Mit Lasko — Die Faust Gottes steigt RTL ins Genre der Religionsgedönsproduktionen ein. Die sind einfach: Man braucht nur ein paar kriminelle alte Männer in bunten Katholikenkostümen, dramatische Musik, ein paar Schnittbilder vom Petersdom und optional eine verwirrende Handlung. Schon hat man einen Riesenerfolg. Denken Sie nur an „Illuminati“. Oder die ZDF-Serie Ihr Auftrag, Pater Castell.
So unterschiedlich diese beiden Produktionen dennoch schon sind, so sehr unterscheidet sich auch Lasko noch einmal von den beiden. Hermann Johas Cobra-11-Firma action concept hat die Serie für RTL produziert, insofern besteht kein Anlass zur Annahme, auch nur irgendetwas an der Serie könne schwer zu begreifen oder betulich sein. Johas Serien gelingt es auf wundersame Weise, zwar nicht verworren, aber genauso wenig plausibel zu sein. In Lasko werden zwar deutlich weniger Autos zerstört als in Alarm für Cobra 11, dafür noch mehr Gehirnzellen.
Im Wesentlichen geht die Serie so: Böse Menschen führen eine brenzlige Situation herbei, dann kommt ein schöner Mönch und haut eine halbe Stunde lang allen eine rein, und am Ende gibt es noch einen humoristischen Moment, und alle lachen. Man fühlt sich zwar nicht beim Produktionsaufwand, aber bei Aufbau und Inhalt ein wenig an US-Serien aus den 80ern erinnert, als Schlägereien noch ein probates Mittel zur Verbrechensbekämpfung waren, quasi die DNA-Analyse des 20. Jahrhunderts. Insofern ist Lasko ein bisschen wie Trio mit vier Fäusten, nur nicht so geistreich. Und eher ein Duo mit zwei Fäusten, denn Lasko (Mathis Landwehr) hat noch einen lustigen dicken Trunkenbold (Stephan Bieker) zur Seite, damit der Humor eben nicht zukurz kommt, hihi.
RTL verbrät seine erste Eigenproduktion seit einem Jahr im Sommer, damit die Gefahr nicht so groß ist, dass sie all zu viele Menschen sehen könnten. Wenn Sie dem Sender einen Gefallen tun wollen, kommen Sie einfach erst zu CSI aus dem schönen Wetter zurück.
Als jemand, der schon einmal einen Marathon gelaufen ist, weiß ich jetzt, warum im Titel der neuen Pro-Sieben-Sendung Gameshow-Marathon das Wort „Marathon“ vorkommt: Die Ansicht der Show ist ungefähr genauso anstrengend und ebenfalls nur zu ertragen, wenn man viel dabei trinkt. Aber Sie können sich den Endorphin-Ausstoß nicht vorstellen, als ich es endlich hinter mir hatte.
Jüngere Zuschauer, also solche, die ARD und ZDF meiden, wissen vermutlich nicht viel von Heiner Lauterbach, außer, dass er nervt. Sei es durch große Geschichten in Boulevardzeitungen über das Leben mit oder die Trennung von seiner jeweiligen Lebensgefährtin (z.B. Jenny Elvers, 1994–1999, deren Alter über die komplette Dauer ihrer Beziehung mit 25 angegeben wurde), durch Werbung für Potenzmittel oder durch seine Autobiographie „Nichts ausgelassen“. Was sie womöglich nicht wissen, ist, dass er ein wirklich guter Schauspieler ist. Das erfahren sie erst heute Abend, wenn Lauterbach seine erste Hauptrolle in einer RTL-Serie spielt.
Die Ausgangssituation von Mitten im Leben ist denkbar unoriginell: Alex (Lauterbach) und seine Frau (Sandra Speichert) vermischen sich und ihre jeweiligen Kinder zu einer Patchworkfamilie. Das macht aber nichts. Wer eine bekannte Situation mit neuen, witzigen Gags bestückt, ist in meinem Fernseher herzlich willkommen. Oft genug haben Autoren so viel Mühe in eine Handlungsbeschreibung gesteckt, die sich schon in einem einzigen Satz brüllend komisch las, dass für die eigentliche Serie keine Witze mehr übrig waren. Hier ist es umgekehrt, und diese Variante ist viel besser.
Lauterbach hat zwar ein Ensemble um sich, das aus der Serienfrau, vier Serienkindern und noch einigen Nebencharakteren besteht, doch Mitten im Leben ist keine Ensembleserie. Es ist eine Ein-Mann-Show, die Heiner-Lauterbach-Show. Er ist als Alex in jeder Szene, und dabei muss er die Szenen nicht einmal an sich reißen, so natürlich wirkt alles. Er versorgt seinen eigenen Sohn mit Lebensweisheiten („Papa, warum müssen wir eigentlich immer die schweren Sachen tragen?“ — „Weil wir Männer sind, Pit. Wir tragen die schweren Sachen, wir tragen die Verantwortung, und am Schluss tragen wir alles mit Fassung.“), berät die fremden Töchter in Liebesfragen („Woran erkenne ich den Richtigen?“ — „Das ist dann der, den ich nicht mehr rausschmeiße.“), lässt sie ohne Widerspruch sein Zimmer annektieren („Das ist Alex‘ Arbeitszimmer!“ — „Wieso Arbeitszimmer? Er ist doch Lehrer.“) und hat auch schon eine Lösung, falls die vielen Kinder zu sehr nerven („Ich habe ’ne Idee. Wir gehen Zigaretten holen und kommen nie wieder.“)
Der „Hollywood Reporter“ berichtet, der Sender CBS plane nun doch eine Fortsetzung der abgesetzten und in dieser Woche auf Pro Sieben gestarteten Depri-Serie Jericho.
Zahlreiche Fans protestierten gegen die Absetzung, indem sie dem Sender Nüsse schickten – wegen eines Ausspruchs der Hauptfigur in der letzten Folge: „Nuts“ ( = „verrückt“). Zwar nicht im Herbst und für eine volle Staffel, aber für immerhin sieben Episoden im nächsten Frühjahr könnte Jericho demnach zurückkehren und die Chance bekommen, zumindest das offene Ende der ersten und bisher einzigen Staffel aufzulösen.
So ungewöhnlich und selten es ist, dass sich Fernsehsender von so etwas Geringfügigem wie Zuschauern reinreden lassen, so sehr ist Jericho — und jetzt bitte den Ede-Zimmermann-Gedenktonfall aufsetzen — kein Einzelfall.
In diesen fünf anderen Fällen sorgten Fans durch direkten Protest oder indirekte Interessensbekundung dafür, dass eigentlich eingestellte Serien doch reanimiert wurden:
1. Cagney & Lacey Damals waren es noch simple Briefe und Anrufe, durch die treue Zuschauer ihren Protest gegen die Einstellung zum Ausdruck brachten. Nach 28 Folgen hatte der Sender CBS den Stecker gezogen, ließ sich aber nach dem Sturmlauf der Fans umstimmen und setzte die Serie nach zehn Monaten Pause im März 1984 doch noch fort. Es war kein Fehler: Die hastig ins Programm gehievte Kurzstaffel schaffte es plötzlich in die Top 10 der meistgesehenen Serien des Jahres.
2. Roswell Roswell war der erste Versuch amerikanischer Fans, einen Sender durch die Einsendung von Lebensmitteln umzustimmen. Schon nach der ersten Staffel 2000 sandten sie Tausende von Tabasco-Flaschen ein, weil die Aliens in der Serie so gern Tabasco tranken. Der Sender The WB schickte die Serie in eine zweite Staffel, setzte sie danach aber ab. Die Fans gaben nicht auf und schickten ihre Tabasco-Flaschen diesmal gleich an den Konkurrenzsender UPN, der Roswell tatsächlich in sein Programm aufnahm, wo die Serie noch ein knappes Jahr überlebte.
3. Die Kommissarin Eher aus Verlegenheit, weil nach der Einstellung einiger Volksmusikshows ein Sendeplatz frei geworden war, wiederholte die ARD im Herbst 2003 zur besten Sendezeit Folgen der Kommissarin, die bei der Erstausstrahlung noch am Vorabend gelaufen waren, und zeigte ein paar bis dahin ungesendete, die schon jahrelang im Archiv gelegen hatten. Die Ausstrahlung war so erfolgreich, dass in der Folgezeit weitere Folgen der totgeglaubten Serie produziert wurden.
4. Family Guy Die Zeichentrickcomedy war längst abgesetzt, als DVDs mit Fernsehserien ihren Boom erlebten. Die Box-Sets der ersten Staffeln von Family Guy wurden Bestseller und verkauften sich so hervorragend, dass sich die Produktion weiterer Folgen womöglich schon allein für den DVD-Verkauf gerechnet hätte. Trotzdem spekulierte der Sender Fox auf höhere Zuschauerzahlen und sendete die neuen Staffeln. Die Rechnung ging auf. Seit die Serie nach drei Jahren Pause 2005 wieder ins Programm genommen wurde (auf dem Prestige-Sendeplatz sonntags um 21.00 Uhr), gehört sie in der jungen Zielgruppe zu den meistgesehenen des Senders.
5. Futurama Mit etwas Verzögerung geschah das Gleiche wie bei Family Guy. Die DVDs verkauften sich fast genauso prima, zusätzlich erreichten Wiederholungen beim Kabelsender Comedy Central hervorragende Einschaltquoten. Comedy Central, und nicht der bisherige Sender Fox, wird in den USA 2008 auch die neuen Folgen zeigen, dann fünf Jahre nach der Absetzung.
Update 07.06.2007:
Der Bericht des „Hollywood Reporter“ über die Fortsetzung von Jericho stimmt. Es gibt inzwischen eine ausführliche Stellungsnahme von CBS.
Der englische Sender E4 veranstaltet seit Jahren jede Woche den „Second Chance Sunday“. Da werden die aktuellen Episoden der populären Serien aus der abgelaufenen Woche ein zweites Mal gezeigt, für alle, die sie verpasst haben.
In Deutschland gibt etwas Ähnliches: Einen Second-Chance-Sender. Er heißt Kabel 1, und da werden nur wenige Jahre später all die Serien noch einmal ausprobiert, die der Absetzsender ProSieben vorzeitig aus dem Programm genommen hat. Heute starten zum Beispiel, beide von vorn, die Serien Las Vegasund The Shield, die erste von der Kritik gehasst, die zweite gelobt, die erste 2006 nach sechs, die zweite 2004 nach 13 Folgen abgesetzt.
Im Prinzip sind diese Serien eine ganz normale Erbschaft innerhalb der Senderfamilie. Wie in einer richtigen Familie.
Aber erbt man in einer richtigen Familie nicht erst nach dem Tod eines Familienmitglieds, werden Sie womöglich fragen?
Aha, dann gehören Sie also zu den wenigen Serienzuschauern, für die ProSieben noch nicht gestorben ist.
Eine ganze Weile sah es so aus, als sei der Fun-Freitag nicht totzukriegen, weil die Privatsender Sat.1 und RTL den Freitag für den einzig möglichen Tag hielten, „Comedy“ zu senden, ganz gleich, ob noch jemand zusah oder nicht. Dann stellte sich heraus: Der Fun-Freitag ist längst tot, man hat die Leiche nur noch nicht aus dem Zimmer getragen. Eine schlechte Sketch-Comedy nach der anderen müllte das Programm zu, und zwischen den ganzen toten Witzen und dem Gestank verwesender Sketche hatten es dann auch die wenigen Perlen schwer entdeckt zu werden. Wo sollten die Zuschauer für eine einzelne gute Reihe zwischen dem uninspirierten Einheitsbrei herkommen, wenn die Mehrheit den Glauben daran verloren hatte, am „Fun-Freitag“ könne es noch etwas zu lachen geben.
Ab heute bündelt Sat.1 den Spaß. Jetzt werden nicht mehr einzelne Perlen in den großen Saufhaufen geworfen. Stattdessen zeigt Sat.1 ab heute alle guten Freitagserien der vergangenen Jahre hintereinander! Ja, wirklich, alle zwei!
Anke Engelkes Ladykracher und Bastian Pastewkas Pastewka bilden nun einen Block ab 21.15 Uhr, und vielleicht ist das endlich die Lösung. Einzeln taten sich die letzten Staffeln der früher so erfolgreichen Serien schwer, gingen unter, doch wenn es jetzt die Chance gibt, länger als nur eine halbe Stunde am Stück gut unterhalten zu werden, sondern eine ganze, lohnt es sich vielleicht für viele Zuschauer wieder, Sat.1 überhaupt einzuschalten.
Fotos: Sat.1
Beide Serien in gemeinsamen Trailern als Paket zu bewerben, war jedenfalls schon mal eine gute Idee. Ob diese Trailer jemand gesehen hat, ist natürlich fraglich, denn sie wurden überwiegend in Sat.1 gezeigt. Wenn diese Strategie auch nicht aufgeht, sollte Sat.1 den Fun-Freitag endlich aufgeben und allein diese beiden Reihen auf einen neuen Sendetag retten. Zum Beispiel auf Sonntag. Und ihnen gleich neue Namen verpassen, am besten Lady CIS und The Pastewkalist.
Ein bisschen riskant finde ich es ja schon, eine solche Quizfrage über einen 81-jährigen zu stellen, wenn die Sendung nicht live ist, sondern etliche Tage vor der Ausstrahlung aufgezeichnet wird.
ProSieben ist in diesem Jahr etwas konsequenter, was die Emmy-Verleihung angeht. Statt einfach nur aus Unlust oder Inkompetenz einzelne Preise oder Gags zu unterschlagen, indem zu früh aus der Live-Übertragung ausgestiegen oder zu spät wieder eingeblendet wird, zeigt ProSieben die ganze Veranstaltung dieses Jahr einfach gar nicht.
Hier im Fernsehlexikon gibt’s trotzdem heute Nacht Live-Zeugs.
Im deutschen Fernsehen wird die Verleihung ab 2 Uhr bei einem Sender namens TNT Serie übertragen.
2.o1 Uhr: Die Show eröffnet mit einer Musicalnummer, in der Neil Patrick Harris die Zuschauer singend auffordert, die Fernbedienung aus der Hand zu legen. Ich nehme die Fernbedienung in die Hand und stelle lauter.
2.05 Uhr: Die Show läuft seit fünf Minuten, und Harris stellt fest: „Wir hängen bereits 27 Minuten.“ Außerdem erklärt er seinen Job: „Ich bin hier, um dafür zu sorgen, dass alles glatt läuft. Ich hoffe, Kanye West mag 30 Rock.“
Das Orchester ist diesmal auf der Bühne zu sehen. Harris: „Normalerweise sitzen die im Graben. Heute können Sie sie sehen, und dann sehen Sie, warum sie somnst im Graben sitzen.“
Die Verleihung ist diesmal in fünf große Blöcke nach Genres geteilt. Es geht los mit allen Preisen aus dem Bereich Comedy.
2.13 Uhr:Beste Nebendarstellerin Comedy wird Kristin Chenoweth aus Pushing Daisies und weint sich durch die Dankesrede. Frau Chenoweth hat schon eine extrem quietschende Stimme, wenn sie nicht weint, aber diese Rede jetzt können wohl nur noch Hunde hören.
2.21 Uhr: John Hodgman spricht heute die informierenden Off-Texte über die Gewinner, während sie aus dem Pulikum auf die Bühne treten. Als er kurz vorgestellt wird, erklärt er, das meiste zu erfinden. Und das tut er tatsächlich. Nie waren diese kurzen, beiläufigen Texte lustiger.
2.23 Uhr:30 Rock gewinnt seinen ersten Preis für heute, fürs Drehbuch. Keine Überraschung, vier der fünf Nominierten waren Autoren von 30 Rock.
Neil Patrick Harris kommt nicht so gut an, wie ich erwartet hätte, nachdem er für seine Moderation des Musical-Preises Tony viel gepriesen worden war. Ich finde ihn lustig, aber das Publikum ist recht still. Harris merkt das auch: „Der Abend hätte sich in zwei Richtungen entwickeln können. Momentan entwickelt er sich in die zweite.“
2.26 Uhr: Bester Nebendarsteller Comedy: Jon Cryer in Two And A Half Men.
2.34 Uhr: Justin Timberlake präsentiert den Preis für die beste Comedy-Hauptdarstellerin und überreicht ihn an Toni Collette für United States of Tara.
2.38 Uhr: Voll von gespieltem Sarkasmus gratuliert Neil Patrick Harris nachträglich seinem Kollegen Jon Cryer. In dessen Kategorie war auch Harris selbst nominiert. Nur um sicher zu gehen, lässt er sich von Cryer nochmal den Umschlag mit dem Namen des Gewinners zeigen.
2.42 Uhr: Bester Comedy-Regisseur: Jeff Blitz von The Office. Off-Sprecher Hodgman erfindet: „Als er von seiner Nominierung erfuhr, küsste er Angelina Jolie und ging wieder ins Bett.“
2.50 Uhr: Bester Comedy-Hauptdarsteller: Alec Baldwin in 30 Rock.
2.54 Uhr: Aha: Genre-Fünfteilung hin oder her, der wichtige Preis für die beste Comedy-Serie kommt doch erst am Ende der Übertragung. Jetzt läuft aber noch eine kurze Trickfilm-Zuspielung der nominierten Serie Family Guy. Es ist das erste Mal seit Familie Feuerstein, dass eine Trickserie als beste Comedy nominiert ist. Baby Stewie befragt den sprechenden Hund Brian, welche Serie den Emmy bekommen sollte. Brian findet How I Met Your Motherhabe den Preis verdient, Neil Patrick Harris sei grandios. Nach einer ausführlichen Jack-Bauer-Folter durch den Kleinen sieht der Hund ein, dass natürlich Family Guy gewinnen müsse. Brutal lustig.
3.00 Uhr: Wir sind im Reality-Teil angekommen. Jeff Probst gewinnt als bester Moderator für Survivor und beglückwünscht Neil Patrick Harris zu dessen Leistung: „So moderiert man die Emmys!“ Er ist also einsichtig. Probst und vier Reality-Kollegen waren vergangenes Jahr als Emmy-Moderationsquintett gescheitert.
3.08 Uhr:The Amazing Racegewinnt zum siebten Mal den Emmy als beste Reality-Spielshow. Seit es diese Kategorie gibt, hat noch nie eine andere Sendung gewonnen. Das dritte Jahr in Folge schreibe ich im Wortlaut diesen Satz und erhöhe lediglich die Zahl.
Ein schöner Running Gag des Abends ist, dass Harris die Laudatoren ankündigt mit „Sie kennen ihn als…“ und dann frühe Nebenrollen nennt, an die sich kein Mensch erinnert.
3.13 Uhr: Wir sind in der Filmkategorie angekommen. Die großen US-Sender zeigen aber keine eigenproduzierten Filme mehr, also so ähnlich wie es die deutschen Sender mit eigenproduzierten Serien halten. Es gewinne deshalb in der Regel Pay-TV-Produktionen. Deshalb muss man sich als Deutscher keine Gedanken machen, wenn man keinen der Filme gesehen hat: Die Amerikaner haben es auch nicht.
3.30 Uhr: Zum ersten Mal dürfen die (echten) Emmy-Buchhalter auf der Bühne erklären, wie die Stimmen der Juroren ausgewertet werden. Zu blöd, dass ausgerechnet währenddessen sich der böse Dr. Horrible mit seinem Videoblog ins Programm hackt.
Harris spielte die Rolle des Superschurken Dr. Horrible bereits in dem mehrfach ausgezeichneten Web-Musical „Dr. Horrible’s Sing-Along Blog“. Er erklärt das Fernsehen für tot, denn „warum solle man Filme so groß sehen, wenn man sie auch so groß sehen kann?“ (Das Fernsehbild schrumpft auf ein kleines Kästchen in der Bildmite zusammen.) Außerdem sehe man Filme im Internet ohne die lästigen Unter… (buffering… buffering… buffering…) brechungen. Als dem bösen Videoblogger der Akku ausgeht, sind die Buchhalter zufällig gerade fertig.
3.52 Uhr: Die Variety-Kategorie beginnt mit einem Preis für den Regisseur von American Idol.
3.53 Uhr: Dann kommen die kleinen Filmchen, in denen traditionell die nominierten Autoren der Late-Night-Shows auf skurrile Weise vorgestellt werden. Die Autoren des Colbert Report stellen sich zum eitlen Gruppenfoto vor dem Ed Sullivan Theater in New York auf. Das Theater ist sehr prägnant, denn auf seiner Markise prangt in großen Leuchtbuchstaben der Schriftzug der Show, die dort produziert wird: Late Show with David Letterman. Lettermans Autoren sind ebenfalls nominiert. Ihre Namen werden von Billy Crystal gesungen. Es gewinnen aber die Schreiber der Daily Show with Jon Stewart.
4.02 Uhr: Jimmy Fallon fällt.
4.04 Uhr: Als beste Originalmusik wird Hugh Jackmans Eröffnungssong der Oscar-Verleihung geehrt.
4.08 Uhr: Ricky Gervais übergibt den Preis für die Beste Comedy-/Varietyshow an die Daily Show with Jon Stewart, wie immer. Off-Sprecher John Hodgman, selbst Mitarbeiter der Daily Show, erläutert: „Die Daily Show ist jetzt in ihrem 76. Jahr, sie begann einst auf Comedy Central Radio…“ Es ist der siebte Gewinn in Folge.
Jon Stewart: „Wenn die Oscar-Typen mir ein Lied schrieben, ich würde es singen! Ehrlich!“
4.20 Uhr: Willkommen in der abschließenden Kategorie Drama: Als bester Nebendarsteller gewinnt Michael Emerson für Lost, als beste Nebendarstellerin Cherry Jones als US-Präsidentin in 24. John Hodgman aus dem Off: „Sie ist jetzt die Favoritin für die republikanische Präsidentschaftskandidatur 2012“.
4.25 Uhr: Während in einer Collage aus kurzen Ausschnitten an die Verstorbenen des Jahres erinnert wird und Patrick Swayze mehr Applaus bekommt als Michael Jackson, gibt es Livemusik: Sarah McLachlan singt ihren Hit „I Remember You“.
4.35 Uhr: In der Kategorie „Bestes Drehbuch“ sind fünf Bücher nominiert, vier davon sind von Mad Men-Autor Matthew Weiner. Er verliert also dreimal.
4.40 Uhr: Beste Drama-Hauptdarstellerin: Glenn Close in Damages.
4.49 Uhr: Bester Drama-Hauptdarsteller: Bryan Cranston für Breaking Bad. Er setzt sich u.a. gegen Hugh Laurie durch, hätte aber auch Konkurrenz haben können, die er offenbar mehr gefürchtet hätte: „Ich bin so froh, dass Glenn Close eine Frau ist.“
4.53 Uhr: Fernsehlegende Bob Newhart erzählt von seiner ersten Show vor fast 50 Jahren: „Unsere Einschaltquote lag bei minus sieben. Nicht nur sah niemand zu; auch Menschen, die gar keinen Fernseher besaßen, sagten, wenn sie einen hätten, sie würden nicht zusehen.“
Er übergibt den Preis für die beste Comedyserie wie gewohnt an 30 Rock. Hauptdarstellerin, Autorin und Produzentin Tina Fey bedankt sich beim Chef des Senders NBC, dass ihre Serie noch auf Sendung sei, obwohl sie viel teurer sei als eine Talkshow. Eine bissige Anspielung auf das neue Herbstprogramm von NBC, in dem fünf einstündige Sendeplätze für Serien fehlen und stattdessen eine tägliche Talkshow mit Jay Leno läuft.
5.0o Uhr: Beste Dramaserie: Wie vergangenes Jahr Mad Men.
Das war’s. Es war unspektakulär, aber ganz lustig. Viele Gags lassen sich in der Theorie natürlich schlecht nacherzählen. Vielleicht tauchen ja noch ein paar Videos auf…
Das Fazit hatte Ricky Gervais eigentlich schon eine Stunde vor Schluss auf der Bühne ausgesprochen: „Besser als letztes Jahr, gell?“