicher eines der wichtigsten Programme für den Sender in diesem Herbst, auch weil sein Erfolg mit darüber entscheidet, ob deutsche Sender überhaupt noch solche ambitionierten Eigenproduktionen in Auftrag geben. Die Kritiken bewegen sich zwischen Wohlwollen und Begeisterung:

Christopher Keil, „Süddeutsche Zeitung“:

Die aufregendste Dramaserie der Saison. Einerseits arbeiten die Regisseure Peter Keglevic und Hans-Günther Bücking mit den üblichen Klischees. Andererseits ist das alles konstant gut fotografiert, wirkungsvoll dargestellt und dramatisiert. Vor allem Roeland Wiesnekker ist als von seiner Ehe, den Drogen und seiner Arbeit zerstörter Fahnder umwerfend.

Peer Schader, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“:

Der düstere Krimi ist eine fürs deutsche Fernsehen außergewöhnliche Produktion mit Charakteren, die man selten sieht. Überall lauern Loser, Abzocker, Falschspieler und gescheiterte Existenzen, die Geschichte ist spannend und authentisch erzählt.


Andre Mielke, „Die Welt“:

Es handelt sich tatsächlich um ein Ereignis, um große Fernsehdramatik. „Blackout“ erzeugt Hochspannung weniger durch Pyrotechnik, Verfolgungsjagden oder Gewaltorgien, sondern durch raffinierte und konzentrierte Dramaturgie, pointierte Dialoge und eine ungemein einfallsreiche, dabei aber nie manierierte Kameraführung. „Blackout“ ist, wie ein Thriller mit Niveau sein sollte, und zwar die vollen sechs Stunden lang.

Peter Luley, „taz“:

Durchweg brillant ausgestaltete und besetzte Charaktere. Wirklich bemerkenswert, welch düsteren Sog diese auch visuell imposante Genresaga bis zum Schluss entfaltet. Hier ist mal wieder eine Eigenproduktion, mit der sich Sat.1 zu Recht schmücken darf.

Thomas Gehringer, „Tagesspiegel“:

„Blackout“ beweist, dass auch das deutsche Fernsehen mit einer eigenproduzierten (Mini-)Serie glänzen kann. „Blackout“ erzeugt einen Sog, der das Warten auf den nächsten Teil zur Geduldsübung macht. Bis in die Nebenrollen ist der Vierteiler glänzend besetzt.

Harald Keller, „Frankfurter Rundschau“:

Obwohl einige Passagen dem Zuschauer ein wenig Nachsicht abverlangen, wegen handwerklicher Schwächen, gestelzter Dialoge, wäre der Serie ein erfolgreiches Abschneiden zu wünschen. Damit deutsche Autoren und Regisseure auch künftig Gelegenheit bekommen, vom Einerlei abzuweichen und die Programme zu bereichern.

Torsten Wahl, „Berliner Zeitung“:

Auch wenn der Vierteiler (Regie: Peter Keglevic und Hans-Günter Bücking) auch nicht so vielschichtig ist, wie es Sat.1 verspricht, so ist er dennoch sehenswert. Denn vor dem klar skizzierten Hintergrund erzählt er drei Geschichten von Familien, die nicht nur ungemein dramatisch sind, sondern auch von Figuren getragen werden, die sich dem Schwarz-Weiß-Raster entziehen. Die bis in kleinste Nebenrollen hinein starke Besetzung ist überhaupt der größte Trumpf von „Blackout“.

Christian Buß, „Spiegel Online“:

Man muss den Verantwortlichen von Sat.1 Respekt zollen für die beiden Helden, mit der sie die aufwändigste Eigenproduktion dieses Jahres ausgestattet haben: An denen kleben soviel Blut-, Sperma- und Kokainreste, das sie schwerlich als Sympathieträger durchgehen. Bei allen Schwächen ist dieses Sechs-Stunden-Monstrum ein wunderbares Fernsehereignis.

„Blackout“, ab heute jeweils sonntags und montags um 20.15 auf Sat.1. Wiederholungen mittwochs und samstags gegen 22 Uhr auf Kabel 1.

Michael, der aus dem Dschungel kam

Wer sagt eigentlich, dass schöne Menschen es im Leben leichter haben?


Foto: RTL

Seinem Körper zum Trotz muss der Seifenmann Michael Meziani das RTL-Dschungelcamp zuerst verlassen.

Ja dann.

Michaela Schaffrath wird Dschungelkönigin

Gut, die Überschrift ist schwer übertrieben und wird sich womöglich schon in wenigen Tagen zudem als falsch herausstellen. Aber das Ergebnis der Dschungelwette von fernsehlexikon.de ist eindeutig, um nicht zu sagen: sensationell.

217 Leser haben mitgetippt, und sie sehen Michaela Schaffrath mit einem gewaltigen Vorsprung an erster Stelle. Sie erreicht auf der Skala von 1 (Dschungelkönig) bis 9 (muss als erster das Camp verlassen) einen Durchschnittswert von 2,4. Mit weitem Abstand folgen Ross Anthony (4,41) und DJ Tomekk (4,44) auf den Plätzen zwei und drei. Das Mittelfeld liegt eng beieinander; nur die beiden letzten Plätze sind dann wieder sehr eindeutig: Die „Fernsehlexikon“-Tippgemeinschaft glaubt, dass Julia Biedermann (7,0) und Bata Illic (6,7) als erstes aus Ich bin ein Star — holt mich hier raus rausgewählt werden.

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