Kerner räumt Sendeplatz – für Schmidt?

Johannes B. Kerner hat etwas mit den Fernsehzuschauern gemeinsam: Er hat keine Lust mehr auf seine Sendung.

Ende des Jahres wird Sat.1 das Magazin Kerner beenden. Der Sender bestätigte heute gegenüber DWDL einen Bericht der „Bild“ — und bringt damit wieder eine Aussage von Harald Schmidt ins Gedächtnis, die vor sechs Wochen u.a. im „Focus“ zu lesen war. Dort stand:

Schmidt hält seine zwei Sendeplätze, dienstags und mittwochs um 23.15 Uhr, nicht für optimal. Der Donnerstag zusätzlich, „das wäre perfekt“, so Schmidt. „Ich finde, das sollte langfristig ein Ziel sein, aber es geht mir definitiv nicht darum, den Kerner zu verdrängen.“ Er wolle den Medien auch „nicht den Gefallen tun, da ein bisschen was zu köcheln“, relativierte Schmidt.

Schmidts Quoten sind zwar auch nicht besser als die von Kerner, aber vielleicht würde eine dritte Sendung pro Woche das mittelfristig ändern. Was Schmidt dienstags und mittwochs macht, wirkt wie eine tägliche (oder zumindest werktägliche) Sendung. Wenn man aber gerade wieder im Trott ist, kommt donnerstags schon wieder was anderes. Und bis zum nächsten Dienstag ist man schon längst nicht mehr im Rhythmus.

Wenn Die Harald Schmidt Show in Sat.1 nicht wieder zu einer festen Gewohnheit wie früher wird, blüht ihr das Schicksal ihrer ARD-Version. Der Sender Sat.1, dem aus eigener und fremder Erfahrung klar gewesen sein muss, dass Schmidt kein Quotengarant, sondern lediglich ein Imagefaktor ist, hat jetzt die Chance, den Imagefaktor auf einen dritten Tag auszubauen.

Und dann im Idealfall noch einen vierten oder fünften. Schmidt würde den Medien ja niemals den Gefallen tun, da ein bisschen was zu köcheln.

Keule gegen Brust

Eigentlich sollte Katy Perry am kommenden Montag in der US-Version der Sesamstraße auftreten.

Ebenso wie in der deutschen Fassung sind auch in der Sesame Street Auftritte von Prominenten nichts Ungewöhnliches, und Katy Perrys Lied „Hot And Cold“ eignete sich ganz vorzüglich dazu, mit geändertem Text den Kindern etwas über Gegensätze beizubringen.

Noch vor der Fernsehausstrahlung schaffte es Perrys Duett mit Elmo, einer roten, kindlicheren und nervtötenderen Version von Grobi, zu YouTube. Und das ist der Grund, warum es der Ausschnitt ins Fernsehen nicht mehr schaffen wird. Eltern beschwerten sich bei den Sesame-Street-Produzenten über eben diesen Ausschnitt, den von Katy Perry, denn der sei für eine Sendung, die sich an Vorschulkinder richte, eindeutig zu tief.

Die Sesammacher kuschten und löschten die Songparodie aus der kommenden Episode, erklärten aber, im Internet sei sie weiterhin zu sehen. Denn da kommt ja kein Kind ran. Vielleicht hätte man aber auch einfach nur ein weiteres Gegenteil dazufügen müssen. Sagen wir, Kate Moss.

King Ross


  London feiert den englischen deutschen Dschungelkönig. [Fotoquelle]

Er hat es geschafft. Ross Antony ist Dschungelkönig.

Natürlich hätte es Michaela Schaffrath genau so verdient gehabt. Genau so, bzw. ganz anders. Sie war der Fels in der Brandung, immer da, wenn jemand jemanden brauchte, immer vernünftig, freundlich, patent. Und dabei sympathisch und auf eine überraschende, wunderbare, burschikose, unpornostareske Art attraktiv.

Ross Antony war die Brandung. Hyperaktiv, hektisch, aufgeregt, panisch. Völlig aus dem Häuschen vor Glück, untröstlich vor Trauer, immer heulend, tanzend, lachend, resignierend, überschäumend. Michaela hätte gewonnen, weil sie so verlässlich war. Ross gewann, weil er so unterhaltsam war.

Sie waren irgendwann sehr ermüdend, die ungezählten Witze von Sonja, die alle dem Schema folgten: „Wählen Sie den Dschungelkönig oder die Königin — oder Ross“. Aber Ross war tatsächlich auf eine wunderbare Weise sehr schwul. Keiner litt so schön wie er, so theatralisch, so selbstironisch, so camp. Nachdem er in den ersten Tagen voll und ganz damit beschäftigt war, von der Situation überfordert zu sein, schaffte er es irgendwann, die Überforderung zu zelebrieren — hinterher und manchmal sogar gleichzeitig.

Es blieb schockierend zu sehen, wie sehr er selbst am letzten Tag im Dschungel noch litt und kurz vor dem Aufgeben stand, auch wie wichtig ihm seine Außenwirkung war. Darin blieb er Lisa Bund ähnlich: Er war, wie sie, besessen von dem Gedanken, allen irgendetwas zu beweisen. Aber erstens hat er es allen bewiesen, und zweitens mischte sich das mit Entertainerqualitäten und einer Lust an der Parodie auch seiner selbst, wie sie kein anderer im Camp hatte. Ich habe lange nichts so lustiges gesehen wie die letzte Dschungelprüfung von Ross, seine Reaktion und die von Dirk Bach und Sonja Zietlow, als er gekochten Känguru-Hintern, Krokodilpenis und lebende Würmer essen sollte — und es tat. Wie schön, dass so einer: ein so schwuler, verrückter, anstrengender, selbstzweifelnder, widersprüchlicher Mann, von der Mehrheit der Zuschauer gewählt wurde.

Neben Michaela Schaffrath und Ross Antony war Bata Illic ins Finale gekommen, und Dirk sagte einen Satz, für die allein die Texter der Show einen Preis verdient hätten:

Es fällt heute die Entscheidung zwischen den Königreichen von England, Serbien und Monte-Video.

Bata musste in seiner letzten Dschungelprüfung mit Schlangen kämpfen, was sehr rührend war, weil er einer, die sich ihm näherte, freundlich erwiderte: „Oh Schatzi, das muss nicht sein heute“, und eine andere, die mit dem ganzen Drohrepertoire, das eine kleine Schlange so hat, verhinderte, dass er mehr als einen Stern bekam, konsequent „die kleine Giftnudel“ nannte.

Zu seinem Abschied spielten sie „Butterfly“, was doppelt schön war, weil die Zeile „Jeder Tag mit dir war schön“ so gut auf ihn passte und es natürlich nach „Bata-fly“ klingt. Michaela bekam passend zu ihrem früheren Künstlernamen „Wild World“ von Cat Stevens. Und ganz zum Schluss lief von den Madsen „Vielleicht“ — ein Lied, das für die Show hätte geschrieben sein können:

Jetzt bin ich wieder hier
Frag mich „was ist passiert?“
Stell mit Bedauern fest
Dass alles unverändert ist
Nicht gut und nicht schlecht
Möchte am liebsten hier weg
Irgendetwas hält mich fest
Und ich will, dass es mich loslässt

Vielleicht ist das der Anfang
Vielleicht ist das das Ende …

Klaas & clever

Die Idee hinter dem „Comedyquiz“ Ahnungslos ist originell: Kandidaten wissen nicht, dass sie in ein Quiz mit versteckter Kamera geraten sind, beantworten beiläufig ein paar mehr oder weniger unauffällig eingestreute Fragen und wundern sich hinterher, dass sie Bargeld in die Hand gedrückt bekommen. Joko und Klaas von MTV fungieren als die Fragensteller.

Und auch das ist ganz nett. Mehr nicht. Und natürlich nicht ganz neu.

Deshalb kommt jetzt der Satz, von dem ich nie erwartet hätte, dass ich ihn, egal in welchem Zusammenhang, jemals äußern würde:

Mario Barth war lustiger.

Klar, wie immer!

Huch, haben Sie gerade geblinzelt? Schade, dann haben Sie leider die zweite Staffel von Doctor’s Diary verpasst, die RTL innerhalb von sechs Wochen komplett versendet hat, dank Doppelfolgen zu Beginn und am Ende.

Überraschend war die zweite Staffel sogar erfolgreicher als die erste, und dennoch hält sich RTL noch vorsichtig zurück mit einer offiziellen Bestätigung einer kommenden dritten Staffel, die eigentlich sowieso schon vor einem Jahr zusammen mit der zweiten bestellt wurde. DWDL zitiert RTL mit den Worten: „Wie immer werten wir die Staffel in Ruhe aus.“ Das ist im Grunde eine vorbildliche Vorgehensweise, irritierend ist allein die Formulierung „wie immer“. Ich behaupte nicht, dass es um alle der nachfolgend genannten Produktionen schade war, aber die Macher und/oder Zuschauer der hektisch abgesetzten RTL-Reihen Herzog, Die Anwälte, My Name is Earl, Die Show der Woche, Natascha Zuraw oder Mission Hollywood hätten sich bestimmt auch gefreut, wenn RTL die Quoten nach dem Ende der Staffel erst mal in Ruhe ausgewertet hätte.

Klausjürgen Wussow ist tot

Wir er es in seinem unnachahmlichen Standardsatzbau gesagt hätte:
„Du, Professor Brinkmann ist nicht mehr unter uns, nich?“

Kleiner Fisch

Es wurde höchste Zeit, dass Oliver Pocher endlich den „Preis der beleidigten Zuschauer“ erhält. Denn seit 15 Jahren (1993: Karl Dall) hatte niemand mehr die Größe einen eigenen Sendeplatz, den er mit der persönlichen Abholung des Preises füllen konnte.

Gut also, dass Oliver Pocher den Preis persönlich abgeholt und dies in Schmidt & Pocher gezeigt hat. Denn man könnte durch die alljährliche umfangreiche Berichterstattung in allen wichtigen Publikationen von Abendzeitung bis Zeit ja leicht den Eindruck bekommen, dass es sich beim „Preis der beleidigten Zuschauer“ um eine Auszeichnung von hoher Relevanz handelt, hinter der eine kompetente Fachjury steckt. Dank Oli Pocher kennen wir nun die traurige Wahrheit. Er musste sich nicht einmal darüber lustig machen, die Umstände sprachen für sich.

Pocher holte den Preis im Wohnzimmer eines alten Mannes ab, der mit seiner Frau in einem hässlichen Wohnklotz in Köln-Lövenich residiert, und dessen Lebensinhalt es ist, beleidigt zu sein. Der 70-jährige Augustus Hofmann überreichte Pocher den Preis, bei dem es sich um einen potthässlichen Fisch handelt, der aussieht, als habe ihn Hofmanns Enkel für den Kunstunterricht in der Schule basteln müssen, ohne große Lust darauf zu haben.

Zum Abschied kündigte Pocher an, das Team von Einsatz in vier Wänden mal in Hofmanns Wohnung zu schicken. Davon hatte der Alte, der sich „Profizuschauer“ nennt, noch nie gehört. Pocher: „Ist Fernsehen. Müssen Sie nicht kennen.“

Kleines Licht

Bemerkenswert: Das Galileo Spezial: Licht aus in der Werbepause von Talk Talk Talk war nur etwa zwei Minuten lang, hatte aber den gleichen Informationsgehalt wie gewöhnliche Galileo-Sendungen. Flupp, flupp, flupp, flupp, auf vier Einzelbildern des geteilten Bildschirms wurde es dunkler, und damit ist die Inhaltsangabe beendet.

Ebenfalls bemerkenswert: Wie Aiman Abdallah aufgeregt zappelnd die Zuschauer geradezu anflehte, nach dem Licht bloß nicht auch noch den Fernseher auszuschalten, nur um Strom zu sparen.

Leider endete die Übertragung dann auch schon, weil Sonya Kraus wieder Auschnitte und Ausschnitt zeigen musste. Ich hätte gern noch gesehen, ob nach dem kollektiven „Licht aus!“ plötzlich Ilja Richter ins Bild läuft und ruft: „Spot an!“

Dennoch, und das meine ich jetzt ausnahmsweise mal ganz im Ernst: Wenn der Licht-aus-Sender ProSieben seinen PR-Hype auch nur einigermaßen ernst gemeint hätte, hätte er dann nicht symbolisch für fünf Minuten den Sendebetrieb einstellen müssen?

Klimawandel immer deutlicher spürbar

Heute ist der 31. März, und Thomas Gottschalk verabschiedet sich mit Wetten, dass…? in die Sommerpause.

Klugscheißer

Heute im Quiz-Taxi stellte das Navigationsgerät in etwa folgende Frage: „Wie heißt das Abkommen, mit dem 1448 ein Krieg beendet wurde?“
Die Antwort: „Der Westfälische Friede.“

Richtig!

Moment mal, der Westfälische Friede markierte das Ende des Dreißigjährigen Krieges, und das war doch — genau: 1648, also 200 Jahre später, oder?
Aber eigentlich auch wurscht — keiner hat’s gemerkt, weder der Moderator, noch die drei Kandidaten im Fond. Und das Navi liest halt auch nur die Fragen vor.

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