Ich weiß, ich weiß, vor fünf Tagen trompetete ich noch laut, das Privatleben von Prominenten interessiere mich nicht, und heute schaue ich mir Privado an, den neuen RTL-Sendeplatzfüller über Prominente und ihre Häuser. Wie passt das zusammen?
Das hat natürlich vor allem berufliche Gründe. Ich gebe aber zu, dass ich sehen wollte, wie Thomas D. heute lebt. Vor etwa zehn Jahren bin ich mal mit in seinem Wohnmobil gefahren, als er gerade seine Phase hatte, in der er darin wohnte. Wir telefonierten damals auch gelegentlich, weil ich ihn für SWF3 interviewte und er seine jüngsten Wohnmobil-Erlebnisse erzählte. Als er dann plötzlich der Meinung war, in Kürze Jenny Elvers zu heiraten und das ZDF für Leute heute krampfhaft versuchte, das Thema schnellstmöglich zu besetzen, kam ich als Interviewpartner ins Spiel. Ich erfand also ein paar Antworten und hörte dann abends bei der Ausstrahlung, wie ich als „guter Freund“ von Thomas D. angetextet wurde, der „ihn schon lange kennt“. Beides war zwar gelogen, erfüllte aber offenbar den Zweck, Sendezeit zu füllen. Noch ein Grund, warum ich auf Sendungen über Prominente nichts gebe.
Ich schweife ab.
Die Häuser seiner Eifel-Kommune sind zwar ganz nett anzusehen, und er gab sich große Mühe bei der Führung und hat das nett und lustig gemacht, dennoch wurde es langweilig, weil RTL es zu breit trat. Wenn ich jemanden zum ersten Mal besuche, dauert die Hausführung ja auch nicht länger als fünf bis zehn Minuten. Warum? Weil’s dann öde wird. Aha. Oh, ein Raum! Ach, und noch einer. Und was ist das hier? Ah ja, das ist also ein weiterer Raum. Toll.
Da die Porträts in Privado nicht nacheinander, sondern ineinander verschachtelt gezeigt werden, hatte ich leider keine andere Chance als auch zu erfahren, wie Sonja Zietlow und Uwe Fellensiek leben. Und wow, ist das spannend: Auch sie haben Küchen, Bäder, Wohnzimmer und Bilder an der Wand. Sensationell. Gut, es ist natürlich alles etwas größer als bei uns weniger Reichen zu Hause, aber wer einmal Einrichtungen der katholischen Kirche in Rom besucht hat, hält sowieso nichts mehr für prunkvoll, das nicht aus purem Gold besteht.
Wenigstens ein Lob sei RTL für die Auswahl der Privado-Titelmusik gezollt. Der Song ist zwar entsetzlich, aber die Titelzeile „This Is The World We Live In“ von Alcazar passt im Gegensatz zur normalerweise offenbar zugelosten Musikauswahl wenigstens mal zum Inhalt der Sendung.