Liveblog: Fernsehpreis mit Eklat 2008

Der Deutsche Fernsehpreis 2008 (10/12/2008) 
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8:13
stefan:  *ins mikro pust*
8:14
stefan:  (fiese rückkopplung)
8:14
stefan:  So. Guten Tag, liebe Freunde des angekündigten und aufgezeichneten Eklats. Der Peer und ich begrüßen Sie zu unserem Liveblogging!
8:15
stefan:  (Also, „live“ im Sinne von „‚live'“)
8:16
Peer:  Günther Jauch hat ja gesagt, er wolle nicht kommen. Der verpasst aber auch immer das Beste.
8:18
stefan:  Herr Gottschalk verspricht, sich zurückzunehmen heute und nur in äußersten Notfällen einzugreifen. Als wüsste er, was ihn erwartet. (Oder weiß er es, weil das erst hinterher aufgenommen und davor geschnitten wurde?)
8:19
stefan:  Geht aber schnell los. Frau Hörbiger (die Tolle!) ist schon da und spricht über Serien im Fernsehen, die für viele Zuschauer heute „die ganz große Liebe“ seien.
8:20
stefan:  (Leser-Kommentare bitte unten ins Kommentarfeld. Die moderne Technik, die hier oben anzeigen zu lassen, hat mich völlig überfordert letztes Mal.)
8:21
stefan:  Erste Kategorie: Serien. Immerhin gibt es wider ein paar deutsche Serien, die man nominieren kann, ohne sich zu schämen. Das war noch vor ein paar Jahren nicht selbstverständlich.
8:22
stefan:  vier von den fünf nominerten könnte man guten gewissens auszeichnen. and the winner is…
8:23
stefan:  Doctor’s Diary — und RTL geht in der Nationen, äh, Senderwertung in Führung. (Und von dem knappen Dutzend großer KDD-Hauptdarsteller scheint nicht ein einziger überhaupt in den Saal gekommen zu sein.)
8:23
Peer:  DD wird übrigens von der Firma Polyphon produziert, die sonst „Dr. Kleist“ für die ARD macht.
8:25
stefan:  Unser Gastkommentator Bastian Pastewka war übrigens schon mehrmals groß im Bild mit einem Ich-versuch-mal-ganz-telegen-zu-gucken-Gesicht.
8:25
Peer:  Thea Gottschalk im Publikum hat sich einen Käfer um die Stirn schnallen lassen, igitt.
8:25
stefan:  (Ich werd versuchen, im Nachhinein noch ein paar Screenshötte hier einzubauen.)
8:26
Peer:  Den mit dem Käfer bitte auch.
8:26
stefan:  Ich hab grad kurz gedacht, Claus Kleber und Peter Kloeppel wären Hand in Hand auf die Bühne gekommen.
8:27
stefan:  Als „News-Brothers“, wie Herr Kleber sie vorstellt.
8:27
Peer:  Schau mal, Stefan, die beiden News Brothers haben spiegelverkehrte Scheitel.
8:28
stefan:  Ja, Peer.
8:28
Peer:  Danke, Blog Brother.
8:28
stefan:  (für die Witze ist jeder Liveblogger selbst verantwortlich)
8:29
Peer:  Nächste Kategorie: JUNGE Auslandskorrespondenten. Die alten haben es sich dieses Jahr ja mit ARD und ZDF verscherzt, als sie dieses Jahr massive Kritik übten, kaum SEndeplätze für Hintergründe zu bekommen.
8:31
Peer:  Gewinner: Maike Rudolph, ARD. Sie sagt: herzlichen Dank.
8:32
Peer:  Und außerdem: wie schlimm das ist, aus Krisengebieten zu berichten und zusehen zu müssen, wie überall Elend ist. Wirkt ganz schön mitgenommen, die junge Frau.
8:34
stefan:  Ich fand sie toll. Sie hat erzählt, wie das ist, wenn man in so ein Krisengebiet kommt, und die Leute schauen einen an und sehen, dass man gar keine Hilfsgüter mitgebracht hat, sondern nur eine Kamera.
8:39
stefan:  Bester Schauspieler: Mischel Matisewitsch. Misel Matissewick. Matitschewitsch. Matzewick. Er freut sich auf der Bühne, dass sie den Namen auf der Trophäe richtig geschrieben haben, vermutlich mit allen Apostrophen und so. Muss reichen.
8:40
stefan:  „Mama guck mal, ist für Dich. Nur für Dich. Nur für Dich, Mama.“ Sagt er. Und sie sitzt neben ihm und weint und ist fassungslos.
8:40
Peer:  Die erste Mutter, der gedankt wird, und die bei so einer Verleihung tatsächlich im Saal ist. Schön.
8:40
stefan:  Bis jetzt ist eigentlich ganz schön und emotional. „Glückwunsch zum Sohn“, sagt Gottschalk. „Bring’n Sie ihm noch nen Krawattenknoten bei, dann ist perfekt.“ (Misel trägt so ein schalähnliches Dings.)
8:41
Peer:  Ingolf Lück kommt als Laudator. Stefan, schaltest du um?
8:41
Peer:  Schnell.
8:41
stefan:  Zu spät.
8:42
Peer:  Die Topmodels von Pro Sieben sind auch da. Im Publikum. Die sind überall. Wann modeln die eigentlich?
8:42
stefan:  Lück ist unerträglich, aber sie zeigen zur Kategorie „Beste visuelle Effekte“ das sensationelle Meer in „Jim Knopf & Lukas der Lokomotivführer“ damals. Das ist groß.
8:43
Peer:  Ich dachte, die lassen den Lück nur noch zur Fußball-WM raus.
8:43
stefan:  (Ich find grad keinen Link dazu, aber es war diese wehende Plastikfolie.)
8:44
Peer:  Ich sah neulich übrigens eine alte Wochenshow-Folge, in der Lück den Witz machte: Norbert Blüm geht nur noch ungern in den Wald, weil ihm die Pilzsammler dann immer am Hut drehen. Ich musste kurz lachen.
8:44
stefan:  Herr Lück zieht sich vor der Bluebox aus, wird „unsichtbar“ und Reich-Ranickis Lebensmut schwindet.
8:45
Peer:  Warum ist eigentlich die Brigitte-NIelsen-OP-Show von RTL nicht als „Bester visueller Effekt“ nominiert?
8:46
Peer:  In seinem Bluebox-Anzug sieht der Lück aus wie Grobi in der „Sesamstraße“. Sorry, Grobi.
8:46
stefan:  Grobi ist ein Flauschzottel!
8:46
stefan:  Der Lück…. nicht.
8:47
stefan:  Bester visueller Effekt: „Das Wunder von Loch Ness“ (Sat.1)
8:48
stefan:  Stephanie Stumph hält die Laudatio für (hab ich verpasst). Peer findet die total süß.
8:48
stefan:  OH GOTT, SIE HAT IHREN VATER MITGEBRACHT!
8:49
stefan:  (Wolfgang Stumph.)
8:50
stefan:  Peer, findest Du sie süß genug, um den Auftritt ihres Vater zu rechtfertigen?
8:50
Peer:  Das ist übrigens absurd, Florian David Fitz aus „Doctors Diary“ in der Kategorie Nebenrolle zu nominieren, der hatte ja nach Diana Amft den meisten Text als Doktoren-Arsch…
8:51
Peer:  Michael Gwisdek als Opa aus „Das Wunder von Berlin“ räumt den Preis ab. Find ich gut.
8:52
Peer:  …und um auf deine Frage zu antworten, Stefan: Ja, mit Eltern muss man sich eben immer auch auseinandersetzen, wenn man an die Töchter ran will.
8:53
Peer:  Gwisdek scherzt: „Mein problem mit der Rolle ist: Ich bekomm jetzt immer Rollen, bei denen ich eines natürlichen Todes sterbe…“
8:55
Peer:  Erstaunlich: Es geht offenbar doch. Eine lustige Dankesrede zu halten. Ist nur zu kompliziert, jetzt alles aufzuschreiben leider.
8:56
Peer:  Jetzt kommt Nebenrolle weiblich.
8:57
stefan:  Der Peer und ich haben von all den Filmen, in denen die Nominierten sind, leider zusammen nur einen gesehen.
8:57
Peer:  …kennen dafür aber alle Shows mit Marco Schreyl auswendig. Schlimm.
8:58
stefan:  Es gewinnt: Silke Bodenbender.
8:58
Peer:  Frau Bodenbender hat ein Dekolleté als wäre sie gerade aus Draculas Gruft entstiegen.
8:58
stefan:  Dracula hat ein großes Dekollete?
8:59
Peer:  Was hat eigentlich FRau Schäferkordt dieses Jahr für ein Dekolleté? Stefan, machst du einen Screenshot?
9:00
stefan:  Ich finde die Preisverleihung bis jetzt nicht schlimmer als die Jahre zuvor. Nein: weniger schlimm. Ganz okay.
9:00
Peer:  Das liegt daran, dass der Schreyl dieses Jahr bloß im Publikum sitzt.
9:02
stefan:  Beste Sportsendung. Jetzt kommt die ßberraschung des Abends.
9:04
stefan:  Toll: Die großen Außenseiter Sigi Heinrich und Dirk Thiele von Eurosport gewinnen! (Nominiert waren auch der schlimme Kai Ebel und der schlimme Johannes B. Kerner. Brrr.)
9:04
stefan:  Ich kann inhaltlich leider gar nicht sagen, ob das gerecht ist, mit Eurosport, aber so wie die beiden sich freuen, war es die richtige Entscheidung.
9:05
stefan:  „Gibt’s doch nicht, wir sind der Zwergensender“, sagt er eine von beiden, als er Laudatorin Kirsten Bruhn (doppelte Olympiasiegerin Paralympics) herzt.
9:06
stefan:  Eigentlich müsste er jetzt aufhören, sagt Thiele, aber er tut’s nicht. Weil: „Wir wollen die Großen noch im Wintersport ärgern.“
9:07
stefan:  „Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, welche Freude ihr uns gemacht habt“, sagt Sigi Heinrich. Niedlich sind die beiden. Und glücklich.
9:07
stefan:  Gottschalk: „Der Gegenentwurf zu Huber und Beckstein, die beiden.“
9:08
Peer:  Jan Josef Liefers kommt als Laudator. Aber mal nicht mit dem Motorrad, wie zu erwarten gewesen wäre.
9:11
stefan:  Letztes Jahr waren in der Verleihung dauernd entsetzlich gelangweilte Leute im Publikum zu sehen. In diesem Jahr nicht. Vielleicht ist nur die Regie besser. Aber mir kommt es auch so vor, als ob es insgesamt nicht so langweilig ist. (Aber wir haben natürlich auch noch ein paar Stunden vor uns.)
9:11
Peer:  Beste Regisseurin ist übrigens Connie Walther („12 heißt: Ich liebe dich“).
9:12
Peer:  …und vielleicht mcht es ja doch Sinn, dass die beim SEnder einen Tag Zeit haben, um das Ding zu schneiden, da kann man die gelangweilten Gesichter entfernen.
9:13
Peer:  ..und für die Katgeorie Beste Wissenssendung haben sie den Laudator gleich ganz rausgeschnitten. Wer war denn da so schlecht?
9:14
stefan:  Die Ausschnitte aus „Welt der Wunder“, die sie gezeigt haben, sind die besten Argumente, die Sendung auf gar keinen Fall auszuzeichnen.
9:15
Peer:  Lafer & Lichter waren’s, die jetzt den Preis übergeben an „Neues“.
9:15
stefan:  Und das ZDF hat ihre Anmoderation vollständig herausgeschnitten. Nach dem, was ich aus Köln gehört habe, zu Recht.
9:16
Peer:  Das geht natürlich trotzdem nicht, die einfach komplett nicht anzukündigen.
9:16
stefan:  Doch, das geht. Ich finde, das ging sogar ganz außerordentlich gut.
9:16
stefan:  Vielleicht könnte man das auch mit ihrer Kochshow mal probieren.
9:17
stefan:  „Quarks & Co.“ nicht auszuzeichnen, ist aber auch eine merkwürdige Entscheidung.
9:17
Peer:  „Danke an Lafer & Lichter – die beiden sind natürlich ein geniales Fernsehpaar“, sagt Gottschalk. Hihi. Aber zuhören mag man ihnen trotzdem nicht.
9:18
stefan:  Helmut Markwort & Stefan Aust als Laudatoren.Ich habe Angst.
9:18
Peer:  Von wegen keine gelangweilten Gesichter: Gerade hat Guido Cantz im Publikum geschaut, als habe man ihm seine nächste Karnevalstour abgesagt.
9:19
stefan:  Aust: „Wie sie an uns unschwer erkennen können, setzt man beim Fernsehpreis auf die Große Koalition.“ – Markwort: „Aber Sie stehen rechts von mir!“ (Und sie tauschen die Plätze.)
9:20
stefan:  „Show & Politik werden immer ähnlicher“, sagt Markwort. Beide Kategorien sind leider nicht seine.
9:21
Peer:  Ist übrigens der erste Fernshepreis in 16:9, oder? Nur mal so nebenbei.
9:21
stefan:  Wir sind in der Kategorie „Beste Dokumentation“. Es gewinnt: „Das Schweigen der Quandts“.
9:22
stefan:  (Eric Fiedler)
9:23
stefan:  Fiedler: „Ich danke dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen, weil wir ohne das öffentlich-rechtliche Fernsehen solche Filme nicht machen können.“ Ohne Zweifel. Am Ende dankt er seiner Familie und sagt: „Ich bin wieder da. Das ist für euch.“
9:24
Peer:  Heute sitzen alle Fliegen schief. Bei Markwort auch.
9:26
stefan:  Jetzt: Beste Reportage. Sieger: „Alt sein auf Probe“ mit Sven Kuntze. Das war richtig toll und hat leider kein Mensch gesehen, obwohl die ARD es zur Primetime gezeigt hat und es genau so gemacht war, wie solche Themen heute aufbereitet sein müssen.
9:27
stefan:  Kicher: Sven Kunze sagt: Jury. Also, so dass es sich auf „Fury“ reimen würde.
9:28
Peer:  Zeit für einen Eklat, oder?
9:28
Peer:  Dauert aber wohl noch.
9:31
Peer:  Hat schon jemand gesagt, wer die beiden sind, die gerade ihre Laudatio auf großen Papieren vorgeblättert haben? In der Kategorei Bestes Buch? Nicht? Wieso denn?
9:32
Peer:  Liebe Kommentatoren. Hab ich was verpasst, wenn ich Ohne Rolf nicht kenne?
9:33
stefan:  Ohne Rolf. (Ich hab aber auch noch nie von ihnen gehört. Aber nicht unlustig. Nur ganz schwer zu beschreiben.)
9:34
stefan:  Es gewinnt in der Kategorie Bestes Buch: Katrin Bühlig für Bella Block — Weiße Nächte.
9:35
Peer:  …ach, die sind aus der SCHWEIZ. Hehe.
9:35
stefan:  (Oben auf den Link klicken. Dann sieht man die Technik, die sie auch heute auf der Bühne gemacht haben.)
9:36
Peer:  Wann kommt denn die Werbepause? Ich müsste mal.
9:36
stefan:  Barbara Salesch und Alexander Holdt, zwei der traurigsten Figuren des deutschen Fernsehens und vor allem des deutschen Rechtssystems, dürfen einen Preis verleihen in einer Kategorie namens „Beste Reality“. Ich schäm mich.
9:37
stefan:  Ganz hart geschnitten, deren Anmoderation. Ich möchte gar nicht wissen, was die da alles entfernt haben.
9:39
stefan:  Drei schlimme Sendungen nominiert. „3 Bewerber ein Job“, „Teenager außer Kontrolle“ und „Die Ausreißer – Der Weg zurück“.
9:39
stefan:  Also, ob Herr Reich-Ranicki das gefällt…?
9:39
Peer:  Reich-Ranicki ist auch da?
9:40
stefan:  „Die Ausreißer“ gewinnt. Okay, wenigstens nicht die furchtbare, wirklich hassenswerte Pädagogin, die für RTL irgendwo in Amerika deutsche Jugendliche therapiert.
9:40
stefan:  (Kann es sein, dass wir MRR noch nicht einmal eingeblendet gesehen haben?)
9:40
Peer:  Die Wildwest-Pädoagogin ist schon ok, Stefan.
9:41
stefan:  Ist sie nicht, Peer. Wirklich nicht.
9:42
stefan:  Frau Salesch hat eine Art Heißluftballon an. (Screenshot später.)
9:42
Peer:  Es ist komisch, dass da jetzt „Die Ausreißer“ gefeiert werden, die gerettet werden solklten, von denen mir aber Jenny aus der ersten Sendung immer in Berlin auf der Straße über den Weg läuft…
9:43
Peer:  Atze Schröder ist gerade dauergebucht im deutschen Fernsehen. Letzte Woche Wetten dass…? Jetzt kündigt er die Beste Unterhaltungssendung an.
9:43
Peer:  Natürlich im Kapitänsoutfit, um seinen komischen U-Boot-Film zu promoten. Muss ne super Presseagentur haben, der Typ.
9:44
stefan:  Peer, schaltest Du mal um?
9:44
stefan:  Peer?
9:45
stefan:  Die nächste Kategorie: Beste Late-Night-Shows. ßfter mal was Neues.
9:45
stefan:  Nominiert: Jörg Thadeusz (RBB), schöne Sendung, aber keine Late-Night-Show, sondern einfach eine Talkshow. Ina Müller (tolle Show). Und Daniel Hartwich (großes Talent).
9:46
Peer:  Wie wär’s mal mit ner Kategorie „Beste abgesetzte Sendung“? Ich würde ja „Die Sonja & Dirk Show“ vorschlagen.
9:46
stefan:  Es gewinnt: Ina Müller (NDR). Das freut mich wieder sehr.
9:47
Peer:  …und Daniel Hartwich ist gar nicht erst gekommen.
9:47
stefan:  Leider hat sie ein Kleid an, in dem sie nicht laufen kann.
9:47
stefan:  Ina Müller: „Ich mach in der Sendung gar nichts anders, als sonst privat: Sabbeln, saufen, singen.“
9:48
Peer:  Und Sonja Kraus im Publikum hat sich als die Giraffe verkleidet, die sie im „Comedy Zoo“ so toll. „Comedy Zoo“? Muss man nicht kennen. Abgesetzt. Wird nächstes mal nominiert.
9:48
stefan:  Da fehlt ein Verb, Peer.
9:49
stefan:  Nächste Kategorie: Beste Unterhaltungsshow.
9:50
stefan:  Cordula Stratmann in „Das weiß doch jedes Kind“ ist wirklich toll. Aber, wenn man ehrlich ist: Keine dieser Sendungen müsste einen Fernsehpreis kriegen. Sollte. Dürfte.
9:50
stefan:  Außerdem nominiert: „Germany’s Next Topmodel“ und „DSDS“ (aber NUR die Mottoshows).
9:51
stefan:  Da fängt’s schon an mit den völlig abwegigen Kompromissen dieses ziemlich absurden Preises. DSDS wird ausgezeichnet, aber nicht die menschenverachtenden Castingfolgen.
9:51
Peer:  Liest der Schreyl seine Laudatio jetzt von einem Moderationskärtchen ab?
9:52
stefan:  „Tja, vor ein paar Jahren stand hier noch Carsten Spengemann“, sagt Atze Schröder zu Marco Schreyl.
9:53
stefan:  „An alle Schreiberlinge da draußen“, sagt Marco Schreyl, „uns gibt’s noch ganz ganz ganz viele Jahre. Weil sie da draußen uns mögen.“
9:53
Peer:  Anja Lukaseder haben sie mal locker im Publikum sitzen lassen. Tja, in der neuen Jury ist die ja auch nicht mehr dabei.
9:54
stefan:  Jetzt kommt’s.
9:54
Peer:  Ach, endlich: Eklat.
9:55
Peer:  Gottschalk sagt über MRR, er habe nur einmal richtig Angst auf einer Bühne gehabt, in der Frankfurter Paulskirche zu seinem 85. Geburtstag. Gleich kommt das zweite Mal.
9:55
Peer:  Ist doch ne gute Laudatio, die Gottschalk da hält. Sehr fernsehgerecht. Lustig. Und ernst.
9:56
stefan:  „Sie haben den Kommunismus, und, wie jetzt zu befürchten ist, auch noch den Kapitalismus überlebt.“
9:56
Peer:  …also: Gottschalk habe Angst gehabt.
9:57
Peer:  Rausgeschnitten hat das ZDF immerhin Gottschalks Bemerkung, dass man den Ehrenpreis vorziehe und nachher an den Schluss schneide. Jedenfalls hat man das ja heute überall gelesen.
9:57
stefan:  Gottschalk zu MRR: „Mir haben Sie gezeigt, dass ein unterhaltsamer Mensch auch ein geistvoller Mensch sein kann. Dass ich Ihnen darin nacheifere, wird allerdings kaum bemerkt.“
9:58
Peer:  Aber ist das nicht eh gleich zu Ende?
10:00
Peer:  Standing Ovations jetzt für MRR.
10:02
stefan:  MRR zählt auf, welche Preise er bekommen hat, in seinen 50 Jahren in Deutschland. „Es hat mir keine Schwierigkeiten bereitet, für diese Preise zu danken. Heute bin ich in einer ganz schwierigen Situation. Ich muss auf den Preis irgendwie reagieren. Und der ZDF-Intendant Schächter sagte mir: Bitte, bitte, bitte nicht zu hart. Ich möchte niemanden beleidigen oder verletzen. Aber ich möchte auch sagen: Ich nehme diesen Preis nicht an.“
10:02
Peer:  Die Ranicki-Rede hat übrigens sueddeutsche.de abgeschriftet.
10:02
stefan:  (Stille im Publikum.)
10:04
stefan:  (Abwechselnd hysterisches Gelächter und betroffenes Schweigen im Publikum.)
10:04
stefan:  Es ist eine Sternstunde Thomas Gottschalks.
10:05
Peer:  Frau PIel vom WDR schaut eher irritiert.
10:05
Peer:  Ist aber nicht so eisig, wie ich mir das vorgestellt hatte.
10:06
stefan:  Gottschalk ist derjenige, der vorschlägt, dass einer der Sender MRR eine Sendung schenken soll. „Auch RTL“, fügt Gottschalk hinzu, und fast muss man RTL-Chefin   Schäferkordt dafür bewundern, dass sie schon in dieser Situation (und nicht erst hinterher) den Kopf schüttelt.
10:09
stefan:  MRR schlägt Gottschalk als versöhnlichen Abschluss (und nach einer langen, etwas wirren Rede) das Du vor. Und – erstaunlich ist es schon, dass sich dann das Publikum noch einmal zu einer Standing Ovation erhebt.
10:09
Peer:  Gottschalk macht wirklich einen unfassbar souveränen Eindruck.
10:10
Peer:  …und jetzt geht’s weiter wie gehabt. Mit Ralf Schmitz.
10:15
stefan:  Jetzt die Gewinner des Nachwuchspreises (die die einzigen Preisträger sind, die tatsächlich unter falschem Vorwand zu der Veranstaltung gelockt werden, und nichts ahnen). Der erste: Wolf -Niklas Schykowski. Ich habe „Der große Tom“ gesehen, das war ein großer Film, und er war wirklich ganz außerordentlich.
10:15
stefan:  Und er ist wunderbar überfordert mit der Situation.
10:16
Peer:  Und Schmitz holt die zweite Preisträgerin gleich im Publikum ab: Eva Müller.
10:17
stefan:  Eva Müller: http://www.wdr.de/tv/diestory/team/mueller.jsp
10:18
stefan:  Sie sagt: „Vielleicht lohnt sich ein Schwenk auf meine Knie. Ich zittere total.“
10:20
stefan:  Gottschalk kündigt Edgar Selge mit den Worten an: „Mit der herzlichen Bitte, seinem Schwiegervater (Martin Walser) auszurichten, dass mit ‚Tod eines Kritikers‘ gut gefallen hat.“ — Es ist Walsers Abrechnung mit MRR.
10:22
stefan:  Selge ist der Laudator in der Kategorie: Beste Schauspielerin. Es gewinnt: Veronica Ferres. (Sie ist zum dritten Mal nominiert. Jeder, der zum dritten Mal nominiert ist, ohne gewonnen zu haben, gewinnt dann. Sonst würde er nicht mehr nominiert werden, weil es als Demütigung empfunden würde. Wirklich wahr.)
10:22
Peer:  Lehnt die Ferres den Preis eigentlich auch ab? Weil die Sendung nicht „Der Deutsche Fernsehpreis mit Veronica Ferres“ heißt?
10:22
stefan:  Veronica Ferres ist Heidi Klum?
10:22
Peer:  In Schlimm.
10:23
stefan:  Gemein.
10:23
Peer:  Warum nicht die Wackernagel? Die ist doch gut.
10:23
stefan:  Die kann ja noch zweimal nominiert werden.
10:23
Peer:  Hast du mal kurz die Nummer von Klaudia Wick, Stefan?
10:24
stefan:  Och, sie weint.
10:24
Peer:  Die nimmt sich halt ernst.
10:27
Peer:  Alice Schwarzer laudadiert jetzt gleich für irgendwas. Und hat das zweite Dracula-Kostüm des Abends an, so einen Umhang.
10:28
Peer:  Es geht um die beste Comedy. „Switch Reloaded“ gewinnt. Und Michael Kessler im Publikum dreht sich im Publikum zu seinem Nachbarn, verzeiht das Gesicht und streckt die Zunge raus, als wolle er „bäh“ sagen, während Schwarzer sich vorne einen abphilosophiert.
10:29
stefan:  (Später als Screenshot.)
10:33
stefan:  Seit wann hat Jobst Benthues (hinten bei den vielen Gewinnern von Switch Reloaded) so eine Strebertolle?
10:35
Peer:  Senta Berger laudatiert uns gerade in den Schlaf.
10:35
stefan:  Ich mag Senta Berger.
10:35
stefan:  Ich mochte Senta Berger.
10:36
Peer:  Was ist eigentlich Thema bei „Anne Will“ gerade im Ersten? „Ist der Deutsche Fernsehpreis noch zu retten?“
10:38
stefan:  Die Königskategorie: Bester Fernsehfilm/Mehrteiler.
10:39
stefan:  Kann es sein, dass das ZDF die technischen Kategorien wie Schnitt, Kamera und Musik ganz weggelassen hat? Die wurden auch bisher schon stiefmütterlich schnell abgehandelt (und vor der eigentlichen Preisverleihung aufgezeichnet), aber ganz weglassen??
10:39
stefan:  Es gewinnt: Contergan. Nuja.
10:43
stefan:  Interessant: Das „Leute heute“-Spezial, das eigentlich gleich im Anschluss laufen und nette Szenen vom Drumrum zeigen sollte, hat das ZDF in die Nacht verschoben (1.05 Uhr). Vielleicht war das auch nicht so leicht, da eine fluffige, unjournalistische Sendung zusammenzustellen.
10:44
Peer:  „Der Schatz der Nibelungen“ von RTL war übrigens auch als bester Mehrteiler nominiert, dabei ist der ja gerade erst gelaufen. Im Fernsehpreis-Statut steht: Die Programme müssen „zwischen dem 01. September des Vorjahres und dem 31. August des Jahres, in dem der Preis verliehen wird, ausgestrahlt worden sein.“ Die RTL-Nibelungen liefen am 31. August dieses Jahres. Das war knapp.
10:44
Peer:  „Bleiben Sie diesem Medium treu“, sagt Gottschalk zum Schluss.
10:44
stefan:  Er wird doch nicht Uri Geller meinen?
10:45
stefan:  (Ach nee, der wird erst nächstes Jahr nominiert.)
10:45
Peer:  Dann überträgt Sat.1. Wenn es das dann noch gibt.
10:45
stefan:  Tja, Peer, wie fanden wir das?
10:45
Peer:  Das war…
10:46
stefan:  …
10:46
Peer:  …auch als Zusammenschnitt noch lang.
10:46
Peer:  Und jetzt geben wir zurück nach Mainz zur Finanzkrise im „heute journal“.
10:46
stefan:  Aber mir kam’s weniger schrecklich als sonst vor. Der Preis ist als Preis halt wirklich lächerlich, wenn er solche Kategorien erfindet wie „Beste Reality-Sendung“.
10:47
Peer:  Du meinst anders als damals „Beste tägliche Serie“?
10:47
stefan:  Nein, ich meine genau wie damals „Beste tägliche Serie“.
10:47
Peer:  Warst du da noch in der Jury? Hihi.
10:48
stefan:  Jawollja. Und in der Satzung des Preises steht, dass man sich als Juror nicht enthalten darf. Ich konnte also nicht sagen: Mir ist egal, ob die ZDF-Telenovela oder die Sat.1-Telenovela ausgezeichnet werden soll, weil ich eigentlich finde, dass beide nicht ausgezeichnet werden sollen. Kein Witz: Es war verboten, als Juror nicht abzustimmen.
10:49
stefan:  Und zwischendurch wurde nach Probeabstimmungen vorgelesen, wie viele Sender wie viele Preise bekommen würden, und man fragte sich, ob das denn geht, dass RTL nur x Preise und ARD nicht weniger als x Preise.
10:49
stefan:  (Opa erzählt vom Krieg.)
10:49
Peer:  Hast du nicht unterschrieben, dass du solche Geheimnisse nicht verraten darfst?
10:50
stefan:  Ups!
10:50
Peer:  So.
10:50
Peer:  Stefan bloggt ja nachher noch allein das „Leute heute spezial“ mitten in der Nacht. Hab ich gehört.
10:50
stefan:  Jahaha, von wegen.
10:51
stefan:  Was für mich wirklich bleibt von diesem Abend: Respekt für Thomas Gottschalk. Er hat sich schon vorher angenehm zurückgenommen, um dann, wenn er da war, angenehm aufzufallen. Und wie er spontan auf den Auftritt von MRR reagiert hat, das war schon die ganz große Moderatorenkunst.
10:52
Peer:  Das heißt: Gottschalk moderiert jetzt nur noch Preisverleihungen? Kann Harald Schmidt dann beim Bambi wegen Verdienstausfall klagen?
10:52
stefan:  Von mir aus gern.
10:52
Peer:  Vielleicht müsste man „Wetten dass…?“ auch mal einen Tag zeitversetzt und gecshnitten zeigen.
10:53
stefan:  Der Fernsehpreis wird sich trotzdem überlegen müssen, was für eine Art Preis er sein will. Wenn es diesen Eklat nicht gegeben hätte, hätte kein Mensch über ihn geredet, wette ich. Das ist kein gutes Zeichen.
10:54
Peer:  KLaus Janke würde sagen: Es haben doch wieder vier, fünf Millionen zugesehen. Ist doch alles in Ordnung.
10:54
stefan:  Hans.
10:54
Peer:  …natürlich.
10:54
Peer:  Ich werd schon müde, Stefan, mach mal Schluss hier.
10:55
stefan:  Ja. Ein bisschen später werde ich noch ausgewählte Screenshots gezeigen.
10:55
stefan:  Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Wir verabschieden uns aus Berlin-Friedrichshain und geben zurück in die angeschlossenen Funkhäuser.
10:55
stefan:  Gute Nacht!

Liz Taylor ist tot

ABC News meldet soeben den Tod von Liz Taylor. Sie war 79 Jahre alt.

Logo: Kopfsache!

Wichtig für ein Senderlogo ist, dass es in den Köpfen der Menschen hängenbleibt. Marketing- und Designstrategen wissen das und berücksichtigen es bei der Entwicklung.

Dabei ist die Mühe überflüssig. Die meisten Logos bleiben ganz von selbst in den Köpfen der Menschen hängen. Schauen Sie mal:

Screenshots: Jeweiliger Sender

Nur ein Sender in Deutschland rennt mit seinem Logo nicht die Köpfe der Menschen ein: RTL2, wo das Logo nicht in einem der oberen, sondern im unteren Eck eingeblendet ist.

Vor einer Woche fragte uns unser Leser Torben, warum das so ist. Wir haben die Frage an RTL2 weitergeleitet, bisher aber keine Antwort erhalten.

Womöglich weiß RTL2 die Antwort gar nicht und hat sich das einfach in den USA abgeguckt, wo man sich ja alles abguckt. Dort zeigen alle Sender ihr Logo unten. Und dass dies ein Akt der Zuschauerfreundlichkeit ist, damit keine Gesichter, sondern allenfalls Bäuche, Beine oder Kleidungsstücke verdeckt werden (oder im Falle von RTL2 Geschlechtsteile), ist demnach womöglich ein Versehen.

Looney Tunes Reloaded

Vergessen Sie Roadrunner und den Kojoten, Bugs Bunny und Elmer Fudd. Jon Stewart und Stephen Colbert bringen den Verfolgungscartoon ins 21. Jahrhundert!

Die folgende Szene lief gestern Abend sendungsübergreifend in der Daily Show (erste Minute) und im Colbert Report (Rest) im amerikanischen Comedy Central. Handlung: Stephen Colbert will sich sein Geld von Jon Stewart zurückholen. Aber das ist ja eigentlich auch egal.

 

Lorelai, lai, lai, alle Folgen sind vorbei

Auch ein paar Männern wird es heute Abend schwer fallen, sich von Stars Hollow und seinen skurrilen Einwohnern zu verabschieden, wenn Vox um 21.05 Uhr die letzte Folge der Gilmore Girls zeigt.

Wen, wenn nicht Kirk, soll ich in Zukunft anrufen, wenn ein Botendienst zu erledigen ist? Oder eine Kuh zu melken? Wo, wenn nicht bei Luke, finde ich noch eine beinahe handyfreie Zone? Von wem, wenn nicht von Miss Patty, soll ich eines Tages vielleicht doch noch tanzen lernen? Wer, wenn nicht Bastian Pastewka, wird in Zukunft noch das gleiche Sprechtempo wie Lorelai Gilmore erreichen? Und warum, wenn nicht wegen Sookie, brennt meine Küche?

Es war schön in Stars Hollow, ich habe mich wohlgefühlt.

Vor ein paar Jahren lief ich über das Gelände der Warner Brothers Studios in Kalifornien, auf dem die Serie gedreht wurde und das romantische fiktive Städtchen aufgebaut war, das angeblich im fast 5000 Kilometer entfernten Connecticut lag, und obwohl viele Wände einfach nur Pappmaché waren, wäre ich gern dort eingezogen.

Lukes Diner war eine der wenigen Kulissen, die von außen und innen für den gleichen Zweck benutzt wurden: Als Lukes Diner. Die anderen Häuser hielten nur ihre Fassade für Außenaufnahmen her, während die Innenszenen ein paar hundert Meter weiter im Studio gedreht wurden. Sookies Küche im Dragonfly Inn war kaum wiederzuerkennen, ohne dass gefühlte 25 Mann Personal darin standen.

Leider muss ich zugeben, zu den mehreren hunderttausend Zuschauern zu gehören, die den Gilmore Girls nicht auf den neuen Sendeplatz am Freitagabend gefolgt sind, weil er für mich schlicht unpraktisch war. Ich werde deshalb gar nicht erst versuchen, so zu tun, als wüsste ich, was in den vergangenen Monaten passiert ist, und worum es heute Abend im Finale geht. (Ich will es übrigens auch noch nicht wissen!) Quellen (erste Hand) berichten aber, es sei ein schönes Finale, das Fans zufrieden zurücklässt.

Womöglich werden es etliche der treuesten Fans trotzdem heute Abend nicht bei Vox ansehen, denn genau ab heute steht bereits die DVD-Box mit der zweiten Hälfte der letzten Staffel im Laden, die das Finale schon einen halben Tag vor der TV-Ausstrahlung zum Privatbesitz machen kann.

Ich bin froh, dass es diese DVD-Boxen gibt, denn so habe ich noch länger etwas von dieser wunderbaren Serie, während ich im Sommer die fehlenden Folgen nachhole. Vielleicht dienstags abends, vor Dr. House.

Bleiben wird mir diese wichtige Haushaltserkenntnis für den richtigen Umgang mit Wäsche:

Rory: „Du faltest es falsch.“
Lorlelai: „Wird es kleiner?“
Rory: „Ja.“
Lorelai: „Dann ist es richtig.“

Und dieser Beweis, dass man sich als liebende Mutter nicht zwingend von praktischen Ansätzen trennen muss:

Rory: „Unser Haus brennt und du kannst mich oder die Torte retten. Was würdest du tun?“
Lorelai: „Das ist nicht fair, die Torte hat keine Beine.“

Lund in Sicht!

Kommissarin Lund: Das Verbrechen beginnt mit einem Klischee: Montagmorgens um 6.30 Uhr schaltet Sarah Lund einen Fernseher aus, der noch seit dem Vorabend läuft. Er zeigt nur Schnee. In welchem zivilisierten Land hat an einem Werktag um halb sieben das Fernsehprogramm noch nicht begonnen? Das gab es zuletzt zu einer Zeit, als gegen 23.00 Uhr auch noch Sendeschluss war. Dann würde man die zweite Hälfte von Kommissarin Lund: Das Verbrechen schon gar nicht mehr mitbekommen. Und das wäre schade, denn das ist die gute Hälfte.

Zunächst werden deutlich zu viele Personen und ihre Lebenssituationen auf deutlich zu vielen Handlungsebenen eingeführt, bevor die Geschichte in Gang kommt. Das ist zwar eine vorschriftsmäßige Erfüllung der Chronistenpflicht, nimmt aber leider auch schon vorweg, wer später in irgendeiner Form etwas mit dem titelgebenden Verbrechen zu tun haben wird, das nach geschlagenen fünfzig Minuten erst den Film bereichert: Der Mord an einer Schülerin. Denn warum sonst sollten sie alle so ausführlich vorgestellt worden sein?


Trauernde Eltern. Foto: ZDF/Tine Harden

Doch man muss das im Verhältnis sehen. Die erste Folge von Kommissarin Lund: Das Verbrechen wirkt zwar bis kurz vor Schluss, als habe sie das Tempo eines ganz normalen Tatorts und steuere dann auf ein dramatisches Finale zu, aber dann wird klar, dass die Geschichte gerade erst anfängt. Kommissarin Lund ist eine bemerkenswerte Fortsetzungsgeschichte, und Das Verbrechen ist tatsächlich das einzige Verbrechen, um dessen Aufklärung es in den zehn spielfilmlangen Folgen geht. Mehr als 1000 Minuten für einen einzigen Fall. Da bleibt viel Zeit, auch stille Trauer zu zeigen. Minutenlang fassungslose Gesichter, Schockzustände, Trauerbewältigung, betretenes Schweigen. Das ist nicht sehr kurzweilig, aber erschreckend realistisch. Und noch mehr Klischees. So zieht Lund mit ihrem neuen konventionell unkonventionellen Kollegen völlig ironiefrei die klassische Guter-Bulle-böser-Bulle-Nummer ab.


Kommissarin Lunds Nachfolger ist schon da. Aber Lund geht noch gar nicht!
Foto: ZDF/Tine Harden

Kurz vor dem Ende des ersten Teils scheint es, als sei die Sache einfach, der Täter bald identifiziert und nur noch dingfest zu machen, doch jetzt beginnen erst die eigentlichen Verstrickungen. Der Wahlkampf zwischen dem amtierenden Bürgermeister und seinem Herausforderer spielt eine Rolle, Intrigen, undichte Stellen, falsche Fuffziger. Alte Affären. Familiäre Probleme, zunehmende Distanz. Plötzlich beginnt die Serie zu fesseln. Wer die erste Hälfte des ersten Teils tapfer durchsteht, wird unbedingt wissen wollen, wie es weiter geht. Das ist spannend, gut gespielt und plötzlich gar nicht mehr langatmig. Teilweise erinnert Kommissarin Lund: Das Verbrechen mit all den Nebenschauplätzen und Verstrickungen ein bisschen an Das Geheimnis von Twin Peaks, ist aber nicht so skurril, und ein bisschen an die hervorragende Serie Damages – Im Netz der Macht, ist aber nicht halb so verworren. Vielleicht fällt es dem Publikum deshalb diesmal leichter, sich über zehn Wochen an eine Serie binden zu müssen, wenn es die Lösung erfahren will.

Kommissarin Lund: Das Verbrechen, sonntags um 22.00 Uhr im ZDF.

Lutscher!

Die große böse Tante mit dem Lolli hat wieder zugeschlagen. Ihrem Locken nicht widerstehen könnend, folgt nun auch die Serie CSI ihrer Tochter CSI: Miami von Vox zu RTL. Vox ist der kleine Sender aus der RTL-Familie, der dank seiner US-Krimiserien seit Jahren einen Marktanteilsrekord nach dem anderen bricht und inzwischen RTL2 und Kabel 1 in der zweiten Liga der Fernsehsender abgehängt hat. RTL ist der andere kleine Sender aus der RTL-Familie, der früher mit Eigenproduktionen viele Zuschauer anziehen konnte. Diese Zeiten sind vorbei, weshalb Vox nun schon zum zweiten Mal seine erfolgreichste Serie abgeben muss.

Einerseits ist es legitim, Vox als Windkanal zu benutzen wie die ARD ihre dritten Programme, und nach erfolgreichem Test diese Programme selbst auszustrahlen. Andererseits ist es ein Armutszeugnis für den Marktführer aus Prinzip. Das erste Eingeständnis für das eigene Versagen war die Übernahme von CSI: Miami im April 2005. Im November 2006 folgt CSI und läuft dann mit neuen Folgen donnerstags um 21.15 Uhr. Und was hat RTL in den eineinhalb Jahren dazwischen gerissen? Nein, ernsthaft, was??? Na, Freiwillige? Und Dr. House gilt nicht, das ist auch eine US-Serie, die noch vor zwei Jahren bei Vox gelandet wäre. Also was? Ach ja, richtig, Let’s Dance. Hoch die Tassen. Auf diesen Erfolg könnte sich RTL eigentlich mal ein perfektes Dinner gönnen.

Luttertag

Sehr zu empfehlen ist der heutige zweite Film mit Joachim Król als Lutter, der kurzweiliger, unkomplizierter und amüsanter ist als der erste Teil vor drei Wochen. Und nebenbei schildert er eindrucksvoll, wie Billighandelsketten mit ihrem Personal umgehen.

Lutter: Um jeden Preis. 20.15 Uhr im ZDF.

Mäh-Arbeiten

Es spricht für die Geistesanwesenheit der Stimmberechtigten, aber nicht so sehr für das deutsche Fernsehen, dass bei den Internationalen Emmy Awards in der vergangenen Nacht die nominierte RTL-Comedy Geile Zeit keine Auszeichnung erhielt, dafür aber eine Serie, die in Deutschland nicht einmal gezeigt (The IT Crowd), dafür aber miserabel nachgemacht wurde (Das iTeam in Sat.1), und eine, die zwar gezeigt wurde, aber kaum jemand gesehen hat (Life On Mars bei Kabel 1.).

Immerhin der Preisträger für das beste Kinder- und Jugendprogramm ist dank Ki.Ka und der Sendung mit der Maus im Ersten auch in Deutschland populär: Shaun das Schaf.

Möhre extra

„Es riecht nach Gas“, wird Berti Vogts heute Abend sagen, und weil es eine Wiederholung aus dem Jahr 1999 ist, wird danach kein Nazometer aufheulen.

Der NDR wiederholt um 20.15 Uhr den Tatort-Klassiker „Habgier“ mit Manfred Krug, Charles Brauer, einem Kaninchen und Gaststar Berti Vogts, dessen kurzer Auftritt in die Fernsehgeschichte einging, weil er es durch sein schauspielerisches Talent schaffte, das Ensemble aus Gute Zeiten, schlechte Zeiten wie Oscar-Anwärter aussehen zu lassen.

Und dann gehört zu Vogts‘ Text auch noch der Satz: „Solche Leute arbeiten im falschen Beruf.“

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